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Dresdner Journal : 04.09.1902
- Erscheinungsdatum
- 1902-09-04
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-190209041
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-19020904
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-19020904
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1902
-
Monat
1902-09
- Tag 1902-09-04
-
Monat
1902-09
-
Jahr
1902
- Titel
- Dresdner Journal : 04.09.1902
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ve,n»»»r«t»: «ei» ««ULt durch dt« Geschäft» ß«n« t«««rH«k» Nr«»»««» 2,d0 M (lascht. Zufügung), durch die Hf«M 8» Deutschen Reiche » «. (cm-schließlich Bestellgeld) vierteljährlich. WNHElkL d^UMMttN 10 M wird Zurücksendung der für dttGchristleitung bestimmte», »der von dieser nicht ei»» geforderten Beiträge beau- sprucht, so ist da» Postgeld Dresdner SZourml. Herau-gegeben von der Königl. Expedition de» Dresdner Journals, Dresden, Zwingerstraße 20. — yernspr.» Anschluß Nr. 1295. Peschel»«», Werktag« nach«. » Uhr. AnkündtinnOSsedÜhrr»: Die Aelle kleiuer Schrift d«, 7 »ml gespaltenen Ankündi- guugS-Sette oder deren Raum 20 Pf. Bei Dabellen- und Ziffernsatz » Pf- Ausschlag für die Zeile. Unterm Re- daktionsstrtch (Eingesandt) di« Textaeile mittler kcbrist oder deren Raum KO Pf. Gebühren - Ermäßigung stet öfterer Wiederholung. Annahme der Anzeigen bi» mittag» 1» Uhr für die nach» mittag» erscheinende Rümmer- O 205 Donnerstag, den 4. September nachmittags. 1902. Amtlicher Teil. DreS-eu, 30. August. Se. Majestät der König haben Allergnädigst geruht, dem Kaplan im Kloster St. Marienstern ?. Alexander Hitfchsel daS Ritter kreuz 1. Klasse des AlbrechtSordea» zu verleihen. Dresden, 2. September. Se Majestät der König haben Allergnädigst geruht, dem AmtS- gerichtS-Sekretär Gustav Eduard Hermann Rappich in Dresden bei seinem Uebertritt in den Ruhestand das Berdienstkreuz zu verleihen. Se. Majestät der König haben dem Meubleur Ferdinand Menzer in Dresden daS Prädikat „Königlicher Hoflieferant" Allergnädigst zu verleihen geruht. Grntunuugeo, Versetzungen re. im ösfentl. Dienste. Iw Geschäftsbereiche de» Ministerium» de» Kult«» und Sftentlichen Unterricht». Zu besetzen: die Lehrrr- stelle zu Liegau bei Augustu-bad. Kollator: die oberste Schulbehörde. Einkommen: Außer freier Amtswohnung mit Garten tSOO M Grundgehalt, ttv M für Fortbildung», schulunterricht, üö M für Turnunterricht und z Z. böO M. für Ueberstunden, eventuell der Frau de» Lehrer» öS M. für Unterricht in weiblichen Handarbeiten Bewerbung-gesucht nebst den di» auf die neueste Zeit reichenden Zeugnissen (denen von nichtständigen Bewerbern der Militardienftautwei» bri- zusügen ist) bi» IS. September an den Königl. BeznkSschul- insprktor Schulrat vr. Lange in Dre»den, Blochmannstraße 2t; — die zweite ständige Lehrerstelle in Trünzig. Kollator: die oberste Schulbehörde. Einkommen: 1200 M. Gehalt neben freier Wohnung im neuerbauten Schulhause. Besuche unter Beifügung sämtlicher Prüfung»- und Amtsführung-- zeugnisse bi» zum 22. September an den Königl. Bezirks- schulinspeltor für Zwickau l, Schulrat Lohse; — die kirchschulftelle zu Bernbruch. Kollator: die oberste Schul behörde. Einkommen: außer freier Wohnung im Schulhause nebst Obst- und Gemüsegarten 1200 M. vom Schuldienste, rbO M vom Kirchendienste, 110 M sür Erteilung