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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 05.04.1911
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1911-04-05
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19110405012
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1911040501
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1911040501
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1911
-
Monat
1911-04
- Tag 1911-04-05
-
Monat
1911-04
-
Jahr
1911
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rseznqs-Prei» >.r L elptl» t«rch »u>» -rL,« »nd Sv«dil«u« »»el t«,llch >»» vau« -«drachi: W i»»LÜ., U-kd^U oierNljLdrl. v«t un»«» ». U». n«uM«iaUe» 4d^h«t« 1» »«MI, L.LÜ »««itthrl. L»rch dte VeLr >,»rr»«id rxuitck^nd« »nd d«r d««y»« Nolmiien »leNrNthrl. it.S» ^k, »«aU. US» autlchl. P,Nd»ft«ll«kU>. >z«r«, s Brlgi«», Ttukmart. d«n r-aauIiLLttu. 'Iiailia. Lurrnlburg, Ä!ledirla«d«, A»r- wkkini, O«stkrr«ich Ungarn, ckußlaur, LchwLlxa, Lwwr^ u. Spani««. In allen udrigen Liaaien anr direkt durch di« «beicht,ltiiell« v» «laue« erh^Ulch. La« ^rtpjiger la«rd!«n Mchernk 2«a! itgkck. bo»a- ». g«irri«g« n«r mord«»«. M»,-»« > e»r-rlai>«dme> Augull»Ipl«tz 8^ oei „irren trtgeru, Diinlea, Lveditturro und rUueatzmeslelleo, >»wu PoULmrer» und Uneiniger». »tn»,t»»rt«n f«pr,i« der Morgen, autgad« tv der Ldendautgab« » ». Morgen-Ausnade. MMgcr TagtblM Handelszeitung. AmtsVkatt -es Nates und -cs Notizeiamtes -er Ltaüt Leipzig. ««zeige«» Prei» 'S» Imern« «n« uer»»!, and Umgedun« »» i^Uvalren« »0 «an» dM» M 74 »» dE» »M „«»irr« « NM«»«» t-w di« 74 »r» dneit» U«ttt»«0« 4ll «Uch4IM»Mg«n n» O^U-Uchr«»» »nd üi der » Urni« «rditzl »«d«r »ech Lend ««laßdgediidr » ».Lanien» «xv. -oik^dLdr. ^UWlklUÜEW ElL^MOG mcht z««og«» werde». szür de« Lricheene» an deM»»»» tag« nn» Blitzen wird lein» »«nntte »der»»«»««. dst ^»tltthra Atltal« u. UKLSnsrv- »N-dtttO«« d«S I>- a»H «gtzg«»! „» »eschLN»»««» Z»d4»l«ga-««. tzerniprmder, 14«L 14««, »4«» Henpl-Hiltale Vrr4dg« Seeftraic 4, t (Leteptz«, 4621). Nr. SS MMwmtz, ürn S. Kyril lSI l los. Zshrgsng. Dss Mästlglie. * Der Reichstag erledigte am Dienstag den Rest des Etats und vertagte sich dis zum 2. Mai. sS. Reichstagsber.) * Im Reichstage stimmten bei der nament lichen Abstimmung über die fast gleichlautenden An träge der Linken auf Erhöhung der Heizer zulagen von 280 Abgeordneten 162 für und 116 gegen die Zulagen bei 2 Stimmenthaltungen. Die Anträge sind somit angenommen. sS. d. des. Art. . und Reichstagsber.) * Don der Ostsee werden zahlreiche schwere Schiffsunfälle gemslde:. sS Tages chronik.) ' * Zn Ratlbor verübten zwar nicht- nersetzte Schüler Selbstmord. sS. Tages chronik.) * Das Großherzogl. Sachs. Sta-rtsminifterium b- - «tätigte das Verbot der Aufführung der Wei forsch en Jesustetralogie. sS. Fruill) rsnslxjss. Es gab eine Zeit, da lösten sich rn Spanien dte konservativen Ministerien Lanovas del Castillo und dte liberalen Kabinette Sagasta mir der Regelmäßigkeit von Sommer und Winter ab. 2m Charakter aber ähnelte der liberale Sommer dem konservativen Winter jo stark wie die Jahreszeiten aus larldfernen Inseln. Sagastas homöopathischer Liberalismus regte die Nerven seiner Gegner nicht auf, und Canovas Regiment machte die Partei des Libe ralismus nicht heiß. Der eigentliche Unter schied zwischen den beiden leitenden Staats männern Alfonsos Xll. und der Regentin be stand darin, daß Sagasta bei seinem Amts antritte regelmäßig Reformen versprach, ohne sich im mindesten mit der Erfüllung seines Ver sprechens zu beschäftigen, während Lanovas solche Bejchwichngungs-Pstaster für seine Anhänger schaft nicht nötig hatte. Unter Alfons