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Dresdner Journal : 17.07.1899
- Erscheinungsdatum
- 1899-07-17
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-189907179
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18990717
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18990717
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1899
-
Monat
1899-07
- Tag 1899-07-17
-
Monat
1899-07
-
Jahr
1899
- Titel
- Dresdner Journal : 17.07.1899
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Dresdner Journal O163 1899 Montag, den 17. Juli abends Amtlicher Teil. Nichtamtlicher TeU. Kunst und Wissenschaft der ber und Hoheit dem Großherzog von Sachsen-Weimar liehene Ritterkreuz t. Klasse vom Orden Wachsamkeit oder vom Weißen Falken annehme trage. „Scharfmacher". Die Presse der Linken, von der „Nationalzeitung" bis zum „Vorwärts", und der größte Teil der Zentrums blätter gebrauchen häufig und mit merkwürdiger Wichtig keit ein Schlagwort, bei dem man sich Alles denken kann, das Wort „Scharfmacher". Ursprünglich auf eine besondere, hervorragende Persönlichkeit gemünzt und auf einen ganz bestimmten Vorgang zuge schnitten, erfreut sich dieses Schlagwort heute einer ungewöhnlichen Beliebtheit in jenen politischen Richtungen bei solchen Gelegenheiten, wo man dem Kampfe mit sachlichen Gründen aus irgendwelchen Antündigun-Sgebü-re«: Für den Raum einer gespal tenen Zeile kleiner Schrift ro Pf Unter „ Eingesandt" die Zeile LV Pf. Bei Tabellen- und Ziffernfatz entsprechender «u'jchlag. Herausgeber: KSmglicke Expedition de» Dre-vner Journals Dresden, Zwingerstr. 20. 8ernspr..«nschlub:Nr.1S9r. Prinz Friedrich August jagte heute mit mehreren Kavalieren auf den Moritzburger Teichen. Dresden, 17. Juli. Se. Excellenz der Hr. StaatS- und Kultusminister vr. v. Seydewitz ist vom Urlaub zurückgekehrt und hat die Geschäfte wieder über nommen. Refidenztheater. Am 16. d. Mt«.: „Der Schlaf wagenkontrolleur" (I-s Oontroteur 6s8 WL80V8-Iit8). Schwank in drei Akten von Alexander Bisson. In deutscher Uebersetzung von Benno Jacobson Am gestrigen Tage hat Hr. Richard Alexander vom Berliner Residenztheater sein hiesige« zweite« erfolg reiches Gastspiel in diesem Jahre beendet. Wa« anderen auswärtigen Bühnenkünstlern von Ruf, die zur Belebung des sommerlichen Theaterbesuchs von der Direktion de« Residenztheater» zu Gastspielen herangezogen wurden, nicht gelang: das Haus mit Zuschauern zu füllen, das vermochte er. E« ist zu oft an dieser Stelle von den Einzelleistungen Alexanders die Rede gewesen, als daß man nötig hätte, rückschauend noch einmal die vielen heiteren Gestalten zu betrachten, die er im Laufe seiner beiden diesjährigen Gastspiele vor unseren Augen erstehen ließ. Auch die Rolle, in der er sich gestern, hoffentlich nicht für allzu lange Zeit, von hier verabschiedete, ist ausführlich besprochen worden, sodaß man nicht nötig hat, darauf zurückzukommen Nur das möchte in dankbarer Erinnerung seiner künstlerischen Thätigkeit nochmals an erkannt sein, daß er die Gabe in hervorragender Weise besitzt, sein Publikum zu erheitern und zu belustigen Man kann ihn in irgend einer Rolle seine« reichen Spielpkanc« zwei- und dreimal sehen, ohne der Langeweile zu ver fallen; seine eminente Darstellungsfähigkeit weiß immer neue Mittel zu ersinnen, immer neue wirksame Züge in