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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 12.02.1891
- Erscheinungsdatum
- 1891-02-12
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-189102123
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18910212
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18910212
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Anzeiger
-
Jahr
1891
-
Monat
1891-02
- Tag 1891-02-12
-
Monat
1891-02
-
Jahr
1891
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 12.02.1891
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tätlich früh 6V, Uhr. Lrtaktio« und Lr-edition Johonnesgaff« 8. Sprechstunden der ttedaction: «onntttng» 10-12 Uhr. R«chmiU-g« 5-6 Uhr. >>i tuNI6»»>« rt»aN»adIkr vt»m>tcrt»t« «echt sich tu N«t»c«»n nicht »ntintltch. «»»chtz»e »er für tzte nächftf<l,e«pe N«»«e, prftt««ten Inserate an »achenta,rn Pi« 3 Uhr Nachmittags, an Senn-«»» Festtagen früh bis /,S Uhr. In den Filialen für Ins.-Ännahme: Ltt» Nie««'« Sortlm. (Alfred Hahn), UnlversitLIsswaße I, Lauts Lasche, Kctthartnenstr. 14 pari, und Könia«platz 7, nur bis '/,!! Uhr. eipMr.TllgMM Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, Handels- nnd Geschäftsverkehr. 43. Donnerstag den 12. Februar 1891. ÄSVRNSMSMÜDSSSÜD vierteljährlich 4»/, Mk. in Alt-Letpztg, iuct. Bringerlolm b Mk.. durch die Post bezogen 6 Mk. Einzelne Nr». 20 Pf. Belegexemplar 10 Pf- Gebühren für Extrabeilage» sin Taaeblalt-Format gefalzt! ahne Poslbekorderung 60 Mk. «it Poslbesorderung 70 Mk. Inserate 6 gespaltene Petitzeile 20 Größere Schriften laut uns. Pretsver Tabellarischer n. Zisfernfatz nach Hähern» Reklamen unter dem Redactioa-strich di» 4a»d»»lt. ZeilrüOPs.,vor den Familie» na chrtchtea d!« tzgespaltenr Zeile 40 Bl. Jn'erate sind stets an di« Expe-ttiau j» senden. — Rabatt wird n cht gegeben., Zahlung prneaumornuüo ode: durch Post nachnahme. 85. Jahrgang. Amtliche Bekanntmachungen. Ausschreibung. Am Neubau der Markthalle in Leipzig sollen die Anstreicher» arbeiten au den vrrkauisstänvrn, den eiserne» Tharen und Treppen, an den Wiudfäiigcn -c. an einen oder mehrere lristungS- fähige Unternehmer vergeben werden. Die Bedingungen und Ardeit-oerzelchnisse kännen im Baubureau aa der Markthalle, an der verlängerten Brüderstraße, Hierselbst, emgesehen, bez. durch unsere Bauverwaltung gegen porto- und dellellgeldsreie Einsendung von 1,50 ./k von dort bezogen werden. Die Angebote sind verschlossen und mit der Aufschrift: „Markthalle — Anstreicherarbeiten' bi« zum 17. Februar er., Vormittags 10 Uhr. im Rathhause allhier, H. Obergeschoß, Zimmer Sir. 7, portofrei «inzureiche». Der Rath behält nch die Auswahl unter den Bewerbern und die Theilong der Arbeiten, bez. die Ablehnung simmtlicher An gebote vor. Leipzig, den 10. Februar 1891. Der Math der Ltadt Leipzig. I». 600. vr. Georgt.Lindner. Lrenntiol)-Auktion. Montag, den IS. Frbrnar sollen von vormittag« 9 Uhr an im Forstreviere Connewitz aus dem Mittelwaldschlage in Abth. bk und 6» im sogenannten Apitzsch ca. 4 Rtm. Etchea-Nutzscheite l. Ll., - 1b Rmtr. - « ll. » ^ » 143 » Eichen. > : Z : » 6 « Eller- > Vater den öffentlich auShängenden Bedingungen und der Üblichen Anzahlung an Ort und Stelle meistbietend verkauft werden. Zusammenkunft: aus dein Holzschlage au der Hohen Brücke »et Connewitz. Leipzig, am 7. Februar 1891. Des Raths Forstdeputatton. Lekanntmachung. Zu Ostern diese« Jahre« ist der Gesanauuterricht in den oberen und mittleren Elasten unserer höhere» Schule für Mädchen anderweit zu vergeben. Geeignete Bewerber wollen sich, unter Einreichung ihrer Zeugnisse, bis r«m so. dieses Monats schriftlich bei uns melden. Leipzig, den b. Februar 1891. Der Rath der Stadt Leipzig. II. X./1V2.De. Georgi. «titsch, Ass. Lrkarmlmachung. Die Lieferung der Firmenschilder für die Blumen- und Grün- vaarenstände in der städtischen Markthalle, hier, ist vergeben. Die unberücksichtigt gebliebenen Bewerber werdea daher ihrer Angebote "hiermit entlasten. Leipzig, am 10. Februar 1691. 