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MWWitmig 75. Jahrgans. Dienstag, den 27. Juli 1909. Nr. 85. oder deren Raum berech net. Bekanntmachungen aus der ersten Seite (nur von Behörden) die zwei- gespaltene Zeile 35 bez. 30 Psg. - Tabellarisch« und komplizierte Inserate mit entsprechendem Auf- Mit achtseitigem „Illustrierten Anterhaltungsblatt". Mit land- und hauswirtschaftlicher Monats-Beilage- Für die Aufnahme eines Inserats an bestimmter Stelle und an bestimmte»« Tage»» wird keine Garantie über»wum»en. Verantwortlicher Vedakteur: Paul Jelpke. - Druck und Verlag von Carl Jelpke in Dippoldiswalde. Inserate werden mit kr Psg., solche aus unsere» Amtshauptmm mschast mit 12 Psg. die Spaltzeil« »Weihrritz-Zeimng' »scheint wöchentlich drei-' mal: Dienstag, Donners tag und Sonnabend und wird anden vorhergehen» denAbenden ausgegeben. Preisvierteijährlich 1M. 25 Psg-, zweimonatlich 84 Psg., einmonatlich 42 Psg. Einzelne Nummern , .... 10 Psg. — Alle Postan- 1 schlag. - Eingesandt, im SiLMLN Anzeiger ftir Dippoldiswalde und Umgegend. "SS-LV Amtsblatt für die Königliche Amishauptmannschast, das Königlich- Amtsgericht und dm Stadtrat zu Dippoldiswalde. ' Das im Grundbuch« für Niederfrauendorf Blatt 93 auf den Namen Hedwig Antonie verehel. Becher, geb. Wagner, eingetragene Grundstück soll am 17. September 190S, vormittags H211 Ahr, an der Gerichtshelle im Wege der Zwangsvollstreckung versteigert werden. Das Grundstück ist nach dem Flurbuche 8l,s Ar grob und auf 20560 M. geschätzt. Es ist ein Basaltsteinbruch. Die Einsicht der Mitteilungen des Grundbuchamts, sowie der übrigen das Grund stück betreffenden Nachweisungen insbesondere der Schätzungen ist jedem gestattet. Rechte auf Befriedigung aus dem Grundstücke sind, soweit sie zurzeit der Ein wägung des am 13. Juli 1909 verlautbarten Versteigerungsvermerkes aus dem Grund buche nicht ersichtlich waren, spätestens im Bersteigerungstermine vor der Aufforderung zur Abgabe von Geboten anzumelden und, wenn der Gläubiger widerspricht, glaub' hast zu machen, widrigenfalls die Rechte bei der Feststellung des geringsten Gebots nicht berücksichtigt und bei der Verteilung des Versteigerungserlöses dem Ansprüche des Gläubigers und den übrigen Rechten nachgesetzt werden würden. sT^Wer ein der Versteigerung entgegenstehendes Recht hat, mutz vor der Erteilung des Zuschlags die Aushebung oder die einstweilige Einstellung des Verfahrens herbeiführen, widrigenfalls für das Recht der Versteigerungserlös an die Stelle des versteigerten Gegenstandes tritt. Dippoldiswalde, den 23. Juli 1909. Königliches Amtsgericht. Fortsetzung der amtlichen Bekanntmachungen aus Seite 3. Zum Sturze Clemenceaus wird der „Köln. Ztg." offiziös aus Berlin geschrieben: „Wenn in Frankreich ein leitender Minister nahezu drei Jahre gewaltet hat, so ist auf Grund einer vierzigjährigen Erfahrung die Annahme gerechtfertigt, dah die Tage seines Sturzes nicht mehr fern sind. Trotzdem bedeutet der Fall Clemcnceaus eine Ueberraschung, auf die man nicht in Paris und noch weniger in Berlin gefaßt war. Als Herr Clemenceau am 23. Oktober 1906 die Regierung antrat, ging ihm der Ruf ausgesprochener Sympathien für Eng land voraus, und es wurde gleichzeitig behauptet, datz er Deutschland nicht günstig gesinnt sei. Es mag sein, dah mit dieser Kennzeichnung die innerliche Richtung Clemenceaus richtig wiedergegeben wurde, aber es ist mindestens ebenso richtig, daß die wirkliche