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Ottendorfer Zeitung ll s Bezugspreis: vierteljährlich 1.20 Mk. frei ins Kaus. In der Geschäftsstelle abgeholt viertel- jährlich 1.—. Einzelne Nummer 10 Pfg. Erscheint am Dienstag, Donnerstag und Sonnabend Abend. 0 s Amts- H Klatt V - Anzrigenpreis: Für die klein-spaltige Korpus-Zeile oder deren Raum 10 pfg. — Im Reklameteil für die kleinspaltige Petit-Zeile 2b pfg. Anzeigenannahme bis 12 Uhrmittags Beilagegebühr nach Vereinbarung, I > - Ü des Gemeinderates und Gemeindevorstandes zu Ottendorf-Moritzdorf. !Nit wöchentlich erscheinender Sonntagsbeilage „Illustriertes Unterhaltungsblatt", sowie den abwechselnd erscheinenden Beilagen „Handel und Wandel" „Feld und Garten", „Spiel und Sport" und „Deutsche Mode" Druck u. Verlag -er Fa. H. Rühle, Inh. R. Storch in Groß-Dkrilla. Lür die Redaktion verantwortlich R. Storch in Groß-Okrilla. Kummer Dienstag, den 31. Oktober 1dl 1 10. Jahrgang Amtlicher Teil. Bekanntmachung. Der IV. Termin Gemeinckermlsgen ist am t- November c. fällig und innerhalb 3 Wochen an die hiesige Ortssteuereinnahme (Gemeindeamt) zu entrichten. Nach Fristablauf beginnt das geordnete Beitreibungsverfahren. Ottenäork-Aloriträork, den 28. Oktober 1911. Ver gemellnlevsmaml. Uolksbibliothek in der neuen Schule, geöffnet MM" von */,8—l/zS UBr adonü» Lesegeld für ein Buch 2 Pfg. Kataloge soweit der Vorrat reicht umsonst l>,s hseuelte kiir eilige Leler. In Leipzig wurde vorgestern die Hochschule für Frauen eröffnet. Nach türkischen B-richien hoben d e letzten Kämpfe um Tripolis mit einer Niederlage der Italiener geendet Die Bevölkerung in Kanton, wo d e erste republikanisch- Zeitung rschtensn ist hat sich für den Ausstand erklärt. Oertliches und Sächsisches. Vttendorf-Vkrtlla, zv. Vktober M. Lum Leksvmationskelte. Wieder tönen Festglocken durchs Land, uns Nachgeborene zu erinnern an den Mann, der Üner ganzen Welt andere Bahnen wies, denn notgedrungen mußte durch Luthers Einfluß im Laute der Zeiten auch die katholische Kirche so Aanche wichtige Aendeiung eintreten lasten, an die sie sonst nicht gedacht hätte. Wie viel verdankt die freie wissenschaftliche Forschung, ja selbst die Industrie und die Technik, so absurd dies zunächst klingen mag, unserm Dr. Mar- linus! Durch seine kühne Tat hat er die Knechtung der Geister gebrochen, hat er einen Aufschwung in da« Leben Deutschlands ge bracht, der mehr oder weniger allen Gebieten in Gute kam. Die Glocken tönen und rufen Uns sein Bild in» Gedächtnis, die Löwenstirn Und di« feurigen Augen die so streng und doch wieder so barmherzig liebevoll schauen konnten, die scharsgemeiselten Züge, die deut lich von eiserner Selbstzucht und Selbstbe herrschung reden, und den charakterfesten Mund, der Worte gesprochen hat, die nicht vergessen werden, so lange die Erde steht. Die Glocken tönen und künden von dem herrlichen D-utschen, neben den sich nur wenige stellen dürsen. In dunklen Zeiten hat er das Licht des Deutschtums neu entzündet und kräftig an- gefacht. Gab er uns doch Unsere einheitliche Schriftsprache, einen deutschen Gottesdienst, deutsche Glaubenslieder und eine deutsche Bibel. Hätte er nicht einen so guten Grund gelegt, besäßen wir heute noch kein Deutsches Nejch, hätte