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Blatt Amts und des StadLrathes des Königs. Amtsgerichts WuLsnrtz Erscheint: Mittwoch und Sonnabend. Inserate sind bis Dienstag und Freitag Vorm. 9 Uhr aufzugeben. Preis für die einspaltige Cor- puszeile (oder deren Raum) 10 Pfennige. Geschäftsstellen: Buchdruckereien von A. Pabst, Königsbrück, C. S. Krausche, Kamenz, Carl Daberkow, Groß röhrsdorf. Annoncen-Bureaus von Haasen- stein L Vogler, Jnvalidendank. Rudolph Mosse und G. L Daube L Comp. Als Beiblätter: t. Jllustrirtes Sonntagsblatt (wöchentlich); 2. Landwirthschastliche Beilage (monatlich). Abonnements - Preis: Vierteljährl. 1 M. 25 Pf. Auf Wunsch unentgeltliche Zu sendung. -^sür Pulsnitz, ' Königsbrück, Radeberg, Radeburg, Moritzburg und Umgegend """""" Sechsundviexzigsteu Jahrgang. 8. Juni 1894. Sonnabend. B e l a n n t m a ch » n g. Der Fährverkehr auf der unteren Langenstraße wird nach Fertigstellung der Pflasterarbeiten vor der Brücke hiermit wieder freigegeben und die Bekanntmachung vom 29. vor. Monats in Nr. 43 des hiesigen Amtsblattes außer Kraft gesetzt. Es wird daher das Befahren des Meißner (MszchkUs mit allem bespannten Fuhrwerk verboten und auf die Bekanntmachung vom 6. Juli 1888 in Nr. 55 des hiesigen Amtsblattes vom Jahre 1888 verwiesen. Pulsnitz, am 7. Juni 1894. Der Stadtrat h. Schubert, Brgrmstr. Die Socialdemokratie. Die „Deutsche Wacht" schreibt unterm 6. Juni d. I.: „Wem es noch nicht klar geworden ist, wohin unsere Umsturzpartei steuert, der könnte au- den Vorgängen der letzten Tage einige Belehrung ziehen. Der freche Ueber- muth, mit welchem die Oberleitung der hiesigen Socialde mokratie es gewagt hat, durch ihr Organ gegen nicht we niger als 547 kleine Dresdner Geschäftsleute den Boykott zu verhängen, giebt einen Vorgeschmack von d,r „Freiheit", die Wir voni Zukunftsstaate zu erwarten haben. Man kann die Sache gar nicht ernst genug auffassen! Sind wir in dem festgefügten Staate, welchem wir angehören, in der That schon so schutzlos der Schreckensherrschaft der Um stürzler verfallen, daß sich nichts dagegen thun läßt? Unser Kleinbürgerthum, auf welches es in diesem neuesten Stücklein zunächst abgesehen ist, möge sich auf raffen und erkennen, wohin der Weg führt, auf den die Socialdemokratie es leiten will. Die Anzeichen sind er freulicher Weise bemerkbar, daß Mancher, der das Geba ren der Umstürzler bisher noch für harmlos oder gar be rechtigt ansah, jetzt dessen Gefahr zu erkennen beginnt. Die hohnlachende Fratze wird unter der Phrasenmaske sichtbar, mit der die Volksb glücker der „Arbeiterzeitung" sich zu verhüllen suchen. Es ist Zeit, ihnen diese Maske völlig vom Gesicht zu reißen. Die Dinge stehen so, daß auf Grund der be stehenden Gesetze wohl eingeschrilten werden kann. Dieser Schutz ist jedoch unzureichend. Langwierige Prozesse Würden zwar zu Verurtheilungen führen, aber der Zweck, den die Boykoltbrüder verfolgen, würde nicht in seinem Kern vereitelt werden. Hier kommt es auf die That an, auf thatkrästige Hilfe des bedrohten Mittelstandes durch sich selbst. Zunächst muß das Bewußtsein zur Geltung kommen, daß die Kraft unseres Bürgerstandes, zu dem Wir auch besonnene, nicht von Parteileidenschaft verblen dete Arbeiter rechnen, noch stark genug ist, auch ohne poli zeistaatliche Maßregeln sich erfolgreich gegin unerhörte Vergewaltigungen zu Vertheidigen. Auf die Schanzen Alle, die mit uns der U.berzeu- gung sind, daß unser bedrohter Mittelstand nicht einer Rotte von Terroristen überliefert werden darf, die nach ihrem Belieben heute eine Brauerei brandschatzen, morgen Hunderte von friedlichen Bürgern in ihier Existenz zu vernichten suchen und von denen man nicht weiß, was ihnen übermorgen beliebt. Der feste Kern des Bürger- thums wird und muß sich in diesem aufgedrungenen Kampfe bewähren, und das wird beschämend für gewisse Kreise sein, die in kurzsichtigem Eigennutz es nicht ver schmähen, aus dem gegen die W rldschlößchenbrauerei und die 547 Geschäftsleute