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Nationale Tageszeitung für die Landwirtschaft, erschNut « »len W»kl»gen nachmittag» «Uhr- »rpi,,prei«: Bei Adhalu», in me^fchiftaft-llcu»» den «n«,a»eftellen r AM. im Monat, bet tznftell-m, durch bt- Boten 2,30 RM., de! P-stbest-llung ,u,ü,Iich «dttag. aebübr. Linttinnmniein Wochenblatt für Wilsdruff «. Umgegeud Pnst>>°.e>>und»n,-r-«un. «^rrm>d«esch!lft»Kellen —» . ! u — nehmen ,u jeder Zeit Be. Delonoea entgegen. Zw Falle HSHerer Gemalt, Krieg oder sonstiger Betriedrstiirnnge» besteht kein Anspruch auf Lieferung rar zeitung »der Kürzung den Begugapreiser. — RLchsendungieingesaudter SchriststL»« rrsolgt nur, wenn Porto beiliegt. Das Wilsdruffer Tageblatt ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschaft Meißen, des Amts gerichts und des Stadtrats zu Wilsdruff, des Forstrentamts Tharandt und des Finanzamts Nasses behördlicherseits bestimmte Blatt. Rr 272. — 87 Jahrgang Telegr Adr: .Amtsblatt- Wilsdruff-Dresden Postscheck Dresden 264c Donnerstag, den 22 November 1928 für Lürgertum, Äeamte, Angestellte u. Arbeiter. Anzeigenpreis : die 8 gespaltene Nan»,eile 20 Nyfg» die 4 gespaltene Zeile der amtlichen Bekanntmachungen 40 Reichs^ Pfennig, die 3gespaltene Neklamezeilr im textlichen Teile 1 Reichsmark. Nachweisungsgebühr 20 Reich-Pfennige, ly»?' wÄmb>^chEAWA»A Fernsprecher: Amt Wilsdruff Nr. 6 auuahmedis vorm.IOUHr. —- —' Für die Richtigkeit d«^ durch Fernruf übermittelten Anzeigen übernehme« wir keine Garantie. Jeder Ra battanspr^ ch erlischt, wenn derBetrag durch Klage ringezogen werden muß oderderAnLtraggeber in Konkurs gerSt. Anzeigen nehmen oltr Vermittlungsstellen entgegen. Das Echo. Nach den Schritten, die von den verschiedenen Re gierungen in London, Paris, Brüssel und Berlin getan worden sind, um allmählich der Neparationskon- ferenz näher zu kommen, ist die Stresemann- Rede im Deutschen Reichstag sozusagen die erste öffent liche Erklärung gewesen über die Beurteilung, mit der die deutsche Regierung das bisher Geschehene ansieht. Da 'st es denn erklärlich, daß das Echo, das durch die Aus führungen Stresemanns in Paris und London ausgelöst wurde, vorläufig recht zurückhaltend geblieben ist. Er freulich ist an dem englischen Echo die Erkenntnis der Presse, Stresemann habe in klarsten Worten Deutschlands Standpunkt nicht bloß zur Abrüstung und den Repara tionen, sondern vor allem zur Frage der Rheinland- ränmuug entwickelt. Dieser dritte Punkt ist für Deutschland der wichtigste! Im Vordergrund bei den cnglischen Prcssekommentaren stehen natürlich die Ausführungen, die in der Ministerrede über Englands Politik selbst gemacht worden sind und die jenseits des Kanals anscheinend einiges Unbehagen erregen. Der Berliner Vertreter einer englischen Zeitung findet in den Ausführungen Dr. Stresemanns sogar den Vorwurf der versuchten Illoyalität Frankreichs und Englands gegenüber der ganzen Welt — wegen des französisch-englischen Flottenpaktes nämlich. Fnfolgedessen wird nnn von allen Seiten versichert, daß von diesem Flottenabkommen fa gar keine Rede mehr sei. Man geht in London übrigens auch nicht daran vorüber, daß der Zentrumsredner Dr. Kaas womöglich noch schärfere Angriffe auf die Unzu- verlässigkcit der englischen Politik gerichtet hat als der deutsche Außenminister. Im ganzen genommen aber kann man aus den englischen Zeitungsstimmen zum mindesten das eine entnehmen, daß man drüben vor läufig von einer allzu starken Betonung oder gar Ber- übärfung der Gegensätze in der Neparations- und der Räumungsfrage absehen möchte: auf den verwundbarsten Teis der alliierten Politik, nämlich die Abrnstnngsfrage, geht man vorsichtiger-, aber bezeichnenderweise überhauvt Nicht ein, obwohl gerade hierüber Dr. Stresemann mehr wie ausführlich gesprochen bat. Ähnlich ist das Echo der Rede des deutschen Außen ministers auch in Frankreich. Dort verweist