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133 Sonnabend, den 11. Juni 1893. Erscheint «glich, «üt «»»nähme der Gönn- und Festtag«, abend» für den sol- tgendcn Tag. Prei» biertcljLhrlich I M. so Pfg monatlich d0 Pfg., Einzel-Nrn. »Pfg. Bestellungen nehmen alle Post anstalten, Postboten und die «uSgabe- ftellen de» Tage blatte» an. Zezrrksav^ Inserat-Gebühren: Einspaltige »ochu»- geile od. deren Rau« 10 Pfg. , Eingesandt und Reklamen unter de« > Skedaktionrstrich »Pfg. Nachwei» und Offerten-Annahme pro Inserat 2S Pfg. extra. Kleinster Inseraten« betrag »Pfg. Komplizierte gnferate nach beson derem Tarif. o Amtsblatt der König!. Amtshauptmannschaft Flöha, des König!. Amtsgerichts und -es Stadtrats zu Frankenberg. MMKrZOMemMch« Örtliches Md Sächsisches. . ^Frankenberg, 10. Juni 1892. ««»^^»^ ^"l hleslgen Gewerbeverein für gestern Spaziergang nach der Haus« dorier Höhe beteiligten sich insgesamt 30 Personen. Ließ auch die Fernsicht von der Höhe aus wegen Un reinheit der Lust zu wünschen übrig, so bot doch der durch die Hammerberge, Niedermühlbach und HauS- Hm-, wie der durchs Frauenholz und Attenham erfolgte schattige Rückweg einige hübsch- Stunden, während deren man gern des Werktags Last und Mühe vergaß. Obgleich die Beteiligung «on selten der Mitglieder an diesem Ausflug eine ge ringere war, als an dem im vorigen Sommer veranstal teten Spaziergang nach Ebersdorf, so herrschte doch die Meinung vor, nächstes Jahr immer wieder einen ähnlichen, aber wenn möglich mit einer musikalischen Unterhaltung oder einem Tanzvergnügen in der Nähe Frankenbergs endenden Ausflug zu arrangieren. -s Die Eintragung eines Namens in die Jnvali- dltätsquittungskarte und die Ueberklebung mit einer Marke dergestalt, daß der Name sichtbar ist, wenn die Karte gegen das Licht gehalten wird, ist nach ei nem Urteil des Reichsgerichts wegen unzulässiger Ein tragung aus Z 151 des Jnvaliditätsgesetzes zu bestra fen, auch wenn jene Eintragung lediglich eine Kon trolle über die thatsächliche Verwendung der Marke bezweckt. — Am 11., 12. und 13 Juni findet in Frei berg der 3. technische Feuerwehrtag statt. Sonn abend, den 11. Juni, Sitzung des Landesausschusses im „Hotel de Saxe" und Versammlung derVerbandS- vorsitzenden im „Bayrischen Garten". Sonntag, den 12. Juni, vormittag: Ausstellung der gesamten Feuer wehrgeräte der Feuerwehren Freiberg, Freibergsdorf und Friedeburg auf dem Obermarkt; auf dem Turn plätze Exerzitien der freiwilligen Turnerfeuerwehr Freiberg Mit der Steckleiter, mit der Landspritze und MannschaftStransp^rt, mit 4 Spritzen, 1 Hydrant und mit der Dampfspritze; Manöver der freiwilligen Turnerfeuerwehr Freiberg und der freiwilligen Feuer wehren Freibergsdorf und Friedeburg; nachmittags: technischeVorträge im „Bayrischen Garten": Professor Kellerbauer.Chemnitz über „Normale Letterprüfungen"; Oberbergrat Menzel und Professor Treptow in Frei berg über: „Sicherheitslampen und Luftapparate"; Branddirektor Weigand-Chemnitz über: „Chargierten kurs"; abends Kommers im „Bayrischen Garten". Montag, den 13. Juni, vormittag: Spaziergang nach dem Hospitalwald und Frühkaffee im Schützenhause; technische Vorführungen auf dem Turnplatz: 1) Prü- fung von Haken-, Anstell- und mechamschen Leitern, 2) Vorführung von Sicherheitslaternen und Atmungs- apparaten, 3) Vorführungen von Samariterthätigleit in Verbindung mit der Freiberger Sanitätsabteilung. — Daran schließt sich ein Ausflug nach Halsbrücke: 1) die Vorführung der alten und neuen Wasserleitung im königlichen Hüttenwerk, 2) die Besichtigung der großen Esse, 3) das Manöver der freiwilligen Orts« feuerwehr Halsbrücke. — In der Freiberger Turn halle wird eine Ausstellung von Sanitätsgerätschasten, technischen ^Neuheiten und