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Nr. 252 Donnerstag, 2V. Oktober 1V44 Zahrg. S7 Der Volkskrieg. Im Deutschen Dolkssturm hat di« notwendige Totalisie- rung des Krieges ihre höchste und letzte Gestalt gewonnen, er- klärte Generalleutnant Dittmar im Rundfunk. Gin tapferes und allen Rückschlägen zum Trotz ungebrochenes Volk hat Sü den Ereignissen des vorigen Sommers die Folgerungen ge zogen und zugleich die Antwort auf den Vernichtungswillen der Alliierten gegeben. Diejenigen im Feindlaaer, die drin gend vor einer Unterschätzung der von der deutschen Staats- führung vollzogenen Schöpfung und ihrer möglichen Etnwir- kung auf den Gang der Ereignisse warnen, haben die wesent- liche Seite der Angelegenheit erkannt: jenes Maß an mora lischem Auftrieb, das eine vom festen Willen geleitete und mit äußerster Folgerichtigkett durchgeführte Bewegung gerade in Zeiten unbestreitbarer Bedrängnis nicht nur im engeren Be reich ihrer unmittelbaren Auswirkung, sondern darüber hinaus ganz allgemein zu haben pflegt. Die Alliierten sollen sich dabei keiner Täuschung darüber hingeben, bis zu wel chem Grade der deutsche Mensch unserer Zeit zu einer von, stärksten Fanatismus getragenen Kampfesweise befähigt ist. Wer das bisher bezweifelte, den hat der unerhört harte, todee- mutige Widerstand der deutschen Soldaten, der vor allem die westlichen Gegner zu Erstaunen und widerwilliger Anerken- nung zwingt, eines anderen belehren können. Und kann je mand im Ernst glauben, daß die trotz aller Rückschläge uner schütterte Abwehrkaft der deutschen Ostkämpfer möglich sein würde ohne einen Fanatismus, der um so stärker sein muß, je mehr er seine Betätigung innerhalb der festen Formen des Militärischen sucht und findet? Solche geistige Haltung kann deshalb auch durchaus das Ungezügelte und Fanatische ent behren, das sich sorgst wohl leicht mit dem Begriff eines Volks krieges verbindet. Worauf es einzig und allein ankommt, ist die starke innere Ueberzeugung, die den einzelnen an die Ge- meinschaft bindet und ihn alle Gefahren und Belastungen um eines großen Zieles willen ertragen läßt. In diesem Sinne ist, davon mögen die Gegner überzeugt sein, das deutsche Volk bis zum letzten fanatisiert. Churchill hat in einer Rede vor dem Unterhaus von einer halben Million fanatischer Ratio- nalsozialisten gesprochen, die in Deutschland den Kampf bis zuletzt und mit allen Mitteln führen würden. Diese Schätzung Les Herrn Churchill ist augenscheinlich durchaus Äwegig. Er kann aber dessen sicher sein, daß die Zahl derer im deutschen Volk, die vom gleichen Willen beseelt sind, mit jedem Aus- bruch tödlichen Hasses, der nach Deutschland herüberdringt, um ein Vielfaches zugenommen hat und in die Millionen wachsen wird. Insofern schon bleibt jede britische Berechnung unter dem tatsächlichen Stand. Im Gegensatz zu solchem, an der Oberfläche bleibendem Spiel mit Zahlen steht eine Bemer kung des englischen Generals Fuller, der die Erwartung aus spricht, daß das deutsche Volk schon aus dem ihm angeborenen Sinn für Ordnung sich mit äußerster Leidenschaft gegen hie- jenigen zur Wehr setzen werde, die ihm chaotische Zustände zu bringen gedächten. Fuller hat damit eine ganz besonders aus- geprägte Seite im Charakter des deutschen Volkes ange sprochen: die Deutschen setzen dem Chaos den Willen zur Ord- nung, der Willkür die Gesetzmäßigkeit entgegen. Deshalb wird das deutsche Volk gerade aus derjenigen Einstellung heraus, die sonst wohl als Hindernis für eine allgemeine be- waffnete Erhebung gelten könnte, mit letzter Hingabe den Fahnen auch des Volkssturms folgen. Erbitterte Kämpfe im holländische« Raum. Gege«a«grkffe unserer Panzerkraste bei Goldap und südwestlich Gumbinnen. Angloamerikanische Liefslieger beschaffen erneut die Zivilbevölkerung. Zu