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Dieses Blatt enthält die amtlichen Bekanntmachungen des Amtsgerichts und des Stadtrates zu Pulsnitz sowie der Gemeinderäte Großnaundorf und Weißbach. Hauptblatt und älteste Zeitung in den Ortschaften des Pulsnitzer Amtsgerichtsbezirks: Pulsnitz, Pulsnitz M. S., Vollung, Großröhrsdorf, Bretnig, Hauswalde, Ohorn, Obersteina, Niedersteina Weißbach, Ober- und Niederlichtenau, Friedersdorf, Thiemendorf, Mittelbach, Großnaundorf, Lichtenberg, Klein-Dittmannsdorf, Geschäftsstelle: Pulsnitz, Bismarckplatz Nr. 265. Druck uud Verlag von E. L. Försters Erben (Inh. I. W. Mohr) Schriftleiter: I. W. M o h r i n P u ls n itz. Nummer 8. Donnerstag, den 19» Januar 1922, 74. Jahrgang Amtlicher Teil. Nährmittelabgabe. Von Montag, den 23. Januar 1922 ab werden durch die Kleinhändler des Be zirks aus die Abschnitte S der Mehlbezugskarte je Pfund amerikanisches Weizenmehl zum Preise von 6.75 Mk. (1 Pfund kostet 385 Mk.) ausgegeben. Tüten sind mitzubringen Amtshauptmannschaft Kamenz, am 18 Januar 1922 Auf Blatt 329 des hiesigen Handelsregisters, die Firma Ang. Hermann Iahrrcitz in Großröhrsdorf.betreffend, ist heute eingetragen worden: Die Firma wird gelöscht. Amtsgericht Pulsnitz, am 27. Dezember. 1921. Am nächsten Sonntag, den 22. Januar, wird, so Gott will, die Weihe unserer neuen drei Glocken erfolgen. Vormittags 9 Uhr wird in der geheizten Kirche ein Glockengottesdienst stattsinden. Nach dessen Beendigung wird die Gemeinde in festlichem Zug die Glocken im hiesigen Rittergutshof abholen und zum Marktplatz geleiten, wo die eigentliche Wethe in ganz kurzer Feier erfolgen wird. Die ganze Gemeinde aus Stadt und Land, die einzelnen Vereine, die Jugend der Parochie werden nur hierdurch zur Festseier herzlich eingeladen und gebeten, durch recht zahlreiche Beteiligung zu einem Festtag zu machen den Tag, von dem an wir wieder besitzen sollen, was wir seit 1917 entbehrt Habens Die Vereine wollen ihre Teilnahme bez. das Mitbringen der Fahnen bei Herrn Kirchenvorsteher Sperling bis Sonnabend anmelden. Möge die Feier zu einem erhebenden Zeugnis von dem kirchlichen Sinn der Gemeinde werden und die Freude über die Glocken, die sie sich erworben hat, bekunden. Gott segne uns de« Weihetag. Der Airchenvorstand. Das Wichtigste. Die 11. evangelisch-lutherische Landessynode nahm am Dienstag ihre Sitzungen wieder aus, die sich in den nächsten Tagen mit der neuen Verfassung der sächsischen evangelischen luthe rischen Landeskirche befassen werden, deren Entwurf soeben in seiner abgeänderten Gestalt bekannt gegeben werden. Die sächsischen Bürgerräte fordern durch Vermittelung des Reichsbürgerrates die Regierung aus, die amtliche Gegenliste der feindlichen Kliegsoerbrccher schnellstens zu veröffentlichen. Die Reichsregierung ist ernstlich bemüht, einen neuen Eisen- bahnerstreik zu verhindern. Für das Jahr 1922 steht zur Bekämpfung der zu erwartenden Arbeitslosigkeit die Durchführung eines großzügigen Reichs bauprogramms in Aussicht. Die Interalliierte Rheinlandkommission hat jegliche Kund gebungen und Feierlichkeiten am Gedenktage der Gründung des Deutschen Reiches im besetzten Gebiete verboten Die schwebende Schuld des Reiches erhöhte sich im ersten Ia- nuardrittel abermals um 3,32 Milliarden Mark auf 249,25 Milliarden Mark. Der Parteitag des Zentrums sprach der Parteileitung und der Regierung das Vertrauen aus. In München ist der 63 Jahre alte aus Tirol stammende Archi tekt Joseph Burger um Mitternacht bei der Heimkehr in seinem Hause von seinem 16jährigen Sohne mit einem Re volver erschossen worden. Nach einem vom Berliner Oberbürgermeister an den Reichs- wirtschastsminister gerichteten Telegramm reicht die Kohlen reserve der Berliner Gaswerke nur noch für 2 Tage. Poincare erklärte dem deutschen Botschafter, Frankreich könne nach Ablauf der Slundungsfrist.keinesfalls auf irgendwelche deutsche Zahlungen verzichten. Der Ehesredakteur der „Times" veröffentlicht eine bei der son stigen Haltung des Blattes aussehenerregende.Warnung an Frankreich. In Amerika begegnet man dem neuen französischen Kabinett mit