sonstigen Fabrikaten am Sonntag, den 12.,Juni, vormittags 10 Uhr eröffnet und am Montag mittag 12 Uhr geschlossen werden. — Den Teilnehmern am 3. technischen Feuerwehrtag wird bis 14. Juni d. I. freie Rückfahrt auf den säch sischen Bahnlinien gewährt, mithin braucht nur eine einfache Fahrkarte gelöst zu werden. Auch Ausstel lungsgegenstände genießen freie Rückfahrt auf den Bahnen. . .... — Am Dienstag ertrank m einem unbewachten Augenblick in Lößnitz das 3 Jahre alte Kind des Fabrikfeuermanns Schlick in dem an der Bahnhofs straße vorüverführenden Mühlgraben. — In den Morgenstunden gestrigen Donnerstags verstarb Plötzlich infolge eines Herzschlages der Direk tor der Irrenanstalt zu Colditz, vr. Langwagen. — Wie weit die Frechheit einzelner der sogenann ten „armen Reisenden" geht, zeigt folgender Vorfall: Am 3. Feiertag mittags erschien in dem Gasthof zu Dänkritz be, Crimmitschau ein auf der Wander schaft befindlicher Handwerksbursche und bettelte die anwesenden Gäste an. Er setzte sich dann nieder, trank mehrere Glas Lagerbier und erzählte, daß er abends zuvor im Werdauer Wald einen Mann er- lochen habe, wobei er auch ein ziemlich langes Mes- er den Gästen vorzeigte. Einige Zeit darauf ent- ernte sich der Fremde und auf der Zwickauer Straße begegnete er in der Nähe der sog. „Lause-Linde" dem Wirt des obengenannten Gasthofs, welchen er anbet telte und drohte, ihn niederzustechen, wenn er nichts erhielt. Trotzdem der Strolch dabei das Messer zum Vorschein brachte, wies ihn der Wirt mit Hinweis auf feinen Spazierstock ab, worauf der Fremde sich entfernte. Am 3. Feiertag abends in der 10. Stupde wurde dieser freche Patron in einer Crimmitschauer Herberge von der Schutzmannschaft verhaftet. — In Treuen hatte am Sonnabend eine Mut ter ihre Kinder im Atter von einem halben Jahre und von vier Jahren in die Schlafkammer eingeschlossen und war ihren Verrichtungen nachgegangen. Bei ihrer Zurückkunft stellte es sich heraus, daß das kleinste Kind aus dem Bettchen gestürzt und bereits gestor ben war. Tagesgeschichte. Deutsches Reich. — Die Kieler Feste sind vorüber, der Zar ist nach Kopenhagen zurückgekehrt und die Völker gehen wieder ihrer gewohnten Arbeit nach, ohne als Folge der Be gegnung der Herrscher einen Umschwung in der Hal tung der Staaten zu erwarten. Wenn man vielfach eine wirtschaftliche Annäherung Rußlands an das deutsche Reich erhofft hatte, so liegt bisher kein An zeichen vor, daß wirtschaftspolitische Verhandlungen in Kiel auch nur angeregt seren. Es bleibt mithin in dieser Hinsicht alles beim alten. Die öffentliche Mei nung hat sich auch nachgerade seit Jahren daran ge- wöhnt, bei einem Gerücht von einer Ermäßigung rus sischer Zölle zu sägen: „Die Botschaft hör' ich wohl, allein mir fehlt der Glaube!" Vielleicht wird gleich wohl die russische Regierung demnächst Veranlassung sehen, irgend welche Anerbietungen an Deutschland zu machen, um an den Zollermäßigungen der neuen Handelsverträge teilzuneymen. Die Reichsregierung steht anscheinend nach wie vor auf dem Standpunkte, Rußland die niedrigeren Zölle nur gegen gleichwertige Herabsetzung russischer Zölle zu gewähren. Sicherlich wäre es für das deutsche Wirtschaftsleben nichts we niger als erfreulich, wenn durch die Einführung von Differenzialzöllen ein Zollkrieg mit Rußland entfesselt würde. Allein einer solchen Gefahr oorzubeugen, liegt nicht nur im deutschen, sondern auch im russischen Interesse. — Der Wortlaut der Trinksprüche in Kiel. Der Trinkfpruch des Kaisers Wilhelm lautet nach den an geblich durchaus zuverlässigen Informationen des „Kieler Tgbl." ungefähr: „Ich trinke äuf das Wohl der russischen Kaisers, den ich von diesem Augenblicke an mit allerhöchster Genehmigung als Admiral L la guits