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Amtsblatt erscheint wöchentlich mal; Dienstag, Donners, t«a und Sonnabend. — Preis vierteljährlich 1 M, 25 Pfg-, zweimonatlich St Pfg., rinmonatlich 42 Pfg. Nnzelne Nummern 10 Pfg. — Alle Postan- ftalten, Postboten, sowie die Agenten nehmen Be stellungen an, citmz. Inserat«, welch« v« de» bedeutenden Auflage de« Blatte« «ine sehr wir- same Verbrsitung-finden, werden mit 10 Pfg. dt« Spaltenzeil« oder osre« Raum berechnet. —7 Ta bellarische und complicirt« Inserate mit entsprechen dem Aufschlag. — Einge sandt, nn redaktionelle« Theile, die Spaltenzeil- 20 Pfg. für die Königliche Umtshauptmannschaft Dippoldiswalde, sowie für die Königlichen Amtsgerichte und die Stadträthe zu Dippoldiswalde und Irauenstein Verantwortlicher Redacteur: Ptwl Ithne in Dippoldiswalde. Mit achtsettigem »»Jllustrirten Unterhaltungsblatt". Mit land- «nd hauSwirthschaftlicher Monatsbeilage. Nr. 48. Donnerstag, den 26. April 1894. 60. Jahrgang. -Lokales «nd Sächsisches. Dippoldiswalde. Wenn schon in der Volksschule eine Ueberfüllung der Klaffen als Hemmschuh sich fühlbar macht, so wirkt eine solche in der Fortbildungs schule erst recht erschwerend auf Disziplin und Er reichung des Lehrzieles ein. In Erkenntniß dieser Thalsache haben deshalb auf Antrag des SchulauS- schuffeS die städtischen Kollegien auch genehmigt, daß die dritte Klaffe der hiesigen Fortbildungsschule, welche bereits zu Anfang des Schuljahres SO Schüler zählte, getheilt und noch eine neue Klaffe eingerichtet wird. — Außer der von uns bereits gemeldeten OrdenS- auszeichnung ist bei Gelegenheit des königl. Geburts tags noch weiter verliehen worden: Das Ritterkreuz 1. Klaffe vom Albrechtsocden Herrn Amtsgerichtsrath W. O. A. Geuder in Dippoldiswalde; das Albrechts- kceuz den Herren Postverwalter K. W. Müller in Lauenstein, Untersteuereinnehmer K. A. Rösner und Redakteur des „Boten von Geising", E. F. O. Gießt er in Altenberg; das allgemeine Ehrenzeichen Herrn Steuerreceptor F. W. Martin in Frauenstein. — Wichtig für Wirthe. Ueber den Aufenthalt "oer Gäste in den Wirthschaften hat das Reichsgericht folgende interessante Entscheidung gefällt; „Hat der Wirth dem Gaste durch V«mb«ichu»g von Speise und Trank zum Verzehren im Lokale die Befugniß zum Aufenthalt eingeräumt, so dient solche Befugniß zunächst nicht länger, als nach billigem Ermessen und vernünftiger Auslegung des beiderseitigen Vertrags- willens zur Erfüllung des vereinbarten Zweckes er forderlich ist. Ist der Zweck erfüllt, so tritt der In haber des Lokals auch wieder in die freie Verfügungs gewalt zurück und kann ungehindert das längere Ver wetten untersagen." K Glashütte. Wie jedes Jahr, so hatte auch diesmal der hiesige Königl. Sächs. Militärverein zur Hauptfeier des Geburtstags Er. Maj. des Königs Albert einen Festkommers veranstaltet und zwar, des Jahrmarktes wegen, am Sonntag Abend im Vereins lokale. Einladungen waren an die verschiedenen Ver eine und Korporationen ergangen, sodaß der Saal bis aus den letzten Platz gefüllt war. Anwesend waren u. A. auch die Herren Reserveoffiziere, Prem.-Lieut. Heinrich und Assistenzarzt vr. Schmohl, Herr Bürger meister Kühnel u. s. w. Nach einigen einleitenden Begrüßungsworten des Vereins-Vorstandes, Kamerad A. Lindig, sang der Sängerchor des Militär-Vereins das Lied: Sachsenland halt deine Treue, worauf Kam. Hansch das Wort zur Festrede ergriff. In gebundner Rede feierte Kam. H. unfern hohen Protektor als Feldherrn, als Herrscher, als Vater seiites Sachsen volkes und die formvollendeten, inhaltsreichen, be geisterten Worte drangen von Herz zu Herz und endeten tn einem stürmischen Hoch auf Ee. Maj. unfern all- verehrten König Albert; worauf die Sachfenhymne ge sungen wurde. Allgemeine patriotische Gesänge wech selten mit solchen des VeretnS-SängerchorS und solchen des hies. Männergesangvereins, während der Turn verein einige vorzügliche Gruppenstellungen vorführte, von denen ganz besonders die Fahnengruppe hervor gehoben werden mag. Während der Gesänge brachte der stellvettr, Bez.