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WlLMANWW Dienstag, den 26. Mürz 1938 Nr. 72. Jahrg. 88 4 Die Angeklagten nahmen das Urteil sehr ruhig hin. Man hatte aber allgemein den «indruck, daß dieses entsetzliche Urteil Adendlafel zu Ehren -er englischen Minister. Berlln, 26. MSrz. Der Reichsminister des AuswSrttgen und Freifrau v. Neurath veranstalteten zu Ehren des britischen Außenministers Sir Joh» Simon und des Lord, siegelbewahrer» Eden gestern im Hause des Reichs- Präsident e« eine Abendtafel. An dieser nahmen teil der Führer und Reichskanzler, der königl.-britische Botschafter, sämtliche Kabinettsmitglieder, die Begleiter der englischen Minister, sowie die Herre» der britischen Botschaft «nd führende Persönlichkeiten der Reichsbehörden und der Partei mit ihren Damen. Die erste amtliche Berlaulbarung. Berlin, 25. MSrz. Das Deutsche Nachrichtenbüro teilt mit: DerFühreruudReichskanzler empfing heute vormittag den britischen Außenminister SirIohnSimon und Mr. Anthony Eden im Beisein des Reichsaußen- Ministers Freihern ».Neurath «nd des britische« Bot- schafters Sir Erie Phipps. Besprechungen fanden statt sowohl am Bormittag als auch am Nachmittag übereinige der Frage«, die in dem engHsch.französischen Komm«»iq«Lvom3. Februarerwähntworden sind. Die Besprechungen werde» im Laufe des morgigen Vormittags wieder aufgenomme» werden. B e r tt n, 26. MSrz. Heute, Dienstag, um 10.15 Uhr vor- mittags wurden in der Reichskanzlei die Besprechungen mit den englischen Regierungsvertretern im gleichen Kreise wieder ausgenommen «nd fortgesetzt. Unerträgliche Schreckensurkeile in Kowno. Memel-eulsche zum Lode verurteilt. Schwerste Zuchthausstrafen. Spitzel werden begnadigt. Amtliche Anzeigen. Radiumbad Oberschlema. Am Mittwoch, dem 27. MSrz 1935, von vormittags 8 Uhr bl» nachmittag« 4 Uhr wird die Wasserhauptleitung gespült. Eine Trübung des Wassers ist unvermeidlich. Ein Einwohnerschaft wird deshalb gebeten, sich vorher mit genügend klarem Wasser zu versorgen. Radiumbad Oberschlema, 25. MSrz 1935. Der Bürgermeister. Die Gegenstände der Berliner Verhandlungen Was Sir Simon am ersten Tage vorgebracht hat. Bekanntmachung. Das von den unterzeichneten Forstämtern unter dem 15. Februar 1935 erlassene Verbot des Betretens de» Walde« außerhalb der Wege usw. wird hiermit bis zum 30. April 1935 verlängert. Bocka«, Breitenhos, Johanngeorgenstadt, Lauter, Pöhla und Raschau, am 25. MSrz 1935. Die ForstSmter. SI«M. SMviWielMeMIe mi MeiiWe W MUMM SAeedm. Dounerstag, den 28. MSrz 1985, vor«. ^L10 Uhr Entlassungsfeier für die abgehenden Schülerinnen und Schüler. Hierzu ladet die Behörden, Eltern und Freunde der Schule ergebens! ein Die Direktion. Lorenz. v» »Uqae»N«Nch« Mowo««««" «"»«au -Ml »i» «NW*. «A,«) frei Lau, «1» kos!« oun-Mch 1^0 UM, haldmnialllch » W «M, durch di« «»« ^nlchl. aller B^la^a monatlich an,Icht.goft«ll,edlldr. «inzeinummer >0PK. Mir «u>«rl-n,l Nn,«IandI« SchNWück« «sw. Ldenitwml di» SchrisNeilung dein« ««mlw-rlmig. Die russisch-tschechische Gefahr. Ward Price meldet der „Daily Mail* aus Berlin: Rach ihrer gestrigen, etwa fiebenstündige» Besprechung mit Herrn Hitler, dem Freiherrn v. Neurath «nd Herr« v. Ribbentrop, seien sich die britischen Minister über eine Sache klar gewesen, nämlich, daß sie sehr gut daran getan hätten, nach Berlin zu kommen und mit Hitler persönlich zu spreche». A»f beide» Sette« sei verschiedentlich