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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 28.02.1912
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1912-02-28
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19120228011
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1912022801
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1912022801
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1912
-
Monat
1912-02
- Tag 1912-02-28
-
Monat
1912-02
-
Jahr
1912
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V^nflt-Prelt Ar L^v,t» »n, ,c„.n» »,r« Mil«« Trüg«, »nd S»,»a„» r»,l «ü, Iich t>» van» «rdra«! eu AY. «»»alt. L Ni «t. vt»n«!iodn B»i «ni«r» Ntlial»» «. <a- »a-»»kl«Ue» ad»,d»ll V«. «aaattt. LL Ät. oi»N«lial>rl, Darch »I« V»Nr ianerhald D»m>qla»v» and der d»att<ben N»I»ni«a vi»,l,t,adir ,.»> manotl. l.A> Nil oa«i^l l»alid«Ii«Ug«ld K«,n«r u> Brlgir», ^o»»marl d«n T>»nauftoai«n, IloUrn, Ü-rkmvuiu. ^Irdeilund«, <c»r» weg«». , ,jl,i,»>iv Unuain XalUuad, 6cha>ed«n ^Wweu, tzpuni«». Zn alle» iU>r>>-kn kiauie» na> d,<»kl »«><d »t» D«>cha>i»iieU« oe» <Uaii,» ekhaliUch. Da» V«ip,i,«i Toaedlan «,«d»,», r«al läftUW. <:«,»»» » tl«i«,iag» nu< m»ra»a». kU>on»«ine»I».<Inn«ani» A»d»»»>»aal>» 8, bei «nie,«» 1ia««ki^ Filialen. vp,au«u>«a »ad LanatzmeueUen. Ixivi, Itoiiamirrn ua» Vrieluogeka. io Pt. Moraen-Ansgade tip)iaer,Tagtl>la1! l "^2 cn.äu.°i«uch) Tel.-2(nschl. j 14 «93 l 11894 «.i-r°W > '.L Handelszeitung Amlsölatt -es Nates »«- des Nolizeiamtes -er Ltadt Leipzig. Anzeigen-Preis Sasrrar« «u» L««,,g an» Umg«bm« »« Npalttg« V«NUrU» LPt.d«» ilkekla««» «tt« I Ptt »»» aa»war<» N> V«. ^ietla»«» j /n Mk. Jalerol« o»» P»hoidrn >m amt. Uch«» r«i! dl« PetiierU» Sv Pt <b«>chäft»aai««gea ml! Pta»»»rlchrtst«« I» Pi«»« »rdüdl »ladatt »ach Tarrl ^«'Iag»g«dad, »«>,«»» «atlag« L ML p Touiend erkl. Poftgedühd Lettd«Na,« ddhe«. 8<N,N,tt»» Auttraa» kann«» iU<«>t «urück» ge,»ge» a»«rde». irü, da» Erich«!»«, ,» de»,mm,«n log«» an» Plüdr» wtrd !<«»» Larantt« Id«rn»mm«n. »»«>«»» -«nnaym«: 2«da»»i»»^« g, d«i iamiua,,» ,za,ole» » all«» Lnnaac««. «r,»ebitton,n de» Ja- and Nu»la»ae». Drack Verla, »»» glich.» ch Xttrtt« 2nhad«, Vaal xart,»». Nidakn», ,«» v,tchütt»K«Iai 2avann,»gali« U. -»»»,.8U«I« »«<»«»: eeeitiak« < r ll.tephoa «L Ur. 107. 106. Jahrgang MMwoch, üen 28. /edrnsr ISIS. IMU- Unsere gestrige Abendausgabe umfaßt 1» Seiten, die vorliegend« Morgennummer 20 Seiten, zusammen 30 Leiten. Oss Wichtigste. * Die sächsische Zweite Kammer be schäftigte sich am Dienstag mit Eisenbahn. Petitionen. (S. Bericht Seite 12.) * Der Reichstag erledigte am Dienstag sicher verschiedenen dritten Lesungen die erste Lesung des Schutztruppengesetzes. (S. bes. Art. und Bericht Seite 1 und 11Z * Der neugewählte bayrische Landtag wurde em Dienstag eröffnet. (S. bes. Art. Seite 1.) * Der Deutsche Frauenkongreß trat am Dienstag in Berlin zusammen. sS. Bericht Seite 2.) * Der Mordprozeß gegen den Klosterbruder Maczoch und Genossen. Paulaner Mönche in Ezenstochau, hat am Dienstag vor dem Kreisgericht in Petrilau begonnen. (S. Gerichtssaal Seite 13.) * Theateranzeigen stehe Seite 19 u. 20. Zur frage üer allgemeinen vollrslchule. Bon Geh. Rat Oberbürgermeister a T. Dr. Georgi. Den dankenswerten Ausführungen eines Schulmanns in Nr. 103 des „L. T." über obiges Thema sei eS gestattet, einige kleine „Streif lichter" hinzuznfügen: Die Frage ist teils pädagogischer Natur, teils berührt sie die Grenzen der Wirksamkeit