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Dresdner Journal : 13.06.1887
- Erscheinungsdatum
- 1887-06-13
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-188706132
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18870613
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18870613
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1887
-
Monat
1887-06
- Tag 1887-06-13
-
Monat
1887-06
-
Jahr
1887
- Titel
- Dresdner Journal : 13.06.1887
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^133 Montag, den 13. Juni, abends. TNNrUeN: .... 18 rt«rk. tritt ko^- ooä ^M^rttcb: ^0 Stompoliviebl«^ bürro. tiiniell»« lillouoarv: 10 kl. / L»NNocklx»ax»r«dNllre» r kür 6so 8»um «u.sr b«,p»ItsusL 2«U« Uoivsr Lotlritt 80 l^k. Ovt«r 6i« 2ell« 50 kk. ö« iu»U LiSsnwot^sotopr. Aukicbl»^. 1Lr»eli«lsei»i IN^UoN mit Xu»QLtim« äer 8o»o- m»ä ?«i«rtüK» »kevdi. korvsprsok-ALsobtuoor Ur. 1895. DresdnerIMrnal. Für di« Gesaintleitun- verantwortlich: Gtto Banck, ssrofeffor der (itteratur- und Kunstgeschichte. 1887. ^LLLdm» r»» LMKLnülUNM»«» »oinLrl«, n. OommiomooLr ä« 0r«<iL« ^oorvLl«; N»»d«r, - »«-u- -Vt,2 - l^tp^G N»»«i Nr„1»».»r»L^eLrt ». ».: <e S«rUL-Vi,L S»mdi»rU. ?r»U -1^ip«t^ »r»iUavrt ». U. - HiiLe»«»: ^-<1 L?o«e,' ?»rt» lx>väoL - 8«rU» - knulktstt II StllU^»rr: 6o , S«rUL: SörUl»: tr. LLM«r, ^»«-»/olAer / Simovr: v. L^ü«1«r, U»U« ». I! /. Loret <« 6o. ll«r»a»^vd«r r LSiu^l. Lrpväitioo ä« l>r«»<ioor ^oorn»I», vr««t«i», LMiu8«»1r. Ho 80. keriisprvcb-ALovlla«! Xr. 1895. Blätter geht ein angeblich in St. Petersburg geschriebener, aber wahrscheinlich in England entstandener Artikel, blicken ist die englische Presse stets bereit, Pfeffer in die deutschen und russischen Wunden zu reiben und laufenden Dreikaiserverhältnisses langsam am Horizont der europäischen Politik emporsteigt. In solchen Augen blicken ist die englische Presse stets bereit, Pfeffer in Lagesgeschichte. Dresden, 13. Juni. Se. Majestät der König wird am Donnerstag, den 16. d. Mts , eine Reise nach England antreten, um Ihre Majestät die Königin Viktoria von Großbritannien und Irland aus An laß Allerhöchstihres 50jährigen Regierungsjubiläums persönlich zu beglückwünschen. Se. Majestät wird Sich am gedachten Tage zunächst nach Leipzig begeben, um im dortigen Königl. Palais zu übernachten und am 17. früh die Reise über Vlisstngen nach London fort- zuseden. Von London aus gedenkt Se. Majestät der König einen Ausflug nach Schottland zu unternehmen und wird die Allerhöchste Abwesenheit von hier sich auf mehrere Wochen erstrecken. Im Gefolge Sr Majestät werden sich befinden: Generaladjutant Generallieutenant v. Carlowitz, Flügel adjutant Oberstlieutenant Müller v. Berneck und der Königl. Kammerherr Graf Vitztum v. Eckstädt, Kaiser! deutscher Legationssekretär. * Berlin, 12. Juni. In dem Befinden Sr. Majestät des Kaisers ist nach dem gestern erschiene nen „Reichsanzeiger" eine größere Ruhe eingetreten. Der Schlaf in der Nacht war weniger oft, und nur auf kürzere Zeit unterbrochen. DaS Allgemeinbefinden Nichtamtlicher Teil. Telegraphische Wachrichten. L e i p r i 8,13. Juni. (Privattel. d. Dresdn. Journ.) Am heutigen Lage begannen vor dem Bereinigten 11. vnd III. Straffenat deS ReichSgerichtS die Lerhandlungen gegen den Fabrikanten Emil Köchlin Clavsen auS Mühlhausen und Genossen. Der Gerichtshof besteht auS dem SrnatSpräfi- devtea Drevkmann alS Vorsitzendem, dem Senats- Präsidenten v. Wolff, den ReichSgerichtSräten The- walt, Schwarz, Kirchhoff, Krüger, Ttechow, Petsch, Vr. SpieS, Kirnitz, vr. KreieSleben, vr. Mittelstädt, Schaper, Robbet« und