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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 08.04.1914
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1914-04-08
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19140408023
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1914040802
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1914040802
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1914
-
Monat
1914-04
- Tag 1914-04-08
-
Monat
1914-04
-
Jahr
1914
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Men-. flusgade kür Letpxt, u«» Vorort, durch uaser« Lrüaer V«AU Avpk »1^ » » »oü Sp,dtt,ur« »mal tügUch In» hau» gebracht: »»»otllch l LS M., »»«trhührllch,.7»M »et ö« «»schSstostrll,. uafern ZMat«, uu» ftu»,ad«It,ll»n ad,,holl: monatlichiM..o«,rt,lI<thrUchSM. vurch di» Post: laairhalb vrulschlanö» und Ser drutschen Kolonien monatlich 1^0 M.. vl,rt*ll<thrl»ch -.so M. auoschitetziich p»std,st,U,«ld. vao leipziger Tage blatt «schont werktags »mal. Sonn- u. Zeierlag» »mal. 2n Leipzig, -en Nachbarort«, und den Vrtrn mit »tarnen Ziliale» wird di« std«odau»gadr noch am Kdenü ür» «rschetn,»» in» hau« geliefert. Serltner Neüaktton: So den Zelten 17, Zernsprech-stnsthluß: Moabit Ur. »07. Nr. 179. ^curdelsFeLturrs /irntsblall des Rates und des j)o1izeunntes der Stcrdb Leipzig Nedaktion und Srfchliftostelle: lohanniogast« Nr.». o Z«afprech-Maschlust Nr. 14044, 1404Z und 1404». WS. Jahrgang ÄNKchkachNNNvti»« k"r Saserat, au» L«p,ig und Umgebung di» Nprsls». ispaltig«p«tit,»tl«rs Pf., di« Nrklameeetl« IM. von au»mart» r» Vf., ltrklamen l.ro M., Klein, »»zeigen diepetitzeil, nur 24pf.b.wted«hoi-Nab.,Saferat« von vehdrdrn im amtltchenjeil dl« Petit» zeit« S4 Pf. ch,fchiift»an,,t,,n mit plahoorfchrif» im Preis« «rhiht. Nadott nach Lorif. S«tlag«n: S«samtaufl.5 M. do» Laufrad au»fchl. Postgebühr, stnzttgen-stnaahm«: lohaaatsgalfe». vel fdmtltchen ktllalen «,» Leipziger Lagrdlatt«» und allen Kanoncen-Expedttionen ür» Sn- und »usloade». Seschüftostell« für Srrlta u. dir pr. vranSendurg: virektlon Walter Zllegel, Serlla w. io, Margarethenstroß« ». Zernsprech-ftnschlutz: Lüyo« »471. Mittwoch, »e« 8. April. 1914 Vas wichtigste. * Oberst von Below ist zum Kommandeur der Schutztruppe ernannt worden. (Siehe Heer und Flotte.) * An den Staats wählen in Illinois sind zum ersten Male Frauen beteiligt. (Siehe Ausland.) * In Trient kam es zwischen österreichi schem Militär und Italienern zu Tiitlich te i t e n. (Siehe Ausland.) * Ein schweres Brandun glück ereignete sich in Chesterfiel d. (Siehe Nachr. v. Tage.) verprSsistent als Leuge Der Prozeß Caillaux Hai, wie wir schon berichteten, einen merkwürdigen Vorgang ver anlaßt : Präsident Poincarö i st als Zeuge vernommen worden. War das statthaft? kann das Oberhaupt des Staates als Zeuge in einem Mordprozeß auftreten? Leidet darunter nicht seine eigene persönliche Würde nnd das An sehen des Staates? In monarchischen Ländern wird man jeden Versuch, das Oberhaupt als Zeugen anfzurufen, abweifen. In dem republikanischen Frankreich waren die Juristen keineswegs einig. Der Sach verhalt war nach dem Pariser „Malin" folgen dermaßen : Am 16. März, am Morgen des tragischen Tages, fand im Elysce ein Ministerrat statt; dem Brauch gemäß unterhielten sich die hauptsäch lichsten Mitglieder des Kabinetts der Reihe nach mit dem Präsidenten der Republik, bevor die Be ratung begann. Gerade wollten die Herren in den großen Salon, wo die Sitzungen stattzu finden pflegen^ eintreten, als LaiIla n x den Präsidenten mit der Frage zurück hielt, ob er nicht noch einen Augenblick mit ihm unter vier Augen sprechen könne. Poincarö schloß die Tür seines