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Dresdner Journal : 02.08.1887
- Erscheinungsdatum
- 1887-08-02
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-188708028
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18870802
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18870802
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1887
-
Monat
1887-08
- Tag 1887-08-02
-
Monat
1887-08
-
Jahr
1887
- Titel
- Dresdner Journal : 02.08.1887
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U176. Dienstag, den 2. August, abends. I» ss»»»« >«iok«: UUrrUeU; .... IN K»rb ^Lkrlivd! 1 K»rk 60 ?k Lia»«!»« Hnnuusru: 10 ?t. Lo»»«r««Id ä«« ä«vt«e5«v Lsiob«, tritt ko«t- iu>6 8t«wp«Iin»<:t»l»^ t»ü»ru. LnkUi>alx»»»»T«bUkrei,, xar äsa k»uo> siosr s«»p»!t«ovo 2«ils kleiner 8vhritt SO?k. Ootsr „Llo^»»Lll6t" üi« 2eUe 50 ?k. Lei VUbsU«»- im6 2iüoin»»ti «vt«pr. Xuk»obl»^. UrHok«!»«»: xSssUet» mit ^lln»»ttw« <i«r 8oas- m»ä k«i«rt»^» »de»6«. ksrnsproob-^seblu«»: Ur. 1LS5. Für Vie Gesamtleitung verantwortlich: Gtto Banck, Professor der Litteratur- und Kunstgeschichte. 1887. ro» »»»nUrt»! F> Oomiiii^iollLr ä« 11r«<t»«r ^ouriua»; S»»d«iU - >«rU» - Vi» - I.«tx«t, >«»«I >r«,1»»-»»lltt«rt «. Z/aE^te,« I«-UL-Vi«» kr»U-I^tp»ti 7r»»k1vrt ». N. -U5»«5«»: Ltu«re/ 7»rt» LooSo» - S«rU» - knalttart «. H 6tlltlx»rt: Da«5« <e e-o.,' S«rU»: /nvat»it«i1a«t,' OSrUti: 0. LeaU«r» ^ae^/oto«'/ S»»llov«r: v. U»U« ». I! /. Laret <t 6o. N«r»a»x«d«r« ^voißl. 8»p«1itioll ä«, Vrvxtosr ^oarv»l», vr«a«i», LMiir^oritr. >0. ?eri>,pr«ok-^ai!ot^u«: t^r. 1705 Änitlicher Teil. Dre-dni, 2. August. Se. Königliche Hoheit Prinz Albert, Herzog zu Sachsen, ist gestern Nach» mittag 2 Uhr 30 Min. nach Heiligendamm gereist. Dresden, 1. August. Se. Majestät der König haben Ällergnädigst geruht, die durch das Ableben des Ober forstmeisters Paul Robert Brachmann zur Erledigung gekommene Obersorstmeisterstelle im Forstbezirke Marien» berg dem zeitherigen Verwalter des WendischcarSdorfer Forstreviers, Oberförster Paul Bernhard Hesse, unter Ernennung desselben zum Oberforstmeister zu über tragen. Dresden. Se. Majestät der König haben Aller- gnädigst zu genehmigen geruht, daß der Hosschauspieler von der Osten das von Sr. Majestät dem Könige von Schweden ihm verliehene Ritterkreuz des Wasa- Orden» annehme und trage Se. Majestät der König haben dem Postschaffner Karl Gottlob Glauch und dem Briefträger Heinrich Iuliu» Krug in Dresden, sowie dem Postpackmeister Karl Friedrich Hösel in Leipzig das Allgemeine Ehrenzeichen Allergnädigst zu verleihen geruht. Bekanntmachung, eine Anleihe der Stadtgemeinde Schneeberg betreffend. Die Ministerien des Innern und der Finanzen haben zu der von dem Stadtrathe zu Schneeberg un ter Zustimmung der Stadtverordneten daselbst be schlossenen Ausgabe von auf den Inhaber lautenden, Seiten des letzteren unkündbaren Schuldscheinen in 200 Abschnitten Lit. ä L 1000 Mark und in 200 Ab schnitten Lit. L L 500 Mark zum Zwecke der Auf nahme einer mit 3 k vom Hundert jährlich zu ver zinsenden städtischen Anleihe von Drei Hundert Tausend Mark nach Maßgabe des vorgelegten Anleihe- und bez. Til- gungSplane» die nach 8 1040 des Bürgerlichen Ge» setzbuch» erforderliche Genehmigung ertheilt, was hier mit zur öffentlichen Kenntniß gebracht wird. Dresden, am 30. Juli 1887. Die Ministerien de» Innern und der Finanzen. Für den Minister: vou Charpentier von Könneritz. Münckner. Nichtamtlicher