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Die „Wel-erltz. Zeitung" erscheint wöchentlich drei mal: Dienstag, Donners tag und Sonnabend. — Preis vierteljährlich 1 M. A> Pfg., zweimonatlich 84 Pfg-, einmonatlich 42 Pfg. Einzelne Nummer« jO Pfg. — Alle Postan- stalten, Postboten, sowie die Agenten nehmen Be stellungen an. Wchklitz -MtW. Amtsblatt Inserat«, welche bet der bedeutenden Auflage de« Blattes eine sehr wirt- same Verbreitunei finde«, «erden mit 10 Pfg. die Spaltenzeile oder deren Raum berechnet. — Ta bellarische und complicirte Inserate mit entsprechen dem Aufschlag. — Einge sandt, im reoaktio neuen Theile, die Spaltenzeile Al Pfg. für die Königliche Umishauptmannschaft Dippoldiswalde, sowie für die Königlichen Amtsgerichte nnd die Stadträthe zu Dippoldiswalde und Irauenstein Verantwortlicher Redakteur: Carl Jehne in Dippoldiswalde. Nr. 48. Lokales und Sächsisches. Dippoldiswalde, 28. April. So sind denn die längst erwarteten Ostertage wieder einmal vorüber. Und es waren herrliche Tage. Die Schilderung, die uns Goethe von der Osterherrlichkeit macht, traf völlig zu; nur sendete der alte Winter, der sich in seiner Schwäche in rauhe Berge zurückgezogen hat, nicht mehr „ohnmächtige Schauer körnigen Eises in Streiferi über die grünende Flur" — seine Macht war völlig gebrochen, und auch nicht „fehlte es an Blumen im Revier" — Bei uns konnten die Spaziergänger sogar schon den Anfang der Kirsch - blüthe genießen. Aber, um mit Goethe sortzufahren: auch an „geputzten Menschen" war kein Mangel. „Aus niedriger Häuser dumpfen Gemächern, aus Handwerks- und Gewerbesbanden, aus den« Druck von Giebeln und Dächern, aus der Straßen quetschender Enge, aus der Kirchen ehrwürdiger Nacht, waren sie alle ans Licht gebracht." An beiden Feiertagen war der Verkehr auf unserer Eisenbahn, besonders aber nach Rabenau und Kips dorf, sowie weiter nach Altenberg einem lebhaften Pfingstverkehr beinahe gleich. Das jungfräuliche Grün wirkte erquickend. Ordentlich wachsen konnte man es sehen. Wer Sonnabend von daheim fort war und am 3. Feiertage zurückkehrte, der wird es bestätigen müssen. — Trotz der prächtigen Witterung, die am zweiten Feiertage viele Dippoldiswaldaer in die herrliche Früh- Ungsnalur gelockt hatte und erst spät wieder heim kehren ließ, war das Concert vom Zithcrklub Dresden-Neustadt im Schießhause doch noch ganz hübsch besucht. Die drei Zithern, begleitet von einer Guitarre, brachten sowohl einzeln, als auch zusammen, sehr schöne Stücke zum Vortrag. Besonders sei er wähnt, daß auch die Streichzither sehr angenehm be rührte und nicht, wie gewöhnlich, durch einen wimmernden Ton die Nerven anstrengte. Ebenso wacker wurden die Zitherer von einem Gesangsquartett unterstützt, die beiden komischen Duetts von Genee gehörten zu den besten dieses Genres und wurden hübsch dargestellt. Die Darbietungen wurden vom Publikum, unter dem natürlich unsere Zitherer nicht fehlten, sehr befriedigt ausgenommen. — Ueber das geistliche Concert in der Stadt kirche am Charfreitag können wir, des viel,en Stoffes für heutige Nummer wegen, ein längeres Referat erst in nächster Nummer bringen. Dippoldiswalde. Am vergangenen Sonnabende hat ein junger Bursche bei einem hiesigen Schneider und bei einem Schuhmachermeister eine freche Schwin delei ausgeführt, indem der, dem Ansehen nach 16 bis 17jährige Mensch, sich unter der Versicherung, daß er Lehrling in der Maschinenfabrik hier sei und er im Auftrage des Besitzers derselben komme, sich zwei Anzüge sowie zwei Paar Stiesel zur Auswahl aus händigen ließ, womit der Betrüger dann sofort das Weite gesucht hat. Die bestimmten Antworten, die derselbe auf ihm gestellte Fragen gab, sowie die Per sonalkenntnisse, welche er hinsichtlich der in obiger Fabrik Beschäftigten zeigte, waren besonders die Ur sache, daß die betreffenden Geschäftsleute diesem Be trüger zum Opfer fielen. — Bei Gelegenheit der Tanzmusik am