stärkstem Mißtrauen. Die sichtbaren Vorräte an Weizen in Amerika belaufen sich auf 46 399 090 Tonnen, an Weizen in Canada auf 31 178 090 Tonnen, an Mais auf 24 249 900 Tonnen. Der von Deutschland geforderte «Re form- und Garantieplan. Die Deutschland von den Verbandsmächten gewährte teil' weife und varläufige Gestundung in den Reparationszahlungen ist bekanntlich an die Forderung der beschleunigten Ausstellung eines Reform- und Garantieplanes geknüpft Deutschland soll danach so schnell als möglich Goldzölle einjühren, die Zuschuh- zahlungen des Reiches für die Volk-ernährung und die Reichs anstalten wie Eisenbahn und Post beseitigen, den Reichshaushalt in Einnahme und Ausgabe ins Gleichgewicht bringen und der Vermehrung des Papiergeldes Einhalt tun. Das Reichskabt- nctt hat in dieser sür unseren Kampf ums Dasein so enorm wichtigen Frage bereits wiederholt Sitzungen abgehalten, den Bericht des deutschen Vertreters aus der Konferenz in Lannes, Dr. Rathenaus, entgegengenommen und auch bereits eine Be sprechung mit allen Chefs der Reichsämter abgehalteu. Vor aussichtlich wird man aber erst bei der am 19. Januar erfolgen den Reichstagseröffnung oder etwas später aus dem Munde des Reichskanzlers erfahren, wie jetzt unsere äußere und innere Lage zu beurteilen und wie der verlangte Reform- und Garan tieplan gestaltet werden könnte. Die von Deutschland verlangten Reformen und Garantien können sich im übrigen nur auf den Friedensvertrag und auf das Londoner Abkommen stützen und cs wird sich daraus ergeben, daß die neuen Forderungen der Verbandsmächte doch auch begrenzt werden können. Es ist dies aber auch durchaus notwendig. Dr. Rathenau hat auch bereits in seiner großen am 12. Januar vor dem Obersten Rate in Cannes gehaltenen Rede auf die ungeheuren finanziellen und wirtschaftlichen Schwierigkeiten hingewiejen, welche Deutschland bereits seit Jahren zu tragen hat und er hat dabei Pen Leitsatz ausgestellt, daß die von Deutschland gleichzeitig verlangten Aus gaben : Aeußerste Leistungen der Verbandsmächte in bezug aus die Wiedergutmachungen und innere finanzielle Sanierungen, vor die Deutschland gleichzeitig durch die Forderung der Auf stellung eines Reform- und Garantieplanes gestellt wird, einander durchaus widersprechen. Deutschland kann nicht mit Anspannung aller Kräfte die fortwährenden Milliardenzahlungen der Wieder gutmachung aufbringen und gleichzeitig große finanzielle Refor men durchsetzen. Diese Forderung ist unvernünftig und unmenfch lich, und es ist die schwierige Aufgabe dec deutschen Regierung in dieser grausamen Schwierigkeit einen Ausweg zu finden. Mockenweihe in Pulsnitz. Endlich am Dienstag dieser Woche nachmittags drei Uhr kam dis seit Wochen ersehnte Nachricht, daß mit der Abholung der neuen Pulsnitzer Glocken ge rechnet werden könne. Endlich! Nur eingeweihte können wissen^ was hinter diesem Wöctlein für den verantwortlichen Leiter unsrer Kirchgemeinde steht; wochenlang in der Schwebe gehalten werden über den Termin der Ablieferung, dabei vor Augen die Notwendigkeit zu disponieren und doch in der Hand keine Möglichkeit, irgendwie etwas festzusetzen! Da am Dienstag erst nachmittags drei Uhr die endgültige Zusage eintraf, so konnte in die Abend nummer der Zeitungen keine Bekanntmachuna mehr gegeben werden, wiewohl sie fertig auf dem Schreib tisch lag. Sie findet sich in der heutigen Nummer. Die Glocken werden Freitag früh in Dresden geladen und mit Geschirr, das freiwillig gestellt wird, nach der neuen Heimat befördert. Wann sie in Pulsnitz ankommen, ist ganz unsicher. Sie werden direkt in den Schloßhof gefahren und bleiben hier bis Sonntag. Die Weihe selbst wird der Jahreszeit wegen in ihrem Hauptteil in die geheizte Kirche verlegt. Um 9 Uhr findet Elockenweihegottesdienst statt, nach dessen Been digung die Festgemeinde in feierlichem Zuge in den Schloßhof zieht, um von hier aus die Glocken auf den Markt zu begleiten, wo der kurze Schlußteil der eigentlichen Weihe stattfindet Der Zug mit den Glocken bewegt sich durch die Schloßstraße, Langegasse nach dem Markt. Die Vereine sind öffentlich zur Teilnahme mit ihren