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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 13.08.1883
- Erscheinungsdatum
- 1883-08-13
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188308137
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18830813
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18830813
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Anzeiger
-
Jahr
1883
-
Monat
1883-08
- Tag 1883-08-13
-
Monat
1883-08
-
Jahr
1883
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 13.08.1883
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Erscheint täglich früh 6'/, Uhr. Arßartion und Lrpt-tti>« IohanneSgasse S3. Sprechstunden der Nedartion: Bormittag« 10—12 Uhr. Nachmittag» ö—6 Uhr. -Ur >HS,»dk rm,rI<>Ldtrr M-nutrrw«« «acht Sch »re N«d»«>»a »>cht «rtiMich, Aunahme »er für dt« «Lchftf*I»e«»e »u««er befti»«te« Aukerate «, S»che«ta«ru bis 8 Utzr ««chmitta,». a» S*»«- und Kesttaue« früh bis V.v Uhr. 2u den Filialen für Jus.-^nuahmr: vtto Klemm, UniversitätSstraße 21. L«ui» Lösche, Katharinenstraße 18. p. «ur bi» '/,8 «hr WM TagMat Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, Handels- und Geschäftsverkehr. Auflage L8,LVV. Abonnementonreis viertelj. 4'/, ML. incl. Bringerlohu ö Mk., durch die Post bezogen 6 Mt. Jede einzelne Nummer 20 Pf. Belegexemplar 10 Pf. Gebühren für Extrabeilage« «hnc Postbesörderung SS ML mit Postdesörderong 48 Mk. Inserate bgespaltene Petitzeile SO Pf. Gröbere Schriften laut unserem PreiS» verzeichniß. Tabellarischer u. Ziffernlatz nach höher« Tarif. Krclamen unter dem Uedactionsstrich die Spaltzrile SO Pf. Inserate sind stet» an die Expedtttan zu senden. — Rabatt wird nicht gegeben. Zahlung praeuumerauäo oder durch Post» Nachnahme. ^»Z22L. Montag den 13. August 1883. 77. Jahrgang. Amtlicher Theil. de» Derk«st der Stine»»berechtig««g »ege» Wldgade«rückstL«de» betreffe«». Nach Vorschrift der Revidirten Städte - Ordnung tz. 44 unter z sind von der Stimmberechtigung bei den Wahlen alle diejenigen Bürger, welche die Abentrrchtung von StaatS- unv Gemeindeabgaben, einschließlich der Abgaben zu Schul ung Armen-Casseu, langer al» zwei Jahre ganz oder theil- weise im Rückstände gelaffen haben, ausgeschlossen. Unter Hinweis auf diese gesetzliche Bestimmung fordern wir daher aus Veranlassung der »u nächster Zeit vorzuncb» «enden Ausstellung derStadtverordnetenwabllifte und der dann bevorstehenden ErgänzungSwahl deS Stadtverordneten-Col- legurm- alle Abgabenrestanten, welche davon betroffen werden, zur ungesäumten Abführung ihrer Rückstände aus. Leipzig, den 31. Juli 1883. Der Math der St«dt Leipzig. Tröndlin. N. Bekanntmachung. Die MacadamisirungSarbciten in der Kochstraß« und Straße 8 de» südlichen Bebauung-Plane- sind vergeben und werden die unberücksichtigt gebliebenen Bewerber de-halb hiermit ihrer Offerten entbunden. Leipzig, am 7. August 1883. Der Rath der Ltadl Leipzig. I)r. Tröndlin. Cicbori»-. Dekanntmachnng. Die Arbeiten behufs AbputzeS dc» Stadthauses sind der geben und werden die unberücksichtigt gebliebenen Bewerber de-halb hiermit ihrer Offerten entbunden. Leipzig, am 10. August 1883. Der Rath der Stadt Leipzig. Vr. Tröndlin. CickoriuS. Hoh-Anction. tdeilu«, Forstreviers aufbereüetm Hölzern sollen 84 »et Stoenkaucr üzern sollen Mtttmoch, »en S2. Ananst ».A. vo« Vormitt«, v Uhr a» 11 eichene Klötzer 18—-8 cm stark, S—7.2 w lang, 8 birkene » 18—28 « . 