oder vermeintliche Feindseligkeit des französischen Ministerpräsidenten gegen Deutschland während seiner Amtszeit nicht in die Erscheinung getreten ist. Es waren in dieser Zeit Reibungsstellen und gefähr liche Zwischenfälle mehr als genug vorhanden, aber alle haben sie sich in friedlicher und gütlicher Weise regeln lassen. Nur dadurch, datz dazu auf beiden Seiten der gute Wille vorhanden war, konnte dies Ergebnis erzielt werden, und wenn sich heute die Beziehungen zwischen Frankreich und Deutschland befriedigend gestaltet haben, so ist dies unzweifelhaft zum Teil auch ein Verdienst Clemenceaus. Ein wesentliches Verdienst an der sachlichen, ruhigen und friedlichen Politik der französischen Republik hat auch der Minister des Auswärtigen, Pichon, gehabt, der in richtiger Erkenntnis des Friedensbedürfnisses, das der französischen Nation ebenso eigen ist, wie anderen Völkern, die französische Politik zielbewußt im Sinne des Friedens orientierte. Wenn wir sonach keinen Anlatz haben, uns über den Rücktritt Clemenceaus zu freuen, so kann man andererseits nur bedauern, datz Frankreich jetzt einen bewährten und in schwierigen Lagen erfolgreichen Minister des Auswärtigen verlieren soll. Wer die Nachfolge der heutigen Machthaber in Frankreich antreten soll, steht noch nicht fest, und begreiflicherweise verfolgt man in Berlin die Entschlietzungen des Präsidenten Fallieres mit lebhaftem Interesse. Die Persönlichkeiten der neuen Minister werden sicherlich sür die Weiterentwicklung Frankreichs nach innen und nach außen von Bedeutung sein, doch dürfte sich auch hier Herausstellen, datz die vorhandene und einmal ge- schaffene Lage, wenigstens soweit die auswärtigen Be ziehungen in Betracht kommen, stärker ist als der Wille einzelner Persönlichkeiten. In Berlin hat man den auf richtigen Wunsch, mit Frankreich andauernd in guten Be ziehungen zu leben, und da man auch die Ueberzeugung hat, datz di« friedlichen Wünsche des deutschen Volkes sich mit denen der großen Mehrheit des französischen begegnen, so können wir mit großer Ruhe der Gestaltung des neuen Ministeriums entgegensetzen. Wir sind mit den früheren Männern ausgekommen und hoffen zuversichtlich, daß es auch mit denen der Fall sein wird, denen die Leitung der französischen Staatsgeschäfte übertragen werden soll." Wenn auch noch keine bestimmten Meldungen darüber vorliegen, wer die Nachfolgerschaft Clemenceaus antreten wird, so ist man sich über die Person des künftigen Ministerpräsidenten und über die Zusammensetzung seines Kabinetts doch schon ziemlich einig. Es wird berichtet: Der bisherige Justizminister Briand gilt als der kommende Mann sür die Kabinettbildung, wobei wahrscheinlich die Mehrzahl der bisherigen Minister beibehalten wird. Briand wird vermutlich das Innere übernehmen, sür das Justiz ministerium werden Volle und Monis, beides frühere Minister, genannt. Lacroir, der bisherige Kolonialminister, und Simyan, bisher Minister der Post und Telegraphie, sollen als völlig unfähig ausgeschifft und durch Trouillon und Barthou ersetzt werden, ebenso Picquart, der Kriegsminister, durch General Lacroir, und Picart, der Marineminister, durch Admiral Fournier. Diese Kombination ist jedoch noch nicht gesichert. Die Radikalen hielten eine Fraktions beratung ab, wobei Befürchtungen wegen Briands Sozia lismus laut wurden. Sie würden ein rein radikales Kabinett vorziehen, da sonst viele radikale Wahlsitze nächstes Jahr durch