Suche löschen...
Dresdner Journal : 09.01.1902
- Erscheinungsdatum
- 1902-01-09
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-190201093
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-19020109
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-19020109
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1902
-
Monat
1902-01
- Tag 1902-01-09
-
Monat
1902-01
-
Jahr
1902
- Titel
- Dresdner Journal : 09.01.1902
- Autor
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Bez»««tzretAr Beim Bezüge durch di« » ch<^ft»aeire tnarrtzar» »r«dn., «,KO M (rinlchl M -.SM- ««zelue Rummel 10 Pf. H- ItMkM Wird Zurücksendung d«r für dir Schrift! eituag bestimmt«, «da von dies« nicht eiu- Geforderten Beiträge denn- fprncht, io ist da» Postgeld tetgufügen. Herau-gegeben von drr Königl. Expedition de- Dresdner Journals, Dresden, Zwingerstraße 20. — Fernspr.-Anschluß Nr. 1295. Erscheine«» Werktag» «ach«. S Uhr. A»kLudi,»u,--e«ührr«r Dir Zeile kleiner Schrift der 7 »al gespaltene» Ankündi» g>un,--Seile oder deren Nan» 10 Pf. «ei LabeLen- »nd Ziffernfad » Pf. »uffchl^ für die Zeile Unter« Ne» daktion-strich (Eingefandt) di« Textzeile mittler Schrift oder deren Raum K0 Pf. Gebühren. Ermäßigung bei üfterer Wiederholung Annahme der Anzeigen bis mittag» IN Uhr für die nach mittag« erfcheinende Nummer. 1902 Donnerstag, den ». Januar nachmittags. Amtlicher Teil. Ee Majestät der König haben Allergnädigst ge ruht, dem Stadtverordneten-Vorsteher, Justizrath vr ^ar. Enzmann in Ehemnitz das OffizierSkreuz vom Albrechtsorden und dem Stadtrath Müller daselbst die Krone zum Ritterkreuze 1. Klasse des selben Ordens zu verleihen. Nekanntrnachung, die staatliche Schlachtviehversicherung betreffend, vom 4. Januar 1902. Im Anschluß an die in Nr. 137 des Dresdner Journal» und der Leipziger Zeitung vom Jahre 1901 abgedruckte Bekanntmachung deS Ministeriums de» Innern vom 12. Juni 1901, betreffend die den Mitgliedern der OrtS- und BeznkSschätzungSauSschüsse gemäß tz 11 der Gesetze- vom 2. Juni 1898 zu ge währende Vergütung, wird weiter hierdurch Folgende- bestimmt: Finden die Verhandlungen der OrtS- und Bezirks. schätzungSauSschüsse auf Schlachthöfen oder in ge meinsamen Schlachthäusern statt, so hat die Ver gütung für die gleichzeitige Schätzung mehrerer Stücke, auch wenn letztere verschiedenen Besitzern ge hören, nach denselben Sätzen zu erfolgen wie unter o, f und i der Bekanntmachung vom 12. Juni 1901. Die thierärztlichen Sachverständigen erhalten, in sofern ihre Mitwirkung zur Gültigkeit eines Be schlusses deS OrtSschätzungSauSschusseS in Gemäßheit von tz 9 Abs. 4 der Verordnung zur Ausführung deS Gesetzes vom 2. Juni 1898, die staatliche Schlachtviehversicheruug betreffend, vom 24. Juli 1899 nothwendig ist, in den Fällen, in denen die Fleischbeschau bei dem abzuschätzenden Thiere nicht von ihnen selbst, sondern vom BezirkSthierarzte oder Laienfleischbeschauer au-geübt wurde, bei Schätzungen in einer Entfernung von mehr al- 2 Kilometern vom Wohnorte außer der ihnen r ach ä, s oder k der Bekanntmachung vom 12. Juni 1901 zu ge währenden Vergütung noch Entschädigung für Fort kommen in Höhe von 40 Pfg. pro lrw Entfernung. Sind in einer Gemeinde mehrere Thierärzte