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Dresdner Journal : 15.02.1860
- Erscheinungsdatum
- 1860-02-15
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-186002157
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18600215
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18600215
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1860
-
Monat
1860-02
- Tag 1860-02-15
-
Monat
1860-02
-
Jahr
1860
- Titel
- Dresdner Journal : 15.02.1860
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Mittwoch, den iS, Februar, »Lbrlivd: 5 Illlr. 10 kk-r. l» »—>««.> l» «»>»»»» VaMrl.: 1 ,. 10 „ „ „ l^tr» K-» >»S ßlvnrelick ü> vr—äa>: Id kkxr. f St«Mp«Ieo- Ll»»,lv, Kumwwrv: 1 dixr. ) ^lne» ZisrNlteilPrrtsr: kür ä«o k«um ,ü»«e G«»p»lt«o««» L«U«: 1 tixr. l-'litsr „LioGsroaäe" cti« 2«ll«> 2 dt^e. Erscheinen: kkxlick, mit Xu»u»kw« 6«r Sons- un<k k»l«rt»A«, -td«o«l» für <i«» fc>lx«ll<i«> l'wz. DresdilerImimal. Verantwortlicher Redakteur: I. G. Hartmann. 1860. Snserntennnnahmr annwürt«: l.«is«tU: k». L«^»v»r»w»», 6ommi«iool« üo» l)r«»äo«r ckourn»!»; edenä«l»ett»,t: n. nv»>.,8; LIto2»: ch Vvoi-r«; N«rUv: O»oerv»'»cko Uuebk., lirrixir»«'» lini-enu; Lr»w«il: 1'. ücnk.orr»; knillLtart ». N.; .t^ioira'ieb« Uucb>i»n<1!unx; LSI»: ^vol.» k»ri»: v. I.öv>i!«i>>!i.» (28, i-ue <ie» dov, «nk»o»)i kr»^: ln. kniitiei,', vuübllrngluux. qrrausgrbrr: KLui^I. Iü»z>eüitivn <Ie» Oresüosr ckuuru»!«, I-r«tt6«n, >I»rie»,lr»!,,e Xe. 7 Amtlicher Theil. Dresden, 14. Fcdruar. Ihre Königlichen Hoheiten^ der Kronprinz und dir Frau Kronprinzessin sind Gestern Abend Äll Ubr von Karlsruhe tvirder hier ein getroffen. Dresden, 2. Februar. Se. König!. Majestät haben zu genehmigen geruht, daß der Direktor der königl. Gc mLldcgalerie, Professor Ur. Schnorr von CarolSfrld da- ihm von Sr. Majestät dem König der Belgier ver liehene Offizierkreuz des königl. belgischen Lropoldordens annehme und trage. Bekanntmachung. Im diplomatischen Wege ist der Todtrnschein der am 25. August 1857 zu Paris verstorbenen Tagelöhnerin Caroline Mahia», angeblich aus Dresden, an da» Mi nisterium drS Innern gelangt. Da Angehörige dieser Person allhier nicht zu ermit teln gewesen sind, so werden all« diejenigen, welche rin Jntrreffe an diesem Vorfälle haben, hiermit aufgefordert, wegen Einsichtnahme und nach Befinden wegen Aulant- wortung des Todtenscheines sich in der Kanzlei des Mi nisterium» des Innern zu melden. Dresden, am S. Februar 1860. Ministerium des Innern, General - Abtheilung. Kohlschütter. Lehmann, S. NichlaillUicher Theil. Ueberficht Telegraphisch« Rachrichte«. Zritungsschau. (National-Zeitung. — Volks-Zeitung. — Deutsch« Allg. Zeitung. — Englische Blätter.) r<U«saeschichtr. Dresden: Bo« königlichen Hofe.— - Lbeu» »eldiEmlungeu für de» Pap^^-^Lram: Nothstand. — Venedig: Lagunrnpiraten. — Ver- lin: Die eingebrachten neuesten Gesetzentwürfe. Be- rathung det EhegesrtzeS im Herrenhause. Noch keine Erklärung auf die englischen Vorschläge. — Mün chen: Waffen- und Pferdeankäufe für Italien. — Hannover: Kammervrrhandlungrn. — Sonders hausen: Landwirthschaftliche Creditkasse. — Ham burg: Die Differenz mit den Schifsszimmrrleuten.