des Staates. In ersterer Beziehung ist ja von dem Verfasser des zitierten Artikels vollkommen sach gemäß ausgeführt worden, daß, wenn man die einheitliche allgemeine Volksschule ohne Zwang zu deren Besuch einführen wollte, die Folge ein Ueberhandnehmen der Privatschulcn sein würde, daß also dann der soziale Zweck, den man dabei verfolgt, nicht nur nicht erreicht werden, sondern der gegenteilige Erfolg eintreten würde. Des halb glauben viele einen Schritt weitergehen und die allgemeine Volksschule bis zu einem gewis sen Alter zur Zwangsarbeit machen zu sollen. Hat der Staat dazu das Recht? Die Frage kann nicht entschieden genug verneint werden. Der Staat hat gewiß das Recht, eine gewisse Volksschulbildung von allen seinen An gehörigen zu fordern, aber ihnen nun auch die Wege vorzuschreiben, auf denen sie ihre Verpflich tung zu erfüllen haben, das überschreitet weit die Grenzen seiner Wirksamkeit, und wenn man die Volksschule zum Mittel einer sozialen An näherung machen will, so mag das ja ein ganz löblicher Zweck sein, aber er ist ein außerhalb der Volksschule liegender Zweck, man macht sie zum Mittel für einen ihr an sich fremden Zweck, und dies kann nur geschehen durch einen tiefen Eingriff in die individuelle Freiheit, vor allem in die Rechte der Eltern. Gewiß sind die Ansichten über die Grenzen der Rechte der Eltern wie über die Grenzen der Wirksamkeit des Staates wandelbar und im Laufe der Geschichte wandelbar gewesen. Es sei hier nur an Rousseau erinnert, der in seinem Emile nachdrücklich die Rechte und Pflichten der Eltern vertritt. Er sagt u. a.: „Wie die wahre Ernährerin die Mutter ist, so ist der wahre Lehrer der Vater. Sie mögen sich in der Ord nung ihrer Aufgaben wie in ihrem System ver ständigen, daß aus den Händen deS einen das Kind übergehe in die deS andern. Es wird besser erzogen sein durch einen verständigen, wenn auch beschränkten Vater (uv psos fuckieur st borvö) als durch den geschicktesten Lehrer von der Welt, denn der Eifer wird besser daS Talent er gänzen, als daS Talent den Eifer." Er eifert gegen den Reichen, der einen andern bezahlen will, um die ihm obliegenden Pflichten zu er füllen: „Verkäufliche Seele, glaubst du deinem Sohn einen andern Vater mit Geld geben zu können? Täusche dich nicht, eS ist nicht einmal ein „Maitre", den du ihm gibst, eS ist ein Die ner: (Valet) er wird bald einen zweiten bilden." Auch Wilhelm von Humboldt in seiner Schrift: „Ideen zu einem Versuch die Grenzen der Wirk samkeit des Staates zu bestimmen?" sagt: „Öf fentliche Erziehung scheint mir daher ganz außer halb der Schranken zu liegen, in welchen der Staat seine Wirksamkeit halten muß." Erlegt ja das Hauptgewicht auf die Höherbildung des Individuums und sagt u. a.: „DaS Menschengeschlecht steht jetzt auf einer Stufe der Kultur, von welcher eS sich nur durch Ausbildung der Individuen höher emporschwin gen kann; und daher sind alle Einrichtungen, welche die Ausbildung hindern und die Menschen mehr in Massen zusammendrängen, jetzt schäd licher als ehemals. . . . Nach dem ganzen vori gen Naisonnement kommt schlechterdings alles auf die Ausbildung des Menschen in der höchsten Mannigfaltigkeit an; öffentliche Erziehung aber muß, selbst wenn sie diesen Fehler vermeiden, wenn sie sich bloß darauf einschränken wollte, Erzieher anzustellen und »u unterhalten, immer eine bestimmte Form begünstigen." ES braucht nicht gesagt zu werden, daß beide in ihren An sichten und Forderungen einseitig zu