al- Sachverständige für den OrtSschätzungSauSschuß ver pflichtet, so ist in den obenerwähnten Fällen thun- lichst der dem Schlachtorte am nächsten wohnende hinzuzuziehen. Bei gleichzeitiger Besorgung von andren, privaten oder amtlichen Verrichtungen an demselben Orte oder in dessen nächster Umgebung darf eine Ent schädigung für Fortkommen nicht in Anrechnung ge bracht werden. Dresden, den 4. Januar 1902. Ministerium des Innern. si7 v. Metzsch. Gnteuusnge«, Versetzungen rc. im öffentl. Dienste. I» Geschäftsbereiche des Miutsteriam« de» Kult»« «Ns -ffentttcheu Unterricht». 1. Gymnasien. Bautzen: vr pd. Wolfgang Theodor Johanne» Preibsch, bisher nichtständ. wiffenschaftl. Lehrer, als personalständ. Lehrer; Leipzig, König Albert-Gymnasium: Pros. vr. pb. Friedrich Bernhard Berth, bisher Rektor deS Gymnasiums in Zwickau, in gleicher Eigenschaft; vr. pb. Han» Heinrich Karl Scher- ling, vr pd. Friedrich Arthur Preuß, Max Otto FreieS- leben, bisher nichtständ. wiffenschaftl. Lehrer, als ständ. Lehrer m d. Titel „Oberlehrer"; Leipzig, ThomaSschule: vr.pk. Walther Arnold Müller, PredigiamtS Kandidat Johanne- Gebhardt und vr. pb. Adolf August Buchholz, bisher nichtständ. wiffenschaftl Lehrer, al» ständ. Lehrer; Hilmar Kunst und Wissenschaft. Königl. Opernhaus. — Am 8. d. Mt« : „Werther". Lyrische» Drama in drei Akten und vier Bildern (nach Goethe) von Eduard Blau, Paul Milliet und Georg Hartmann. Für die deutsche Bühne übertragen von Max Kalb eck. Musik von I. Massenet Dir nach fast zwei Jahren erfolgte Wiederaufnahme de» Werke» fand bedauerlicherweise nicht den Anklang im Publikum, den man wohl hätte erwarten können DaS Hau» war nur schwach besetzt. Hingegen darf man die Aufnahme seilen» der Erschienene» al» eine die Schönheiten der Oper durchaus würdigende bezeichnen. Die letzteren liegen, wie an dieser Stell« schon gelegent lich der Erstaufführung de» Werke« gesagt wurde, aller dings vorwiegend auf dem Gebiete der musikalischen Stimmung, fordern ein intime» Genießen und zielen auf eine fast au»schließlich innere Wirkung. Ja, e» kann nicht verschwiegen werden, daß sich die Verfasser wohl ein wenig zu asketisch dem scenischen Moment gegenüber verhielte« So angenehm die „Schonung" berühren muß, die sie der poetischen Vorlage gegenüber walten ließen, so hätte man e» ihnen wohl verziehen, wenn sie den im Grunde doch auf einer Zeitkrankheit fußenden Stoff etwa» mehr auf die Bühnenwirkung zu geschnitten hätten, sei e» auch nur durch die Heranzieh ung des ländlichen Ballfeste« und dergleichen Ei» musikalische« Drama gewinnt seine volle Existenzberech tigung durch di» Betonung de« musikalischen Element«, seine Verfasser haben Rücksicht zu nehmen auf di« Vor bedingung«» d«r Wirksamkeit eine« musikalischen Kunst werk«, und wenn man bedenkt, daß die Tonkunst an sich di« lyrischste der Künste ist, so wirkt der Begriff „lyri sche« Drama" hier wie ein Pleona«mu«. Abgesehen Paul Hentzschel, bither nichtständ. Turn« und Schreib' lehrer, al» ständ. Fachlehrer; Zwickau: Prof. vr. pb Moritz Theodor Opitz, bi»her Oberlehrer am Königl. Gymnasium zu Dresden Neustadt, al» Rektor. — II. Realgymnasien: Ehemnitz: Prof vr. Ulrich Lonftantin Schaarschmidt, bisher Direktor der