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Nr. 4V. Iriedrich Georg Wecks-. ^64. Deutsche Neunmldzwlmzigster Jahrgang. Zu beziehen durch alle Buchhandlungen und Postämter. Wöchentlich ein Bogen Herausgegeben von vr. Otto Dammer Ueber die Darstellung des Purpnrins und Alizarins ans Elsässer Krapp nach E. Kopp's Verfahren in der Fabrik von Schaafs nnd 2anth in Wasselnheim fWasselonue). Bericht von Bares will. Kopv's Verfahre» besteht im Wesentlichen darin, den Krapp mittelst einer schwachen Lösung von schwefliger Säure bis zur gänzlichen Erschöpfung auszuziehen; die filtrirte Flüssigkeit auf 30" bis 40" C. zu erhitzen, um so das sich abscheidcnde Pnrpurin zu gewinnen und dann bis zum Kochen zu erhitzen, wobei sich das Ali- zarin ausscheidet. Schaaf und Lauth, welche dieses Verfahren anwenden, liefern für die Industrie derlei Produkte: ein zur Färberei sehr geeignetes Garanzin, nämlich den durch schweflige Säure erhitzten Krapp; das Purpurin, eine sehr schöne rothc Substanz, als trockenes Pulver, und das grün gefärbte Alizarin, welches sie gemischt mit , fremdartigen Substanzen, die für seine Anwendung nicht schädlich sind, j darstellen, das man jedoch reinigen kann. Das letztere Produkt wird als Teig oder als trockenes Pulver verkauft, je nach dem Belieben des Käufers. Die Schaaff-Lauth'sche Fabrik liegt in geringer Entfernung stromauf von Waffelnheim (Wasselonne, Depart. Niederrhein», vor einem von klaren Gewässern durchflossenen Thale. Sie bestellt aus einem großen, rechteckigen Gebäude von einer Etage, mit einem als zweites Stockwerk dienenden Dachstuhle. Im Erdgeschosse steht die vierpferdige Dampfmaschine mit Zubehör; es befindet sich dort ferner ein großes Probirlaboratorium, eine starke hpdraulische Presse, dann das System von Kufen oder Bottichen, welches auch noch einen Tbeil des ersten Geschosses cinnimnu, und ein Tbeil des zur Darstellung des Garanzin erforderlichen Rohmaterials. Im Dachgeschosse befinden sich die Reservoirs für das schwefligsaure Wasser, für das kalte und das warme Wasser und für die Macerationsflüssigkeit. Diese sämmt- ! lichen Flüssigkeiten können mittelst Pumpen und Röhren in die ver schiedenen Recipicnten geleitet werden; auf diese Weise läßt sich Wasser und Dampf fast ohne alle Handarbeit überall hin vertheilen. Das , System umfaßt zwei Macerirbottiche, ferner drei Reihen von über- ! einanderstehenden Bottichen, deren jede aus einem Bottich für Pur purin, einem dergleichen für grünen Alizarin und zwei kleineren zum Decantiren für das Alizarin und Purpurin besteht. Das üblige Material zur Darstellung des GaranzinS und der Apparat zur Ent- ! Wickelung der schwefligen Säure befinden sich in einem geräumigen ! Hofe. In verschiedenen Nebengebäuden befinden sich Trockenräume für den Krapp und für das Garanzin (diese werden durch die Ucber- j Hitze einer Ziegelbrennerei geheizt), die verschiedenen Magazine und die Krappmühle, welche letztere aus sechs Paar durch eine Turbine ! getriebenen Mühlsteine besteht nnd zum Mahlen des Krapps und des GaranzinS dient. Die Arbeiten sind in folgender Weise organistrt. Gegen Ende des Herbstes bringen die Elsässer Landwirthe ihre unmittelbar nach dem Einsammeln in den Hauptorten der Krappbaugegenden ge- ! trockneten Krappwurzeln zur Fabrik, wo sie probirt und nach ihrem Grade (Gehalte) bezahlt werden. Auf diese Weise wird der für ein Betriebsjahr erforderliche Borrath binnen wenigen Wochen beschafft. Die verschiedenen Lieferungen werden in horizontalen Lagen aufgeschichtet und der jedesmalige Bedarf wird durch Vertical- schnitte davon weggenommcn, so daß von dem Krapp immer ein Durchschnitt der verschiedenen im Magazin vorhandenen Qualitäten verarbeitet wird. Die Wurzel wird vor dem Mahlen nochmals ge trocknet, wobei etwa 6 pCt. verloren gehen. Das Mahlen beginnt, sobald die letzte Lieferung angekommen ist und dauert ununterbrochen fort, bis der ganze Vorrath gemahlen ist. Das Pulver wird, sobald es aus den Mühlen kommt, sorgfältig in Fässer verpackt, so daß es von Feuchtigkeit nicht leiden kann. Somit ist das Mahlen des Krapps hauptsächlich Winterarbeit; in der schönen Jahreszeit werden die Farbstoffe dargestellt, und auf diese Weise ist ein beschränktes Personal zum Fabrikbctriebe ausreichend. Der zur Bereitung des selnvefligsauren Wassers dienende Apparat ist sehr einfach und ökonomisch; er besteht aus einem vertikal stehenden, aus Tannenbrcttern zusammengefügten Kasten (gerades Prisma mit quadratischer Grundfläche), welcher oben in eine abge stumpfte Pyramide endet und dessen innerer Raum durch abwechselnd stehende durchbohrte Bretter in Fächer gethcilt ist- Diese Fächer sind mit Hobelspänen von Tannenholz gefüllt, welche durch kleine, an den Scitcnwänden des Kastens angebrachte Tbürcn eingcbracht und aus gewechselt werden, sämmtliche Theile des Kastens sind mit Holzpflöcken verbunden, ohne jede Anwendung von Eisen, Im Innern der abge stumpften hölzernen Pyramide mündet ein rechtwinklig gebogenes, verbleites, kupfernes Rohr, durch welches ein vertikaler Dampfstrabl eintritt, der einen kräftigen, rcgulirbaren Zug hcrvorbringt. Die schweflige Säure wird durch Verbrennen von Schwefel erzeugt, womit die Sohle eines aus Ziegelsteinen aufgeführtcn