— Pari-: Tagesbericht. — Madrid: Vom Kriegsschau plätze. — London: Vom Hofe. Diplomatische Er nennungen. Parlamentsverhandlungen. — St. Pe tersburg: Reorganisation der Generalcensurdirection. Ernennungen, Versetzungen re. 1« öffr«tt. Dienste. Dresdner Nachrichten. Provi«zialnachrtchtra. (Leipzig. Freiberg. Annaberg.) Statistik und Lolkswirthschaft. Feuilleton. Tageskalender. Inserate. VSrsru- nachrtchtrn. Telegraphische Nachrichten. Wie», Dienstag, 14. Februar. Das Gerücht non einer »rojectirten neuen Staatsanleihe er- . hält sich. Paris, Montag, 13. Februar, Nachmittags. Rach hier einaetloffenen Nachrichten auS Madrid vom 11. d. Mts. hat der Marschall O'Donnell eine« Tagesbefehl erlassen, in welchem er sagt, da- er die Operationen so lange fortsrtzen werde, bis der Feind um Gnade gebeten habe. Spanien beabsichtige nur Rache für dir ihm angethanen Beleidigungen zu nehmen und wolle nur für seine Lerluste entschädigt sein. Laut telegraphischer Meldung aus Konstan tinopel vom heutigen Tage ist die von dem „Pays" gemeldete Nachricht, daß daselbst ein Aufstand ausgebrochen sei, eine reine Erfindung. ES hat sich in Konstantinopel weder eine Spur von einem Aufstande gezeigt, noch ist ein Grund zu einem solchen vorhanden. Paris, Dienstag, 14. Februar. Der heutige „Moniteur" zeigt an, daß die Eröffnung deS Se nats und des gesetzgebenden Körpers, welche auf deu 28. Februar anaesetzt war, bis zum 1. März verschöbe« Word«« sei. Turin, Ro«tag, 13. Februar. Briefe auS Sicilieu melde«, da- daselbst die Verhaftungen fortdauer«; «a« will sogar wissen, einige politi scher Beraeheu Augeschuldigte seien unter der Tortur gestorben (?). Auf der Insel Gicilie« war eine Proelawation ausaestrrut worden, in welcher zu eine« allgemeinen Aufstande aufgerufen wird, hoffend, da- Neapel hierin Nachfolgen werde. Die- selnr schlie-t mit den Worten: Erhebet Euch mit dem Rnfe: „Es lebe Italien und der König Victor E«anurl von Sardinien." Aus Neapel wird aemeldet, daß der König befohlen hat, die wegen Verdachts der Theilnahme an politischen Vergehen verhafteten Personen frei z« lasse» «ad nvr diejenige», deren Schuld er wiese« sei, de» conrpetenten Gerichte« zu über gebe«. Loudo«, Dienstag, 14. Februar. In der gestrigen Sitzung des Unterhauses legte Lord John Russell die auf die italienische Frage bezüglichen Papiere vor. Auf eiue Anfrage Sir I. Paking- to«s erwiderte Lord Russell, da- die französisch- englisch« Lo»»tssi»a zur Untersuchung der Fisehe reifrage ihre» Bericht bereits erstattet habe. Coch raue arötst bio --owiaouva bench-4chb*4brer Dolitik i- China au und -hehauptet Srucr handle dort nach Willkür. Lord Palmerston fordert Kinglake ans, seinen Antrag vezüglich der Einverleibung Savoyens zv verschieben, bis die Regierung sich über den Gegenstand vollständig auSsprechen könne. Kinglake glaubt, daß als spätester Termin der Leremiaung Savoyens mit Frankreich der 29. Fe bruar festgestellt s«, wenn er also seinen Antrag vertage, so werde die DiScusfion erst nach der voll endeten Thatsachc kommen. Dessenungeachtet wird der Antrag auf unbestimmte Zeit vertagt. Kopenhagen, Montag, 13. Februar. Man versichert, der König habe an Bischof Monrad in Paris die Anfrage gerichtet, ob er die Bildung eines neuen Ministerium» mit unbeschränkter Voll macht übernehmen wolle. Dresden, 14. Februar. Da»'Gagrrn'sche Schreiben hat, nachdem e» jetzt länger als eine Woche veröffentlicht ist, nur in sehr we nigen Blättern der „nationalen BewegungS"-Partei Auf nahme gefunden, und die wenigen, welche eS abdruckten, stellten eS hinter die TageSgeschichte, um eS dem Auge, de» Leser» möglichst zu entziehen. Mit einigen Worten muß freilich ein jede» Blatt ankünden, daß die- Schreiben . - >.