Leit. Hekegraphifche Wachrichten. Wien, 2 August, morgen». (W. T. B.) Die „Presse" meldet, die an dem deutsch - italienischen Verkehr beteiligten Bahnen hätten der Düdbahn die direkten Tarife über die Brennerroute gekün digt. Die Kündigung habe ihren Grund in dem Bestreben der italienischen Regierung, die Gott- hardbahn zu begünstigen. Rom, 1. August, abendS. (W. T. B.) Der Gemeinderat bewilligte IW VW Lire zur Errich tung eine» Denkmals für DepretiS in Rom. Rom, 2. August. (Tel d. Dresdn. Journ.) Die Minister reisen morgen nach Stradella und dürf ten sich nach dem Leichenbegängnis DepretiS nach Monza begeben, um mit dem Könige zu beraten. Die „Riforma" sagt, die Politik der Regie rung erleide infolge des Ablebens DepretiS keiner lei Veränderung, weder nach innen noch nach außen. „Wir sehen mit Vergnügen — fährt daS Blatt Fenületon. Lelia Rubien. Bon H. Keller-Jordan. (Fortsetzung.) „vr. Lassen?" wiederholte Melanie, indem eine jähe Glut über ihr Gesicht zog, „vr. Lassen — ich erinnere mich nicht —" „Er ist Chefredacteur der Monatshefte", fuhr Lelia mhig fort, indem sie Melanie fest ins Gesicht sah, „und da ich bisweilen für ihn arbeite so hatten wir einiges zu besprechen." Melanies Augen richteten sich jetzt funkelnd auf ihre Beute. „Du arbeitest für vr. Lassen?" „Befremdet Dich das so? Du, Melanie, solltest doch am allerbesten wissen, daß ich von dem, was mir au» dem Nachlasse Theodors blieb, so nicht mit Nora und der Tante leben könnte, wie eS der Fall ist." „Ja, aber wa» arbeitest Du denn für ihn, Lelia?" „Ich übersetze au» dem Spanischen und Französi schen uud liefere auch zuweilen eigene Aufsätze. Du erinn rst Dich vielleicht noch der Legenden, die damals Belte» und Labinoff so gut gefielen?" „Nun und?" „Die sind von mir, aber da ich anfänglich gern unbekannt bleiben wollte, zog ich e» vor, meine Ar beiten immer selbst in da» Bureau zu bringen. Herr Richter muß mich ja da gesehen haben —" „In da« Bureau von vr. Lassen? Natürlich", setzte sie gereizt hinzu, indem die Röte de» Zornes fort — daß weder in Italien noch im AuSlande irgend jemand hieran zweifelt, von den gewöhn lichen Ausnahmen abgesehen, welche 1er Unwissen» heit oder dem übelwollen zuzuschreiden find, denen man aber keine Rechnung trägt. Alle Staaten wissen, daß dir Politik Italiens eine eminent fried liche ist." London, 1. Auguit, abendS. (W. T. B.) Unterhaus ker erste Lord deS Schatzes, Smith, erklärt auf eine Anfrage, die Regierung lasse von ihren Vorlagen die Bill betreffend den Verkehr auf Eisenbahnen und Kanälen, die Bill betreffend die Übertragung de« Grundbesitzes und die Novelle zu dem Gesetz betreffend die Irrsinnigen fallen. Oberhaus. Lord SaliSbury erwidert auf eine Anfrage, eS sei ihm von der Gründung einer amerikanisch-chinesischen Bank nichts bekannt. WaS die Neurn Hebriden anbelange, so könne er nur sein tiefstes Bedauern über die fortgesetzte Be setzung der Inseln durch Frankreich auSsprechrn. Er könne nicht sagen, daß gegen die in dieser An gelegenheit von der französischen Regierung ge führte Sprache etwas einzuwenden sei, die Schwierigkeit bestehe darin, von Frankreich eine Antwort auf die Vorstellungen zu erhalten, worin der Ernst, womit man die Angelegenheit hier und in den Kolonien betrachte, hervorgehobeu sei. Er gebe sich der Hoffnung hin, daß die von Frank- reich auSgedrückten ganz korrekten Ansichten bald in die Praxis übersetzt würden. Die französische Regierung habe