560. 184. Der Rath der Stadt Leipzig. De. Georgi. Lindner. Gefunden ward« Ende December vorigen Jahres ein Betrag von SO Mark »ad Anfang« de« vorigen Monats ein Portemonnaie mit über IS Mark, va« behus« Ermittelung der Eigenthümer hierdurch nochmal« de» knnat gemacht wird. Leipzig, den 9. Februar 1891. Das Poltzeiamt der Stadt Leipzig. III. 77ü. Bretschnetder. Ml. Städtische Fortbildungsschule für Mädchen. Anmelduuae», bet welchen die letzte Censur vorzulegen ist, nimmt der Unterzeichnete Freitag und Sonnabend» den I». und 14. -edruor, von 10—12 und 2—4 Uhr in der l. Bürgerschule am AugustuSplatze entgegen. Leipzig, den 9. Februar I89l. Dir. O. Helmer. Verkauf eines Schulgebäudes. Infolge der Errichtung eines Centralschulgebäudes wird das der Erase'schen Stiftung gehörige Schulgebäude spätestens den 1. October d. I. verfügbar. Da« Gebäude eignet sich infolge seiner guten Lage zu irdein Geschäftsbetriebe, insbesondere auch für Fabrikzwecke. Ter Unterzeichnete Stadtrath hat beschlossen, dieses Gebäude nebst Hof und Garten, wenn ein annehmbares Gebot erfolgt, zu verkaufen, ^ur Annahme der Gebote, resp. Steigerung derselbe» wird hiermit Termin ans Mittwoch, den 2». März d. I., Vormittaß» 11 Uhr an hiesiger Rathsstelle anberaumt, Angebote werden >edoch auch schon vorher entgegengenommen. Stadtrath Rotzwein, den 10. Februar 1891. Bürgermeister Rüder. Die Anhänger der Monarchie in Frankreich. Nach dem kläglichen Ende der durch Boulanzcr berkor gerufenen Bewegung in Verbindung mit den Enthüllungen Mermeir, durch welche der Graf von Paris compromittirt wurde, war der Geist der Mitthlosigkeii den Reiben der Anhänger der monarchischen StaatSsorm so stark rur Geltung gekommen, daß die Führer die Anerkennung der Republik als unvermeidlich erkannten und deshalb mit ihr Frieden macken wollten Der Wille war gut, aber die Ausführung stieß auf Schwierigkeiten. Schon bei der Budgetberathnng zeigte» sich Meinungsverschiedenheiten, welche Cassagnac zu dem Ausspruch vrramaßlc, daß man Len Anhängern der Monarchie den Ein tritt in die Republik nicht zu sehr erschweren dürfe, wenn man ihn nicht vereiteln wolle. Inzwischen batte Eardinal Lavigerie in Algier bei Gelegenheit eines FestmadlS erklärt, daß die katholische Kirche gegen die Republik als StaatSsorm nicht« einzuwcnden habe und sich mit ihr endgiltig auSgcsöhnt habe. Diese Erklärung stieß zwar bei einem Theil der Bischöfe auf Widerstand, als aber Gewißheit darüber erreicht wurde, daß der Cardinal nur die Anschauungen des Papstes ausgesprochen habe, beruhigte sich die Oppo sition wieder und nahm eine abwartrnde Haltung ein. Ta- dauerte so lange, bis die stürmische Kammerfrtzunc kam, in welcher über da» Verbot des Sardou'schen Drama« .Thermidor" entschieden wurde. Bei diesem Anlaß zeigte sich tie liefe .Kluft aus« Reue, welche die Anhänger der Monarchie ron denen der Republik scheidet, cS wurde klar, daß zwischen Ruten, welche die Hinrichtung Ludwig'« XVI. billigen und welche sie mit Abscheu von sich weifen, niemals eine auf» nchiiae AuSsöhmina möglich ist. Al- Frevcinet die Anfrage de« Grasen