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Nr. LSV LS. Jahrg. Montag den 24. Juli 1916 Geschäftsstelle »nt» Redattio«- Dresden»«. 1«, Holbeiostratze »U Fernsprecher 21SS6 Postscheckkonto Leipzig Nr. 147SI «u»,ad« z mit illultt. Bella«» viertrNiiheltch N.IV In Dresden und ganz Deutlch. Innd^ftti Haus N.L» SS; in Oeslcrrccch «»»«ade 0 dierteijSdrlich 1.8« a». In Dresden und ganz Deutichland frei Hau» in Oellerreich S U7 X. Cinjel-Nummer 10 ^ Die SütbMche BolkSjeitun» erscheint an allen Wochentagen nachmittags. An»«teen, Annahmedo» »eichlistranzeigendi« IVNdc don Familienansetgc» bis 11 Uhr Val m spretS sür die Pclit-Spaltzeiie SV ^. im ReN c- meleil VV !>I>r undeutlich geschriebene, sowie durch shee-- Iprecher ausgegebcnc Ilnzeigen kdnnen w,i o - Lerantwurtlichkeit sürdie!XichtiglcU LeSregteS nicht übernehmen, kprechslunde der Redaktion: 11—IS Uhr vorm. Organ der Zentrumspartei. Einzige Tageszeitung für die katholische Bevölkerung im Königreich Sachsen. Ausgabe ^ mit illustrierter Unterhaltungsbeilage und relig. Wochenbeilage Feierabend. Ausgabe 8 nur mit der Wochenbeilage. Der zweite Jahrestag des österreichisch ungarischen Ultimatiums an Serbien (Von unsere»! Wiener Mitarbeiter) Am 23. Juli l. I. sind er zwei Jahre, daß sich Oester- reich-Ungeirn genötigt sah, insolge des furchtbaren Ver brechens, dein der Erzherzog-Thronfolger und seine Ge- Mahlin znin Opfer gefallen waren, von der serbischen Re gierung, deren Offiziere und Beamten dieses Verbrechen an gestiftet hatten, Rechenschaft zu fordern und gleichzeitig auch Garantien, »m die Wiederholung solcher Untaten un möglich zu machen. Ter österreichisch-ungarische Gesandte in Serbien verlangte in einer Verbalnote die Bestrafung der Urheber dieses Verbrechens, insofern sich diese ans ser bischem Boden befanden und Untertanen dieses Staates waren. Er verlangte auch die Garantien gegen die Wieder holung solcher Untaten sowie gegen die großserbische Agi tation, die dieses Verbrechen veranlaßt hatte und eine fort währende Bedrohung des Bestandes der Tynasiie und Monarchie bedeutete. Namentlich verlangte er die Aus lösung des serbischen Wehrvereins „Narodna Odbrana", Nationaler Wehrverein), der sich nicht nur mit der Organi sierung deS serbischen Landsturms beschäftigte, sondern ganz andere und viel weitere Ziele verfolgte, nämlich die Jnsnr- giernng aller von Serben und Südslawen überhaupt be wohnten Länder der NLpnarchie. Tiefer Verein hatte nament- lich seine Rehe über Bosnien anSgeworsen, und da eine An zahl phantastischer und verdorbener Jünglinge und älterer Männer zu seinen Vertranten gemacht. Ans diesen ging auch die Verbrecherschar hervor, die den verstorbenen Thron folger und seine Gemahlin am Gedenktage der Schlacht am Amse^felde am 28. Juni, man möchte fast sagen programm mäßig meuchlings ermordete. Oesterreich verlangte in dieser Verbalnote auch die Reform des serbischen Schulwesens, das nicht mehr als vornehmlichen Erziehnngszweck die Hetze gegen Oesterreich-Ungarn haben sollte. Gleichfalls auch die Absetzung jener Beamten und Offiziere, die sich in ihrer Agitation gegen Oesterreich-Ungarn allzu sehr bemerkbar gemacht hatten. Ueberdies sollte die serbische Regierung in einem Tagesbefehl an die Armee die Verübung des Attentates auf den ermordeten Thronfolger und die Beteili gung serbischer Funktionäre daran bedauern. Tas waren strenge, aber nicht ungerechte Forderungen, die Oesterreich- Ungarn nach dem namenlos schändlichen Verbrechen des 28. Juni, an dem sich eine fremde