weit gehen, beide im Namen der Freiheit des Individuums. Rousseau war geleitet durch die Erfahrungen der absoluten Einzelherrschaft, Humboldt durch die Erfahrungen, die er mit der französischen Revo lution gemacht hatte. Aber ohne Lehre für un sere heutigen Verhältnisse können und dürfen auch diese Erfahrungen nicht bleiben. Gerade weil die Ansichten über Zweck und Rechte deS Staates, über die Organe der Ausübung der Staatsgewalt wandelbar sind, müssen wir vor sichtig sein mit Experimenten bezüglich der Macht des Staates über die Erziehung; es sind unsere Kinder, mit denen experimentiert wird. Wir sind aber heute, darüber dürfen wir unS nicht täuschen, nicht nur aus dem Dege zur Herrschaft der Masse über das Individuum, wir sind zu einem guten Teil bereits darin, und die Tyrannei der Masse ist immer viel despotischer als die deS einzelnen Fürsten. Die Freiheit wird im Namen der Frei heit getötet, und der Klang des Wortes Frei heit verleitet die Liberalen von heute, an dieser Tötung tvacker mitzuhelfen, obwohl im Indivi dualismus ihr Ursprung und ihr Recht beruht. Es wäre aber ein unerhörter geistiger Zwang, wenn man den Eltern das Recht nehmen wollte, die Schule und die Lehren zu bestimmen, von denen sie das geistige und sittliche Wohl ihrer Kinder sich versprechen. Der Staat hat das Recht, die Erfüllung der allgemeinen Schulpflicht zu verlangen und zu überwachen, darüber hinaus soll und darf er nicht gehen. Im übrigen halte ich es auch für eine Illusion, von einer Zwangs einheitsschule eine Annäherung der sozialen Klas sen zu erwarten, dafür ist das Herrschaftsbewußt sein in den unteren Klassen bereits viel zu stark ausgebildet, und es wirkt auch in den Kindern. Und noch ein innerer Grund spricht gegen die Einheitsschule: Georg Kerschensteiner, der wohl ein hauptsächlicher Vertreter der Zwangs- Einheitssckmle ist, hat im letzten .Heft i5) der „Jnt rnat.Monatsschrif." einen sehr beachtenswer ten Aufjatz „M ittelpandund Schule" ver öffentlicht. Er sagt darin u. a.: „Indem wir nun an die Frage herantreten: Was kann die Schule zur Entwicklung und Befreiung des Mittelstandes beitragen, richtet sich naturgemäß unser Blick zu nächst auf die Ausbildung des jugendlichen Nachwuchses. Hier springt jedoch sofort eine Tatsache in die Augen. Während die gelehrten Berufsarien eine Menge von Vorsichtsmaßregeln getroffen haben, eine bestimmte Qualität ihres jugendlichen Nachwuchses sich zu sichern und durch die vorbereitenden Schulen nicht nur eine Art Auslese zu treffen, sondern auch den rich tigen Gebrauch jener geistigen Kräfte zu lehren, deren geschick.e Handhabung die unerläßliche Be dingung für die rechte Ausübung dieser Berufe ist, finden wir, wenigstens in Deutschland, die nichtgelehrten Berufe einer Ueberschwem- mung mit ungesiebtem und vielfach minderwertigem Menschen material preisgegeben, und ihre vorbereitenden Schulen, vor allem die Volksschule, ohne jede Einrichtung, jene praktischen Begabungen zu entwickeln, auf die einst die wirtschaftliche Existenz ilwer Besitzer sich gründen soll." Kerschensteiner verlangt ein Dop peltes, namentlich auch unter Hinweis auf die Erfahrungen in den V. St. von Nordamerika: Verbesserung der Qualität des jugendlichen Nach- wuchscS deS gewerblichen Mittelstandes und Hin leitung der Schüler der Volksschulen auf das praktische Leben durch Einführung von prakti scher Arbeitsgelegenheit. Aber wie soll eine solche Aussiebung stattfinden, wenn in den ersten Schul