Realschule daselbst, al» Rektor; vr. pb. Georg Edmund Alfred Leuschke, bisher nichtständ. wiffenschaftl. Lehier, al» ständiger Lehrer. — III. Real schulen. Auerbach: vr. Adolf Karl Paul Marku», bi»her Oberlehrer o. d Realschule Meißen, al» t. Oberlehrer und Stellvertr de« Direktors; Ehemnitz: vr Ernst Iuliu» Martin Lange, bi»her Direktor der Realschule in Oschatz, in gleicher Eigenschaft; Grimma: Wilhelm Heinrich Georg Große, bt-- her nichtständ. wiffenschaftl. Lehrer, al» ständ. Lehrer; Leipzig, s Realschule: vr. pb Rudolph Wilhelm Dürll und Predigt- amt»kandidat Georg Gottwalt Kreußler, bi»her nicht- ständige wiffenschaftl. Lehrer, al» ständig» Lehrer; Leipzig, 4 Reallchule: vr. pb. Emil Arthur Gutjahr, bi»her Di rektor der VIII. Bürger- u. S. Bczirk-fchule in Leipzig, al» Direktor; Max Hermann Mahn, bisher nichtständ. Turn- lehrer, al» ständ. Fachlehrer; Meißen: vr. HanS Rudolf Heimbach, bi-her nichtständ wiffenschaftl. Lehrer, al» stäud. Lehrer; Oschatz: vr. pb Karl Max Schmidt, bi-her 1 Ober lehrer an der Realschule in Pirna, al» Direktor; Reichenbach: Georg Heinrich Wilhelm Oikar Thaden, Max Pflüger, bi»hernichtständ.wiffenschaftl Lehrer, al»ständ.Lehrer;Stollberg: Karl Loui» Herrmann, bisher Oberlehrer a. d. Bürgerschule in OelSnitz i «., al- ständ Lehrer unter Genehmigung »urWeiter- sührnng de- Oberlehrertitel- — IV. Seminare Annaberg, Parallelseminar: Richard Wilhelm Paul Riedel, bi»her Bikar, al- ständ. Lehrer; Bautzen, landst. Seminar: Albert Hermann Wotruba, bi-herBikar, al- ständ Lehrer; Borna: vr. Friedrich Reuter, bisher Bikar, als ständ. Lehrer; Frankenberg: Max Eduard Reinhold Kästner, bisher Bikar, al» ständ Lehrer; Grimma: Paul Richard Feldmann, bisher Bikar, als ständ. Lehrer; Schneeberg: vr. pb Robert Otto Atmanspacher, bisher Oberlehrer a. d. Realschule in Stollberg, in gleicher Eigenschaft; Zschopau: Friedrich Max Schwarze, bi-her Bikar, al- ständ. Lehrer. — V. Laub- stummen-Anstalten. Dresden: Hermann Kaiser, bisher Oberlehrer an dieser Anstalt, al» Direktor derselben u der Filiale zu Plauen b. Dr. Hierüber ist den ständ. Lehrern Vic tbeol. Johanne- Geißler, vr. pd. Georg Edmund Alsred Leuschke, cunck. rov min. Franz Hermann Richler am Realgymnasium zu Chemnitz, vr. pd. Kurt Otto Schladebach ad. Annen schule zu Dresden, vr. pd. Paul Richard Kvtzschke a. d. DreikönigSschule zu Dresden, vr. pd. Karl Richard Berge am Realgymnasium in Freiberg, vr. pd. Paul Georg Wappler u. vr. pd. Kurt Walter Wiemann am Realgymnasium Zwickau, vr. pd. Sebastian Schmid u. Max Neubauer a. d. Realschule Bautzen, Vio. tdeol. Gustav Max Eberhardt a. d. Realschule Chemnitz, HanS Leopold Blume a. d. Lehr- u. Erziehungsanstalt f Knaben zu Dre-drn-Striesen (Freimaurer- Institut), vr. pd. Johann Georg Rupprecht a. d. Real schule Meißen, vr. pd. Bruno Reiner u. PredigtamtS- kandidat Franz Rudols Schröter a. d Realschule Orl-nitz, vr. pd. Ernsd Robert Richard Barth u. vr. pd. Georg Gustav Willy Muhle ad Realschule Pirna, Karl Otto Heil am Landständischen Seminar in Bautzen u. Robert O-kar Seyfert am Seminar in Grimma der Titel „Ober lehrer" verliehen worden (Behördl. Bekanntmachungen erscheinen auch im Anzeigenteile.) Nichtamtlicher Teil. Ersffnnng