Volltext Seite (XML)
WabenauerAnzeiger MW UMM, WrMs, Sch, NermMrs, AM,SftWtz O. Amtsblatt für den Stadtrat zu Rabenau. Erscheint Montag, Mittwoch und Freitag nachmittags. Abonnementspreis Mark vierteljährlich. — Inserate kosten die Spaltenzeile oder deren Raum 15 Psg., für auswärtige Inserenten 20 Psg., Reklamen 30 Psg-, im amtlichen Teil 35 Psg., tabellarischer Satz entsprechend höher. Jeder Anspruch auf Rabatt erlischt, wenn der Betrag durch Klage eingezogen werden muß oder der Auftraggeber in Konkurs gerät. — Für Fehler in telephonisch ausgegebenen Inseraten übernehmen wir keine Verantwortung. Redaktion, Druck und Verlag von Hermann Marbeck in Rabenau. K. MWW Drahtanschrift: Anzeiger Mmer 138. «m. D-Ud°n EmOM, dm 23. MMer 1818. Amtlicher Teil. SsskM-kk WMMchmis Wem. Markt 0. Zu vermieten sind: i Wohnung in der Preislage von 80 Mark. I möbliertes Zimmer. I gewerblicher Raum. Lokales und Sächsisches. Rabenau, 22. November 1918. * Eine große Volksversammlung findet heute, Freitag, abends M Uhr im „Amtshof" ftatt. Die Tagesordnung lautet: Die politischen Umwälzungen und die Wahlen zum Arbeiter- und Soldatenrat. Ein- beruferin ist die alte sozialdemokratische Partei des 6. sächs- Reichstagswahlkreises. * Tanzfreiheit! Zu den Verordnungen, die mit der Proklamierung der persönlichen Freiheit durch die neue Regierung wegfallen, gehört auch das Verbot der Tanzbelustigungen. Der Volkskommissar steht auf dem Standpunkt, daß diejenigen, die in diesen schweren Zeiten noch Sinn dafür haben, sich im Tanze zu drehen, nicht behindert werden sollen. Es wird also der Wiedereröff nung der Tanzbelustigungen, die vor dem Verbot bestan den haben, nichts im Wege stehen. — Im Gegensatz hierzu meldet eine andere Notiz, daß das Tanzverbot bestehen bleibt. Auf wiederholte Anfrage teilt das Presse amt des A.- und S.-Rates Groß-Dresden mit, daß alle bisherigen Bestimmungen, nach denen die Veranstaltung öffentlicher Tanzvergnügen verboten war, bis auf weiteres bestehen bleiben müssen. * Aufhebung der fleischlosen Wochen. Die fleisch losen Wochen werden, ivie das Kriegsernährungsamt mitteilt, in Zukunft im ganzen Reiche aufgehoben werden. Man hofft, die bisherigen Fleischrationen an die Versor gungsberechtigten dauernd weiter verteilen zu können, da die hohen Anforderungen au Fleisch seitens der Heeres- und Marineverwaltung in Zukunft zum größten Tcil entfallen dürften. Die jetzige Woche wird die letzte fleischlose Woche sein. * Die Volkszählung für den 4. Dezember auf gehoben. Unter den inzwischen eingetretenen Verhältnissen würde, wie amtlich mitgeteilt wird, die Durchführung der Volkszählung am 4. Dezember 1918 und einer sich daran anschließenden Fortschreibung der Zivilbevölkerung, ins besondere wegen der starken Bevölkerungsverschiebungen, die durch die Demobilisation und das Zurückströmeu der Heeresangehörigen in die Heimat bewirkt werden, auf er hebliche Schwierigkeiten stoßen, auch dürften die Ergebnisse dieser Erhebungen sehr unzuverlässig ausfallen. * Für eine-energische Hebung der Schweine zucht erheben sich erneut viele sachverständige Stimmen, die den kriegsamtlichen Grundsatz nicht gelten lassen wollen, daß die Ferkel-Aufzucht der menschlichen Ernährung durch Kartoffelverbrauch große Konkurrenz bereite. Gegen die Massenschlachtungen von Schweinen, bevor sie das wün schenswerte Gewicht erreicht hatten, wurden schon früher viele Einwendungen laut. Es wird jetzt wieder darauf hingewiesen, daß für die Schweinezüchterci bei kleineren Leuten auf dem Lande viel mehr Abfälle usw. als Kar toffeln in Betracht kämen, und außerdem minderwertige Kartoffeln zu Futterzwecken in der Regel doch noch hin reichend vorhanden seien. Zu bestreiten ist nicht, daß die Nachfrage nach etwas Feit vielfach stärker ist, wie die nach etwas mehr Brot, die vom Dezember ab Gehör findet. * Erleichterungen im Wertpaketverkehr. Bisher ist es aus Mangel an brauchbaren Verpackungsstoffen, Bindfaden, Siegellack usw. den Absendern vielfach nicht möglich gewesen, bei Postpaketen von der Wertangabe Gebrauch zu machen. Infolgedessen blieb bei den jetzigen hohen Preisen der Schadenersatz, der