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Sächsische Elbzeitung Tageblatt für die Änthali die aiMlichcn Bckanniinachiingcn für den Stadlral, das Ainlsgcrlchi, das Hauplzollamt Bad Schandau und das Finanzamt Sebnitz. — Bankkonto: Stadlbank Bad Schandau Nr. 12. — Postscheckkonto: Dresden 33 327. Fcrnspr.: Bad Schandau Nr. 22. — Drahtanschrift: Elbzciumg Siad Schandau. Erscheint täglich nachmittags 145 Uhr mit Ausnahme der Sonn- und Feiertage. Bezugspreis: srci Haus monatlich 1,85 NM. «cinschl. TrägcrgcldI, für Selbst abholcr monatlich 1,05 NM„ durch die Post 2M NM. cinschl. Bcstellaeld. — Einzelnummer 10. mit Illustrierter 15 Psg. — Bei Produktiousverieuernngen. Erhöhungen der Löhne und Maicrialienprcisc behalten wir uns das Ncchl der . Nachsordcrung vor. Sächsische Schweiz Tageszeitung siir die Landgemeinden Altcndors, Mcingictzhubel, 5Uetnhcnuers. dors, strippen, Lichtcnhain, Miticlndors, Ostrau, Porschdorf, Postclwitz, Prossen, Rathmannsdorf, Ncinhardtsdors, Schmilka, Schöna, Wallersdorf, Wcudischfähre, sowie siir das GcsaiMgcbict der Sächsischen Schweiz. Truck und Verlag: Sächsische Elbzeitung Alma Hieke, Inh. Waller Hieke. Verantwortlich: Waller Hieke. Anzeigenpreis <in SlM.l: Tie 7gespallcne 35 mm breilc PclUzeilc 2» Pfg., für answärlige Auslraggebcr 25 Pfg., 85 mm breilc Ncklamczcilc 80 Pfg. Tabcl- larischcr Sah nach besonderem Tarif. Bei Wiederholungen wird entsprechender Rabatt gewährt. Anzeigenannahme für in- und ausländische Zeitungen. Siänhiae Wochenbeilaaen: »Unterhaltung uno Wissen", „Das Unterhaltungsblatt", Das Leben im Ritd" iFft' .. ' „Sie Frau und ihre Welt", Illustrierte Sonntagsbeilage: LkVVN INI Oliv Nichterscheinen einzelner Nummern infolge höherer Gewalt, Streik, Aussperrung, Betriebsstörung berechtigt nicht zur Bczugspreiskürzung oder zum Anspruch auf Lieferung der Zcitnng. Bad Schandau, Freitag, den 1. April 1032 Nr. 76 76. Jahrgang Der unerträglliHe SteuervruE. Obwohl die Erkenntnis, das; eine llcbcrdrchung der Steuer schraube die öfscutlichcn Lassen durchaus nicht siilll, sondern nur die einzelnen Zweige der Wirtschaft nacheinander znm Abstcrbcn bringt, in Deutschland längst Allgemeingut gewor den ist, hat die Negierung im Lause der kehlen 114 Jahre nicht aufgchörl, eine Slcucrwclle nach der anderen zu cntfcssclu, uud das Ergebnis ist der heutige wirtschaftliche Z u s a m in enbru ch. Spätere Generationen werden einmal den -köpf über die seltsame Wcltfrcmdhcit schütteln, in der man in dem kapUalarmcn Deutschland der Nachkriegszeit unter dem Antrieb einer marristischcn Ideologie eine ausgesprochen kapi- talscindlichc Steuerpolitik betrieben hat. Einen eindrucksvollen Kommentar bilden die Ausführnu gen, die in der letzten Hauptversammlung der seit 50 Jahren bestehenden Löln Lindenthalcr Melallwerle der Vorsitzende des Aussichtsratcs Lommcrzicnrat Hanau machte. Nach der Feststellung, dass zur Zeit eine Rentabilität völlig ausgeschlossen sei, und das; nicht einmal die steuerlichen Verpflichtungen ver dient würden, bemerkte er: „Die Abgaben betragen zur Zeit 7 bis !> Prozent des investierten .Kapitals, gleichgültig, ob verdient wird oder nicht, l!) Wie lange kann überhaupt eine solche Steuerpolitik getrieben werden? Scheu die Behörden denn nicht ein, das; man nicht züglet ch H e u n e u u d Ei beanspruchen kann? Die Leistungsfähigkeit wird behördlicherseits systematisch untergraben, mau verlangt schier Unmögliches. Insgesamt ernährt das Werk 500 Personen. Sic verfallen demnächst der öffentlichen Fürsorge, falls die Steuer bchärdc nicht das notwendige wirtschaftliche Empfinden besitzt. Wir würden gern von der Steuerbehörde