de» Fort- bildungSschulunterricht», öü M. für Erteilung de» Turnunter richt», 9 M Singäquivalent, 48 M Renteneinkommen und 48 M für Erteilung des weiblichen Handarbeil»unterricht». Besuche mit den erforderlichen Beilagen bi» 22. Sept, an den Königl Bezirk-schuiinspektor vr. Michel in Grimma. (Behördl. Bekanntmachungen erscheinen auch im Anzeigenteile.) Nichtamtlicher Teil. Taktische Ziele der Sozialdemokratie. Alljährlich, sobald der Termin sür den Zu sammentritt des sozialdemokratischen Parteitages herannaht und nachdem Tagesordnung und Partei- berichte veröffentlicht worden sind, pflegen die „wissenschaftlichen" Repräsentanten und die Führer der Partei eine emsige schriftstellerische Thätigkeit zu entfalten. Man wird diese Erscheinung begreif lich finden; denn jedem sozialdemokratischen Theoretiker oder Taktiker liegt daran, auf die Parteitags- Delegierten in seinem Sinne Einfluß auSzuüben. Wird also auch in den verschiedenen Veröffent lichungen, die in der letzten Zeit teils in Broschüren- sorm, teils in sozialdemokratischen Zeitungen oder Zeitschriften erschienen sind, meist nicht direkt auf die kommenden Parteitagsverhandlungen Bezug ge nommen, so läßt sich doch nicht verkennen, daß sie zu dem Zwecke geschrieben worden sind, um auf die Verhandlungen einzuwirken. Für die objektive Beurteilung der Sozialdemokratie pflegen aber gerade derartige Veröffentlichungen mitunter recht wertvoll zu sein, da sich aus ihnen häufig die nächstliegenden taktischen Ziele der sozialdemokratischen Partei recht deutlich erkennen lassen. Die- ist zunächst bei einem Aufsatze der Fall, den der ReichstagSabgeordnete Auer, ein einfluß reiches Mitglied des sozialdemokratischen Partei- Vorstandes, in den bekanntlich von Bebel in den Bann gethanen „Sozialistischen Monats heften" veröffentlicht, und der ausdrücklich an den sozialdemokratischen Parteitag zu München gerichtet ist, zweifellos also die Diskussion über Punkt 4 der Tagesordnung ,,ReichstaaSwahlen" be einflußen soll. Auer erklärt in seinen Ausführungen mit dürren Worten, wie auch wir schon hervor- gehoden haben, daß die Sozialdemokratie da- Er langen von Reichstag-Mandaten besonders diesmal erst in die zweite Linie stellen, die Wahlen aber vor allem „zur Zählung ihrer Anhänger" benutzen wolle. „Ausbreitung der Parteiorganisation und Agitation für unsere Grundsätze müssen", so schreibt der sozialdemokratische Führer weiter, „bei der Wahl agitation im Vordergründe stehen". Aus dem Be streben, bei den nächsten Wahlen eine möglichst große Stimmenzahl zusammenzubringen, um mit einer starken Millionenziffer imponieren zu können, ergiebt sich das gesonderte Vorgehen der Sozial demokratie bei der Hauptwahl von selbst. Den Ge danken eines Kartells der gesamten Linken, der von freisinniger Seite mit großer Beharrlichkeit gepflegt wird, weist deshalb Auer ganz entschieden zurück; dagegen würde es die Sozialdemokratie sehr hoch anerkennen, wenn freisinnige Wähler gleich im ersten Wahlgange sür sozialdemokratische Kandidaten gegen die „Reaktionäre" stimmen würden. Der Umstand aber, daß alle diese Stimmen als solche von „An hängern" der Sozialdemokratie gezählt werden sollen, dürfte doch wohl auch bei sogenannten Mitläufern Bedenken darüber erwecken, ob sie eS mit ihrer Staatsbürgerpflicht vereinbaren können, dem aus gesprochenen Zwecke der Sozialdemokratie, mit