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74. Jahrgang. Dienstag, den 2 t. Januar 1808 Nr 7. stalten, Postboten, sowie unsereAusträger nehmen Bestellungen an. Inserat« werden mit 15 Pfg., solche aus unserer Ämtshauptmannschast mit 12 Pfg. die Spaltzeile oder deren Naum berech net. Bekanntmachungen Die ,W«isteritz-Z«itung" erscheint wöchentlich drei mal: Dienstag, Donners- tag und Sonnabend und wird anden vorhergehen- Mtt achtsettigem „Illustrierten Anterhaltungsblatt". Mit land- und hauswirtschastlicher Monats-Beilage. Für die Aufnahme eines Inserats an bestimmter Stelle und an bestimmten Tagen wird keine Garantie übernommen. Verantwortlicher Redakteur: Parr! Jelpke. - Druck und Verlag von Carl Jehne in Dippoldiswalde. 84 Pfg-, einmonatlich 42 Pfg. Einzelne Nummern 1V Pfg. — Alle Postan- denAbenden ausgegeben. Preis vierteljährlich 1M. 25 Pfg-, zweimonatlich auf der ersten Seite (nur von Behörden) die zwei- gespaltene Zeile 35 bez. 30 Psg. Tabellarische Wßcrih-Mmlg s mit entsprechendem Aus- s W d schlag. - Eingesandt, im Anzeiger für Dippoldiswalde und Umgegend. "Sp"^ Amtsblatt für die Königliche Ämtshauptmannschast, das Königliche Amtsgericht und den Stadtrat zu Dippoldiswalde. Hierdurch berufe ich den vortrkslLg der ümlsksuptmannsokskt vippoltllrmLlckv aus «len 20 «livse» IO«»na1s, vormiitogs 1/211 Uhr, in den 8UiNMß88»ttl üvr llüoigltokvll llmt8dLUp1m»vv8vIlSkt hier zur Erledigung der in der Kanzlei oerselben aushängenden Tagesordnung. Dippoldiswalde, am 13. Januar 1908. 15 8 Hmidestener vetr. Die Hundesteuer ist bei Vermeidung der zwangsweisen Einziehung bis zum 31. dss. Mts. anher abzusühren. -. .. . Dippoldiswalde, am 17. Januar 1908. Der Stadtrat. Formulare und andere Drucksachen sür Gemeinde- und andere Behörden liefert in zweckentsprechender Ausführung die Buchdruckerei von Carl Jehne, Dippoldiswalde. Die praktischen Fortschritte der Fnnken- telcgraphie. Bei der großen Frage, ob in vielen Fällen die Tele graphie mittels Drahtleitung durch die drahtlose Funken- telegraphie zu ersetzen ist, spielen die proklischen Fort schritte der Funkentelepraphie die größte Rolle, denn da durch allein kann die Brauchbai keit der Funkentelegraphie bewiesen werden. Ueber die Fortschritte des deutschen Telefunkenlystems bringt nun der „Elektrotechnische An zeiger" interessante Ausführungen, denen wir folgendes en«nehmen. Die Gesellschaft für drahtlose Telegraphie in Berlin, die die Systeme von Siemens, Braun und Slaby- Aico unter der Bezeichnung „Telefunken" in sich vereinigt, hat bis jetzt 64 l volle Stationen sertiggestellt, während die Gesamtheit der nach den verschiedenen Systemen er bauten Stationen nur die Zahl von 1550 erreicht. Die deutsche Gesellschaft nimmt alio unter den gleichartigen Unternehmungen die erste Steile ein, insbesondere werden die Marconi Gesellschaften von ihr weit überflügelt Die 64 l Stationen deutscher Herkunft verteilen sich aus 31 Länder Europas, Amerikas, Asiens und bestehen teils aus festen Land- und Küstenltationen, teils aus Schisssanlagen und fahrbaren Milnärslationm. An Stationen der ersteren Art mit einer Reichweite von mindestens 200 Kilometer, die sich aber bei einzelnen auf 500, 700 und noch mehr Kilometer ausdehnt, sind zurzeit t74 vorhanden. Natur- gemäß steht Deutschland an der Spitze mit 36, meist an der Nord- und Ostseeküste