die notwendigen Bc lchrnngen und Vorschläge annchmcu. Unsere Direktoren wollen aus einige Monate ihren Sorgenstuhl verlasse». Vielleicht sind unsere Steuerinspektoren und Regicrungsräte begabter, iudn stricll und wirtschaftlich routinierter. Mau mache doch einmal den praktischen Versuch des Austausches. Alle warten wir aus das Wunder, das uns seit Jahren in Aussicht gestellt wurde." Ter bittere Sarkasmus der letzten Sätze ist nur zu bercch tigl. Er trifft das ganze System, au dem wir jetzt erkrankt sind, und das die privaten Unternehmungen ohne Nias; schröpft, fesselt, belastet und aushöhlt, ihnen aber Ivie znm Hohn die wirtschaftliche Verantwortung beläszl, obwohl doch die söge nannte Freiheit der Wirtschaft schon längst zu einer Fiktion ge worden ist. Wäre es da nicht in der Tal besser, wenn die össeulliche Hand nun auch die Verantwortung siir die Füh rung der Unternehmungen übernähme? Wenn dann die Bü rokralic auch nur halb so viel Findigkeit und Rührigkeit aus brächte, wie sie jetzt im Ausdenken vou Laste», i» der Fabri kalion vo» Gcsetzesparagrapheu »»d im Ausguetsche» der Win schäft beweist, da»» müsftc ja alles i» schönster Ordnung sein. Oder auch nicht! Eher ist anznuehme», das; schon ein einziger Tag, an verantwortlicher Stelle der Wirtschaft zugebrachl, aus einem Saulus eine» Paulus machen und ihn die vollendete Unsinnigkeit und Gefährlichkeit eines Systems erkennen lassen würde, dem er bis dahin ahnungslos gedient hat. Absurd ist ein noch zu schwacher Ausdruck, »m die Folge» z» kciiiizeichiic», die der unerträgliche Steuerdruck zeitigt. H ä u s c r w erde» abgerissen,u m v o » d e r H a u s z i n s st c u e r l o s z u k v m in c m Aus Frankfurt wird be richtet, das; der Eigentümer eines Wohngrmidstücks beim Grimdbuchamt die EiiUragung der Verzichtleistung beantragt Hal weil er der Steuer- uud Unterhaltspflicht nicht genüge» la»». Im Siegburg hat mau, um Steuern zu erspare», die Gebäude der ehemaligen Geschoszsabrik abgebrochen und damit, wie es in einer Zeitungsnotiz hics;, die letzte Hossuung der Stadt vernichtet, wieder wie einst eine blühende Industrie zu bekomme», die Tausende» Arbeit u»d Brot gab. Und in Eh renbreilenstei» hat der Finanzausschns; das Ersuchen der Sleueraussichtsbehörde um Einstcüung eines weitere» Gerichts vollziehers zwecks nachdrücklicher Beitreibung der Staals- steuer» mit der Begründ»»», abgelehnt, das; die E i » w o h » c r s ch a s t ; a h l » » g s » » säht g sei und a » ch einige G e r i ch t s v o l l ; i e h e r m c h r die t e » e r » il i ch t h e r b e i s ch a f s e » köiniten, sondern nur de» Etat »och Wei ter belaste» würde». Trifft das nicht mehr oder weniger auf ganz Deutschland zu? Uud derweilen beschäftigen die fleisch ge» Steuerbehörden sich und die Steuerzahler damit, nach dem Status vom 1. Januar Vermöge» peinlich genau auszurechue», um Werte zu versteuern, die bei dem grohen Urach in Rauch ausgcgangen find. lieber die Frage, woher denn die gute» Leutchen das Geld nehmen sollen, nm diese Steuern zu zahlen, lässt sich im ossistellen Deutschland anscheinend niemand graue Haare wachsen. Wir müsscu, das wird immer klarer, vo» diesem ganze» Zwittcrsystcm loskomme» n»d die so lange allster straft ge setzte» Gesetze der Privatwirtschaft wieder einmal wirken lassen, damit sie wieder das briiigcii können, was sic bisher der Menschheit gebracht haben: steigenden Wohlstand »nd Arbcils- möglichkeile» siir alle. Drei Kandidaten im zweiten Wahlgang Hindenburg, Hiller und Thälmann Präsidentschaftskandidaten Winter hat verzichtet, Klaus Heim nicht wählbar Nach de» Bestimmuiigc» des Gesetzes über die Wahi des