de Mun, ob er die Auffassung Clemenceau « billige, daß die französische Revolution ein Ganze-sei, bejahte, da war da- Band, welche« zur Verständigung der beiden Parteien lose angeknüpft war, zerrissen und die Wirder- anknüpsung wurde vollends unmöglich gemacht, al« Clemenceau den Mitgliedern der Rechten zurief: »Während der Revolution waren Ihre Vorfabrcn in den Reiben der Feinde Frankreichs." Nach solchen Auseinandersetzungen reichte die Rücksicht auf die Tbatsache nicht mehr bin, daß der monarchische StaatS- gedanke in Frankreich gegenwärtig ohne einen geeigneten Vertreter ist, die Anhänger der Monarchie sind genothigt, ibre Wünscke und Hoffnungen bis zu der Zeit zu vertage», da ein solcher Vertreter sick darbietet. Eine gewisse Anwartschaft auf diese Vertretung ist dem Herzog Louis Philipp von Orleans nicht abzusprechen, und in diesem Augenblicke lenkt er wieder die öffentliche Aufmerk samkeit durck sein unerwartetes Erscheinen in St. Petersburg auf seine Person, das um so auffallender wird durch die gleichzeitige Anwesenbeik de« Erzherzogs Franz Ferdinand in der russischen Hauptstadt. Die Absichtlichkeit dieses Zusammen treffens ist ebenso unzweifelhaft, wie die Meldung de« Her os« als Militairpflichtiger in Pari- wesentlich ciu« aus Effect berechnete Handlung war, aber die Franzosen lieben derartige Geniestreiche und sic machen bei ihnen den gewünschten Eindruck. Der Herzog ist jung und von einuebmendem Wesen, die Zadl seiner Freunde und Anhänger ist nicht gering und sie wächst in dem Maße, als die Sache der Republik bei den Anhängern der Monarchie an Credit verliert. Cassagnac'« Eifer für die monarchische Sache ist seit dem Tode de« Prinzen LouiS Napoleon erkaltet, aber eS wäre nicht un möglich, daß er, in Ermangelung eines geeigneten bonapar- tistischen Prätendenten, für die Sacke de« Herzog« von Orleans wirkte. Daß beute ein ganz anderer Wind in monarchisch ge- sinntcn Kreisen weht als noch vor wenigen Wochen, beweist die Versammlung, welche Gras d'Hauffonville am 8. Februar nach NimcS berufen hatte. Mag er sich auch al« Beaus tragter de« Grafen Paris vorgestellt haben, so wird da« die Wirkung seiner Veranstaltung kaum beeinträchtigen, weil Diejenigen, welche den Graf von Paris für abgethan be trachten, ibre Hoffnungen auf dessen Sohn richten können. Die Hauptsache ist, daß die republikanische Staatsform an die Anhänger der Monarchie unerfüllbare Anforderungen stellt, welche ihre eifrige Mitarbeit an den Aufgaben de« französischen Staates unmöglich machen, so lange nickt ein Monarch an der Spitze des Lande« siebt. Diese Unmöglichkeit ist in der Sitzung der französischen Kammer vom 29. Januar klar geworden, und deshalb hat die Bersamnilung iu Nime« ein» edrutung, welche ihr sonst nickt zukommen würde. E« steht damit auch die Reise des kampflustigen Bischof« Freppe! von Angrrö nach Rom in Verbindung, welcher e» unternehmen will, den Papst in Bezug auf seine Stellung zur französischen Re publik zu beeinflussen. Bei der staatSmännischen Befähigung des Papstes wird das allerdings ein schwere« Stück Arbeit sein, denn Leo XIII. bat sick lange genug besonnen, bevor er sick offen für die französische Republik entschieden bat, um nicht ebne zwingenden Grund diese Entscheidung rückgängig zu macken. Die Hoffnungen der Orleanisten und Bonapartisten auf dir Wiederherstellung der Monarchie in Frankreich baden durch die Ereignisse der neuesten Zeit nicht an Boden gewonnen, sondern diese baden nur die Unvcrsöbnlickkeit der beiden einander bekämpfenden Parteien bewiese» Eine