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Dresdner Journal. Verantwortlicher Redacteur: I. G. Hartmann. ^188 1856 Erscheint mit Au«nahme der Sonn- Preis für da« Vierteljahr I sij Thaler. und Festtage tLgltch Abend« und ist vtll R-4. Insertion«.Gebühren für den Raum durch alle Postanstalten zu beziehen. o o einer gespaltenen Zeile 1 Neugroschen. Amtlicher Theil. Dresden. Seine Majestät der König Haden den Pro fessor Benno Friedrich Törmer zu Allerhöchst Ihrem Agen len am Päbstlichen Stuhle zu ernennen geruhet. Dresden, 5. August. Nachdem dem hiesigen Eonsul für die freien und Reichsstädte Hamburg und Lübeck, Robert Wilhelm Thode, aus sein Ansuchen von den Senaten die ser freien Städte die Entlassung von seiner Eonsulatsfunction zum 15. dieses MonatS bewilligt worden ist, so erledigt sich von diesem Zei punkte an daS demselben ertheilte Lxequutur. Dresden, 6. August. Seine Majestät der König haben gnädigst geruht, dem Aktuar erster Klasse bei'm Stadtgericht Dresden Ernst Friedrich Seyfert die Stelle des Justitiars bet dem neuerrichteten königlichen Gericht zu Ebersbach zu übertragen. Bekanntmachung, den Gebrauch des Telegraphen auf dem innerhalb des König!. Sächsischen Staatsgebiets gelegenen Theile der Riesa-Jüterbogker Eisenbahn bctr. Von den unterzeichneten Ministerien ist der Berlin-An- haltischen Eisenbahngesellschaft die nach ß. 2 des Gesetzes, die Anlegung und Benutzung elektromagnetischer Telegraphen be treffend, vom 21. September vorigen JahreS erforderliche Concession zur ferneren Benutzung deS elektromagnetischen Telegraphen auf dem innerhalb des Königlich Sächsischen Staatsgebiets gelegenen Theile der Riesa - Jüterbogker Eisen bahn für den Zweck deS Eisenbahnbetriebes ertheilt und hier bei von dem Direktorium der genannten Gesellschaft die Ver bindlichkeit übernommen worden, Depeschen der Mitglieder des Königlichen Hauses und der Königlichen Behörden auf Verlangen, jedoch in den Grenzen, in welchen die für den Bahntelegraphendienst eingeführte Einrichtung es gestattet und soweit dies unbeschadet deS Bahndienstes zulässig ist, zu befördern. Es wird daher Solches hierdurch mit dem Bemerken zur öffentlichen Kenntniß gebracht, daß für diese Depeschen die selbe Gebühr zu entrichten ist, welche nach der bekanntge- machten Taxe für die Beförderung auf den Staatstelegra phen im internen Verkehr bezahlt wird. Dresden, am 16. Juli 1856. Die Ministerien des Innern und der Finanzen. Für den Minister des Innern: Für den Finanz-Minister: KvhlscbÜtter. v. Ehrenstein. Jäppelt. Nichtamtlicher Theil. Neber sicht. Tagesgeschichte. Dresden: Herr v. Seebach geht zur Krönungsfeier nach Moskau. Inhalt des neuesten Ge setzblattes. — Wien: Tagesbericht. — Berlin: Die Kaiserin von Rußland abgereist. Vermischtes. — München: Ein Mißverständniß bezüglich der „Fliegen den Blätter". — Karlsruhe: Zu der Heidelberger Studentenangelegenheit. — Ko bürg: Eisenbahnarbeiten. Restauration deS Schlosses Kallenberg. Militärisches. — Frankfurt: Der König von Griechenland durchpassirt. — Paris: DaS neue militärische Jahrbuch. Krankheiten in der Militärschule von St. Eyr. Eine PreiSverthcilung. Ministermodisicationen in Aussicht. Prinz Adalbert von Bayern. — Genf: Ein Begrädnißconflict. — Turin: Strenge gegen die politischen Emigranten. — Stock holm: Pceßangelegenheiten. Ein Schooner von einem russischen Kciegsdampfer überfahren. Eine Credit- bank projectirt. — St. Petersburg: Eisenbahncon- cessionen. Rußland zur Uebergabe von Kars bereit. Er leichterung im Reiseverkehr. —Alexandrien: Die Tele- graphenverbindung mit Suez. Ein Orden für den Vice könig. Die tunesische Flottille. — New-Vock: Aus dem Repräsentantenhause. — New-Orleans: Aus dem Be richte der deutschen Gesellschaft. Local- und Provinzialangelegenbeiten. Dresden: Besuch deS Erbgroßherzogs von ToScana