deS Landtags der preußischen Monarchie. Der Landtag der preußischen Monarchie ist gestern durch den Ministerpräsidenten Grafen v. Bülow im Auftrage Sr. Majestät de- Königs von Preußen mittels Verlesung einer in der gestrigen Nummer unseres Blattes im Wortlaute wieder gegebenen Thronrede eröffnet worden- Es war schon früher bekannt, daß diesmal die Landtagstagung mit schwierigen Aufgaben nicht belastet werden solle, damit Kollisionen mit dem vor der Erledigung der Zolltarisreform stehenden Reichstage vermieden werden. Durch die Thronrede ist dies bestätigt worden. Außer dem Staatshaushaltsplan werden dem Land tage nur wenige und namentlich nur solche Regier ung-Vorlagen zugehen, die auf eine glatte Erledig ung rechnen können. ES sind folgende Gesetzent würfe angekündigt worden: Gesetzentwurf, betreffend die Bereitstellung neuer, erhöhter Mittel zur Besser ung der Wohnunasvrrhältnisse der in den staatlichen Betrieben beschäftigten Arbeiter und gering be soldeten Beamten; ferner: Gesetzentwurf, be treffend die Erhöhung der Dotation der Provinzial verbände durch Ueberweisung weiterer StaatS- renten; sodann: der alljährlich sällige, in der vorigen Tagung wegen deren vorzeitigem Schluß aber auSgebliebene Entwurf, betreffend den Ausbau de- staatlichen Eifenbahnnetze» und der Kleinbahnen. Diese drei Vorlagen können von vornherein auf Zustimmung des Landtages rechnen; sie werden voraussichtlich keinen nennenswerten Schwierigkeiten begegnen. Dasselbe dürfte der Fall bei der weiteren Vorlage sein, die eine Aenderung in der Vorbildung der Juristen bezweckt. Es ist bereit» seit langem in weiten Kreisen al» ein Be dürfnis empfunden worden, daß die bisher sich auf die Dauer von drei Jahren erstreckende Zeit de- Rechtsstudiums um ein Jahr verlängert werde. Diesem Bedürfnisse soll der angekündigte Entwurf abhelfen. Um aber die ohnehin langwierige Warte zeit der Juristen nicht dadurch noch aukzudehnen, soll der Vorbereitungsdienst entsprechend verkürzt werden. Diese Maßregel wird ohne Zweifel einem ziemlich einmütigen Beifall deS Landtages begegnen. Die Lage der preußischen StaatSfinanzen wird in der Thronrede als eine im großen und ganzen nicht ungünstige geschildert. Wohl ist der wirtschaft liche Niedergang namentlich auf die Einnahmen der StaatSeisenbahnen nicht ohne Einfluß ge blieben. Haben zudem die Teckungsmittel für den eigenen Bedarf der Monarchie durch die un günstige Gestaltung deS finanziellen Verhältnisses zum Reiche eine nicht unerhebliche Schmälerung er litten, so ist eS gleichwohl nicht nur gelungen, Einnahmen und Ausgaben ohne Rückgriff auf den StaatSkredit im Gleichgewicht zu halten, somit für die regelmäßig notwendigen Ausgabesteigerungen die ersorderlichen Mittel verfügbar zu machen, sondern auch auf den verschiedensten Gebieten der Staats verwaltung neuen Anforderungen gerecht zu werden. So wird, abgesehen von den bereits erwähnten Gesetzentwürfen, die erhebliche Mittel beanspruchen, auch die StaatSeisenbahnverwaltung durch Erhöhung der Bauthätigkeit vermehrte Arbeitsgelegenheit schaffen und die Gewerbthätigkeit im Lande durch Zuweisung umfangreicher Aufträge »ach Möglichkeit unterstützen. Daß die Kanalvorlage in dieser Tagung nicht