4—5 » » . 1VS kieferne » 20—28 » » 3 5—5 » » 125 dergl. Derbstangen 8—13 am stark, 8—11 w kang, M ÜL. i 218 , . Brennknüppel, 4 » eichene Zacken. 88 . eichenes und l 268 . kiefernes / «rennreiflg meistbietend gegen sofortige Bezahlung und unter btti vorher be könnt zu gebenden Bedingungen versteigert werden. - Versammlung auf dem Schlage am Saisertvege. 'Geld etnnahme tm Kgsthuuic zu Gaschwitz. Königl.Aorftrrntaiiit Wnrze» »RSnigl.Forftrevterverwaltnng Zwenkau, Sei« 10. August 1888. Bachmann. Lomler. Ne-er!ags-Vcrmiethimg. In dem Grundstücke „Zur Stadt Dresden", «rimmaischer Steinweg Nr. 11.12, ist vom 1. Oktober d. I. an eine große Niederlage anderweit zu vermiethen. Reflectanten werden ersucht, sich deshalb im UniversitätS-Rentamte zu melden. Leipzig, am 11. August 1883. vnwersitSt» - Rentamt. Graf. Nichtamtlicher Theil. Leipzig, 13. August 1883. * Die „Nationalliberale Correspondenz" schreibt! Bei den jüngsten ReicbStagSersatzwablen in Kiel und Wiesbaden haben sich sämmtliche liberale Stimmen von vornherein auf Candidaten der Fortschritt-Partei ver einigt, was den letzteren den Sieg wesentlich erleichtert hat. In Heiden Fällen haben die gemäßigten liberalen Richtungen darauf verzichtet, einen Kandidaten ihrer Partei aufzustellen. Wen« tnan gehofft hatte, daß die Fortschritt-Partei diese loyal« und tatkräftige Unterstützung dankbar anerkenne rmd bei Gelegenheit vergeite, so ist man wieder einmal getäuscht worden. In einem vorher niemal- bestrittenen national liberalen Wahlkreise, dem Bcnnigsen'schen, wird in höchst leichtfertiger und herausfordernder Weise eine fortschrittliche Eandidatur ausgestellt, die keinen andern Zweck haben kann, als der Sache der Welfen Vorschub »u leisten und höchsten- durch welfische Unterstützung einige Aussicht baden könnte Den ultramontan-fortschrittlichen Canvidaturcn und Wahl büodnissrn beginnen die welsisch. fortschrittlichen als neue deachtenSwtrthe Erscheinung sich auz,«reihen. Der fortschritt. licke Ananfs aus den allen Bennigsen'schen Wahlkreis muf aus die Wahlpolitik und Wahltactik de- gemäßigten Libera lismus von bestimmendem Einfluß werden. Wir werden miß doch wieder einmal zu fragen haben, ob wir fortwährend dazu beitragen sollen, unter dem Namen und mit der Kraft de- „GrsammtliberaliSmuS" fei lsch rittlicke Candidaten durch zubringen, während jeder Nationalliberale» auch in den bisher anerkanntesten Wahlkreisen und ohne Rücksicht auf die offenbarste Schädigung der liberalen nicht nur, sondern auck der nationalen Sache, sich der heftigsten Besehdung feiten- der Fortschrittspartei auSgesetzt sieht. Bet den nächsten allgemeinen Wahlen wird die Erinnerung an di« gesammtliberölen Cnndidaturen in Kict und Wiesbaden und alS Gegenstück dazu die fortschrittlichen Angriffe aus den nationalliberalen Besitzstand in Landau, NeuhauS und ander wärts maßgebend fein und eine neue Richtschnur für unsere Taktik abgrben müssen. Inzwischen werten unsere Gesinnung» genossen in zwei erledigten sortschrittlichrn Wahlkreisen Greif-Wald und gorchheim, sich wohl auch jetzt schon überlegen, ob man ihnen znmnthen kann, sich für fortschritt» liche Kandidaten anzustrengen. während gleichzeitig in andern Wahlkreisen die fortschrittliche Eentrallritung mit Welfen und Ultrawoatanen gegen di« Nationalliberaleu conspirirt. * Wie die „Bossische