Bismarck seine Kräst« bei Vor arbeiten zersplittern müssen, ohne die Haupt lache tun zu können. Die Glocken erschallen ium Ruhme besten, der uns ein- deutsche Schule gegeben hat. Wohl nennen wir Melanchton „praeceptor Oermamae", den Lehrer Drulfchiands, aber di-se sanfte, schüch. lerne Gelehrtennatur hätte sich hinter ihren Büchern und wissenschaftlichen Werken in der Stille verborgen gehalten, wenn nicht Luther lhn hineingestellt hätte in die Tätigkeit für bas Volk, w«nn nicht sein Heldenmut den tagen Freund immer wieder gestählt hätte. Luthers Arbeit für die Schule, seine Visitation in der Schule, seine Schriften über die Schule »nd nicht zuletzt sein Katechismus, der große die der Kleine, haben der Schule di- Kratt g'geben, sich zu dem Kulturfaktor aufzubauen, den sie jetzt darstellt. —* Zehn Jahre lang hat unsere Freiwillige Feuerwehr nunmehr „Gott zur Ehr, dem Nächsten zur Wer" hier gewirkt. Morgen begeht man die Feier des zehnten Stiftungsfestes. Alljährlich hat man diesen TründungSfeiern einen recht frohen erheiternden tzharakter zu g.ben verstanden, denn die im schweren Feuerdienst steh-n en Wehrmänner fanden sich besonders g-rn- auch zu rechtem Frohsein zusammen Stets nahmen aber auch die passiven Mitglieder und Ehrengäste gerne an den Feiern teil. Der 10. Gründungsla hat nun Veranlassung gegeben eine besonders harmoniiche Feier zu veranstalten und weil Freude tmm.r wieder Freude erweckt, hat man diesmal dem Humor das Vorrecht gelösten. Die Aufführung eines Schwankes bringt Freude. Die fidele Autofahrt und das Hu moristische Schattentheater bringen kür Otten dorf neuen Humor und dem Jubiläums- Charakter des Festes trägt man durch sinnige Arrangements bestens Rechnung. Eintritts karten werden durch die Mitglieder ausgegeben. —* Ein Zögling d-S Turnvereins Jahn 5. Sieger im 10-Kilometer-Wettmarsch eines Arnsdorfer Vereins Dies ist das Resuitat eifrigen Arbeitens, das unsere Jahnturner jetzt treiben. Der Sieger ist der Zögling Zech. —* Von der Schlachtsteuereinnahme ist leider noch die Exp-ditionszeit nicht allen In teressenten genügend bekannt. Um diesem Mangel abzuhelfen, teilen wir hierdurch mit baß Schlachtschcine vorm. von 8—12 und nachmittag von 2—6 Uhr abgeholt werden können. Man kann ferner den Schlachtschein schon am Tage zuvor, und für Montag- Schlachtungen schon Sonnabend erhalten. —* Eine betrübliche Statistik ergeben die Tabellen der Reichshauptstadt für das Jahr 1909. Nach diesen sind mehr al« ein Viertel aller Geburten, nämlich 10008 von 39474 unehelich gewesen. Von 1292 totgeborenen Kindern waren 481 außerehelich. S4 Kinder wurden hilflos auf der Straße ausgesetzt gesunden. Von den unehelichen Müttern gehört fast der dritte Teil dem dienenden Stande an, aber auch 85 Lehrerinnen und Gouvernanten, 27 Sängerinnen und Schau spielerinnen, 5 Beamtinnen und Studentinnen sind unter ihnen vertreten. Sieben uneheliche Mütter waren unter 15 Jahren, 30 ISjährig 382 17 jährig, 691 I8jährig. Die älteste uneheliche Muller zählte 52 Jahre. —* Dem sächsischen Kriegsministerium ist von der kaiserlich japanischen Regierung ein wertvolles Geschenk überwiesen worden. Das japanische Kriegsministerium hatte bekanntlich auf der Hygiene-Ansstellung in Dresden mehrere Gruppen, so