heraufbeschworenen Kampfe Vortheil zu ziehen. Ist es nicht eine widrige Speculation, wenn eine Dresdner Brauerei jetzt plötzlich dem Wohl ver Ar beiter so zarte Fürsorge widmet, daß sie besonderes „Ar- beiter-Kraftbier" ankündigt! Nicht genug kann man solches Gebühren verurtheilen, welches naheliegende Rücksichten bei Seite setzt, um einen Vortheil für sich selbst zu ergat tern. Wie anders dagegen das einmülhige, selbstbewußte Auftreten der gesammten Berliner Brauereien, an deren fester Haltung der socialdemokratische Ansturm scheitern Wird. Hier hat „Waldschlößchen" den Kampf auch noch gegen mißgünstige Konkurrenz zu bestehen, und außerdem richtet sich bei uns die Wuth des umstürzlerischen Uebec- wuths besonders gegen die kleinen Geschäftsleute, die dem diktatorischen Zwange dieser sonderbaren Freiheitsverkün diger sich nicht fügen wollen. Dagegen mögen alle Freunde des Mittelstandes den Mahnruf zur Einigkeit beherzigen IMd fest zusammenhalten. Möge das Beispiel Nachahmung finden, welches Anhänger unserer Sache bereits gegeben haben, möglichst ihre Einkäufe bei den boykvltirten Ge schäftsleuten zu machen und ausdrücklich darauf hinzu weisen. Dadurch tragen wir alle bei, von diesen Leuten die Besorgniß um ihre Existenz zu verscheuchen und sie nicht zu willenlosen Werkzeugen des Umsturzes herabsinken zu lassen, sondern sie als treue Bürger ver bestehenden Staatsordnung zu erhalten. — Eine Klärung, wle sie von vielen Seiten gewünscht wird, bringen hoffentlich die nächsten Tage durch Zusam menschluß der Bürgerschaft zu gemeinsamen Gegenmaßregeln. Bis dahm lasse sich Niemand beirren durch die Spiomr- arbeit rother Burschen, die in Haus und Geschäft unserer Mitbürger herumschnüffeln, um Unterlagen für ihr trau riges Treiben zu suchen. Man weise solchen Burschen nachdrücklich die Thür und helfe kräftig nach, wenn sie diese nicht gleich finden. Noch brauchen wir uns die Aussicht dieser socialde mokratischen Privatspitzel nicht gefallen zu lassen, die weit über Alles hinausgeht, was ihre Kostgeb.r sonst von an geblichen polizeilichen Uebergriffen zu erzählen wissen. Das Haus des friedlichen Bürgers soll ferner geschützt sein, sein redlicher Erwerb unbehelligt bleiben. Für dieses Ziel alle heran, die ein Herz haben für das Volk, für gutes Recht und wahre Freihe t. Nur einig, einig, einig, das sei beherzigt und danach gethan!" Oertliche und sächsische Angelegenheiten. Beiträge für diesen Theil werden gegen Vergütung dankend angenommen. Pulsnitz. In der am Mittwoch Abend stattge fundenen Stadtverordnetensitzung wurde Herr Kürschner meister Richard Martin als Stadtrath an Stelle des verstorbenen Stadtrathes August Rammer gewühlt. Der selbe hat sich bereits zur Annahme dieser Wahl bereit erklärt. — Die „Kamenzer Wochenschrift" schreibt: „Die über 400 Jahre alte Stadtlirche zu St. Nicolai inPuls - nitz erhält in den nächsten Tagen einen bedeutenden Schmuck in Gestalt eines 8 Meter hohen, 2 Meter breiten Apsisfensters. Dasselbe ließ aus Dankbarkeit für die un- erwartete glückliche Genesung seiner Tochter von schwerer Krank.eit der Besitzer des in die Kirche eingepfarrlen Rittergutes Ohorn, Herr Georg Hempel, durch einen Dresdner Künstler, Herrn Historienmaler Wenzel Schwarz, entwerfen und ausführen. Das Glasgemälde stellt in lebensgroßer Figurengruppe, umgeben von romanischer Ornamentik, die Auferweckung der Tochter des Jairi durch Jesum dar. In der Auserweckten ist die Tochter des Herrn G. Hempel dargestelll, auch sonst sind auf dem Gemälde jetzt lebende Persönlichkeiten abgebildet. Das stattliche Bild stand in jüngster Zeit in einem Atelier im Parterre der König!. Kunstakademie einige Tage aufge stellt und wurde mit hohem Interesse sowohl von Sr. Königl. Hoheit dem Prinzen Georg und den Mitgliedern des akademischen Rathes, als auch vm Mitgliedern des Kunsivereins besichtigt. Wie berechnet, kommt die Ge- sammtwirkung des farbenprächtigen Bildes erst in etwa 10 Meter Entfernung zur Geltung Die Bleifestigungen