man vor ollem daraus daß er die volle Verantwortung für das Auftreten und die Entschlüsse des Reichskanzlers Müller in Genf übernommen babe; man glaubt fest- stellen zu können, daß Dr. Stresemann daher in Überein stimmung mit der Meinung des gesamten deutschen Volkes deutlichere Töne als bisher gefunden habe, um der Ent täuschung Deutschlands über die bisherige Entwicklung der Räumnngsfraae Ausdruck zu geben. Mcbr noch. Fn den politisch rechts siebenden Blättern der Boulevards folgert man ans der Reichstagsrede des deutschen Außen ministers. er wolle von einem bisher theoretisch aebli-ck?- nen „Geiste von Locarno" nicht mehr so recht etwas wissen sondern wolle endlich Taten seben. Diese Folgerung iß durchaus nicht unrichtig: man braucht sich ia nur an das Zu batten was hierüber der Reichskanzler Müller in über- rinstimmnng mit den Ansichten Dr. Stresemanns im Sep tember auf der Genfer Konferenz geäußert hat. Bei den Franzosen siebt überhaupt im Mittelpunkt des Interesses oie Behandlung der Rheinlandräumung in der Rede des deutschen Außenministers. Es wird unangenehm genug "^nmden, daß sich Dr. Stresemann den amerikanischen Präsidenten Eoolidge und den enalischen Ministervrösi- denten Baldwin als Schwnrzenaen für die Notwendigkeit kwer schnelleren Räumung ebenso hergnholte wie dafür, daß diese Räumung mit dem Ausaang der Reparations- konferenz nichts zu tun baben dürfe. Man alaubt in Poris, darin den Versuch zu erblicken, Frankreich gegen über England, vor allem auch aegenübcr Amerika politisch W isolieren und diese Isolierung bis zum Zusammentritt der Konferenz anfrechtzuerbaltcn. Ein wenig schaut aus diesen Besürchtnngen das schlechte Gewissen der französi schen Politik heraus, die sich wohl bewußt isi. durch das Scheitern des cnalisch-französiscken Flottsnpaktes ziemlich diel von der äußeren Bindung verloren zu haben, die dieses Abkommen nicht bloß in den Augen der Welt her- iustellen schien. Es fehlt infolgedessen auch nicht an stimmen, die es für völlig hossnungslos halten, Deutsch land und Frankreich erfolgreich ans der Revarations- konferenz zusammenzubringen. zumal auch nicht vorbei- degangen wird an dem grundlegenden Satze in den Aus führungen Stresemanns, es käme bei der Neuregelung der deutschen Zahlungsvervflichtungen vor allem darauf au, 's nicht Höber zu bemessen, als die deutsche Zahlungs fähigkeit dies gestatte. So bat bisber die Rede Dr. Stresemanns jedenfalls eine schärfere Stellungnahme der Gegenfeite nicht aus- dclost, wird sie auch kaum auslösen. Vielleicht will man warten, was Amerika dazu sagen wird. Alles isi nur em ^orpostengcfecht und man vermeidet es daber. sich aus einzelne Punkte unabänderlich festzuleaen. Und schließlich lann man auch dem Zentrumsredner Dr. Kaas nickt so geben, wenn er sagte, der Außenminister habe Andeutungen gemacht über die Wege, die die , ».r Regierung bei den kommenden Reparations- A ä« gehen gedenke. Allseitig scheinen also —vi^I-^E^ungen sür den Endkamps noch nicht so weit zu sem, daß man den Vorhang heben will. Nie AiWk» delReMMMUserenz Ein englischer Fühler. Die konservative Londoner Zeitung „Times" be schäftigt sich in einem längeren Artikel mit der kommen den Reparationskonferenz. Das Blatt, das der Re gierung Baldwins nahesteht, schreibt, scheinbar offiziell inspiriert, zu der Reparationsfrage: Die Denkschriften der Alliierten zur Reparationsfrage einschließlich des Memorandums der britischen Regierung sind in Berlin eingetrofsen, und es wird jetzt möglich sein, die Ant worten der alliierten Mächte auf die Mitteilung vom 30. Oktober zu entwerfen, in der die deutsche Regierung die Bildung eines Sachverständigenaus schusses für die Vorbereitung eines Planes zur end gültigen und vollständigen Regelung des Reparations problems in Übereinstimmung mit dem Beschluß der Mächte in Genf vom 16. September vorgeschlagen hat. Zwischen den alliierten