Brandrede Clemenceau« und eine darauf fußende Abstimmung in der Kammer haben nicht die Kraft, um die monarchische StaatSsorm zu neuem Leben zu erwecken, sie können den Haß der Vertreter der Ver gangenheit gegen die Grundsätze, welche die Gegenwart be herrschen, unauslöschlich machen; aber sie können da« Bestehend« nicht Umstürzen. Die Anbänger der Republik haben schwere Fehler begangen, die Republik war mekr al« einmal nabe daran, der Monarchie weichen zu müsse», aber die Unsäbigkeil deS Grafen Chambord, die ibm zugewicsene Rolle zu spielen, und der Tod des Prinzen LouiS Napoleon sind al« unüberwindliche Hinbernifse zwischen Willen und Krast getreten. Der monarchische Staatsgedanke war in Frankreich noch so mächtig, daß 'sich die öffentliche Meinung einem Abenteurer von der Art eine« Boulanger ;n- wandle, und cs bedurfte erst eine« vollwichtigen Zeugnisses für die Energie der republikanischen Regierung, um dieser vor dem Abenteurer den Vorrang einzuräumen. Jetzt ist ein anderes Hinderniß der Einigung zwischen Republik und Monarchie entstanden, die Unmöglichkeit, eine Brücke zu schlagen, welche von der Schreckensherrschaft zu den heutigen Zustande» führt, ohne die Anhänger der Monarchie in ihren billigsten Gefühlen zu verletzen. Clemenceau hat sich am 29. Januar ein wcrthvolle« Vcr dienst um die Sache der Monarchie erworben, er hat ihren Anhängern bewiesen, daß e« keine Versöhnung giebt zwischen 1793 und 1870, daß die Herrschaft der Republik in Frank reich eine Macktfrage ist, aber niemals mit Hilfe der Nach kommen der Opfer de- Jahre- 1793 gewonnen werden kann. Der Standpunck, auf welcken die Anhänger der Monarchie in Frankreick am 29. Januar zurückgekebrt sind, ist der natür lichc, er kann durck keine Gestaltung der Entwickelung ver sckoben werden, Versöhnung zwischen unvereinbaren Gegen sätzen giebt e« nicht, in Fällen wo sie znsammentreffen, sieben nur Sieger Besiegten gegenüber, freiwillig kann eine Partei, welche da« Jahr 1793 über sick ergehen lassen mußte, niemals abdanken, sie kann sich zurllckzichen vom politischen Leben, aber niemals ihre Unterwerfung unter die tiefste Schmach anerkennen, welche der monarchische StaatSgedanke jemal« erlebt hat. * Leipzig, 12. Februar. * Abermals verlautet, der Kaiser wolle dem Minister de« Innern eine hohe AuSreichnung für die Verdienste zu Theil werden lassen, welche sich derselbe hinsichtlich der Land gemeinde-Ordnung erworben hat. Man spricht davon, die Auszeichnung werde in Verleihung de« Adel- bestehen. * Zum Stande de« RrichSfinanzvermögenS wird den „Hamburger Nachrichten" aus Berlin geschrieben: Die Nachricht, daß in nicht allzu langer Zeit der Reichstag«- bau fand« nusgebraucht sei» wird, lenkt die Aufmerkiamkeit auf dir Verhättniffe des festen und baaren Reichssinanz- ver mögen«. Bekanntlich wurde» au« der sranzojiichen Krieg«- kosteneiitschadigung verschiedene Fond« gegründet, welche gemein- nützigen Zwecken dienen sollten. Es wurden 120 Millionen als tknegsichatz sestgeleqt, um kür Mobilmachungszwecke dimre» Geld zur Bersüäung zu haben und mit 561 Millionen wurde der Reichs- Jnvalcdensond« gegrüudet, um di« ans «rund de» Militairpensüml- . vom Jahr« 1871 zu leistenden Ausgaben sicherzustellen. nch die später bewilligten Pensionserhöhunaen werden au« diesem HondS bestritten. Sodann wurden drei BausondS rrservirt, um lothwendtgr und nützliche Bauten herzustellen. Es waren die« der sestungsbaukond«, der Reich-tag-gebaudewnd- und der Eisenbahn- unifond«. Lehen wir von de» Eapitatien ab, welch« in den gewerbsmäßigen Reichsbetrieben