-«> I, . . „ - rristirt, und es ist nun ziemlich ergötzlich, zu sehen, in welchen Windungen sich die neu-gothaische Politik der Verurtheilung durch daS Gagrrn'sche Schreiben zu ent ziehen sucht. Die „National-Zeitung" erwähnt das Schreiben ganz kurz und sagt: Das Schreiben sei anti- quirt und passe gar nicht mehr auf die gegenwärtige Lage der Dinge. Die Berliner „VolkS-Zritung" sagt: Der Gagrrn'sche Brief gründe sich auf Voraus setzungen, „die heutigen TagrS offenkundige und durch Dokumente Lügen gestrafte Illusionen find". So und auf ähnlich« Weise mehr sucht die „nationale Bewegungs"- presse, deren Mehrzahl den Wortlaut des Gagrrn'jchen Schreiben» nicht abdruckt, ihre Leser über die Bedeutung desselben in« zu führen. Allerdings ist das Gagrrn'sche Schreiben heute etwas antiquirt, aber nur insofern, als DaS, was darin nur angedeutet, die weiteste Entwickelung und Aufklärung im letzten hallen Jahre gefunden hat. Gagern erklärt eS für eine anti nationale Politik, daß man, anstatt Oesterreich frisch beizuspringen gegen seinen Feind in Italien, in Preußen Oesterreich zur Zielscheibe der Schadenfreude und zahlreicher Vorwürfe wegen seiner Kriegserklärung und der dabei vorausgesetzten deutschen Unterstützung gemacht habe — und heute ist eS doch klarer wie je, daß Oesterreich der zum Kriege gcnöthigte Theil war, ja, es gewinnt die Vermuthung an Bestand, daß Frankreich und Piemont lange vor der österreichischen Kriegserklärung über die Eroberung deS österreichischen Italien» sich einigten und daß Frankreich bei dieser Ei nigung seine „natürlichen Grenzen" zu gewinnen suchte. Von „officieürn Dokumenten" ist seit der Abfassung des Gagern'schen Schreiben» kein neue» bekannt geworden, da» den Gagern'schen,.Voraussetzungen" widerspräche. Da» Gagrrn'sche Schreiben konnte sich allerdings noch nicht gegen den „Nationalverein" richten, denn der eristirte damals noch nicht, aber e» richtete sich gerade gegen die Tendenz, welche seitens der nru-gothaischen Partei im Nationalverri» propagirt wird: gegen die Tendenz, Deutsch land von Oesterreich völlig zu trennen, ja zwischen beiden eine feindliche Stellung vorzubereiten, indem man die Mittel- und Kleinstaaten der politischen Abhängigkeit von Preußen überweisen will. Diese Tendenz ist seit einem halben Jahre, Dank der gehässigsten und feindseligsten Haltung der „nationalen" Presse, so klar geworden, daß man in derselben mit den cynischsten Worten die Freude über jeden Verlust und Nachtheil, welche» Oesterreich er leidet, ausgesprochen finden kann, daß man in ihr jede» Streben in Deutschland, die Eintracht aller deutschen Bundesgenosse» auf der gesetzlichen föderalen Grundlage zu stärken und die Erhaltung und AuSdUdung der deuchtzs» Gejemmtamcht zu sicher», »nfeindet und ost ohne jedeUntersuchung und Kenntnkß einfach »erdarnmt? Die gegen diese Tendenz im Gagern'schen