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Dresdner Journal : 11.06.1897
- Erscheinungsdatum
- 1897-06-11
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-189706116
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18970611
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18970611
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1897
-
Monat
1897-06
- Tag 1897-06-11
-
Monat
1897-06
-
Jahr
1897
- Titel
- Dresdner Journal : 11.06.1897
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ve,u,«»ret«: :FLr Dresden vierteljährlich: r Mark SV Pf., bei den Kaiser» kich deutschen Postanstalten vierteljährlich > Mark; außer halb de« Deutschen Reichet Poft- und Strmpelzuschlaa. Einzelne Nummern: io Pf Erscheinen: Täglich mit Ausnahme der Sonn- und Feiertage abends. Fern!pr -Anschluß: Nr 129». Dresdner M Murnal. «nkftnbtgnngtnebützre»: Für den Raum einer gespal tene« Zeile kleiner Schrift X) Pf Unter „Eingesandt" die Zeile so Pf Bei Tabellen- u»id Zlffernsatz entsprechender Abschlag Hernntgeber: Königliche Expedition de« Dresdner Journals Dresden, Zwingerstr ro Fernspr.-Anschluß: Nr 12SL 132.Freitag, den 11. Juni, abends.1897. Diejenigen Vezieber unseres Ktattes, »velche dasselbe von hier aus nach einem andern Aufenthaltsort nachgesendet zu haben wünschen, bitten wir, mit der bezüglichen Bestellung gleich zeitig die an die Post zu entrichtende Ueber - weisungsgcbühr einsenden zu wolle». Die selbe beträgt im ersten Monat eines Viertel jahres 60 Psg., im zweiten Monat 40 Pfg. und im dritten Monat 20 Pf. Auf ausdrücklichen Wunsch besorgen wir die Nachsendung unter Kreuzband. Die Ge bühren hierfür richten sich nach dem Gewicht der einzelnen Sendungen. König!. Expedition des Dresdner Zournnls. Amtlicher Teil. Wekanntrncrchung. Das Ministerium des Innern hat der Krankenkasse für Techniker zu Chemnitz, eingeschriebene Hilfskasse, auf Grund des I. Nach träges vom 30. April 180, zu deren Statute vom 19. November 1892 und der Kranken und Bcgräbnißkasse der Tuchsabrikarbeiter und verwandten Berufs genossen beiderlei Geschlechts zu Kamenz und Spittel, eingeschriebene Hilfskasie, auf Grund des III. Nachtrages zu deren revidirtem Statute vom 16. September 1885 bescheinigt, daß sie, vorbehaltlich der Hohe des Kranken geldes, den Anforderungen des 8 75 des Kranken versicherungs-Gesetzes vom 10. Juni 1883 in der Fassung der Novelle vom 10. April 1892 nach wie vor genügen. Dresden, am 4. Juni 1897. Ministerium des Jnucru, Abtheilung für Ackerbau, Gewerbe uud Handel. Vodel. Lippmann. Erueunungeu, Versetzungen re. im öffentlichen Dienste. Im Geschästsbcrrichr des MinistcriumS der Finanzen Forst Verwaltung. Dem zeitherigen präd Forstasjesjor Fürchtegott Moritz Schmidt ist unter Ernennung zum etat mäßigen Forstassessor die Hilssbeamtenstelle aus Tharandter Revier übertragen worden. Nichtamtlicher Teil. Zwei Nachwahlen zum Deutschen Reichstage haben gestern und vorgestern stattgefunden, deren Er gebnis der näheren Betrachtung wert erscheint Bei der Wahl in Wiesbaden hat der Kandidat der freisinnigen Volkspartei, Wintermayer, 6566 Stimmen erhalten. Er kommt in Stichwahl mit dem Kandidaten des Zentrums, dem Frhrn. v. Fugger, auf den 5355 Stimmen gefallen sind. Weiter erhielt noch der Sozialist