jahren alles ausnahmslos in dieselbe Zwangs anstalt gepreßt wirbt? Und waS kann aus dem systematischen Aufbau einer Schule werden, wenn mit dem 10. Lebensjahre ein großer Teil der Schüler, und präsumtiv viele gerade von den geistig geweckten, ans der Schule hinausd''ängcn und es für Eltern wie Schüler zu einer Art Ehrgeiz wird, zu denen zu gehören, die Höherem zustreben. Unsere gelehrten und höheren Schu len leiden sehr daran, daß sie eine Menge von Schülern mitsührcn müssen, die die Schute nicht durchwachen, sondern nur die Qualifikation zum einjährigen Freiwilligendienst sich erwerben wol len, viel verhängnisvoller noch dürfte es für die Volksschule werden, wenn sie nur einige Jahre eine Menge undifferenzierten Materials mit sich führen müsse und dann auf ein quantitativ wie quali.ativ b.schränltes Material beschränkt würde. Man kann wohl befürchten, daß daun auch die rechten Voraussetzungen für eine Verstand und Charakter bildende Arbeitsbetätigung fehlen wür den. Die Zwangseinheitsschule ist deshalb auch in ganz hervorragendem Grade eine Mittel standsfrage. Dritte Lekungen Lchutztruppengeletz u.«. (Stimmungsbild au» dem Reichstage.) Lj Berlin, 27. Februar. Die Einstellung des gegen den Abg. Liebknecht schwebenden Disziplinarverfahrens wurde heute de battelos genehmigt. Im weiteren Verlauf der Sitzung, in der Frage der Besetzung der Kommission für das Reichs- und Staatsangehörig- keitsgesetz, gab der außer Verfolgung gefetzte sozialdemokratische Abgeordnete nach. Er ging von 28 Mitgliedern auf 21 herunter, wie das Zentrum angeregt hatte, und das Haus beschloß demgemäß. An der Besprechung über diese Gesetze beteiligten sich noch die Abgg. v. Lieb ert (Reichc-pt.), Herzog (Wirtsch. Dgg.), der neu« Vertreter Magdeburgs Landvberg (Soz.). d.r Besieger Dr. Diedercch Hahns, Freiherr o. Rrchthofen (Natl.), der Däne Haussen und der Pole Sayda. Außer den dritten Lesungen der Entwürfe über die Auslieferung wegen Mädchenhandels und über die Verlängerung des Handelsvertrags mit der Türkei, bewältigte der Reichstag die erste Lesung des Schutztruppengesetzes. Staatssekretär Solf schickte einige wenig« ein führende Worte voraus. Abg. Noske (Soz) machte es nicht so kurz. Während der Staatssekretär dem Ei.cwurf nachgcsagt hatte, er schematisiere nicht, hatte der Sozialdemokrat auszusetzcn, daß die Behörden und mit ihnen der Entwurf sich von der Schablone nicht freizumachon vermöchten. Mit ocm Grund gedanken der vermehrten Ausnutzung der Wehrkraft erklärte auch die äußerste Linke sich einverstanden. In der Hauptsache schien es ihr aber auf die Ver minderung der Schutztruppen anzukommen; auch schien man den afrikanischen Boden als passendes Versuchsfeld für die Verkürzung Ser Dienstzeit anzu sehen. Aus der Rede Erzbergcrs (Ztr.) klang viel Mißtrauen und viel offener Tadel. Auch nach seiner Meinung ist der Entwurf nur ein Nahmen. Das meiste soll erst durch Verordnung hinzugefügt werden. Das würde den Worten des Staatssekretärs entsprechen; aber in den Augen Erzbcrgers ist es kein Vorzug. Er wünscht die Beteiligung des Reichs tags, mithin ein« gesetzliche Regelung, und hatte Be denken gegen die Ucbertragung des Militärstrafver fahrens. Kompetrnzsorgen waren ebenfalls dem Abg. Dove (Vpt.) aufgestiegen. Gegen den Weg der kaiserlichen Verordnung hatte er ledoch nichts einzu wenden, wenigstens gab er ihm den Vorzug vor der Regelung durch untergeordnete Instanzen; voraus gesetzt, daß die kaiserliche Verordnung