Neiße. Die Anklage ist vertreten durch OberreichSanwalt Tessendorff und Reichsanwalt Treplin, die Ver teidigung durch die Rechtsanwälte vr. Zehme, Kreytag H., vr. Luden und Justizrat vr. AelS von hier, Ott und Schott v. Schottenstein ans Straßburg und Ström auS Metz. Die Ler- Handlungen waren öffentlich. Nach dem Eröff nungsbeschluß werden die Angeklagten beschuldigt, einer geheimen Verbindung alS Mitglied angehört und alS solche Beträge zu dem Zwecke gesammelt oder beigestruert zu haben, um daS Unternehmen vorzubrreitev, die Reichslande von Deutschland liche Angeklagten bestreiten ihre Schuld. Köchliu, sowohl alS die anderen wollen entweder die Liga, »der wenigstens deren deutschfeindliche Bestrebungen nicht gekannt haben. Bloch insbe sondere erklärte, er glaube auS seiner Bekannt schaft und seinem Verkehr mit Gambetta und De- rouldde, mit denen er nicht politisch verkehrt habe, keinen Vorwurf, geschweige eine Anklage gegen sich ableitea z« sollen. Zn dem Zahlen der Bei träge habe er nichts strafbares erblickt. Verschie dene Artikel avS Schriften über die Zwecke der Liga wurden vorgeleseu. Berlin, 13. Jvni nachmittags. (Tel. d. Dresdn. Journ.) Der Reichstag erledigte in erster Lesung die Gesetzesvorlage, die Anwendung abgeänderter ReichSgesetze auf landeSaesetzliche Angelegenheiten Elsaß-LothringenS betreffend, und lehnte die Kom- «isfiouSberatung der Vorlage ab. Die zweite Lesung findet daher im Plenum statt. Paris, 12. Juni. (W.T. B.) Heute vormittag fand zwischen dem Deputierten Clemenceau und dem Redakteur deS „National", Fovcher, infolge einer ZeitungSpolemik ein Pistolenduell statt, welches indessen trotz zweimaligen Kugelwechsels rrsultatlsS verlief. Amtlicher Teil. Dresden, 13. Juni. Se. Majestät der König haben Allergnädigst geruht, dem Stabshoboisten Spohr deS 3 Infanterie-Regiments Nr. 102 „Prinz-Regent Luit pold von Bayern" die Erlaubniß zur Anlegung des demselben verliehenen Königlich Bayerischen Militär» BerdienstkreuzeS zu ertheilen. Se. Majestät der König haben den zum Konsular agenten der Bereinigten Staaten von Nordamerika in Glauchau ernannten John W. Eldridge daselbst in dieser Eigenschaft anzuerkennen geruht. Se. Majestät der König haben den zum Konsul der Bereinigten Staaten von Nordamerika in Chemnitz ernannten Henry F. Merrit daselbst in dieser Eigen schaft anzuerkennen geruht. Brüssel, 12. Juni. (W. T. B.) Der König überreichte beute der Artilleriedivifivu der Bürger garde anläßlich deS 50jährigen Jubiläums dieses KorpS eine Fahne und hielt hierbei eine Ansprache, in welcher er hervorhob, er wisse, daß die Gesin nungen der Artillerie der Bürgcrgarde diejenigen der ganzen Bürgergarde seien; er wisse, daß die Bürger sich dem Vaterlande hingeben würden. Die Waffen der Bürgergarde seien abgeändert worden, daS sei eine durch die Umstände gebotene Notwendigkeit gewesen. Wenn ein Land sehe, daß sich in seiner Nachbarschaft die Bewaffnung ver ändere, so sei eS verpflichtet, wolle eS nicht eine verhängnisvolle Ungleichheit gegen sich herbeiführen, bessere Waffen zu schaffen, wie bedauerlich eS auch sein möge, die hierzu erforderliche» Summen nicht zu anderen Zwecken verwenden zu können. Wenn es sich um die Verteidigung deS Landes, um die industriellen Hilfsquellen und um daS Wohler gehen der verschiedenen Gesellschaftsklassen handele, so müßten die Nationen alle Anstrengungen machen, die ihnen möglich sein. London, 13. Juni. (Tel. d. Dresdn. Journ.) Um den Wünschen der Bevölkerung nachzukommen, beschloß