im plauenschen Grunde. Ziegellieferung für die Zwickau-Schwarzenberger Eisenbahn ausgeschrieben. Jahresfeier der sächs. Haupt bibelgesellschaft. — Neusalza: Feuer. Die Betrieböresultate der öftere. Staatseisenbahn- gesellschaft im Jahre Z8SS. Feuilleton. Vermischtes. Inserate. TageSkalender. Börsennachrichten. Tagesgeschichte. Dresden, 13. August. Gestern Abend ist der außer ordentliche Gesandte und bevollmächtigte Minister am kaiserl. französischen Hofe, Herr v. Seebach, hier eingetroffen, um sich nach kurzem Aufenthalte nach St. Petersburg zu begeben und als außerordentlicher Abgesandter Sr. Majestät des Kö nigs den bevorstehenden Krönungsfeierlichkeiten in Moskau beizuwohnen. Dresden, 12. August. Vom Gesetz- und Verordnungs blatt für daS Königreich Sachsen ist das 9. und das 10. Stück vom Jahre 1856 erschienen. Der Inhalt des 0. Stückes ist folgender: Nr. 44) Verordnung des Justizministeriums, die Ausführung der Strafproceßordnung vom I I. August 1855 und des Strafgesetzbuchs von demselben Tage betreffend, vom 31. Juli d. I. (Von den 100 Paragraphen dieser Verord nung sind 18 einem ersten Abschnitte „Zur Publikation der Strafproceßordnung" und die 78 übrigen einem zweiten Ab schnitt „Zur Strafproceßordnung und zum Strafgesetzbuche" angehörig.); Nr. 45) Allerhöchste Verordnung, da« Schmer- zenqeld betreffend, vom 1. August d. I. (Diese mit ständischer Zustimmung erlassene Veroubnun*, welche gleichzeitig mit dem neuen Strafgesetzbuch« in Kraft tritt, seht die Bedingungen, unter denen von da an Schmerzengeld beansprucht werden kann, die Art der Geltendmachung deS Anspruchs und die Verpflichtung zur Leistung, die Bestimmung des MaßeS des selben durch den Richter und die Zulassung noch anderer Entschädigungsansprüche neben demselben fest.) — Das 10. Stück enthält: Nr. 46) Verordnung des Ministeriums des Innern, die Verwendung der unter dem Namen Mün chener Roth in den Handel gelangten arsenhaltigen Farben betreffend, vom 24. Juli d. I. (Hinsichtlich der genannten, unter den Namen Münchener Roth, Eochenilleroth, Fernambuk- lack in den Handel gelangten Farbe, in welcher die chemische Untersuchung einen starken, dem Wasser sich leicht mittheilen den Arsengehalt nachgewiesen hat, wird bekannt gemacht, daß sie zu den in der Verordnung vom 30. Mai 1844, 2,» ge nannten Farben zu zählen und von den zu Verarbeitung bei Eonditor-, Zuckerbäcker- und Pfefferküchlerwaaren anwend baren Farben gänzlich auszuschließen ist, auch von ihr das für das Verfertigen von Kinderspielwaaren und von für Kin der bestimmten Tusch- und Malkasten in der genannten Verordnung sul> (7) unter III. Verordnete gilt, und hin sichtlich deren Verwendung zur Stubenmalerei, zur Tapeten- und Buntpapierfabrikation wird auf die bekannt gemachte „Warnung vor mit giftigen Farben bedeckten Tapeten rc." verwiesen); Nr. 47) Verordnung deS Ministeriums deS In nern, das Verbot der Anschaffung und des Besitzes von Ka nonen betreffend, vom 28. Juli d. I. (Aus allgemeinen sicherheitspolizeilichen Rücksichten wird allen Privatpersonen und Eorporalionen die Anschaffung und der Besitz von Ka nonen, welche zum Kciegsgebrauche geeignet sind, verboten. Sogenannte Kammern und Böller, wenn bei letztern das Rohr von der Mündung bis zur Rückenfläche, also ohne Ein schluß der Traubenlänge nicht mehr als 8 Zoll, die Länge der Bohrung nicht über 7 Zoll und der Durchmesser der Boh rung nicht über 1'^ Zoll beträgt, bleiben gestattet. Vorhan dene Kanonen sind binnen 4 Wochen von Erscheinen der Verordnung bei der Sicherheitspolizeibehörde anzumelden und binnen einer anderweiten vierwöchentlichen Frist zur Auf bewahrung abzuliefern, aus der sie zu Festlichkeiten bedin gungsweise zucückgegeben werden. Ausnahmen hinsichllich der Ablieferung sind dem Ministerium des Innern Vorbehal ten. Den Schluß der Verordnung bilden Strafbestim mungen.) 