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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 28.01.1905
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1905-01-28
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19050128012
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1905012801
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1905012801
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Anzeiger
-
Jahr
1905
-
Monat
1905-01
- Tag 1905-01-28
-
Monat
1905-01
-
Jahr
1905
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> >»a«h»eschlo- für Aiqelge«: Ahend-AnSgab«: vormittag« tt) Uhr. Marg«,-A»Sgab«: nachmtltag« 4 Uhr. BezugS-VrriS t» her Hanpterpedilio, »der der« AuSgaba- stell« «bgeholt: vierteljährlich ^l L—, tzet zweimalig« täglich« Znstellnng tu» Hau» ^s8.7L. Durch dir Post bezog« für Deutsch land ». Oesterreich vierteljährlich 4ckX^ für di« ädrig« Länder taut ZeitnngSpreisltst«. «etzattip» nutz Erstedttts« lüä Fernsprech« LW JohanatSgass« 8» H««-t»AUtat» Dresse«: Marirostratze S4 (Fernsprecher «ml l Rr. 17131 Haupt-Filiale Verlt«. Iar1D»»ckrr,H«zal.BayrHofbuchbaudl»„ Lützowftraßr 10 (Fernsprecher Amt VI Nr. 4608). Anzeigen-Vret» dte 6gespaltene Petitzeile LS Familien- «nd Stellen-Anzeigen 20 Atoanztell, Anzeig«. »eschästsanzet^nr ante» Text oder an besonder« ShcL« nach Tarts. Di« 4 gespalten« RektamezrÜr 7b Lnzetg« sind stet« an di« (Expedition zu richt«. Gttr«-VeU«,e» innr »Ü d« Morgen. Ausgabe) nach besonder« Vereinbarung. Die Expesttia, ist woch«tagr nnunterbrochen geöffnet do» früh 8 bi« abend« 7 Uhr. Druck und Verlaa von E. Pol» tu Leipzig lJnh. Or. L„ R. L w. «ltnthardtl MorFen-Ansgabe. 'chMerIagMall Anzeiger. Amtsblatt des Königlichen Land- und -es Königlichen Amtsgerichtes Leipzig, -es Aales «nd des Volizeiamtes -er Stadt Leipzig. Diese «»«»er tostet ß/ßtNS aus allen Bahnhosen und III I bet den Heitungs-Bertäuseru I Nr. 5V. Sonnabend den 28. Januar 1905. SS. Jahrgang. Var WHtigm vom rage. * Im Befinden des Prinzen Eitel Friedrich ist eine Verschlimmerung einge treten. Der Zustand ist ernst. (S. Dtsch. Reich.) * Der Kaiser stiftete besondere Ehren medaillen für Etsenbahnange stellte, die 26 oder 40 Jahre gedient Haden. (S. Dtsch. Reich.) 'JmWaldenburgerKohlenrevier scheint sich gleichfalls ein Aus st and der Bergleute vor zubereiten. (S. Dtsch. Reich.) * Die Genickstarre in Oberschlesien nimmt immer größeren Umfang an. Aus neun Orten wurden T o d e s f ä l l e gemeldet. In K ö n i g s- Hütte fügten bisher dreißig Personen der Krankheit zum Opfer. (S. A. a. Welt.) * Bis mittag waren 50 Verluste der ungarischen Liberalen bekannt. Der FallTiszas ist un vermeidlich, da er nicht einmal mehr mit den libe ralen Dissidenten zusammen die Mehrheit hat. (S. Ausl.) * In Riga ist Maxim Gorki verhaftet worden; die Streikrevolte hat in Riga, Libau. Mrtau und Lodz neue Zentren. (S. d. Artikel.) ,* Seit gestern hat die allgemeine Schlacht bei Mukden begonnen. Die Vcrluste sind schon jetzt auf beiden Seiten beträchtlich. Der Kampf wütet besonders heftig im Zentrum. (S. Russisch-japan. Krieg.) Var neue 5Mm aer hanaelr- verträge. Beinahe die ganze Welt ist durch Moistbegünstigungs- Verträge eng unter sich verbunden. Aber diese sind gänzlich inhaltslos, wenn nicht zugleich eine Anzahl von Tarifverträgen existieren, aus denen einige Länder an deren