einem recht großen „Anhänge" zu prahlen, Vorschub zu leisten. Bei den Stichwahlen werden die Sozial demokraten, wie Auer bemerkt, der Parole vom kleineren Uebel folgen, und dieses kleinere Uebel ist der Freisinn. Während Auer sich ausschließlich mit den kom menden Reichstag-Wahlen beschäftigt, bringt Bern stein in demselben obengenannten Organ eine Be trachtung über die Beteiligung der Sozialdemokratie bei den nächsten preußischen Landtagswahlen, über die laut vorliegenden Anträgen ebenfalls auf dem Münchner Parteitage verhandelt werden soll. Wie die Sozialdemokratie die Reichstagsmandate im wesentlichen auf Kosten der demokratischen Linken erlangt, so rechnet Bernstein darauf, daß auch in der preußischen Landesvertretung der Freisinn ge nötigt sein werde, den Sozialdemokraten eine Reihe von Abgeordnetensitzen zu überliefern. Der vom Freisinn so hoch geschätzte angebliche Reformator der Sozialdemokratie schlägt zu dem Zwecke vor, die sozialdemokratische Partei solle in den einzelnen Wahlbezirken soviel Wahlmäuner wie möglich durch zubringen suchen und dort, wo sie nicht aus eigner Kraft einen Abgeordneten ins Parlament zu schicken vermöge, den Parteigenossen eS überlassen, ob sie für angemessen halten, die Freisinnigen kategorisch vor die Wahl zu stellen, entweder ihnen ein Mandat abzutreten oder sämtlicher sozialistischen Stimmen verlustig zu gehen. Es dürste somit keinem Zweifel unterliegen, daß die Freisinnigen im großen und ganzen bei der sozialdemokratischen Wahlbeteiligung in Preußen die Zeche zu bezahlen haben werden. Tagesgeschichte. Deutsche- Reich. Berlin U«ker di« Kaisertage in Posen ist, in t«lw«iser Wiederholung von Meldungen, die wir bereit» gestern in einem Teile der Auslage unter Drahtnach- richten brachten, folgende« weiter zu berichten: Ihre Majestäten der Kaiser und die Kaiserin trafen kurz vor S Uhr aus dem Parad,f«lde bei Lawica ein Die Kaiserin, in der Uniform Ihre« Kürassier-Regiment», stieg zu Pferde. Se Majestät der Kaiser ritt mit den Fahnen vor die Front der Parade, wo General v Stülpnagel den Frontrapport meldete Se. Majestät der Kaiser übergab mit einer Ansprache den Obersten der Regimenter die neuen Fahnen AlSbann ritten da« Kaiserpaar, Se Kaiser! und Königl Hoheit der Kronprinz de« Deutschen Reiche« und von Preußen, Se Königl. Hoheit Prinz Albrecht von Preußen, Regent de» Herzogtum« Braunschweig, Prinz Friedrich Leopold von Preußen, Prinz Ludwig von Bayern und Herzog Ernst Günther zu Schleswig-Holstein sowie der Gouverneur von Warschau, General Tschertkoff, die Front ab E« fand ein zweimaliger Borbeimarsch statt Der Monarch führte beivemale da« 7 König«-Grenadier-Regiment, Prinz Ludwig von Bayern sein 47. Regiment vor Zum Schluffe war die Staubentwickelung ziemlich arg. Ihre Majestät die Kaiserin ritt, bevor Sie zur Stadt zurückkehrte, di« Front der Kriegeroereine, Se Majestät der Kaiser die der Totenkopfbrrgave ab Die polizeilichen Anord nungen betreffend den Verkehr waren mustergiltig. Nach der Parade kehrten die Majestäten von der jubelnden Bevölkerung begrüßt nach der Stadt zurück, Ihre Majestät die Kaiserin zu Wagen mit Eskorte, Se. Majestät der Kaiser wiederum an der Spitze der Fahnen- compagnie. Schulen und Vereine bildeten Spalier Kurz nach s^2 Uhr traf Se Majestät der Kaiser vor dem Generalkommando ein. Zur Frühstückstafel bei