der Charakteristik aufzuspüren, um die Heiterkeit im Zu schauer wachzuhalten. Er ist einer jener Komiker, die nicht auf den Humor des Dichters angewiesen sind, son- dern die au» sich selbst heraus komisch wirken, weil ihr ganze» Wesen durchsetzt ist mit den Goldkörnern einer echt humoristischen Lebensauffassung. Gestern abend Die Juli-Ausstellungen der Dresdner Kunstsalons von Wolfframm und Arnold. E» ist höchst anerkennenswert, daß die Leiter unserer beiden Kunstsalons auch in der für sie so bösen Zeit der großen Kunstausstellung fortfahren, da» Interesse ihrer Abonnenten und Freunde durch sehenswerte Veranstaltungen rege zu erhalten. Hrn Arno Wolfframm ist e» sogar gelungen, seine Räume für den Monat Juli und August mit Bildern zu füllen, die ein eingehenderes Studium verdienen Zunächst fesselt un« eine Bereinigung schottischer Gemälde, die bisher in Deutschland noch nicht ausgestellt waren, sondern direkt von Glasgow und Edinburgh zu uns nach Dresden gesandt wurden. Die an dieser schotti schen Sonderausstellung beteiligten Künstler — es sind vorwiegend Landschaftsmaler — sind zumeist bei uns noch nicht ausgetreten, und wir begegnen unter ihnen einer ganzen Reihe neuer Namen. Schon aus diesem Umstande geht hervor, daß auf die bahnbrechenden Schotten, die bei ihrem ersten Erscheinen in München vor nun beinahe zehn Jahren so großes und berechtigtes Aufsehen erregten, ein frischer Nachwuchs gefolgt ist, und daß wir noch mancherlei künstlerische Anregung von dieser westlichsten europäischen Kunstprovinz erwarten dürfen. Al» gemein samer Charakterzug sämtlicher dieser Bilder kann die That- sache festgestellt werden, daß sie weniger genial, als die ersten bei un» bekannt gewordenen schottischen Gemälde erscheinen, daß sie aber auch weit weniger Bizarre« auf weisen, sondern sich ruhig und maßvoll geben Merkwürdig sind der äußerst dünne Farbenauftrag bei der Mehrzahl dieser Gemälde und die Vorliebe für ganz Helle Farben, in denen z. B. Künstler wie A. K. Brown in seinem „Sommertag" und George Pini in seinen „Schimmeln" auf fast weißem Hintergründe geradezu schwelgen Größere Farbigkeit tritt uns in dem „Sonnenblick" betitelten Bilde von WTullon-Brown entgegen, auf dem wir mehrere Mönche erblicken, die sich in den Strahlen der Sonne er laben Diesem weichen LyriSmu» der meisten in der Ausstellung vertretenen Maler gegenüber berührt der kräf tige Ton von MacGregor Wilsons „Sommertag mit Kindern", die an der Meeresküste spielen, ungemein wohl- thuend. Für die Perle der ganzen Ausstellung halten wir das Aquarell von John Terri», dessen goldige Abcnd- stimmung mit dem Motto: „IVben all i8 veacs" prächtig zusammenklingt. Unter den wenigen Figurenbildern ist da« in träumerische Gedanken versunkene blonde Mädchen von Mason Hunter weitaus da» beste; doch ist die Art englischer Sentimentalität und Süßlichkeit, die hier zur Schau getragen wird, nicht jedermanns Sache bei un« in Deutschland Als rein malerische Leistung betrachtet ver dient die NiphetuS-Rose von L. E. Permann mit Aus zeichnung genannt zu werden. Eine überaus originelle Künstlernatur begegnet un« dann in der Person Han« Schwaiger», dessen Bekannt schaft un« eine Sonderau»stellung von 130 Oelgemälden, Aquarellen und Studien von seiner Hand vermittelt. Wir haben von diesem seltsamen Kau, — denn so muß Schwaiger