gewisse Zollermäßigungen gegenüber ihrem auto nomen Tarif gewähren. Kraft der Meistbegünstigungs verträge verallgemeinern sich die Vergünstigungen dann über einen weiten Kreis. Wer die Tarifverträge schließt, gibt der ganzen Zeit den maßgebenden Stempel. Das tat Napoleon III., ein überzeugter Freihändler, zu An- fang der sechziger Jahre durch seinen Vertrag mit Eng land, den er mit Eobden und Bright vereinbarte. So- gleich folgte auch der französische Vertrag mtt dem deut schen Zollverein, den Bismarck für so wichtig ansah, daß er drohte, den Zollverein aufzulösen, falls einige Einzel staaten bei ihrer Opposition gegen den Vertrag vcr- harren sollten. Andere französische Verträge (Italien, Schweiz, Belgien) schlossen sich daran. Frankreich blieb damals die zollpolitisch leitende Macht, bis eS, durch den Krieg um sein Prestige gebracht und genötigt, seine Steuern zu erhöhen, zum Schutzzoll überging. Unter der Führung von Pouyer-Ouertier vollzog sich dieser Umschwung in der Mitte der siebziger Jahre. Aber noch blieben die Handelsverträge mit ihren gebundenen Tarifen im wesentlichen bestehen und noch immer bildeten sie das Zentralsystem für die vielen und weitverzweigten Meistbegünstigungsvorträge; zu den letzteren gehört auch dar. den Deutschland rm Frank furter Frieden mit Frankreich schloß und der unkünd- bar ist. Der große Umschwung kam im Jahre 1890/91, als Frankreich seine sämtlichen alten Tarifverträge kündigte und sich durch Gesetz vom 11. Januar 1892 einen ganz neuen, bochschutzzöllnerischen Tarif mit Maximal- und Minimalsätzen gab. Tie ersteren hatten die Waren aus allen Ländern zu zahlen, die nicht divrch besondere Ver träge den Vorzug der Miirimalsätze genossen. Deutsch land gehörte natürlich kraft des Frankfurter Vertrages zu den letzteren. Aber die französische Handelspolitik ver hielt sich dock, gegen Deutschland sehr abgeneigt. Man hielt gerade d i e Sätze hoch, die Deutschlands Ausfuhr- artikel betrafen. Trotz alledem hat die bloße Fortdauer der Meistbegünstigung bewirkt, daß Deutschlands Aus- führ noch Frankreich von 188 Millionen Mark im Jahre 1894 auf 271 Millionen Mark im Jahre 1903 stieg, wäh rend gleichzeitig Frankreichs Ausfuhr nach Deutschland ähnlich , ja noch stärker, anwachscn konnte, nämlich von 214 auf 338 Millionen Mark. Der französische Zolltarif mit seinem starren Maxi mal- und Minimal-System konnte sich nur wenig als Grundlage für das ganze internationale Netz eignen. Deutschland sah daher um jene Zeit einer allgemeinen Erschwerung seiner Handelsbeziehungen entgegen. Sie hatten von 1877 bis dahin vorzugsweise auf den Ver trägen fremder Länder mit Frankreich beruht, die nun erloschen. Auch die eigenen Tarifverträge Deutschlands hatten längst aufgchört zu existieren. Mit Rußland batten wir bis dahin noch keinen geschlossen, mit den Vereinigten Staaten sind wir selbst heute noch nicht da zu gelangt. Den Vertrag mit Oesterreich-Ungarn hatte Bismarck bei dem Wechsel seiner Zollpolitik gekündigt. Mt England. Skandinavien. Holland -alten wir nur Meistbegünstigungsverträge. Wir standen also der Wahrscheinlichkeit des Eintritts eines Zustandes inhalt- oser Meistbegünstigungsventräge, vielmehr einem nahe zu vollständigen Nichts gegenüber. Dieser Stand der Dinge wird, übrigens auch zum Nachteil des Grafen Caprivi, fast immer übersehen. Ebenso pflegt man nicht zu