die Königin, bei dem Gottesdienste in der Westminsterabtei am 21 Juni alle Königl. In signien anzulegen. Der „Standard" schreibt: Ungeachtet der Rück kehr des Obersten Ridgrway nach London und der Besetzung KerkiS durch die russischen Truppen wird in bestinfvrmiertev Kreisen die Lösung der afghanischen Grenzfrage zuversichtlich erwartet, und zwar auf Grundlage eines Übereinkommens, daß Rußland seine Ansprüche auf Khamiab zurückzieht und dafür eine Entschädigung in den Thälerv der Flüsse Murghab und Kishk empfängt. der zu dem Zweck verfaßt ist, um in Rußland wieder gegeben zu werden. Der „Rußland und die Deutschen" überschriebene Aufsatz, von welchem die „Köln. Ztg." eine Zusammenfassung giebt, sucht die neuesten von der russischen Regierung gegen die Deutschen er griffenen Maßregeln zu rechtfertigen, indem er die Bedeutung der deutschen Elements im russischen Westen in sinnloser Weise übertreibt. Das Deutschtum, heißt es da, sei in den russischen Westprovinzen so machtvoll, daß ganz Rußland sozusagen sür den ausschließlichen Vorteil der Deutschen arbeite, auch gehörten diese Deutschen meist als Reservisten oder Landwehrmänner dem deutschen Heere an und würden sich also im KriegSsalle in gefährliche Vorposten des Feindes ver wandeln. Nach diesem angenehmen Vorspiel geht der Artikel auf die Frage der Russifizierung der Balten über und enthüllt dann seine eigentliche Spitze durch folgende Worte: „In den politischen Kreisen Rußlands herrscht die Ansicht vor, daß diese Verhältnisse zwischen Rußland und Deutschland einen Bruch schaffen müßten, der sich immer mehr erweitern werde, und daß dieselben die Erneuerung der frühern herzlichen Beziehungen unmöglich machen würden, welche durch das Vorgehen des Fürsten Bismarck auf dem Berliner Kongreß, die Ausweisung russischer Unterthanen und durch Bismarcks abwechselnd die Deutschen gegen die Russen und die Russen gegen die Deutschen aufzureizen. Die englische Presse bleibt nach allem, was in den letzten Wochen geschehen, kaltblütig bei ihrer alten Leierkastenmelodie über den russenfeindlichen Bismarck des Berliner Kongresses und das einzige Zugeständnis an die Vor liebe deS Menschen für das Neue besteht darin, daß sie nunmehr eine neue Walze für die gradezu unver schämt-alberne Melodie über den russenfeindlichen Bismarck der bulgarischen Krisis eingeschoben hat. Aus dem ganzen Gebaren der englischen Presse geht also das Eine mit unzweifelhafter Klarheit hervor, daß eine Nichterneuerung deS Dreikaiserverhält- nisseS, für welche in Deutschland bereits durch das Septennat vorgesorgt worden ist, den englischen In teressen entsprechen würde. Dagegen vermögen wir schlechterdings nicht abzusehen, an welchem Punkte die Verfeindung mit Deutschland den russischen Interessen zu gute kommen könnte. Im übrigen stehen wir aus dem Standpunkt, daß bei der Betrachtung der Gesamt beziehung Deutschlands zu Rußland die Behandlung der Russen in Deutschland oder der Deutschen in Rußland in dem Bewußtsein zurechnungsfähiger Po litiker nur einen sehr bescheidenen Raum einnehmen kann. Aber auch, wenn man von solchen innern Fragen absieht, welche wohl stören, aber nicht wirk lich behindern können, stellt allerdings die Ordnung der deutsch-russischen Beziehungen auf dauernder Grund lage den Lenkern der beiden Staaten eine sehr dornen volle Aufgabe, deren Schwierigkeit man sofort ermißt, wenn man das Wort „Österreich' ausspricht " Man darf bei dem Vorgehen der englischen Presse auch nicht außer acht lassen, daß John Bull mit steigendem Ver