stecken, so setzt sich au- den genannten Fonds das ganze Finanzvermögen de« jungen Reich« zusammen. Wenn man damit die großen Vermögen, welche die Etnzelslaate», beispielsweise Preußen, in seinen Domainei, und Forsten besitzen, vergleicht, so wird man stnde», daß das Reichofinanzvermöge» nicht gerade stattlich genannt werden kann. Das baare Reichsfinanzvermögen ist überdies, abgelebt» von dem Reichskriegsschatz. der für den Fall einer nicht vvrherzusebenden Mobilmachung zusammcngelegt ist, dazu bestimmt, in absehbarer Zeit amgebrancht zu werde». So wird der Reichs-Jnualcdenfonds mit dem Tage de» Aufhüreiis der Verpflichtungen des Reichs aus den Militciirpenston-gesetzen selbst dann auigehobe» werden, wenn in ihm »och ein Bestand vorhanden sein sollte. Dasselbe ist mit den drei Baufonds der Fall. Bon diesen letzteren ist sogar der Eisen- bahnbausondS schon vor Jahren gänzlich verausgabt. Nun hört man, daß der Reichstaasbansoiids noch eher ausgebranchr sein wird, al» das Werk, z» dessen Bollluhrung er bestimmt war, vollendet sein wird. Der FestungSbauiondS weist nur noch einen winzige» Bestand auf. Nach dem letzten vorliegenden Bericht der Reichs- schuldencommilsion betrug derselbe etwa 2', Millionen. Tie Reichs- baufonds werde» demiiach binnen Kurzem sämmttich verausgabt sein und von dem baaren Reichsstnauzvermügen blieben nur noch der Reichskriegsschatz und der Reichs-JnvatidensondS übrig * Der „Reichs- und StaalS-Anzcigcr" schreibt: In deutschen Zeitungen fand sich.vor einigen Wochen die Nach richt von der Ermordung eine» angeblich aus Bonn nach Tunis eingewanderten Deutschen NamenS Krüger durch tunesische Eingeborene. Ter Lorgang war so dargestellt, daß der Ge nannte, welcher in der tunesttchen Hanpistabl einen Exporthandel mit Südsrüchlen betrieben habe, von einer Anzahl Eingeborener, die er in einem abgelegenen Theile seines Lagerkcllcrs bei dem Ausplünderu des Kellers überraschte, in gräßlichster Weise un s Leben gebracht worden sei. Einer der Lhater wllte ergriffen worden und ge,tandig sein und seiner Hinrichtung durch die Gnillocine ent- gegenjehen. Nach amtlicher Feststellung in Tiiiiis entbehre» die vorstehenden Angaben >eder thatsächlichen Unterlage. Ein Deutscher Namen« Krüger ist in Tunis nicht ermordet worden: überbauvt ist in der Regenlichast seit längeren Jahren kein Reichsangeliönger eines gewaltsamen Tode« gestorben. Ebenso wenig ist ein Vorfall, welcher vielleicht zu der betreffenden Zeitungsnachricht hätte Anlaß bieten können, zur Kenntnis der dortigen Behörden gelangt. Wenn in der fraglichen Zeitungsnachricht ferner berichlet war. daß die Vollstreckung der Todesstrafe mittelst Henke»» in neuester Zeit durch den Be» von Luni« abgefchafft und der Mörder unseres Lands, manne« der Erste sei. an weichem die an die Stelle getreten« Hin- tiöhtuilgswetie mittelst de« Fallbeil« vollzogen werden würde, io treffen auch diese Angaben nicht z>>. Die von den eingeborenen Richtern gefällten Todesurtbeite werden zur Zeit mittelst Henkens vollsireckt: soweit bekannt, soll diese Hinrichtungsweise auch in Zu- kunst beibehalten werde»; dagegen werden Verbrecher, welche von den franco-tunesische» Gerfchtshösen zum Tode verlirtheüt sind, ohne Unterschied der Religion und Slaalsangehörigkeit nach Vor schrift des eocis pt-nal mit dem Fallbeil htngerichtet. Derartige Erecutionen sind beispielsweise vor mehreren Jahren a» tunesisch,n Muhamedanrrii, welche sich der Ermordung sranzösischer Staats angehöriger schuldig gemacht hatten und demnach vor Len francv- tunesischen