wieder eingebracht werden würde, war bereits früher im Reichstage vom Grafen v. Bülow angedeutet worden. In der Thronrede wird erklärt, daß die Regierung selbstverständlich die Ausgestaltung der wasserwirtschaftlichen Verhält nisse Preußens im Interesse der Landeskultur und des Verkehrs fortdauernd als ein dringendes Be dürfnis erachte und seinerzeit einen neuen Entwurf vorlegen werde. ES wird zu erwarten sein, daß alsdann dieser Entwurf frei von allen parteipolitischen Spekulationen Annahme findet. Der Schluß der Thronrede beschäftigt sich mit der neuerdings wieder brennend gewordenen Polenfrage. Die Energie, wo mit dies geschieht und womit den großpolnischen Agitatoren ein eindringliches Memento zugerufen wird, wird in den deutschen Landen, weit über die Grenzen Preußens hinaus, mit großer Genugthuung ausgenommen werden. Es ist nicht nur, wie e» in der Thronrede heißt, eine Frage der Selbsterhaltung für den preußischen Staat, daß in den östlichen Pro vinzen dem Deutschtum seine politische und wirt schaftliche Stellung erhalten und die Abwehr staat»- ferndlicher Bestrebungen mit Festigkeit und Stetigkeit betrieben werde, sondern dies ist eine nationale Frage ersten Ranges, und zu deren Lösung wird auf die Mitwirkung aller vaterländisch gesinnten Deutschen gerechnet werden können. ES ist ein eigentümlicher Zusammentreffen, daß Graf v. Bülow wenige Stunden, nachdem er als preußi scher Ministerpräsident in dieser Frage die nationalen Aufgaben Preußen- vorgezeichnet, im Reichstage al» Kanzler mit gleicher Festigkeit die bekannten Rede wendungen de» englischen Kolonialminister» gegen unsere Armee zurückwleS und zugleich eine Cha rakterisierung de» Dreibünde- gab, die besonders in Italien und in Frankreich gut verstanden werden wird. Hier wie dort erweckte die entschiedene Be tonung des nationalen StandpunkieS der Regierung lebhaften Beifall, und eS ist zu erwarten, daß dieser Standpunkt i» den EtatSdebatten sowohl det Reichs tages al- auch de- preußischen Abgeordnetenhauses allseitig gewürdigt werden wird. Tagesgeschichte. Dresden, 9. Januar. Als diesjähriges erste» CarnevalSfest am Königlichen Hofe fand gestern abend in den Paradesälen der Königl. Residenz- schlosses ein großer Hofball statt. Zu diesem Ballfeste waren etwa 1000 Einladungen ergangen, die auf '/,9 Uhr lauteten. Die Versammlung der Gäste nahm kurz nach 8 Uhr im Stucksaal und im großen Ballsaal ihren Anfang, und bald darauf zeigten diese Königlichen Gemächer ein glänzende» Bild gesellschaftlichen Lebens. Unter den Gästen, denen eine im Vorzimmer zur französischen Galerie aufgetretene Ehrenwache de» Königl. Garde-Reiter-Regiment» bei der Ankunft die militärischen Honneurs erwies, befanden sich da» diplomatische Corps, die Herren Staat-minister mit Gemahlinnen, das Präsidium und ein großer Teil der Mitglieder der beiden hohen Ständekammern, die Damen und Herren der Königlichen und Prinz- lichen Hof- und Militärstaaten, die Generalität und zahlreiche Offiziere aller Waffengattungen mit ihren Damen, die Abteilungsdirektoren und Räte der Ministerien und dev den letzteren unterstellten Königl. Behörden, eine große Anzahl Damen und Herren der fremden und einheimischen Aristokratie sowie