seitens der Post- Verwaltung auf Grund des Postgesetzes in Verlust- und Beschädigungsfällen ä" leisten war, oft hinter dem wirk lichen Wert der Sendungen zurück. In entgegenkom mender Weise hat nun der Staatssekretär des Reichs- Postamts verfügt, daß vom 15. November ab bei Pa keten mit einer Wertangabe bis 100 Mark versuchsweise keine höheren Anforderungen an Verpackung und Ver schluß zu stellen sind, als an gewöhnliche Pakete ohne Wertangabe. Insbesondere wird bei den Paketen bis 100 Mark keine Versiegelung mehr verlangt. Dadurch wird es jedem Absender möglich gemacht, Pakete mit Wert bis 109 Mark ohne weitere Schwierigkeiten unter Entrichtung der Versicherungsgebühr von 10 Psg. als Wertpakete aufzuliesern. Gehen derartige Pakete verloren oder werden sie beschädigt oder beraubt, so wird bei der Ersatzleistung die Wertangabe zu Grunde gelegt, sofern nicht der angegebene Wert den gemeinen Wert der Sen dung übersteigt. In diesem Fall wird nur der letztere ersetzt. Aus Betriebsrücksichten ist bei Paketen bis 100 Mark der Wert nur auf der gelbeu Paketkarte, nicht aber auf den Paketen selbst anzugeben. Cotzmannsdorf. Am Sonntag abend veranstalten Iulius Beyers Viktoria-Sänger im hiesigen Gasthof wieder einen seiner beliebten Unterhaltungsabende. Das Programm ist vollständig neu, der Zeit angepaßt, so daß der Besuch bestens empfohlen werden kann. Dresden. Montag abend wurde in der Küche ihrer Wohnung, Barbarastraße 47, die 38 Jahre alte Straßenbahnschaffnerswitwe Pauline Pöge ermordet auf gefunden. Augenscheinlich liegt Raubmord vor. Der noch unbekannte Täter, der mit den Verhältnissen der Er mordeten gut vertraut sein muß, hat den Kleiderschrank und andere Behältnisse durchwühlt. Vermutlich ist er durch das Läuten an der Wohnungstür der Frau Pöge gestört worden, seine Beute in vollem Umfange mitzu- nehmen. Er hat am Tatorte die Scheide eines kleinen Dolches zurückgelassen. Zu den Personen, die in der Wohnung der Ermordeten zuletzt gesehen worden sind, gehört der am 9. März >893 in Marksuhl geborene Metallarbeiter Alfred Schißler. Hennersdorf. Am Sonutvg sand hier eine Bauern- Versammlung statt, um den von der neuen Regierung angeratenen Bauernrat zu gründen. Es wurden die be stehenden Verhältnisse genau erörtert und schließlich folgendes beschlossen: Wir stellen uns der neuen Regierung mit allen unseren Kräften zur Verfügung, solange uns nur irgend die Möglichkeit dazu bleibt. Zur Hauptauf gabe macht sich der Bauernrat: Erfassung aller verfüg baren Lebensmittel neben strengster Wahrung der Ruhe und Ordnung. Auf Grund dieser seiner selbstlosen Mit arbeit zum Wohle des Vaterlandes stellt er aber notwen dige Forderungen auf, die die neue Regierung in wohl wollende Erwägung ziehen müsse: l. Unbedingte Erhaltung des Saatgutes, 2. Beschaffung von Kraftfutter und Düngemittel, sobald irgend angängig, 3. gerechte Berück sichtigung bei Verteilung der Lebensmittel, 4. Überprüfung der Paragraphen in der Gesindeordnung, 5. der Acht- stunden-Arbeitstag ist für den landwirtschaftlichen Arbeiter undurchführbar, 6. Erhaltung der Zollgesetze aus alle deutschen Erzeugnisse, 7. vor alledem aber unter allen Umständen Erhaltung und Schutz jeglichen Privateigen tums einschließlich und ganz besonders des Privatgrund besitzes. — Es wurden 10 Herren gewählt, die die Interessen wahrzunehmen haben. Als Vorsitzender fungiert Herr Erbgerichtsbesitzer Curt Jahn, als Beisitzer mit nur beraten der Stimme wurden 4 weitere Herren gewählt. Annaberg. Infolge Sperrung der Kohlenzufuhr aus Böhmeu und völlig unzureichender Kohlenzuteilung hat der Rat Anordnung getroffen, daß von nachmittags v^5 Uhr ab sämtliche Läden, kaufmännischen Bureaus und Fabrikbetriebe geschlossen werden: auch die Lichspiel häuser dürfen nur bis nachmittags offengehalten werden. Strehla. Ein Bürschchen von 13 Jahren sprach hier einen Soldaten auf der Straße an, um ihm die Achselstücke herunterzu-eißen. Er kam aber an den Un rechten, eine gehörige Tracht Prügel war der Lohn für den Vorwitz. Leipzig. Ein köstlicher Spaß trug sich in einem hiesigen Weinrestaurant zu. Ein Künstler saß in besag tem