Tribunalen zur Aburtheilung gelangten, Vorgenommeii worden, nachdem die eingeborenen geistlichen Behörden aus Betragen sich dahin ai,-gesprochen hatten, daß die Satzungen des Islam solcher Hinrichtungsart nicht widerstreiten. * Das kurz erwähnte Handschreiben de« Prinzrcgcuten an den Staats-Minister des Innern Freiherr» von Feilitzsck lautet: Met» lieber Staats-Minister Freiherr von Feilitzschl Aus Anlaß Meines bevorstehenden Geburtssestes ist die mehrfache Gründung von Stiftungen beabsichtigt. Im Interesse der Zwecke, welche hier durch theits zur Linderung der Noth, «Heils zur Förderung der Kunst, des Knnslgewerbes und Handwerkes veriolgt werden tollen, werde Ich Mich freuen, wenn solche Stiftungen in Velhätigung edlen Wohlthätigkeits- und Gemeinsinnes durch freiwillige Gaben Einzelner oder durch entsprechend demeffene Zuwendungen größerer leistungsfähiger Körperschaften zu Stande kommen. Meinen'landes- väterlichen Anschauungen und Intentionen würde es aber durchaus zuwidertansen, wenn dessalls aus bestehenden, segensreich wirkenden Stiftungen Mittel entnommen, oder wenn Samnitliiigen veranstaltet werden wollte», welche mehr oder weniger den Charakter de-Zwange» an sich tragen und damit der Rücksicht auf die allgemein wirthschaff ltche Lage großer Bevölkerungskreije entbehren Es ist Mein Wille, daß die« unverzüglich bekannt gegeben und hiernach allerorten im Laiibe verfahren werde. Hierbei verbleibe Ich mit huldvollste» Gesinnung«» Ihr wohlgeneigter Luitpold, Prinz-Regent von Bayer». München, den 8. Februar 1891. lirol wird den „Hamburger * Aus dem südlichen Nachrichten" gemeldet: Die unerwartet gekommene Auflösung des Reicher aths in Wien und der baldige Termin zur Ausichreibimg neuer Reichs ralhswahlcn haben unter der deiiticbei, Bevölkerung des südliche,. Tirols lange nicht die gleiche Ansregung hervoigeruscn, wie dies in sehr vielen anderen Ländern nnter gleichen Verhältnisse» ent- schieden der Fall sein würde. Es herrscht im Gegeiitheil sogar eine merkwürdige pollische Lethargie, und die Partei-Versammlungen der deutschen Liberalen, welche in der letzten Zeit in Innsbruck, Brixcn, Bozen, Meran statlsanden, wurde» nur schwach besucht und taube» nur in dem kleinen Kreise von Männern, welche reges Interesse für das politische Parteitcben besitzen, kräftige Unterstützung. Uiner solche» Umständen darf mau cs dem Itt. Angerer >> Innsbruck, biSberigem Vcrtretcr der vereinigte» Städte Boze» Meran für de» Reichsrath, nicht verdenke», daß er eine Neuwahl für de» koinmenden Reichsrath entschieden abgelehnt hat. Für die deutsch-liberale Partei im südliche» Tirol ist die« ein sehr schwerer Verlust, denn 1»r Angerer ist ein in jeder Beziehung höchst geachteter, vielseitig thätiger Mann, der sich auch durch seine Bestrebungen sür Hebung de» Fremdenverkehrs »n ganzen Lande grotze Verdienste erworben, und sein Platz dürste schwer auSzusüllcn sein. Es ist ei» so schwieriger und i» jeder Beziehung undankbarer Posten, ein Vertreter der südiirolijchen deulsck>-liöeralen Partei im Wiener Reichsraiht zu sein, daß es eines hohen Grade« von Eclbscausopseruna bedarf, wenn sich geeignete Männer zur Annahme eines derartigen Mandats bereit finde», wie sich denn auch die Zahl der Candidaten dazu in letzten Jahren immer mehr verringerte. Die ländlich« Bevölkerung, und die,e gtebt bei ihrer überwiegenden Mehrheit den Ausschlag, wird unbedingt nur solche Männer wählen, welche dem Fürstbischof von Briren ge nehm sind und dl» er durckf feine Organe, die Landpsarrec, an empfehlen laßt. ES wird so