Quarck 5166 und der von einem Teile der Konservativen unterstützte Nationalliberale Bartling .3072 Stimmen. Bei der Stichwahl sind die An sichten des freisinnigen Kandidaten, der auf einen KunK und Wissenschaft. Erste internationale Kunstausstellung zu Dresden. XI. Dresden 3. Am Eingang unserer Schlußbetrachtung der Dresdner Kunstwerke erwähnen wir zwei ältere Schöpfungen, deren Wert seiner Zeit durch ihre Erwerbung für Museen be tont worden rst: Ferdinand Pauwels' Gemälde „Graf Philipp von Elsaß im Marienhospital zu Ppern" und das zumindest durch den anziehenderen Gegenstand Mem überlegene Bild „Ruhe auf der Flucht" von Hermann Prell, eine schön komponierte, farbig vornehme und mit höchster Gleichmäßigkeit ausgeführte Darstellung voll idealen Stimmungsreizcs Auch ein jüngerer Maler, Georg Lührig, ist mit einer älteren Produktion ver treten, mit seinen „Steinklopfern", die auf der Landstraße zur Zeit der Schneeschmelze ihrer Thätigkeit obliegen Treffende Charakteristik und echte Fabe kennzeichnen das ohne gesuchte Effekte sich darbietende realistische Stück Ein sehr wirk sames Bild ist „Der Gemeinderat zu T" von Richard Scholz. Der geschilderte Moment in der Gemeinderatü- sitzung wird jedem Beschauer unmittelbar verständlich, Ausdruck und Leben in den Köpfen, in der Haltung der acht Männer versetzen uns sofort in die Situation und regen uns zu aufmerksamer Betrachtung an Die Gruppierung der Personen ist insofern glücklich vorgenommen, als die beiden Hauptfiguren im Mittelgründe nicht ge drückt und auch nicht isoliert werden. Sie alle sind vorzüglich und zum Teil mit Humor charakterisiert, selbst die Hände einiger Männer haben Ausdruck und nehmen gleichsam teil an dem, was den Sprecher oder den Zuhörer bewegt Nur die Gruppe links im Bilde ist stark gedrängt, und man gewinnt bei dem Kopfe des Teil der sozialistischen Stimmen rechnen kann, wohl die besseren. Bei der Wahl in Königsberg wurde der sozial demokratische Rechtsanwalt Haase mit 1l9l7 Stimmen sogleich im ersten Wahlgange gewählt. Von seinen Gegnern erhielt der freisinnige Papendieck 5008, der nationalliberale vr. Krause 4049 und der Reformer Störmer 2l60 Stimmen. Da Königsberg bisher sozialdemokratisch, Wies baden durch ein Mitglied der Freisinnigen Bereinigung im Reichstage vertreten war, so ist also durch die Neuwahlen eine Verschiebung in den Parteiverhält- nissen des Reichstags nicht hervorgerufen worden Beide Wahlkreise befanden sich bisher in den Händen der Opposition und werden es bleiben. Was zunächst die sozialdemokratische Partei an langt, so hat sie in Wiesbaden gegen die letzte Wahl rund llOO Stimmen verloren, in Königsberg 949 Stimmen gewonnen. Die Partei kann also nur mit einem nassen und mit einem trockenen Auge auf die beiden Wahlen zurückblicken. Allerdings hat sie in Königsberg das Mandat infolge geringerer Wahl beteiligung der Ordnungsparteien sogleich im ersten Wahlgange erobert, wahrend sie es 1893 erst in der Stichwahl gewann. Bei der Stichwahl erzielte da mals der sozialistische Kandidat 13136 Stimmen. Die freisinnige Partei hat in Königsberg einen Rückgang von 950 Stimmen zu verzeichnen; dafür macht die freisinnige Presse aber ein großes Wesen von der Stimmenzunahme ihrer Partei in Wiesbaden. Dort