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egrünöek 18S6 Druck «. »«tag! Lteps» t N eiche»«, Dresden. PostlcheL-Mo. 10«» Dresden Nachdruck nur mH deuII.Ouellenangab« iDresdn. Nachr.)«ulLl1Ig. Unverlangt« EchNIlstücke «erde« nicht aulbewahrt . .^lövlt WMchL,,«stelle: kintenstrahe iS/«» !W»T»ststllDfißt tckgllch »welmallge« Lustellung manststch S.»0 Dtl. kelnschllehllch 7» Wfg. fllr DrLger- loh»>, durch Postbezug «.»» VN. elnlchllehllch SS Plg. Postgebsthr lohne Postsustellungsgebühr) bet 7 mal «vbchenllichem verland, Einzelnummer IS Plg., austerhalb Lachsen» IS Pfg. «nselgenprelse: Dl« einspaltige so mm breite Zeile SS vlg., sür austoSrt» 10 Psg., dle 90 mm breite «ellamezelle toa Psg., austerhalb »so Psg. ab», lkrisenabschlag lt. Daris, Familienanzeigen und Siellengesuche ohne biabait »s Psg., austerhalb »s Psg. ossertengebsthr so Psg. «uswiiriige vustrSge gegen Vorausbezahlung. Dle Lausanne-Delegation wieder in Berlin Papr» rM Jennerslag na» Reutelk Washington bremst «ein« Aenderung in der KriegSschuldenpolitik 0rol»tm«Icknng unooror Berlin, 10. Juli. Die deutsche Lausanne-Delegation traf unter der Führung des Reichskanzlers von Pap en am Sonntag wieder in Berlin ein. Zur Begriisiung der Znrttck- kehrenden hatten sich ans dem Anhalter Bahnhof der NctchS- innenmtnistcr von Gayl, der Staatssekretär der Reichs kanzlei, Dr. Planck, sowie eine Reihe von höheren Be amten der RetchSrcgtcrung eingcsundcn. Der Reichskanzler verlieh, nachdem er den Ansturm der Photographen Ober sich hatte ergehen lassen, gemeinsam mit dem ReichSwirtschasts- minister Warmbold und dem Staatssekretär des Aus wärtigen von Biilow den Bahnhof. Der Aussenminister Freiherr v. Neurath ist nach Gens gefahren, nm noch an der Vorbereitung der Beratungen des Völker bundes über die WeltwirtschastSkonscrenz teilzunehmen, sowie sich iiber den Verlauf der Abrüstungskonferenz zu unterrichten. Der Neichssinanzintnistcr Gras Schwerin- Krosigk hat einen kurzen Urlaub augctrcten. Nachdem bereits im Lause des SouutagS zwischen dem Reichskanzler und den in Berlin verbliebene» Kabinetts mitgliedern eine Fühlungnahme über die in Lausanne ge- trossencn Vereinbarungen stattgcsunden hatte, wird sich das Kabinett am Mvntagvvrmittag offiziell mit der Lausanner Regelung befassen. Am Donnerstag wird der Reichskanzler dem Reichs präsidenten in Neudeck Bericht erstatten. Die am Montag stattsindcnbe KabincttSsitznng soll vor allem dazu dienen, eine Billigung des gesamten Kabi netts für den in Lausanne abgeschlossenen Vertrag hcrbci- zusühren. Ob die Bedenken, die auch innerhalb des Kabi netts gegen dtc in Lausanne getrossene Regelung bestehen, das ermöglichen, wird sich erst nach der Kabincttssihung vom Montag erkennen lassen. Ebenso läht sich heute «och nicht sagen, inwieweit der Gedanke, dah sür den Lausanner Ver trag in erster Linie der Kanzler persönlich und nicht das Gesamtkabinctt verantwortlich sei, von mahgcbcndcn Stellen icteilt wird. Eine Vorlage an den Reichstag über die Ratt- izieruna des Abkommens wird sürS erste nicht erfolgen, da a sür die Ratifizierung erst der am 81. Juli zu bildende tieichStag mahgcbcnd ist. Die Frage, ob der Vertrag von Lausanne