Regierungen besteht, wie verlautet, ein enges Einvernehmen über ihre Antwort auf die deutsche Note. Wahrscheinlich wird der Wortlaut der einzelnen Noten, die zu gleicher Zeit in Berlin überreicht werden, im wesentlichen übereinstimmen. Allgemeine und uneingeschränkte Zustimmung wird, wie verlautet, der Vorschlag erhalten, hervorragende amerikanische Finanz- und Geschäftssackverständige zur Teilnahme an den Arbeiten des neuen Ausschusses einzuladen. Jedes Land wird durch nicht mehr als drei, möglicherweise auch nur zwei Sachverständige vertreten sein. Gegen die (von Deutschland geforderte) Unabhängigkeit der Sachverständigen werden Einwände nicht erhoben werden, wenn die Sachverständigen zwar ihren Ne gierungen verantwortlich sind, jedoch durch irgendeine ständige offizielle Kontrolle nicht behindert werden und nicht Beschlüsse anzunehmen gezwungen sind, die sie nicht billigen. Die Beschlüsse des Ausschusses werden nur beratenden Charakter haben und an die ver schiedenen Negierungen zur Berichterstattung gehen. Als Tagungsort kommt nur Brüssel und Paris in Betracht, wobei man Paris aus technischen Gründen bevorzugt. Die Zuständigkeit des Ausschusses wird „Times" zu fvlge wahrscheinlich folgende Punkte umfassen: „Fest setzung der Anzahl und Höhen der Annuitäten, die Deutsch land künftig zur vollständigen und endgültigen Beglei chung seines Schuldbetrages an die alliierten und asso ziierten Mächte sür die ans dem Kriege entstandenen Kosten zahlen soll. — Form und Bedinguna dieser Zah lungsverpflichtungen. — Abschluß einer Vereinbarung darüber, wie die Kapitalisierung und Kommerzialisirung erfolgen soll. — Anpassung des Dawes-Planes an die zu empfehlende endgültige Regelung." Von besonderem Interesse für Deutschland sind noch Ausführungen des Blattes, die sich mit der Räu- Festigung -er -eu-sch-russischen Handelsbeziehungen. Deutsche Sektion der sowjetistisch-westlichen Handels kammer. Im Beisein von Mitgliedern der sowjetrussischen Außenhandelsstellen sowie der Vertreter der deutschen Botschaft fand in Moskau die Eröffnung der deutschen Sektion der sowjetistisch-westlichen Handelskammer statt. Der Vorsitzende des Rates der Handelskammer, Tschin- tschuk, betonte in einer Ansprache, die deutsche Sektion sei die erste der ausländischen europäischen Sektionen der Handelskammer, was der besonderen Stellung Deuts chlandsimAußenhandelderSow je r- union entspreche. Nach einem Hinweis auf die Steigerung der deutschen Ausfuhr nach der Sowjetunion, die von 175 Millionen Rubel in 1926/27 auf 242 Millionen Rubel im verflossenen Jahre gestiegen ist, bemerkte Tschintschuk, die Industriali sierung der Sowjetunion werde den deutschen Export ständig weiter erhöhen. Tschintschuk betonte, die deutsch» Sektion der Handelskammer werde auf beiden Seiten die Kenntnis und das gründliche Erfassen der Formen des Systems des Handels zwischen beiden Ländern för dern und dadurch zu einer Festigung der Beziehungen zwischen beiden Ländern in konkreter Weise beitragen Ausgesetzi, nicht abgebrochen. Die Verhandlungen im Eisenkonflikt. Nach den letzten Verhandlungen im Eisenkonflikt beim Düsseldorfer Regierungspräsidenten sind die Vertreter der Gewerkschaften an ihre Mitglieder herangetreten, um ihnen von dem bisherigen Ergebnis Mitteilung zu machen und sich Weisungen zu holen. Nachdem der Termin vor dem Landes arbeitsgericht bereits auf den 24. November an- beraumt worden ist, sind sich beide Parteien darüber einig, daß die Verhandlungen bis zur Entkckeiduna dickes Ge- muugsfrage beschäftigen. „Times" betont, es fei tatsächlich keine Rede davon, daß die deutsche Regierung ersucht werden solle, die Räumung deutschen Gebietes zu erkaufen. Es ist, so bemerkt „Times", ein Ziel der briti schen, der französischen und der belgischen Politik, Vor- kebrungen für das Ende der Besetzung vor der im Ver sailler Vertrag angesetzten Zeit