hat der Freisinnige 1671 Stimmen mehr als bei der letzten Wahl erhalten. Dabei berücksichtigen die freisinnigen Herren aber nicht, daß bei der letzten Wahl außer dem Kandidaten der freisinnigen Volks partci noch ein solcher der freisinnigen Vereinigung aufgestellt war. Dieser letztere Kandidat, der von Nationalliberalen und Konservativen unterstützt wurde, weil er für die Militärvorlage cintrat, erhielt 6289 Stimmen. Daß beim Wegfalle dieses zweiten frei sinnigen Kandidaten der Volksparteiler bei der jetzigen Wahl mehr Stimmen erhallen hat, ist daher doch nicht etwa verwunderlich. Außerordentlich schlecht hat die nationalliberale Partei in beiden Wahlkreisen abgeschnitten. In Wies baden hat ihr Kandidat, obwohl notorisch ein Teil der Konservativen für ihn gestimmt hat, bei weitem die geringste Zahl der Stimmen erhalten und in Königsberg ist ihr Kandidat von 729«; auf 4049 Stimmen herabgegangen. Unseres Erachtens beweisen diese Ziffern aufs deutlichste die Richtig keit dessen, was als die Folge des „Sturmes" der preußischen Nationalliberalen gegen die Vereinsgesetz- novelle von einsichtigen Leuten vorausgesagt worden ist: die linksstehenden, liberalen Schlagwörtern zugäng lichen Angehörigen der Partei sind mit behaglichem Schmunzeln von den in grober Hetzerei und Volks aufwiegelung natürlich ungleich stärkeren Freisinnigen in Beschlag genommen, die ordnungsliebenden, einem energischen Vorgehen gegen die Revolutionäre zu- neigenden Elemente aber sind vor den Kopf gestoßen worden. I)r. Kranse, der nationalliberale Kandidat in Königsberg, war bekanntlich im preußischen Ab- geordneteuhause der Wortführer seiner Partei. Seine Reden unterscheiden sich kaum noch von denen der freisinnigen Volksredner. Ein Verlust von mehr als 3000 Stimmen ist die Quittung. Gewaltig ist schließlich auch der Mißerfolg der deutschsozialen Reformpartei. In Wiesbaden brachte sie es überhaupt zu keinem Kandidaten, in Königs berg erzielte sie nur 2000 Stimmen, obwohl ein Teil der Konservativen für ihren Kandidaten gestimmt hat Es ist eben wieder einmal einer der berühmten reformerischen „Siege" vor der Schlacht zu ver zeichnen. Mannes, ver nachdenklich gesenkt >u, den Emdrua, dax er erst später, nach der eigentlichen Conzeption des Ge mäldes in letzteres hineingesetzt worden sei. Auch gewahrt man trotz der gedeckten Stellung, welche dieser Figur gegeben ist, auffallend wenig Körper Die einzelnen Gestalten lösen sich von dem einförmigen, ockergelben Hintergründe plastisch gut los und überhaupt ist das Technische wohlgelungen bis auf einige Hände. Sie sind sehr gut gezeichnet, aber die Farbe darf nicht in dem Maße wie hier zu sehen sein, denn auch die derbe Hand des Landmannes hat Epidermis und nimmt sich keines wegs blutrünstig aus Wilhelm Claudius hat ein nettes Genrebild ausgestellt, „Kegelbrüder", das sind Dorf- jungen, die auf einem sandigen Pfade zwischen Gehöften ihr Spiel machen und dabei an einem gleichaltrigen Mädchen mit einem Neugeborenen auf dem Arm eine sehr interessierte Zuschauerin finden Unter den Jungen, die vom Maler ziemlich gleichmäßig im Ton behandelt sind, löst sich der kleine Kcgelschieber, und ebenso die Zuschauende, am besten von dem etwas konventionell dargestellten Hinter gründe ab. Ein