doch wohl bezeichnet werden — an dieser Stelle bereit» gesprochen, al» wir den ersten Jahrgang der neuen Wiener Kunstzeitschrist „Vsr sacrum" hier anzeigten Da« Augustheft de« vorigen Jahre« enthält nämlich einen trefflich Snteuuuu-ea, Versetzungen re. i« öffentlichen Dienste. Im Geschäftsbereiche des Ministeriums der Finanzen. Dem bei der Generaldirektion der StaatSeisenbah- nen beschäftigten Direktionsreferendar vr. jur. Karl Han« v. Bresciu» ist, nachdem er die zweite juristische Staatsprüfung bestanden hat, der Titel „Assessor" beigelegt worden. BeiderPostverwaltungfindernannt worden: Krause, Eger und Günther, zeither Postsekretäre, als Ober Post- direktionSsekretäre in Dresden. 3« Geschäftsbereiche de» «tuifterinm- de» «ultu» und äffentltche« Unterricht». Erledigt: eine ständige Lehrerstelle in Rabenau. Kollator: da» Königl. Ministerium des Kultus und öffentlichen Unterrichts. Einkommen: 1500 M. AnfangSgehalt einschl. Wohnungsgeld (16H, de» Geholtes), Staffel bis 3000 M. einschl. Wohnungsgeld. Der Lehrer hat Fortbildungsschulunterricht mit zu erteilen. Solche, die in Elementarklassen unterrichtet haben und im Zeichnen tüchtig sind, erhalten den Vorzug. Gesuche sind bi» zum 26. Juli an den Königl. BczirkSschulinfpektor Schulrat Fink in Dresden einzureichen; — die dritte ständige Lehrerstelle in Großhart mannsdorf. Kollator: die oberste Schulbehörde. Einkommen: 1200 M. Behalt, 216 M. bis aus weiteres sür Utberstunden, 75 M. sür Turnunterricht, 3 M Legatzinsen und freie Wohn ung mit Gartengenuß. Gesuche sind bis zum 2 August an den König!. Bezirksschulinspektor Schulrat vr. Winkler in Frei berg einzureichen. — Zu besetzen: die ständige Lehrerstelle an der oberen Schule in BräunSdors bei Obrrfrohna. Kol lator: die oberste Schulbehörde. Einkommen: außer freier Wohnung im Schulhaule mit Gartennutzung 1260 M. Gehalt, 100 M persönliche Zulage, 72 M für 2 Ueberpunden, 36 M. sür den Turn- und eventuell 72 M für den Fortbildungs schulunterricht, sowie 100 M für Heizung des SchulzimmerS. Bewerbungsgesuche um diese Stelle sind unter Beisügung sämt licher Zeugnisse bis zum 6. August bei dem Königl. BezirkS- fchulinspektor Schulrat Richter in Chemnitz einzureichen. wache, daß nicht etwa die Sozialdemokratie zu Gunsten der rechten Seite im Reichstage eine Einbuße an Mandaten erleide, und es braucht beispielsweise nur daran erinnert zu werden, daß die ZrntrumSpartei seinerzeit sogar bereit gewesen wäre, Hrn. Singer die Vizepräsidentschaft des Reichstages zu übertragen, wenn er die RepräsentationSpflichten auf sich ge nommen hätte. Ist also im Gebrauche der Parteipolemik das Schlagwort „Scharfmacherei" vieldeutig, so wird es doch jedem Patriot recht sein, im engeren Sinne unter die „Scharfmacher" gezählt zu werden, insofern es sich dabei darum handelt, der Bevölkerung das Gewissen zu schärfen, damit sie aus sich heraus darauf dringe, daß in den deutschen Reichstag eine Mehrheit ein ziehe, welche von der Pflicht erfüllt ist, daß aufreizen den Bestrebungen innerhalb der sozialdemokratischen Bewegung ein Ziel gesetzt werde. Dresden, 17. Juli. Se. Durchlaucht der Prinz und Ihre Königl. Hoheit die Frau Prinzessin Karl Anton von Hohenzollern sind gestern abend 7 Uhr 8 Min. nach Potsdam abgereist. Dresden, 16. Juli. Se. Majestät der König haben den zeitherigen Oberlehrer