den Operalionöraum eines Feldlazaretts, Feldküche, Proben einiger Uniformstücke, Modell eines Reservelazaretts zu hundert Belten im Kriegssalle, Modell einer Kaserne auf Formosa für eine Batterie, statistische Tabellen und Photographien, Glieder ersatz (Modell Nogi) und Fechtgeräte ausgestellt. Dies« in ihrer Eigenart und Darstellung so wertvollen Gegenstände sind dem sächsischen Kiiegsmtnisterium geschenkt worden, da» die Sehenswürdigkeit der Arsenalsammlung in Dresden überwie». —* Kaninchen-Rauchfleisch ist ein großer Leckerbiffen. Man bereitet ihn folgender maßen: Ein oder mehrere fette Kaninch-n werden ausgeschlachtet, der Kopf abgetrennt und der Rücken der Länge nach ausgeschnitten. Dann legt man die Kaninchenhälsten dicht beisammen in «in Gefäß, schneidet einig« Knoblauchzinken in ganz kleine Stückchen und streut diese nebst einer Handvoll Wachholder' beeren über das Fleisch, Nun löst man 1 Pfund Salz in 1^ Liter Wasser auf und schüttet diese Lösung darüber. Diese Fleisch- stücken müssen täglich einmal gewendet werden, und zwar immer so, daß die oberen dann zu zu unterst kommen, nach vier bis fünf Tagen ist die Pökelung vollendet. Nun wird das Fleisch in Kleie gewälzt und in den Rauch gehängt. In der Ermanglung von Kleie — in manchen Gegenden nimmt man gern Krüsch — läßt man die Stücke eine Nacht hängen und abtropfen, bevor sie in die Räucherkammer gebracht werden. Das Fleisch wird sonst zu schwarz unansehnlich. Je nachdem der Rauch fortwährend oder nur zeitweise an das Fleisch gelangt, ist das Fleisch in vier bis sechs Tagen gut geräuchert. Vor dem Gebrauch wird es in warmen Wasser abgewaschen und dann in Sauerkraut, Rotkohl und der gleichen gekocht. Dresden. Die städtischeu Kollegien haben beschlossen, Sr. Exzellenz Wirkl. Geh. Rat Lingner, das Ehrenbürgerrecht der Stadt Dresden zu verleihen. — In einem Dorfe unweit der Grenze war einem Gutsbesitzer ein Geldbetrag von 800 Kronen aus einem verschlossenen Schranke mittels Einbruchs gestohlen worden. Auf Er suchen der zuständigen Behörden wurde der der hiesigen Polizetdirektion gehörige Polizei» Hund Ralf von Räcknitz mittels Automobils an den Tatort gesandt. Ralf nahm dort an den aufgezogenen Schlankkästen und Schrank- schlöffern Witterung und verfolgte sodann eine Fährte, die nach etwa bOO Meter in ein Haus führte, in dem zur Zeit des Einbruchs die Tochter des Bestohlenen Wäsche gemangelt hatte. Auch als der Hund wieder an den Tatort zurückgeführt wurde, verbellte er dort fortgesetzt die Tochter des Bestohlenen. Letztere hat nun auch den Diebstahl unum wunden eingestanden. —* Bekanntlich wurde der Maurer Ernst Friedrich Göhlert am 5. d. M. von dem hiesigen Königlichen Schwurgerichte wegen Mordes, begangen an dem Rentenempfänger Todt, zum Tode verurteilt. Da der Ver teidiger RechtSanwa't Dr. Knoll seine Voll macht niedergelegt hat, bat Göhlert den Rechts anwalt Dr. Johannes Hippe für ihn Revision einzulegen. Dr. Hippe erklärte sich hierzu bereit. Es ist von ihm ausführlich begründete Revision beim Reichsgerichte eingegangen. — Vor einigen Tagen hat der in einer hiesigen Buchdruckcrei beschäftigte 15jährige Kaufmannslehrltng Friedrich Max Wolfram seinem Lehrherrn ein leeres Schecksormular ge stohlen, auf einen