malerisch nicht gerade hervorragendes, aber mit hübscher Empfindung entworfenes und mit Sicherheit ausgeführte- Gemälde ist Ernst Oskar Simonsons „Feierabend" — ein rauchender Mann und ein strickendes junges Mädchen stehen in trau lichem Gespräch beisammen hinter einer hochgelegenen Mauer, über die hinweg man aus die Dächer der im Abenddunkel liegenden Stadt blickt Eine nicht üble Leist ung von romantischem Zuschnitt und selbständigem Anlauf hat man in Fritz Philipp Schmidts Bilde „Der Drache" vor sich; ein rothaariger Germane, den Bogen in der Rechten, und ein blondköpfiger Knabe ihm zur Linken beugen sich in höchster Spannung über einen Felsvorsprung und erblicken das in dem Spalt liegende Untier Eine Beleuchtungsstudie mit charakteristischen Figuren nennt Paul Poetzsch „Seemannsgeschichten", ein sehr solid ge maltes Bild, auf dem nur der vorderste der drei in der Tagesgeschichte. Dresden, 11. Juni. Uber den vom 14. bis mit 16. Juni in Aussicht genommenen Aufenthalt Ihrer Majestäten des Königs und der Königin in Leipzig verlautet folgendes. Ihre Majestäten werden am Montag, den 14. Juni, vormittags 9 Uhr 30 Min mit dem fahrplanmäßigen Zuge von Sibpllenort abreisen und unter Benutzung eines nachmittags 1 Uhr 55 Min. von Görlitz ab gehenden Sonterzuges, der Dresden nachmittags nach H4 Uhr passiert, 5 Uhr 26 Mm. m Leipzig eintreffen. Bei der Ankunft in Leipzig findet auf dem Dresdener Bahnhose großer Empfang statt. Vom Bahnhofe aus begeben Ihre Majestäten Sich ins König! Palair, um daselbst Wohnung zu beziehen. Abends '/»10 Uhr findet seitens der Studierenden der Universität ein Fackelzug statt, welchen Ihre Majestäten vom Königl. Palais aus in Augenschein nehmen werden. Am Dienstag, den 15. Juni, vormittags 11 Uhr wollen Ihre Majestäten der feierlichen Einweihung der neu bez. umgebauten Universitätsgebäude in der Aula beiwohnen und nach dieser Feier einer Ein ladung des Hrn. Kreishauptmanns v. Ehrenstein zum Frühstück gnädigst Folge leisten. Für Dienstag nachmittag sowie für Mittwoch vor mittag haben Ihre Majestäten den Besuch der Sächsisch- Thüringischen Industrie- und Gewerbeansstellung ge plant. Am Mittwoch, nachmittags 2 Uhr, gedenken Ihre Majestäten bei dem Kommandeur der II. Division Nr 24, Generallieutenant v. Treitschke, Excellenz, zu frühstücken und sodann gegen 4 Uhr die Rückreise nach Dresden-Strehlen anzutreten. Das Allerhöchste Gefolge während des Ausent Halles Ihrer Majestäten in Leipzig wird aus den nochgenannten Damen und Herren bestehen: Ihrer Excellenz der Frau Oberhofmeisterin v. Pflugk, der Hofdame Gräfin v. Einsiedel, Ihren Excellenzen dem Oberstallmeister v Ehrenstein und dem General adjutanten Generallieutenant v. Minckwitz, ferner dem Oberhofmeister v. Malortie, dem Hausmarschall v. Carlowitz Hartitzsch, dem General ü la 8uite Sr. Majestät Generalmajor Hingst und dem Flügel adjutanten Major v. Larisch. Deutsches Reich. * Berlin Se Majestät der Kaiser besichtigten gestern vormittag auf dem Bornstedter Felde bei Potsdam das 1 und das 3 Garde-Ulanen-Regiment und nahmen darauf im Kasino des 1. Garde-Ulanen-Negiments das Frühstück ein — Der neuernannte amerikanische Botschafter, Mr. White, besuchte gestern vormittag den Reichskanzler Fürsten Hohenlohe — Der Anteil