XIII. ist Spaniens politisches Leben aus seiner Verflachung herausgekommen. An die Spitze der beiden großen Parteien sind neuerdings Charaklerköpfe gelangt, deren Ehr geiz nicht durch eine hohe Zahl ihrer Amts jahre befriedigt wird. Man mag Mauras klerikale Neigungen verwerfen: man wird seinem Mute die Achtung nicht versagen, der die Ver antwortung für Ferrers Erschießung auf sich nahm und damit seine Ministersähigkeit viel leicht für immer ausopferte, ja den anarchistischen Freunden des Hingerichteten seine Person als sicht bares Ziel vor die Augen rückte. InLanalejas ober, der nach der viermonatigen Regierung Morets der zweite liberale Ministerpräsident Vieser Periode geworden ist, hat die Partei der liberalen Monarchisten gleichfalls einen tat kräftigen Führer gewonnen. Seit der Wieder herstellung des legitimen Königtums ist er der erste, der mit den gerade für Spanien so nötigen Reformen einen wirklichen Anfang gemacht hat. Sein Programm des Fortschrittes im Kirchen-, Schul« und Sozialwesen war ja be- rannt: aber langjährige Erfahrung hatte mißtrauisch gegen die Programme spani scher Liberaler gemacht. Nicht einmal die zur Gesetzeskraft gelangten Anläufe unter der Zwischenregierung von Prim und Ser- rano waren zur Wirksamkeit gediehen. Selbst die Gleichberechtigung der religiösen Bekenntnisse, dieser Prüfstein für die Mündigkeit neuzeitlicher Staatsgebilde, war unter Lanovas soweit hinweggedeutelt, daß die Protestanten sich zwar Gotteshäuser bauen, sie aber nicht durch Turm und Glocken als solche kennzeichnen durften, um Auge und Ohr der Katholiken nicht an den endgültigen Untergang der Philippszeit zu erinnern. Und Sagastas Kabinette hatten der Empfänglichkeit ihres konservativen Gegners für solche klerikale An maßungen mit ihrem Leitsätze des „gütet» vov movere" in schweigender Duldung das liberale Siegel aufgedrückt! Seit dem unglücklichen Ausgange des ameri kanischen Krieges regte sich die Gegnerschaft gegen den Klerikalismu», der er so hübsch verstanden hatte, Spanien in aller Heimlichkeit wieder zu jener Hochburg seiner Herrschaft zu machen, die es immer gewesen war. Die öffent liche Meinung gab ihm den Verlust der Philip- pinen schuld. Die Unruhe wurde dann vermehrt durch das massenhafte Einströmen der aus Frankreich verjagten Orden. So waren die Voraussetzungen gegeben für eine nachdrückliche antiklerikale Politik, als Mauras Sturz die liberale Partei in die Regierung zu» rückführte. Trotzdem schien Moret noch unter dem Banne der alten Be denklichkeiten seiner früheren Ministerperioden zu stehen. Aber Lanalejas hat Hand ans Werk gelegt. 2n nicht leichter Arbeit, trotz seiner echtspanischen Riesenmehrheit in beiden Kam« mern, hat er gegen alle parlamentarischen und außerparlamentarischen Widerstände das Re formgesetz durchgcdrückt, welches seinen volks tümlichen Namen dadurch verdient hat, daß es neuen Ordensniederlassungen einen Riegel vorzuschieben bestimmt ist. Er hat es durchgesetzt trotz aller vatikanischen Drohungen mit Abbruch der diplomatischen Be ziehungen und Kündigung des Konkordates. Er ist jetzt dabei, dieser Abwehrmaßregel eine positive Tat durch Schaffung eines Vereins gesetzes an die Seite zu stellen, das die Ver hältnisse der früher beheimatet gewordenen Kongregationen in einem dem Vatikan nicht wohlgefälligen Sinne regeln soll. Schon ist das Verlangen des Kardinal-Sekretärs, den Nuntius an der Ausgestaltung des spanischen Vereins rechtes zu beteiligen, mit ungewöhnlicher Ent schiedenheit zurückgewiesen. Auch ist die voll ständige Trennung von Kirche und Staat und die endliche Einführung des Schulzwanges, die Verwirklichung der Staatsschule in