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Tharandt, Nassen, Menlehn nnd die Umgegenden. Erscheint wöchentlich dreimal und zwar Dienstags, Donnerstags und Sonnabends. — Bezugs,Preis vierteljährlich 1 Mk. 30 Pf durch die Post bezogen 1 Mk. 55 Pf Inserate werden Montags, Mittwochs und Freitags bis spätestens Mittags 12 Uhr angenommen. — Jnsertionspreis 10 Pfg. pro dreigespaltene Corpuszeile. Druck und Verlast von Martin Berger ai Wilsdruff. — BerantworlNch für die Redaktion H A. Berger daselbst. Imlsblnll für die Agl. Amtshauptmannschaft Meißen, für das Agl. Amtsgericht und den Stadtrath zu Wilsdruff, sowie für das Rgl. Lorstrentamt zu Tharandt. No. 89 Donnerstag, den 9. IM 189«. statt. Wilsdruff, den 8. Juli 1896. 6ükne, Gem.-Borst. Der Stadtgemeinderath I. B. Gserne. Bekanntmachung. Mit Genehmigung der Königlichen Amtshanptmannschaft Meißen wird der von Birkenhain nach der Wilsdruff-Nossener-Straße führende Kommunikationsweg vom 8. bis 10. Juli wegeu Massenschüttung gesperrt. Der Fährverkehr wird während dieser Zeit über Limbach verwiesen. blieben ist, zur Wohnung überwiesen. Der erste Spaten stich znm Ausschachten des Grundes der neuen Kirche wurde am 17. März 1896 durch den Arbeiter Balzer gethan; die Arbeiten nahmen zunächst einen langsamen Fortgang, da das Ausbrechen der alten Fundamente und Grüfte Schwierigkeiten machte, denn fowohl im Schiff wie im Altarraum stieß man auf Grüfte, die zum Theil zu dreien übereinander gebaut waren und von Sandsteinplatten mit zum Theil noch lesbaren Inschriften bedeckt waren. (Diese Inschriften sind in früheren Nummern d. Bl. bereits zum Abdruck gelangt.) In der Gruft des Caspar vou Schönberg fand man eine goldene Kette, die ans 31 Gliedern mit Wappen in Emaille zusammengesetzt war, an denen ein großes Medaillon mit dem kurfürstlich sächsischen Wappen hing mit der In schrift: tims äsum, konora Läsarsm, und auf der andern Seite n äso, in pro impsrio. Diese Kette ist jedenfalls ein kurfürftl. Geschenk an Caspar von Schönberg, der ckuntor des erzgebirgischen Kreises, also ein hoher Staatsbeamter gewesen ist; außerdem lag in derselben Gruft noch ein goldenes Armband nnd ein Ohrgehänge, in zwei Gräbern daneben wurden 2 silberne Crucifixe gefunden; diese auf gefundenen Gegenstände, welche einen Kunstwerth von etwa 10,000 Mark haben dürsten, wollte der Herr Collator Egon v Schönberg der Kirche überlassen, wenn sie in ge- geeigneter diebessicherer Weise in der Kirche selbst aufbe wahrt würdeu, doch steht die Entscheidung des Kirchen- vorstandes noch aus. Die in den Grüften gesammelten Gebeine und sonstigen Ueberreste wurden in einer neu er bauten Gruft beigesetzt, welche sich im Schiff der Kirche nicht weit von dem Epitaphium befindet, das früher im Altarraum der alten Kirche befestigt war und wegen feines künstlerischen und alterthümlichen Werthes erneuert und in der neuen Kirche über den herrschaftlichen Emporensitzen aufgestellt werden soll. Bezüglich der geöffneten Grüfte sei noch erwähnt, daß in den Särgen, von denen die eichenen am besten erhalten waren, nur die großen Theile des Knochengerüsts und die seidenen Stoffe und das Schuh- wcrk dem Zahn der Zeit widerstanden hatten, während alles Andere zu Staub und einer Asche ähnlichen Masse zerfallen war; „von Erde bist du genommen, zu Erde sollst du werden." Hier stand dies Wort vor unseren Augen, voin Griffel vergangener Jahrhunderte in ergreifender Weise geschrieben. Bei dem Ausschachten des Grundes hatten wir gehofft, den Grundstein, der beim Abtragen der Mauern vergeblich gesucht worden war, und darin der