viele Vertreter der Kunst und Wissenschaft und der Finanz- und Handelswelt. Ihre Majestäten der König und die Königin sowie Ihre Königl. Hoheiten der Prinz Georg, der Prinz und die Frau Prinzessin Friedrich August, der Prinz Johann Georg und die Prinzessin Mathilde erschienen '49 Uhr zum Feste und nahmen zunächst die Vorstellung mehrerer neu angemeldeter Damen und Herren entgegen. Während dieser Zeit hatte sich auch Se. Hoheit der Herzog Paul Friedrich zu Mecklenburg-Schwerin ein gefunden. Nach beendigten Vorstellungen trat der König liche Hof im Cortc-ge in den großen Ballsaal ein. Die Allerhöchsten und Höchsten Herrschaften hielten hier an der Spitze der Gesellschaft kurzen Cercle und eröffneten dann den Tanz mit einer Polonaise. Die Ordnung hierbei war folgende: Ihre Majestät davon hätte wohl aber auch der Komponist An regung au« kräftigeren Kontrasten schöpfen können, die der Gesamtwirkung nur förderlich gewesen wären. So trefflich er e» auch versteht, den KonversationSstil der Stimmen mit der im Orchester sich fortspinnenden Wagnerischen „unendlichen Melodie" zu verbinden, so wentg gelingt e« ihm dabei, die Klippe der Monotonie ganz zu vermeiden. Schon die lange Dolge langsamer Zeitmaße wirkt ermüdend, und die wenrgen Seinen, die der mehr oder minder heiteren Unterbrechung der Vorgänge dienen, find zu einseitig im deklamatorischen Stile behandelt. Zum eigentlichen Genießen kommt der Hörer vornehmlich da, wo der Komponist rin Stimmungsbild festzu- halten hat. Obenan stehen die auch im Orchester- Colorit in Poesie getauchten Scenen Werther« und Lotten« im ersten Akte. Da« Liebe»thema im Neun- Achtel-Takt in seiner Vereinigung von Feierlichkeit und Schwärmerei ist von packender Wirkung. Hierher mag »an aber auch di« feinfinnigen Eingebungen der schöpferischen Phantast» Massenet« in der Charakterifierurg Sophien« (Strophenliedchen im zweiten Akt«), da« Ge spräch Lotten» und Sophien» (dritter Akt), Werther« Erscheinen im dritte« Akte u a zählen Und dieser Schönheiten durfte man fich dank der vorzüglichen Auf führung rückhaltlo« erfreue«. Der nicht« we«iger al« leichte« Aufgabe, i« Lott« „ein heiter«« gesunde« Gegen stück" zu Werther hinzustellen, wurde Frau Wittich in hervorragendem Maße gerecht, und Hr Gießen »rwi»« sich durch Stimmcharakter und Gesangkunst al» der be rufene Vertreter d«r Titelpartie. Au« der Zahl der übrigen Mitwirkende» ragte« wie ihre Rollen Frl. Nast al« muntere Sophie und Hr Scheidemantel al« Albert hervor Die musikalisch« Leitung führt« Hr. Kapellm«ist«r Kutzschbach mit musikalischem Fein- empfinde« O. S Max Koner. Al« 56. Band der von H. Knackfuß herauS- gegebenen illustrierten Künstlermonographie» (Verlag vo« Velhagen u Klafing in Bielefeld und Leipzig) ist so eben der da« Leben und Wirke» de» im Juli ISOO verstorbene» Berliner Bildnismale,« Max Koner schildernd« Band «»schienen, der di« gewünschte Gelegenheit giebt, diese der deutschen Malerei viel zu früh entrifsene be- deutsame Künstlererscheinung noch einmal überschauend z» betrachten Die Monographie ist verfaßt worden von dem al» gründlicher Kunstkenner im allgemeinen, al« aulgezeichneter Koner-Kenner i« besonderen bekannten früheren Direktor der Berliner