Fahnen eingeladen; es wäre sehr erfreulich,wenn die in Betracht kommenden Straßen Festschmuck anlegten. Bis zur Dunkelheit hleiben die Glocken zur allgemeinen Besichtigung auf dem Markt stehen. Am Montag werden sie aufgezogen und auf gehängt. Wann das erste Geläut slatlfindet, ist noch unsicher. Am Sonntag nachmittag 5 Uhr wird in der geheizten Kirche eine Gemeindeversammlung mit Lichtdildervortrag über das evangelische Kirchenjahr abgehalten. Der Eintritt ist frei, die Kirche wird nicht vor Uhr geöffnet. Die ganze Gemeinde hat in allen ihren (schichten die Mittel für die neuen Glocken zur Verfügung gestellt, mag sie auch recht zahlreich am seltenen Fest der Glockenweihe sich beteiligen! s-v. Oertlfche und Sächsische Angelegenheiten. Pulsnitz. (Auf den Lichtbilder-Vor. trag) des Herrn Kapitän Carl Herbert, Hamburg über das Thema: „Japan und die Japaner", morgen Freitag im Hotel „Grauer Wols", veranstaltet vom Kaufmännischen Verein und dem Verband sächsischer Bandfabrikanten, wird noch besonders hin;,ewiesen. Pulsnitz. Berichtigung.) In der letzten Ausgabe unserer Zeitung befindet sich unter „Bautzen (Kreisausschuß)' die Mitteilung, daß der 9. Nachtrag zur Gemeindesteuer ordnung eine Gewerbe st euer betreffe. Dies ist lt. Be richt des Stadtrates ein Irrtum, Es handelt sich vielmehr um die Erhöhung des Zuschlags zur Grunderwerb steuer von 1 auf 2 o. H., sodaß künftig die Gesamtabg«be bei Grundstücksoerkitusen s v. H. betrügt. - (Nr ichsg r ü n d ungsta g.) 50 Jahre lang war Bismarcks Werk der Neid der ganzen Welt. Haben wir noch Veranlassung, dieses Tages besonders zu gedenken? Mehr als je muß die Antwort lauten. Mag auch die Form jenes Werkes sich geändert haben, der Geist und Gedanke lebt noch fort und Gott sei Dank, daß es so ist. Mehr als jemals ist das deutsche Volk heute auf Einheit undEinig - leit angewiesen. Der ausgesprochene Vernichtungs- Wille der Siegerstaaten wird dann das letzte Hinder nis zu seiner vollen Entwicklung überwunden haben, wenn die deutschen Stämme in törichter Verblendung auseinanderfallen und jeder seinen eigenen Weg gehen wollte. Wehe uns, wenn dem so wäre. Das ist die ernste Mahnung, die der 18. Januar jedem einzelnen ins Gewissen ruft! Die Einigkeit in allem, was unserer nationalen Ehre und unserem Ansehen als Volksganzes dient, wird auch die bittere Leidens zeit, dis augenblicklich dem deutschen Volke auferlegt ist, erträglich machen und erleichtern helfen. — (Dollar (85!) Seit dem (H. d. N. ist der Dollar von auf 185 M gestiegen. Das ist nickt viel, aber Geschäft und Tendenz stehen j-tzt still. Nan glaubt nicht recht an ein Heruntergehen von Devisen und Dollar, denn wir müssen zahlen und erklären uns auch mit der bekannten Lrfüllungsfreudigkeit, die sich unsere Regierungsleute zum Ruhme anrechnen, zum Zahlen be reit. Außerdem ist die politische tage zweifelhaft. Ls kann aber auch nicht recht steigen, denn die augenblick lichen Abschlagszahlungen können wir aus den Vorräten bestreiten. Auch auf den Lfscktenmälkten der Dienstag Börse war das Geschäft klein. — Als Geschworene für die Schwur gerichtsverhandlungen) im ( Vierteljahr (922 sind aus dem amtshauptmannschaftlichen Bezirke Kamenz nachgenannte Herren ausgelost worden: Glashütten- direklor Theodor Butze in Kamenz, Baumeister Franz Bruno Mirisch in LIstra, Prokurist Konrad Wagner in Schwepnitz und Gutsbesitzer Lrnst Adolf Gärtner in Lichtenberg, — (Wetterbericht.) Das über der südlichen Nordsee belegene Minimum wandert langsam nach den südlicheren Teilen Europas. Das Barometer steigt anhaltend langsam und es wird das nordöstliche Hochdruckgebiet an Bedeutung gewinnen und damit ist zunächst wieder etwas kälteres Wetter ohne erheb- liehe Schneefälle zu erwarten, obwohl ein weiteres Minimum südöstlich von Schottland lagert. — (Koch mehl) Die Amtshauptmannschast teilt uns mit, daß amerikanische Weizenmehl (Koch, mehl- nach einer Verordnung des Herrn Reichsmini sters für Ernährung und Landwirtschaft nur noch für die Zeit bis zum 15. Januar 1922 geliefert wird. Die m der heutigen Bekanntmachung angekündigte Verteilung ist daher die letzte.