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Wochesblut für für Wilsdruff, Tharandt, Nossen, Siebenlehn und die Umgegenden sür die Königl. Amtshauptmannschaft zu Meißen, das Königl. Amtsgericht und den Stadtrath zu Wilsdruff. Zweiun-vierzigster Jahrgang. Erschei«1 wicheutlich r Mal Dienstag und Freitag.) AbvnnrmentSpreiS vierteljährlich 1 Mark. Eine einzelne Nummer kästet 10 Pf. Jnserateuannahme M»ntags u. Donnerstag- vis Mittag 12 Uhr. Erscheint wöchentlich 2 Mal (Dienstag und Freitag Abonnementspreis vierteljährlich 1 Mrk Eine einzelne Nummer kostet 10 Pf Jnserateuannahme Montags u. Donnerstag bis Mittag 12 Uhr. Rr. 18. Freitag, den 3. März 1882. Von dem unterzeichneten Königl. Amtsgericht soll ÄSIL 14. MLZ-N HAHM das dem Gutsbesitzer Anton Oswald Z8ö»t»er in Neukirchen zugehörige Grundstück Nr. 54 des Katasters uud Nr. 30 des Grund- und Hypothekenduches für Neukirchen, Neukirchner Antheils, welches Grundstück am 15. December 1881 ohne Berücksichtigung der Oblasten auf 16,608 Mark gewürdert worden ist, nothwendigerweise versteigert werden, was unter Bezugnahme auf den an hiesiger Gerichtsstelle aushängenden Anschlag hierdurch bekannt gemacht wird. Wilsdruff, am 21. December 1881. Königliches Amtsgerichts. vr. Gangloff. Bekanntmachung. Nachdem das Hohe Königliche Ministerium des Innern die von dem unterzeichneten Stadtrathe beantragte Verlegung der dasigen Jahrmärkte genehmigt hat, so wird dies mit dem Bemerken hiermit znr Oeffentlichkeit gebracht, daß von diesem Jahre ab der Frühjahrs markt am Donnerstag uud Freitag vor dem Dresdner Ostermarkte und der Herbstmarkt am Donnerstag und Freitag vor dem Dresdner Gallimarkte abgehalten wird. Der diesjährige Frühjahrsmarkt findet sonach Donnerstag, den 16., und Freitag, den 17. März, statt. Wilsdruff, am 1. März 1882. Der Stadtrath. Ficker, Brgmstr. Bekanntmachung. Die Anmeldung der neuaufznnehmenden Kinder, welche durch die Eltern persönlich zu erfolgen hat, nimmt der Unterzeichnete Mittwoch den 8. nnd Donnerstag den 9. März nachmittags von 1—3 Uhr in der Expedition (No. 7) entgegen. Schulpflichtig sind alle Kinder, welche bis Ostern das 6. Lebensjahr erfüllt haben; schulberechtigt nur diejenigen, welche bis zum SO. Juni d. I. das 6. Jahr vollenden; alle jüngeren Binder müssen unbedingt zurückgewiesen werden. Bei der Anmeldung ist beizubringen: 1 ., ein L«uf»eug«iS, jedoch nur von Kindern, die nicht in hiesiger Parochie geboren sind; 2 ., ein Impfschein. Zu gleicher Zeit ist die nötige Angabe betreffs der Religion, beziehentlich Confession zu machen und die Erklärung abzugeben, in welche Bürgerschule — ob erste oder zweite — das betreffende Kind ausgenommen werden soll. Der Lag -er Ausnahme wird später bekannt gemacht werden. Wilsdruff, den 26. Februar 1882. Der Direktor der städtischen Schulen. Gerhardt. Tagesgeschichte. Die Frühjahrssession des Reichstages wird jetzt ganz allgemein als feststehend betrachtet. Die Vorlage, betreffend das Tabakmonopol, welche in den Händen der Bundesregierungen ist und dem Volkswirth- schaftsrath übergeben worden ist, weist durch den vorgeschlageneu Ein führungstermin sehr bestimmt darauf hi». Die „Politischen Nachrichten" publiziren den dem Volkswirth- schastsrath vorzulegenden Tabaksmonopol-Entwurf, wie derselbe bereits den Bundesregierungen mitgetheilt wurde. Der Entwurf umfaßt 70 Paragraphen. Nach demselben ist das Tabaksmonopol nur als wirk liches Vollmonopol in Aussicht genommen. Aus dem Entwurf geht ferner hervor, daß Rauchtabak schon zu einer Mark per Kilo, Cigarren schon von drei Pfennigen geliefert werden sollen. Vierundneunzig Tabakbauern aus der bayerischen Pfalz haben an den Reichskanzler