Privatkabinctts und befand sich mit dem Finanzminister allein. Sehr erregt teilte Cail laux darauf dem Präsidenten der Republik mit, daß ein neuer Skandal den andern folgen sollte, die man scholl gegen ihn inszeniert hatte. „Ich weiß aüs bester Quelle, daß von nur an meine Frau geschriebene Briefe dem „Figaro" aus- gelieferi wurden und daß Gaston Calmette sic zu veröffentlichen gedenkt." Poincarö wollte das nicht glauben und protestierte: „Man hat Sie schlecht unterrichtet, ich kenne Calmette; er ist ein zu vornehmer Charakter, um einen Brief veröffentlichen zu können, der Ihre Frau be trifft " Der Finanzminister erwiderte, daß die Persönlichkeiten, von denen er seine Informa tionen erhalten habe, sich nicht irren könnten. Auch habe er sichere Anzeichen dafür erhalten, daß sich eine neue Veröffentlichung vorbereite. Hatte nicht Calmette am selben Morgen im „Figaro" einen Artikel also betitelt: „Komisches Zwischenspiel", „Jos", biographische Notizen über Joseph Caillaux"? Deutete nicht die Be zeichnung „Zwischenspiel" an, daß noch etwas anderes folgen sollte? Dies andere waren aller Wahrscheinlichkeit nach die intimen Briefe. Ver gebens versuchte der Präsident mit all seiner Ueberzeugungsgabe, klar zu machen, daß Cal- mettc sich nie so tief herablassen werde, nnd daß er in dem ersten „Dein Io" unterzeichneten Briefe das ganze Cnde, das mit der Politik in keiner Verkündung stand, unterdrückt hatte ... Caillaux hat sich erhoben und ruft, neben dem Arbeitstisch des Staatschefs stehend, mit von Erregung, Angst und Zorn bebender Stimme: ,^Wenn Calmette dies dennoch tut, töte ich ihn?" „Das Gespräch setzte sich noch eine Weile sort; der Präsident wollte mit dem Aufgebot all seiner Ueberredungsgabe den Minister be ruhigen, damit er sich zu nichts Unüberlegtem sortreißen lasse nnd sich mit seinen Anwälten bespreche. Poincarö mußte sich aber überzeugen, das; seine Worte keinen Eindruck auf Caillaux machten, so sehr hatte sich dieser in den Ge danken verbohrt, daß die skandalöse Veröffent lichung bevorständc. Unter diesem peinlichen Eindruck präsidierte er den Ministerrat. Nach mittags kam Dvumcrguc, nm sich mit dem Staatschef über die auswärtigen Angelegenheiten zu unterhalten. Noch sehr bewegt von der ^zene des Morgens gab Poincarö dem Minister - Präsidenten Kenntnis von den Befürchtungen und Drohungen Caillaux', dessen persönliche Freund schäft mit Doumcrgue ihm bekannt war. Don mergue crllärtc, er werde sich bemühen, den Kollegen von jeder übereilteü Handlung abzu halten. Aber die Stunden vergingen — als Doumergue die Treppe, des Elysöcs herunter stieg, stieg Madame Caillaux die Treppe des „Figaro" hinaus. Und bald daraus hatte sich das Drama abgespielt, lag Gaston Calmette rö chelnd in seinem Sessel. Am 2. April wurde Joseph Caillaux vom Untersuchungsrichter Boucard vernommen. Er sagte aus, daß auch er unerschütterlich von der bevorstehenden Veröffentlichung der Briefe über zeugt gewesen sei, daß sie deut „Figaro" zu getragen waren und daß Calmette gewisse Stellen daraus abzudruckeu gedachte. Um nachzuweisen, in welcher Geistesverfassung er sich selbst am Morgen des Dramas befunden habe, erzählte er dem Richter die Szene, die sich im Clißöc zwi schen ihm nnd dem Präsidenten abgespielt hatte, schließlich appellierte er nachdrücklich an das Zeugnis des Staatsoberhauptes, damit seine Aussage in diesem Punkte kontrolliert werden könne. Am gleichen Abend benachrichtigte Bou- eard den Staatsanwalt Lescouvö von dem Wunsche Caillaux'. Der Brief nahm den üb lichen Weg und rief in den Kanzleien Auf regung hervor. Wie sollte das ungewöhnliche Problem gelöst werden. Wie konnte man den StaatSchef