Weinrestaurant. Alles war in bester Laune, als mit einem Male die Gattin des Künstlers nüt einem Säug ling im Arm erschien. Sie legte das Kind vor seinem Vater auf den Tisch mit der Bemerkung, daß ein Mann, der sich nicht um seine Frau kümmere, auch die Kinder mit in die Weinstube nehmen sollte. Damit verschwand sie, den Säugling auf dem Stammtisch liegen lassend. KleineMachrichten. Eine Besetzung Helgolands wird, so hofft man, nicht mehr in Frage kommen, da die zu internierenden Schiffe zur vvrgeschriebenen Zeit zur Abfahrt bereitstanden. Die deutschen Verluste betragen bis zum 31. Oktober 1918 1 580 000 Tote, 260000 Vermißte, wovon ebenfalls ein großer Teil nicht mehr unter den Lebenden weilt, und 4 Millionen Verwundete, wobei aber in vielen Fällen eine wiederholte Zählung vorgekommen ist. Die Demobilisierung des Deutschen Heeres wird bis zum 15. Dezember beendet sein. Die Garnisonen bleiben vorläufig in Friedensstärke bestehen. Die französischen Truppen sind am 18. November in Saarbrücken eingezogen. Alle Nachrichten über Milderungen der Waffenstill standsbedingungen entsprechen nicht den Tatsachen. Keiner unserer Feinde hat im Weltkriege jemals ein Friedensangebot an Deutschland gerichtet. Die baltische Landesvertretung bittet um Belassung der deutschen Wehrmacht in allen Gebieten des Baltenlandes. Bei dem Einzug der französischen Truppen in Metz sind die Standbilder Kaiser Wilhelms 1-, Kaiser Friedrichs und des Prinzen Friedrich Karl durch die Menge von den Sockeln gestürzt worden. Das feindliche Besatzungsheer für die zu besetzenden deutschen Gebiete soll dreiviertel Million Mann stark sein. Es soll in der Hauptsache aus Franzosen und Amerikanern bestehen. Ein französisches Geschwader ist im Bosporus vor Anker gegangen. Die Italiener haben Laibach wieder verlassen und sich auf die festgesetzte Demarkationslinie zurückgezogen. ^22 Millionen Kronen wurden auf dem Transport von Wien nach Reichenberg von den Tschechen beschlagnahmt. Die Vertreibung der Deutschen aus Polen geschieht mit großer Heftigkeit. Frauen und Mädchen werden in Viehwagen zusammengedrängt. Ungeheure Werte sind den Deutschen abgenommen worden. Nach der „Gazetta Paranna" wurden den Deutschen 1900 Pferde abgenom men, auf dem Flugplätze Mokatow wurden 30 fertige und 40 demontierte Flugzeuge „erobert", ferner Depots für Arzneimittel und Verbandzeug im Werte von 28 Millionen Mack. Auf dem Bahnhofe Warschau-Praga wurden 6 gefüllte Gebäude mit Proviant, Uniformen und Munition für viele Millionen in Beschlag genommen. Wir ließen den Polen 113000 Waggons mit 1500 Loko motiven, ferner Kabel und alles Zubehör. In Hamond in Belgien geriet ein Wagen eines Munitionszuges in Brand, wobei 800 Menschen, meistens deutsche Soldaten, ums Leben kamen. Nach einer anderen Meldung spricht man von 1500 bis 2000 Toten und Verwundeten. Drei auf dem Bahnhose Hamond stehende Lazarettzüge mit deutschen Verwundeten gerieten in Brand. Die Verwundeten flüchteten, aber 18 Schwerverwundete kamen in den Flammen um. Holländische Arzte sind nach Belgien gereist. -Die Station Hamond ist verwüstet. Das Unglück soll auf Unvorsichtigkeit der Bevölkerung zurückzuführen sein. Ob Belgier mit Handgranaten oder Maschinengewehren geschossen haben, ist nicht festgestellt worden. Durch Explosion des Munitionszuges sind jeden falls die in der Nähe befindlichen Lazarettzüge schwer betroffen worden. Kirchen-Nachrichten. Woche vom 24. bis 30. November 1918: Rabenau. Totensonntag: 9 Uhr Predigtgottesdienst, Deichte und Abendmahlsfeier. 5 Uhr Beichte und Abendmahlsfeier. Dienstag: 8 Uhr Iungfrauenoerein in Obernaundorf. Donnerstag: 8 Uhr Iungfrauenoerein in Rabenau. Oelsa. Totensonntag: Nachm. 2 Uhr Predigtgottes dienst mit Beichte und heil. Abendmahl (Pastor Vorwerk- Possendorf). Seifersdorf. Totensonntag: Nachmittag 2 Uhr Predigt gottesdienst mit anschließender Abendmahlsfeier (Pfarrer Haase-Höckendorf). Somsdorf. Totensonntag: Vs 9 Uhr Beichte u. Abendmahl. 9 Uhr: Predigtgottesdienst. 5 Uhr: Beichte und Abendmahl. (Kollekte für die evangel. Deutschen im Ausland.) Mittwoch: stz 8 Uhr Gedächtnisfeier f. Erich Döring.