hohen Betrag auSgesüllt und bei einer hiesigen Bank präsendiert. Der Bankbeamte bemerkte jedoch die Fälschung, woraus Wolfram die Flucht ergriff. Jetzt ist der Genannte von einem Landgendarmen in Obergorbitz wieder beim Stehlen und Betteln betroffen, vorläufig sestgenommen und dem Jugendgerichte zugesührt worden. Auf sein Konto kommen noch weitere, zum Nachteile seines früheren Chefs verübte Gclddiebstähle. — Die Internationale Hygiene-Ausstellung wurde bis einschließlich 27. Oktober von 5 301 906 Personen besucht. Zwickau. Dem „Zwickauer Tageblatt" zufolge verlautet, daß die Regierung die Teilung der Amtshauptmannschast Zwickau, die zurzeit die größte aller Amtshauptmannschaften ist, in einen nördlichen und südlicken Bezirk mit je einer eigenen Amtshauptmannschaft plant. Aus Zweckmäßigkeitsgründen soll Zwickau auch der neue Sitz der Amlshaupt- Mannschaft werden, so daß in Zukunst zwei Amtshauptmannschaften ihren. Sitz dort haben Meltlauk. WaS du gestern frisch gesungen, Ist doch heute schon verklungen, Und beim letzten Klange schreit Alle Welt nach Neuigkeit. War ein Held, der legt' verwegen Einstmals seinen blut'gen Degen Als wie Gottes schwere Hand Ueber das crschrock'ne Land. Mußt's doch blüh'n und rauschen lassen; Und den toten Löwen fassen Knaben nun nach Jungenart Ungestraft an Mäh'n und Bart. So viel Gipfel als da funkeln, Sah'n wir abendlich verdunkeln. Und es hat die alte Nacht Alles wieder gleich gemacht. Wie im Turm der Uhr Gewichte Rücket fort die Weltgeschichte, Und der Zeiger schweigend kreist, Keiner rät, wohin ec weist. Aber wenn die eh'rnen Zungen Nun zum letzten Mal erklungen, Aus den Turm der Herr sich stellt, Um zu richten diese Well. Und der Herr hat nichts vergessen. Was geschehen, wird er messen Nach dem Maß der Ewigkeit — O, wie klein ist doch Lie Zeit! w«rd«n. Die StaatSregierung wird dem im nächsten Monat zusammentretenden Landtag eine entsprechende Vorlage zugehen lassen. Leipzig. Der Kriminalpolizei gelang es, zwei gefährliche Individuen in den Personen zweier Handlungsgehilfen im Alter von 35 und 29 Jahren sestzunehmen. Beide sind dringend verdächtig, an eine alleinstehende Dame einen Erpcefferbrief geschrieben zu haben, inhaltlich dessen sie 3000 Mark for derten, und für den Fall, daß sie das Geld nicht erhielten, der Dame mit Ermordung drohten. Waldheim. Sächsischer Fleischertag. Im Mai kommenden Jahres soll hier der Sächsische Fleischerlag staltfinden, zu dem eine Beteiligung von etwa sechshundert Fleischer- meistern erwartet wird. Für die Beratungen sind zwei Tage in Aussicht genommen. Letzte Nachrichten. Wegen Kindesmordes zum Tode verurteilt. Das Schwurgeoicht in Braunschweigt verur teilte d-n Kaufmann Müller in Schöningen w-gen Ermordung seines außerhelichen zwei Tage alten Kindes zum Tode. Die mitan geklagte unverehelichte V.-rkäuferin Regel wurde wegen Kindesmocdrs unter Zubilligung mildernder Umstände zu zwei Jahren Gefäng nis verurteilt. Kirchennachrichten. Dienstag, den 31. Oktober (Reformationsfest) Ottendorf-Okrilla. Vorm. 9 Uhr Predigtgottesdienst Motette für Kinderchor: „Himmel und Erde vergehen" Medingen Vorm. 11 Uhr Predtgtgottesdienst. Großdittmannsdorf Vorm. 9 Uhr: Predigtgottesdienst Kollekte für den Gustav Adolf-Verein