Schreibe« ent haltenen Mahnungen möchten heute mehr al» je die Be rechtigung haben, gehört zu werden von Denen, welche noch immer rastlo» daran arbeiten, eine Kluft zwischen Oesterreich und Preußen aufzureißen und zwischen allen Bundesstaaten Mißtrauen und Antipathien zu verbreiten. In dem Augenblicke, wo eine neue, von Hrn. Beseler geschriebene Broschüre, in der Deutschland zugrmuthet wird, sich auf die Vernichtung Oesterreich», welche der übrigens oft in seinen politischen Prophezeiungen sich täuschende Hr. Beseler nahe bevorstehen sieht, zu freuen, von einem großen Theile der „nationalen" Presse bei fällig besprochen werden kann, sollten die ernsten Worte Gagern» dir Zwietracht säenden Parteien zur Umkehr mahnen. Beseler tadelt schon die Gedankensünde, welche Preußen haben könnte, daß es „auS Jugendmuth in einer Aufwallung von Edelmuth, die den Privatmann zieren würde, aber in der Politik zu verdammen wäre, sich könnte dazu ver leiten lassen," Oesterreich irgendwie zu helfen. Die „Deutsche Allgemeine Zeitung" scheint diesen Brseler'schen Sah in Absicht aus die nächste Eventualität praktisch verarbeiten zu wollen. Sie mahnt deshalb Preu ßen und Deutschland zum Voraus davon ab, Oesterreich zu helfen, wenn Frankreich und Piemont versuchen soll ten, auch Venetien von Oesterreich loSzureißen. Für Oester reich sei, sagt dies patriotische Blatt, Venetien nur eine .NI.-. > . ------ Last und eS werde sich nur stärken können, wenn es sie aufgebe. Die ,,D. A. Z." adoptirt hier also den in der Mocquard'schen Broschüre für den Papst ausgestellten Satz: „je Neiner der Besitz, desto größer di« Macht", auch für Oesterreich. Vielleicht räth sie auch noch Preußen an, sich durch Ucberlasscn der Rheingrenze an F.ankrcich zu kräftigen, und jedenfalls ist eS unerklärlich, warum die „D. A. A." mit der „Führerschaft" der Mittelstaaten Preußens Macht schwächen will. Wir könne» diese kleine Revue nicht schließen, ohne «in Wort über den Leitartikel der Heuligen „Con- stitutionellrn Zeitung" zu sagen, welcher «inen Gegenstand betrifft, der die Ueberschrist trägt: „Preußen haß und Reue". Es ist nicht das erste Mal, daß die ,,konstitutionelle Zeitung" unS eine leidenschaftliche Ten denz mit der Bezeichnung des PreußenhasseS unterlegt. Im Allgemeinen muß e» nun schon befremden, wenn ein Blatt, welche- die Freiheit der Meinungsäußerung ver tritt, einem politischen Gegner objektive Anschauungen nicht zuzutraucn vermag und sich Auslastungen, gerichtet gegen Ansichten, die zufälligerweise in Preußen Ver tretung finden, nicht anders erklären kann, als durch Preußenhaß. Beim heutigen Anlaß aber ist die „Con stitutionclle Zeitung" am allerwenigsten im Rechte, wenn sie un» einen blinden Haß gegen Preußen vorwirst. Eine unbefangene Beurtheilung drS von der „Constitu- tionellen Zeitung" in Bezug genommenen Artikel» wird jeden Leser desselben überzeugen, daß unsre Polemik viel weniger gegen Preußen und die preußische Politik, al» gegen die Partei gerichtet war, zu deren Ansichten sich freilich die „konstitutionelle Zeitung" bekennt. Weit entfernt, den Mann, welchen man jetzt auf gegnerischer Seite um so mehr verkleinert, je mehr man ihn vor mals vergötterte, nun unsrerseits wegen einer unser» Ansichten