an der Fürsten- und LandeS- schule in Meißen, Professor vr. pbil. Alfred Sigismund Weinhold zum Rektor des Gymnasiums in Schnee berg zu ernennen geruht. Se. Majestät der König haben Allergnädigst ge ruht, dem Bahnwärter Neumann in Kornbach daS Allgemeine Ehrenzeichen zu verleihen. Se. Majestät der König haben Allergnädigst zu genehmigen geruht, daß der Direktor des Königl. Historischen Museums und der Gewehr galerie, Haupt mann a. D. v. Ehrenthal das ihm von Sr. Königl. Tagesgeschichte. Dresden, 17. Juli. Bei Ihren Königlichen Majestäten fand gestern nachmittag 2 Uhr im Sommerhoflager zu Pillnitz Familientafel statt, an der Ihre Königl. Hoheit die Frau Herzogin- Mutter von Genua, Se. Durchlaucht der Prinz und Ihre Königl. Hoheit die Frau Prinzessin Karl Anton von Hohenzollern, sowie Ihre Königl. Hoheiten die Prinzen und Prinzessinnen des Königl. Hauses teilnahmen. Zur selben Zeit vereinigten sich die Königl. rc. Suiten daselbst zur MarschallStafel. Seine Durchlaucht der Prinz und Ihre Königl. Hoheit die Frau Prinzessin Karl Anton von Hohenzollern, Höchstwelche zu Besuch Ihrer Majestäten im Sommerhoflager zu Pillnitz verweilten, verließen dasselbe gestern nachmittag, statteten hierauf Sr. Königl. Hoheit dem Prinzen und Ihrer Kaiser!, und Königl. Hoheit der Frau Prinzessin Friedrich August in der Prinzl. Villa zu Wachwitz noch einen Besuch ab und begaben Sich mit dem fahrplanmäßigen Schnellzuge abends 7 Uhr 8 Min. ab Hauptbahnhof nach Potsdam zurück. Ihre Majestät die Königin geleiteten die Hohen Herrschaften nach dem Bahnhofe. — Heute vormittag kN Uhr trafen Se. Majestät der König von Pillnitz im Residenzschlofse ein und nahmen die Vorträge der Herren StaatSminister sowie militärische Meldungen entgegen. Nach Er ledigung der Regierungsgeschäfte kehrten Se. Majestät in das Sommerhoflager zu Pillnitz zurück. Ihre Majestät die Königin kamen heute mittag auf einige Zeit ins Residenzschloß. Heute abend 7 Uhr 8 Min. trifft Se. Hoheit der Erbprinz von Sachsen-Meiningen hier ein und begiebt Sich nach dem Sommerhoflager Pillnitz, woselbst Höchstderselbe Quartier nehmen wird. — Se. Majestät der König gedenken morgen vormittag mit Sr. Hoheit dem Erbprinzen von Sachsen-Meiningen, Höchstwelcher L la, 8uit« des 1. (Leib-) Grenadier-Regiments Nr. 100 steht, der RegimcntSbesichtigung Allerhöchstseines (Leib ) Grena dier-Regiments auf dem Garnison-Uebungsplahe bei zuwohnen und im Anschlusse hieran daS Frühstück im Offiziers-Kasino des genannten Regiments ein zunehmen. — Den Kammerherrndienst bei Sr. Majestät dem Könige hat von gestern bis mit 22. Juli der Königl. Kammerherr Graf Rex auf Zehista über nommen. — Der Oberhofmeister Ihrer Majestät der Königin, Wirkl. Reh. Rat v. Malortie, Exc., ist vom 16. Juli bis mit 20. August nach Pommern be urlaubt. Dresden, 17. Juli. Se. Königl. Hoheit der war der geschätzte Künstler wohl in besonders freudiger Geberlaune, er sprudelte förmlich von Witz und Scherz und riß die Zuschauer zu unausgesetzten HeiterkeitS- auSbrüchen hin. Sein humorvolle« Spiel wirkte ansteckend auch auf unsere einheimischen Künstler; die Vorstellung war eine äußerst lebendige, in der die zahlreichen komischen und zum Teil drastischen Episoden und Situationen des übermütigen Schwanke« zur vollen Geltung kamen. Da die Besetzung der Hauptrollen des Stückes