Reichspräsidenten sind die Wahlvorschlage spätestens am zehnten Tage vor der Wahl beim Neichswahlleiter cinzu- reichen. Da der zweite Wahlgang auf den 10. April auge- sctzt ist, so ist die Frist für Einreichung der Vorschläge mit Domicrstag, dem 31. März, nachts 12 Uhr abgclaufcn. Bisher sind beim Reichswahlleiler nur drei Kandidaten angemeldek worden, und zwar Reichspräsident von Hin denburg durch den Hindcnburg-Ansschus;. der kommunistische Kandidat Thälmann durch den Reichslagsabgeordneten Torgler und der Führer der Rationalsozialisten, Hitler, durch den Hauptmann Goering. Winter hat aus der Strasanstaft Bautzen dem Reichsmahllciter mitgeteilt, das; er beim zwei ten Wahlgang auf seine kandidalur verzichten wolle. Der weitere genannte Kandidat Klaus heim ist nicht wählbar. Das Wahlgeschäft wird also dadurch, daß auf dem ami- lichen Stimmzettel nur die genamsten drei Kandidaten ver zeichnet sind, sehr vereinfachi werde». Der Reichswahlleiter wird »ach Ablauf der Frist de» Kreiswahllciteni die Kan didaten in der amtlichen Reihenfolge Mitteilen, damit die notwendigen Stimmzettel gedruckt werden können. An der ersten Stelle steht diesmal Reichspräsiden! oo» Hindenburg, an der zweiten Stelle steh! Hiller und an ocr dritten Thäl mcmn. Die Zeitungspropaganda der NSDAP Berlin, 1. April. Der Reichsminister des Imicni hat auf die Beschwerde der Nationalsozialistische» Deutsche» Arbeiterpartei in der Angelegenheit der Verteilung nationalsozalistisclzer Zeitungen in vervielfachter Auflage folgende telegraphische Antwort gegeben und sie den Landesregierungen m!t der Bitte um entsprechende Veranlassung mitgeteilt: „Von der NSDAP, in die Wege geleitete Verbreitung vou Propagandanummcni der nationalsozialistische» Presse i» inhaltlich beschränktem Umfange, aber in verdreifachter bis verzehnfachter Auflage ist versuchte Umgehung der Ver ordnungen des Reichspräsidenten vom 28. März 1931 und 17. März 1932, da solche Nummern als Flugblätter anzu sehen sind. Flugblatt ist ein durch Schrift oder Druck oder dergleichen vervielfältigtes Erzeugnis, das geeignet und be stimmt ist, leicht und weit verbreitet zu werden. Dazu ge hört geringer Umsang, Unentgeltlichkeit oder geringer Preis, grosse Auflage und die sich aus der Gestaltung des Blattes ergebende Eigenschaft, dass cs als Flugblatt gedacht und be stimmt ist. Auch einzelne Nummern einer periodischen Druckschrift könne» Flugblätter sei», wenn sie nach Art eines solche» zum Beispiel als Propagandaunmmern hcrgcstellt und verbreitet werden, insbesondere wen» sie von vornher ein in Art eines Flugblattes zur selbständigen Weitcrvcr- brcitnng bestimmt und eingerichtet sind. Dies entspricht höchstrichterliclier Rechtsprechung, vgl. Bayerisches Oberstes -^andesgericht 1. Juli 1926 in Bayerische Vermaltungsblättcr ro26 Teste 413. Vorgehen gegen derartige Umgehungsver- suchc ist daher nicht zu beanstanden." Für eilige Leser. * Der A elte st c n r a t des Reichstages ist sür Montag de» ll. April nachmittags 5 Uhr, also unmittelbar »ach der Wahl des Reichspräsidenten, cinbernse» worden, um über den Wiederzusammeutritt des Reichstages Beschluss, zu fassen. * Der Reichspräsident empfing den neue» spani scheu Botschafter Luis Araguistaiu » O. u eve d o und den »cue» Gesandten der Vereinigten Staaten voniMcriko Octavio Mendoza Gonzalez zur Entgegennahme ihres Beglanbi gungsschrcibens. * Der bevollmächtigte Minister und ständige Vertreter Po lens beim Völkerbund Francois Sokol starb in Genf nach längerer Krankheit. Wahlbündnisse der Mittelparteien Für die Wahl in Preussen und Bayern. Berlin, 1. April. Die Wirtschaftspartei hat jetzt für die