den Kampfe» im ostpreußischen Grenzgebiet, Scherl-Bilderdienst-M. v« OK V -L.rlcde von DNB. Au» dem Führerhauptquartier, 28. Oktober. Das Oberkommando der Wehrmacht gibt bekannt: An der Scheldemündung nördlich Antwerpen vnd im Raum von Herzogeubusch nahmen die heftigen Kämpfe noch an Wucht zu. Die mit starker Schlachtflieger. Unterstützung ««greifenden Verbände der 1. kanadische« «nd L englischen Armee gewannen erst nach schwerem Ringen, bei dem sie hohe Verluste erlitte», geringfügig Bode». Der von ihnen erstrebte Durchbruch wurde vereitelt. An der gesamten Front zwischen Mittelholland «nd der lothringischen Grenze kam es nnr z« örtlichen Gefechten. 3m Quellgebiet der Mortague in den Westvogesen leisten unsere Truppe» den in einigen Abschnitten iu unsere Haupt kampffeld eingebrochenen feindlichen Verbänden erbitterten Widerstand. Die Festungsbesatzungen an der Girondemüadnng unternahmen weitere erfolgreiche Streifzüge in ihr Vorfeld. Das V1-Stör«ng»fe«er ans Loudon geht weiter. Im etruskischen Apennin festigten unsere Truppen ihre Stellungen zwischen Vergato und dem Raum Nördlich Loiano. Nordwestlich der Stadt versuchten die Amerikaner mit zusammengefaßten Grd- und Luftstteitkrästen vergeblich, einen örtlichen Einbruch zu erweitern. Die feindliche An- grisfsgruppe wurde vernichtet. An der Adria kam cs zu keine» größeren Kampfhandlungen. Vom Balkan werden die Vernichtung einer kleineren, aus Banden und Bulgaren bestehenden Kampfgruppe von der albanischen Nordostgrenze und anhaltende Kämpfe im Raum der westlichen Mora»» gemeldet. Zwischen Dona« «nd Theiß hatten ungarisch« Angriffsunternehmungen Erfolg. An der unteren Theiß und im Raum Szolnok wird weiter hart gekämpft. Im Kampfraum Debrecen vernichteten «ufere Pan zerverbände mit wirksamer Unterstützung der Luftwaffe die Masse der von ihren rückwärtigen Verbindungen abgeschnlt- tenen 3V. sowjetischen Kavalleriedivision und der 3. sowje tischen Panzerbrigade. Südlich Großkarol im Samosgebiet sowie in den Ost- beskide» scheiterten mehrfache Angriffe und Vorstöße des Feindes. Zwischen Warschau und Bug wiesen unsere Truppen die angreifenden Bolschewisten ab, die beträchtliche Verluste erlitten. Am Narew entbrannten heftige Kämpfe mit den aus ihre« Brückenköpfen antretenden feindlichen Divisionen. Ihre von Trommelfeuer eingeleiteten «nd von starken Schlacht flieger. und Panzerkräften unterstützten Großangriffe wurden in schweren Waldkämpfen aufgefangen. Gegenstöße unserer Panzergruppeg warfen den Feind an zahlreichen Stellen zurück. Viele sowjetische Panzer wurden dabei vernichtet. Bei Goldap und im Raum südöstlich Gumbinnen habe« Gegenangrisse unserer Panzerkräfte nach Osten Boden gewonnen. I« de» übrigen Abschnitten dieses Kampfraumes griff der Feind an uiehreren Stellen mit starken Kräften an. Einzelne Einbrüche wurde» abgeriegelt. I» K u r l a « d.führten eigene Angriffe zu Frontverkür- zungen. Auf der Halbinsel Sworbe wurde» die eigenen Stellungen trotz schwersten Feindangriffe gehalten. Kriegs marine und Luftwaffe unterstützten die Erdtruppen besonders wirksam. Uebcr dem ostpreußischen Kampfraum verloren die Sowjets gestern iu heftigen Lustkämpfen und durch Flak- artillerie der Luftwaffe 46 Flugzeuge. In Nordfinnland «nd an der Sismeerfront bei Kirkenes wiesen «nsere Grenadiere und Gebirgsjäger feind- liche Aufklärungsvorstöße znrück. Sicherungsfahrzeuge de«t- scher Geleite und Marineflak schossen über dem norwegischen K ' engebiet acht feindliche Flugzeuge ab. Angloamerikanische Tiefflieger beschossen erneut die Zivil- bevölkerung, vor allem im rheinischen Gebiet. Unsere Flakartillerie schoß 16 dieser Tiefflieger ab. Einzelne britische Flugzeuge warfen in den frühen Abendstunden Bomben auf Hannover. * Ergänzend.wird dvM gemeldet: _ .... In den Kämpfen im ostpreußischen Grenzgebiet haben sich zwei Kampfgruppen unter Führung der Eichenlaubträger Oberst Koetz und Oberst von Lauchert besonders aus gezeichnet. Bei der Verteidigung der Halbinsel Sworbe haben sich die berlinisch-brandenburgische 23. und 218. Infanteriedivi sion, sowie an Land eingesetzte Teile der Kriegsmarine unter Führung von Generalleutnant Schirmer hervorragend bewährt. ^Wiederholt. da tn einem Teil der gestrigen Auflage nicht enthalte».) Das S2S. Eichenlaub erhielt Generallt. Johann-Georg Richert, Komm, einer württ.