verhören. Im Oocka eivil fand man keine Auskunft. Vom Iustizminister benach richtigt, beseitigte Poincarö alle Hindernisse des Ceremoniels und erklärte: „Ich bin der erste Beamte des Staates und muß als solcher die erste Pflicht erfüllen, die jedem Bürger obliegt: die "Wahrheit zu sagen, wenn die Justiz des Landes sie wissen will. Hier liegt kein Staats geheimnis vor, nnr eine schmerzliche Privat fache. Ich bin znr Zeugenaussage bereit wie jeder andere Franzose." Man fand eine „könig liche Ordonnanz" vom April l.862, die dem Code für Kriminaluntersuchungen ungegliedert wurde: „Art. 510. Die Prinzen und Prin zessinnen königlichen Blutes, die großen Würdenträger und der Iustizminister können nie als Zeugen vernommen werden, selbst nicht vor den Geschworenen, ausgenommen, wenn der König auf Antrag einer der Parteien und nach Bericht des Iustizministers das Erscheinen durch besonderen Erlaß ermächtigt hat. Art. 511. Die Personen obiger Qualität können, ab gesehen von obigem Erlaß, ihre Zeugenaussage schriftlich vor dem ersten Präsidenten des Ap pellanvnSgerichtshofs abgeben . . ." Der Iu stizminister entschied: der Präsident kann als „großer Würdenträger" angesehen werden. Folg lich kam Senator Forichon, vor dem Poincarö den Eid ablegte, die Wahrheit und nichts als die Wahrheit zu sagen. Poincarö bestätigte dar auf den Bericht Caillanx' in allen Einzelheiten und schilderte den Vorgang, wie wir es oben taten. Dse Aussage wurde nicdergeschriebcn und vö'n dem Präsidenten mit der Unterschrift versehen. Das Dokument wurde darauf in ver siegeltem Umschlag dem Untersuchungsrichter zu gZtektt, der -es zur Kenntnis nahm und den Prozeßakten beifügte. . . ." Für Madame Caillaux bedeutet die Zeugen aussagc des Staatsoberhaupts ein Entlastuugs Moment ersten Ranges. Ihr Mord bleibt ein Mord. Aber wenn schon frühere Aussagen nach - gewiesen haben, daß sie die Tal nicht mit vollem Vorbedacht ausgeführt bat, ist seht ebenfalls bestätigt worden, daß sie und ihr Gatte mit aller Bestimmtheit daran glaubten, ihr Privatleben werde vom „Figaro" in den Kot gezogen werden. Es mag sein, daß man das Ehepaar Caillaux getäuscht hatte, aber an mil dernden Umständen fehlt es jetzt der Angeklagten nicht mehr. Das Zeugnis des Präsidenten, das niemand anzweifeln wird, muß die Aufgabe des Advokaten Labori vor den Geschworenen sehr erleichtern. Bemerkenswert ist, daß Poincarö der Trauzeuge der geschiedenen Mme. Claretie bei ihrer Heirat mit Caillaux war, daß sie am Abend des Dramas auf der italienischen Bot schaft bei Tafel an seiner Seite sitzen sollte. Was an den umlaufenden Gerüchten wahr ist, daß Caillaux sich politisch geopfert habe, daß Poincarös Zeugnis ihm auch im Rochette-Handet von besonderem Nutzen hätte sein können, dar über tvird man die Enthüllungen der Zukunft abwarten müssen — jedenfalls scheint die Wieder wähl Caillaux' als Deputierter nunmehr ge sichert! poliMeke UeberlieM Ver Kaiser soll katholisch weröen. Das verlangt in einem ..offenen Briefe" an den Kaiser das „Katholische Deutschland". Das Blatt warnt Kaiser Wilhelm, „die Hand gegen die Braut Christi, die katholische Kirche, zu erheben". Nie je. ein solcher Fürst noch „glücklich gestorben". Es heißt dann weiter: „Allergnädigffer Kaiser und König! Zwei Puren sprechen Em. Majestät bitter und tief betrübte ka tholische Kinder aus: Um ein Wort der Liebe und Achtung für unseren heiligen «Glauben bitten wir, welches geeignet ist, den furchtbaren Eindruck zu tilgen, den jene Wort? Ew. Majestät, die wir leider kennen lernten, m unseren katholischen Herzen mache.