bedenken, daß ldüe starken Zollerhöhungen in Deutschland 1879 und zweimal spä ter von Bismarck fast immer damit begründet waren, daß damit bessere Handelsverträge mit dein Auslande erzielt werden sollten, was leidor immer unterblieb. Nun war die Notwendigkeit, uns Absatzmärkte im Auslande zu sichern, gekommen. Daß die Kolonien dazu entfernt nicht ansreichen konnten, war klarblickenden Leuten schon damals kein Geheimnis mehr. Man mußte mit dem Auslände zum Abschluß kommen. Ob nun die Verträge so ausgefallen sind, wie sie sollten, das ist eine streitige Frage, in die wir hier nicht einbreten wollen. Nur soll man nicht vergessen, daß die deutsche Ausfuhr unter ihrem Walten sich von rund 3 Milliarden auf rund 5 Milliarden Mark gehoben hat. Für die Zeit von 1892 bis jetzt ist Deutschland ge worden, was Frankreich von 1862 bis 1876 und in ge wissem Sinne bis 1892 war: Dor Hauptstamm für das ganze System der europäischen Handelsvertragspolitik. Von unfern sieben Tarifverträgen hing im letzten Grunde der Handelsverkehr aller europäisck>en Staaten ab. Denn z. B. England, das keine Tarifverträge mit fremden Staaten besaß, überall aber Meistbegünstigung, kam durch unsere Verträge in den Genuß ermäßigter Zölle für seine Ausfuhr nach Rußland, Oesterreick^Ungarn, Ita- lien üsw. Ebenso hatte, wie wir neulich eingehender aus- geführt haben, Amerika den Vorteil, daß es ohne wei teres in den Besitz der von Deutschland den Oestcrrcichern und Russen gewährten ermäßigten Lebensmittelzölle kam. ... Der Unzufriedenheit der deutschen Landwirtschaft mit den 93er Verträgen haben Regierung und die große Mehr heit dos Reichstags Rechnung getragen, indem sie einen neuen und namentlich mit Bezug auf Lebensmittel stark erhöhten Zolltarif annahmen. Damit war für die Fort- dauer unseres Handelsvertrags-Systems ein heikler Zu stand geschaffen. Viele Stimmen ließen sich dahin ver nehmen, daß sich mit diesem Tarif n.iemalls Handelsver- träge mit den Hauptstaaten für Lebensmittelausfuhr, mit Rußland, Oesterreich-Ungarn, Rumänien, Nord amerika, Argentinien vereinbaren ließen. Wäre das wahr geworden, so wäre ein Zustand verhängnisvollster Unsicherheit eingetreten. Unsere Ausfuhr wäre -er Will- kür fremder Zollgesetzgebungen preisgegeben gewesen, denn die bis 1892 als Ankerbefestigung dienenden fran zösischen Verträge existieren nicht mehr. Nicht einmal die Meistbegünstigung wäre uns in einigen Ländern sicher gewesen. Zollkriege hätten sich einstellen können wie der Dieb in der Nacht. Dem ist nun durch das System der neuen Verträge vargebeugt. Tie pessimistischen Ansichten, daß keine Verträge ab- zuschließen seien, sind widerlegt worden. Mit sieben euro päischen Staaten, unter denen die wichtigsten sind, hat die Regierung neue Tarifabkomnven getroffen. Und im Anschluß daran haben wir die »wichtig en, nun durch die Tarifverträge wieder belebten Meistbegünstigungsvor- träge mit England, Frankreich, Holland, Skandinavien und vielen außereuropäischen Staaten. Wie die Ver- träge im einzelnen aussehen, wissen wir noch nicht Es ist sick>er, daß die Urteile darüber vsrschieden ausfatlen werden, je nach dem Standpunkt des Urteilenden wie auch nach dem, womit man sie vergleicht. Dis gemäßigt urteilenden Agrarier werden sich vergegenwärtigen, daß erst durch die Verträge das Inkrafttreten des neuen Tarifs möglich wird und daß