Zeitung" aus guter Quelle erfährt, wird der russische Marineminister, Victadmiral Schcstakow, welcher augenblicklich in Karlsbad weilt, Ende der komnienten Woche den deutschen Reick-- kriegShäfen Wilhelmshaven und Kiel einen Besuch abstaltcn. Die Erlaubniß zur Besichtigung der deutschen Werfle und HascnvcrtheidigungSwerke ist bereit- rrtheilt. Von Kiel a»S wird der russische Kreuzer „Europa" den Minister nach Rußland zurückbringcn. Ob das russische UebungSgeschwader der „Europa" eutgegengehcn oder dem kiclcr Hasen einen Besuch abstatten wird, scheint nock nicht sicher zu sein, doch ist der Regierung die bcvor- 'tehcnde Ankunft russischer Schiffe in Kiel bereits avisirt. Der Besuch de- russischen MarineniinistcrS in Kiel beweist auf- Neue, daß man in Petersburg der Entwickelung der dculschcn Flotte ein sehr lebhaftes Interesse schenkt. In der russischen Marine hat sich in den letzkcn Jahren eine wcseulliche Wandlung vollzogen; daS Bestreben, die Schlagfertigkeit der Marine zu erhöhen, macht sich erfolg reich gellend. Ossiciere und Mann'chaste» werke» fleißig im praktischen Dienste geübt, und die persönlichen Leistungen werken von sachverständigen Beobachtern als höchst respektabel anerkannt. Außer der vcrvollkoinninctcn Ausbildung der Mannschaften nimmt Rußland daraus Bedacht, daS chwini inende Flollcnmatcrial zu verwehren. Besondere Ailsiiicrksaiukeit wirk kcr Oslserstette zligewcnket, Rußland ürchtcl offenbar die kenlsche Rivalität in der Ostsee, und die Ostmacht macht die äußersten Anstrengungen, iiin sich die ehemalige Machtstellung in dein baltischen Meere wicderzugewiiliieii. Es ist nicht auSgemackt, kaß Rußland kaS llcbergcwichl in diesem Augendlick schon besitzt; aber wenn »»an die Zweiteilung der deutsche» Sccstrcilkräfte in Betracht zieht, und wenn man sich eine Eventualität de: kr, daß Deutschland die in Wilhelmshaven lationirteu Schisse zum Schutze.von Elbe und Weser in ker Nordsee taffen >n»ß, dann hat Lie russische Flotte ohne Zweifel daS llcbcrgewickt in der Ostsee. Die jüngste Flottcnliste gicbl für die russische Ostfceflotte folgenden Be stand an: 17 Schlachtschiffe (davon 6 »eu und 5 gepanzerte Kreuzer), 13 KüsteüvcrtheidigungSfahrzkng:, IlO Torpedo boote, 22 Kreuzer. 20 Kanonenboote und überdies zahtrricht AvisoS und Dampfer für alle Möglichen Zwecke. Man sollte glauben, daß diese Seemacht für DertheikignngSzwecke voll kommen ausreichend sein wtide, nichl-destoweniger herrscht ein außerordentlicher Eifer, um daS schwimmende Material zu veniiehrrN. Für da- Jahr 1883 ist der Bau von nicht weniger als neun Kriegsschiffen vorgesehen, die allerdings schwerlich mit der dazu auSgeworfenen, verhältnißmäßig bescheidenen Summe von 7'/» Millionen Rudel hcrgestellt werken können. Die Ostfceflotte soll um zwei Panzer, drei Kreuzer und zwei Kanonenboote, die Flotte im Schwarzen Meer nm Zwei Panzer vermehrt werke». Auch die große Flotte von Torpedobooten wird noch imincr mehr vergrößert. Neue Boote für tie russische Marine sind im Ban bei Thvrnycroft, Norman, Claparäde und bei der koeiStö cks korgc's et eliLntiei-8 cko In MäiterranSe. Allerdings wird die Ergänzung nothwenkig sein, denn die Brauchbarkeit einer großen Zahl von russischen Torpedobooten ist sehr fraglich. Die Booke sind zuin großen Theil mährend teS Kriege) von 1877/78 beschafft, und bei ker Abnahme sollen große Nachlässigkeiten