-bad. Inf.-Div. Richert brach nach viertägigen schweren Kämpfen mit seiner Kampfgruppe aus der drohenden sowje tischen Umfassung in Bobruisk aus. Dabei gelang es ihm, noch vor den Bolschewisten den Ptitsch-Fluß zu Überschreiten und hinter ihm eine neue Abwehrfront aufzubauen. Richert wurde 1890 in Liebau (Schlesien) als Sohn eines Zollinspektors ge boren. Mit dem Ritterkreuz wurden ausgezeichnet Major Walter Klinke, Batl.-Komm. in einem Plauener Aren.-Rgt., geb. 1910 in Reichenau als Sohn eines Maschinenleiters; Rittmstr. Hermann Lang, Komm, eines Füs.-Datl.; Hptm. d. R. Wilhelm Kubel, Batl.-F. in einem Gren.-Rgt.; Lt. d. R. Heinz Teubel, Kompanief. in einem Gren.-Rgt., geb. 1917 in Gott- leuba, von Beruf RAD.-Führer; Ofw. Friedrich Wimmer, Zugs, in einem Gren.-Rgt. So kämpft der deutsche Soldat. Leutnant Hans v. Rohr, Panzerkommandant in einem Thüringer Panzerregiment, schoß bei 56 von ihm gesahrenen Pak sperrt eine Straße im Kampfgebiet des Westens. PK-Äriegsberichter Höppner; Sch. Leibgarde des Poglavniks im Kamps, mit Banden im südkroatischen Raum. — PK.- Ariegsberichter Grah; Atl.—Sch. Panzerangriffen 48 sowjetische Kampfwagen ab. Die letzten elf Panzer schoß er an einem Tage ab, als die Sowjets Memel im Handstreich zu nehmen versuchten. Sie rollten im Mor gengrauen mit 30 Panzern und starken Jnfanteriekräften an, um den Durchbruch zu erzwingen. In den sich entwickelnden Kämpfen vernichtete Lt. v. Rohr, der in den Rücken des Geg ners vorstieß, acht Sowjetpanzer. Da versagte seine Kanone. Kurz entschlossen stieg er aus und knackte mit einer Spreng ladung im Nahkampf den neunten Panzer, nachdem er zwei Mann der an einem Kettenschaden arbeitenden feindlichen Besatzung durch Pistolenschüsse erledigt hatte. Nach Abwehr des ersten Angriffs bei dem sämtliche 30 Sowjetpanzer ver- nichtet wurden, ging Lt. v. Rohr bei einem neuen Angriff wieder auf Jagd und schoß in kurzer Zeit noch zwei weitere T 34 ab. Dabei wurde er, der Träger des goldenen Verwun detenabzeichens ist, -um 7. Male verwundet. * Mit seinem Karabiner bekämpfte der Obergefreite Rudolf Friedrich den Feind in Italien aus einer gutgewählten Stel lung heraus auf 100 Meter Entfernung so wirksam, daß er mehrere Geschützbedienungen vernichten oder gefangen nehmen konnte. Als Beute brachte er drei Maschinengewehre, eine Panzerbüchse und einen leichten Granatwerfer ein. Politische Schlafwandler. In der Neuyorker „United Herald Tribune' wird erklärt, die üblichen Friedenspläne eilten den Ereignissen weit vor aus und bauten auf der falschen Voraussetzung auf, daß der Krieg schon so gut wie gewonnen sei. Wer das annehme, sei ein Schlafwandler, der enttäuscht aufwachen werde und über lies die Opfer des Krieges vervielfache. Der Krieg könne ich noch sehr lange hinzieh^n und werde die Alliierten noch ehr viel Blut kosten. Auch gegen Japan stünden die größten Schlachten noch bevor. Es werde den USA. ungeheure Mühe bereiten, die japanischen Garnisonen auf den Philippinen, in Indien, Malaya und Birma zu vernichten. Die wahre Stärke Japans werde man aber erst tn Nordchina, in der Mandschurei und auf den japanischen Hcimatinseln zu spüren bekommen, wo die japanischen Truppen den amerikanischen erheblich überlegen sein würden.