« mußten. Und ein zwei les: Möchten doch Ew. Majestät die «Wade haben, unseren Glauben kennen zu lernen, wie er ist. E«» einfacher katholischer Katechismus reicht dazu aus. Ja, es ist sogar Pflicht eines Landesvatcrs, den Glauben und die Begründung des Glaubens kennen zu lernen, dem fast die Hälfte seiner Untertanen anhängt. Und wir Katholiken sind treue Untertanen Ew. Majestät, ja. wir können im ullge meinen wohl sagen, treuere Untertanen als unsere dem katholischen Glauben fremden und feindlichen Landsleute." Daun wird das Blatt deutlicher: „Jesus C h r i sts möge den Kaiser heim- suchen und ihm die Äugen ösfnen für die Wahrheil des römischen Glaubens. Denn cs ist unsere heilige Uebcrzeugung. daß der katholische Glaube der allein sichere Untergrund für den preußischen Königsthron ist, daß er allein den drohenden Umsturz überwindet und er allein ft?m Hohenzollernhaus eine glückliche Zukunft sichert". Der Brief schließt mit der Erinnerung, daß das Hohenzollernhaus früher katholisch war. „Auf dem Totenbette ließ Ew. Majestät großer Ahn Joachim l. seine Söhne schwören, daß sic Treue halten würden dem heiligen katholischen Glauben! Die Verpflichtung, diesen nicht eingelösten S ch w u r u o ch c i n z «löse n, vererbt sich auf Enkel und Urenkel. Möge, das ist unser Gebet, das er lauchte Haus Hehenzollern einmal zu rück kehr en z um Felsen Petri, zur Kir ch e Jes u, z u r Ein gift'gcr Herr tut feine Pforten aus für alle Gäste, keinen schließt er aus: Frei, wie das Firmament die Welt um spannt, so muß die Gnade Freund und Feind umschließen; cs schickt die Sonne ihre Strahlen gleich nach allen Räumen der Unendlichkeit. Schiller. Die Mpen.*) Von Dr. Hinrich Nicper, Leipzig Der Mensch kann mit der ganzen Kraft seiner Seele die Schönheit von Menschengeist geschaffener Kunstwerke empfinden, er vermag in ehrfurchtsvollem Staunen die Wunder moderner Technik zu betrachten, die Großtaten des menschlichen Geistes auf allen Ge bieten der Wissenschaft können seine Bewunderung erregen — alle die Empfindungsströme, die dabei durch seinen Körper schlagen, vereinen sich schließlich zu einer großen Empfindung, die einst Sophokles in dem Worte wicdergab: „"Nichts ist gewaltiger als dir Mensch!" Und doch! Mag auch nimmermüde dieses Achtungsgefühl vor dem Ich durch unsere Adern pulsen, alles, was uns hoch, heilig, gewaltig, staunens wert am Menschen scheint, sinkt in ein Nichts zusam men, wenn wir die eigene Persönlichkeit der Natur gegenüberstellen. Heben wir unsere Augen auf und senken unsere Blicke in das ewige, unergründliche Meer des sternenbed-eckten Nachthimmels! Fragen wir uns: Was ist hinter jenem leuchtenden Gestirn da oben? so wird antwortend unser Hirn seine Gedanken hinüberspinncn nach dem Wcltenkörper, und wird sic weiter schicken zu einem neuen Stern und immer weiter zu immer neuen Sternen und. . . und schließlich wir- auch der geistreichste Kopf, der kühnste Denker die Gedanken nicht mehr zurückkehrcn laßen können, die hinauswandern in eine urewige Ewigkeit, eine endlose Unendlichkeit. Und hier, der endlosen Unendlichkeit gegenüber, beginnt in uns etwas aufzusteigen, urgewaltig, unsagbar, unfaßbar, alles niederzwingend, was uns eben noch so ge waltig am Menschen erschien N. H. Francö hat ein Buch geschrieben, ein säst tausend Seiten starkes Buch über die Alpen. Er hat *) R. H. Franc,-: „Die Älpen". Mit ->l!