verschwinden, die Farbenharmonie tritt zu einheitlicher Wirkung zusammen. Auch die sorgfältige Ausführung dec Broncearbeit und der Bleifestigung von dem Dresdner Kunstglaser Herrn Otto Protze ist anerkennend zu'erwäh nen. Das Bild macht dem Dresdner Künstler und dem Dresdner Kunsthandwerk Ehre. — Handwerker, arbeitet pünktlich. Man liest in einem auswärtigen Blatte: Es ist eine oft wiederkehrende Thatsache, daß besonders kleinere Reparaturen, welche an sich gewissenhaften Handwerkern übertragen werden, unpünkt- tlckfertiggestellt oder ganz vergessen werden. Einsender dieses ist beispielsweise bei der Reparatur eines Kleidungsstückes wochenlang von drei Tagen zu drei Tagen getröstet wor den. Ferner ist es ihm vorgekommen, daß ein Bauge werke schon monatelang versprochen hat, irrthümlich zu rückbehaltene Qfentheile an die Eigenthümer zurückzubrm- gen, dies aber bis jetzt nicht gethan hat. Endlich hat eine auswärtige größere Schneiderfirma ebenfalls schon mindestens einen Monat lang einen Auftrag erhalten, aber bis jetzt nicht ausgeführt, sondern immer wieder ver tröstet. Angesichts solcher Thatsachen kann man nur sagen: Handwerker, arbeitet pünktlich, wenn Ihr euer Geld pünktlich haben wollt. Legt Euch ein Bnch an, notirt alle Bestellungen der Reihe nach in dasselbe und erledigt sodann eine nach der anderen. Besonders aber versprecht nur das, was Euch zu halten möglich ist, und sagt lieber, daß es eine Woche oder noch länger dauern wird, ehe die Ablieferung erfolgen kann. Dann wird auch der Lohn pünktlicher Zahlung bei jedem Rechtlichdenkenden nicht ausbleiben. — Vom 1. Juni bis 31. October dürfen die Krebse wieder gefangen und öffentlich feilgeboten werden. Nur die weiblichen Krebse sind, falls sich an ihnen Eier zeigen, sofort nach dem Fange in das Wasser zurückzuversetzen. Die Schonzeit für Krebse dauert volle sieben Monate. — Zur Warnung für Eltern. Die leidige Unsitte vieler Kinder, sich an Fuhrwerken anzuhängen, hat sich dieser Tage in Worms in geradezu fürchterlicher Weise gerächt. Der 4 jährige Sohn der Eheleute Windecker hat sich an Vas Hintertheil eines beladenen Wagens der Fabrik von Baerle und Köllner derartig gehängt, daß es der Fuhrmann nicht merkcn konnte. Von da gerieth der Junge mit dem einen Bein in die Speichen ves Rades, wodurch das Bein vollständig von dem Körper des be- dauernswerthen Kindes geussen wurde. Gräßlich ver stümmelt in das städtische Krankenhaus gebracht, starb der Junge nach kurzer Zeit. Möge der traurige Fall allen Eltern eine ernste Mahnung sein, daß sie ihren Kindern das gefährliche Spiel nachdrücklich verbieten. — Alpenfahrten. Zur Erleichterung des Besuchs der Bayerischen, sowie der Tyroler und Schweizer Alpen wird die Sächsische Staatsbahnverwaltung im Verein mit ver Bayerischen Staatsbahn auch in diesem Jahre Sonder züge zu ermäßigten Fahrpreisen nach München, Salzburg, Bad Reichenhall, Kusstem und Lindau verkehren lassen. Der erste Sonderzug wird am 7. Juli nur von Leipzig Bayer. Bhf. aus abgehen, während die weiteren Züge am 14. und 21. Juli sowie am 15. August je von Dresden und Leipzig (bez. Chemnitz) aus zur Abfertigung kommen. Von Leipzig aus erfolgt oie Abfahrt am 7. unv 21. Juli sowie am 15. August kurz vor 3 Uhr Nachm., am 14. Juli aber gegen '/«9 Uhr Abends, von Dresden-Altstadt aus am 14. Juli gegen 6 Uhr Nachm., am 21. Juli und 15. August Nachm. kurz vor >/z2 Uhr, und von Chemn'tz aus am 21. Juli und 15. August kurz vor ^4 Uhr Nachm. Die Ankunft in München erfolgt am an deren Morgen in der fünften und sechsten bez. bei den Zügen vom 15. Juli in der 11. Stunde Vorm. Von München aus finden die Züge Fortsetzung nach Lindau sowie nach Kufstein und Salzburg Die Fahrpreise, ebenso die sonstigen Bestimmungen werden in einer später er scheinenden Übersicht von der Sächsischen Staatseiseubahn- Verwaltung bekannt gegeben. Die Uebersicht ist unentgelt lich von den Stationen der Sächsischen Staalsbahnen, ferner von den Ausgabestellen für zufammenstellbare Fahr-