2Lien, 11. August. (W Bl.) Der k. preußische Handels minister v. d. Heydt macht heute seine Abschiedsbesuche und wird morgen Abend nach Berlin abreisen. — Baron JameS v. Rothschild wird morgen wieder nach Paris zurückkehren. — Mit dem heutigen Tage wurde auf der Wien - Raaber Eisenbahnlinie die Strecke von Raab bis Neu-Szöny (gegen über Komorn) eröffnet. — Zwei neue israelitische Elementar schulen werden, und zwar eine in der Stadt, die andere in der Leopoldstadt, errichtet. — Die neue Synagoge in der Leopoldstadt steht jetzt in ihren Mauern vollendet da und wird ein schönes, der genannten Vorstadt zur Zierde gerei chendes Bauwerk bilden. — Am 2. September beginnen am Marchfelde die großen Eavalerieübungen und werden zu diesem Zwecke am Marchfeld und in der Umgebung 12 Eavalerie- regimenter concentrirt. — Die Kartoffelernte verspricht Heuer einen sehr reichen Ertrag. Auf den Feldern in der Umgebung Wiens zeigen sich keine Spuren der Kartoffelkcankheit. — Wie die amtliche „Klagens. Ztg." mittheilt, beabsich tigen Se. k. k. apostolische Majestät sammt Ihrer Majestät der Kaiserin, im Monat September eine Reise nach dem Herzogthume Kärnthen zu unternehmen. — Der Generalgouverneur des lombardffch-venetianischen Königreichs, Feldn^rschall Grat Radetzky, hat dem exilirten Eustachio Eontc Vrcola die str.rflose Rückkehr in die k. k. österreichischen Staaten und dem Flüchtling Dr. Bartolomeo Benvenuti die Aufhebung dcs auf seine Habe gelegten Se questers bewilligt. — Der neueste Betriebsausweis der k. k. privilegirten StaatSeisenbahngesellschaft weist für die Monate Januar bis Juli dieses Jahres in Vergleich zu den entsprechenden sieben Monaten de« vorigen Jahres eine Mehreinnabme von 1,544,826 fl. nach. (S. die Inserate.) Berlin, 12. August. (N. Pr. Z > Ihre Majestät die Kaiserin-Mutter von Rußland hat heule früh 9 Uhr in Be gleitung Sr. Maj. deS Königs, dcs Großfürsten Michael, der Prinzen Karl, Albrecht, Friedrich Wilhelm von Preußen, des Herzogs Wilhelm von Baden, des Prinzen Friedrich von Hessen rc. mit zahlreichem Gefolge vom Stettiner Bahnhofe aus, mittelst Extrazugs die Abreise nach St. Petersburg an getreten. Se. Maj. der König und die Prinzen Karl und Albrecht geben ihrer hohen Schwester da« Geleit bis Swine- münde, woselbst die Einschiffung erfolgen wird. Der Prinz Friedrich Wilhelm von Preußen nebst den Herren seines Ge folges begiebt sich in Begleitung der Kaiserin weiter nach Feuilleton. Kunstausstellung. Die Wände unser« Ausstellunq-saale« haben sich seit der ersten Besprechung in diesen Blättery wesentlich gefüllt, so daß nun auch der Zahl nach in diesem Jahre die Sammlung von Kunstwerken größer geworden ist, al« fich anfang« erwarten ließ. Unter den Porträt« zeichnen sich einige Noviiäten wesentlich au«. Gewissermaßen al« in da« Fach der Porträidarstellungen mit hineinflreifend ist ein große« und recht talentvolle» Schlacht stück, eine Scene au« einem Gefecht bei Düppel, von v. Götz, zu betrachten, da wir inmitten derselben Se. königl. Hoheit den Kronprinzen von Sachsen sofort erkennen. Neben diesem Por trät, da« sehr wohlqetroffen und In seiner ganzen äußern Er- scheinunq charakteristisch ist, finden fich noch manche andere, die namentlich für da« sächsische Offiziercorps zu einer interessanten Betrachtung und frischen Erinnerung an jenen durch Muth und Kraft denkwürdigen Tag Veranlassung geben. Da« Bild ist ohne Ueberladung lebendig gezeichnet, theilt fich klar und faßlich in Hauptgruppen ab und e« ist dem verdienstlichen Darsteller gelungen, durch Firbenharmonie und gedämpfte Mäßigung de« Eolorit« Einheit und gute Gesammiwirkunq hervorzubringen. Ein weiblicher Kops von Gönne in Dre-den, eine Kreide zeichnung mit zarter Andeutung der Fleischtinten, ist trefflich be- handelt In einer frischen, gesunden