zusagenden Kundgebung über die Maßen zu verherrlichen, haben wir vielmehr unbeschadet der Ach tung, welche einem Charakter von so unzweifelhafter politischer Bedeutung und anerkannter Rechtlichkeit ge bührt, gerade darauf hingewiesen, daß, wenn im vorigen Jahre Preußen eine Politik befolgt hat, die ihm ein« beklagen-werthe scheint, die Schuld davon vornehmlich der Partei zugeschrieben werden müsse, die sich vormals um seinen Namen schaarte. Wir wissen sehr gut und haben r», wie wir glauben, deutlich genug gesagt, daß, wenn dir BundeSverhältniffe sich so gestalten sollen, wie wir eS allein für heilsam halten, die» vor Allem in den Händen Preußen» liegt, und man haßt und »er folgt doch wahrhaftig nicht Den, von dem man weiß, daß man ihn vor Allem braucht. Hat aber bisher in dieser Richtung eine Haltung Preußen», wie wir st« wünsche», nicht stnKgefnntza», s» wachen Wie dafür niel weniger Preußen und seine Regierung verantwortlich, al» jene Partei, die seit 11 Jahren nicht ermüdet, Preu ßen dem Bunde abwendig zu machen und e» in Bahnen zu stoßen, auf welchen weder für Preußen noch fürDeutsch- land Heil zu finden ist. Nur wer un» Nicht verstehen will, wird un» Preußenhaß verwerfen; e» ist aber aller dings sehr bequem, die preußische Fahne aufzuziehen, um aus Parteiansichten rin noli me längere zu machen. Wir bedauern eS aufrichtig, wenn wir in die Lage kommen, solchergestalt unsre Abwehr anscheinend nach einer Seite zu richten, wohin sie gar nicht bestimmt ist, allein wir werden unS dadurch nicht abhalten lassen, jeder Zeit unsre Ueberzeugung offen auSzusprechen. Auf de» nähern In halt des heutigen Leitartikels der „konstitutionellen Zei tung" einzugehen, haben wir um so weniger Anlaß, al» sich in der Hauptsache darin die obenerwähnten Aeuße- rungrn der Berliner Blätter wiederfiaden, und möch ten uns nur die Frage erlauben, wie man Wohl un» be- urtheilen würde, wenn wir die Aufrichtigkeit einer Er klärung, die von der „Constitutionellen Zeitung" al» Autorität ritirt worden wäre, mit Hinweisung auf per sönliche und Familienverhältnisse zu schwächen und sogar zu verdächtigen unternehmen wollten. Zuletzt nur noch rin Wort in Bezug auf die Ueberschrift de» Artikel». Offenbar beruht dieselbe auf einem witzigen Einfalle, und auf Rechnung diese» Ursprünge» wollen wir gern so man- Feuilleton. Prof. vr. Hettner's Vorlesung«« über Aesthetik und Geschichte der bildenden Kunst u. Poesie. Mit der neunten Vorlesung, welche am 6. Februar statt fand, wendete sich Herr Prof. vr. Hettnrr der Poesie zu, und der Gang der Vorlesung war ungefähr folgender: Dir bildende Kunst hat e» mit der äußern sichtbaren Welt zu thun. Selbst in der Malerei ist da« geistige Leben nur insoweit darstellbar, al» e« sichtbar wird. E» girbt aber noch eine andere, eine tiefere Welt de» Geiste», welche sich in diese äußern Darstellung»formrn nicht ein fangen läßt. Die Künste, welch« hier eintreten müssen, sind di« Musik und dann die Poesie. Darstellungsmaterial der Poesie ist die Sprache. Die Sprache theilt mit de« Ton, dem Darstellung-material der Musik, die Natur de» »«sinnlich Unsichtbaren, aber sie hat e» nicht blo» wie jener mit den elementaren Stimmungen und Em pfindungen zu thun, sondern sie bewegt sich in