dieselbe geblieben war wie in den Aufführungen im Frühjahr, so erübrigt sich deren nochmalige kritische Besprechung. W. DgS. ve,u»»Pret»: Für Dresden vierteljährlich: 2 Mark »0 Pf, Lei den Kaiser- lich dtuljchcn Pvstanstallen vierteljährlich 3 Mark; außer halb de» Deutschen Reich«» Poft- und Ktrmprlzuschlaa. Einzelne Rummern: 1V Pf. Vrschetnea: Täglich mit Ausnahme der Bonn- und Feiertage abend». Fernspr-Anschluß-Rrir»». geschriebenen Aufsatz Ludwig Helvesi« über Schwaiger, der durch die Nachbildung zahlreicher Arbeiten de« Künstler« an Anschaulichkeit gewinnt. Wir erfahren aus den An gaben Helvesi«, daß Schwaiger am 28. Juni 1854 zu Neuhau« in Böhmen geboren wurde und die Budweiser Realschule in der Absicht besuchte, sich dem Kaufmanns berufe zu widmen. Als Schüler der Handelsakademie in Wien fühlte er aber den Drang zur Kunst in sich so mächtig, daß er von dieser Akademie zur Akademie der bildenden Künste überging, an der Wurzinger und Trenkwald seine ersten Lehrer waren Daß Schwaiger Talent besaß, entging ihnen keineswegs, aber es zeigte sich ein ganz anderes, al« e« sich für einen braven Akademiker eigentlich schickt. „Der Ding« hat Talent", sagte Trenkwald, ein richtiger Vertreter der Cartonschule, „aber wa» er macht, ist sehr sonderbar". Gerade diese« Ab sonderliche zog jedoch die Aufmerksamkeit Han« Makart« auf Schwaiger. Er kaufte ihm die ersten sechs Zeich nungen zu seinem Rattenfänger-Cyklv» ab und nahm ihn in sein Atelier auf. Durch diese Unterstützung Makart« äußerlich und innerlich gekräftigt, fand Schwaiger an dem Grafen Wilczek und an dem Architekten Karl Gangold Kayser neue Gönner, und der findige Kunst händler Miethke sing bald darauf an, Werke von der Hand de« Künstler« zu sammeln Auf diese Weise konnte Schwaiger seine Eigenart ohne Zwang entwickeln und sich seinen Lieblingöneigunge« entsprechend frei bewegen. Schon vor Jahren zog er in die Karpathen, wo er mit seiner Frau mitten im Walde auf halber Höhe de« Ge birge» in einem einsamen Blockhause wohnt Von hier au« unternimmt er gelegentlich Au-flüge in zivilisierte Gegenden, und in neuerer Zeit hat er namentlich, wa« auch au« unserer Ausstellung her vorgeht, Belgien und Holland zu Studienzwecken bereist. Im übrigen verkehrt er am liebsten mit den kleinen Leuten seiner Nachbarschaft, mit den Schmugglern, Wild dieben und Landstreichern, die er, wie man in Oesterreich Deutsches Reich. * Berlin. Von der Nordland«fahrt Sr. Majestät de» Kaiser« berichtet ein Telegramm au« Molde: Da da« Wetter sich vorgestern vollständig aufklärte, wurde die Partie nach Romsdahl unternommen Die Rückkehr an Bord erfolgte nacht« ^1 Uhr. An Bord alle« wohl. — Die Reich«-Postverwaltung hatte Anfang März Anlaß genommen, die in der Druckschrift de» Afritareisenden vr. Karl Peter« „Mißbrauch der Amt«, gemalt" gegen die Reichspost »»«gesprochenen Beschuldig, ungen für unwahr zu erklären und strafgerichtliche Ver folgung zu beantragen vr. Karl Peter« hat nunmehr an da« Reich«.Postamt von Jnjakafura im Macombe- Land ein am 2. Juli hier eingegangrne« Schreiben ge richtet, in welchem er anerkennt, daß seine Verdacht,g. ungen der Reichspost jeder Grundlage entbehren. — Der „Reich«- und Staat«-Anzeiger" hat vorgestern da« vom 2. Juli datierte Gesetz, betreffend Abänderung und Ergänzung de« Gesetze« über die Rechtsverhält, nisse