sich der Schutz für deutsche landwirtschaftliche Erzeugnisse um etwa die Hälfte er höht. Dagegen werden die Extremen zornig sein, daß ihnen nun doch die übertriebenen Sätze des neuen Tarifs wieder entrissen werden, wenigstens Europa gegenüber und auch gegenüber den Vereinigten Staaten, Argen tinien und den englischen Kolonien, falls nicht etwa die Reichsrvgierung die betreffenden Verträge mit diesen kündigt. Die AuSfuhr-Industrie wird beklagen, daß di« fremden Zölle fast durchweg erhöht werden, der Absatz nach dem Auslande also leiden muß. Allein, wenn sie sich die Möglichkeit vergegenwärtigt, daß die Regierung, wozu sie die Macht hatte, die asten Verträge kündigt und den neuen Tarif in Kraft setzt, und dann ihre Ausfuhr allen Fährnissen des vertrvgSloscn Zustande« preisge- .geben ist, wie ein Schifflein auf offenem Meere, so wird auch sie das Zustandekommen der neuen Verträge be- grüßen. Man möchte fast sagen: Beendet nach langem, verderblichem Streit Ist die vertragSlose, die schreckliche Zeit, freilich nicht die gewesen«, sondern di« bevorstehend«. Für zwölf ob« dreizehn Nähr« (wahrscheinlich bi» Anfang oder Ende 1918) sind sichere Verhältnisse geschaffen, Ver hältnisse, die wohl durch ein Abflauen der Schutzzollten denzen in aller Welt verbessert werden können, indem man sich zu neuen gegenseitigen Ermäßigungen ver einigt, aber nicht verschlechtert werden. Gegen Zoll- erhöhungen ist ein Damm aufgerichtet. Weitere Er mäßigungen kann man immer noch vollziehen, wie Deutschland auch nach Abschluß des französisckien Handels- Vertrags tat. Ob nicht ein ähnlicher Umschwung in den Ansichten einbreten wird, wie um 1878/79, weiß heute niemand. Wir wären heute in Deutschland noch frei händlerisch, wenn nicht der ungeheure Zuwachs an Lebensmittelproduktion durch die neuen Kontinente die Preise so gedrückt hätte. Ein solcher Umstand kann sich nicht wiederholen, denn neue Kontinente gibt es nicht mehr. Wohl aber kann deren Ucberschuß durch den Zu wachs an eigener Bevölkerung stark verringert werden. Es ist denkbar, daß die Vereinigten Staaten uns einst weder Weizen noch Mais noch Speck mehr schicken, weil sie alles selbst gebrauchen. Fairer; geburtttag im Krick». Am Freitag mittag nahm der Kaiser im Berliner Schloß die Glückwünsche des StaatSministeriums entgegen und begab sich dann nach dem Zeughaus zur Paroleausgabe. Das Publikum brach beim Anblick des Monarchen in laute Hoch rufe au«. Nach der Rückkehr des Kaisers inS Schloß fand eine Frühstückstafel statt, nach der der Kaiser sich nut den Prinzen August Wilhelm und Oskar nach Potsdam begab. Äon Ordensauszeichnungen, die der Kaiser heute verlieben hat, sind zu erwähnen: den Schwarzen Avlerorden erhielten Oberstkäm.nerer Fürst zu SolmS-Barutb und Admiral von Hollmann, die Kette zum Hohenzollernschen HauSorden I. Klasse mit Schwertern am Ringe General adjutant von Scholl, den Roten Adlerorden I. Klasse mit Eichenlaub und Krone Generaladjutant von Hülsen- Haeseler. Ferner erhielten: baS Großkreuz des Roten .Adler-Ordens mit Eichenlaub FinanzministerFrhr. n. Rhein baben, den Roten Adler-Orden 2. Klasse das Herrenbaus mitglied ».Mendelssohn, die Krone zum Roten Adler- Orden 3. Klaffe mit Schleife der Marinemaler Salz mann, den Noien Adler-Orden 3. Klasse mit Schleife der Direktor des Hohenzollernmuseums Professor Seidel, den Noten Adler-Orden 