befindlichen Stationen: dazu gehört auch die große Versuchsstation in Nauen mit 3000 Kilometer Reichweile. Dann folgen die Vereinigten Staaten von Nordamerika mit 20 Stellen (darunter Washington, New-Orleans, San Franzisco, San Juan, Porto Rico), Rußland mit 17 Stellen, darunter die große Station Wladiwostock mit 1000 Kilometer Reichweite über See, Oesteireich mit 10 Stellen, Dänemark mit 7 Stellen, Spanien mit 7 Stellen, Holland 6, Norwegen und Schweden je 5 usw. Von den außereuropäischen Ländern kommen besonde>s für die Schiffahrt in Betracht: Argentinien mit 4, Brasilien mit 5, China mit 6, Kuba mit 8, Meriko mit 6, die Philippinen mit 2, die Sand wichsinseln mit 1 Station. Diese festen Land- und Küsten stationen befinden sich vorwiegend in staatlichem Besitze, gehören der Marine, der Post und Telegraphie, den Tonnen- und Bakenämtern an, und sind zum größten Teil öffentliche Anlagen. Von den Schifssstationen sind 22 auf deutichen und holländischen Handelsschissen, 389 auf Kriegsschiffen unlergebracht. Bei den Kriegsschiffen stehen Deutschland mit 140 Stellen, Rußland mit 126 Stellen obenan; es folgen die Vereinigten Staaten mit 43, Schweden mit 19, Oesterreich mit 17, Holland mit 10, Norwegen mit 8, Argentinien mit 6, Dänemark, Spanien und Brasilien mit je 5, Griechenland mit 3, Hinterindien mit 2 Krieg-schissen. An fahrbaren Militär- stationen nach dem Telefunkensystem sind im Betriebe in Deutschland 14, in den Vereinigien Staaten 8, in China 6, in England 4, in Oesterreich 4 usw. Bei der Beur teilung der Verbreitung des deutschen Systemes in fremden Ländern muß man berücksichtigen, daß dort natürlich die einheimischen Gesellschaften bevorzugt werden; die Tele. funkenanlagen können dort nur allmälich Vordringen und festen Fuß fassen, wenn sie sich dauernd dort als über legen erweisen. Daß sie bisher eine solche Ausdehnung zu gewinnen vermochten, ist ein schöner Beweis für ihre Leistungsfähigkeit. Lokales and Sächsisches. Dippoldiswalde. Trotz der programmreichen Woche war das am Freitag in der „Neichskrone" stallgesundene II. Abonnementskonzert der hiesigen Stadtkapelle sehr gut besucht. In „Leonore" von Beethoven, „Ruy Blas" von Mendelssohn, Walze,kaum von Strauß wurde Vorzüg- liches geboten, die Glanznummer bildete aber die Orford- Sinfonie von Haydn, so genannt, weil sie der Komponist bei seiner Doktorprüfung in Orford dirigiert hat. Will man ein solches Tonwerk recht genießen, so muß man den einzelnen Motiven und Gängen seelische Empfindungen und zwar sich widersprechende unterlegen. So ist der Sinn dieser Sinfonie: „Von alten Erinnerungen nicht traurige, sondern freundliche." So steht außer dem instru mentalen Teil des Konzerts auch der gesangliche Teil in freundlicher Erinnerung, in dem Frl. Louise Garry aus Dresden die Konzertbesucher durch eine Arie aus „Zauber- slöte" mit Orchesterbegleitung und 4 Lieder mit Klavier begleitung (Herr O Müller) erfreute. Eine kräftige, volle Stimme, gut entwickeltes Vermögen zu reizenden Figuren- bildungen und temperamentvoller Vortrag überwanden die momentane Jndisponibilität, die nur in den höchsten Tönen beeinflussend wirkte. — Aus unsrer Stadt chule haben vorige Woche zwei Knaben die Aufnahmeprüfung im Oschatzer bez. Pirnaer Seminar mit guten Zensuren bestanden. — Die Versammlung des Bezirkslehrervereins am 