Nationalgaleri« Max Jordan Weiteren Kreisen de« Publikum« ist Koner durch seine vorzüglichen Bildnisse Sr. Majestät de« Kaiser« bekannt geworden, insbesondere durch jene», da», 1892 entstauben, im Jahre ISOO auf der Pariser Welt aulstellung sich befand, dort mit der großen goldenen Medaille ausgezeichnet wurde und jetzt im Besitze der Berliner Nanonalgalerie ist. Un» Dresdnern ist das meisterliche Bildnis von einer unserer früheren Kunst ausstellungen her in lebendiger Erinnerung; auf der Internationalen Ausstellung de» vergangenen Jahre» war der verewigte Künstler mit einem vortrefflichen vildni» de» Fürsten Herbrrt vi«marck vertrete« Ueber d«n äußeren LrbenSgang de» Künstler» schreibt Jordan: „Max Koner gehörte zu den AuSerwählt«», denen da» Leben ohne schwer» Kämpf«, ohn« Trübung»» dahingefloff»» ist — wir d«r Sand dr» Stundenglas«« rinnt Od«r man faßt richtig«,: di« inner« Harmoni« s«ine» Wtsen» hat srmen Werd«gang beflügelt, ihn di« Steine de« Wege« meide« lass«», sodaß er ««mal» i« Zweifel darüber geriet, ob «» der richtige war, auf dem er wandelt« Bei allen Schritten in Uebereinstimmung mit sich selber, stieg er von Stufe zu Stufe mit der strllen Heiterkeit der Jovi»kind«r, denen da» Geschick zu Willen ist. Leichtlebig, ohne je leichtsinnig zu werde«, hat «r die besten Gaben, die ihm di« Heimat al» An gebinde verlieh, im Umgänge mit den Menschen zur Geltung gebracht Er war ein echte» Berliner Kind, durchdrungen von der Biederkeit und unverwüstlich guten Laun«, di« den Märker zumeist au»zeichn«t und zum guten Kameraden macht Stet» schlagfertig i« knapper Redeweise, zum Scherz geneigt, ja au«gelassen fröhlich im geselligen Kreise, nahm er da» Leben heiter, aber um so ernster die Kunst Wer beobachtete, wie zuweile« ein Schatten auch mitten i« der Lustbarkeit über seine Stirne glitt, gewann die Ueberzeugung, daß auch sei« Humor wie da« Wellenspiel der See auf tiefem Grund« schwebt« Wenn Probleme seiner Kunst sich ihm auf- drängten, konnte der heitere Mann in stumme Grübelei vrrsinke», au» der er nur schwer aufzurütteln war." Seine künstlerische Bildung erhielt Koner an der Berliner Kunstakademie, die zu der Zeit seine« Ein- tritt« — 1873 — interimistisch «»ter Dägescher Leitung stand. Groß« Anrrgungen wurden den Kunstjüngern in dieser Zeit nicht zu teil. Ein Wandel zum Besseren trat erst ei», al« Anton v Werne, im Iah,« 1875 di» L»itu»g d»r Akademie übernahm und Kon», im Aktsaale Max Michael«' arbeitete Dieser feinsinnige und geistvoll« Lehrer wußte i» deujemgen seiner Schüler, di« wirklich« künstlerische Anlagen zeigten, den Sinn für warme« und volle« Kolorit zu wecken Bei Koner aalt es, g«aen ei«, Neigung zu derber Bravour anzu- kämpfen, d,e «in« Grfahr für ihn zu w«rd«n droht«. Michael« zügelt« di« übt,schitß«nd« T«chnik Koner» da durch, daß er ihn veranlaßte, da» Mi«ri»sch« Bild au» unferer Königl Gemäldegalerie „Die Frau mit dem Nrlkentopf" zu kopiere« Aber di« Hoffnung, den an gehenden Künstler damit für die Feinheiten d«» li«be«»- würdigen Holländer» zu begeistern, schlug fehl Koner blieb im wesentliche» seiner bi»herigen Gewohnheit, i»
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
Erste Seite
10 Seiten zurück
Vorherige Seite