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Weißeritz-Ieitung Verantwortlicher Redakteur: Carl Jehne in Dippoldiswalde. Erscheint Dienstags und Freitags. Zu beziehen durch alle Post anstalten. Amts- und Anzeige-Watt der Königlichen Gerichts-Ämter und Stadträthe ZU Dippoldiswalde, /rauenstein und Altenberg. Preis pro Quartal 10 Ngr. Inserate die Spalten-Zeile 8 Pfg. Tagesgeschichte. Dippoldiswalde, 24. Juli. Bereits beginnt in un serer Stadt jene Rührigkeit und geschäftige Erregtheit, die der Vorbote großer Ereignisse zu sein pflegt. Unser Gewährsmann versichert uns, auf seiner Wanderung kein Haus angetroffen zu haben, wo nicht irgend etwas, mit dem erwarteten Gesang feste in Verbindung Stehendes vorgenommen werde. Unsere junge Mäd chenwelt ist von Kränzewinden, Waschen, Platten und andern VerschönerungSthätigkeiten dergestalt in Anspruch genommen, daß man nur wünschen muß, ein schöner heiterer Tag möge ihre Mühe lohnen und die zu erwartenden reizenden Toiletten nicht etwa durch ein unverhofftes Douchebad in Gefahr gebracht und dadurch ciu lebendes Bild zu den Schiller'schen Worten her- gestellt werden: „Aus der Wolke quillt der Segen, strömt der Regen." Besckeert uns der Himmel einen heitern, sonnigen Tag, dann ist nicht zu bezweifeln, daß wir ein Fest feiern, welches wenigstens einen An klang an die festlichen Frankfurter Tage giebt. Sorgt nun das rührige Comitc zunächst für die Unterbringung der eintrcffenden Sänger, so dürfte eS Aufgabe unsrer Wirthe, Fleischer, Bäcker und andrer Spekulanten sein, dem Hunger und Durste unserer, unzweifelhaft massenweise herbeiströmende» Gäste handreichend ent gegen zu kommen. Dem Vernehmen nach hat unser wackrer Brauer Naumann ein ausgezeichnetes, gold klares „Sängerbier" gebraut, nach dem am Festtage starke Nachfrage sein dürfte. Wie wir ferner hören, dürfte uns durch das, zum Schluß der Gesangspro- ductionen beabsichtigte Auftreten eines gemischten Cho res ein ganz besonderer Genuß und dem Programm eine Abwechselung geboten werden, wie sie unseres Wissens bei Männergcsangsesten bisher noch nicht vor gekommen ist. — Heute hören wir auch, daß das Comits, in Anbetracht der, von den Bürgern und Einwohnern unserer Stadt durch Aufnahme und Be- winhung von Sängern, Bekränzung der Häuser rc. schon gebrachten Opfer, über den aus seiner Mitte hervorgegaugenen Vorschlag berathen und beschließen wird: baß das Entree bei den Gesangsaufführungen auf der Aue kein fest normirtes, sondern in den freien Willen eines Jeden gestelltes sein möge. Die (mit I V2 Ngr. zu erkaufenden) Festprogramme, die den voll ständigen Text aller vorzutragenden Chorgesänge ent halten, werden schon Sonnabend Nachmittag auf dem Ralhhans zu haben sein. — So wünschen wir denn dem Feste ein in jeder Hinsicht glückliches Gelingen! Dresden. Seiten der Direktion des roth en Dienstmanninstituts wird eiu specielles Zelt für d ie Mannschaft derselben auf der „Vogelwiese" errichtet werden, um bei etwaigem Bedarf von Dienstleistungen re. bei der Hand zu sein. Auch soll dabei eine Regen- schirmvcrleihanstalt gegen entsprechende Einlage, eine Garderobe znr Aufbewahrung von Kleidern u. s. w., Toiletteapparate u. dergl. verbunden werden, Einrich tungen, die Jeder zu würdigen wissen wird, welcher die Unannehmlichkeiten kennen gelernt hat, die ein plötz lich eintretendes Gewitter u. s. w. allda im Gefolge hat. Leipzig. Der Allgemeinen deutschen Universitäts- Zeitschrift schreibt man: „Der Vorfall zwischen dem Hauptmann Almer zu Leipzig und dem Studenten Nitsch (s. Nr. 51 d. Bl.) ist noch immer nicht erledigt. Während ein Obristlieutenant vom Generalstabe aus Dresden als königlicher Kommissar angelangt ist, um deu Vorfall zu untersuchen, haben die Studenten in einer besondern Versammlung beschlossen, daß sie sich in corpore für beleidigt erachten und auf Satisfaetion dringen wollen. Zunächst haben sie an den Rector I)r. Hantel die Aufforderung gerichtet, ihnen zu einer solchen Satisfaktion Gelegenheit zu verschaffen, was dieser auch nach besten Kräften zu thnn versprochen hat." Plauen im Voigtl. 22. Juli. Beim Bau der, für daS Voigtl. Sängerfest, welches nächstens hier ab gehalten werben soll, bestimmten Sängerballe ereignete sich gestern Nachmittag das Unglück, daß beim He ben derselben ein Theil zusammenstürzte. Drei Zim merleute wurden dabei von den herabfallenden Balken getroffen, einer so derb, daß er gleich todt war, die andern beiden sind lebensgefährlich verletzt, so daß auch ihr Wiederaufkommen bezweifelt wird. Berlin. Neben der Militärfrage hat die Aner kennung des Königreichs Italien durch Preußen eine Stelle in den Gesichtskreisen des Abgeordneten hauses gefunden. Die Anerkennungsurkunde ist vom König am 17. Juli unterzeichnet worden. Eine nicht unwichtige Folge der Anerkennung ist die vollständige Lösung des diplomatischen Verkehrs mit Franz II. Der Gesandte desselben, Fürst v. Carini, der noch im Herbst verflossenen Jahres der Krönungsfeier in Königsberg beiwohnte, wird nunmehr alsbald Berlin verlassen. Die Tragweite dieser Lösung für die italienische Re gierung ist nicht zu gering anzuschlagen. Der exkönigl. Agitator Italiens ist durch die Anerkennung der Groß mächte zu einer Privatperson geworden, und nur Wien ist cs, womit dessen diplomatische Fäden znsammenhän- gen. Oestreich hat demnach allein die Ehre, die Folgen seiner Sympathien mit demselben auf sich zu nehmen. Dasselbe wird aber die Konsequenzen davon auch noch in anderer Weise zu empfinden haben, wenn es sich nicht dazu versteht, dem Beispiel der übrigen Groß-