Regierung als solche be teiligt hatte, nicht nur zu stellen berechtigt war, sondern sogar verpflichtet, insofern sie den Weiterbestand unserer Monarchie gegenüber der serbischen revolutionären Agi- tation sicherstellen wollte. Wen» man bedenkt, daß die Staate» des Vierverbandes unlängst gegenüber Griechen land, dessen Territorium sie völkerrechtswidrig besetzt hal ten. ganz ähnliche Forderungen geltend machten, ohne dazu durch irgend ein völkerrechtliches Telikt Griechenlands ver anlaßt zu sein, so muß man zuerkennen, daß die im öfter- reichisch-nngarischen Ultimatum an Serbien enthaltenen Bedingungen in Anbetracht des namenlos furchtbaren Ver brechens. das ans die Initiative der serbischen Regierung gegenüber dem ermordeten Thronfolger geschehen war, für einen Staat init der Geschichte Serbiens durchaus annehm bar war. Ter serbische Staat hat einen ganz eigentümlichen EntstehnngSgrnnd. Er verdankt sein Tasein Erhebungen sorbischer Ränberhanfcn gegen die türkische Regierung zu Beginn des 1!>. Jahrhundert und wurde nur durch die militärische und diplomatische Hilfe Lesterreich-Ungarns und Rußlands ins Leben gerufen. Ursprünglich war er nur eine autonome Provinz innerhalb der Türkei, seit dem Frieden von Adrianopel im Jahre 1829 ein Vasallensürsten- tnm der Türkei und erst seit dem Berliner Kongreß im .Jahre 1878 wurde er dank der Unterstützung Oesterreich- UngarnS als ,Königreich anerkannt. Tas serbische Volk als solches wäre von den Türken im Ui. und 17. Jahrhundert sicherlich entweder ansgerottet oder zwangsweise zum Mohammedanismns hinübergezogen worden, inen» nicht die Macht deS Hauses Habsbnrg, daS damals das römisch- deutsche Kaiserreich und einen bedeutenden Teil Ungarns und Kroatiens beherrschte, dem serbischen Volke als Rück- halt gegen die türkischen Sultane gedient hätte. Beweis dafür ist die Auswanderung von Tausenden von Serben ans der Türkei in das heutige .Kroatien und Süd-Ungarn, Ovo die 'Nachkommen dieser Bevölkerung noch jetzt als ser bische Orthodore ihre eigene Kirchen und Schnlantonomie haben. War es also in Anbetracht dieser großen Verpflich tungen deS serbischen Volkes gegenüber dem Hanse Habs bnrg und der furchtbaren Verbrechen, die sich das serbische .Königreich unter den Karageorgievie gegen Oesterreich Ungarn und gegen das Hans Habsbnrg zuschulden kommen ließen, nicht gerechtfertigt, daß unsere Monarchie nach der E! Das Neueste vom Tage! ^——»»»»»»»» .—»»»» N «W SkllW ZWMW. (W. T. B. Amtlich.) Großes Hauptquartier, 21. Juli 1919. Westlicher Kriegsschauplatz Wie sich heransgestellt hat, wurden die gestern gemel deten englischen Angriffe gegen die Front Thiepval-Gnille- niont von Teilen von elf englischen Tivisionen geführt, deren mehrere hastig von anderen Fronten herangeholt waren. Ten einzigen Vorteil, den der Feind ans der ganzen Linie erreichen konnte und den wir noch nicht wieder ans gebessert haben, das Eindringen in einige Häuser von Poziäres, mußte er mit außerordentlich schweren blutigen Verlusten bezahlen. In Longneval warf ihn der mit Wucht geführte Gegenstoß der brandenbnrgischen Grenadiere von Tonanmont glorreichen Angedenkens. Ans eines Kiesgrube südwestlich Gnillemont, in der der Gegner sich vorübergehend eingenistet hatte, brachten nur 3 Offiziere, 1 ll Mann nn- verwnndet heraus. Südlich der Somme sind kleinere fran zösische Unternehmungen bei Soyeconrt und westlich von Bermandovillers in unserem Feuer gescheitert. Tie Ar tilleriekämpfe flauten nur vorübergehend ab. Unsere Beute ans den Kämpfen