bestimm ten Vorstellungen und Begriffen. Die Poesie ist wesent lich- unkörperlich, eingrfchlossen in unser Innere», nur sichtbar dem inner» Auge, nur fühlbar der inner» Phan tasie. Damit ist von vornherein da» Wesen und zu gleich die Grenze der Poesie ausgesprochen. E» giebt eia alte» Wort von SimonideS, den man treffend den griechischen Voltaire genannt hat. Diese» Wort sagt, daß „die Dichtkunst eine redende Malerei, die bildende Kunst ein« sichtbare Dichtkunst sei"; so viel Wahre» diese» Wort hat, so zeigt e» auch di« Klippe« für beide Künste. Wie e« Mater giebt, welch« sich in rein dichterische Stosse verlieren, so giebt e» Dichter, »elch« mit dem Maler wetteifern »ollen. In Thomson, Haller, Stifter finde» wir rin uamittelbarr« Wetteifer« mit der Landschafts malerei; wen« Walter Scott un» Gesicht und Melder seiner Helden bi» in» Kleinste ausmalen will, so ist daS ein nicht zu rechtfertigender Wetteifer mit dem bildenden Künstler, welcher die Gestalt al» Gestalt giebt. Die Grenzregulirung der beiden Gebiete der Malerei und Dichtkunst ist da» unsterbliche Verdienst de» Lessing'schen „Laokoon", welcher darauf aufmerksam machte, daß die Sprache, welche sich in der Zeit bewegt, das Nacheinander al» Aufgabe hat, während der bildenden Kunst, im Raume sich bewegend, da» Nebeneinander zuertheilt ist. Weil die Sprache also nicht für das äußere Auge, sondern für da» innere Auge der Phantasie arbeitet, hat sie e» vor zugsweise mit der innern Welt de» Geiste» und Ge- müth», mit Handlungen und Charakterentwickelungen zu thun, und da» zwar im weitesten Umfange. Der Bild hauer, der Maler mußten an bekannte Darstellungen an knüpfen, weiter kann der Dichter auSholrn und mit Schiller kann er sagen: „Mein unermeßlich Rtich ist der Sedanke Und mein geflügelt Werkzeug ist da« Wert." Der Vortragende ging sodann zu den Gesehen der Poesie über. In allen Künsten sind die Gesetze der Dar stellung au» den Darstellungsarten abzuleitrn. Die Sprache jedoch ist von so Weiler und dehnbarer Natur, daß sie ihrerseits dem Dichter gar keine Beschränkung auflegt. Die DarstellungSgrsrtze der Poesie sind dir Dar- stellungsgesetze der Kunst überhaupt; nur bestimmter modi- ficirt. Die drei Momente, welche hier in Betracht kom men und die der Vortrag nun ausführlich erörterte, sind zuerst di« sinnliche Gestaltung, dann der Gcdanke und schließlich der Ernst, die AbsichtSlofigkeit und Unbe sangenhrtt. In der Vorlesung am S. Februar ging Herr Pros. 1>r. Hiltner zu der Betrachtung der einzelne» DarstrllungS- artea der Poesie über. Nachdem er im Eingänge aus- «inandergesrtzt hatte, warum er zuerst da» Epo», bann die Lyrik und zuletzt das Drama besprechen würde, fuhr er fort: Wie wir bei der Plastik sogleich an die griechische Plastik denken, so auch bei dem Epos sogleich an Homer. Wie die griechische Plastik allezeit für die Plastik maß gebend bleiben wird, so ist auch „Ilia»" und „Odyssee" da» absolute Epo». Hauptsächlich an den Untersuchungen über Homer haben sich daher unsre Begriffe vom Wesen der epischen Poesie gebildet und erweitert. Bi» gegen da» Ende de» 18. Jahrhundert» dachte man sich Homer al- einen Dichter, wie alle andern Dichter, sei» Gedicht ersinnend und componirend, wie wir die» bi» auf den heutigen