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Meiklih-MW Verantwortlicher Redacteur: Carl Ikhne in Dippoldiswalde Nr. 40 Donnerstag, den 2. April 1885 51. Jahrgang hat in diesen letzten Monaten durch die überaus un beständige Witterung vielfach gelitten, namentlich wer den von den Besitzern der das sogenannte Nauhenthal bildenden Weinberge Klagen laut. Von diesen Wein bergen, die eine vortreffliche Sonnenlage haben, kommt übrigens mit der beste und feurigste der vaterländischen Weine. Freiberg. An der hiesigen landwirthschaftlichen Winterschule wurde vom 18. März ab ein Wochen kursus abgehalten, um die Schüler praktisch und theo retisch mit den wichtigsten Elementen der Obstbaum kunde vertraut zu machen. Der täglich zweistündige Unterricht beschäftigte sich mit allen Zweigen der Obst baumkunde und hat recht gute Erfolge gehabt. — Von den 23 Theilnehmern waren 6 aus der Amts hauptmannschaft Dippoldiswalde und zwar je 1 aus Dippoldiswalde, Nassau, Ammelsdorf, Börlas, Bur kersdorf und Obercarsdorf. Olbernhau. Da die elektrische Straßenbe leuchtung, die man hier versuchsweise einführte, sich als zu kostspielig erwies, ist man wieder zur Oel- beleuchtung zurückgekehrt. Tagesgefchichte. Berlin. Die deutsch-englische Südsee-Kommis sion, welche in London zur Ausgleichung der ver schiedenen sich widerstrebenden Ansprüche tagt, hat sich grundsätzlich über die Entschädigungen deutscher Land besitzer in Fidschi geeinigt, sowie über die Abgren zungen des Besitzstandes in Neu-Guinea. Bei den Land-Entschädigungen auf Fidschi werden die Verzugs zinsen gestrichen und die Abmessung auf Neu-Guinea scheint nach der „Köln. Ztg." so günstig für uns aus gefallen zu sein, daß wir dem Flächenmaß nach viel leicht die tonangebende Macht der Riesen-Insel werden dürften. Denn wir besitzen 419,940 Q.-Kilometer und übertreffen daher an Ausdehnung nicht nur die Holländer (390,860), sondern anscheinend auch die Engländer um volle 4000 Q.-Kilometer, doch ist da bei die den Engländern verbleibende südliche Land zunge nicht eingerechnet. Bei der Abgrenzung wurde ähnlich verfahren, wie bei den nordamerikanischen Territorien, deren Grenzen uns durch die Gradlinig- keit in Verwunderung setzen. Demgemäß läuft unsere Westgrenze, von der Humboldt-Bai aus, dem 141. Längengrade entlang bis zum 5. Breitengrade. Dort schließt sich die Südgrenze in einem stumpfen Winkel an bis zum Schneidepunkt des 147. Längengrades und des 8. Breitengrades, und von dort dem letztem ent lang bis zur Nordostküste in der Gegend der Herkules- Bai. — Man kann nunmehr baldigen Bestimmungen über die Einsetzung eines gemeinsamen Bußtages wenigstens für die evangelische Kirche Norddeutsch lands entgegensetzen, nachdem die darüber sprechenden Ansichten und Beschlüsse der zuständigen Kirchenbehör den vorliegen. Als künftiger allgemeiner Buß- und Bettag ist der letzte Freitag im November in Aussicht genommen. Ob die Neuerung aber schon im nächsten Jahre wird eintreten können, muß bezweifelt werden. — Die Majestäten und die königlichen Prinzen und Prinzessinnen haben sich vereinigt und machen dem Fürsten Bismarck zum Geburtstag mit einem Ge mälde, die Kaiserproklamation in Versailles darstellend, von Anton Werner gemalt und von einem überaus kostbaren Nahmen umgeben, ein gemeinsames Ge schenk. — Der Bundesrath genehmigte die Dampfer- Vorlage in der vom Reichstage angenommenen Fassung. Bielefeld. Aus einem Streik der Arbeiter in einer hiesigen Nähmaschinenfabrik entwickelten sich Un ruhen, die einen immer bedrohlicheren Charakter an nahmen; Fabriken wurden zerstört und demolirt, so «Lokales und Sächsisches. Dippoldiswalde. Seit dem Jahre 1870 ist der Charfreitag in unserer Stadt regelmäßig durch eine geistliche Musikaufführung ausgezeichnet worden. Auch in diesem Jahre wird eine solche stültfinven (s. Inserat). Diese Aufführungen, die ohne Zweifel zu einer würdigen Feier jenes ernsten Tages beige- iragen haben, haben sich von Jahr zu Jahr eines zahlreichen Besuches zu erfreuen gehabt, zumal unsere schöne Stadtkirche im Lichterglanze die Wirkung guter Musik nur zu erhöhen vermag. — Die diesjährige Aufführung ist gewissermaßen gleichzeitig eine Jubi läumsfeier des großen Meisters der kirchlichen Ton kunst: Johann Sebastian Bach, der am 21. März 1665 in Eisenach geboren ist, und von dessen Kantaten eine zum ersten Male aufgeführt werden wird. Die Bach'schen Werke bieten außerordentliche Schwierig keiten, und es gehört Muth dazu, sie aufs Programm zu setzen. Sie bieten aber eine Fülle von Schönheiten, die Herz und Gemüth gewaltig zu ergreifen vermögen (Beethoven sagte von Bach: Er ist nicht ein Bach, sondern ein Meer). — Da auch die übrigen Nummern des Programms der Feier des Tages entsprechend ge wählt sind, so dürfen wir hoffen, daß sich die dies jährige Aufführung ihren wohlgelungenen Vor gängerinnen würdig anreihen werde, und sei daher auch hierdurch zu recht zahlreichem Besuche derselben eingeladen. — Heute über 8 Tage, Mittwoch, den 8. April, verkehrt Nachts der monatliche Extrazug von Hains berg nach Kipsdorf. — Infolge starken Verkehrs ist vom 1. April die Güterstation Hainsberg, die bisher 3. Klasse war, zur Güterstation 2. Klasse erhoben worden. Dippoldiswalde. Bei der hiesigen Sparkasse wurden im Monat März 503 Einzahlungen im Be trage von 38514 Mk. 5 Pfg. gemacht, dagegen er folgten 348 Rückzahlungen im Betrage von 40816 Mk. 33 Pfg. — Sparmarken ü 5 Pfg. sind 600 Stück verkauft worden. — Auf den deutschen Eisenbahnen treten vom 1. Januar 1886 ab neue Bestimmungen über Be förderung von Kindern in Kraft und werden daher alle Billetsorten von diesem Zeitpunkte ab in neuer Form zur Ausgabe gebracht. Die neu zu druckenden Kartenbillets erhalten alle einen schrägen Querstrich, welcher das eigentliche Billet bei Verausgabung an ein Kind, von dem von der Billetexpedilion abzu trennenden und zurückzuhaltenden Koupon scheidet. Bereits vom 1. April d. I. ab werden für den Lokal verkehr nur noch Billels dieser neuen Form geschaffen und, wenn solche jetziger Gestalt vergriffen, an den Stationen verausgabt. Vom 1. Januar ab müssen alle Billetexpeditionen mit dieser neuen Sorte Karten billets versehen sein. Vor diesem Termin etwa zur Ausgabe gelangende Querstrichbillets ändern die jetzt in Kraft befindlichen Bestimmungen über Beförderung von Kindern nicht. — Auf Kouponbücher für Er wachsene und Schüler finden die neuen Bestimmungen über Beförderung von Kindern keine Anwendung. Für Rundreisebillets in Kouponbuchform gelten sie erst vom 1. Mai nächsten Jahres ab. Im Wesent lichen kommt bei Einführung der hier genannten Ein richtung auf den königl. sächs. Staatsbahnen nur neu hinzu die Ausgabe eines halben Billels für ein Kind. — Es wird hiermit wiederholt darauf aufmerk sam gemacht, daß den Landbriefträgern auf ihren Bc- stellgängen Briefpostsendungen aller Art, Postan weisungen, Nachnahmesendungen, kleinere Packele, Sendungen mit Werthaugabe im Einzelnen bis zum Werthbetrage von 150 Mark, sowie Baarbeträge für Postwerthzeichen rc. und Zeitungen übergeben werden dürfen und daß die Landbriefträger verpflichtet sind, -die empfangenen Sendungen, ausschließlich der ge wöhnlichen Briefpostsendungen, sowie die ihnen über gebenen baaren Geldbeträge für Zeitungen, Werth zeichen rc. in ein Apnahmebuch einzutragen, das nach jedem Bestellgange der Postanstalt vorgelegt wird. Zum Einträgen der Sendungen rc. ist auch der Auf lieferer befugt. Hat der Landbriefträger die Ein tragung selbst bewirkt, so muß er dem Auflieferer auf dessen Verlangen durch Vorlegung des Annahme buchs von der stattgehabten Eintragung Ueberzeugung gewähren. Die Ertheilung des