den Wunsch ausgesprochen, die Unterhandlungen über die Neuen Hebriden gleich- zeitig mit den Unterhandlungen über den Suez kanal zu führen. Dagegen sei an sich nicht- ein» zuwenden. Lie englische Regierung würde aber daran Anstand nehmen, daß die eine der Unter handlungen durch die audrre eine Verzögerung er leide. Dresden, 2. August. Der Antrag auf VerfajsungSrevision in der belgischen Kammer. Nachdem die belgische Deputiertenkammer vor kur zem den vom Abg. Grafen d'Oultremont eingebrach ten, die Einführung der allgemeinen Wehrpflicht betreffenden Antrag auf Reform de» stehende« Heere» abgelehnt, hat sie am 29. Juli den Antrag des Abg.Guillery auf Revision der Artikel 47 und 56 der Verfassung (aktives Wahlrecht für die Kammern und passive» Wahlrecht für den Senat), durch welche eine Erweiterung des Wahlrechts beabsichtigt wurde, mit 83 gegen 35 Stimmen ebenfalls abgelehnt. Die gegenwärtig geltenden Bestimmungen beruhen auf der Verfassung von 1831. Welche unglaublichen Zustände durch das zähe Festhalten am Alten in Beziehung auf das Wahlrecht in dem konstitutionellen „Musterstaate" Belgien bestehen, bekundete die am 29. Juli vom Abg. Houzeau de la Haye gehaltene Rede, durch welche er darauf hinwies, daß unter allen konstitutionellen Staa ten in Belgien die wenigsten Staatsbürger zur Teil nahme am öffentlichen Leben berufen sind. Die Ziffern, die er anführte, sprechen eine beredte Sprache. Die Staaten mit allgemeinem Stimmrecht haben natürlich eine große Wählerzahl. Diese kommen hier also nicht in Betracht. Wa» die übrigen Staaten be trifft, so besitzen in Portugal 18, in Großbritannien 15, in Italien 8, in Österreich 7 k, in Spanien 6, in Ungarn 6 und in Holland (nach dem neuesten Wahl gesetz) 5 Proz der gesamten Bevölkerung das Wahl recht für die gesetzgebenden Körperschaften. In Belgien beträgt dieser Prozentsatz nur 2,21. Warum wird nun die belgische Bevölkerung für politisch unreifer gehalten, als etwa die spanische? Bloß weil die Ver bi» hinauf in ihre Schläfe stieg, „natürlich, e» ist da» eine schlaue Art zu handeln, erst seinen Namen zu verschweigen, sich die Leute den Kopf zerbrechen zu lassen und dann mit Stolz die Lorbeern zu ernten, die vorher doch noch immer sehr fraglich waren " Au» dem Tone der Stimme, die scharf wie ein Messer war, hörte Lelia alle die Bosheit, die in dem Herzen dieser Frau arbeitete. „Aber Hr. v. Labinoff?" fragte sie nach einer Weile, während sie mit ihrem feinen Stiefel nervös in den Teppich bohrte, „er hat doch gewiß um Deine Autorschaft gewußt und an dem Abende bloß Komödie gespielt?" Lelia biß sich auf die Lippen, ihr Stolz bäumte sich. Nein, dieser Frau war sie keine Rechenschaft schuldig, auch war sie es müde, nach dem, was sie voiher gehört, ein Gespräch fortzusetzen, daS ihrer nicht würdig sein konnte. Sie nahm daher ein Album vom Tische, blätterte gleichgiltig in demselben und sagte ruhig: „Lassen wir das Gespräch fallen, Melanie, eS ist ja so gleichgiltig, wer darum gewußt hat oder nicht. Es sind das unbedeutende Arbeiten, die mir etwas Geld einbringen und während deren Entstehen ich so manches zu vergessen suche, wa» mein Leben ge trübt hat." Melanie sah boshaft in ihr gesenkte» Angesicht, sie verstand die Creolin nicht, sie glaubte, sie wolle da» Gespräch fallen lassen, weil sie kein reine» Ge wissen in Bezug auf Labinoff habe. „Ach, ich verstehe", sagte sie daher scharf, „da» sind Geheimnisse, in die man auch