ratifiziert wird, hängt sa auch nicht allein von Deutschland ab, sondern wesentlich ist hier die Haltung Frankreichs. Ob Herrtot das Abkommen gegenüber einer Mehrheit der Kammer in Paris durchsetzen wird, wird sich erst nach der austcnpolitt- schen Debatte erkennen lassen, die die französische Kammer in der kommenden Woche ausnehmcn will. Die in einigen Rcchtsblättcrn wicdcrgegcbenc Ver mutung, dah ein englisch-französisches Ab kommen bestehe, wonach die endgültige Ratifizierung des Vertrages in Paris und in London erst erfolgen solle, wenn die Frage der Kriegsschulden an Amerika be reinigt sei, erfährt von den amtlichen Berliner Stellen zunächst noch keine Bestätigung. Sollten aber diese An nahmen zntresscn, so wäre sür die NcichSrcgierung mindestens eine neue Situation geschaffen. Im Laufe des Montagvormittags wird der Kanzler v. Papen die Ver treter der deutschen Presse empfange». Man nimmt all gemein an, dah er sich bei diesem Anlah über die Einzel heiten der Lausanner Vereinbarungen weit ausführlicher Luhcrn wird, als dies bet seiner Lausanner Nundfunk- anfprachc möglich war. Seine Darlegungen werden auch er kenne« lassen, welche Pläne seitens der Reichsregterung zur Durchsühruug der in Lausanne bekanntlich wieder zurück gezogene» politischen Forderungen Deutschlands verfolgt werden sollen. Aerriot: Ausgezeichnete Veehan-lungen Paris, 10. Juli. Ministerpräsident Herri ot ist mit der gesamten französischen Delegation heute vormittag aus Lausanne wieder in Paris cingetrossen. Mit dem gleichen Zuge trafen auch der britische Premierminister Macdonald und die englische Delegation in Paris ein. — Herrtot erklärte bei seiner Ankunft: „Im ganzen genommen ausgezeichnete Verhandlungen, die besonders am Schlnh sehr schwierig waren. Die Rechte Frankreichs sind vollkommen Vorbehalten. Ich sehe keinen Punkt, über den man noch streiten könnte. Wae man besonders ver stehen und im Auge behalte» »mH, ist die Tatsache der engen Verbindung zwischen den Reparationen und den interalli ierten Schulde». Alles ist einem Abkommen mit Amerika untergeordnet. Wenn die amerikanische Negierung daS Lausanner Ab kommen siir gut befindet und wenn über di« Schulde«, sragen «in besriebigendes Abkommen getrossen werden kann, so wird die in Lansanne getrossene Reparations regelung ratisiziert und ihre Früchte trage«. Im anderen Falle erlangt jeder seine HandlungSsreiheit wieder. Ich möchte noch besonders den englischen Unterhändlern, Ministerpräsident Maedonald. dem Schatzkan-ler vorllnor Sobrlktlottuvg Chamberlain und dem Austenminister Simon, danken. Sie haben uns einen Beweis ihrer aufrichtigen Freundschaft gegeben und die Uebercinstimmung unserer Auffassung hat es uns erlaubt, zum Ziele zu ge langen." Begeisterter Emosang Macdonalds in London London, 10. Juli. Dle Ankunft Macdonalds ans dem VIctoriabahnhos in London gestaltete sich zu einer begeister ten Kundgebung für den englischen Ministerpräsidenten. Als der Zug einfuhr, wurde Maedonald von einer nach Tausen den zählenden Menschenmenge bcgriistt, die ihn mit beglück wünschenden Zurufe» umringte. Nur mit Mühe gelang es ihm, zu dem abgcfperrten Platz zu gelangen, wo der Ver treter