eine sehr deutliche Sprache gebraucht worden, wenn auch zugleich größte Herzlichkeit bestanden habe. Ueber den Inhalt de« Meinungsaustausches glaubt der Korrespondent folgendes berichten zu können: Simo« habe damit begonnen, Hitler di« Stimmung der englisch«« öffentliche« Mei«««g g«g««üb«r Deutschla«» zu rium wie im britischen Foreig« Office die jetzigen Berhand- lüngen tiefgehende Meinungsverschiedenheiten verursacht hät ten. Es sei kein Geheimnis, daß mächtige Einflüsse im Sri- tischen Foreign Office sich gegen de» Plan von einmütige» und freundschaftlichen Besprechungen mit Deutschland wen dete», für die der Staatssekretär des Aeußeren ei«getrete« sek. Diese Einflüsse begünstigte» de» Pla« der französische» Regie- rung, der aus sofortige» Abschluß eines Militärbünd nisses mit Sowjetrwßland abziele. Aber sogar in Frankreich herrschte eine Meinungsverschiedenheit bezüglich dieses Planes. Laval wünsche abznwarten, was sich aus Si mons Berliner Besprechungen ergebe, bevor er Moskau be suche. Der französische Ministerpräsident Flandl» sei mit nachdrücklicher Unterstützung des französischen Generalstabs darans bedacht, sofort ei» Militärbündnis zwischen Frankreich und Sowjetrußland zustande zu bringen. Wenn dieser Pla» aussichtsreich bleibe, da würde russisches Kriegsmaterial i« die Tschechoslowakei hineknfluten, die dadurch praktisch ei» russischer Anßenposten in der Flanke Deut sch- lands und im Falle eines Krieges im Osteuropa ei» Stütz- punkt für russische Flugzeugangriffe auf Berlin werde» würde. Ward Price fügte hinzu, Simon werde wahrscheinlich Berlin nicht vor Mittwoch nachmittag verlassen. Edens Abreise nach Moskau bleibe auf Dienstag abend festgesetzt, so -aß Simon am letzten Vormittag seine» Berliner Aufenthaltes allein mit der deutschen Regierung in Berührung sein werde. Die amtlichen Bekanntmachungen sämtlicher Behörden können in den Geschäftsstellen des „Erzgebirgischen Bolksfreunds" in Aue, Schneeberg, Lößnitz und Schwarzenberg eingesehen werden. v« »«w » SW » MW dna« V 4 », —i d« SV wwdrittNlTMMMimelirro^, -Mich WH. «Wamwvw ,<ml T-M 2 «-4l-bN-NU u BU Derstgua» ooo holl« Lind »«w, Lagu», au, I-usiadm vnkllgm, dü Unl«b,«chun,m de, «» IchatttdeMed« dUn« A-Iprich«. M»Iych««a»M»M»r Nr. 1222«. »«xeiude-wir,.»,»!,: Aar. Satsen. Nr. 28. Bon den weiteren Angeklagte» wurden Dreßler, Preik- schas «nd Dr. Herbert Boettcher ebenfalls z« 8 Iechren Zucht haus verurteilt. Die übrigen Angeklagten erhielten Zuchthaus strafen von 1^ bis zu 6 Jahren. I Die beiden Spitzel und Kronzeuge« Molinu« «ad Kubbu- , „ ta« erhielte« ««r 1^ Zähre guchtha««, die in G«sä»g«i»strastn von «iemande« erwartet ward«« «ar. Dazu wird aus Berlin geschrieben: Ein offizielles Programm für die Berliner Verhandlungen ist nicht herausgegebe» worden, da es sich um eine Arbeits tagung handelt, bei der auf englischer wie auf deutscher Seite nur das Bestreben besteht, zu sachliche« Vereinbarungen im Sinne der Förderung de« Friedens in Europa zu kommen. Die englischen Minister werden auch Gäste des Reichsaußenministers sein. Der englische Außenminister wird wahrscheinlich bis Mittwoch vormittag in Berlin bleiben und dann das englische Flugzeug „Delia" der Imperial Airways zum Rückflug nach London benutzen. Die Derhandlungsgegenstände sind durch das Londoner KommuniquL gegeben. Erster Punkt ist die Rüstungsbeschrän kung. Dazu darf wiederholt werden, daß Deutschland