druß das Wachstum der deutschen Ausfuhr, nament lich den zunehmenden Handelsverkehr mit Ostasien wahrnimmt. Unsere Industrie ist vielfach seine Wett bewerberin geworden, unser Bau von Kriegsschiffen hat sich durch die Leistungen von Schiechau in Danzig eine ehrenvolle Stellung errungen. Dazu kommt die in Aussicht stehende Ausführung des NordostfeekanalS; fürwahr Gründe genug, um die Eifersucht des Insel - volkes zu erregen. Die Briten überfallen zwar heut zutage keine rivalisierenden Flotten mehr, wie dereinst die dänische im Hafen von Kopenhagen, aber sie sind doch nicht um Mittel verlegen, wenn es gilt, Mis trauen zu säen und die Keime zu künftiger Feindschaft zu pflanzen. Politik während der bulgarischen Krisis unterhöhlt worden waren.' „Man könnte fragen", sagt hierzu das rheinische Blatt, welches Interesse England daran habe, die Le gende über Bismarcks russenfeindliche Haltung auf dem Berliner Kongreß, welche soeben den Todesstoß erhalten hat, wieder neu zu beleben. Die Antwort ist sehr einfach. Die englische Presse hat jene Legende durch ihre jubelnden Leitartikel, welche Bismarck als den eigentlichen Bändiger deS russischen Bären ver herrlichten, mit der bewußten Absicht geschaffen, Ruß land und Deutschland zu verhetzen Es ist der ge heime Gedanke der englischen Politik, Deutschland sei von einer gütigen Vorsehung eigen- dazu geschaffen, dem Briten die Lasten der Verteidigung seines riesigen Reicher abzunehmen. In der That hat die Geschichte, als sie dar deutsche Reich aus einem deutsch-französi schem Kriege hervorgehen ließ, auch für den braven Joh» Bull gearbeitet, ohne daß derselbe auch nur eine» Finger zu rühren brauchte. Der deutsch-franzö sische Gegensatz, welcher infolge dieser Verkettung ge schichtlicher Umstände auf Jahrzehnte hinaus die euro- t>äische Politik beherrschen muß, kommt einzig den Engländern -«gute; er wälzt ein gut Teil der Lasten der englischen Selbstverteidigung auf die breiten Schultern de» deutschen Michel hinüber. Indem Deutsch land genötigt ist, gegen die französischen Rachepläne seine Brust mit doppeltem Erze zu wappnen, arbeitet es zugleich für das schlaue Handelsvolk der britischen Inseln und gestattet demselben, gelassen über die Lücken in der verrosteten englischen Rüstung zu lächeln, denn so lange das französische Volk mit dem starren Blick des Hypnotisierten immerfort nach dem Vogesenloche aus schaut, kann England ungestraft auf dem weiten Erden runde nach Belieben schalten und walten, ohne viel nach den Interessen Frankreichs zu fragen, da Frank reich ja kaum eine Hand frei hat, um den Briten auf die Finger zu schlagen Zwei hochbegabte Völker, welche vereint die Welt beherrschen würden, sind so durcy die Macht deS Schicksals und durch die zähe LanblebiAkeit französischer Gefühlspolitik dazu ver- urteilt, sich zum Besten Englands gegenseitig in Schach zu halten. Die Weltlage würde sich aber für England noch viel günstiger gestalten, wenn es gelingen könnte, aucy Rußland in dasselbe Verhältnis zu Deutschland hineinzutreiben, in welchem Frankreich zu seinem eigenen Schaden mit verdrossenem Trotze verharrt. Außer Frankreich ist ja Rußland diejenige Großmacht, deren lastendes Schwergewicht das englische Weltreich auf einer langen, langen Strecke, von Konstantinopel bis nach Mittelasien und von Mittelasien bis zum fernen Amur, mit wachsendem Unbehagen empfindet. Um diesen schmerzlichen Druck möglichst zu vermindern, ist die englische Hetzpolitik seit Jahr und Tag bemüht, eine hochgradige Spannung zwischen Deutschland