Ihren Majestäten im Generalkommando waren außer der im Hause wohnenden Umgebung Se. Kaiser!, und Königl. Hoheit der Kronprinz und General v Stülpnagel mit Gemahlin und Tochter geladen. Nachmittags fand bei Ihrer Majestät der Kaiserin großer Empfang von Damen und Herren der Gesellschaft statt Hierauf Empfang der Generalität bei Sr. Majestät dem Kaiser, zu dem auch die vom Kaiser ein geladenen russischen Offiziere erschienen waren Vor d«m Generalkommando hatte sich ein« ungeheure Menschenmenge angesammelt, die patriotische Lieder sang Abend« um 7 Uhr fand in den Räumen de« Provinzial museum» da« Paradediner statt Bei ihm saß Se Majestät der Kaiser recht« von Ihrer Majestät der Kaiserin, gegenüber saß der General der Infanterie v Stülpnagel. Recht« vom Monarchen folgten an der Haupttafel der Kronprinz, Gräfin Brockdorff, Prinz Friedrich Leopold, der Reich-kanzler, der russische General Tschertkoff, Generaloberst v Hahnke, Graf v Schlieffen, link« von der Kaiserin Prinz Ludwig von Bayern, Frl v Ger«dorff, Prinz Albrecht von Preußen, Gräfin Stolberg-Wernigerode, Herzog Ernst Günther zu Schle«wig-Holstein, Fürst Radolin und General der Kavallerie Edler v der Planitz; General v Stülpnagel saß zwischen Generalleutnant v Eichhorn und General Richter recht« und Generalleutnant Siemen« und Generalmajor Hesse link« An der Tafel nahmen ferner teil die hier weilende Umgebung der Allerhöchsten und höchsten Herrschaften, die russischen Offiziere, der Kriegsminister u a Se. Majestät hielt bei diesem Festmahl zuerst folgende Rede: , Zur Parade de» b Armeecorp» sind mit Genehmigung Sr. Majestät des Kaffer» von Rußland.der Brneralgouverneur von Warschau und Deputationen der Regimenter erschienen, von denen Ich Ches bin Ich begrüße die Herren von Herzen und gebe der Freude Ausdruck, daß dieselben am heutigen Tage erschienen sind, dadurch, daß Ich Sir auf- sordere, mit Mir aus da» Wohl de» obersten Kriegsherrn der mit un» in treuer Waffenbrüderschaft verbundenen russischen Armee, Er Majestät de» Kaiser» Nikolau», zu trinken. Hurra! Hurra! Hurra!" Die Musik spielt« di« russische Hymne Im weiteren Verlaufe de« Mahle» erhob der Kaffer Eich zu folgen dem Trinkspruch: „Dem b BrmeecorpS spreche Ich zum heutigen Tage von ganzem Herzen Meinen Glückwunsch au». ES hat bei seiner Parade die Probe aus seine Entwickelung im Frieden gegeben. Ich kann wohl sagen, daß, al» Ich die Reihen der Regimenter an Mir vorüberziehen sah, Mir die Ge schichte de» Corp» wieder ledhast vor die Augen getreten ist. In ernstcn Zeiten haben die gelben Achselklappen sich bewährt. Bor allen Dingen ist Mir dadurch da» Bild Meine» unvergeßlichen Herrn Bater» wieder vor Augen getreten, der stet» mit Stolz von Seinen gelben Achselklappen sprach. Ich glaube nicht zu viel zu sagen, wenn Ich dem Corp» mit einen Teil de- Verdienste» zuschreibe, daß e» in dem Kriege, wo e» unter dem Oberbefehle Meine» Vater» gefochten ha», durch seine tapsere Haltung mit dazu gewirkt hat, daß Er Sich den Marschallstab erwerben konnte. Niemand, in besten Busen eia Preußenherz schlägt, wird die Königsgrenadiere vergessen, und niemand wird vergessen den Moment, al» Se. Kaiser!. Hoheit der Kronprinz aus dem Erisberge den sterbenden Kaisenberg in seinen Armen hielt. Ich würde aber bei Meinem Trinkspruche auf va» ArmeecorpS nur zur Hälste seinen Leistungen