Einlieferungsscheins über die vom Landbriefträger angenommenen Sen dungen mit Werthangabe, Einschreibesendungen und Postanweisungen erfolgt erst durch die Postanstalt; der Landbriefträger ist verpflichtet, den Einlieferungs schein dem Auflieferer, wenn möglich beim nächsten Bestellgange, zu überbringen. Glashütte. Der Direktor der deutschen Uhr macherschule, H. Lindemann, ist am 29. März nach längeren Leiden gestorben. Dresden. Für die Bismarck-Ehrengabe sind bis jetzt aus 508 sächsischen Ortschaften (excl. Dresden, woselbst bekanntlich von 20,402 Gebern 47,117 M. 23 Pf. eingingen) von 70,896 Gebern 76,018 M. 62 Pf. dem Bankhaus Günther u. Rudolph zuge gangen. Außerdem sind aus Sachsen, soweit hierüber Nachrichten vorliegen, direkt an den Präsidenten der Seehandlung 131,355 M. 5 Pf. gesandt worden. — Nach einer Mittheilung der Stadthauptbuch halterei sind von den zu 4'/, vom Hundert verzins lichen und in 4prozentige Papiere umzuwandelnden Schuldscheinen der Dresdner Stadtanleihe vom Jahre 1875 bis jetzt 5,195,000 M. zur Abstempelung gelangt, während der Rest an nur 305,000 M. von der für den I. April d. I. erfolgten Kündigung ge troffen wird. Von vorgedachten 5,195,000 M. sind 4,872,500 M. durch Vermittelung von Bankhäusern eingereicht worden, wofür die festgesetzte Gebühr an Prozent des Nennwerths der Schuldscheine mit 12,181 M. gewährt worden ist. — Dem Bezirksschulinspektor Oberschulrath F. A. Bert Helt ist die nachgesuchte Versetzung in den Ruhe stand bewilligt worden. — Mannsfeld, der bekannte Dirigent der Ge- werbehausconcerte, hat beschlossen, an Stelle des Kapellmeisters Bilse in Berlin, die Direktion der Kapelle desselben zu übernehmen und wird deshalb nach Berlin übersiedeln. — Der 1884er Rechnungsabschluß des erblän- dischen ritterschaftlichen Kreditvereins im König reiche Sachsen verzeichnet 47,013,975 M. hypotheka rische Außenstände gegen vorjährig 45,057,775 M. Hiervon entfallen 29,029,925 M. in 1422 Posten auf 990 Gutskomplexe, unter denen sich 307 Rittergüter mit beigesesienen 6 Ritter- und 55 Bauergütern be finden, und 17,984,050 M. auf 683 Vorwerke, Bauer-, Stadt- und andere Güter mit 113 beigesessenen Gütern. Die Pfandbriefschuld hat sich durch Amortisation um 2,119,700 M. vermindert. Die Reserven bestehen in 1,077,332 M., die allgemeine Reserve in 527,458 M. Schandau. Der hiesige Bezirks-Obstbau-Verein übergietzt jedem Mitglieds einen „Bismarckbaum" mit der Bitte, denselben an bevorzugter Stelle zu pflanze» und zu ehrender Erinnerung an die Verdienste des Kanzlers mit Treue und Sorgfalt zu pflegen. Meißen. Von Geschlecht zu Geschlecht hat sich bis auf dcu heutigen Tag die Sage fortgepflanzt, daß in der Triebisch in früherer Zeit Gold gefunden worden sei, worauf noch der Name „Goldgrund", mit welchem eine Schlucht, die nach dem Ploffenberge führt, be nannt wird, hindeute. Genauere Forschungen haben die Grundlosigkeit jener Vermuthungen ergeben, wenn auch andererseits soviel feststeht, daß es in früherer Zeit an Versuchen, aus dem Bette unseres Flüßchens Gold zu waschen, nicht gefehlt hat. — Der Wein Amtsblatt für die Königliche Amishauptmannschasi Dippoldiswalde, sowie für die Königlichen Amtsgerichte und die Stadträthe zu Dippoldiswalde und Irauenstein « Anserat«, welche bet der bedeutenden Auflage d«S Blattes eine sehr wirk same Verbreitung finden werden mit 10 Pfg. di« Spaltenzeile oder der« Raum berechnet. —Ta bellarische und complirirte Inserate mit entsprechen dem Aufschlag. — Einge sandt, im redaktionell«« Theile, die Spaltenzeile 20 Pfg. „Weißerttz-Zeitung" «-scheint wöchentlich drei mal: Dienstag, Donners tag und Sonnabend. — Preis merteljührlich 1 M. 28 Pfg-, zweimonatlich 84 Pfg-, eiumonatlich 42 Psa. Einzelne Nummern 10 Pfg. — Alle Postan stalten, Postboten, sowie die Agenten nehmen Be stellungen an.