die beste Freundin fassung vor 50 Jahren einen bestimmten Wahlzensur festgesetzt hat, den ihre Urheber selbst gewiß nicht als unveränderlich angesehen haben. Was vor einem halben Jahrhundert zeitgemäß war, muß es heute nicht sein und jedermann wird zugeben, daß Belgien in der Lage ist, z. B. das spanische Wahlsystem zu adoptieren. Bereit» Anfang der siebenziaer Jahre brachte der Vertreter Brüssels, der Abg. Paul Janson die Er weiterung de» Wahlrechts in Anregung. Die folgen dem Wahlen verstärkten den Anhang Jansons, bis er im Jahre 1882 mit 7 Gmossen die „junge Linke" bildete. Ein Jahr später stand die Verfassungsfrage auf der Tagesordnung der Kammer. Aber auch dies mal wurde sie nicht gelöst, da das damalige Ministe rium Fräre-Orban in Bezug auf die Unantastbarkeit der Verfassung auf dem Standpunkte der liberalen Partei stand. Die sogenannten „CapacitaireS", d. h. jene Staatsbürger, welche zwar nicht die gesetzliche Steuersumme zahlen, aber einen höheren Bildungs grad nachweisen können, wurden im Jahre 1883 bloß zu den Provinzial- und Kommunalwahlen zugelassen, nicht aber zu den Kammerwahlen. Auf diesem Stand punkte steht Belgien noch am heutigen Tage. Das belgische Wahlsystem illustriert sich selbst durch die Thatsache, das höhere Beamte und Richter, selbst Universitätsprofessoren da» Wahlrecht für die Kam mern nicht besitzen, während dasselbe jedem, auch des Lesen» und Schreibens unkundigen Branntweinschänker zukommt. „So wenig eine ordentliche Sonalreform von der heutigen Kammermehrheit in Aussicht steht," schreibt man der „Neuen Preußischen Zeitung" aus Brüssel, „so wenig darf man eine andere als zu klerikalen Zwecken ansgeklügelte Wahlreform erwarten. Gegen die Vermehrung der Wähler hätten die Klerikalen nichts einzuwenden, wenn man ihnen gestatten würde, hauptsächlich Kapuziner, Karmeliter, Schul- und Klosterbrüder unter die Wähler einzureihen. Allein der „Intelligenz" das Wahlrecht einzuräumen, dazu wollen sich die Klerikalen nicht verstehen, weil sie wissen, daß die neuen Wähler ihrer Fahne nicht folgen werden. Man wird im Ausland« vieles von dem, wa» in Belgien geschieht, begreifen, wenn man sich immer vor Augen hält, daß hier nichts für den Staat geschieht, sondern nur für die betreffende Partei, die am Ruder ist. Dieser Grundsatz läßt sich bi» in die kleinsten Detail» verfolgen, und selbst bei der An stellung von AmtSdiener wird nach der politischen Ge sinnung de» Kandidaten gefragt." Ein verständiges, ruhiges und politisches Abwägen der Vorteile oder Nachteile, welche für die Gesamt- deS Vaterlandes aus dieser oder jener gesetzgeberischen Maßnahme zu erwarten stehen, ist in Belgien schon lange außer Gebrauch gekommen. Die Liberalen und Klerikalen lösen einander in der Regierung ab und beide suchen während ihrer Herrschaft ihre Macht so viel als möglich zu erweitern. Dabei ist nicht zu verkennen, daß beide genannte Parteien in Belgien in der Abneigung sich begegnen, die arbeitende Bevölke rung durch materielle Hilfe und durch Einräumung politischer Rechte zu heben. Die belgische Verfassung, ein echtes Erzeugnis des früheren, einst auch in Süd- deutschland gefeierten, heute aber überlebten fran zösischen Konstitutionalismus, schließt das Volk im politischen Sinne mit der Bourgeoisie ab und bemißt politische Rechte nur nach einem Zensus. Ein solches Gesetz entspricht der, wenn nicht schon von Alters her geltenden, jedenfalls aber eingewurzelten