vom Kanzler gegenoezeichnet werde. Am günstigsten sprachen sich Götting (Natl.), der neue Vertreter Hildesheims, v. Böhlendorfs (Kons.) und v. Liebert (Reichspt.) aus. Gegenüber den verschiedenen großen oder kleinen Abänderungsroiinschcn zeigte sich Staats, sekretär Solf nicht rechthaberisch, so ist denn wohl in der Budgetkommission eine Verständigung zu er warten. Es wäre Zeit, daß man endlich auf dem Ge biete des Schutztruppenwesens zu einer gesetzlichen Festlegung kommt. Morgen Mittwoch wird die Beratung des Etats des Reichsamts des Innern beginnen, die sich immer sehr auszudehnen pflegt. Ginstehmigsamt kür Las Königreich Lachsen. In den Mitteilungen der Mittelstands-Vereini gung im Königreich Sachsen lesen wir: „Um den Kampf gegen das Borgunwesen praktisch aufzunehinen. arbeitet die M i t t« l st a n d s. V kl ein i gu n g im Königreich Sachsen schon seit einigen Jahren im stillen an der Gründung eines Ein- ziehungsamtes. Durch dies« Einrichtung sol. len schwere Schäden, di« die gesunde Entwicklung des Detailhandels und des Handwerks stark beeinträchti gen. in gleicher Weise beseitigt werden, wie durch das segensreich wirkende submissionsamt der Sachs. Mittelstands-Vereinigung das verderbliche Unt«rbietungswes«n im Handwerke wirksam be kämpft wird. Die Mittelstands-Vereinigung lehnt dabei das anderwärts versucht« Mittel des Diskon tierens der Buchforderungen ab, weil es zwischen Ge- werbetreibenden und Kunden einen fremden Gläubi ger einschaltet, den Gewerbetreibenden vom Diskon teur abhängig macht und in feiner Wirkung dahin führt, billigen Warenkredit in teuren Darlehn»- krcoit umzuwandeln. Sie will vielmehr nur dem Ge werbetreibenden eine Hilfe bei der Einziehung seiner Außenstände schaffen. Weiter kann das Emziehungs- amt später für die Besserung der Kreditverhältnlss« im selbständigen Akittelstande von großer Bedeutung werden. Ein genauer Plan über die Art des Vor gehens kann heute noch nicht gegeben werden. Einerseits muß es sich nach Erörterung aller in Frage kommenden Verhältnisse diesen anpassen. Auch sind die von der berufenen amtlichen Vertretung des Kleingewerbes (der Sächsischen Handwerks- und Ge-> werbekammer-Konferenz) in ihrer Sitzung vom 9. Januar d. Z. gestellten Forderungen noch zu be rücksichtigen. ebenso die berechtigten Wünsch«, die aus dem organisierten sell ständigen Mittelstände heraus geäußert werden. Ueber alle diese Fragen wird dem- nächst der Landesvorstand der Mittelsrands-Vereini gung im Königreich Sachsen in eingehender Weise beraten. So viel ist "ber heute schon sicher, es werden die nötigen Garantien dafür gegeben wer- den, daß gut bewährte, alte gemeinnützige Korporationen, die ähnliche Zweck« verfolgen, nicht geschädigt, sondern gefördert wer- den. Mit ihnen wird das Einziehungsamt, falls es zustande kommt, nach dieser Richtung Verträge ein gehen. Auch such die Befürchtungen der An waltsoerei ne nicht zutreffend, als könn« durch die neue Stelle eine Schädigung des Standes der Rechtsanwälte eintreten. Das Einziehungsamt wird hier nicht eine Verschlechterung, sondern ein« Besserung des bestehenden Zustandes bringen, zumal die Mittelstands-Vereinigung gar nicht an die kosten lose Führung von Prozessen und die Beschränkung der freien Anwaltswahl denkt. Auch hier werden die bestehenden Bedenken durch Vereinbarungen mit den zuständigen Organisationen der Anwälte sich leicht beseitigen lassen. Die von verschiedenen Seiten erhobenen Ein wände, für