nach wie vor grundsätzlich bereit ist, Abkommen zur Rüstungsbeschrän kung oder zur Rüstungsverminderung abzuschließen, wenn alle anderen in Frage kommenden Länder gewillt sind, sich in An sehung des Einzelfalles Beschränkungen auf dem Fuße der Gleichheit aufzuerlegen. In der Ostpaktfrage ist die Einstellung Deutschlands nicht minder klar. Deutschland will Frieden im Osten, aber es sieht diesen Frieden nicht durch Paktsysteme ge- sichert, deren Teilnehmer zum Teil militärbündnisartige Son- oerbindungen eingegangen sind und die zum Teil gar keine Gebietsinteressen im Ostraum zu verteidigen haben. Wenn Befriedung das Ziel sein soll, darf man nicht Komplikationen den Weg ebnen. Die gleiche Gefahr bestände bei der vorge- sehenen Marschroute elnes Donaupakte», der eine Versteine rung der gegenwärtigen anormalen Lage zu einer Stunde be deuten würde, da die Brüchigkeit ungesunder Verträge sich klar erwiesen hat. Außerdem ist zu befürchten, daß man bei der vorgeschlagenen „Nichteinmischung" stets nur an die deutsche Eventualität denken wird, während andere Partner mit naiver Selbstverständlichkeit gewillt sind, weitergehende Rechte für sich in Anspruch zu nehmen. Deutschlands grundsätzliche Bereit- Willigkeit zum Abschluß eines Luftabkommens ist bereits früher in der deutschen Antwort an England zum Ausdruck gebracht worden. Bleibt'die Frage des Wiedereintritts Deutschlands i« de» Völkerbund, die von selbst ihre natürliche Regelung finden würde, wenn die bekannten Voraussetzungen unum stritten gegeben sein werden, nämlich die Garantie der deut schen Sicherheit und die Garantie für absolute Gleichberech tigung. Nur ganz wenige Angeklagte, bet denen es sich in der Hauptsache um Ramensverwechslungen handelte, also um solch« Männer, die überhaupt garnicht auf die Anklagebank gehörten, oder um junge Leute von 16 «nd 17 Jahren, wnrden srelge. sprachen. Da« SerichtsgebSude «nd die «mliegenden Straßenzüge waren von einem Polizeiaufgebot besetzt, das jede Ansammlung sofort auseinandertrieb. Im Gerichtssaal war die militärisch« Bewachung erheblich verstärkt und auch auf die bisher auf freiem Fuß befindlichen Angeklagten ausgedehnt. Die Diplo matenloge «ar überfüllt mit Vertretern ausländischer Staaten, litauischen Richtern und Beamte«. Auf de« Pressetribünen herrschte starker Andrang. Sonst waren nur wenige Zuhörer zu der Urteilsverkündung zugelassen worden. umgewandelt wurden. Gleichzeitig verkündete das Gericht, daß es für diese beiden «in Gnadengesuch beim Staatspräsidenten einreiche« würde. Es ist bezeichnend für die Methode der Urteilsfindung, daß gerade diese beiden, obwohl Molinas Geschäftsführer der Sovog «ar, und mithin eine führende Rolle spielte, von dem Gericht in dieser Weise behandelt werde«. Kowno, 26. MSrz. Heute vormittag gegen 10 Uhr wurde unter großer Spannung das Urteildes Kowno er Kriegsgerichtes verkündet. Der Vorsitzende gab bekannt, daß Emil Boll, Walter Prieß, Heinrich Wannagat «nd Emil Lepa zum Tode verurteilt worden find. Er han delt sich hier um die Angeklagten des sogenannten Feme morde» der Sesutisgruppe. Johann und Ernst Wallat wurden zu lebeusläuglichem Zuchthaus verurteilt. Die Führer der „Sovog", Dr. Reu- man« «nd Bertuleit erhielten je 12 Jahre Zuchthaus. Die An- geklagten Kwauka, Ernst Rademacher, Brokoph, Riegel, Haak, Grau, Lappiens, Scheschkewitz erhielte« je 10 Jahr« Zuchthaus. Der Führer der