und heute die Besitzenden beherrschenden Anschauung, daß die Arbeiter, sowohl die ländlichen wie die gewerblichen, nichts weiter als Lasttiere sind. Die beispiellos niedrigen Arbeits löhne in Belgien entsprechen dieser nicht mit zu starkem Ausdruck kennzeichneten Anschauung, welche sich während und nach den Unruhen des vorigen Sommer» nicht einweiben möchte, obgleich diese verteidigen könnte, wenn die Welt lästert." Lelia schlug ihre Augen auf und richtete sie voll auf Melanie. „Die Welt, Melanie? Diese sogenannte Welt ist gewöhnlich nur der enge Kreis der Bekannten und gegen deren Jntriguen würde ich mich zu wehren wissen. Ich bin nicht mehr ganz das harmlose un bedeutende Kind, welches Theodoro mit über das Meer brachte." Melanie konnte den Blick nicht ertragen, dessen Sicherheit bi» tief in ihre Seele drang. Sie schlug daher den ihren zu Boden und mit der gewandtesten Art, die ihr zu Gebote stand, erhob sie sich und sagte lächelnd: „Nur keinen Scherz übel deuten, kleiner Brausekopf, in dem sich das südliche Blut doch yleich geltend macht", und sie strich mit ihrer Hand beinahe kosend über LeliaS glänzenden Scheitel. Dann kam Nora, sich zärtlich an ihre Mama schmiegend, inS Zimmer gesprungen und brachte die Unterhaltung auf einen andern Gegenstand. Al» sich Melanie nach einer Weile verabschiedete, legte Lelia ein paar eiskalte Finger in deren Hand. Sie fühlte, al» sie allein war, daß vr Lassen Recht habe, daß sie sich auch äußerlich von dieser Frau scheiden müsse. ES that ihr dies besonders CarlaS wegen leid, die diese Trennuna schmerzlich fühlen würde, und der vielleicht, je nachdem eS in Melanies Pläne passen würde, nicht einmal mehr erlaubt sein würde, mit ihr zu verkehren. Seit vr. Lassen» Besuch war aber manches anders geworden — sie mochte selbst ihren Traum am rücksichtslos offenbart hat. Die katholische Geistlich keit, die anderswo die Lösung der sozialen Fragen der Gegenwart für sich in Anspruch nimmt, hat sich in Belgien niemals der unterdrückten Stände ange nommen, sie steht auf Seite der aristokratischen und gewerblichen Plutokratie und befindet sich wohl dabei Ob es dem im Herbst zu Lüttich zum Zweck der Be ratung der schwebenden sozialen Fragen zusamqK^- tretenden katholischen Kongreß gelingen wird, zu praß" tischen Ergebnissen zu gelangen, muß sich zeigen; vSr-^ läufig hat die deutsche soziale Gesetzgebung in katho-- lischen Kreisen nur getheilten Beifall gefunden ES ist im Interesse Belgiens dringend zu wünschen, daß diese Praxis der Parteien, dieses beklagenswerte Trei ben des Parlaments bald eine gründliche Wandlung erfahre; denn wenn dies nicht geschieht, ist zu be fürchten, daß die Keime, welche die egoistische Hand lungsweise der belgischen Volksvertretung in den Boden gelegt hat, eine furchtbare Saat ersprießen lassen. Lagesgeschichte. , Dre-den, 2. August. Ihre Majestäten der König und die Königin werden Sich am Donnerstag, den 4. d. Mts., nach dem Jagdhause Rehefeld begeben und daselbst bis Ende nächster Woche Aufenthalt nehmen. Dresden, 2. August. Während der Beurlaubung des Hrn. Kreishauptmanns v. Koppenfels vom 1. August bis 4. September d. I. übernimmt Hr. geh Regicrungsrat v. Bosse die Stellvertretung für die Geschäfte der Kreishauptmannschaft, Hr. Oberregie- rungSrat vr. Frhr. v. Bernewitz für die Geschäfte der Abteilung für Ablösungen und Gemeinheitsteilungen. * Berlin, 1. August. Wie au» Gastein gemeldet wird, machte