gerecht werden, wenn Ich nicht zu gleich an da» andere ArmeecorpS dächte, daS heute im schwarzen Rock, den Hat in der Hand, mit seinen Fahnen vor un» stand: die 8000 Krieger, die an der Straße ausmarschiert standen. Auch sie haben zu Meiner Seele gesprochen E- reihte sich dort Kreuz an Kreuz und Schnalle an Schnalle. Da- sind die Leute, die die Geschichte de- Corp- geschrieben haben, die mitgeholsen, Unser Vaterland zu einigen; da- sind die Kämpfer, die Meinem Vater in dir blauen Augen geschaut haben, al- sie Ihm den Sieg ersochten haben Ja den Glückwunsch de- Armeecorp- möchte Ich daher auch Meine Freude mischen über die vorzügliche, tadellose Haltung der Kriegervereine, die Ich heute gesehen habe. Mögen diese Leute den jungen Soldaten als Vorbild dienen, daß der alte Geist jener Kriegskameraden sich immerdar bewähren inögel Ich trinke auf da- Wohl de- b. ArmeecorpS. Hurra! Hurra! Hurra I" Nachdem die Musik den Dorkschen Marsch gespielt hatte, erwiderte der kommandierend« General v. Stülpnagel folgendermaßen. Ew. Majestät danke ich im Namen deS S. Corp- au» tiefster Seele für die huldvollen Worte, die Ew. Majestät zu dem Corp» gesprochen haben In selsensestem Vertrauen aus da- mir anvertraute ArmeecorpS und mit berechtigtem Stolze spreche ich eS au-, daß nur ein Gedanke im b Armeecorp» lebt: der Gedanke, sich die Zufriedenheit Ew. Majestät auch ferner zu erwerben, damit, wenn Ew. Majestät einst in ernster Stunde rufen, die Regimenter, die jungen, da»selb« thun wie einst die alten zur Zeit deS großen Kaiser» Wil helm und de» Kronprinzen. Im Leben nnd im Sterben gilt für da» K. ArmeecorpS der Ruf: Se Majestät, unser aller- gnädigster Kaiser und Kriegsherr, Hurra, Hurra, Hurra!" Die Musik spielt« die Nationalhymne Die Illumi nation der Stadt ist eine allgemeine. Unter anderen öffentlichen Gebäuden prangen im herrlichsten Schmuck da« Erzbischöfliche Palais, das Priester - Seminar und sämtliche Häuser der Domherren. Die Anfahrt und Abfahrt nach und von dem Museum gab zu stürmischen Kundgebungen Veranlassung Vor der Wohnung Ihrer Majestäten des Kaisers und der Kaiserin sind viel« Tausende versammelt, die dem dort stattfindenden Kon zert zuhören und in den Pausen stürmische Huldigungen darbringen — Abend« ^10 Uhr fand großer Zapfen streich statt Se. Majestät der Kaiser hat dem russischen Generalgouverneur v. Tschertkoff den Schwarzen Adler orden und dem Generalmajor v. Becker, Kommandeur de« St Petersburger Leibgarde - Infanterieregiment« „König Friedrich Wilhelm HI, den Kronenorden 2 Klaffe mit dem Stern verliehen Kunst und Wissenschaft. Königl. Opernhaus. — Am 3. d Mt» : „Die Walküre". Erster Tag aus der Trilogie: Der Ring de« Nibelungen. Von Richard Wagner. In der Folge der Dramen, die im Verein mit dem einleitenden „Rheingold" da« gewaltige Bühnenseftspiel bilden, hat sich von Anfang an die „Walküre" der be sonderen Gunst de« Publikum« wie der Musiker vom Fach zu erfreuen gehabt. Diesen mußte es al« da« musikalisch reichste und unmittelbarst wirkende der Werke de« „Ring«" erscheinen, jene« mußte sich um deswillen von ihm besonder« berührt fühlen, weil sich in ihm der genial gestaltenden dichterischen Phantastik eine Wärme de» Empfinden» zugesellt, der man in den anderen Teilen nicht eben häufig begegnet Zudem aber mußte man doch auch wahr nehmen, daß e» bezüglich de« Reichtum« an