und Rußland zu erzeugen." Die „Kölnische Zeitung" weist nun darauf hin, wie alle Fragen, in welchen gegenwärtig russische und britische Interessen sich kreuzen, die bulgarische, Vie ägyptische, die zentralasiatische Frage sofort ein anderes Gesicht annehmen würden, sobald Rußland mit einem feindlichen Deutschland zu rechnen haben würde. Hier ist der entscheidende Grund zu suchen, weshalb Katkoff bei seinen egoistischen Bemühungen, Rußland in deutschfeindliche Bahnen zu drängen, in der eng lischen Presse eine so eifrige Bundesgenofsin findet. Diese Presse hat stets haarscharf bewiesen, daß daS Dreikaiserverhältnis tot und begraben sei, und doch bekommt diese selbe Presse stets Herzklopfen, sobald die Möglichkeit einer Erneuerung deS demnächst ab« Dresden, 13. Juni. Englische Freundschaftsdienste. Es wurde bereits vor Kurzem an jenen Ausspruch des Generalfeldmarschalls Grafen Moltke erinnert, dem zufolge Deutschland sich durch seine Siege in Achtung loSzureißen und einem fremden Staate, nämlich gesetzt, aber nirgends Freunde erworben habe. Diese Frankreich einzuverleiben. Die Verhandl»nßen—Erfahrung bestätigt sich täglich. Durch die englischen wurden teil- mittelst Dolmetscher geführt. Sämt- - - Ftuilltlon K. Hoftheater. — Altstadt. — Sonnabend, 11. Juni: „DaS Rheingold" (Vorabend der Tri logie: „Der Ring des Nibelungen") von Richard Wagner. Mit dieser Vorstellung begann die Auf führung des GesammtcykluS der großen Nibelungen dramen. Nicht nur die vorgestrige Aufführung des selben, sondern auch jede einzelne dieser und der anderen Wagnerschen Musikdramen hat sich auf unserer Hof- bühne immer durch äußerste musikalische und scemsche Lollendung ausgezeichnet. War diese Vollendung auch nicht stet» in allen Gesangsparlien herzustellen, so bleibt sie doch in ganz hervorragender Weise in den Hauptrollen erreicht, in der bewunderungswcrten schönen Leistung deS Orchester» und durch die musterhafte, be geisterte und feinsinnig empfundene Direktion des Hrn. Kapellmeisters Schuch. In dieser „Rheingold"-Vorstel- lung hatte Hr. Schrauff — wie auch in der „Wal küre" — den Wotan übernommen. Besitzt er auch nicht die wünschenswerte Fülle und Kraft der Stimme für den an sonstigen guten Eigenschaften armen Gott, so be herrschte er doch die Pattie mit vollständiger musikali scher Sicherheit und sehr lobenswert und voll Ver ständnis im Bottrage. Die charakteristische Darstel lung de» Loge gelingt Hrn. Erl außerordentlich, und vortrefflich Hrn. Jensen die de» Alberich. Fricka und und Freia wurden durch die Fräul Saak und Jahn zu gesanglich sehr ansprechenden Göttinnen und der liebliche Gesang der Rheintöchter sand eine vorzüg liche Ausführung durch die Fräul. Friedmann, Reuther und Hummel. Bekanntlich ist unter den Nibelungendramen das Vorspiel — ausgenommen be sonders die Rheintöchter- und die Schlußscene — am mäßigsten mit schöner Musik bedacht, reich aber mit kunstvollster, in Tonmalerei und reizendem Kolorit meisterhafter Ausarbeitung deS Orchesters und mit langweiligen Scenen, mehr als langweiligen durch die dann thätigen Persönlichkeiten und den Inhalt. Der geniale und phantasiereiche Dramatiker Wagner wird eben in der einzelnen Ausführung gar oft ein zu gründlicher Epiker, auch Didaktiker. Und dazu treten hier eine Menge Äußerlichkeiten in bunter Mischung von wirklich auf der Bühne Darstellbarem und nicht Darstellbarem, wodurch die Phantasie der Zuschauer in ihrer Thätigkeit irritiett und die Aufmerksamkeit von Dichtung und Musik abgeleitet wird. Die Aus führung deS „Rheingold" ohne Zwischenpause trägt zur Ermüdung der Hörer wesentlich bei. Aber es ist vollkommen berechtigt, daS Werk so zu geben, wie dessen Schöpfer dasselbe gedacht und gestaltet hat. Dazu würde, streng genommen, auch noch gehören, daß man mancher behufs dramatischer Belebung mit Absicht genommenen Beschleunigung des Tempo» ent sagte, und an der von Wagner gewünschten lang sameren Bewegung festhielte. Im übrigen drängt der Erfolg auch hier zu der Wahrnehmung, daß Wagner den herrschenden Zeitgeist und das Bedürfnis de» musikalischen Zeitgeschmack» richtig genug erkannt hat. Auf die wahren Eigen schaften, auf die hoben Errunaenschasten und ewig giltigen Schönheitsgesetze der Kunst haben indeß die vorübergehenden Wandlungen de» Zeitgeschmack» gar keinen Einfluß. Am 12. Juni folgte die „Walküre" vor aus verkauftem Hause; zu glänzender Darstellung dieses bedeutendsten Werkes der Nibelungen-Trilogie trugen vor Allem die künstlerisch hervorragenden Leistungen der Fräuleins Malten, Reuther und des Hrn Gude- huS bei. Frl. Reuther erreichte in ihrer Ausführung im zweiten Akte eine ungewöhnliche Steigerung des dramatischen Ausdrucks. Frl. Malten gab eine ganz hinreißende, großartig gestaltete Leistung, vollendet im Ausdruck deS liebenden, demütig ergebenen Ton» (Akt 2), der ergreifenden Todesverkündigung, beim Entschluß für Siegmund zu kämpfen, beim Abschied von Wotan. Hr Schraufi-Wotan erschien anfang» etwas befangen und ungewiß über die mögliche wirk same Behandlung deS traurigen Gottes; aber die Aus führung gelang ihm allmählich sehr befriedigend und am besten im dritten Akte in der AbschiedSscene. Der Ensemblegesang der Walküren gelang sehr präzis. Frl Saak war eine gute Fricka, schon in der Er- cheinung und traf vorzüglich den beleidigten, so wirk- amen ehrlichen Ton der Sittenhüterin. Grane, der ich etwas ungebührlich und widerspenstig geberdet zu mben schien, betrat diesmal die Bühne nicht. Die Aufnahme des schönen Werkes war eine begeisterte und wandte sich mit besonders enthusiastischem Danke in Blumenspenden dem Frl. Malten zu, welche zum Schluß oftmals und vereint mit Hrn. Schrauff ge rufen wurde E. B Ein treues Herz. Line Geschichte aus dem wendischen Bolle von Heinrich Penn. (Fortsetzung.) Luife schien zu erraten, was da» erschreckte Antlitz, war die fragenden Augen bedeuten sollten, denn sie sagte: „Denke Dir nichts besonderes dabei. Wenn Du die Menschen besser kennen lernst, dann wirst Du besser zu verbergen vermögen, was Du fühlst, jetzt vermagst Du es noch nicht. Siehst Du, ich habe bereits damals, als Du das Bild in den Händen hieltest, von Deinem Gesichte abgelesen, daß Du diesen Tine ins Herz geschlossen hast. Ich sah, wie Du beim Anblicke t^S Bildes errötetest, und als ich Dich später von dem jungen Manne sprechen hörte, zweifelte ich nicht mehr daran." Anka entgegnete nichts, nur senkte sie ihr Gesicht tief über ihre Arbeit. „Du schämst Dich, Anka?" sagte das Fräulein sanft und schlang ihre schönen weißen Arme um den Hals des Mädchen», hob ihr mit der Hand den Kopf empor, und blickte ihr tief und lang in die feuchten Augen. „Du hast keine Ursache, Dich Deines Herzens zu schämen, meine Anka", sagte sie. „Warum auch? Tie Liebe ist das Teuerste und Süßeste im Leben, und wer nicht zu lieben vermag, der ist kein Mensch, ge wiß aber kein guter." „ES ist nicht also, wie Du meinst", entgegnete Anka leise. „Nun, wie also ist eS? WaS soll es sein?" Anka vermochte keine Antwort zu geben, sie war l.inc»
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