zweiten Osterfeiertage in der Neichskrone mußte wegen rohen Betragens und Schlägerei ein im Eisenwerk Schmiede berg beschäftigter Arbeiter zur Arretur gebracht werden. Da der Excedent sich dem betreffenden Beamten gegen über sehr renitent benahm und sich auch schon früher hier durch eine Messeraffaire als gefährlicher Mensch gezeigt hat, wird seine Bestrafung jedenfalls eine exemplarische werden. — Gestern Dienstag in den Nachmittagsstunden wurde unmittelbar vor der Stadt auf der Reinholds- Donnerstag, den 29. April 1886. Hainer Straße ein ca. zweijähriges Kind von einem zweispännigen leichten Geschirre so unglücklich über fahren, daß es außer verschiedenen Fleischwunden an der linken Seite des Körpers auch einen Armbruch sowie den Bruch zweier Fingerchen erlitt. Ob den bis jetzt unbekannten Geschirrführer eine Schuld bei zumessen ist, können wir nicht behaupten, jedenfalls aber machte er sich dadurch verdächtig, daß er, nach dem er das Unglück allem Anscheine nach bemerkte, in scharfem Trabe nach Reinholdshain zu davon fuhr. — Ebenso konnte eine Stunde darnach großes Un glück durch ein Paar ebenfalls auf der Reinholds- hainer Straße durchgegangene Pferde geschehen, welche mit einem Bretwagen ohne Führer durch die Stadt rasten und erst auf der Ulberndorfer Straße aufge halten werden konnten. Glücklicherweise aber hat sich ein zweiter Unfall dabei nicht zugetragen. — Die kürzlich von einigen Zeitungen gebrachte Mittheilung über eine den Armen von Altenberg, Zinnwald und Georgenfeld zugedachte Kartoffel spende sind wir in der Lage, zu bestätigen. Herr Amtshauptmann v. Bosse in Meißen, welchem von einem ungenannt bleiben wollenden Menschenfreunde einige Hundert Centner Saat- und Speisekartoffeln für eine bedürftige Gegend unseres Vaterlandes zur Verfügung gestellt worden waren, hat diese hochherzige Gabe den armen Gebirgsbewohnern seines früheren Bezirkes zugewendet. Dis Sendung trifft dieser Tage in Kipsdorf ein, woselbst sie von den betreffenden Ge meinden, mit welchen Herr Negierungs-Assessor von Einsiedel deshalb das Nöthige besprochen hat, in Empfang genommen wird. Reinholdshain, 24. April. Dem in letzter Nr. dieses Blattes an dieser Stelle enthaltenen, sehr wohl gemeinten Berichte, den Leichenwagenbau für Rein holdshain betreffend, ist, um der Wahrheit die Ehre zu geben, berichtigend hinzuzusügen, daß derselbe Herrn Wagenbanmeister B. Klemm in Dippoldiswalde nicht ausschließlich von der Gemeinde Reinholdshain, son dern von dieser gemeinschaftlich mit den Gemeinden Oberhäslich und Reinberg in Auftrag gegeben worden ist. Ohne ferner das Verdienst Herrn Klemm's nur in irgend welcher Weise schmälern zu wollen, ist noch berichtigend zu bemerken, daß der ursprüngliche Ent wurf zu dem fraglichen Bau, nach Maßgabe dessen mit Herrn Klemm abgeschlossen wurde und an den sich derselbe in der Hauptsache zu halten hatte, eine Kombinationszeichnung ist, die Herr Lehrer Lucas hier, einem ihm gewordenen Auftrage gemäß, in Anwendung einiger bei Dresdner Leichenwagen vorgefundenen Bau- style angefertigt hatte, ohne damit behaupten zu wollen, daß das Herrn Klemm nicht auch möglich gewesen wäre. Das hohe Verdienst, diese Kombinations zeichnung in reinen Styl übergetragen, und diesen mit vollendeter bautechnischer Akkuratesse bei diesem Kunstwerk zur Durchführung gebracht zu haben, ge bührt selbstverständlich Herrn Klemm und seinen Mit arbeitern ausschließlich. Daß uns Herr Klemm bei seinem ihm angeborenen außerordentlichen Eigensinne und feinem Geschmacke in seinem Fache etwas Gutes und Künstlerisches liefern würde, davon waren die Vertreter der drei Gemeinden von vornherein voll ständig überzeugt, wenn auch denselben bei Ausführung des Baues selbst die Zeit etwas lang geworden ist. Aber dennoch freuen wir uns dieses Prachtwerks von Herzen, und fühlen uns Herrn Klemm gegenüber für seine vorzügliche Leistung zu hohem Danke verpflichtet. Wir sind auch ferner ganz damit einverstanden, wenn der Wagen von recht Vielen, die sich für schöne Arbeit interessircn, besichtigt würde, und wünschen schließlich von Herzen, daß derselbe als wirkliches Kunstprodukt im Wagenbaufache dazu beitragen möge, Herrn Klemm in Zukunft aus den weitesten Kreisen recht reiche Kundschaft zuzuführen. L. I-., R. Glashütte. Am ersten Feiertag Nachmittag kam 52. Jahrgang. HI— — ...