nahe Aus sicht genommen. Man hat in Spanien begreifen gelernt, daß, so lange Lanalejas im Amte bleibt, ein ernster Wille hinter liberalen Re formprogrammen steht! Dabei können auch seine Gegner dem Manne das Zeugnis nicht verjagen, daß er sich von jener plumpen Gehässigkeit fernhält, mit der ,«^ne antiklerikalen Gesinnungsgenossen in Portugal ihre kirchenfeindliche Politik betreiben, die nicht einer selbstsicheren Auseinandersetzung mit den vatikanischen Herrschaftsansprüchen nachstrebt, sondern sich die jakobinische Ent eignung des Kirchenbesitzes, wie sie in Frank reich geübt wird, zum Vorbilde genommen hat. Durch seine Mäßigung hat er es ermöglicht, daß die konservative Opposition sich mit der Unvermeidlichkeit einer am Fortschritte arbeitenden Regierung soweit abgefunden hat, um ihre Beseitigung in diesem Augenblicke noch nicht zu wollen. Freilich er scheint ihr der Gedanke an eine Rückkehr zu eigenen Herrschaft auch noch verfrüht: noch ist über den »Fall Ferrer" kein Gras gewachsen! 2m Gegenteil: die Republikaner haben jetzt gerade seine parla'.rntarische Erörterung erzwungen. Es war voruuszusehen, daß sie dem Ministerium große Schwierigkeiten schaden werde. Da den Volks. Demonstrationen nach der Hinrichtung des Anarchisten die liberale Partei ihre Zurück berufung ans Staatsruder verdankt, so verbot sich eine Parteinahme für das kriegsgerichtliche Urteil. Anderseits durfte auch der damalige Zustizakt, der die Unterschrift des Königs ge funden hatte, nicht einfach verleugnet, der logische Zusammenhang in der Darstellung des ' Staatsbegriffes nicht einfach aufgehoben werden. Daß das Kabinett sich im Für und Wider zurückhielt und die Zweifler an der Schuld des Gestraften auf den Rechtsweg verwies, war der einzig mögliche Standpunkt. Nichtsdestoweniger haben die liberalen Par teigänger des Kabineltes sich mit der unent schiedenen Stellungnahme des aus ihrer Mitte hervorgegangenen Ctaatsleiters abgefunden und verlangten lärmend sein Bleiben. Aber die über die laue Verteidigung des Kriegsministers entrüsteten konservativen Elemente, insbesondere ihr militärischer Bestandteil, hatten eine Mi ni st erkrijis heraufbeschworen. Diese sühne aber nicht zur Beseitigung des Ministerpräsi- denten, sondern vornehmlich nur zu einem Wechsel auf dem Posten des Kriegsministers. Lanalejas bleibt Ministerpräsident, und dazu kann Spanien im Interesse seiner Entwicklung nur beglückwünscht werden. Kehraus im Reichstage. I. verli». 4. April. (Prio.-Tel.) Zur frühen Morgenstunde, wie man in Berlin zu sagen pflegt, versammeln sich die Reichsboten, um beim Reichsheere die dritte Etatslesung fortzusetzen. Man beginnt deshalb bereits um 10 Uhr, weil endgültig heute die Etatsberatung und zugleich di« vorösterliche Tagung beendet werden soll. Man macht eine Eilfahrt durch das große Gebiet der Reichs verwaltung und der Reichsbetrieb«. Aber wo man Haltmacht, begrüßen einen alte Bekannte. .Di« Kon kurrenz der Militarmusiker wird von den Zivil musikern schwer empfunden " Uns dünkt, daß wir das schon einmal gehört haben. Abg. Znbcil sSoz.) bringt es fertig, die Beschwerde breit vorzutragen. Die unmittelbar Beteiligten mögen es ja vielleicht gern immer wieder vernehmen, aber den Reiz der Neuheit hat es jedenfalls nicht mehr, und es bleibt doch zu wünschen, daß dem Publikum die Parlaments. Verhandlungen nicht verleidet werden. Der Wunsch nach kleinen Garnisonen, die Beschäftigung von Zivil handwerkern in den Vekleidungsämtern, das Re- montewesen und die sächsischen „schwarzen Fonds" sind auch nichts Neues. Abg. Kuhnert sSoz.) hat die Anklagen gegen die Verwaltung der sächsischen Fonds bereits bei der 