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für Bischofswerda, Stolpen und Umgegend^ Amtsblatt -es Königlichen Gerichtoamtes un- -es Sta-trathes zu Dischosswerda. Vkse Zeitschrift erscheint wöchentlich zwei Mai, Mittwoch» und Sonnabend«, und koket einschließlichr>er Sop»« pmd« erscheinenden „belletristischen Beilage" vierteljährlich 12ft, Rge. Inserate werden bi« Dien«tag« und Freitag« früh 8 Uhr angenommen und kostet die gespaltene Eorpuszeile oder deren Raum 8 Pfennige. -^36.1 Sonnabend, de« S Mai. 1871. Deutsches Reich. In der 28. Sitzung am Dienstag, den 3. Mai, welche Präsident Simson um 111 Uhr eröffnete, leitete nach einigen geschäftlichen Mittheilungen der Reichskanzler Fürst Bismark die erste Berathung über den Gesetzentwurf, betr. die Vereinigung von Elsaß und Lothringen, mit folgender Rede, welche nach übereinstimmenden Urtheilen der Reichstags mitglieder und der Presse zu den besten gehört, die er je gehalten, ein: Ich habe zur Einleitung des vorliegenden Gesetzentwurfs nur wenige Worte zu sagen, lieber einen Theil desselben wird die Dis kussion Gelegenheit geben, mich zu äußern. Das Hauptprincip ist aber die Frage, ob Elsaß und Lothringen dem deutschen Reiche einverleibt werden sollen. Ueber dieses Princip scheint mir , eine Meinungsverschiedenheit nicht zu herrschen, denn eine solche ist während des Krieges nicht zu Tage getreten. Wenn wir uns 10 Monate zurückdenken, so werden wir aussagen können, daß es damals keinen Deutschen gab, der nicht den Frieden wollte, ausgenommen natürlich diejenigen krankhaften Personen, die den Krieg wollten, in der Hoffnung, ihr eigenes Vater land werde unterliegen. Doch sind das Ausnahmen, nicht würdig hier erwähnt zu werden, ich zähle sie nicht zu den Deutschen. Die Deutschen in ihrer Einstimmigkeit wollten dm Frieden, aber ebenso einstimmig waren sie in der Ueberzeugung, wenn Gott ihnen den Sieg verliehe, Bürgschaften zu suchen, welche die Wiederholung eines ähnlichen Krieges unwahrscheinlich und die Abwehr leichter machten. Die fortwährenden Kriege mit Frankreich hatten, da sie wegen der Zerrissenheit Deutschlands meist zu unserem Nachtheil gereichten, eine militärisch geographische Grenze geschaffen, welche für Frank reich voller Versuchung, für Deutschland voller Drohung war. Ich kann die Lage nicht schlagender characterisiren, als durch eine Aeußerung des ver storbenen Königs Wilhelm von Würtemberg, welche derselbe mir gegenüber that, aks wir zur Zeit des Krimkrieges ganz gegen unser Interesse gedrängt wurden, für die Westmächte Partei zu nehmen. Da sagte er mir: „Ich theile Ihre Ansicht, daß wir kein Interesse haben uns in den Krieg zu mischen^ Btch«undjwanziüsttr Jahrgang. aber so lange Straßburg ein Ausfallspunkt für eine überlegene Truppenmacht ist, muß ich gewärtig sein, daß mein Land von französischen Truppen überschwemmt wird, ehe der deutsche Bund mir zu Hilfe kommt. So lange Straßburg nicht deutsch ist, wird es stets ein Hinderniß für Süddeutschland sein, sich her deutschen Einheit ohne Rückhalt hinzugeben. Ich glaube, dieser Ausspruch zeichnet die Verhältnisse am treffendsten. Der Theil des Elsaß, der sich bei Weißenburg in das deutsche Gebiet hineinschiebt, trennte Süddeutschland von Norddeutschland fast wirksamer als die politische Mainlinie, und es ge hörte der hohe Grad von Begeisterung bei unseren süddeutschen Bundesgenoffen dazu, um ungeachtet dieser nahen Gefahr keinen Augenblick anzustehen, die Gefahr Norddeutschlands als die ihrige an zusehen und gemeinschaftlich mit uns zu kämpfen. Wie Frankreich jeder Zeit bereit war, den Versuch ungen der Ueberlegenheit in jener vorgeschobenen Bastion zu erliegen, haben wir im jüngsten Jahr zehnt gesehen. Es ist bekannt, daß ich noch am 6. August 1866 in dem Falle gewesen bin, den französischen Botschafter bei mir eintreten zu sehen, um mir das Ultimatum zu stellen, Mainz an Frank reich abzutreten oder die sofortige Kriegserklärung entgegenzunehmeu. Ich sagte ihm: „Gut, dann ist der Krieg erklärt." Er reiste mit dieser Antwort nach Paris, dort besann man sich in wenigen Tagen anders und sagte, die betreffende Instruction sei dem Kaiser während einer Krankheit entrissen worden. Die weiteren Versuche in Bezug auf Luxemburg sind bekannt, ich komme darauf nicht zurück. Es wurde uns von den neutralen Mächten vorgeschlagen, wir sollten uns mit Erstattung der Kriegskosten und Schleifung der Festungen in Elsaß und Lothringen begnügen. Indessen abgesehen davon, daß dies eine schwer wiegende Last für das Souveränetätsgefühl der Franzosen gewesen wäre, blieb dabei die geo graphische Configuration ^Gestaltung) dieselbe, da der Ausgangspunkt der französischen Truppen immer noch zu nahe an Stuttgart und München gelegen hätte. Außerdem ist Metz so gelegen, daß die Kunst sehr wenig zu thun hat, um es zu einer sehr festen Stellung zu machen. Ein Andres war — und daS wurde ja auch von den Einwohnern von Elsaß und Lothringen befürwortet, au« diesen Gebieten einen