bayerische» Landtagswahle» ei» Wahlbündnis mit der Deutschen Volkspartei abgeschlossen. Beide Parteien werden für die bayerische» Landtaaswahlen gemeinsam Listen aufstelle». Man nimmt an, dass sie zur Erweiterung dieses Wahlbünd nisses die Verhandlungen mit der Staatspartei und dem Christlich-Sozialen Volksdienst fortführen. Das bayerische Wahlrecht macht die Verwertung der Reststimmcn von der Erlangung eines Grundmandates abhängig, das wiederum nur gewährt wird, wenn der aus der jeweiligen Wahlbetei ligung errechnete Faktor erreicht wurde. Die Deutsche Volkspartei hat ein Wahlbündnis für die P r e u ss e i; w a h l e n mit der Volksrechtspartei für Auf wertung abgeschlossen. Den bisherigen Vertretern der Volks- rechtspartci im Preussischen Landtag Abgg. Pohl und Graf von Posadowsky-Wehner wurden aussichtsreiche Plätze aut der Landesliste der Deutschen Volkspartei reserviert. Landvolk gegen Hugenberg Berlin, 1. April. Geheimrat Hugenberg hat, wie die „Landvolknachrich ten" schreiben, seinen, bekannten Vorschlag, die bürgerlich- nationale Rechte bei den Preussenwahlen auf der Landes liste der Deutschnationalen zu vereinigen, in einem zweiten Artikel kommentiert und erläutert. An diesem zweiten Ar tikel sei, so bemerken die „Landvolknachrichten", abgesehen von den Sammlungsbestrebungen, besonders bemerkenswert die angckündigte A bre ch n u n g mit dem National sozialismus und die Schärfe, mit der sich Geheimrat Hu genberg sachlich von seinen ehemaligen Harzburger Freun den absetzt. Hugenberg gehe so weit, dass er selbst von einem „neuen Harzburg der gemeinsamen politischen Arbeit" spricht und damit offen zuchbt, dass die alre Harzburger Front endgültig begraben ist. Weiter sagen die „Landvolknachrichten": Auch wenn man jetzt den guten Willen zur Sammlung der bürgerlich- imtionalcn Rechten auf deutschnationaler Seite varaussetzen kann, so geht es doch nicht an, daraus wiederum ein Privileg der dcutschnatioimlen Parteiführung zu machen und diejeni gen, die man sammeln will, in die Nolle von Hospitanten zu verweisen. Aufruf des Kartells der republikanischen Verbände siir Hindenburg. Berlin. Das starlclt der republikanische!! Verbände Deutsch lands erlässt folgenden Ausruf zm» zweite» Wahlgang der Rcichspräsidcmeuwahl: „Auf zm» Endsieg! Die Feinde der Demokratie sind ge- fchlagen. Eine Schlacht ist gewonnen. Jetzt muss der Sieg ge wonnen werden. Je gewaltiger Hmdenbnrg siegt, »m so ge sicherter Deutschlands Zukunft! In unserem Lager ist Teutsch land. Alle stnmmm am 10. April sür Hindenburg." Thüringer Landbund in der Frage der Ncichs- präsiventenwahl gegen Michslandbund. Weimar. Der GcsaiMvorstand des T Huri » g c r L a ii d bundes beschäftigte sich am Donnerstag mi, der Reichs- Präsidentenwahl imd »ahm einstimmig eine Entschliessung an, in der er sich gegen eine Hitler Diktatur ansspricht und damit die Stimmabgabc bei der Wahl „dem gcsn»dcm Sin» seiner Bauern" überlasse. Die Entscheidung im stampfe gegen das. Parlamentarisch demokratische System liege nicht bei der RcichspräsideMenwahs am IO. April, sondern bei der Preussen- Wahl am 2I. April. Da der Thüringer Laudbuud als Verein mgung bodenständiger deutscher Bauer» ans seine» nationa le» u»d wirtschaftspolitischen Gnmdanschammgen heraus je den Sozialismus als eine Ari des Marxismus ablehne, komme siir ihn bei der Wahl ei» sozialistischer Paricikandidm »ichi in Frage. Der Thüringer Landbnnd bedanre deshalb die Partei politische Stellungnahme des Reichslaudbnndcs siir eine» sozia listischc» standidalen ans das tiefste. Sozialismus in jeder Form sei der Totcmgräber jedes selbständigen Bauerntums auf eigener Scholle.