vorgekomnien sein. Ininierhin ist die russische Ostseeflvtle stark genug, um die Küsten wirksam zu vcr- theidigen; ja eS ist fraglich, ob irgend eine Seemacht stark genug ist, um eine Blockade der russischen Häfen nnSziisührcn und auSzuhalten. Wir in Dcnlschland thun sehr klug daran, die Entwickelung der maritime» Kräfte Rußlands nicht zu unterschätzen. » * * * Wie wir a»S der in der Ossicin der .Agence HavaS" gedruckten autozraphirten Correspondenz ersehen, soll in allernächster Zeit in Pari- ein neue- Journal erscheinen, „welches Len Titel „l'.VIsLcs l-orraine" führe» und sich mit den Interessen ihrer wider ibren Willen von Preußen annec- tirten Mitbürger beschäftigen soll." Ferner heißt eS darin: „Herr Antoine, äöputS cie I» protestation et äs Lletr, wird für dir- Journal schreiben und ihn» fortlaufende Correspondenzen schicken; daS will sagen: daS Blatt wird unseren Mitbürgern jenseits der Vogesen ein ganz besonderes Interesse widmen und muß eS allen guten Franzose» angelegen sein, dasselbe mit Aufmerksamkeit zu lese». Man behauptet, die deutsche Botschaft habe die Absicht, in Betreff de- Titels deS Journal- Schwierigkeiten zu machen. Aber der Titel thul nicht» zur Sache, wesentlich sind nur die Interessen der Elsaß-Lothringer Andererseits sehe ich gar nicht ein, mit welchem Neckt und au- welchem Grunde sich Deutschland um ein Pariser Journal bekümmern könnte. E» hat gegen ein andere- inuthige» Blättchen, da- ^l'^nti-krussien" heißt, nichts ein zuwenden gehabt, eS wird auch, so kann man hoffen, die Weisheit haben, gar nichts gegen ^I'Xlsaco-l.ori-ains" zu unternehmen." Jetzt also, wo Herrn Antoine und der chauvinistischen Agitation »n den ReickSlanden ein wirk samer Riegel vorgeschoben ist, gedenken sic von Paris an- da» Feld zu beackern. Aber auch die Sperrung diese» Wege» dürste keine Schwierigkeiten haben. Die Pariser Heißsporne merken aiigenscheiiilich, daß ihnen bei der stetig zunehmenden Zufriedenheit der reichsländischen Bevölkerung mit der be stehenden Ordnung immer mehr Terrain verloren geht, daß andererseits bei der jetzigen eminent friedlichen politischen Situation für lange Zelt ^ede Aussicht aus Revanche de» nommen ist; auS diesem GclichtSpuncte dürste da- hitzköpfige Gebahren der Dsroultde und Genossen zu erklären seu». * Nrber die in Wie» am 10. d. M. stattaefundenen Arbeiterunruhen bringt die „Neue Freie Presse" nähere Angaben, denen wir Folgendes enlnebmen: Die Arbeitrr-Demoastrati»», die vor vierzehn Tagen a« dem Stottenringr vor der Polizei-Dtrrrtion stattgesuuben hat, wurde heule Abend wiederholt, doch kam e» diesmal zu einem heftigen Zu» iammeiistobc zwilchen den Arbeitern »nd der Polizei, und e» ging nicht ohne Blutvergießen ab. Nur dem rasche» und sebr energiichra Lingreisen der CicherheitSwache und der bewaffneten Macht var e» zu danken, daß der Exceß, dessen Schauplatz heute der Scholltnring und der Platz vor der Potlvkirche war, nicht noch ernstere Folgen »-habt bat. TS lößt sich zur Stunde (10 Uhr AbendSl noch nicht skststellen, welchen Zweck und Lharaktrr die wohlvorbereitete Demon stration eigeutlich hatte; ob sie etwa mit den Pester Exceffen in Verbindung stand, oder ob sie ausschließlich jenen Zielen diene» sollte, welche die radikale Socialisten - Partei unter den hiesigen Arbeiter» verfolgt. Der Umstand jedoch, daß die heutige Demonstration auSschllrßlich gegen