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Tageblatt s«r Arsch, tägl. Mora. 7U. Inserate, H.Gpaltzeilt t Ps., werden d. Ad. 7 (Sonnt. bULU.) angenommen in der Expedition: Jobannrt-Alle» und waisenbau-stra-e «. Nr. 147 Unterhaltung und Geschäftsverkehr. «itredaeteur: Theodor Krodisch. Montals, dm 14. Januar Adonn. vierteljährlich »0 Rgr. bei unentgeldl. Lieferung in'« Hau«. Durch dir «gl. Post vierteljährlich »u Rgr. Eiiuelne Stummer* 1 Rgr. 1861. Dresden, den 14. Januar. — Am Sonnabend Abend fand die erste gesellige Zusammen» kunft des Turnverein« im Odeum statt. Es hatte sich ein zahl reiches Publikum eingefunden, unter dem wir zu unserer Freude «»^zahlreiche Frauen fanden, die gern Interessantes und Billen» des hören. Hr. v. Keferstein erfreute die Versammlung mit einem freien Vortrage: »Bilder aus den Vereinigten Staaten." Ergab einen kurzen, geschichtlichen Ueberblick der Union, betrachtete sie dann geographisch und nach ihren Produkten; ging auf die Be völkerung über und schilderte in kurzen, kräftigen Zügen die In dianer, die Reger, die Iren, die Deutschen und Engländer; auch, der Verfassung und des herrlichen Washington wurde gedacht. Den Schluß bildete da« religiöse Gebiet, hierbei, wurde das Wesen der Mormonen näher beleuchtet. Großer Beifall verkündete dem Vortragenden den Dank der Versammlung. — Nun unterhielten die Sänger des Vereins durch den präcisen Vortrag zweier kräf tiger Lieder und eines Quartetts die Anwesenden; die Sänger.find allerwärts willkommene Leute, beim Turner aber ganz besonders. Die Beantwortung des FragekastenS, in dem Jeder ungenannt um Auskunft bitten oder nach parlamentarischer Sitte den Turnrath interpelliren kann, nahm die Zeit bis nach Mitternacht in Anspruch und förderte ernste und heitere Gedanken zu Tage. Gut Heil auch ferner! — Dieser Tage begegnete einem jungen Manne ein wunder bares Intermezzo, dessen Folgen beinahe unangenehm geworden wären. Aus fideler Gesellschaft geht er Abend« nach Hause, iS mochte wohl schon über die Mitternachtsstunde hinaus sein, die Kälte hatte in der Nacht bedeutend zugenommen und er war glück» lich an dem Hause in der Wilsdruffer Straße angelangt, in wel chem er vor «inigm Tagen erst ein Möbelquartier bezogen hatte. Da gewahrt er zu seinem großen Schrecken, zähneklappernd vor der Hausthüre stehend, daß ihm der Hausschlüssel fehlt. Entwe» der ist er verlören oder vergessen — genug er kann nicht in sein Hau«, die Straße ist öde, nicht einmal der Nachtwächter ist aus» findig zu machen — er gerät- in gelinde Verzweiflung. In die ser peinlichen Lage und nachdem er mehremale heftig geklingelt, rafft er seine letzten Kräfte zusammen, tritt mitten auf die Straße und klatscht herzhaft dreimal in die Hände. Doch vergeben«. Zn der ersten Etage,, wo seine Stube sich befindet, rührt sich nicht«, sein Händeklatschen prallt wirkung-lo« von den dunkeln Fenstern zurück. Roch einmal schlagen die Hände aneinander, da öffnet sich in der zweiten Etage ein matt erleuchtete« Fenster und — plautz! fällt ein schnupstuchumwickelter Hausschlüssel zu seinen Fü ßen. Einen dankenden Blick nach dem sofort wieder geschloffenen Fenster werfend, öffnet der Beglückte di« HauSthür und eilt dir Trrppm hinan, um zunächst drr freundlichen Hand in der zweiten Etage den Schlüssel zurückzugeben, zugleich aber auch den gebsth- j renden Dank abzustatten. Er findet daselbst die Vorhausthür offen, tritt in den Dorsaal^ öffnet die ihm entgegenstehende Zim merthür und tritt ein. Beim matten Schimmer eine« Nachtlichtes gewahrt er zwar Niemand im Zimmer, doch au« einem mit dem Kopfende nach der Thür zu stehenden Bett vernimmt er «ine klang volle weibliche Stimme, welche im halb vorwurfsvollen Tone in die Worte ausbricht: „Aber Du kommst recht spät! ich hatte Dich eher erwartet. Wenn Du etwa noch Appeiit hast, in der Röhre steht noch ein Cotelett mit Schmorkartoffeln!" Der junge Mann räuspert sich und will eben eine Entschuldigung oder sonst etwa« stammeln, als die Dame, im Bett sich umsehend, in ein furcht bares Geschrei: »Hilfe, Hilfe, Diebe!" re. ausbricht und jede wei tere Erörterung des Mißverständnisse- durch ihr fortwährendes Schreien abschneidet. Der Lärm lockt denn auch bald einige Nach barschaft herbei und schließlich erscheint auch noch der heimkchrendc und sehr verwunderte Herr Gemahl. Dieser wollte am liebsten den Worten seiner erzürnten Frau Gemahlin, die sich über die plötzliche nächtliche Ueberraschung gar nicht beruhigen konnte, einen tatsächlichen Nachdruck geben, doch die Sache klärte sich endlich befriedigend auf; der herabgeworfen« Hausschlüssel hatte selbstver- stündlich dem Herrn Gemahl gegolten und nur zufällig war dem jungen Manne durch dieses Mißvcrständniß der Eingang in- Haus verschafft worden. — Als den ersten bedeutenden Act, mit welchem der neue Polizeidirector in Leipzig. Herr Appell.-Rath Metzler, seine Amis- thätigkeit begonnen hat, erfahren wir aus guter Quell« Folgen des. Derselbe ließ sich bald nach seiner Einweisung die Liste der jenigen Personen vorlegen, welche zur Zeit in Leipzig unter poli- zeilicher Aufsicht standen. Hieraus befahl er, daß dieselben Alle zu einer bestimmten Stunde in« Polizeihaus bestellt würden. Hier hielt er an dieselben mit der ihm inwohnenden Kralt und Ver trauen erweckenden Leutseligkeit eine ergreifende Ansprache, und er klärte ihnen sodann, daß sie sämmtlich von diesem Augenblick« an drr polizeilichen Aussicht entlassen seien, mit der eindringlichen Er mahnung jedoch, daß sie sich diese« Akte« der Menschenfreundlich- keit aber auch durch nachhaltig gute Aufführung würdig zeigen sollten, im Gegenfalle Solchen, die seinen Ermattungen nicht ent sprächen, die härteste Ahndung und eine verschärft«« Control« ver heißend. Man kann sich sehr leicht denken, welch tiefen Eindruck diese Eröffnung auf die Zusammen gerufenen hervorbrachte, und mit wie dankbaren Herzen sie von dem würdigen Mann« nach einer Maßregel schieden, welche für so manchen Gefallenen nicht selten eine schwere Zugabe zu der bereit« erlittenen Straf« bildet, zuweilen sogar seinem besseren Fortkommen hinderlich werden kann. Ebenso hören wir, daß der Herr Polizeidirektor dem zahl reichen Exekuliopersonal der Leipziger Polizei die gemessensten Be- fehl« gegeben habe, ly Bezug auf vorzunehmend» Arrrturen nur