die Sozialisten gefährdet sein würden. Die meisten Pariser Blätter drücken die Ueberzeugung aus, daß Briand die Bildung des Kabinetts übernehmen und daß dasselbe, von einigen wenigen abgesehen, dieselbe Zusammensetzung wie das Kabinett Clemenceau erhallen werde. Die Freude über Clemenceaus Sturz hat zu einigen charakteristischen Kundgebungen geführt. So wurde die Pariser revolutionäre Arbeiterbörse von den Führern der Syndikatsbewegung beflaggt. Unter den Post- und Tele graphenbeamten wurde die Demission des Unterstaats sekretärs Simyan mit lauten Freudenkundgebungen aus genommen. In Narbonne, wo vor zwei Jahren die Winzerunruhen in blutiger Weise niedergeworfen wurden, rief der Sturz Clemenceaus große Freudenkundgebungen hervor. Das Stadthaus wurde beflaggt und der Bürger meister Ferroul ordnete noch in der Nacht ein Böller schießen an. In Argelliers, das der Hauptherd der Winzer bewegung war, fand am Sonntag zur Feier des Sturzes Clemenceaus ein großes Volksfest statt. Lokales und Sächsisches. Dippoldiswalde. Die Tagesordnung der am 22. d. M. unter dem Vorsitze des Herrn Amishauptmanns vr. Mehnert abgehaltenen fünften diesjährigen Sitzung des Bezirks ausschusses der Königlichen Amtshauptmannschaft wies neben verschiedenen Mitteilungen 39 Punkte auf. Ge nehmigt wurden zum Teil bedingungsweise die Neufest setzung des Gehaltes des Gemeindevorstandes zu Fürstenau, das Ortsgesetz für die Gemeinde Schmiedeberg, d'e Er richtung einer Gasanstalt für die Stadlgemeinden Alten berg, Geising und Lauenstein, dis Veränderung des Ober grabens beim Elektrizitätswerke Seifersdorf, die Verbreite rung des Mühlgrabeneinlauss am Grundstück der Frau Beyer-Glashütte, die Grundstücksabtrennungen Fischers- Schmiedeberg, Richters-Possendorf, die Aenderung der Be- zirksgrenzen zwischen dem Königlichen Staatsforstreviere und der Gemeinde Rehefeld anläßlich der Umflurung des Schulbauplatzes, das Ortsgesetz über die Pensionsberechti gung der berufsmäßigen Gemeindebeamten und ihrer Hinterbliebenen sür Rechenberg, die Uebernahme bleibender Verbindlichkeiten durch die Gemeinde Reichenau, das Regu lativ über die Erhebung der Hundesteuer in den Ge meinden Breitenau mit Walddörfchen und Oelsengrund, die Bildung gemeinsamer Wahlbezirke für die Landtags wahl, die Darlehnsaufnahmen der Gemeinde Wendisch- carsdorf zu Wasserleitungszwecken und des Gemeindever bandes für die elektrische Straßenbahn Niedersedlitz—Lock witz—Kreischa und die Konzessionsgesuche Haubolds Elend, Bergers-Lungkwitz, Klausnitzers-Rechenberg, Hungers- Borlas, Häntzschs-Lauenstein, der verehel. Stohm-Glashütte, der verehel. Harder-Oberschlottwitz, des Verkehrsvereins für Kreischa und Umgegend und Burkhardts-Börnchen, wobei es sich um Ueberlragung bereits bestehender Konzessionen bez. Ausdehnung solcher auf Gartenzelte Asm. handelte. Abgelehnt wurde die Grundstücksabtrennung Bergers-Kips dorf und die Konzessionsgesuche Weigelts-Hirschbach und Vörners-Hirschsprnng. Die Ausnahme eines Dariehns durch die Stadt Glashütte aus dem gewerblichen Genossen- schastssonds, sowie die Besitzwechselabgabenordnung für Kipsdorf wurden zu befürworten beschlossen. Nachdem aus zwei Rekurse in Demcindeanlagen- bez. Wasserzins- fachen, auf zwei Gesuche um Unterstützungen aus Stiftung-- ' mitteln und auf zwei das Bezirksvermögen, sowie auf mehrere das Wettinstist betreffende Angelegenheiten Ent schließung gefaßt worden war, nahm der Bezirksausschuß noch