die Polizei Behörde gerichtet war; daß die Theilnehmer sich au» den radi kalen Arbeiterkreisen rrcrutirl hatten, und endlich das Geständnis, einiger der verhafteten, daß die Excefle eine Antwort bilde» sollte» ans die häufigen Auslösungen von Arbeiter-Versammlungen, lassen vermuthrn. daß der heutige Excrß mit der Pester Revolte ,n keinem direkten Zusammenhänge steht. Dir Brrhastete» sind durchweg» Arbeiter, die sich an den Exreffen betheiligt hatten und in deren Taschen man noch Steine vorfand. Scho» auS den ersten Verhöre» konnte ferner ent. nommen werden, daß die Menge auS den verschiedensten Be- irken und selbst aus entlegenen Orten aus die gegebene Ordre »eute Abend zusammengeströmt war. So befinden sich z. B. unter den verhaiteten drei Brüder, die in einer Fabrik i» Floridsdorf beschäftigt sind. Nach Ausnahme kurzer Protokolle wurden die Verbastelen nacheinander im Wagen ins Gefaiigen- au» in die Theobaldgasse gebracht. Soweit bisher eruirt weiden der Wachmann Fabik: der eine erhielt, wie schon erwähnt, aus dem Platze von der Votivkirche vom Lchlossergehilscn Michel Hriischka einen Stich in den Rücken, der andere durch einen Sleinwurs eine chivere Verletzung am Kopse. Mit Ausnahme zweier Fenster in der Apotheke aus drin Schottenring Nr. 14 die durch Steiiiwürfe ertrümmcrt wurden, ist kein weiterer Schaden zu verzeichre». >er Polizei-Präsident leitete von Anfang an Ort und Sielle daS Einschreiten der Polizeiwache und folgte derselben bis aus den Platz vor der Botivkirche. wo er unmittelbar Zeuge der schweren ver- wundung deS einen SicherheitSwachmamies war. Wie wir einer späteren Mitthcilung entnehmen, haben die meisten der verhaftete» Arbeiter czech ische Namen; es sind zumeist Fabrik-» ärbriter, und nur in der Minderzahl Haiidwerksgchnlseii, wie Schuft'r, Schlosser, Tischler u. s. w. Unter den Vrrha:lctcn befindet sich ein Maschinist NamenS Wilhelm Hansen, und ist ei» gewisser Ferdinand Vlasq nm schwersten verwundet. Letzterer hat durch Säbellncbe zwei klaffende Kopswiinden dnvongetragen und erlitt außerdem eine Ver letzung oberhalb deS rechten AngrS. Der Mann wurde blutüberströmt und in bewußtlosem Zustande vor den Polizei-Arzt vr. Markbreiter gebracht und sodann seine- bedenklichen Zustandes wegen sofort in da» Spital übertragen. Trotz des traurigen Anlasses fehlte cs nicht an heiteren Episoden. So wurde der Maurer Karl Ernstberger iark angeheitert aus das Wachzimmer der Polizei-Direclion gebracht und dort ansgesordert, seine Sachen abzulegcn. I» aller Ruhe Neues Theater. Leipzig, 12. August. Sbakesvearc'S historische» Trauer spiel: Richard III., unter seinen Historien die gewaltigste »nd effektvollste Schöpfung, die den bluttriefenden Tvrannen Richard in so furchterregender Gestalt beleuchtet und den grausige» Untergang deS Herrscherhauses ?jork darstellt, wurde nnS gestern nach der Dingelstcdl'schcn Bühnenbearbeikung. mit einleitender und begleitender Musik von W. C. Mühl- dorser und auch mit größkcirlheils riihmenSwerther Aus stattung vorgesülirl. Man darf der Dingclstedt'schcn Bear beitung das Verdienst zuerkennen, daß sie manche Abkürzung in geschickter Weise angebracht und durch paffende Anfügung einzelner Scenen manchen störenden Scenenwechsel beseitigt bat, so daß daS Ganze mehr bühnengerechle Gestalt gewonnen. onnte, wurden auch zwei Sicherheit-Wachleute verwundet, worunter