der deutschen Schutzgebiete sowie eine vom 3. Juli datierte Verordnung, betreffend die Vereinigung von Wohnplätzen in den Schutzgebieten zu kommunalen Verbänden veröffentlicht. — DaS „Amtsblatt de« Reichspostamt«" veröffentlicht folgende Verfügung über die Unzulässigkeit der Beschlag- nähme und Pfändung von Postsendungen im Zivilprozeß: Da« Reichsgericht hat durch Urteil vom 20 Januar d. I. entschieden, daß eine Pfändung von Postsendungen im Zivilprozeß unmittelbar zu eine, gesetz- lich unzulässigen Verletzung des Briefgeheimnisses führen würde und deshalb unstatthaft sei. Die Vorschriften im Abschn ll Anl. 3 der « D. A über die Beschlagnahme und Pfändung von Postsendungen in bürgerlichen Rechts- streitigkeiten treten daher außer Kraft, ebenso die Vor schriften a. a. O. über die Pfändung von Postsendungen . durch solche Verwaltungsbehörden, denen da« Recht der Zwangsvollstreckung zusteht. — Die Besetzung der Verwaltungsämter auf den neuerworbenen Südseeinseln hat neuerdings die Aufmerksamkeit auf die Ausbildung unserer Kolonial beamten gelenkt. Zur Festsetzung eines einheitlichen Bildungsgänge» hat man sich bisher noch nicht fest ent schlossen, und man darf wohl hoffen, daß e« auch für die Zukunft nicht zu einer derartigen Schematisierung kommen möge. Die Verhältnisse in den einzelnen Schutz gebieten sind zu verschiedenartig, al» daß in der Be setzung der Aemter eine einheitliche Methode zur An wendung kommen dürfte. Mit dieser Frage hat sich die Kolonialabteilung schon seit 1890 beschäftigt. Zuerst hatte man die Errichtung einer Kolonialakademie im Auge; diesem Zwecke sollte da« Orientalische Seminar dienen, dem 1892 außer den Sprachklassen auch noch Vorlesungen über Tropenhygiene, tropische Pflanzenkunde und andere Disziplinen für wissenschaftliche Forschungs reisen hinzugefügt wurden. Dann wurde ein besonderer Entwurf über die Vorbildung der Kolonialbeamten au«- gearbeitet, wonach da» juristische Studium mit dem Be suche des Orientalischen Seminars organisch verbunden werden sollte. Doch befriedigte diese Vorlage auch noch nicht, die Angelegenheit wurde dem Kolonialrate vor gelegt, der eine besondere Kommission dafür ernannte und sich damit bi» 1896 beschäftigte. Damal» bestand der Plan, ein Kolonialseminar al» Nebenabteilung beim Orientalischen Seminar zu errichten. Der Kolonialrat sprach seine Zustimmung au», betonte aber, daß der Hauptwert auf die wirtschaftliche Vorbildung der Kolonialbeamten gelegt werden müsse, da mit der Erweiterung de« wirtschaftlichen Blickes auch da» Verständnis und da« Interesse für Handel und Wandel in der Kolonie belebt werde. In der Praxis war Deutschland zuerst dem englischen Beispiele gefolgt und hatte Nichtbeamte mit der Verwaltung betraut Die berühmten Reisenden vr. Nachtigal und vr. Rohlfs wurden zu Generalkonsuln in Kamerun und Ostafrika ernannt vr. Nachtigal starb bald, nachdem er die west Ursachen auS dem Wege zu gehen und dafür mit Redensarten auf den Plan »u treten Pflegt. Die Anwendung derartiger Kampfmittel wird in den meisten Fällen als Beweis dafür gelten können, daß denen, die sich ihrer bedienen, die Gedanken und die Argumente ausgegangen sind. Einen solchen Schluß wird man namentlich auS dem Gebrauche des Schlag- Worts „Scharfmacher" ziehen können. Jede Partei, m fast jede Zeitung versteht unter „Scharfmacher", „Scharfmacherei" etwas anderes. Für die Sozialdemokratie besteht die „ganze reaktionäre Masse" — selbst Herrn Bassermann inbegriffen — auS „Scharfmachern"; denn keine einzige der „bürger lichen" Parteien bestreitet, daß der Kampf gegen die sozialdemokratische Bewegung eine Hauptaufgabe der Politik darstellt. Die demokratischen Richtungen aller dings, bis in den linken Flügel der Nationalliberalen hinein, sind der Ansicht, daß dieser „Kampf" am besten in der Weise geführt werde, daß man der Propaganda der „Genossen" möglichst freie Bahn laste, daß man in Ruhe und Geduld abwarte, bis die seit Jahren verkündigte Selbstzersetzuug unter den Anhängern der roten Fahne ihren Anfang nehmen werden. Darum gilt in den Augen der Demokratie jedermann als „Scharfmacher", der einen ernstlichen Kampf gegen die Sozialdemokratie befürwortet, der der Ueberzeugung ist, daß einer Bewegung, die sich gegen den Bestand unseres Staatswesens richtet, auch mit staatlichen Machtmitteln entgegengearbeitet werden müsse. Die Nationalliberalen vom alten Schlage teilen diese Ueberzeugung mit der Rechten; sie glauben aber ihrem „Liberalismus" gewisse Zugeständnisse machen zu müssen. Darum billigen sie zwar in der Theorie staatliche Maßnahmen gegen die Sozialdemokratie, erheben aber — wie dies schon bei der ersten Sozia- listengesetzvorlage sich zeigte — allerlei Schwierig keiten, wenn die Sache praktisch angefaßt werden soll. Von einer solchen Richtung müßte man eigentlich er warten, daß sie endlich einmal mit eigenen Vorschlägen hervorträte; Zeit genug, zu solchen zu gelangen, wäre ja gewesen. Allein statt dessen häufen die Natio nalliberalen bei jedem Gesetzentwürfe, der daS von ihnen felbst gebilligte Ziel ins Auge faßt, Bedenken auf Bedenken und gelangen schließlich dazu, daß sie Seite an Seite mit Demokratie und Sozialdemokratie in der Opposition stehen. Um nun den Zwiespalt zwischen nationalliberaler Theorie und Praxis zu ver decken, wird leider auch von dieser Seite mit- dem Schlagwort „Scharfmacher" operiert, das durch Hrn. Bassermann sogar noch dem parlamentarischen Sprach schätze einverleibt worden ist. Nach der Ansicht verschiedener Zentrumsblätter sind auch die Nationalliberalen, besonders in „kultur kämpferischer" Beziehung, als „Scharfmacher" zu be trachten Thatsächlich aber könnte man die „regie rende" Partei ganz besonders der „Scharfmacherei" zeihen, wenn man die Bemühungen um die Er haltung der sozialdemokratischen Integrität in Betracht ziehen wollte. Ist in sozialpolitischer Hinsicht das Ver halten des Zentrums durch das die „Genossen", die bemüht sind,möglichsteBewegungsfreiheitundGleichbercchtigung zu erlangen, um dadurch das gesamte „Proletariat" unter ihre Herrschaft zu zwingen, sich gestärkt fühlen, vom sogenannten „Scharfmachen" gar so weit entfernt? Zweifellos ist der propagandistische Eifer und das Sclbstbewußtsein der Sozialdemokratie vergrößert worden durch die Wahrnehmung auf dieser Seite, daß ihr bei nur einigermaßen „gemäßigtem" Auftreten in Forderungen, die auf Ausbau ihrer Organisation abziclen, kein erheblicher Widerstand der Zentrums partei entgcgentritt. Man kann in der Sozialdemo kratie geradezu glauben, daß das Zentrum, um seine „ausschlaggebende" Stellung zu erhalten, darüber
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