und technisch gerundeten Manier. Er flößt dem Beschauer unwillkürlich die wohlthuende Uebrrzruqung von der Aehnlichkeit zwischen dem Original und dieser tüchtigen Arbeit ein (Nr. 2«>). Eine sehr harmonische und künstlerisch reine Leistung ist »in weiblicher Pastellkopf von Scholz in Dresden (Nr. 252), Der Künstler hat in der Behandlung de« Eostume«, da« sehr geschmack voll abgetönt ist, ein beachten-werthe« Geschick erreicht; nicht minder kräftig und lebenswahr ist die qesammtr Auffassung und die Zeichnung de« Kopfe« selbst, der eine vorzügliche Carnation hat. Der Künstler verräth offenbar ein fleißige« und sehr ver ständige« Studium dcs großen Aquarellisten Raphael Meng«, dessen meisterhasle Werke jene« Kunstqenrc« allerdings nirgend« wie in Dresden zur Nachfolge auffordern. Zwei weibliche Porträt« von Gliemann in Dresden (nicht im Katalog verzeichnet) sind ungemein elegant und virtuo« be handelt, technische Vorzüge, wie man sie von diesem beliebten, wohltreffenden Künstler gewohnt ist. Wir können aber nicht umhin, diese« bedeutende Talent darauf aufmerksam zu machen, daß eine elegante, glänzende und glatte Manier leicht dahin kommt, der kräftigen, realen Wahrheit Abbruch zu thun und den treuherzigen, innigen Au«druck der Natürlichkeit zu schwächen. E» wird Gliemann'S ernstem Streben leicht werden, diese Ge fahr zu meiden. Im Gebiete der Landschaft find einige sehr reizende Bilder angekommen. Besonder« gereift, klar und den Stoff beherrschend zeig» fich Achenbach: ein Platz vor einer italienischen Kirche, auf welchem rin Bischof dem vers«mmrlten Volke den Segen er- theilt. Der Maler hat fich die landschaftliche Darstellung sehr schwierig gemacht, indem er fich fast jede Ferne, in Wald, Felsen und Gebirge bestehend, versagte und e« nur mit der Perspective auf der Fläche zu thun hat. Diese ist ihm aber um so wunder barer gelungen. Wir finden die ernsten, tiefen, edrln Töne de« Süden«, sowie die warme und doch so sonnenweiße, reine Gluth der Atmosphäre. Die Baumpartie in der Ritt« de« Bilde« ist mit plastischer Harmonie und historischer Kraft behandelt, der Vordergrund entbehrt aller leichten Hilfsmittel einer dunkeln, markigen Maffenwirkunq. Er ist Licht in Licht, aber doch so wahr und wirklich, daß der Beschauer selbst mir auf dieser Fläche zu stehen meint. Die meisten Reize bieten die Gruppen der srbr charakteristischen, echt nationalen Staffage dar. Die Zeichnung ist lebendig und wahr, die Farben find von großer Noblesse und vorzüglich im Halbschatten zeigt fich rin feines Verständnis- deS Eolorii«. Wir wollen darauf der Abwechselung wegen zwei landschaft liche Tbierstücke in« Auge fassen. Guido Hammer, der in seinen Thierstudien stet« mit großer pieb« zu seinem Fach vor- schreitet, hat einen nach dem Wasser von einem Stein herab- lauernden, schlauen, auSstudinen Fuch« gemalt, der zwei schwimmende Federn betrachtet und von einer ihm entgangenen Beule, einer Ente, nach der er wahrscheinlich einen Fedlsprung getban hat, träumt. Der FuchS ist in seiner Stellung und Hal- tung charakteristisch aufgefaßl und sehr fleißig, mit anerkennen«- werthem Ringen nach frischer Raturtreue gemalt. Am meisten spricht der listige und doch getäuschte AuSdruck de« Kopfe« an. Da« Bild muß de-wegen besonder« Jägern gefallen, die oft Ge- legrnheit hatten, diesen Erbfeind aller äußerst friedlichen Thiere zu beobachten. In der Landschaft ist dem Künstler noch mehr Perspective und gegenseitige LoSIösung der einzelnen Gegenstände von einander zu wünschen. Die landschaftliche Farbe ist dagegen in mehrern Einzelnheiten natürlicher und besser gestimmt al« bei srühern Bildern. Dasselbe ließe fich in Bezug auf die Landschaft von „'nem Thierstück Wegener'« sagen. ES ist gleichfalls nicht im Kata log eingetragen und stellt auf einem seifigen Platze zwei Hirsche