des Königs und seine Kabincttskollegen ihn erwarteten. Auch der französische Botschafter war erschienen. Maedonald unterhielt sich zunächst mit einige» Kollegen, worauf er bemerkte: „Wir haben es geschasst; und wir haben mehr geschasst, als wir erwartet haben." Später sprach er folgende Worte ind Mikrophon: „Ich freue mich, wieder hier zu fein, nachdem wir eine» auster ordentlich schweren Kampf um die grob artigste Lache mit glänzendsten Erfolgen ansgesochten haben. Ich hoffe, es wird der Beginn des Vertrauens, der Hoffnung und der guten, ehrlichen und harten Arbeit sein." Als Maedonald mit seinem Kraftwagen nach der Downtug- Strcet absnhr, wurde er noch einmal von der begeisterten Menge mit Zurufen gefeiert. — Sonntagabend hatte Mac- donatd eine cincinhalbstündige Audienz beim König. Die Acrztc haben Maedonald wegen der Anstrengun gen der letzten Tage vollständige Ruhe bis zum Dienstag verordnet. Infolgedessen wird Maedonald erst am Dienstag im Unterhaus eine Erklärung über Lausanne abgcben. Washington, 10. Juli. Das Staatsdeparte ment verössentlicht folgende Erklärung: Die amerikanische Regierung ist erfreut darüber, dast die in Lausanne ver sammelten Nationen eine Vereinbarung zur ReparationS, frage erreicht und damit einen groben Schritt vorwärts zur Stabilisierung der wirtschaftliche« Lage Europas getan haben. Hinsichtlich der Frage der von de« europäischen Negierungen den Vereinigten Staaten als Kriegsschulden geschuldeten Beträge ist keine Aeu, derung in der Haltung der amerikanischen Regierung ein getreten, die mit aller Deutlichkeit in der Erklärung des Präsidenten vom SO. Juni letzten Jahres zur Angelegenheit des Moratoriums sür die von Negierung zu Regierung ge, schuldete» Beträge dargelegt worden ist. Die zitierte Hoovererklärnng vom SO. Juni 1981 lehnte eine Streichung der alliierten Schulden ab, stellte eine völlige Trennung der Reparationen von den alliierten Schulden erneut fest und bezeichnete als Maststab sür die Beurteilung der Verträge mit den Alliierten die jeweilige Zahlungsfähigkeit der Alliierten. Die amerikanische Negierung ist also nach wie vor bereit, Anträge auf Herabsetzung der Schulden der Alliierten wohlwollend zu prüfen. Aber zunächst must die neue Rege lung der NcparationSsragc endgültig in Kraft ge treten sein. Bis zu den Novemberwahlen sind der amerika- nischen Negierung die Hände gebunden, da sie ohne Zu stimmung der beiden Häuser des BuudeSkongrcsscS nichts unternehmen kann. Eine Erörterung dieser Frage aber würde jetzt vor den Wahlen sofort parteipolitisch sowohl znm Schaden Hoovers als auch -um Schaden der alliierten Schuldner ausgeschlachtet werden. Der demokratische Senator Gore (Oklahoma) brachte die Anfrage ein, ob die Schuldnerländer der Vereinigten Staaten eS vorzichen würden, der amerikanischen Negierung die frühere,, deutschen Kolonien an Stelle der Srtegsschuldenrückzahlnng zu übereignen s!j. S»wm BukchrsuMlk in Bulin wsselervWen auf einem Svreedmnpsek i Berlin, 10. Juli. Am Sonntagvormittag gegen 9 Uhr I ereignete sich aus einem Ausslugsdampser am Char lottenburger User ein schweres Unglück. Aus dem Dampfer, der an der Caprivibrückc angelegt hatte, «m Fahrgäste