zu treffen. Die Besetzung ergab sich aus gewissen grundlegenden Bedingungen des Friedens. Zwar veralten diese Bedingungen, und es herrscht allgemeines Wohlwollen für Deutschland in Großbritannien. Aber das Vorhandensein eines Wohl wollens, wie es politisch in Locarno zum Ausdruck kam, ist an sich noch kein entscheidender praktischer Grund für die Streichung eines wichtigen Teiles des Friedensver trages. Das Blatt versucht dann, inr Gegensatz zu der deut schen Auffassung, den Beweis zu führen, daß zwischen der Neparations- und der Räumungsfrage eine innere Beziehung besteht, und schließt seine Ausführungen: Der beste Weg, um die Räumung zu beschleunigen, ist, so meint das Blatt, die Verhandlungen über die Repara tionen möglichst zu beschleunigen. Dies ist, wie „Times" bemerkt, zweifellos der Wunsch des britischen Volkes und die Absicht der britischen Negierung. -i- DLe kvMMLN-e Rsisiagung. Chamberlain kommt wieder nach Genf. „Times" zufolge wird Chamberlain Ende der Wochr in London eintrefsen und, wie verlautet, feine Arbeft auf dem Foreign Office am Montag wieder aufnehmen Man nimmt an, daß er an der Sitzung des Völkerbund rates teilnehmen wird, die am 10. Dezember beginnt. Zn den ans der auswärtigen Presse nach Gens ge langten Gerüchten über eine Verlegung der De- zem Vertagung des Pölkerbundrätcs nach Berlin kann auf Grund hier eingezogener Erkundigungen gesagt Werden, daß im Völkerbiindsekretariat über einen der artigen Plan nichts bekannt ist. Eine solche Verlegung gilt auch in unterrichteten Kreisen als sehr unwahr scheinlich. Rein grundsätzlich liegt die Frage so, daß der Rat, der wiederholt Tagungen außerhalb Genfs abgehalten hat, selbstverständlich auf besonderen Antrag oder Ein ladung oder Wunsch seiner Mitglieder einen anderen Tagungsort als Genf bestimmen kann. Der Pariser Ministerrat beschloß, nach einem Expose des Außenministers Briand, den durch den Rücktritt Paul- Boncours freigewordenen Posten in der französischen Völkerbunddelegation vorläufig nicht neu zu besetzen. richtes ausgesetzt werden.' Beide Parteien legen Wert darauf, die Verhandlungen nicht abzubrechen. Die Unterstützungssätze der Ausgespcrrten. Nach Verhandlungen, die unter Leitung des preußi schen Wohlfahrtsministers Dr. Hirtsiefer in Essen statt- sanden, erfolgt die Unterstützung der von der Aussperrung Betroffenen aus der öffentlichen Fürsorge einheitlich aus Grund der Richtlinien, die der besonderen Lage des Falles Rechnung tragen. Nach diesen Richtlinien erhalten die von der Aussperrung betroffenen Arbeitnehmer folgende Unterstützung für die Woche: Alleinstehende Personen ohne eigenen Haushalt 8 Mark, alleinstehende Personen mit eigenem Haushalt 12 Mark, Ehepaare 16 Mark, alle im Haushalt des Hauptunterstütznngscmpfängers zu ver sorgende» Personen je 3,50 Mark. Die Rückzahlung der Unterstützung darf nicht verlangt werden. Der Lohnstreit in der sächsischen Texlilindnstrie. Der Landesschlichtcr, Ministerialrat Haak, ist vom Reichsarbeitsministerium zum Landesschlichter für die Regelung des Lohnstreites in der Textilindustrie in West- fachsen und in Ostthüriugen ernannt worden und hat die Parteien zu Vorverhandlungen auf Freitag, den 23. No vember, in das Arbeits- und Wohlfahrtsministerium in Dresden geladen. 4- Wer Hai schuld? Erklärungen zum Ruhrkonflikt. über den Verlauf der Einigungsverhandlungeu in Düsseldorf wird von Arbeitgeberseite eine Erklärung ver breitet, die die Schuld am Scheitern der bisherigen Ver handlungen den Vertretern der Arbeitnehmer zuschiebt. Obwohl schon eine brauchbare Grundlage zur Beendi gung des Streites gefunden gewesen sei, hätten zu den Verhandlungen neu hinzugezogcne Gewerkschaftsvertreter erklärt, daß sie sich in keiner Weise das Verhandlungs ergebnis zu eigen machen können. Man hätte somit nach mehrtägigen Einigungsverhandlungen wiederum am Ausgangspunkt des Streites Peftandeu.