seit dem IG Juli beträgt nach bis herigen Feststellungen 08 Maschinengewehre. Rechts der Maas steigerte sich der beiderseitige Ar- Altilleriekampf mehrmals zu großer Heftigkeit. Jnfanteric- tätigkeit gab eS hier nicht. Oestlicher Kries,sschnup!atz Ans deni nördlichen Teile der Front und bei der Armee deS Generals von Botlmier außer Patronillenkämpsen keine Ereignisse. Nordwestlich von Beresteczto wurden stareke russische Angriffe glatt abgeschlagen. Balkan-Kriegsschauplatz Unverändert. O b e r st e Heeresleitung. B erlin , 21. Juli. <W. T. B. Amtlich.» Seine Maje stät der Kaiser hat sich vom westlichen ans den östlichen Kriegsschanplalz begeben. In seiner Begleitung befindet sich der Elkes des Generalstabs des Feldheeres. B erIi » , 24. Juli. <A >» t l i ch.) In der Nacht vom 22. zum 23. Juli nnternahisicn dcntsche Torpedoboote von Flandern ans eine» Vorstoß'bis nahe der Theinseinnndnng, ohne ans feindliche Scrstrcitkrästc zu stoße». Bei der Rück kehr am 23. Juli stießen sic aus mehrere englische kleine .Kreuzer der Aurora Klasse und Torpedoboote. Es ent spann sich ein kurzes Artillcrgcsccht, bei dem Trcssenvirknng ans der gegnerischen Seite beobachtet wnrdr. Unsere Torpedoboote kehrten nnbcschndigt zu ihrem Stünpnnkt zurück. Ein schwedisches Verbot Stockholm. 21. Juli. Wir Swen-ska-Telegramm- Bnrean mittoilt. bat dir schwedische Regierung das seit dem 2N. September l9l2 bestellende Verbot für fremde Unter seeboote, in schwedischen Gewässern zu fahren oder Aufent halt zu nehmen, durch eine am 28. Juli in »rast tretende amtliche Bekanntmachung ergänzt, wonach hiervon ausge nommen ist die Fahrstraße durch den Oere Sund zwilchen der Breitenparallele durch den LenckNtnrm Viken und der Breitenparallele durch den Leuckittnrm Klagsharn. Tas Verbot soll keine Geltung haben, wenn ein Unterseeboot ge nötigt ist, im schweren Wetter oder Seeschäden iß das ver botene Gebiet einznlansen, dom soll das Boot in Ueber- wasserlage gehalten und seine Nationalflagge und das internationale Signal, das die Ursache seines Veriveilens angibt, gehißt sein. Eine weitere amtliche Meldung besagt daß die zur Wahrung der 'Neutralität bestimmten Wachen an gewissen Küstenstrecken demnächst verstärkt werden sollen. Eine andere sofort in Kraft tretende Verordnung bestimmt daß eS fremden Luftschiffen bis ans weitere.- verboten ft, schwedisches Gebiet ;n überfliegen, unk Ausnahm-' ms gewissen Teiles deS Oere-Snnd. von serbischen Funktionären organisierten Ermordung deS Erben unserer erlauchten Thnastie vom Königreiche Serbien genügende Garantien gegen die Wiederholung solcher Ver brechen und gegen die revolutionäre Minierarbeit in Oester reich-Ungarn verlangte? Hätte man in Rußland und bei den Westmächten einigermaßen das Wesen des serbischen RanbstaateS besser verstanden »nd die absolute Notwendig keit für Oesterreich, gegen dessen revolutionäre Ränke Sicherheiten zu verlangen, so wäre, insofern Oesterreich- Ungarn in Betracht kommt, sicherlich der Weltkrieg mit all seinem namenlosen Unglück der Völker Europas vermieden worden. Ties war aber nicht der Fall. England, Rußland und die von ilnn abhängigen latei nischen Großmächte Frankreich und auch Italien hatten be reits seit 1908, jg dem die Annerionskriie ansbrach, weil Serbien das gute Recht unserer Monarchie ans die Einver- leibnng der von ihr insolge der Bestimmungen des Ber liner .Kongresses besetzten und verwalteten früheren tür kischen Provinzen Bosnien und Herzegowina bestritt, be schlossen, dem sogenannten deutschen