leicht kein Bauer in einer dentschei. Gemeinde Süd-Tirols es wagen, sich mit dem Plärrer in wirih- schastlicher, politischer oder nun gor religiöser Hinsicht in lebhafte Opposition zu setzen, denn er würde gar bald in der ganzen Ge- meinte ei» geächteter Mann sein, so fest ist die Gewalt, wclcke der Klerus auf die Landbevölkerung hier ausubt und welche in letzte» Jahren noch immer mehr zu steigen scheint. * Eine Verfügung deS ÄeneralgouverueurS von War- cka», Gnrko, ordnet an, daß alle jüdischen Dienstpflich lige», welche wegen ungenügender körperlicher Entwickelung von de» Einderusungsbehördcn auf kürzere oder längere Zeit uriickgcsleUt worden sind, was eine plötzliche abermalige Intersuckung seitens dieser Behörde» nicht auSschiießl, im letzteren Falle per Scknb an ihren Bestimmungsort gebracht werden sollen, damit sie sick unterwegs, wenn sic ohne Ans icht sind, nicht etwa verstümmeln oder einen Stellvertreter unterschiede» Diese neue Verfügung Gurko'S soll den vollen Beifall der Minister de« Innern und des Kriege« gesunden haben. * Die grieckiscke Gesandtschaft in Berlin ist von ihrer Regierung beauftragt worden, für Griechenland einen deutschen Forstmann anzuwerbe». Derselbe, aus einer Forstakadcmio gebildet und zu den höchsten Aemicrn in diesem Fache berechtigt, soll, von der griechischen Regierung in Dienst genommen, da« gesammle benötbigte Personal selbst in Deutsch- i land sich auSwäblcn und an dessen Spitze nach Hella« über- ^ siedeln. Die Aufgabe der dentsckcn Forstleute bestebl in den Anlagen zu einer Wicderdewaltung Arkadien«, dessen be waldete Höbe» einige Tage vor der Abreise der Kaiserin Friedrich vom Feuer verzehrt wurden, sotaß die Kaiserin mit ihren Töcktcrn von einem Hügel Athens a»S Zeugin de« ichaurig schönen Schauspiels war. Die Wälder brannten damals mehrere Tage und in der Hauptstadt war der ewig lachende griechische Hininicl in ein düsteres, grauschwarzc« Firmament ningewandelt. * In Luxemburg machl eine Auflehnung der Mehrheit de« GemeinderarüeS der Resivcnz gegen die vom Groß herzog vorgenoininenen Ernennungen in alle» Kreisen von sich reden Der Großberzog Hai den neuen Bürger meister und zwei neue Schöffen der Rcfieenz ernannt. Namcnltick die Wabl der beiden Schöffen gefällt 9 vo» den >', Mitgliedern de« Geincindcratbs nicht. Vier von de» !> strebten selbst dieses Amt an In der GemeindcratbS- fitzung gaben nun die 9 Ilnzusriedencn eine Erklärung ad, wonach sie so lange ibre Tbätigkeit einstcllen wollen, bi« da« Sckösseneolegiuni ander« znsainmcngcsctzt sei. Bürgermeister Iw. Brat'scn r bcmerltc: „AuS rein persönlichem Groll vcr weigern E>e Ibre Mitwirkung. Sic tkun dem Groscherzog und der Regierung Gewalt an. Da« ist unsinnig nnd con stitnIionSwidrig." Als dann der Bürgermeister zur Tages ordnung übergehe» wollte, erhoben die 9 ll»zufriedenen gegen diese „Dictatur" Einspruch und verließe» den Saal, worauf die Sitzung wegen Beschlnßnnf'äbigkcit ausgekoben wurde * Tic Miltbeilung von: t. Februar, wonach in Brüssel eine siundgedniig vo» Eonseridirten gegen die Eonsrripiion stattgesunkc» habe, bernbl ans einer Verwechselung mit Vor gänge», welche fick in den Stätten Vincke und Manage bei der LooSzicbung der Mititairpslicktigen zubetragen haben. An den gekackten beiten Orten benutzten sociasislische Führer die Gelegenheit, »in Versammlungen abzubaltcu, in Reden das herrschende Militairsnstcin anzngreifen und Manifestationen gegen dasselbe und z» Gunstc» de« all gemeinen StiuiuirechtS zu veranstalten. In Brüssel bat sick nichts Derartige« ereignet. * Der