18. Januar, in der wichtige Vereinsangelegenheiten er ledigt wurden, gestaltete sich im 2. Teil durch Vaterlands und Heimatsliedcr, sowie durch einen Vortrag des Herrn L. Schleinitz^Hennersdorf über „Die Pflege der Heimatliebe" zu einer innigen, patriotischen Feier. — Wie wir erfahren haben, ist in Randeck bei Helbigs dorf ein Mann tot ausgefunden worden, der mit dem Tischler Müller von hier, welcher sich am 3 Januar aus seiner Wohnung entfernt hat, identisch lein soll. Ein Ver brechen liegt nicht vor, derselbe ist anscheinend im Walde erfroren. — Nach dem amtlichen Berichte der Königlichen Kom mission sür das Veterinärwesen herrschten am 15 Januar im Königreich Sachsen überhaupt 12 verschiedene ansteckende Tierkrankheiten, und zwar in je I Gehöft die Tollwut, die Räude der Pferde, die Geflügelcholera und der Rot lauf der Schweine letzterer in Falkenhain der Amtshaupt- mannschaft Dippoldiswalde, in je 2 Gemeinden mit je 2 Gehöjten der Rotz der Pfer e, die Lungenseuche des Rind viehes und die Rotlausseuche der Pferde, in 5 Gemeinden mit 5 Gehöften der Milzbrand, in ll Gemeinden mit l l Gehöfien die Echweineseuche einschl. Schweinepest, da- runte in 1 Gehöft in Obercarsdorf der Amtshauptmann- schaft Dippoldiswalde, in 14 Gemeinden mit 18Gehö ten die B>u>tseuche der Pferde und in 14 Gemeinden mit 14 Gehöften die Gehirnrückenmarksentzündung der Pferde. — In der Kunsthandlung von Arnold, Dresden, Schloßstraße, ist seit einigen Tagen das Bild für den Altar der neuen Kirche in Kipsdorf, gemalt von Hilde gard Koch, ausgestellt. — Der in Altenberg wohnende Maurer Otto Karl Lohse wurde von dem dortigen König!. Schöffengericht wegen gefährlicher Körperverletzung zu 2 Monaten 2 Wochen Gefängnis verurteilt. Lohse ist am 29. Sep tember v. I gelegentlich eines Streites mit seiner Ehe frau in roher Weise gegen diese vorgegangen, er hat sie mit einem Kasfeetopfe über den Kopf und die Hände ge schlagen und ihr hierdurch Verwundungen zugesügt. Lohse machte auch von dem Rechtsmittel der Berufung Gebrauch. Dasselbe war ohne Erfolg, dar schöffengerichtliche Urteil wurde am 18 Januar vom Königlichen Landgericht Dresden bestätigt. Schmiedeberg. Das Solo Quartett für Kirchengesang aus Leipzig, Frau Clara Röthig, Sopran, Frl. E. Schnee mann, Alt, Herr Kantor Röthig, Tenor, Herr Eugen Tannewitz, Baß, gibt am 16. Februar nachmittags in der hiesigen Kirche und abends in der Kirche zu Dippoldis walde ein Konzert. Es ist mit Freuden zu begrüßen, daß diese Sänger auch uns, von den Stätten wahrer Kunst entfernt gelegenen Gebirgsbewohnern, einen Besuch ab- tatten. Es ist uns dadurch ein Kunstgenuß geboten, den wir bequemer wohl kaum erlangen können. Ein etwaiger Reinertrag wird zum Baue einer neuen Orgel hier mit verwendet. Börnersdorf, 17. Januar. Im v-rgangenen Jahre zählte die hiesige Volksbibliothek 550 Bände. 4l Leser entliehen 189 Bücher, der eifrigste 13. Hoffentlich hebt sich die Leserzahl im laufenden Jahre wieder. Bei der geringen Leihgebühr ist dies für die allgemeine Volksbil dung sehr wünschenswert. Wie aus einem Rundschreiben der Kgl Amtshauptmannschaft ersichtlich ist, läßt diese sich die Förderung der Volksbibliotheken sehr sangelegen sein. Sie macht darauf aufmerksam, daß jede Gemeinde all- jährlich um Staatsbeihilfen für Volksbibliotheken nach suchen kann. In Zukunft wird von jeder