meiner Marine führe. Es lebe der Zar!" Hierauf erhob sich der Kaiser von Rußland, um den Trink- spruch rn französischer Sprache zu erwidern: „Ich bin erfreut über diefe Auszeichnung und den mir zu teil gewordenen Empfang und trinke auf das Wohl meines lieben Freundes und Vetters. ES lebe der deutsche Kaiser und die deutsche Marine!" , — Dekorierung des deutschen Kronprinzen. Wie die „Post" nachträglich vernimmt, hat auch der Kron prinz von der Regentin der Niederlande da- Groß- kreuz des Ordens des Niederländischen Löwen er halten. — Dem Bundesrat des deutschen Reichs ist daS Abkommen mit der Schweiz über den gegenseitigen Patent-, Muster- und Markenschutz, welches in Ber lin unter dem 13. April 1892 unterzeichnet worden ist, zur verfassüngsmäßigen Beschlußnahme vorgelegt worden. — Aus Hannover. Am Pfingstsonntag konnten sich einige welfische Schwärmer daS Vergnügen nicht versagen, das Reiterstandbild des ehemaligen Königs Ernst August in auffälliger Weise zu schmücken. Uttt das linke Ohr des Pferdes war ein riesiger Lorbeer kranz mit mächtiger Schleife in den «elfischen Farben befestigt. Die Polizei beseitigte den Kranz» dessen An bringung wohl dem auf den 5. Juni fallenden Ge burtstage des ehemaligen Königs galt. — Aus den Herzen der Mehrzahl der Hannoveraner hat der Füh rer der Ostener Knegerv weinSabordnung nach Fried- richsruh, vr. Hahn, gesprochen, der in seiner An sprache an den Fürsten Bismarck u. a. sagte: „Wenn auch einzelne ältere Hannoveraner die Zeiten vor 1868 noch nicht vergessen können und noch dann und wann, wie kürzlich in Geestemünde, eine gegen die Einver leibung Hannovers in Preußen gerichtete Kundgebung versuchen, so bitten wir Ew. Durchlaucht, datum nicht schlechter von uns Hannoveranern zu dnken. Die ganze jüngere Generation, die unter Preußens FähNe gedient hat, ist anderen Sinnes. Sie steht treu zu Kaiser und Reich." — Aus FriedrichSruh. Beim Empfange der Deputation des Kriegervereins Osten a. O. am ver gangenen Pfingstsonntage durch den Fürsten Bismarck in FriedrichSruh, welche demselben das Diplom der Ehrenmitgliedschaft des Vereins überbrachte, antwor tete derselbe auf das bei der Tafel durch vr. Dietrich Hahn ausgebrachte Hoch etwa.folgendes: „Herzlichen Dank für Ihre warmen Worte und die erfreulichen Mitteilungen aus meinem Wahlkreise. Ich habe mich vor meinen Wählern zu entschuldigen, daß ich das Mandat bisher nicht erfüllte. Aber, was nicht ist, kann noch werden. Das Mandat währt noch 3 Jahre, und wenn ich im Verlauf des letzten nicht die Mög lichkeit gefunden habe, auf einem für mich an nehmbaren Boden im Parlamente mitzuarbeiten, so sind diese Behinderungen im nächsten vielleicht nicht mehr vorhanden. Sie als Militärs werden eS mir nachsühlen, wenn es mir schwer wird, an demselben Orte, wo ich 40 Jahre hindurch die Politik der Re gierung vertreten habe, sie jetzt zu bekämpfen — da, wo ich Bundesgenosse war, jetzt als Gegner aufzu treten. Von der Entwickelung der Dinge wird auch mein Verhalten abhängen. Ich wünsche lebhaft, daß sich mir eine mit unseren soldatischen Empfindungen vereinbarte Möglichkeit bietet, die Pflichten gegenüber meinem Wahlkreise zu erfüllen. Bringen Sie, bitte, allen meinen Wählern die herzlichsten Grüße und trinken Sie mit mir auf Ihr aller Wohl!" — Von den zehn Anarchisten, die vor achtzehn Wochen rn Berlin verhaftet wurden, sind der „Br. Pr." zufolge sechs auf freien Fuß gesetzt worden, nachdem schon vor drei Wochen der Zigarrenhändler Arndt aus der Haft entlasten worden war. Es sind dies der Kaufmann Herzberg, Acielt, Schneidermeister Tebs, Drechsler Müller, Gemüsehändler Radau und Westdrup. Gegen diese sechs Personen ist die Suttage wegen Hochverrats fallen gelassen worden, sie werde«