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«r. SS. Weißeritz-Zeitung. Redaction, Dmck und Verlag von Carl Jehne in Dippoldiswalde. Wienstag. Erscheint Dienstag» und Freitag«. Zu beziehe« durch allePostanstal- ten. Preis pro Quart.IVNgr. 16. März 1852. Inserate werden mit 8 Pf. für die Zeile berechnet , und in allim Expeditionen angenommen. Ein unterhaltendes Wochenblatt für den Bürger und Landmann. — Aus dem Vaterlands. Bon der böhmischen Grenze, 12. März. Alle Wetter, ist das seit gestern wieder ein Stöberwetter, und kommt uns recht spanisch vor! War eS doch meh- rere Tage hindurch so schön, heiter und ruhig; bei Nach« so hell, wie am Tage, und eine Prachtschlitten bahn. Darum durchkreuzten sich auch Spazierschlitten nach allen vier Winden — und wir hatten auch Schlittagen, wie nur selten in einem Winter. Frei» lich mochte auch das gute treffliche Bier, womit unser Schütze seine Gäste bedient und baS eine gar heilere Laune bei den Trinkern hervorbringt, manches Phlegma aus seinem Ruheseffel gelockt haben. Au den Schlittengästen gehörten auch wieder un sere befreundeten, höchst gemürhlichen DippolbiSwal- daer Nachbarn, die, wie früher, durch ihren guten Humor sich selbst und den Anwesenden frohe Stunden bereiteten. Es geht doch nichlS über Einigkeit und frohe Laune, und BeiveS trifft man, ohne etwa Weihrauch streuen zu wollen, bei diesem Völkchen an. Daher kommt auch in Dippoldiswalde, dem nebenbei auch der Sinn für's Gute, Schöne und Nützliche nicht ab gesprochen werden kann, manches Gute zu Stande, an das andere Orte, weil eben Einer hin, und der Andere herzieht, sich nicht wagen dürfen; darum tritt dort diese und jene nützliche Anstalt in'S Leben, an welchen man in andern Städten, die verhältnißmäßig in bessern Umständen sind, bei zersplitterten Kräften und wenig gutem Willen, vollends wenn ein kleines Opfer gebracht werben soll, vergeblich arbeitet. An Teplitzer Schlitten fehlte eS auch nicht. Eine Schlittage soll in Altenberg im Gasthause zur Stadt Teplitz, deren Wirth vorher in Kenntntß gesetzt wor, den, sehr fidel gewesen sein, und nach dem Aufenthalte und eigenem Geständnisse zu schließen, bei einem Tänz chen mit den Altenbergern heitere Stunden verlebt haben. Es soll noch schöner gewesen sein, als bei den Verbrüderungsfesten auf dem Mückenthürmchen und Zinnwalb (seligen Andenkens), wo man sich ge genseitig als deutsche Brüder begrüßte, schöne Worte sprach und von einem einigen Deutschland träumte, das sich von der Adria bis an die Nordsee, von dem Rheine bis an die Weichsel mit Treue umschlingen sEe. Hat doch Zinnwald dadurch eine historische Merkwürdigkeit erhalten! — Auch m Böhmen ist nunmehr eine strenge Ver ordnung ergangen, die Schulkindern die Theilnahme an Tanzbelustigungen u. s. w. verbietet. Einige Con- travenienten sind bereits, trotz daß deren Eltern, wie gewöhnlich, «in Hattoh erhoben haben, nach Gebühr abgestraft worden. So ist es recht! Vielleicht ist dieses Impuls, daß auch in dem benachbarten Sach sen diesem, schon seit langen Jahren gegebenen und jetzt wieder streng eingeschärften höchst wohlthätigen Gesetze durchgängig seine volle Geltung verschafft, die Tanzbelustigungen genau überwacht und der Starr sinn nach aller Strenge deS Gesetzes, ohne Ansehen der Person, geahndet werde. — -j-* Umgegend Lauenstein, 13. März. Das Dorf Breitenau in unserer Nähe wurde im Jahre 1813 von den Russen arg mitgenommen; ihrer Zer- störungSwuth setzten sie am 1v. October deff. IS. die Krone dadurch auf, baß sie die Pfarrwohnung und die Kirche anzündeten. Diese Gebäude wurden in dm Jahren 1818 und 19 für den Preis von 4034 Thlr. 21 Gr. 3 Pf. wieder hergestellt; während dieser Zeit aber wurde der Gottesdienst in der dasigen Schenke abge hallen. Im Laufe der Jahre hatte gedachte- Gottes haus freilich wieder gelitten, und war namentlich von einem äußern Bewurf der Mauern keine Spur mehr. Drum hat man in neuester Zeit eine bedeutende Re paratur im Innern und am Aeußern vorgenommrn, und, zur Ehre der Gemeinde sei eS gesagt, keine Geld kosten gescheut, um eS im Innern freundlich und dem Auge wohlgefällig, am Aeußern aber, da eS hoch liegt und darum sehr hervorsteht, heiter herzustellen. Eine (Viertel« und ganze Stunden schlagende) Thurmuhr ist gleichfalls angekaufl worben. Zu diesen Geldopfern ist eine gewisse, im Testamente deS vor wenigen Jah ren verstorbenen Pastors Pahlitzsch zu Breitenau hierzu bestimmte Summe mit verwendet worden. — Schon im Jahre 1850 ging von hier auS eine von Landbewohnern mit zahlreichen Unterschriften ver sehene Petition ab, in welcher um Verlegung eine- Zweiggerichtes nach Lauenstein nachgesucht, und für den Fall der Gewährung von unserm Gerichtsherrn, dem Herrn Grafen von Hohenlhal auf Hohenprießnitz, die unentgelblicheBenutzung des halben Schlosses.zuge- sagt ward, und die Gemeinde Lauenstein sich zu einem Kostenbeiirag von 1000 Thlrn. verstand. Wie ich auS zuverlässiger Quelle erfahre, wird heute in Lauen, stein eine Besprechung über diesen Gegenstand zwischen königlichen und gerichtsherrschaftlichen Beamten ge pflogen werben, deren Envresultar natürlich erst später mitgetheilt werden kann. — In unsrer Gegend war gestern, am 12., der Schneesturm so heftig, alS im November vorigen Jahres. — Daß bei den Ruschel- Vergnügungen der Kinder stets größte Vorsicht anzu empfehlen ist, beweist wieder ein kürzlich in Geising dabei vorgefallener Armbruch eine- KindeS.