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ZchSntmM Tageblatt Erscheint täglich mit Ausnahme der Tage nach Sonn- und Festtagen. Beiträge sind erwünscht und werden eventuell honorirt. Annahme von Inseraten für die nächster scheinende Nummer bis Mittags 12 Uhr des vorhergehenden Tages. und Waldenburger Anzeiger. Der Abonnementspreis beträgt vierteljähr lich 1 Mk. S0 Pf. Alle Postanfialten, die Expedition und die Lolporteurs dieses Blattes nehmen Be stellungen an. Einzelne Nummern 8 Pf. Inserate pro Zeile 10 Pf., unter Eingesandt 20 Pf. Amtsblatt für den Stadtrath zu Waldenburg. Donnerstag, den 24. Januar 4L2«. 1884. Nutz- und Brennholz-Auction im Stadtwald zn Waldenburg. Montag, -e« 28. Januar 1884, von Vormittags s Uhr an sollen an Ort «nd Stelle die in den an der Langenchursdorfer Straße ge legenen Abtheilungen 5 und 9 aufbereiteten: 14 Stück fichtene und tannene, 15 kieferne Stämme von 10—15 om. Mittenst. 28 - - - - 48 - - - 16—22 - - 3 - - - - 2 - - - 23 — 29 - 35 - - Stangen von 3 em. Unterstärke, 135 Stück fichtene Stangen von 5—6 ow. Unterstärke, 40 - - - - 7-8 - 20 - - - - 10-15 - von Nachmittags I Uhr an: 19 Rmtr. weiche Scheite, 2,2» Wellenhundert birkenes Reißig, und 21,oo Wellenhundect kiefernes und fichtenes Reißig unter den im Termine bekannt zu machenden Bedingungen meistbietend ver steigert werden. Versammlung: Vormittags in der Rietz'schen Restauration zu Alt- ftadtwaldenburg, Nachmittags am Langenchursdorfer Wege. Waldenburg, am 19. Januar 1884. Der städtische Forst- und Wirthschasts-Ausschuß. Limmer, Stadtrath. Eichennutzholz-Auction. Wmtag, den 4. Mim 1884, Vormittags S Uhr sollen an Ort und Stelle 21 Eichen mit ca. 30 Fstm. 8 Birken - - 10 - in Abth. 16 des Remser Revieres und 16 Eichen mit ca. 50 Fstm. 2 Birken - - 3 - 1 Pappel - - 5 - in der Niederen Aue bei Schlagwitz anstehend unter den vor der Auc- tion bekannt zu machenden Bedingungen meistbietend versteigert werden. Zusammenkunft in der Winkler'sche« Restauration in Grünfeld bei Waldenburg. Fürstlich Schönburg'sche Forstverwaltung Niederwaldenburg. "Waldenburg, 23. Januar 1884. Politische Rundschau. Deutsches Reich. Feldmarschall Freiherr von Manteuffel, der Statthalter von Elsaß-Lothringen, ist am Dienstag nach Friedrichsruhe zum Reichskanzler Fürsten Bis marck abgerist. Zu der am 24. d. M. im König!. Schlöffe stattfindenden großen Cour wird der Statt halter wieder in Berlin sein. In der anläßlich der Lutherfeier von der Uni versität Oxford an den Kaiser gerichteten Glück wunschadresse heißt es: Wir, tief überzeugt von den Segnungen, die der Sache der Freiheit, Wissen schaft und Religion erwachsen sind aus der großen Bewegung, die in der Frömmigkeit, dem Geist und Muthe Luther's ihren Ausgang genommen, fühlen uns gedrungen, Ew. Kaiserlichen Majestät und durch Ew. Majestät dem gesammten deutschen Volke von ganzem Herzen unsere innigste Uebereinstimmung auszudrücken mit den Freudenfeiern, die in Ew. Majestät Landen der 400jährige Geburtstag des großen Reformators heroorgerufen. Ueber die eiuzelnen Punkte des österreichisch- deutfchen Bündnisses, namentlich was die Ab wehr eines feindlichen Angriffes auf einen der bei den Verbündeten anbetrifft, bringt die Köln. Ztg. wieder Auslassungen, aus denen besonders hervor zuheben ist, daß für Oesterreich keine unbedingte Verpflichtung zur Unterstützung Deutschlands im Falle eines Krieges mit Frankreich vorliegen soll. Ueber diese speziellen Details ist wohl kaum Jemand, außer den leitenden Staatsmännern und Botschaf tern genau unterrichtet, und wenn durch die Presse sichere Nachrichten darüber veröffentlicht werden sollen, so hätte dies längst geschehen können. Jetzt liegt kein Anlaß dazu vor. Bei der Beerdigungsfeier Lasker's in der Synagoge zu Berlin wird außer dem Geistlichen nur Abg. Frhr. v. Stauffenberg eine Ansprache halten. Bei der Gedächtnißfeier am Abend des Begräbnißtages wird, wie schon erwähnt, Abg. Bamberger und wahrscheinlich auch Abg. Or. Hänel reden. Der große Festcommers, den in Berlin der Verein deutscher Studenten zur Feier des Ge denktages der Wiederaufrichtung des deutschen Kai serreiches im Wintergarten des Centtalhotels in Berlin veranstaltet hatte, nahm einen wahrhaft großartigen Verlauf. Eine ganz besondere Weihe erhielt der Abend durch das Erscheinen des Grafen Moltke, der mit unendlichem Jubel, mit Tusch und minutenlangem studentischen Beifall empfangen wurde. Weit über tausend deutsche Jünglinge hatten sich in dem imposanten, reich mit Fahnen und Wappen geschmückten Saale zusammengefunden. An zwei langen Quertafeln inmitten