4. Klaffe der Kabinettssekretär der Kaiserin Bebr-Pinnow, den Kronenorden 1. Klaffe Pro fessor v. Bergmann, den Stern mit Brillanten zum Kronenorden 2. Klasse Generalintendant v. Hülsen, den Kronenorden 2. Klaffe Professor Güßfe ldt, den Kronenorten 3. Klasse das Herrenhausmitglied Graf Scherr-Thoß, Balduin Möllhausen, daS Mitglied des Herrenhauses Arnold ».Siemens, Bildhauer Professor Manzel. Ferner er hielten den Roten Avler-Orden 1. Klasse der württembergische Kriegsminisler General Schnuerlen, den Roten Adler- Orden 2. Klaffe der russische Militär-Altacbö Oberst Schebeko, den Siern zum Kronen-Orden 2. Klasse der Abteilungschef des Generalstabes Generalmajor Graf Moltke, die Rote Kreuzmedaille 2. Klaffe Oberpräsivent Windheim-Kaffel. An Persönlichkeiten aus dem Königreich Sachsen wurden folgende Auszeichnungen verliehen: der Rote Avlerorden 3. Kl. dem kgl. sächs. Obersten v. Werlhofs, L I» suito der Armee und Mitglied deS Reichsmilitärgerichts: die Rote Kreuz-Medaille 2. Kl. dem pens. Sekretär der Kreishaupt- Mannschaft Dresden, Hübler in Blasewitz. Tie Rote Kreuz-Medaille 3. Kl. dem kgl. sächsischen General major z. D. Preußer in Dresden, dem kgl. sächsischen Generalmajor z. D. Polen in Leipzig, dem Kandidaten der Theologie undBürgerschullehrer Kretschmar in Leipzig, dem Freibankverwalter am städtischen Schlachthofc Raniysch in Meißen, dem Webermeister Büttner in Glauchau, dem Kaufmann Hofmann in Lommatzsch, dem Expedienten Paenitz in Limbach. AuS allen Teilen deü Reiches gehen fortwährend Mel dungen über festliche Veranstaltungen zur Feier deS Geburts tages deS Kaisers ein, an denen sich Militär, staatliche Be hörden, Gemeindevertretungen, Schulen und Vereine jeder Art, in denen alle Schichten der Bevölkerung vertreten sind, be teiligten. Ucber die Garnisonen wurden Paraden abgenommen. Kirchliche Feiern sanden in allen Orten statt und zahlreiche Festbankette vereinigten die Behörden und die Bürgerschaft zur Ehrung des Tages. Die Gefühle der Verehrung für den Kaiser und das kaiserliche HanS fanden in den gehaltenen Festreden heute besonders innigen Ausdruck in dem überall geäußerten Wunsche nach einer baldigen Genesung des Prinzen Eitel Friedrich. In Hannover gestaltete sich derKaiser - kommerS der Stueentenschaft der Technischen Hoch schule zu einer besonders lebhaften Kundgebung. Die Hauptredner der Studenten betonten unter lebhafter Zu stimmung und unter Anknüpfung an die letzten Vorgänge, daß die Studentenschaft immer freiheitliche und nationale Ideale pflegen und sich nicht beuaen werde; dem Kaiser werde sie stets Vie Treue bewahren. Der Rektor Geh. Rat Bark hausen vermied in seiner Antwort jede Anspielung auf die Ausführungen der Studenten. Die Studenten hatten es ab sichtlich unterlassen, Wichs anzulegen. vir kririr in knrrlsna. Die «fft)i«lle Darstellung «n- Vie Wirklichkeit. Aus Petersburg wird gemeldet, daß vorgestern abend den ZeitungSredaknonen durch ein Rundschreiben der Ober- pretzverwalkung untersagt worden ist, Auslassungen oder Mitteilungen über den Ausstand zu veröffentlichen. Einen der Wahrheit entsprechenden Eindruck empfängt man durch einen Artikel der ohne Präventidzeusur in Moskau erscheinenden „Wjebomvsti",de«sog. „Prosessorenblatt«",daSLn- erkaUntermaße» di« Ansichten der russischen I»trllige»z ver» kkrprrt. Hier beißt es: „D,e drohende Bedeutaug der