I allein es ist auch Manches znm Opfer gefallen, was sür die leerte Ernstberger seine Taschen und fand zuletzt „och einen Kcenzcc s " , - bei sich. „Du habt'- den a". sagte er. „damit ibr net glaubt'?, i bin > sammtelnvinck I'eäle.lct. Charakteristik deS Helden wichtig und auch an sich wirksam ist. Z. B. wird jene Scene zwilchen Richard und der KönigS- wittwe Eiti.ck'elb, wo der heuchlerische König seine dämonischen Uederrcdn»goknnste für die Gewinnung ver jungen Elisabeth so energisch und siegreich auswenvet, ausgelassen. Der Dichter wollte aber gerade diese Scene auf den fürchterlichen Fluch der Mutter folgen lassen, nm VaS sclsenharte Gemüth de- Heldcn, wie er untericküttert mit voller Energie und Geistes gegenwart seine eigensüchtigen Zwecke verfolgt, in seiner ganze» Schrecklichkeit zu zeicviien. 'Auch wird durch die Weg lassung dieser Scene VaS, was der König bezüglich seiner Wer bung um die legitime Nichte ankündigt, säst überflüssig gemacht. Außerdem erscheint mir die Abkürzung der Erinordunqsscene ini 1. Acl verschlt. Clarence sollte gerade über die Falsch heit deS tenslischen Bruders Gloster vollständig, und zwar mit höhnender Wiedergabe seiner Worte, durch die Mörder auf geklärt werden, während bei Dingelstedt gleich nach den nieder schmetternden Worten: „Ibr irrt euch sehr, euer Bruder Gloster haßt euch", die Dolchstiche folgen. Auch die rührende Mahnung deS Clarence an die entmenschten Banditen ist da- curch abgeschnitten. So sind denn die scenischen Vortheile der Bearbeitung auch von manchen Nachtheilcn für den Ge« chrniitzi". Ein Andercr machte bei seiner Veihaftung den Ausspruch: ,Ia, wenn da- Volk in Aufruhr ist, da läßt man uns nicht reden, ^ »a arrrtirt man un» gleich" * Der Pariser Correspondent der Wiener „N. F. Pr." »at am Freitag den neu ernanNten französischen Bot- chaster in Wien, Grafen F«»ch«r de Eareil, inter viewt. Ter Berichterstatter schreibt: Der Graf ist noch durch den Verlust feiner Tochter niedergedrückt, dennoch gedenkt er 'eine Thätigkeit bald auszunehmen. „Ich bin", sagte er, „in Wien kein Fremder, wissenschaftliche» Kreisen Von iwbcm Interesse mußte eS für unS sein, den talent vollen Charaklcrdarstcller Herrn Grube, der sich schon so ost in bedeutenden Rollen bewährte, nun auch seine Krail a» der höchst anspruchsvollen Partie des Richard erprobe« zu sehen. Alles an diesem phänomenalen dramatischen Charakter bilde ist so extravagant, außer aller Beziehung zu anderen tragischen Heide», so gigantisch »nd dem menschlichen Em pfinden freu.?, daß matt bei der Verschiedenartigkeit der Auf fassungen und Ausführungen niemals zuversichtlich von einem unv Oesterreich gerade „ ^ ^eigM7^steb7'mtt'noch' v°?Aug^°u>W^Pes?wi^Äen ! tt-llm.gSwe.se des Herrn Grube, die von seiner hervorragenden sind mir in ausgezeichneter Erinnerung. TieS bestimmte Begabung und semc... tnch .acn Streben den besten Be- nick, alS mir mein Fr?und, der Minister des Aenßern. d.e lieferte, w ro noch Manerwrle, zu klaren und abzu- Vertretung Frankreichs in Oesterreich-Ungarn anbot, z>,r"E""s">. b-vor'h.n vollste Zustlmimmg allers-rt» -°for.ige?A..nah..,.deS Postens. Unter .l.en Bes.i...>n..ngS-> ^.,^'l .