2. Lesung vorgebracht. Er ist szeute wilder, wie überhaupt die Sozialdemokratie heute noch mit einigen scharfen Akzepten aufwartet. Ganz ohne Erfolg ist Kuhnerts Anklage, wie es scheint, nicht geblieben. Es gibt im Königreich Sachsen einen Fonds, dessen Ursprung in geheimnisvolles Dunkel gehüllt ist: er soll, wie der Militärbeoollmcichtigte Freiherr o. Salza und Lichtenau mitteilt, dem Reiche zufließcn, dieses erhält dadurch einen Zuschuß in der schwindelhaften Höhe einiger 100 ^l. Beim Marineetat sind Severing und Roskedie Unentwegten, lieber Besichtigungen von Werften, wie sie der Abg. Weber unternommen hat, hat Severing eine schlechte Meinung, die durch einen ihm zugetragcnen Erlaß der Verwaltung an die führenden Offiziere noch verschlechtert ist. Aber er muß sich sagen lassen, daß erstens der Abg. Weder nicht der Mann ist, sich etwas oormachen zu lasten und zweitens, daß Abg. Scheidemann früher selbst eine solche Besichtigung unternommen hat. Der Hauptkampf geht um die H e i ze r z u l a g e. Durch die beim Unterseeboot geweckte Symnathie für die Heizer, in Verbindung mit anderen Umständen, hat sich eine eigentümliche Lage herausgebildet. Ein großer Teil des Reichstages will den Heizern die Zu lage in größerem Umfang gönnen, als noch bei der zweiten Lesung beschlossen ist. Der Startssekre tär Großadmiral v. Tirpitz bekämpft die Er- Höhung nicht nur um der Ersparnis willen, sondern auch aus dem Prinzip heraus, daß bei allgemeiner Wehrpflicht nach Möglichkeit Einheitslöhne gelten müssen. Es ist zweifellos, daß von der Marinever waltung eine Kürzung von Zusagen einem Drucke des Reichstages zuzuschreiben i't. Ein allgemeiner Druck nach der Richtung der Sparsamkeit hin sei aus geübt, aber daß dieser gerade mit Bezug auf die Hcizerzulage in Kraft getreten sei, wird von Severing als direkt „erlogen" bezeichnet, während Noske die Charakterisierung als „bewußte Täuschung" wählt, v. Tirpitz befindet sich bis zuletzt im Zwiespalt, einerseits will er für eine unpopuläre Maßreges gern Deckung hinter dem Reichstag finden, anderseits könnte die militärische Pflicht selbst die Verantwortung übernehmen. Leide Gesichtspunkte bringt er nach der Reihe vor. Dre Parteigruppierung ist folgende: Die Fortschrittliche Dolkspartei erklärt durch Leonhardt und Struve die Kürzung für unsozial, Abg. Semler (Natl.) empfiehlt die Wiederherstellung warm, v. Oldenburg lKons.) stimmt der Kürzung schweren Herzens, aber dem Staatssekretär folgend, zu und Abg. Erzberger >Ztr.) schließt sich dem an. Aber der letztere hat nicht alle Mitglieder seiner Partei an der Hand. Bei der namentlichen Abstimmung gehen einige Mitglieder des Zentrums mit der gesamten Linken. Diese er hält, zumal di« Rechte schlecht besetzt ist, eine Mehr heit: 162 Abgeordnete stimmen für die Wiederher stellung der Heizerzulage, 116 dagegen. Die vor handenen Anträge führen an erster Stelle die Namen Bastermann sNatl), Ablaß sFortschr. Vpt.) und Albrecht sSoz). Alle drei Parteien können sich ein Verdienst zuschreiben: für den Staatssekretär sieht die Sache anders aus. Sie hat eine recht pein liche Seite. Beim Schatzamt gibt es eine Kunsrdebatte über den Zudiläumstaler der Berliner Universität und die neuen Hundertmarkscheine. Die Kritik wird Lurch Abg. Dohru vertreten, die Bejahung durch BinLe wa l d sWirtsch. Vgg.). Eine epische Note kommt durch die Erwähnung der Kriegsteilnehmer-Beihilfen hinein. Für die alten Beteranen treten ein: Görck « - Brandenburg sNatl.), Baumann sZrr.), Hufnagel (Kons.), Schöpf! in sSoz.), Wie land (Vpt.), Prinz zu Schönaich-Carolath fNatl.) und v. Oertzen sRpt.), der sich bemerkens werterweise dagegen erklärt, die