der deutschen Flagge am ost asiatischen Küstenhandel wächst andauernd in raschem Tempo Selbst im Verkehr zwischen chinesischen Häfen und französischen Kolonialgebieten, als Kochinchina, Tonkin, Cambodja, dominiert die deutsche Flagge derartig, daß der Wettbewerb der französischen dagegen kaum in Betracht kommt Als im Jahre 1895 eine national-chinesische Linie sich als Konkurrenzlinie auf der bisher nur von einer französischen Ge sellschaft bctriebenenRouteHongking-Pakoi-Tonkin aufthat und alsbald den gesamten Frachtverkehr der chinesischen Firmen, die mit Tonkin Beziehungen unterhalten, an sich zog, reklamierte die französische Gesellschaft bei den Behörden in Peking gegen dieses versteckte „Monopol" als eine Zuwiderhandlung gegen die Verträge, welche Pakoi dem Handel aller Nationen eröffnet hätten Diese Reklamation hatte aber nur den Erfolg, daß die chinesischen Unter nehmer sich mit einer deutschen Firma verbanden, sodaß gegenwärtig, zum großen Leidwesen der französischen Kolonialschwürmer, daS gesamte Frachtgeschäft aus der vor erwähnten Route für chinesische Rechnung unter deutscher Flagge betrieben wird. — Die „Nationalzeitung" hatte aus dem stenographi schen Berichte der Verhandlungen vom 25 Mai folgende Aussage des Hrn v Tausch abgedruckt: „Angeklagter Kv;e zasammenjiyenven, rauchenden und und trinkenden See leute vom Maler in der GesichtShaut stark geschunden worden ist Ein iveder im Motiv noch im Vortrag sonderlich inter essantes Bild „Kritik" (welche die Gattin des Malers vor einem wohl der Vollendung nahen Bilde übt) stammt von Ernst Paul Hermann und noch weniger besriedigt uns das hell gemalte Bildchen „Aalnetzreinigen" von Richard Hesse, mit dem ausdruckslosen Gesicht der übrigens gut gezeichneten Frauengestalt. An einem Motive, das mehr fach von Meisterhand ausgeführt worden ist, hat sich Otto Fritzsche in seiner „Susanna im Bade" versucht Der weibliche Körper ist lobenswert gezeichnet und model liert, aber ohne Leuchtkraft des Jncarnats, die hier sehr angebracht gewescn wäre; wie es um die Gesichter der beiven lüsternen Alten steht, läßt sich nicht genau sagen, da das Bild allzuhoch gehängt ist Hermann Behrens „Furioso" — ein halb entkleidetes Mädchen, das den kleinen Liebesgott auf dem Rücken trägt und von ihm zu immer schnellerem Lauf angespornt wird — wirkt leicht in der Haltung und gut im Fleischton der Figuren, doch hat Amor, bei dem auch die Flügel mehr aufgesetzt als an gewachsen erscheinen, an ersterem Vorzüge keinen Anteil. Aus dem Bilde „Im Tepidarium" von Robert Häusler sehen wir einen aktmäßig posierten und gemalten jugend lichen Frauenkörper, dessen Hautwärme der Fritzsche schen Susanne gut zu statten gekommen wäre. Auf dem Winterbilde „Für unsere Lieblinge" von Albert Stagura haben wir im Vordergiund aus einer Terrasse zwei kleine Mädchen vor uns, wie sie den Vögeln, die erwartungsvoll auf die Brüstung geflattert sind, Futter streuen; im Hintergründe dehnt sich bis zur Silhouette der Stadt eine weite Schnee- landschast auS Das freundliche Motiv mildthatiger Kinder würde in einem kleineren Maßstabe der Darstellung, als dem hier gewählten, zu noch lebhafterem Eindruck ge bracht worden sein Der malerische Halt der Arbeit liegt in dem Hintergründe, in dem