Petersburger Ereignisse kann gar nicht überschätzt werden und muß jeden Vaterlandsfreund rum ernstesten Nachdenken bringen. In weiten Schichten der Be völkerung herrscht eine tiefgehende Unzufriedenheit, welche sich nicht mit den Mitteln und Methoden der Bureau- kratie, sondern nur durch eine radikale Reform unseres Staatsorganismus beseitigen läßt. Man darf die Peters burger Ereignisse nicht für gesondert betrachten, sondern muß sie als Teclerscdeinung einer großen und mächtigen Bewegung an sehen, die sich nicht durch Bajonette und Kugeln unterdrücken läßt. Um in der jetzigen kritischen Zeit den allgemeinen Drang nach größerer Freiheit und nach einer festen Rechtsordnung zu befriedigen, gibt eS nur ein Mittel, und daS ist die Einberufung von Repräsentanten deS Volkes, die auf gesetzlichem Wege an der Losung der wichtigsten Fragen deS modernen Lebens mitzuarbeiten bestimmt sind. Das ist die Forderung Aller, die Freunde des Friedens und der Ordnung sind und ihr Vaterland aufrichtig lieben." Diele ernste und würdige Auffassung eines der führenden B älter Rußlands erhält eine treffende Illustrativ» durch das Verhalten derSemstwoS von Nowgorod, die ein Telegramm an den Minister absandten, in dem ein energischer Protest gegen die Petersburger Vorgänge erhoben und die Einberufung von fteigewählte» Vertretern deS Volkes zur Teilnahme an der Regierung gefordert wird. Für die vom jetzigen Militär- und Polizeiregiment zur Ver tuschung gewählten Mittel ist die folgende Note des Peters burger Telegraphenbureaus bezeichnend: Der Mangel an Vertrauen, der in auswärtig« Zeitung« gegenüber der Einsetzung eine- Genrralgouverneur» als einer geeigneten Maßnahme zur Besserung der Lage zum Ausdruck gelangt ist, hat in hiesigen amtlichen Kreisen und an der hiesigen Bvrse Erstaun« hervor gerufen. Der Eindruck der Maßregel ist hier rin ganz anderer gewesen, der in einer kräftigen Befestigung tu Erscheinung getreten ist. Die Einsetzung eines Genrralgouverneur- wird hier als eine zeitweilige Maßregel mit Rücksicht aus die außergewöhnlichen Ereignisse ausgefaßt. Die letzt« Ereignisse haben gezeigt, daß die Polizei nicht imstande war, der Arbeiterbewegung vorzubeug« oder sie zu letten, da die Arbeiter auf den Weg politilcher Forderung« geführt wurden, und daß unter den gegenwärtigen Verhältnissen lediglich eine Persönlichkeit, die mit außerordentlichen Vollmachten ausgritattet ist, die Ruhe wieder verstell« kann, die die erste unabweisliche Bedingung für die Einführung von Reformen ist. Man hat Unrecht, in der Einsetzung eine« Genrralgouverneur« eine Aenderung der Verwaltung in der Richtung der Reaktion zu seh«. Der Umstand, daß der Generalgouverneur den ersten Schritt in sein« Tätigkeit damit getan hat, daß er zusammen mit dem Finanzminister die Erklärung an die Arbeiter unterzeichnete, in der eine Reihe von Reformen auf dem Gebiete der sozial« Gesetzgebung angekündigt wurde, zeigt, daß der Generalgouverneur nicht für Reprejsivmaßregeln ernannt ist und daß nicht die Ordnung durch dieses Mittel wieder hergestellt werden soll, sondern durch eine Befriedigung der gerechten Forderungen der Bevölkerung. Der in Paris weilende Großfürst Nikolaus Michajlowitsch erklärte, er habe direkte Depeschen von verschiedenen Seiten erhalten und könne nur sein lebhaftes Bedauern aussprechen über die tendenziösen Entstellungen, die