> Ab bildungen, Tafeln und Karten. Verlag Theodor Thomas, Leipzig. Preis geb. 28 .kt. es für solche geschrieben, die Sinn für die Schönheiten dei Natur haben. Ein Künstler hat es geschaffen, nicht der Gelehrte allein. In Franc-'-s Werk sind beide Gegensätze vereint: die winzige, nichtige Menschennatur, gegenübcrgestellt der großen, ge waltigen, Erhavenheitsschauer auslösenden Alpen natur, und der Mensch, der Fürst, der Herr, der Be zwinger dieser Erde und aller ihrer Organismen König. Aus der Tiefe unseres Seins sehnen wir uns nach yöheren, volltommenercn Dascinsformcn. Eine Sehnsucht, die non der Urallgcwalt der Natur ge weckt brausend unsere Seele füllt. Francö sucht in uns solche Sehnsucht wachzurufen. Wer mit ihn, wandert, wirft die ganze prachtvolle, erhabene, mächtige Natur in den Alpen auf sich cinwirkcn lassen können: der darf jonnenvergoldetc, glühende Bergesgipfel schauen, die sich vermählen mit dem azurnen Blau des unendlichen Alls. Der wird den Föhn, „den Atem eines erregten Naturdämons", in sich auftrinken, der wird die ganze Furchtbarkeit eines Föhngewitters kennen lernen. Dessen Seele wird trunken werden von der Schönheit alpiner Glet- scherwelten. Ihn werden Schnccstürmc umpfcifcn von nutzt gekannter Heftigkeit. Die Lawine führt ihm die ganze Größe einer entfesselten Naturkraft vor Augen. Längst vergangene Zeiten werden ihm neu erstehen: Dort, wo hart im Raume Jahrtausend an Jahr tausend stößt, dort, wo stumm ein Jahrhundert das Jahrhundert grüßt, dort darf er seine Blicke hin wenden und mit verstehen helfen das gewaltige Werl, das Jahrtausende einst schufen. Der wird das Tages licht erlassen, hinabsteigen in eine lichtlose Unter welt und durch dunkle Höhlen wandern. Die Uebermächtigkeit der Alpennatur beschwört in uns ein Gefühl herauf, das immer Besitz von uns er greift, wenn wir etwas über uns empfinden. Dos Sehnen ist es, über uns hinaus zu werden, ein höherer, vollkommenerer Mensch noch als bisher. Aber trotzdem: Stehen wir nicht auch auf der Höhe des Lebens'.' Die moderne Naturwissenschaft,hat ja ge funden, daß wir das vollkommenste Glied einer lan gen Entwicklungskette sind. Und so brauchen wir nicht allein aus der Tiefe unseres Seins nach höheren Da seinsformen zu streben. Lauschen wir auch aus der Höhe unseres Daseins hinab in die Tiefe, hinab zu Organismen, die unter uns stehen, weil sic noch nicht oder nur in geringem Maße die Fähigkeit errungen haben, die eigene Kraft durch die Naturkroft.zu er setzen Hören wir das, was uns Francö hören läßt von Wesen, die gleich uns Bewohner der Alpen sind, die aber noch nicht die Hohe im Stammbaum der Or- ganismer. erreicht Haden wie wir. Wie er lebendig erzählt aus der Welt der Alpenrosen, vom Edelweiß, von Felsenpflanzen! Wie er, schaffender Künstler und Forscher zugleich, bunte Bilder entwirft vom Vogel leben der Älpen. vom Leben der Gemsen, vom Leben der Hunde, die durch Heldentaten Berühmtheit sich errangen, vom Leben des Pfahlbautenmenschcn. Nach diesem Zug? durch die alpine Organismen weit wirft Franc? schließlich noch bunte Streiflichter aus «ach besonders schönen und interessanten Punkten der Alpenwslt, wie sie von der Natur oder durch die Kultur geschaffen worden sind Damit hat sich sein Werk vollendet. Kunst UN- Wissenschaft. * Im Weimarischen Hoftheater wersen für den ersten und zweiten Osterfeiertag Aufführungen von beiden Teilen des Goetbcschcn „F a u st" vorbereitet. Dem 1. Teil ist die Bearbeitung non Otto Devrient, dem 2. Teil diejenige von P a u l Schlcnther jWiener Hosburgthcater) zugrunüe gelegt; in beiden Teilen wird die Lasscnsche Musil verwendet. Die Vorstellungen beginnen am Nach mittag um 1,'- Uhr und sind bis 16 bzw U'Z Uhr zu Ende. Vom Stadttheater zu Plauen i. B. Der Stadt rat ist im Einvernehmen mir -em Theateransjch ß darüber schlüssig geworden, dem Direktor Theodor Erker, dessen Pochtzeit im kommenden Winter ab lauft, das Theater wiederum auf zwei Jahre zu übertragen, jedoch unter wesentlich ver änderten Bedingungen, die -cm Direktor gewiße Be schränlunqen auserlegen " Uraufführung einer neuen Oper von Bruno Heqdrich in Halle. Bruno Hendrick), der bekannte frühere Bayreuther Heldentenor, dessen Opern ., Amen " und „Frieden" über fast alle größere Bühnen Deutzchlands gingen, hat eine neue Oper „Zufall" komponiert, die am 7. April im Hallischen Stadttheater ihre Uraufführung erlebte. Der Komponist, der feit 10 Jahren oas Höllische Konservatorium leitet, hat mit dieser Oper sein ursprüngliches Gebiet, die schwere Oper, verlassen; ein neues Werk ist eine gefällige komische Oper, deren Melodienreichtum und gehaltvoller Text ibr den vollen Enolg verbürgte, den sie auch fand. Der Text stammt von der Dresdener Schriftstellerin Lina Fa lckenberg. die unter dem Pieudonnm Hans Dahlmann nach einer italienischen No velle von Barili das phantastische Zusammen treffen eines reichen Advokaten mir einer ichönen Witwe und die Liebe dieser beiden ausmalt. Bruno Heydrichs Musik ist in allen Phasen wertvoll und vor ¬ nehm. Besonders zu beachten ist, daß der Komponist die ieitmotivftche Idee, moderne Harmonisation und Instnunentation mit den alten Formen «Tanze.Lieder, Arien, Duette, geschlossene Chöre usw.' zu verbinden sucht Das melodische Element herrscht vor. Im musilalftchen Dialoo, der die Szenen verbindet, sind die motiouchen Verknüpfunaen besonders bemerkens wert. Lede Figur hat ihre deiondere Melodie oder ihr charakteristisches Teemu. Die Vorstellung leitete Hermann Hans Wetzler mit großer Umsicht; Vie Regie führte der als Recneaisistent Bayreuths bekannte Obcrregisseur Thec Raven. Der Uraufführung wohnten Zahlreiche MusikichriststeUer und Theater direktoren Deutschlands bei. Der ungewöhnlich starke Beifall, der keineswegs auf die Zugehörigkeit des Komponisten zu Halle zurückzusühren ist. wirb tec Oper in Bälde den Weg auf andere deutsche Bühnen öffnen. - ' Tie Nibelungen-Trilogie Friedrich Hebbels ijl, wie qemeloet wird, als alljährliches Festspiel für Worms geplant. Im Juni soll die Trilogie durch das Darmstädter HoftHeater uns unter Mitwirkung Ser bedeutendsten deutschen Bühnen künstlcr in Worms aufgefühn und dann künftig all jährlich als Nibelungen Festspiel daselbst wie-erb'lr werden Ter Konservator des Plantin-Muieums >n Ant werpen crilärte, wie uns gemeldet wird, ihm sei vvn einer Uctcrführung oder einem Diebstahl des G- mäldes „M arin mit Sem Kind e", wovon des Blatt „Metropole" berichtete, nichts bekannt. Ehrung der deutschen Bersicherungswiffenschast durch Frankreich. Das Pari'er Institut des A c t u a i r e s F r a n a i s. die offizielle akademie ähnliche Organisation der französischen Versicherungs« wisjenichast hat jetzt zum ersten Male Dcutickie zu korreipondierenden Mitgliedern gewählt, und zwar den Vorsitzenden des Deutichen Vereins für Versicherungs-Wu enschast Herrn Regierungsdirektor Carl von Rasp 'München). Herrn Geheimen Re gierungsrat Direktor Dr.S a m wer iGotba). deutscher Vizepräsident Ses ständigen Ausichusics sür versichc- rungswißenschafttiche Kongresse, und den General sekretär des Deutschen Vereins sozvie deutschen Sekretär des internationalen ständigen Ausschusses Herrn Professor Dr Alfred Manes «Berlin). * Neue Mitglieder der Akademie der Wissen schaften in Ber in. D.c von der Akademie der W i i s e n i ch a f t e n «n Berlin volCogLnen Wahlen des ordentlichen Pros ssors der Staatsw ssen schäften an d.r Friedrich-Wilhelms Unkversltät in Berlin Geh. Regierungsratz. Dr Max Sering und -es ordentlichen Profeffors der Kunstgeschichte an derselben Universität Dr. AdolfGoldschmidt zu ordentlichen Mitgliedern ihrer philosophisch-histori. schen Klasse sind beffätigt worden.
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