für eine Fahrt nach den Havelseen ansznnehmen, explo dierte aus noch unbekannter Ursache der Dampfkessel. Bon den an Bord besindlichen 100 Ausslüglern wurden 88 vcr« letzt, darunter 14 schwer. Bei den Verletzungen han delt es sich grösttenteils um Verbrühungen. Der Heizer trug so schwere Verbrühungen davon, dast er bald nach seiner Uebcrsührnng ins Krankenhaus verstarb. Bon den Schwerverletzten sind inzwischen noch drei ver schieden. Schon drei Minuten nach dem Unglück «ar der erste Feuerlöschzug an der Unglllcksstclle, so dast den Verletzte« sehr bald Hilse zuteil wurde. Fenerwehr und Polizei holten die Verwundeten von dem Dampfer herunter und brachte« sie in das in der Nähe befindliche Krankenhaus. Vierzehn Verletzte mustten im Krankenhaus bleiben. Zu dem Unglück sind noch folgende Einzelheiten zu melden: Wenige Minuten vor der Abfahrt, als etwa hun dert Fahrgäste, zumeist Familien, aus dem Dampfer Platz genommen hatten, erschütterte eine schwere Detona tion das Schiss. Gleichzeitig schossen ans dem Kcssclraum dichte Damvsw ollen hervor. Der Fahrgäste bemäch tigte sich eine Panik, die noch durch die Hilferufe der zahl reichen Verletzten verstärkt wurde. Glücklicherweise benach richtigten am Ufer befindliche Personen sofort die Feuer wehr und die Polizei. Ihren vereinten Anstrengungen ist es zu danken, dast die Verletzten schnellstens den Unfall stationen zugcsührt werden konnten. Wie die Tclegraphenunion noch erfährt, schweben einige der Schwerverletzten in Lebensgefahr. Gin Polizei Auto rast in einen Straßenbahnwagen Berlin, 10. Juli. Am Sonnabendabend ereignete sich im Südosten Berlins an der Ecke der Naumin- und Adalbert- strastc ein schwerer Vcrkchrsunsall, bei dem zahlreiche Per sonen, zum Teil lehr schwer, verletzt wurbxn, da- runter eine ganze Anzahl von Kindern, die aus Treptow von einem Ferienaufenthalt zurückkchrten. Ein grober Ueberfall wagen der Polizei, der von der Lust- gartenkundgcbung der Nationalsozialisten zurückkchrte, raste in voller Fahrt ans einen Strastcnbahnzug der Linie 8, der aus Treptow kam. Der Zusammenstost war so stark, dast der Uebersallwagcn stark beschädigt und ein Strastenbahn- wagen in der Mitte dnrä-gcknickt und ans den Schienen gehoben wurde. Der Verkehr an der Unglücköstclle war eine Stunde lang gesperrt. Mehrere Löschzlige der Feuerwehr waren beschäftigt, die beschädigten Fahrzeuge aus dem Wege zu räumen. Wie verlautet, sollen sechs Per sonen schwer und zehn Personen leicht verletzt sein. Ucbcr die Schuldsragc ist bisher noch nichts bekannt, Die Ankunft der Lausanne-Delegation in Berlin Reichskanzler von Papen (mit schwarzer Armbinde) wird vom Relchslnnenminister von Gapl begrüßt. Hinter dem Reichs kanzler wlrtschaftsmlnlstrr Prof, wartpbold. Link» Ministerial direktor Gapß« Setffert tn Prag verhaftet Prag, 10. Juli. Nankdirektor WIM Seiffert, de« Direktor der Bank für Handel und Grundbesitz, der von der Berliner Polizcidircktion bereits längere Zeit wegen Be trugs, und zwar wegen Btlauzsälschungcn, verfolgt wurde, ist hier verhaftet worben. Er leugnete bet seiner Verhaf tung jede Schuld. Ein gröberer Geldbetrag, der det 1K» sMriderr wurde, vmrde beim Gericht deponiert,