französische Botschafter in Berlin, Hcrbctte, bat das anläßlich de« Totes Meissonnicr s von Sr. Majestät dem Kaiser Wilbclm ibm zugrkommenc Beileidsschreiben bcni von Sr. Majestät geänsjerien Wunsche gemäß bei» Minister Ribot übersandt, welcher dasselbe dem Präsidenten der Klinst- akadcinie übermittelte * Der französische Minister LeS Innern, EonstanS. forderte die Präsecten mittelst Rundschreibens aus, darüber zu wacken, daß die aus Grund der gegenseitigen Verträge seilen der russischen, ränijcheii, belgische», schwedischen und bcllän bischen Haiirlungsrciscurcn so z» zahlende ErwcrbSslcucr nickt hinterzvgen werde. '' Rudini bat am Dienstag da« italienische Minister- Präsidium und die Geschäfte de« Ministeriums der Aus wärtigen Angelegenheiten übernommen »nd dabei ein Circnlar- schrciven an die diptvniatischcii Vertreter Italiens im AnS- landc gerichtet, in welchem er erklärt, daß da« Programm de« neuen CabinelS in der Fortsetzung und Erbaltung der bisherigen Friedenspolitik besiehe, für welche das Land sich selbst bei den jüngsten Wahlen ansgesproche» habe, und in welcher das Eabinel eine Garantie sür die Sicherheit Italiens »nd den Frieden Europas erblicke. DaS Eabinet werde bestrebt sei», tie bestehenden Bande der Freundschaft »nl allen Mächte» enger zu knüpfen. Die Kammer ist auf nächsten Sonnabend zu einer Sitzung berufen, in welcher da« Cabinet sein Pragramni entwickeln wirk. * Am 4. d. M. fand zu Woking das Begrab»iß de« Parlamentsmitgliedes und Albeisten Ckarle« Bradlaugb statt. So groff war der Zudrang — über 2000 Personen reisten von London nach Woking —, daß die Eisenbahn- gesellsckast drei Sondcrzüge vo» Waterloo abfankte. um die Tbciliicl'nicr nach Woling zu befördern. Unter diesen befände» sich tie Parlamentsmitglieder Morlev, Job» O'Eonnor, Picton, Bnrt, Philip Stanbopc, Laboucbere, Eonybcare und viele Andere Der Pfarrer Stewart Headtam stand zur Seite de« Marquis von O.uccnsbcrr», eines notorischen Gottesleugners. Tic confessioiiSlosc Gesellschaft («-milnr ^oviot^j hatte Ab gesandte au« Irland, Schottland n»b allen Tbeilen de« Königreichs geschickt, seldtt Stornowan ans der Insel Lewis war vertreten: mebrere Hindus, persönliche Freunde dcö Ber storbcnen, waren gegenwärtig. Dem Wunsche de« Verstorbene» gemäß trug Niemand Traicerkleider, dock waren sehr zahl reiche Kränze gespendet Worten. Der Sarg wurde ohne irgend welche Feierlichkeit in tie Erde versenkt und leine Reden wurde» gehalten * General Milc« bat gestern de» Schauplatz des „ Jndi anerkriegeö" verlassen und den Befehl einem Obersten anvertrant Die Ncgiinenicr rücken nun nach und nach in ihre Forts ab und die cnlwasfncten Rothhäutc wer den nach ihren Reservatione» abgesükrt Damit ist der „Krieg" amtlich zu Ende. Nack der neuesten Statistik fine von den Bnndcstruppcu nur 27 gefallen, von den Indianer» I9l. darunter aber nur 117 Krieger. Die Zahl der ge fallenen Frauen beträgt 123, die der Kinder 251. ein ganz entsetzliche« Ergebniß, da« nickt verfehlt, überall da« pein lichste Aussehen zu machen, umsoinchr, als angcnoinine» wird, daß viele von den 27 gefallenen Soldaten von ihren Kame raden erschossen worden sind, wclcke in der ersten Bestürzung und Wuth nach allen Seiten feuerten. Im Hinblick auf all den Jammer und da« Elend, die in tcni Worte „Indiane» frage" stecken, ist es doppelt erfreulich, de» Blick ans Sphäre» zu ruhten, ui denen ungetrübte« Glück herrscht und wo man die Sorge nur dem Namen nach kennt, nämlich auf die ! j >ij>' Ti
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