christlich-soz. Volksgemeinschaft, Freiherr von Saß, Baron Ropp, Rehberg, Gronenberg «nd acht andere An- geklagte wnrden z« je 8 Jahren Zuchthaus verurteilt. Bei den bisher Verurteilten wird da» gesamte Vor- mögen beschlagnahmt. - enthaltend dt« a »Utch«« Vck«»«M«ch»«ß«« der «mishauplmannschast und de» * Bezirlwverdand« Schwarzenberg, der Siabträte in Aue, Srünham, Lößnitz, Neustädlel «ad Schneeberg, der Ainan-ämler tu Aue und Schwarzenberg. «s werden außerdem oervffenllicht: Bekanntmachungen der Amtsgericht in Aue. Schneeberg, Schwarzenberg, Johanngeorgenstadt und de« Stadtrale» zu Schwarzenberg. Verlag L. ». SSrlaer, Aue, Sachse«. LauptgeschUflsfirlle: Aue, Fernruf Sammel-Nr. 2541. Drahtanschriftr Dolbssreund Auesachsen. Geschaftafteo«,: Lößnitz (Amt Aue) 2940, Schneeberg 310 und Schwarzenberg 3124. schilder«. Er habe gesagt, sie sei enttäuscht und unbehaglich geworden. Das britische Volk sei zwar vo« gutem Willen gegenüber dem deutschen Volke beseelt, aber es fei überrascht und mißtrauisch geworden durch die plötzlich aufeinander folgende» Ankündigung«» hinfichtlich der Bildung einer Lust streitmacht «nd eines großen Landheeres. Simon habe auch erklärt, wenn ein mächtiges Volk wie das deutsche einen ganz willkürlichen politischen Kurs wähle, könnten sich ernste inter nationale Verwicklungen ergeben. Er wünsche deshalb, die Möglichkeiten der Schaffung eines kollektiven Sicher- heitssystems zu prüfen. Er fürchte, daß der einzige andere Weg darin bestehen könnte, daß alle Mächte, die Besorg, nis gegenüber Deutschland empfinden, allmählich eine Koali- tion bilden würden, um ihre gegenseitige Sicherheit zu gewähr- leisten. Die Folgen einer so scharfen Spaltung in Europa könnten ernst sein. Wen« Deutschland wetterhin unabhängig seine ejgenen Ziele z« erreiche» suche, dan» könnten Frankreich und Großbritannien, so gerechtfertigt die erwähnten Zlele auch dem deutschen Volke erscheine» mögen, sich in einem Dilemma befinden. Sie würden dann zu wählen haben zwischen einer Politik der Uebereinstimmung mit Deutschland und einer Politik der Uebereinstimmung mit den anderen Festland. Mächten, die an die Möglichkeit glaubten, daß sie eines Tages von Deutschland in eine gefährliche Lage gebracht werde» könnten. Simon habe gesagt: Wir sind nach Berlin gekom- men, um ausfindig zu machen, ob diese beiden Möglichkeiten sich nicht verschmelzen lassen, und ob es nicht möglich ist, ein wissenschaftliches System der Vereinbarung zu schaffen, an dem Deutschland «nd die anderen Festlandmächte teilhaben. Er habe daraus hingewiesen, daß er persönlich nach dem Vorge. fallenen einige Entschlossenheit habe zeigen müssen, um nach Berlin zu gehen. Er habe es getan, weil er geglaubt habe, daß dieser Besuch der Sache des Friedens dienen werde. Die bri- tische Regierung suche sich nicht ihrer Verantwortlichkeit zu entziehen. Sie werde aber das britische Volk davon über- zeugen, daß sie den richtigen Weg gewählt habe. Um eine Fest, legung dieses Kurses bei voller Kenntnis der Tatsachen zu ermöglichen, suche er Informationen aus erster Hand über Deutschlands Ansichten und Absichten zu erhallen. Nach der Uebersetzung der Ausführungen Simons habe der Führer einen lleberblick über die jetzige europSische Lage gegeben, wie sie sich in den deutschen Augen darstelle. Ward Price macht im Anschluß hieran folgende Bemer. kungen: Es sei sonderbar, daß im französischen Außenministe-