-Vorst., Kam. T. Lindig, ein Hoch auf die treue LandeSmuttcr I. Maj. Königin Carola «US, in das begeistert eingestimmt wurde. Ebenso brachte Herr Fabrikant Rohde einen Toast aus auf Kaiser und Reich, König und Vaterland. — Nach Schluß deS offiziellen Theils gaben beide Gesang vereine noch einige patriotische Lieder zum Besten und auch der Turnverein stellte noch einige Gruppen. Noch lange blieb man in ungezwungener gemüthlicher Weise beisammen. In Folge allseitiger Aufforderung wird der Militär-Verein auch fernerhin die von ihm ver anstalteten patriotischen Feste allen patriotisch Gesinnten zugängig machen. — Am Montag früh, zur Feier des Geburtstages Sr. Maj. durchzog Reveille die Straßen der Stadt, die reich geflaggt hatte. Um 9 Uhr fand ein feierlicher Aktus in der Volksschule statt, der zahl reich besucht war. Nach diesem vereinigten sich eine gröbere Anzahl hiesiger Herren beim Frühschoppen im Hotel „Kaiserhof", während die eigentliche Feier durch den Mil.-Verein am Tage vorher stattfand. — Der hier seit 4'/, Jahren stattonirte Gendarm Reindl wird den 1. Mai nach Reitzenhain versetzt. Er hat sich durch seine mit Humanität verbundene Pflichterfüllung die Achtung Aller erworben, sein Scheiden wird allgemein bedauert. — Der gestrige Frühjahrsmarkt war nicht schlechter als seine Vorgänger und nur insofern bester, als es, trotz deS trüben Himmels, diesmal nicht regnete. Es wurde im Ganzen nur mäßig gekauft und nur einige Wenige dürften mit dem Verkauf zu frieden sei«. Als Unikum sei ein Briefmarkenhändler erwähnt, der, nebenbei bemerkt, nicht einmal den HandelSwerth seiner Waare kannte. Der Viehmarkt am Vormittag war, wohl in Folge des Wetters, von Verkäufern und Käufern nur mäßig besucht. Wallersdorf bei Liebstadt. Am Montag, des Nachts gegen Uhr, wurde das Echeunengebäude de- ZiegeleibefitzerS Hermann Hauswald durch Feuer zerstört. Muthmaßlich liegt wiederum Brandstiftung vor. H Pofsenborf. Die Königl. sächs. Militärvereine zu Poffendorf, „Königin Karola"-Hänichen und Groß- ölsa begingen am Sonntag Abend in Gemeinschaft mit dem hiesigen Männergesangverein, der freiw. Feuer wehr und geladenen Ehrengästen im Saale des Gast hofes eine patriotische Vorfeier des 66. Geburtstages Sr. Majestät des Königs Albert. Der Festsaal hatte diesem Zwecke entsprechend durch Aufstellung der Königs büste, durch eine reizende Pflanzengruppe, durch Auf richtung der Mililärvereinsfahnen, sowie durch mehrere Flaggen wirkungsvollen Schmuck erhalten. Nach einem Eröffnungsmarsch sprach Frl. E. Heim-Poffendorf in formenschöner Weise einen gehaltreichen Prolog, welcher auf alle Festtheilnehmer einen wahrhaft erhebenden Eindruck machte. Auf das am Schluffe von der Sprecherin ausgebrachte Hoch auf Se. Majestät den König, welches von den Anwesenden jubelnd erwidert wurde, folgte der allgemeine Gesang des 1. Verses der Sachsenhymne. An diese würdige Einleitung reihten sich 2 wirkungsvoll vorgetragene patriotische Chöre des Männergesangvereins und ein reizendes Lustspiel „Kapitulirt", welches auf der erstmalig in Gebrauch genommenen, geschmackvoll dekorirten neuen Theater bühne vorzüglich gelang und den geschätzen Darstellern alle Ehre machte. Auch die zum Schluß von Mit gliedern des Mtlitäroereins „Königin Carola"-Hänichen vorgetragene heitere Szene „Eine Rekrulenaushebung auf dem Lande" wurde mit großem Beifall ausgenommen. Ein höchst animirter Festball bildete den Abschluß des in allen seinen Theilen so wohlgelungenen Festabends, der sicher allen Betheiligten eine angenehme Erinnerung bleiben wird. Dresden. Eingeleitet wurde der Geburtstag des Königs durch die große Reveille und eine Morgen musik, die daS Hoboistenkorps deS 1. (Leib-) Grenadier- Regiments Nr. 100, und die Trompeterkorps des Gardereiter- und des 1. Feld-Arttllerie-RegimentS Nr. 12 dem Monarchen in der Strehlener Billa brachten. Gegen 10 Uhr kam der König in das Residenzschloß und nahm kurz darauf die Glückwünsche der katholischen Geistlichkeit entgegen. Um Uhr empfing der Monarch die Mitglieder der fürstlich Schönburgschen und deS gräflich SolmS-WtldenfelSschen Hause», ver treten durch die Prinzen Georg und Ernst von Schön burg-Waldenburg und Graf zu Eolms-WildenfelS. Nach diesen Herren erschien eine Deputation des RatheS und der Stadtverordneten der königl. Haupt- und Residenzstadt zur Beglückwünschung, sodann di« Staatsminister, darnach die aktive Generalität der Garnison Dresden und die Kommandeure des 1.