sich einige gute, sernwirkenoe Töne finden In der Behandlung des Schnees ist cS v Tausch: Hr v. Lützow sagt, woher er solche Sachen wissen sollte, er hätte keine Verbindungen Man braucht nur seine Berichte durchzulesen, die er an die Polizei ge schrieben hat, wo er sogar öfter Hrn v Manteuffel anzieht und sagt: Ich habe das von Hrn v Manteuffel er fahren "und zwar sehr viel Ich will damit nur andeuten, daß Hr. v. Lützow sehr gute politische Verbindungen hatte, und daß ihm von solchen Seiten auch etwas mitgeteilt sein wird. Ich könnte noch mehrere andere nennen, aber diese eine Person ge nügt, um zu zeigen, daß er in der That Verbindungen gehabt hat; er ist im Wahlbureau des konservativen Wahl vereins beschäftigt gewesen, wenigstens sagte er das, er hat Wahlreden gehalten, ist herumgereist im Auftrage der konservativen Partei, hat den Auftrag bekommen, Broschüren zu schreiben gegen Hrn Stöcker und hat also sehr wohl politische Beziehungen gehabt" — Hierzu bemerkt die „Conservative korrespondenz" folgendes: Die Hrn Frhrn v. Manteuffel betreffenden Angaben sind Wort für Wort unwahr. Ebenso unwahr ist die An gabe, Hr. v Lützow sei im „Wahlbureau des konser vativen Wahlvereins" — sofern damit das Bureau de« Wahlvereins der deutschen Konservativen gemeint sein soll — beschäftigt gewesen DaS war niemals auch nur vorübergehend der Fall Unwahr ist ferner die Be hauptung, Hr. v Lützow sei im Auftrage der konserva tiven Partei als Wahlredner herumgereist Er hat vor Jahren, wie viele andere redegewandte Herren im Zentral bureau seine Adresse niedergelegt, die dann im Bedarfs fälle solchen Wahlkomitees mitgeteilt worden ist, welchen lokale rednerische Kräfte nicht zur Verfügung standen E» war dies also ein rein geschäftlicher Akt, von dem die Parteileitung gar keine Kenntnis hatte. Ein Auftrag, Broschüren gegen Hrn Stöcker zu schreiben, ist Hrn v. Lützow von konservativer Seite niemals erteilt worden — Die „Nordd Allg Ztg" schreibt: Der Freisinn nebst verwandten Richtungen ist über den Entschluß der Sozialdemokratie, sich an den preußischen Landtags wahlen zu beteiligen, keineswegs mißvergnügt Im Gegen teil ergreift er die dargebotene Hand mit größter Bereitwilligkeit. Da es der Sozialdemokratie bei den Landtagswahlen unmöglich ist, aus eigener Kraft ihre Kandidaten durchzubringen, so hofft sie, aus indirektem Wege mittels eines Wahlkompromisses zum Ziele zu gelangen Eine Reihe freisinniger Blätter ist hiermit einverstanden. Für die durchgängige Garan tie sozialdemokratischer Unterstützung sind sie bereit, einigen Vertretern des Umsturzes den Einzug in den preußischen Landtag zu ermöglichen Die Beziehungen, die bisher bei den Reichstagswahlen nur hier und da im Ge heimen spielten, sollen für die Zukunft also allgemein, frei und unverhüllt zu Tage treten. Ob sich eine erheb liche Zahl freisinniger Wahlmänner finden wird, die einem Sozialdemokraten vor der Öffentlichkeit ihre Stimme geben, möchten wir zunächst noch in Zweifel ziehen Sollte dies wider Erwarten dennoch der Fall sein, so wäre damit jedenfalls die Gemeinschädlichkeit eines aller höheren Gesichtspunkte baren Fraktionstreibens jedermann unzweideutig vor Augen geführt Das konstitutionelle System würde an Ansehen und Gunst verlieren, wenn