ein Einziehungsnmt sei ke i n Bed L r f- n i s vorhanden, weil die vorhandenen Einrichtungen genügten, sind nicht stichhaltig. Die oben angedeu- tetrn großen Ziele können nur von der Gesamtorgo- nisation des sächsischen Mittelstandes, die alle in Frage kommenden Verhältnisse übersehen und ihren Bestrebungen den erforderlichen Nachdruck verleihen kann, erreicht werden, nicht aber von mehr oder weniger einflußlosen kleineren oder größeren ört lichen Spezialvereinigungrm mit beschränktem Wir kungskreise. Ganz zweifellos handelt es sich bei der Verwirk lichung der Idee des Einziehungsamtes in Sachsen um eine Tat von großer Bedeutung für die Gesamtheit des selbständigen Mittelstandes. Es ehrt den Staat und die mittelstandsfreundlichen Parteien im Landtage, wenn sie aus Gründen des allgemeinen Wohls ein derartiges Werk zur Hebung des Mittel- stairdes fördern. Unter diesen Umständen kann di« Ankündigung der sozialdemokratischen Presse, di« so zialdemokratische Partei werde im Landtage auf das schärfste gegen eine staatliche Unterstützung des Ein- ziehungsamtes protestieren, als ein weiteres Zeug nis für die grundsätzliche Mittelstands« feindschaft der Sozialdemokratie ange sehen werden. Die rote Umsturzpariei findet es ganz in der Ordnung, wenn auf dem Wege der sozialen Gesetzgebung Hunderte und aber Hunderte von Mrl- j lionen aus allgemeinen Mitteln aufgewendet wer- I den, wenn aber der Staat zur Hebung des großen ! selbständigen Mittelstandes nur einige tausend Mark verwenden will, so erhebt di« Sozialdemokratie wütcn'den Widerspruch und spricht, wie di« „Leipz. Volkszeitung", von mittelständischer Anmaßung. Wir sind jedoch der Meinung, was für die Arbeiter recht ist, ist für den Mittelstand billig." Die Lrölfmmg örs dsiMttzrli Landtags. Wie wir bereits in unserer gestrigen Abend nummer meldeten, wurde am Dienotagnachmittag 2 Uhr der neugewählte bayrische Landtag mit einer Thronrede, deren Anfang und Ende Prinzregent Luitpold verlas, während die üdrigen Teile durch den Ministerpräsidenten zur Verlesung kamen, er öffnet. Den Wortlaut der Thronrede haben wir be reits wiodergegebcn. Ueber die Feierlichkeiten geht uns noch folgendes Telegramm zu: München, 27. Februar. Am Dienstagmittag sand im Ihronsaale der Residenz die feierliche Eröffnung des Landtages statt. Zu derselben hatten sich eingefunben die Prinzen de» König!. Hauses, das diplomatische Korps, die obersten Hoschargen, die Reichsräte und sämtliche Mitglieder der Kammer. Der Prinz regent begab sich um 2 Uhr unter Voräntritt des großen Tortege und ge folgt von dem persönlichen Dienst nach dem Thron saale, wo die Leibgarde der Hatschiere Spalier bildete. Geschützsalven verkündeten den Eintritt de» Regenten in den Thronsaal. Nachdem sich der Prinz regent zum Thron begeben hatte, erfolgte die Ver lesung der bereits gemeldeten Thronrede an den ver sammelten Landtag. Hierauf übertrug der Prinz regent die Dertretuna zur Durchführung der Ver eidigung dem Ministerpräsidenten Freiherr«, o. Hertling und verließ unter dem gleichen feierliche» Zeremoniell wie beim Eintritt d«n Thronsaal. sodann nahm derStaatssekretärderIustiz die Vereidigung der neu eingetretenen Mitglieder der Kammer der Reichsrät« und sämtlicher Mitglieder der Kammer der Abgeordneten vor. Nach der Ber- eidigung erklärte der Staatsminister des Innern in. Beachten Sie die kleinen Inserate ini „Lokal - Anzeiger" der Abend-Ausgabe.
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