Vormarsch nach dein Osten unter allen Umständen unmöglich zu machen. Eng land und Rußland waren seil der Zusammenkunft des Zaren Nikolaus ll. mit dem Könige von England Eduard VII. in Reval darin übereingetommen, daß die Orientsrage nur nach den Gesichtspunkten .Rußlands und Englands gelöst werden müsse, Tentschland und Oesterreich hingegen der Weg nach der Türkei verlegt werden soll. Zn diesem Zwecke sollte aber Serbien dienen. Tie dpnastischen Verbindungen des montenegrinischen Fürstenhauses sowie auch diejenigen der .Karageorgievie mit dem italienischen Königshanse und mit einflußreichen Großfürsten in Ruß land. die eben dadurch Häupter der .Kriegspartei gegen Oesterreich-Ungarn wurden, förderten diese politischen Ziele Rußlands, Englands, Frankreichs und Italiens. Ter cigentliche Grund sür die Entstehung des Vierverbandes liegt zwar in der handelspolitischen Feindschaft Englands gegen Tentschland, die nächste Gelegenheit zur Betätigung dieser Verbindung bildete aber der der österreichrsch- nngariscben Monarchie benachbarte Orient, dessen Eingangs- tor Oerbien war. Mit Recht nannte der deutsche Kanzler Betlmiann-Hotlweg Oerbien den Türhüter der uns feind lichen Staaten. Tas war der wahre Grund, weshalb gerade wegen Serbien der Weltkrieg entstand: jetzt ist dieier Un- inheslifter besiraft und unschädlich gemacht. Serbien ift er obert. ein Wahrzeichen für die Gerechtigkeit der Sacke Oesterreich-Ungarns und seiner Verbündeten im jetzigen Kriege. Ein Wahrzeichen sür den uns günsligen Ansgang des gewaltigen Völkerringens. Die wichtigsten Kriegsereignisse In den heftigen Kämpfen an der Somme, die nament lich am Mittwoch und Tonnerstag mit großer Wucht ge führt wurden, trat dann am F'eitag eine kleine Paine ein. Ter deutsche amtliche Tagesbericht vom Sonnabend meint, die sür unsere Feinde verlustreiche Niederlage vom Tage vorher hätte die Pause veranlaßt. Sie mußten ihre Toten begraben und ihre Verwundeten wegschasien. Riesentrans- porte gehen nach England, geschützt und geleitet von zahl reichen Kriegsschiffen, Rieientransporte geben nach Süd- srantreich, fie alle sind dickt gefüllt mit Verwundeten, dis de» weiteren schweren Kämpfen nunmehr entronnen und. Am Sonnabend setzten die Kämpfe mit der alten Heftigkeit wieder ein. Tie Engländer waren es jetzt, die mit erneuter Erbitterung nach rnssifchem Vorbikd ihre Mannen scharen- weife in den Kanivs trieben. Sie sparten an Menschen nicht. Und der Erfolg? Hören wir was der Tagesbericht vom Sonntag lagt: „Zwischen Ancre und Somme kam es nach tagsüber g e st e igerter A r t i l 1 e r i e t ä t i g k e i t abends und nachts erneut zu I n f a n t e riek a nr p s e n an Ser Front Tbiepval Guilleinont. Tie liier angesetzten e ngli s ck e n Angriffe blieben trotz rücksichtslosen Einsatzes an Men schen erfolglos: bei und westlich von Pvzmres am Fonreanr-Wäldchen und am Westrande von vonanevak führten ne zu heftigen Nabkämpfen. Zwi'chen Gnilleinont und der Somme wurden Angriffsversnche des Gegners be reits in den Ansgangsgräben d u r ch S v e r r' e n e r e r - ftickr. Südlich der Somme folgten dem zeitweise 'ebr starken, von uns in gleicher Weise erwidertem Feuer nur vereinzelte französische Vorstöße di' in iß ! a n g c n. ES sind über 100 G ^ eingebracht, darunter einige Offiziere." Neben Siefen Hanvtkämpsen werden noch an einigen anderen Stellen kleinere Gedeckte verzeichnet. Alle d:e Ge fechte. Kämpfe und Schlackten die jetzt an beiden Ufern der Somme sich adtpielen, lassen erkennen, daß nicht nur diq