Volksbibliothek alljährlich Berichterstattung gefordert über den Stand der Bibliothekssache und zwar über die Bändezahl der Biblio thek am Jahresanfange, am Jahresschlüsse, über die Zahl der ausgeliehenen Bücher, Zahl der Leser, wobei jeder Leser nur einmal zu zählen ist, Höchstzahl der von einem Leser entliehen en Bücher und über Bemerkungen der Bibliothek leitungen über beachtliche Erscheinungen im Leserkreise, be sondere Neigung des Leserpublikums und dergleichen. Möge aus der amtshauptmannschafllichen Verordnung reicher Segen erblühen! — Am 16. Januar vollendeten sich 60 Jahre, seitdem die hiesige Orgel errichtet worden ist. Auf eine diesbezügliche Nachricht im „Pirnaer Anzeiger" hin traf am 16. Januar eine Ansichtskarte aus Dresden hier- selbst ein, auf der die Nachkommen des Orgelmeisters Schröder, zur Zeit in Pirna, Sebnitz, Riesa ansässig, durch Herrn Aktuar Schröder der Kirchgemeinde ihre herzlichsten Glückwünsche darbringen, gewiß eine seltene Aufmerksamkeit, die große Freude bereitet hat. Possendorf. Nächsten Sonntag, den 26. Januar, feiert der hiesige Männergesangverein „Arion" im Völkner- schen Gasthofe sein 16. Stiftungsfest, bestehend in Konzert und Ball. — Der deutsche Flottenverein Ortsgruppe Possendorf veranstaltet zu Ehren des Geburtstages Seiner Majestät des Kaisers, Montag, den 27. Januar, abends 8 Uhr, im Gasthofe einen öffentlichen Kaiser-Kommers, welcher aus Ansprache und allgemeinen Gesängen bestehen wird. Auch an die Vereine des Octcs sind Einladungen zu dieser Feier ergangen. — Infolge des bisher an haltenden Frostes mußten die Erdarbeiten an der Bahn strecke Possendorf-Hänichen eingestellt werden. Sobald das Erdreich wieder frostfrei ist, beginnt die Arbeit von neuem. Dresden. Die Thronbesteigung des Königs Gustav V. von Schweden wird hier Anfang Februar durch eine' außerordentliche Mission unter Führung des Oberkammer-' Herrn v. Celjina angezeigt werden^ — König Friedrich August hat das Protektorat über das in der Zeit vom 20. bis 25. Juni d. I. in Dresden stattsindende 13. Deutsche Buudeskegelfest übernommen. — 17. Januar. Die Sprengung^ des Bogens der Augustusbrücke.die gestern vormittag mißglückte, wurde heute früh 5 Uhr noch einmal versucht. Gestern hat der Bogen zwei Risse erhalten, jedoch setzte sich der Koloß wieder auf die Widerlager. Auch bei der heutigen Spren gung ist der Bogen nicht zum Einsturz gebracht. Einzelne Teile der Wölbung sollen mit Lisenschienen als Brech werkzeug zum Einsturz gebracht werden. Der Bogen wurde mit Hilfe der Widder zum Teil niedergelegt. — Die Schule zu Unkersdorf mußte für den Unter richt geschlossen werden, da 50 Prozent der Kinder an Masern erkrankt sind. — In Gegenwart seiner Braut stürzte am Mittwoch auf einem Gute in Grauschwitz bei Oschatz ein Knecht in der Scheune auf die Tenne herab und brach das Genick; er war sofort tot. — An der Ausnahmeprüfung im König!. Seminar in Schneeberg nahmen 32 Knaben teil, von denen 26 sür Klasse 6 ausgenommen wurden. Wie bei den anderen Seminaren des Landes, so waren auch bei dem dortigen Seminare die Anmeldungen nicht so zahlreich wie in früheren Jahren eingegangen. Meißen. Die in Dresden verstorbene Privata Jo hanne Christiane Müller hat zum Andenken an ihren ver storbenen Gatten, den Schuhmachermeister Karl August Müller, der hier Bürger und mit ihr lange Jahre hier