des Saales hatten die Ehrengäste Platz genommen. Da, wo beide Tafeln hufeisenförmig sich vereinten, saß Graf Moltke zwischen dem General v. Strubberg, dem Generalinspecteur des militärischen Bildungswesens und dem Proreclor Prof. Curtius. Besonders zahl reich war die conservative Partei des Abgeordneten hauses der Einladung gefolgt. Nicht weniger wie 22 Abgeordnete waren erschienen, unter ihnen Stöcker, Cremer, v. Rauchhaupt rc. Die Brudervereine aus Leipzig, Greifswald und Breslau hatten Deputa tionen entsandt. Die Studentenschaft selbst hatte sich an 12 mächtigen Langtafeln vertheilt. Den ersten Toast auf den Kaiser brachte stuck. M. Graf Schwerin, den zweiten auf Feldmarschall Moltke der Abg. Prof. Wagner, neben Stöcker das Haupt der Anlisemitenpartei, aus. Beide Toaste erregten stürmischen Enthusiasmus und forderte Prof. Wag ner dazu auf, dem edlen Mann, der die deutschen Heere zum Siege geführt, den akademischen Gruß zu entbieten. Mit stürmischer Begeisterung kam die t Studentenschaft dieser Aufforderung nach und stimmte aldann, dem Drange der Gefühle folgend, mit mäch tiger Tonfülle das „Deutschland, Deutschland über Alles" an. Erst nachdem sich Graf Moltke mehrere : Male dankend verneigt hatte, legte sich der Jubel. Der Beifall brach von Neuem los, als Hofprediger Stöcker die Tribüne betrat. In von hehrer Begei sterung durchglühten Worten mahnte er die akade mische Jugend, die deutschen Ideale hoch zu halten. Es gelte vor Allem, auch im Innern wieder wahr haft deutsch zu werden. Der Krieg nach außen ist nicht Alles, der Kampf gegen die verderblichen Mächte im eigenen Volke stellt sich ihm zur Seite. Was die deutsche akademische Jugend heute bewegt in den socialen Dingen — Parteipolitik ist es nicht, son dern heiliges Mitleid mit der Noth der Armen, und das pflegen Sie und halten Sie fest. Als das leuchtende Vorbild der Jugend, als den wahren Pfleger jenes nationalen Idealismus, der sich mit dem nationalen Realismus zu einem harmonischen Ganzen verbinde, erscheine ihm vor Allem unser schneidiger Kanzler, und ihm galt denn auch das Hoch, mit dem der Redner schloß. Kurz darauf verlieb Graf Moltke, der während der Slöcker'schen Rede dicht an die Tribüne herangetreten war, den Commers, von Hunderten bis zum Wagen geleitet. Es ist eine hergebrachte Anschauung, daß andere Nationen den Deutschen an Selbstbewußtsein weit überlegen seien. In gewisser Beziehung ist das auch zutreffend. Weoer Engländer noch Franzosen, weder Italiener, Spanier noch Polen geben ihre Eigenthümlichkeiten im Zusammenleben mit anderen Völkern so leicht auf als wir. Daß diese Nationen aber als Gesammtheit so viel von jenem beneideten „Stolz" besäßen, als wir meist glauben, bekräftigt die Erfahrung nicht. Die Haltung der Spanier Frankreich gegenüber z. B. beweist eher das Gegen theil. Unmittelbar nach den maßlosen Beschimpfun gen, denen König Alfons in Paris ausgesetzt war, gelangte in Madrid ein entschieden sranzosenfreund- liches Cabinet ans Ruder. Bei uns wäre das, selbst wenn wir das Unglück hätten, „parlamentarisch" regiert zu werden, schlechterdings unmöglich. Noch weniger aber würde ein deutsches Ministerium sich je dazu verstehen, die Brutalitäten eines fremden Gesandten so „rücksichtsvoll" zu ignoriren, wie das Herr Posada-Herrera und seine Collegen in dem Fall des französischen Botschafters de Michel eben jetzt gethan haben. Dieser Herr hatte, wie bekannt, einen spanischen Grenzbeamten in Jrun nicht nur mit Worten, sondern auch thätlich schwer beleidigt, das spanische Cabinet aber erklärt im Senat, „es sei von Seiten eines fremden Diplomaten in Spa nien keine Taktlosigkeit verübt" worden. Stolz lieb' ich den Spanier, sagt König Philipp bei Schiller. In der am Dienstag statlgefundenen Sitzung des preußischen Abgeordnetenhauses führten die von fortschrittlicher und secessionistischer Seile aus gesprochenen Anschuldigungen gegen die Coalitionen der Eisenwerke, weil sie dem Staate das Schienen material vertheuerlen, zu einer längeren Discussion, in welcher Seitens der Regierungsvertreter betont wurde, daß die Concurrenz des Auslandes bei den staatlichen Schienencommissionen nicht ausgeschloffen sei. Die Submissionen seien öffentliche, Schienen würden gerade jetzt zu verhältnißmäßig billigen Preisen geliefert. Wenn vor einigen Jahren einige ausländische Offerten abgelehnt wurden, geschah es, weil die Offerenten weder Zoll zahlen, noch die sonstigen Bedingungen erfüllen wollten. Der Eisenbahnetat wurde genehmigt. Das preußische Herrenhaus beschloß, land tagsfähige Rittergüter in Hannover aufnahmefähig