Würdigkeit als Be dingung für die Unterstützung vorzuschreiben. Für alle diese Abgeordnete bedeutet die Beendigung des Eratswerkes zugleich den versöhnlichen Schluß lang jähriger Bemühungen. Der Staatssekretär sagt weit herzige Ausführungen zu. Milde Friedensstimmung ist in das Haus ein gezogen. Weitläufig verteilt sitzen die Abgeordneten im Saal« meist in beschaulicher Ruhe. Ohne Debatte passieren Schutzgebiete und Kolonialamt. Dann unternimmt der Präsident des Reichseisenb^hn- amtes Wackerzapp die Flucht in die Oeft'entlich- keit, um sich gegen eine Rüg« zu wehren, di« ihm Freiherr o. Gamp sRpt.) in der Budgetkommrssion wegen zu langen Redens erteilt hat. Der also Apo strophierte ist bei guter Laune und beruft sich vuf da« Recht all«r Preußen, frei die Meinung zu sagen. Beim Etat der Reichsschulden erklärt d«r Schatzsekre tär, daß «s nicht in seiner Absicht liege, in otes«m Fahre eine Anleihe auszunehmen, was von d«n Par teien der Reichsffnanzreform mit verständnisvollem Beifall begrüßt wird. Beim Pofte tat zeigt sich Herr v. G a m p einmal als Widersacher der Rechten; dem Abg. Dröscher lKons.) verweist er «inen An trag, wonach gestrichenc Stellen zu guter Letzt wieder eingesetzt werden sollen. Der greife Abgeordnete, der nun de» Vorsitze« in der Budgetkmnmisfion ledig ist, sucht in der achten Stund« sein« Frische durch eine längere Rede zu dokumentieren. In der neunten Abendstunde war die Vollendung des Ltatswerkes Tatsache geworden, und der Reichstag ging in die Ferien. ZUM Besuche ües Lrunprlnzenpssres in Rom. Von Korfu aus trifft das deutsche Kron- prinienpaar am Mittwochmittag in Rom ein, um dem Könige und der Königin von Italien die Glückwünsche des Kaiserpaares zur Nationalfeier dar- zubringen. Man wird sich erinnern, mit welch leb hastem Jnteretze seinerzeit die öffentliche Meinung die oiffzielle Beteiligung des Berliner Hofes an dem Jubiläum des verbündeten Königreichs erörterte. Unter der Voraussetzung, daß keinerlei Rück sichten auf die innerdeutsche Politik den Kaiser von der persönlichen Beglückwünschung des italienischen Hofs fernhielten, mußte die Lösung dieser Etikettefraae durch die Entsendung des Kron Prinzen sehr glücklich genannt werden, und die Aus lassungen der römischen Presse bestätigten diesen Eindruck. Sie ließen die volle Genugtuung darüber erkennen. Saß der Erbe der deutschen Kaiser kröne mir dieser Mujion betraut worden sei, und sie erblickten darin einen neuen Beweis der Freunb schäft zwischen den beiden Höfen bzw. Ländern. Jralien fft im letzten Jahrzehnt ein viel um worbener Staat geweseir, nachdem oie Konsolidation seiner inneren Verhältnisse io große Fortjchrttte ge macht hat, und nachdem es wirtschaftlich geradezu überraschend emporgeblüht ist. Deutschland, das eine Reihe von Jahrhunderten hindurch die bedeutungs vollsten Beziehungen zu der apenninijchen Halb injel hatte und nun seit der Neubegründuny des Reichs mit dem unter dem Hause Savoyen geeinten Italien in herzlicher Freundschaft verbunden ist, nimmt an dem Aufschwünge des Königreichs auf richtigen Anteil, es freut sich der Genugtuung der Italiener über die stetige Zunahme des politischen Einflusses ihres Staats, und würdigt auch ihre Wünsche, mit den stammver wandten, am Mittelmesr maßgebenden Nationen in Fühlung zu bleiben. Wohl wissen wir, daß rn Italien gewiße Kreise einem engeren Verhältnisse zu Frankreich das Wort reden, aber der Gang der hohen Politik wird doch zu sehr von dem Schwer gewichte der natürlichen rea len Interessen bestimmt, und diese liegen für Italien in der Zugehörigkeit zum Dreibunde. Ohne diese würde das Land mehr oder weniger in eine Art Vormundschaft unter