das Volk sieht, wie um kleinlicher Parteivorteile willen mit den Mitteln eben dieses Systems dem Umstürze ohne Scheu Vorschub geleistet wird Wer seine Schritte nach voraussichtlichen Erfolgen oder Mißerfolgen politischer Gegner bemißt, müßte in Heller Schadenfreude dem Vorhaben des Freisinns zustimmen Von dem höheren Standpunkte des allgemeinen Staats interesses au« aber erscheint es richtiger, warnend die Stimme zu erheben Der Pakt mit Leuten, die offen kundig revolutionären Zielen zustreben, wird und muß da» Gemeinwohl auf alle Fälle schädigen Eine grundsätzliche Verschiedenheit trennt die Sozialdemokratie von allen übrigen Parteien Keine Differenz unter den Sozial demokraten selbst reicht auck nur annähernd an die Größe dieses prinzipiellen Gegensatzes beran. Das sollte man im Heerlager des Freisinns nicht vergeßen. Wer mit der Sozialdemokratie zusammenwirkt, verletzt aufs gröblichste die Interessen des Staates und macht sich zum Schildknappen der Revolution — Bei der gestrigen Landtags-Ersatzwahl in Preu ßisch-Stargard wurde im zweiten Wahlgange Pfarrer v. WolSzlegier-Gilgenburg (Pole) mit 233 Stimmen gewählt. Rittergutsbesitzer Arndt - Gartschin, deutscher nicht so gelungen, als man von Stagura, der in kleinen Bildern die Winterstimmung sehr sicher zu erfaßen verstanden hat, zu erwarten geneigt war Allerdings ge lingt eine überzeugend echte Darstellung des Schnees nur wenigen Malern — diese alte Beobachtung kann auf der Ausstellung vor mehr als einem Dutzend winterlichen Stücken erneuern Zum Beispiel auch vor den beiden großen Militärbildern von Georg v Boddien und Rudolf Tracht Ersterer benennt fein Gemälde „Episode aus der Regimentsgeschichte des 1 Ulanenregiments Nr 17." Selbige spielt sich bei einem Transport französischer Ge fangener am Spätnachmittag eines Wintertages ab Auf der verfchneiten Landstraße ist der lange Wagenzug mit den Gefangenen, den unsere Ulanen eskortieren, eben zum Stocken gekommen, da die Spitze aus dem Walde links von Franktireurs Feuer erhalten hat Die Franzosen be- brüßen diesen Zwischenfall, der ihnen die Freiheit zu bringen scheint, mit Käppischwcnkcn; einer von ihnen hat schon den ersten Wagen verlassen, ist aber nicht weit ge kommen, sondern gleich von der Lanze eines Reiters zu Boden gestreckt worden, ein anderer, der ebenfalls die Flucht ergreifen wollte, wird von der nervigen Faust eines Ulanen festgchalten Ter Führer der Bedeckung hat einen Schuß in den rechten Arm erhalten, er sieht mit einem Blick, welcher deutlich seine Meinung über diese Art Krieg- ' sührung ausdrückt, auf die Gefangenen im Wagen Einige Reiter attackieren gegen die Waldlisüre und auch von dem Hinteren Teil des Zuges kommen mehrere Ulanen heran Wie die Sache schließlich ablausen wird, spricht sich am deutlichsten in den grimmigen Zügen de« Fuhrmanns aus, der neben den Pferden des ersten Gefährts einhergeht Das Bild ist sehr lebendig angeordnet und läßt den Be schauer an der Situation warm werden. Einzelne Ge sichter sind, wenn auch im Ton zu gleichmäßig, doch vortrefflich charakterisiert, die Naturstimmung — da» Herannahen des Winterabends, den die hinter dichtem Schneegewölk verglühende Sonne ankündigt — ist wohl-
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