-MsSs-WSS» hier ein Radfahrer durch, der früh in Saaz abgefahren war und sich so angestrengt hatte, daß er in Weesen stein vor Müdigkeit beim Absteigen mit dem Velociped hinfiel und dort, ohne sein Ziel Dresden erreicht zu haben, übernachten mußte. Auch ein Feiertagsver gnügen. Glashütte. Das dem hiesigen Stadtkämmerer Jul. Pietz sch von Sr. Maj. dem König verliehene allgemeine Ehrenzeichen wurde demselben bei Gelegen heit seines 30jährigen Dienstjubiläums am 23. April in« Beisein des Stadtgemeinderaths, der Gemeindebe amten und einiger geladener Herren durch Herrn Re gierungsassessor von Einsiedel unter entsprechender An sprache überreicht. SeiferSdorf bei Rabenau. Am 1. Osterfeiertage, Abends, fand im hiesigen Gasthofe ein von Herrn Kantor Rentsch veranstaltetes Concert statt, bei welchem in angenehmer Weise Gesänge von Kindern und vom hiesigen Gesangvereine mit Klaviervorträgen und Dekla mationen abwechselten. Auch des Geburtstages un seres allverehrten Landesvaters that Herr Kantor Rentsch mit kurzen, aber von Begeisterung getragenen Worten Erwähnung. Sämmtliche Theile des reichhaltigen Programms wurden gut, einige sogar recht schön aus geführt, so daß wohl alle Zuhörer, deren Zahl nur etwas größer hätte sein können, volle Befriedigung gefunden haben. Herrn Kantor Rentsch, sowie dem Gesangverein und den mitmirkenden Kindern herz licher Dank. Dresden. König Albert und Königin Karola werden sich am Mittwoch nach Sibyllenort in Schlesien begeben, von wo der König aber bereits am Sonntag zurückkehren wird, während Königin Karola daselbst noch einige Zeit verweilen wird. — Die große Königsparade wird am 13. Mai auf dem Alaunplatze in Dresden abgehalten werden. — Der Antheil der Landbevölkerung an der Gesammtbevölkerung Sachsens ist nach jetzt vorliegenden Zusammenstellungen in den letzten SO Jahren um nicht weniger als 10 Prozent zurückgegangen. Im Jahre 1834 noch 67, betrug er im Jahre 1885 nur noch 57 Prozent. Freiberg. An Stelle des kürzlich verstorbenen Landgerichtsdirektors v. Hellmann ist vom I. Mai ab Landgerichtsdirektor Karl Otto v. Wolf aus Dresden nach Freiberg versetzt worden. Schandau. Unsere Bade-Anstalt geht diesmal einer glänzenden Saison entgegen, da dem Vernehmen nach die Anmeldungen besonders zahlreich einlaufen und daher in allen Hotels und Pensionen eine leb hafte Frequenz zu erwarten steht. Bei dem bereits eingetretenen flotten Verkehr sah sich die Badedirektion in die Lage versetzt, die Saison schon vor Ostern be ginnen zu lassen. Weißenberg. Die 13jährige Tochter des Haus besitzers Farrack in Lauske ist am Charfreitag ge schändet und mittelst Durchschneiden der Kehle sodann ermordet worden. Der Thäter ist noch nicht ermittelt, doch ist er genau beschrieben worden, da er am selben Tage schon mehrfach versucht hat, andere Mädchen ins -Gebüsch zu locken. LeiSnig. Mit der Entlassungsfeier am 22. April beschloß die hiesige Drechslerschule ihr zweites Schuljahr. Die Schule ward in demselben überhaupt von 44 Schülern besucht, deren Alter zwischen 15 und 27 Jahren betrug; aus Sachsen zählte man 15 Schüler. Lößnitz. Die Ortschaften des Amtsgerichtsbezirks Lößnitz bilden nunmehr einen Bezirk, dessen einzelne Gemeinden sich verpflichtet haben, das Ortsgeschenk an Durchreisende nicht in Geld, sondern in Marken zu verabfolgen, durch welche denselben Nachtquartier oder eine Mahlzeit oder auch beides in der Herberge zur Heimath in Lößnitz angewiesen wird. Die Marken haben nnr für die Person, auf deren Namen sie lauten