von vielen Zeitungen veröffentlicht worden seien. Der Großfürst versichert, die ihm zugegangenen Depeschen ließen hoffen, daß er bei seiner Rückkehr nach Petersburg dort geordnete Zustände autreffen werde. Wie direkt ge meldet, bat der Petersburger Stadtverordnete Schuittuikow nach 27ftändiger Haft die Freiheit wieder erhalt«. Aeutzerrrngen -es General» Lrexen». Der Korrespondent deS »Daily Telegraph* meldet, General Trepow habe sich zu einem deutschen Korrespondenten ge äußert, eS sei sicher und könne bewiesen werden, daß die ganze Bewegung von Juden arrangiert wurde. Die Absicht dieser ewigen Feinde Rußlands sei gewesen, Schwierigkeiten für das Zarentum während dieser kritischen Situation der russischen Geschichte her beizuführen. Auch der Petersburger Berichterstatter des „Standard" batte am Donnerstag eiue Unterredung mit Trepow, welcher erklärte, die Ordnung werd« bald gänzlich wieder hergestellt sein und er hoffe, daß die von ibm und dein Finanzminister veröffentlichte Kundmachung von bestem Erfolge begleitet sein werde: „Ich befürchte nicht-, wa-einer Bomhenara gleichkäme." Die Statuten -e» peter»b»«rger Arbeiterverein». Die „Schles. Ztg." gibt di« Statuten de« „Verein- der russischen Fabrikarbeiter der Stadt St. Petersburg", die am 28./1b. Februar 1904 vom damaligen russischen Minister deS Innern von Plehwe bestätigt worden sind, wieder. Sie enthalten nachstehende Bestimmungen: 1) Zweck des Vereins ist: n. die Mitglieder während der arbeits frei« Zeit zu einer nüchternen und verständigen Beschäf tigung anzuholten, die sowohl ihrer geistig-sittlich« wie idrer materiell« Lage förderlich ist' d. da« Nattonalgefühl der Arbeiter zu erwecken und zu kräftigens; o. eine vernünftige Auf fassung der Arbeiter über ihre Pflichte» und Rechte zu entwickeln, und ck. für eine Besserung der Arbeitsbedingungen wie des Leben« der Arbeiter tätig zu sein. AIS Mittel zur Erreichung dieser Zwecke sollen dienen: ». da unbedingte Verbot de« Spiel« um Geld in den Räumen dr- VereinS, desgleichen das Verbot des Genusses spirituüser Getränke; t>. die Beschaffung nützlicher Lektüre, Grün- dn»g einer Bibliothek und einer Lesehalle, Bildung musika lischer Chöre und Veranstaltung von Konzerten, Familien- übenden "sw.; o wöchentiiche Mitgliederversamm lungen »ur Erörterung der eigenen Bedürfnisse wie zur Selbst- bcldung; a. Veranstaltung von Disputen religi»«-moralischen Charakter« sowie von Lefrabenden: e. Veranstaltung von Vorträgen über allgemein bildend« Gegenstände, auch über die Arbeiterfrage: k. Gründung eine- Unterstützungsfond« für die Arbeiter und einer Sterbrkassr; g Errichtung eine« TerhauseS und eine« Konsumverein« der Arbeiter. Ver Verein hat rin« Vorsitzenden »nd besteht an« einem Rat« verantwortlicher Person« «nd au« einer unbegrenzten Anzahl von Mitgliedern, die in wirklich« Mitglieder, Gönner d«< Verein« und Ehrenmitglieder zerfall«. Der Vorsitzende de« Verein, wird von dem Rate der verantwortlichen Person« ans drei Jahre ge wählt. und zwar an« den intelligent« »reisen weltliche, atz«, geistlichen Berufe«. Der Vorsitzende des Verein« gilt als Ve- vollmächtigter t, all« Lagelearnhrtde» Da rr der tzauptleitar «nd Kontrolleur der gesamten Tätigkeit des Verein« ist, so gM « al« hauptsächlich^« »erantwortungSvoll» Parso» gegeistza,
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