(Leib-) Grenadier-Regiments, des Gardereiter-RegimentL und des 1. Feldartillerie-Regiment-, dann die königl. Leib ärzte und zum Schluß die Cavaliere des königl. groben Dienstes und der prinzlichen Hofstaaten, die ehemaligen Adjutanten des Königs, der Minister des königl. Hauses, Stack-Minister a. D. v. Nostitz-Wall- witz, der Ministerialrath im königl. HauSmintsterium, Geh. Hofrath o. Baumann und der Oberst z. D. Trefurth von der Privatvermögensverwaltung. Rach Beendigung dieser Gratulationscouren verfügte sich der König zum Empfang des deutschen Kaisers nach dem Böhmischen Bahnhofe. Der kaiserliche Sonderzug lief pünktlich '/«12 Uhr Mittag- im Bahnhofe ein. Da auf Wunsch kein offizieller Empfang stattfand, hatten sich zur Begrüßung nur noch eingefunden der preußische Gesandte Graf v. Dönhoff mit dem Lega tionssekretär Prinzen zu Hohenlohe, der Stadt kommandant Generalmajor v. Zeschau, der General direktor de: Staatseisenbahnen Seh. Rath Hoffmann und der Polizeipräsident Le MaiStre. Nach herzlicher Begrüßung der Monarchen fuhren beide Majestäten in das königl. Residenzschloß. Der Kaiser trug die Uniform seines sächs. 2. Grenadier-Regiment» Nr. 101 mit dem vaudw des Drdens der Rautenkrone. An« schließend war bei dem Kaiser Frühstück zu 3 Couvert mil/der« sächsischen Majestäten, während sich die Suiten zum Marschalls-Frühstück vereinigten. Segen '/ei Uhr begaben sich der Kaiser und der König zur Parade über die Truppen der Garnison Dresden, daS Kadetten korps, das 1. Jäger-Bataillon Nr. 12 und das 1. Königs-Husaren-Regiment Nr. 18 auf den Alaunplatz. Derselben wohnten auch die Königin, die Frau Herzogin von Genua und die Prinzessinnen des königlichen Hauses zu Wagen bei, während die königl. Prinzen an der Parade selbst betheiligt waren. Nachmittags um 4 Uhr fand in Villa Strehlen königl. Familien tafel zu 14 Gedecken statt, an welcher der Kaiser, der König und die Königin, Ihre königl. Hoheiten die Frau Herzogin von Genua, die Prinzen und die Prinzessinnen des königl. Hauses, die Frau Herzogin von Schleswig-Holstein mit Prinzeß-Tochter Feodora und der Herzog Heinrich von Mecklenburg-Schwerin Theil nahmen. Für die Damen und Herren der königl. und prinzlichen Hofstaaten — soweit dieselben nicht der Einladung zu dem von Staatsminister von Metzsch- zu Ehren des Tages veranstalteten Diner Folge leisteten — und die fremden Suiten war MarschallStafel im königl. Relidenzschloffe. Die Ab reise des Kaisers nach Berlin erfolgte Nachmittag 6 Uhr mit Sonderzug ab Haltestelle Strehlen. — Verschiedene Anfragen über die Dotation des Prinzen Johann Georg und die Civilliste ver anlassen das „Meißner Tageblatt", die schon ost öffentlich erörterte Thatsache nochmals festzustellen, daß bei Schaffung und Bewilligung der Civilliste das Land ein glänzendes, das Königshaus ein sehr schlechte- Geschäft gemacht hat. Die Civilliste ist nicht etwa ein Gehalt, welchen das Land dem König dafür zahlt, daß er die Regierungsqeschäfte führt, sondern sie ist eine stehende Entschädigung für die 1831 dem Lande über lassenen kgl. Domänengüter. Nach der Verfassung bleiben dem Lande die Nutzungen deS kgl. Domänen gutes, auf welches sich die Krone des EigenthumSrecht vorbehalten hat, immer nur für die jedesmalige Re gierungszeit deS Regenten überlassen, wofür die Zahlung einer Civilliste ausgemacht wird. Die Nutzungen der Domänen beziffern sich nun auf ungefähr 9 Millionen Mark. Rechnet man die Cioitliste mit Einschluß aller Apanagen 3600000 Mk., so verbleibt etnUeberschuß von 5400000 Mk., welcher dem Lande, dem Volke und unserer EtaatSwirthschaft zu Gute kommt! Diese Zahlen sprechen für sich. Wir hoffen mit ihrer Ber-