Se. Majestät der Kaiser heute nach dem Bade abermals einen Spaziergang auf dem Kaiserwege. Ihre Königl. Hoheit die Großherzogin von Sachsen-Weimar trifft am 6. d. Mts. zum Kurgebrauch in Gastein ein. Die „N. Pr. Ztg." erhält aus England folgende Mitteilungen über das Befinden Sr. Kaiser!, und Königl. Hoheit des Kronprinzen: Nach der ersten Woche des Monats Juli hat die Heiserkeit de» hohen Patienten etwas abgenommen, so daß die Stimme desselben zur großen Freude seiner Umgebung etwa» Klang erhalten hat. Wenn keine neuen Wucher bildungen sich zeigen — und bisher hat man solche nicht wahrgenommen —, so darf man auf eine allmäh lich fortschreitende Besserung, ja schließlich auf völlige Ge nesung hoffen. Diese Hoffnung ist um so größer, al» da» Befinden Sr. Kaiser! und Königl. Hoheit ein recht befriedigendes ist und HöchstdeSselben Aussehen nichts zu wünschen übrig läßt. Die Kronprinz!. Fa milie beabsichtigt für den Herbst den Aufenthalt in Oberitalien zu nehmen. Die Frau Prinzessin Wilhelm ist mit ihren drei ältesten Söhnen, den Prinzen Wilhelm, Friedrich und Adalbert, heute abend 9 Uhr von Potsdam nach Wyk abgereist. Der „Reichs- und Staatsanz." meldet die Ver leihung des Kreuze- der Großkomthure des König!. Hausordens von Hohenzollern an Se. Kaiser!, und König!. Hoheit den Kronprinzen Erzherzog Ru- dols von Österreich. Über den Tag der Hierherkunft de» ReichS- kanz!ers ist, wie die „Berl. Pol. Nachr." hören, noch gar keine Bestimmung getroffen; so lange die tropische Hitze anhält, dürfte Fürst v. Bismarck den Aufenthalt in Varzin jedem andern vorziehen. In der ersten Beilage zum heutigen „ReichSanz." ist eine Verfügung des Reichskanzlers, vom 30. Juli 1887, zur Ausführung der Kaiser!. Verordnung vom 20. Juli 1887, betreffend den Eigentumserwerb und die dingliche Belastung der Grundstücke im atlantischen Ozean, ihren idyllischen Liebestraum nicht mehr träumen — und sie vermied es, den Blick über den Schreibtisch zu erheben, zu dem Manne, dessen Leben sie so wenig zu beglücken verstanden. Als daher einige Tage später Frau v. Labinoff und ihr Sohn von Helgoland zurüctgekehrt, in ihr Zimmer traten, fanden sie Frau Rubien ungewöhnlich ernst und reserviert. Und doch hatte sie das Wiedersehen so heiß ersehnt! Aber schon am andern Tage er widerte sie den Besuch Frau v. Labinoff». Sie hatte das Bedürfnis, der älteren Freundin ihr Herz auszu schütten, ihr das Erlebte zu erzählen, um sich Rat zu holen für ihr nächstes Handeln. „Ach, Liebe", sagte sie, nachdem die junge Frau sich kaum an ihrer Seite niedergelassen hatte, „welche Sorge bereitet mir Gregor, wie verändert und in sich gekehrt ist er seit unserem Aufenthalt auf Helgoland. Haben Sie nicht bemerkt, wie bleich und leidend er aussieht, und wenn Sie wüßten, wie füll er gewor den ist und wie wenig Freude ihm selbst sein Schaffen bereitet, in welches er sich sonst ganze Tage versenken konnte? Und nun hoffte ich so viel von Ihrer Ge sellschaft, liebste Frau Rubien, ich weiß, wie gern er bei Ihnen war, wie Sie sein Denken anzuregen ver standen." „Auch ich fteute mich darauf", erwiderte Lelia schüchtern „Ja steuen, Liebste, da» ist eS ja, er will von hier fort nach dem Süden — nach Frankfurt oder Stuttgart, er behauptet, er leide unter dem Nebel uno was nicht alles — und ich habe mich kaum in Ham burg eingewöhnt und mich so wohl gefühlt in Ihrer Rthe — —" (Fortfktz»»g )
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