Nachwelt aufbewahrte Urkunden zu finden, doch wurde ein solcher Grundstein nicht gefunden; die wiederholten Brände, die unsere Stadt eingeäschert haben, haben auch die Ur kunden der Pfarr- und Stadtarchive vernichtet, die der Nachwelt über die früheste Geschichte unserer Stadt hätten Aufschluß geben können. Im Hinblick auf das große Interesse, welches unsere Bürgerschaft für städtische Alter- thümer und Geschichte hat, ist es nur zu bedauern^daß das Dunkel, welches sich über das Entstehen unserer Stadt breitet, kaum jemals gelichtet werden dürfte. Das Bau material, welches aus der alten Kirche gewonnen wurde, ist zum Theil wieder verwerthet worden, indem der Grund des Langhauses und Altarraums aus alten Mauersteinen hergestellt wurde, das Holzwerk war jedoch durch den Wurm und Fäulnis; so zerstört, daß eine Verwendung deshalb ausgeschlossen war; mit Ausnahme einiger Balken, die im neuen Thnrm verwendbar waren, ist es im Wege des Meistgebots veräußert worden, die Sandsteiuplatten des früheren Langhauses sind für die Heizkanäle verarbeitet worden; die alte hölzerne Kanzel mit Holzschnitzereien nnd der Statue des Herrn Jesus, zur Rechten und Linken je zwei Evangelisten, dürfte in der alten Form, da sie vom Wurm zu sehr angegriffen ist, kaum wieder verwendbar sein, in diesem Falle würde sie in der St. Jacobikirche aufgestellt oder dem Alterthumsmuseum zu Dresden über geben werden; ein Sakramentshäuschen, das in der Sakristei der alten Kirche eingemauert war und aus der ersten Kirche stammt, wird in der neuen Kirche an geeigneter Stelle, vielleicht im Haupteingaug aufgestellt werden und als Opferstock Verwendung finden, die in der früheren Sakristei vorhandenen beiden Gotteskasten werden in der Kirche auf bewahrt werden. Als die Maurerarbeiten soweit gefördert waren, daß sämmtliche Fundamente aufgemauert wareu, wurde der Grundstein der Kirche am Altarraum, etwa 8 Meter von dem benachbarten, im Jahre 1632 erbauten Pfarrhause entferut, gelegt. Leider war unterdes; ein Mit glied des Kirchenvorstandes, Herr Bürgermeister Ficker, nach kurzem Krankeulager heimgegangen, es war ihm nicht beschicden, das Werk, dessen Förderung ihm so sehr am Herzen gelegen, in seiner Vollendung zu schauen; er ruhe im Frieden seines Gottes und das ewige Licht leuchte ihm im großen Vaterhause! Die Kirchgemeinde Wilsdruff, über deren Vorgeschichte uns nur wenig bekannt ist, umfaßt die Stadt Wilsdruff und 17 Katasternummern von Nicdergrumbach, soweit es am rechten Sanbachufer gelegen ist; vor dem Jahre 1878 gehörten auch die südlich der Dresdner Straße rechtsufrig bis in die Nähe der Grumbacher Kirche gelegenen Grund stücke zur Wilsdruffer Parochie, doch wurden diefe im ge nannten Jahre nach Grumbach ans- bez. eingepfarrt. Die Seelenzahl der Wilsdruffer Parochie beträgt z. Z. 3116 Seelen, Einwohner von katholischer Konfession giebt es etwa 100; der für die Kirche derzeit aufzubringende Bedarf beträgt ca. 1000 M., die Zahl der Kommunikanten beläuft sich auf etwa durchschnittlich 1400. Tauf- und Trauverweigerungen, welche man bei der Einführung der Civilstandsgesetzc 1876 für die Zukunft befürchtete, sind bis jetzt nicht vorgekommen, trotzdem der materialistische Geist der Zeit auch in die kleineren Gemeinden hinein zu dringen droht; christlich-religiöser Sinn und kirchliches Leben hat in unserer Kirchgemeinde noch eine treue Pflege stätte, die Gottesdienste sind meist gut besucht, die Liebes werke der Kirche, voran der Wilsdruffer Zweigverein der Gustav-Adolf-Stiftung, haben in der Gemeinde viele opferbereite Freunde; in den Gottesdiensten wird das 1883 neu eingeführte Laudesgesangbuch, die neue Agende vom Jahre 1880 und das neue Pericopeubuch vom Jahre 1892 gebraucht, die im Jahre 1868 eingeführte Kirchen- und Freitag, Sen 17. FM d. F. IO Uhr Bormittags gelangen in hiesiger Stadt 2 Kutsch- und 2 Arbeitspferde, 1 Landauer, 1 Coups, 1 Kutschirwageu, 2 Lastwagen, 1 Paar Kutsch- und 2 Paar Fahrgeschirre, sowie 2 Schlitten Zur öffentlichen Versteigerung. Bieterversammlnug in der Bahnrestauration. Wilsdruff, den 6. Juli 1896. Sekr, »«««ii, Ger.