^°rd->. >mr^ ^ack^den orten ziehe ich Wien vor, daS ist eine liebenswürdige Stadt, miv meine Beziehungen zu allen ernsten Facloren des Landes, hoffe ich, werden sich dort freundlich gestalten, wie schon die freundliche Aufnahme beweist, welche mein». „ - r ^ -c- ^ - . - —^ " Name bei de» maßgebenten Kreisen gesunden Wabrhaslia. «usacbettung. Herr Grube ne,gt zu emen. U-bcr- dr„„^. isi -s ,,'ir nie,,, lei.tct aemel.n lner die Stätte'n/in.r Iver RnanelNiNg. Am wenigsten war das noch IM l. Acte wahrzuiiehmen, denn da gelang fast Alles aufs Scenen fand der Künstler wohlverdiente Anerkennung, die sich in iaillcm Beifall und häufigen Hervorrufen zeigte. Jedenfalls ist ein Zuviel immer »och bester alS cm Zuwenig dennoch ist es mir nicht leicht gewesen, hier die Ställe meiner Wirksamkeit sofort zu verlasse». Allein der Minister stellte mir vor, daß, nacktem die österreichische Regierung durch die 'chleunige Ernennung cineS so vorzüglichen Vertreters wie Gras HoyoS einen Act der Courtoisie und der freundlichen Gesinnung gegen Frankreich vollzogen, Frankreich nickt einen Tag länger als schicklich den österreichische» Posten unbesetzt lassen dürfe, und da er auf meine Ernciinung Werth zu legen schien, so acceptirte ich. Vierzehn Lage darauf traf mich der schwere Schlag, daß ich mein Kind verlor. Ich glaubte die Stelle wieder nieverlegcn zu sollen, dann aber Zutreffendste, sowohl in dem Monolog als m der Scene mit Clarencc und in dem besonders schwierigen Auftritt mit Lady Anna, in welchem der Künstler glänzende Rhetorik nilv bcwuiiteriiswerlhcs Spict entwickelte. Ebenso führte er sie Scenen deö 2. ActcS vortrefflich durch. Sehr effektvoll war in kcr Rathsscene im 3. Art die Bcrurtbcilung des Hastings, wobei jedes Wort wie ein Blitz cinscklng. Da gegen wollte mir bei der heuchlerischen Ablehnung der Krone vor dem Lordmayor und den Bürgern die Überwegen nach reiflicher Neber/egung politische siLnde'n Ton5L und auch der Gedanke, daß ich an der Donau Trost finden werde für die Sckicksal-schläae, die mich an der Seine getroffen. Würde mich nicht der Generalrath meine- Departement-, dessen Vorsitzender ich bin, znrückgehalten habe», wäre ich sofort nach Wien ge gangen; aber sobald tie Arbeiten geschloffen sind, und daS dürste Ende dieses Monat- geschehen sein, reise ich sogleich ab. um Sr. Majestät meine Accreditive zu überreichen und die guten Beziehungen, welche immer zwischen unsere» Reichen bestanden, wietcr auszunehmen. Diesen Act der Ncspccl als unglaubwürdige llcbcrtreibung im singenden Tone der Stimme und in sonstiger Ausschmückung erscheinen. Später bei de» kurzen Austritten inii Tnrrcl schien mir die ans- sällige llmbiillung des Tvrret mit dem KönigSmantcl unnöthig. Beim Abgang am Schluß deS l. ActcS hätte eS genügt, daß der König hochausaerichtct mit dem Schwerte voranschritt. Warum daS raublüierälniliche Nicdcrducken und daS Schwert ausschlagen am Bode»? Auch das TcuselSlachcii tani zu bäusig vor. Nach der Gespeiister-Erscheiilnng im letzten Aele fuhr der König erst nach den Worten: „Ein anderes Pferd! Ver bindet meine Wunden! Erbarmen" — auö dem Traume empor. I niciiu.