Tag noch in den Werkstätten unsrer Dichter sehen. Einzelne geniale Männer, wie Robert Wood rc., wirsen zwar auf die Verwandtschaft Homer'S mit der Volksdichtung hin, aber nur in der Weise vereinzelter genialer Ahnungen und Vermuthungcn. Da trat 1795 F. A. Wolf mit der Behauptung auf, daß die Homerischen Epen nicht die Werke eines einzelnen Dichters, sondern nur die Sammlungen und Zusammenstellungen ver schiedener Volkslieder oder Rhapsodien wären. Ein großer Theil der Philologen neigte sich dieser Ansicht zu, und noch 1846 wurde die Wolf'sche Hypothese von Lachmann auf die Spitze getrieben, indem derselbe die „Ilias" in achtzehn selbstständige Lieder zerlegte. Goethe, Schiller, Welker, Ottfried Müller u. A. hielten an der Einheit Homer's fest und sahen in ihm «inen einzigen Dichter, der aber aus der alten Volkspoesie, der Sage, fußt. Wer sich vom Zauber der Homerischen Gesänge erfassen läßt und steht, wie alle Motive, gleich gemeinsamen Strahlen, in einem Punkte zusammentreffen, der wird sich der letz ten Ansicht, welche auch der Standpunkt der neuern Forschung ist, zuneigrn. Aus der Wölfischen Unter suchung war jedoch ein unverlierbarer Gewinn gezogen, der Unterschied von Volksdichtung und Kunstdichtung. Don demselben Gesichtspunkte, wie da- Homerische Epo», sind die Nibelungen zu betrachten. E» sind Volkslieder auS der Zeit der Völkerwanderung, aber verblichen, spät erst gesammelt, und das von einem Dichter, der nicht mehr so wie Homer mit lebendigem Glauben und ganzem Herzen bei seinem Stoffe war. In derselben Weise sind die indischen und persischen Epen entstanden. Damit ist der eigentliche Begriff de» Epo» zur Darstellung gebracht. AuS der Entstehung ergicbt sich der Charakter, ergeben sich die Erfordernisse und Gesetze deS wahren National es)»-. Dasselbe muß ein allgemeines Weltbild geben, wie daS Homerische daS National- und Zeilbcwußtsrin abspiegeln; mit Recht sagt man daher: Homer habe den Griechen ihre Götter gemacht. In der „JliaS" spiegelt sich das öffentliche, das KuegSleben, in der „Odyssee" mehr das Privatleben, die Familien- und. Schiffersagcn der Griechen. DaS EpoS wird um so größer sein, je universaler es ist, aber diese Universalität muß zu einem einheitlichen Abschluß gebracht sein. Die Totalität muß sich in den Nahmen einer einzigen bestimmten Handlung schließen und der Held mehr leibender Natur sein, von der Uebermacht der äußer» Umstände bestimmt. DaS Grundmctiv darf nicht Selbstzweck, sondern nur Mittel sein. Das beste Versmaß ist der Hexameter. Nachdem der Vortragende nachgewiesen, warum da» National- epo» nur da noch möglich, wo die Sage noch lebendig ist, und also nur im Jugendaltcr der Völker, nicht unter der Tageshelle der Geschichte gedeihen kann, zeigte er so dann, wie da» EpoS späterer Dichter ganz auf dem Boden der Kunstdichtung steht, von dem eS nicht wieder loS- kommrn wird. Diese Kunstepopöcn, die vorzugsweise religiöser oder politischer Natur sind, zeigen schöne Ein- zrlnheiten, sind aber al» Ganzes leer und gekünstelt. Nur als kleine romantische Erzählung, wie im „Oberon", oder nur als Idylle, wie in „Louise" und „Hermann und Dorothea", ist da» EpoS noch genießbar. Virgil und
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