-Vollz. Birkenhain, den 7. Juli 1896. Mitiheilungen über die Kirche und Kirchgemeinde M Wilsdruff für die Grundsteinlegung zur neuen St. Nikolaikirche im Jahre 1896, verfaßt von Ficker. (Fortsetzung.) Am 20. Januar wurde mit dein Abbruch begonnen, bst Glocken wurden herabgenommen, das Dach abgedcckt, die drei Linden, welche am 31. Oktober 1817, dem drei hundertjährigen Jubeltage der Reformation, vordem Thurm- pvrtal gepflanzt worden waren und sich zn stattlichen Aänmen entwickelt hatten, wurden versteigert nnd ausge rodet, die Orgel wurde abgetragen, Thurncknopf und Kreuz herabgelassen, der Dachstnhl abgebrochen nnd das unbrauch bare Material versteigert; wenn der Kirchenvorstand durch das Ergebnis; des Abbruchs, der den gefahrdrohenden bau- uchen Zustand namentlich des Dachstuhls, der Emporen und des unteren Theils des zweimal ausgebrannten Thurmes vor Aller Augen bloßlegte, durchaus nicht überrascht war, jo überzeugten doch die von Fäulniß und durch Wurm- Caß zerstörten Holztheile des Dachwerks und der Emporen und das auseinauderbröckelnde Gestein der 1. Thnrmetage Ae Einsichtigen unter den Gegnern eines Neubaues von der Nothwendigkeit desselben. Ohne daß ein Unglücksfall vorgekommen ist, wurde der Abbruch, den Baumeister Lungwitz hier für Zahlung von 2500 Mark über- uvmmen hatte, am 24. Februar glücklich vollendet. Der Jeubau wurde dem Maurermeister Timmel aus Pot- Mppel und dem Zimmermeister Lungwitz aus Wilsdruff '.vertragen. Die Klempnerarbeiteu übernahmen die beiden JÜgen Meister Mütze und Wendisch, die Dachdecker- m.Em Meister Josiger hier, die Thüren, Emporen, Brüstungen liefert Tischlermeister Geißler hier, das Ge- stuhl im Schiff und auf deu Emporen Tischlermeister Trache u> Dresden, von den Schlosserarbeiten übernahmen Schlosser- melster Treppte die Lieferung der Windleisten, Schloffer- lueistcr Hennig die der Bekrönung, Schlossermeister Wiche vie der Schlösser und inneren Thürbeschläge, Schlosser- luegter Geißler die der Blitzablcitung, Schlossermeister Segler die der Luftslügel, Schlossermeister Hanko-Dresden bu der Treppengeländer und äußerlichen Thürbcschläge. -ver Glockengießer Bierling-Dresden wurde mit Herstellung emes eisernen Glockenstuhles und Montirung der Glocken veanftragt, Steinmetzmeifter Paul Haberkorn-Rochlitz fertigt vie Ornamente. Die Orgel wurde dem Hoforgelbauer Gehmlich, die Dampfheizung der Firma Wagner u. Drescher ui Chemnitz in Auftrag gegeben, die Verdingung der "urigen Arbeiten und Lieferungen ist noch nicht erfolgt, n ii dff neue Kirche rechtwinklig zur Meißner Straße netten zu können und überhaupt Platz für das Kreuzfchiff gewinnen, beschloß der Stadtgemeinderath, die sogenannte ntlc schule, welche zwischen dem früheren herrschaftlichen Etapellenanbau und dem am Schloßpark vorbeiführenden 7m und dein Kirchner zur Amtswohnung diente, Abbruch zn verkaufen. Dem Kirchner wurde das evande des Diakonats, welches seit 1876 unbesetzt ge- Bekanntmachung. Die öffentliche Stadtgemeinderathssitzung findet nicht Donnerstag, sondern Freitag, den 1V. dieses Monats Nachmittags'6 Uhr