musikalischen Gedanken obenan steht im Cyklus, ja, daß eS in diesem Sinne geradezu al« der Urquell bezeichnet werden kann, au« dem jene folgenden „Abende" im wesentlichen ihr thematische« und motivische« Material schöpfen Eine der Bedeutung de« Werke« entsprechende Aufführung, wie sie unser Königl Institut zu bieten pflegt, wird denn auch immer einer tiefgehenden Wirkung sicher sein, ja sie wird an Intensität nicht selten die der „Götter dämmerung" übertreffen, de« Werke«, da« wieder seinen besonderen Reiz erhält durch seine in der Hauptsache auf dem Boden allgemein menschlichen Empfinden« sich abfpielende reicher bewegte und mächtig sich steigernde Handlung Unter den bewährten Kräften, die hirrselbst di« festen Säulen de« Nibelungenensemble« bilden, ragten auch die«mal Frau Wittich al« stimmprangend« und darstellerisch glänzende Vertreterin der Titelrolle und Hr Perron al« Wotan hervor, zu denen sich Frl. v. Chavanne als treffliche Fnclu uestürr. Dc- Sreglinde sang wieder Frl. Krull unter Entfaltung blühender Stimmmittel, doch ohne jene gestaltende Kraft im gesanglichen Au-druck und Spiel, die den poetischen ge steigerten EmpfindungSgehalt der Rolle zu erschöpfen vermag Eine neue und gelungene Probe seiner Verwendbarkeit bot Hr. Burrian al» Siegmund. Der Künstler offen barte in der Darstellung wie im Gesang wieder ein sichere» stilistische» Gefühl, und wenn der gaumige Ansatz de« öfteren gerade an entscheidenden Stellen, beispiels weise im „Liebeslied", seinem Organ Tonschönheit raubte, so hielt dieses dafür in den Kraftstellen über raschend aus Minder günstig führte sich Hr Gärtner als neuengagierte« Mitglied de« Königl Instituts ein. Der Sänger, der seinerzeit u a al» Pogner gastierte, konnte in der Rolle de» Hunding wohl in der Er scheinung und im Auftreten befriedigen, stand aber sonst, offenbar auch nicht sicher in seiner Partie, nicht auf der Höhe seiner Aufgabe, di« nach einer scharf au«- geprägten Deklamation verlangt. Trefflich wie immer war das Walkürenensemble, dem diesmal Frau Jelinek al» Waltraute angehört« Die imponierenden Leistungen Schuch« und der Kapelle gehören bereit« zu den Selbstverständlichkeiten bei den hiesigen „Ring"-Auf führungen O. S. Wissenschaft. * Au« London wird berichtet: Luch eine schottische antarktische Expedition verläßt jetzt die britischen Küsten Sie hat sich da« Ziel gesteckt, so weit al» möglich nach Süden vorzudringen und wrffenschaftliche Forschungen zu machen, ohne gerade den phantastischen Versuch zu machen, den Südpol zu erreichen. Die Expedition wird sich zunächst nach den Falkland«inseln begeben und in Port Stanley einige Tag« zubringen, um frische« Fleisch und Kohlen an Bord zu nehmen Bon dort wird sie 1000 »ngl Meilen ostwärt» fahren, vre Sanolv.qgcuppr unirrjucytu unv juy builN fuvwan« wenden Eine Winterstatton wird nicht eingerichtet, die Forschungen werden das ganze Jahr dauern. Die Um riffe von Landgebieten sollen bestimmt und geologische, zoographischc, ozeanographische und meteorologische Unter suchungen während der ganzen Reise fortgesetzt werden. Gelegentlich werden auch kurze Landreisen zum Zwecke geologischer und andrer Untersuchungen unternommen werden. „Wenn die Eisverhältniffe in der Weddrll.Sea günstig sind", schreibt Mr. W. R. Bruce, der den Plan der Expedition entworfen hat und sie leitet, „werden wir so