Frantreich geraten. Das weiß man rn Rom, und man widersteht den Lockungen des Nachbarn im Nordwesten, um höchsten» einmal eine Extratour mit ihm zu wagen. Gleiche Interessen und gleiche Bestrebungen haben Deutschland und Italien ruiammengeführr. Sie wollten ein Land, ein Volk werden, nachdem sie trostloser Zersplitterung anheimgefallen und zu geo graphischen Begriffen herabgesetzt gewesen waren Beide Haden hart kämpfen müßen. B.smarck war es dann, der später die Mächtegruppierung bewirkte, die Len Grund legte zur jetzigen Freundschajt. Ats Kaiser Wilhelm 1. im Oktober 1875 in Mai land den König Viktor Emanuel ll. begrüßte, da rief er ihm unter dem Eindrücke des begeisterten Empfanges zu: „Möchten wcr und unsere Söhne nach uns stets Freunde bleiben!" Dieser Wunsch hat sich nun schon in zwei Generationen erfüllt, und er wird hoffentlich auch weiter da» Ziel der Politik beider Länder sein. Der deutsche Kronprinz, welcher vor acht Zähren, im Mai 1003, mit seinem kaiserlichen Vater in Rom weilte, zieht dort jetzt mit seiner jungen Gemahlin ein, er verkörpert die dritte Generation, die berufen sein wird, die alten Bande der Freundschaft mit Italien zu erneuern und zu befestigen. Die vlellachteleplwnie. Da die oberirdischen Telegraphen- und Fernjprech leitungen bei der Herstellung mrü weiteren Unier Haltung bedeutend« Kosten verursachen, ist man icbon seit längerer Zeit bemüht gewesen, diese erheblichen Auffoenidungsmittel durch Einführung r«s Kobel betriebs — vorläufig nur bei T«leHraphenleitungen — und größere Ausnutzung der Ferniprechleitungen ein-- zuschränken. Den Fernsprechverkehr nach entfernten Orten in Kabeln abzuwickeln, ist bisher noch nichr gelungen, wirb aber bei Verwendung der nach seinem Erfinder benannten Pupinrollen in naher Zukunft möglich sein. E» waren deshalb weniger wissenschaftliche. al» vielmehr wirtschaftliche Gründe, die oereit» nn Anfangsstadium unseres Fernsprechverkehrs den Gedanken r«lfen ließen, auf einer Drahtleitung gleichzeitig meh rere Gesoräche ohne gegenseitige Störung aozuwickeln. So führten die im Zahrc 1885 von Elsässer angestellten Versuch«, besonders aber die von Schwentzky erfundene sog. Aozweigspule zu den Doppelsprechschaltungen, die auch dre Reichs- Telegraphenoerwaltung mit gutem Erfolge verwertet hat, zur Einführung de» vielfachtelephoniesystems. Wenn trotzdem dies« «Schaltungen nicht überall durch zuführen sind so liegt da« einmal au der inbuzieren- den Beeinflussung der Leitungen untereinander, dann aber auch an der oft nicht ganz einwandfreien Iso lation der Leitungen, die teilweise auch von Witte- rungseinflüsten abhängig ist. Deshalb würde e» einen nicht zu unterschätzenden Fortschritt auf wissenschaft lichem wie wirtschaftlichem Leoiete bedeuten, wenn es gelänge, di« Fernlprechleitungen nach entfernten Orten mehr als bisher dem Mehrfachfernsprechoerkehr dienstbar zu machen. Das Verdienst, diesem erstrebeuswerren Ziel« einen bedeutenden Schritt näbergekommen zu sein, gebührt dem amerikanischen Major G. O. Equier vom Sionalkorp» der Armee der Vereinigten Staaten, der eine Schaltung erfunden hat. mittel» der es möglich ist, über «inen einzigen Draht eine Mehrzahl gleich, zeitiger telephonischer Gespräche zu führen. Versuche zwischen dem Laboratorium in Thory Chase in Mary land und dem Laboratorium de» Stgnalkorps in Washington auf etwa 12 Kilometer Entfernung find zufriedenstellend ausgefallea. Di« neueste Erfindung bezweckt die gleich- zeitige störungslose Uebertragung verschiede, ner telephonischer oder telegraphischer Nachrichten in einem einfachen Stromkreis. Für tele-
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