Kenntnis von den Berichten über die Prüfung der Rechnungen über das Bezirksvermögen usw. und das Wettinstist auf das Jahr 1908 und empfahl Vorlage beim Bezirkstage, stimmte auch den Vorschlägen des König!. Herrn Bezirksschulinspektors Schulrat Bang be züglich der Unterstützungsgesuche für 36 Volksbibliotheken, ingleichen der vorgeschlagenen Regelung der Bezüge der Amtsstraßenmeister zu. In Rücksicht auf die mannigfachen Beschwerden über Belästigungen durch den im Bezirke immer mehr überhand nehmenden Automobiloerkehr stimmte der Bezirksausschuß dem Vorschläge der König lichen Amtshauptmannschast, die Maximalgeschwindigkeit von Kraftfahrzeugen auf der Staatsstraße Dippoldiswalde bis zum Röberschen Gasthofe in Bärenburg auf 15 Kilo meter in der Stunde festzusetzen und weiter zum Schutze der Kommunikationswege und Bezirksstragen den Last autoverkehr auf diesen bis auf weiteres zu verbieten, ein mütig zu. — Die diesjährige Theatersaison begann Sonntag mit dem Kraatzschen Schwank „Die lustige Doppelehe". Da die Darsteller, zum Teil hier schon bekannt, jeder in seiner Art nur Gutes leisteten, ist auch sernerhin ein reger Theater besuch zu wünschen. — Am Freitag gegen abend erfolgte auf der hiesigen Mühlstraße ein Zusammenstoß zwischen einem Radfahrer und einem Phönomobil, wobei alles auf das Trottoir fuhr und an eine Mauer gequetscht wurde. Während das Automobil anscheinend unbeschädigt blieb, war das Rad total unbrauchbar, während sein Herr verschiedene Hautabschürfungen davontrug. — Am Sonntag, den 18. Juli, wurde dem Mitglied der Freiwilligen Feuerwehr Lackierer Otto Gräfe von dem Branddirektor Reichel vor einer Anzahl Mannschaften der Freiwilligen Feuerwehr das Königliche Ehrenzeichen für 25jährige ununterbrochene Dienstzeit überreicht. — Die „Offizielle Gewinnliste der 1. Geldlotterie zum Besten der Stiftungen und Wohlfahrtseinrichtungen im Königlich Sächsischen Militär-Vereins-Bunde'liegt in unserer Expedition zur Einsichtnahme aus. Reichstädt. Die diesjährigen Sommerserien be ginnen den 25. Juli und endest den 14. August. Die Herbstferien, deren Beginn noch nicht genau festgesetzt ist, währen 2</2 Woche. Bärenstein. In der am Sonnabend abgehaltenen Hauptversammlung des hiesigen Gesangvereins wurde Herr Carl Stephan zum stellvertretenden Vorsitzenden gewählt. Dresden. Prinz Mar ist am Sonnabend in Drerden eingetroffen und hat sich alsbald, nach einem Besuche bei der Prinzessin Mathilde in Hosterwitz, nach Rehefeld begeben. — Daß es noch gute Menschen unter den Sträflingen gibt, zeigt folgender Vorfall, der aus Waldheim be richtet wird. Vor einigen Tagen war ein Ausseher mit 12 Mann zur Herstellung von Anlagen im städtischen Holze beschäftigt. Der Aufseher rutschte dabei aus, siel hin und schlug so mit dem Hinterkopf auf, daß er be sinnungslos liegen blieb. Die Sträflinge trugen ihn auf eine Bank und warteten, bis er wieder zu sich kam. — Als in einem Steinbruch in Auerhammer der Bruchmeister und ein Arbeiter nach der Ursache des Ver- sagens eines Sprengschusses forschten, explodierte der Schuß. Beide Männer wurden von den unihersliegenden Steinen und Schutt so schwer verletzt, daß sie nach der Heilanstalt des Herrn Sanitätsrat vr. Pilling in Aue gebracht werden mußten. Dort wurde dem Arbeiter die rechte Hand amputiert. Das Augenlicht beider ist stark gefährdet. Radeberg, 24. Juli. Der Verwalter des hiesigen städtischen Krankenhauses vom Endt wurde nachts auf dem