weit, als es ratsam ist, nach Süden vordringen. Ich beabsichtige aber nicht, da« Schiff im Ei« kinfrieren zu lassen, da das Feld der Thätigkeit dann sogleich beschränkt und der Gewinn mit den damit verbundenen Gefahren nicht vergleichbar ist. Wenn die Mittel e« erlauben, werden mehrere meteorologische Stationen an verschiedenen Stellen gegründet werden, da ich sie für sehr wichtig halte. Vielleicht wird die deutsche internationale Station von 1881 — 82 in St Georgia wiederhergestellt und Fine andre weiter südlich in einem möglichst hohen Breitengrade ein gerichtet, weil wir dort schönere» und ruhigere« Wetter Haden werden und bequemer arbeiten können Die un bekannte Gegend um den Südpol liegt zweifello» im Gebiete eineSAnttcyklon«,besonder« zurSommerzeit Außerhalb des selben umgiebt eine große barometrische Senkung den Erdball, dessen Grenzen die „Valdivia" 55 Grad südlich von Afrika und 56H Grad südlich von den Kerguelen sand Zur Untersuchung der höheren Schichten in der Atmosphäre werden Drachen gebraucht werden. Ballon« werden nicht mitgenommen, da ich überzeugt bin, daß sie unter den antarktischen klimatischen Bedingungen nicht von großem Nutzen find. Die Weddell Eea und ihre Um gebung bietet ein vorzügliche« Feld für wiffenschastliche Thätigkeit; diese mein» Meinung wird zu meiner Freude auch von anderen geteilt, z. B von Prof v DrygaUki, vem Letter »er deutschen antarktischen Expedition An Bord gedenke ich die SigSbce- und Lucae-Lotapparate zu haben und besonder« die Stelle za untersuchen, wo Roß die oft zitierte und bestrittene Lotung von „4000 Faden und kein Grund" fand. Weiter werde ich untersuchen, ob die große Tiefe zwischen Bouvet Ir land und Enderby Land sich weit westlich erstreckt. Für die Untersuchung der Meeresbiologie des Südlichen Eismeeres werden besondere Vorbereitungen getroffen. Die Säugetiere, besonders die Cetccca, werden sorg fältig studiert, hoffentlich werden wir eine in ihrer Art einzige Sammlung mitbringen. Auch die Strömungen, Temperatur, der Salzgehalt und die Dichtheit de« Meeres von der Oberfläche bi» auf den Grund werden beobachtet werden." Für die Expedition hat man den Walfischfänger „Hekla" genommen nnd „Scotia" getauft; daS nötige Geld ist nur in Schottland aufgebracht worden Die „Scotia" ist ein Schraubendampfer mit Barktakelage von 400 Ton«, 140 Fuß lang, 29 Fuß breit und 15 Fuß tief. Man hofft, «ine Schnelligkeit von über sieben Knoten zu erreichen. Auf dem Schiff befinden sich auch ein Laboratorium und eine Dunkel kammer Da» Schiff wird außer dem Kapitän Thoma» Robertson, dem Leiter und sieben Gelehrten «ine aus erlesene Mannschaft von 25 Mann haben * An ein hundertjährige» Jubiläum auf dem Ge biete der Geiste«wiffenschaften, da» auf den heutigen Tag fällt, erinnert Albert Thumd in dem neuesten Hefte der Monat»schrift „Deutsch« Rundschau". Fraglo» ist vielen genialen Thaten der wiffenschastliche« Forschung, die der menschlichen Erkenntnis einen weiten Horizont erschlossen haben, nicht die Berühmtheit z» teil geworden, deren sich mancher Name durch «ine an und für sich ge ringere, aber technisch nützliche Erfindung erfreut So wird auch vielen der Gelehrt« Georg Friedrich Grote fe nd unbekannt sein, trotzdem dieser der Wissenschaft ein neue» große» Gebiet zugänglich gemacht hat: die
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