folgende Adresse gerichtet: „Wir Bauern von Erlenbach im Bezirksamt Germersheim in der bayerischen Pfalz fühlen uns gedrungen, mit gegenwärtiger Bitte an Sie heranzutreten. Es thut uns leid, zu sehen, wie ein Theil der Abgeordneten im Reichs tage nur darauf aus ist, Sie zu ärgern und Ihnen das Leben zu ver bittern. Lassen Sie sich'S nicht anfechten, wenn die vielgerühmten Redner: Richter, Lasker und Virchow an Ihnen zu Rittern werden wollen. Es wird sie's auf die Dauer doch nichts nützen. Es ist freilich wahr, alle großen Männer sind von ihrer Zeit nicht verstanden und erkannt worden. Es ist ein altes Wort: Die Kinder schmücken der Propheten Gräber, aber ihre Väter haben sie getödtet. Jnbeß fehlt es auch in Süddeutschland Ihnen nicht an aufrichtigen Verehrern. Wir rechnen uns dazu und sprechen in dieser Petition unseren Dank für Alles aus, was Sie für den Bauersmann getban haben. Ins besondere legen wir Ihnen an das Herz, Sie wollen uns das Tabak monopol als unseren Osterhas bescheercn. Es sorgen gegenwärtig (in diesen Tagen wird Tabak verkauft durch die ganze Tabak bauende Pfalz) die Bediensteten der Großhändler, Makler, Agenten durch alle möglichen Chikanen, die sie dem Bauer machen, daß wir nicht allein kommen mit dieser Bitte, uns wird bald eine Masse von Tabakbaucrn nachfolgen. Eines nur beklagen wir aufrichtig und von Herzen, daß wir jetzt erst zu Ihnen kommen, nachdem wir uns mißhandelt sehen von unseren Drängern, den Tabakgroßhändlern, und nicht schon lange den Weg zu Ihnen eingeschlagen haben, da wir wissen konnten, daß Sie es besser mit uns meinen, als all' Ihre Gegner im Reichstage und in der Presse." Der deutsche Verein zum Schutze der Vogelwelt, der jetzt über 1100 Mitglieder aus allen Gauen Deutschlands zählt, darunter die größten ornithologischen Autoritäten, hat an den Reichstag eine aus führlich begründete Petition um Erlaß eines Vogelschutzgesetzes gerichtet, welche auch dein Reichskanzlcramt überreicht werden soll. Um dem durch dieses Gesetz bezweckten Vogelschutz und der damit verbundenen Vermehrung gewisser Vogelarten Nachhaltigkeit zu verleihen, wird der Reichstag gebeten, den Reichskanzler zu ersuchen, wenn irgend möglich, durch internationale Verträge mit Portugal, Spanien, England Frank reich und Italien dem Mafsenfange, durch welchen unsere durch ge nannte Länder reisenden Zugvögel so sehr dezimirt werden, möglichst zu steuern. Der Sturz des englischen Premier Gladstone ist bevorstehend. Für Deutschland wäre das ein Friedenszeichen; ein glühender Hasser des Deuischthums und Oesterreichs wäre unschädlich gemacht. Im Parlament und im Lande ist die Stimmung gegen ihn, wozu die Mißerfolge seiner auswärtigen Politik in Aegypten uud in Central asien beitragen. Auf Gladstone, wie auf Gambetta rechneten in erster Linie die russischen Heißsporne. Die Skobeleff'fche Brandrede bedeutet nicht blvs einen Krieg Rußlands gegen Deutschland nnd Oesterreich, sondern auch den Bürgerkrieg in seinem eigenen Innern. Den von Deutschen bewohnten russischen Ostfeeproviuze» erklärt der russische General Krieg und Ausrottung. Skobelesf's Rede hat in Frankreich wenig Eindruck gemacht; auf diese Leimruthe gehen die Franzosen jetzt nicht: ein Bündniß mit dem von Nihilisten unterwühlten Zareu- staat! Es hat nichts Verlockendes, sich bei Metz und Straßburg zu schwächen, seine Stellung am Mittelmeer eiuzubüßen, während Ruß land Konstantinopel und Kleinasien umschlingt. Freilich, die franzö sische Volksstimmung des Augenblicks ist keine Bürgschaft des Friedens für die Ewigkeit. Der nvrdamerikanische Freistaat Mississippi ist durch große Ueberschwemmungen heimgesucht worden, welche sich auf eine Länge