-—nuv ocm Traume empor zurück, um daselbst meine Angelegenheiten zu ordnen, und hierauf erst werde ich mich in Wien, hcffcnttich für lange Zeit, ernstlich installiren. In einigen österreichischen Zeitun gen habe ich die Meinung ausgesprochen gesebcn, daß Frank reich die Absicht hatte, einen sogenannten streitbaren Diplo maten zu entsenden. Sicherlich. wenn von mir verlangt worden wäre, daß ich mich in den Kampf der Parteien menge, oder mich mit einzelnen liiren oder identificiren inüss'e, hätte ick die Stellung nicht angenommen Ich grböre nicht zu den Freunden politischer Schwärmereien fder Botschafter gebrauchte diese- Wort deutsch), meine Aufgabe wird sein, aufmerksam den Gang der Politik in allen ihren Nuancen zu beobachten, die Interessen meines Vater landes wahrzunehmen und sie mit Mäßigung »nd Festigkeit im Vereine mit meiner Regierung zur Geltung zu bringen, Allem, waS dem allgemeinen Frieden wie den guten Be- zicbnnaen beider Länder Abbruch thun könnte, au» dem Wege zu gehen; dagegen alle politischen wie ökonomischen und kommerziellen Beziehungen, die in unserem gegenseitigen Borthrile siegen, zu stärken und zu kräftigen. Daß ich auch Oekonom bin. kann mir in einem Lande, wo die Agrikultur eint so große Rolle spielt, nur zum Vortheile gereichen, ebenso,tzdaß ich der deutschen.Sprache mächtig bin und kaber einen so wichtigen Factor, wir die Presse, auS eigener Wahr nehmung verfolgen kann. Endlich läßt ja meine ganze Hal tung nicht voraussetzen, daß ick ander- als in cvnciliaillein Sinne zu wirken bemüht sein wurde. DaS weiß der Minister deS Aeußern: Andere- hat er von mir nicht ver langt und mich alS Monn de» Studium» kennend, sagte er zu mir: „llebernehmen Sie diesen wichtigen Posten» Sir können der Republik viele Dienste leisten." unmotivirt getreunt. Nichtiger wäre cs wohl, wenn der König Diese Ansangswvrte wie im Halbiranni, batbansgeri i wt, sa i vollbetent spräche. Abgcseben von solchen «täglichen Mvmcilten muß man die Leistung des Herin Grube, der kcS Vorzüg lichen so viel bot, ini Spiel »nd in der Deklamation so ost crcellirte, alS eine sebr imponirendc bezeichnen »nb bestätigen, daß er nntcr de» bier ansgetrclenen Richards eine b rvor- raaende Stellung einnimnit. — Aus der großen -,abl der Milivirkenden trat Frl. Trubn alS Margarethe von Anjou durch dcclamatorische Kraft noch am meisten hervor, nur möchte der gediegenen Künstlerin anzurathen sein, in der Tonfülle manchmal Reserve eintrclen zu lassen und noch schneidigere Betviiung hie und da anzubringen. Für die wesentlich verkürzte Rolle der Königin Elisabekss eignete sich die Sprecb- n»v DarstellungSwcise des Frl. Hab» »ur zum Tbeil, jedoch gab sie sich redlich Mübc, die Ans- aabe zu erfüllen. Ein durchaus lobenSwcrktzer Georg von Clarence «var Herr Barmann, der die Erzätzlung teS furchtbaren Traumes.trcstlich vertrug. Ebenso mußte der Hastings, «rie lbu Herr Door darstellte. Zustimmung finden. Dagegen wollt- mir die Art, wie Herr Mever den ehrgeizigen, schlauen und schneidigen Buckingham verkörperte, doch zu milde und farblos erscheinen; jedoch die Scene mit dem Lerkinanor und den Bürgern sührlc er befriedigend auS. Mil dem Schattenbild des todtkrankcl- Königs Eduard fand sich Herr Bischer erträglich ab. Ten blonden Prinz Eduard von Wales zeichnete Frl. Schneider zu sanjt-kinblich, ja säst mil weiblicher Weichheit, wo selbstbewußtere Haltung und ein kräftigerer Ton am Platze gewesen wären, »nd auch der Prinz Richard. Frl. Petri, batte »och kecker austreten können. Tic greise Herzogin von Bork, die Niobe ihres unselige» Hauses, verlangt eine leislungSsähigere Darstellerin als Frl. Kuntschmann, die den boblen Klagcton zu einförmig bci- bchielt und den Mutlcrfluch nicht wirksam genug zu macken
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