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HLO. Freitag, den 14. Octoker. 18-A Frankenberger Nachrichtsklatt und Bezirksallzeiger. Amtsblatt des König!. Gerichtsamtes und des Stadtrathes zu Frankenberg. Erscheint wöchentlich drei Mal- Vierteljährlich 10 Ngr. — Zu beziehen durch alle Buchhandlungen und Post-Expeditionen. Bekanntmachung. Das 39. Stück vom BundeS-Gesetzblatte des Norddeutschen Bundes ist erschienen und kann an Rathsstelle eingesthen weidest. Dasselbe enthält: . 571. Allerhöchster Erlaß vom 3V. September I87V, betreffend die Ausgabe verzinslicher Schatzanweisungen im Betrage von 6,599,VW Thalern. 572. Ernennung des Kaufmann Peter Le Coq zum Konsularagenten des Norddeutschen Bundes zu Guernsey. Frankenberg, am 13. October 1879. Der Stadtrath. Meltzer, Brgrmftr. O e r t l i ch e s. Frankenberg, 12. Octbr. Die diesjährige Diöcesanversammlung in hiesiger Ephorie fand heute von Vormittag 10 Uhr bis Nachmittag halb 3 Uhr im Saale des Gasthauses zum schwar ten Roß hierselbst unter Leitung des Herrn Sup. vr. Körner statt. Eingefunden hatten sich zu derselben 69 geistliche und weltliche Kirchenvor steher. Die Verhandlungen, welche mit großem Ernste gepflogen worden, betrafen die Mit wirkung des Kwchenvorstandes bei der Erhaltung von Zucht und Sitte und bei der Belebung des christlichen Sinnes in der Kirchgemeinde, die Vermehrung der weltlichen und Verminderung der geistlichen Mitglieder in der künftigen Landes synode und die Uebertragung des Patronats rechts an die Kirchengemeinden. Da demnächst ein officieller Bericht in diesem Blatte über diese Angelegenheit. erfolgen wird, wollen wir heute diesfalls nicht ausführlicher referiren und be merken nur, daß befriedigter als im Vorjahre diesmal die Theilnehmer aus der Versammlung schieden. Auerswalde. Von den aus hiesigem Kirch spiele nach Frankreich gezogenen 62 Soldaten hat einer derselben, Gustav Haubold aus Auerswalde, am 18. August beim Sturm auf St. Privat durch einen Schuß durch die Brust getroffen, sofort den Heldentod gefunden. Vier derselben sind verwundet: Ernst Barthel, Schuß durch den Hals, liegt im Lazareth in Gotha; Hermann Kluge, Schuß in den rechten Ober arm, liegt im Lazareth in Gotha; August Leh mann, Schuß durch die rechte Schulter mit Fractur, liegt im Lazareth in Darmstadt; Linus Sändler, an der Schulter verwundet, befindet sich auf Urlaub in der Heimath. Drei derselben sind krank: Eduard Bellmann, im Lazareth in Dresden, Traugott Otto aus Garnsdorf, im Lazareth in Dresden, Friedrich Böhme aus Garnsdorf ist in die Heimath beurlaubt. Einer derselben, Heinrich Florey aus Auerswalde, ist am 16. Septbr. vom Vicefeldwebel zum Seconde- lieutenant befördert und mit der silbernen Me daille zum St. Heinrichsorden decorirt worden. -L—EK— Bom Kriegsschauplätze. Offizielle Mittheilung. Versailles, 11.Oetbr. Das bayerische CorbS v d. Tann und die Cavalerie-Division Prinz Al brecht und Stas Stollberg schlugen am 19! Oetbr. eine feindliche Division bei Artenay, «ahmen 3 Geschütze und SOS« Gefangene. Diesseitiger Ver lust 119 Mann. Der Feind floh in voller Anflö- snng. Die Verfolgung wird fortgesetzt. Die Ein nahme von Orleans ist bevorstehend. Die Cava- lerie-Division Rheinbaven trieb am 19. Oetbr. 4999 Mann Mobtlgarden bei Cherish über die Eure zurück, wobei Letztere erhebliche Verluste er litten. Bor Parts nichts Neues. von Podbtelskt. Die republikanischen Minister in Paris wol len so lange keine Wahlen für eine National versammlung ausschreiben, bis Frankreich von den Feinden frei ist. Gambetta hat die Fahrt mit dem Luftballon riökirt, um die Minister in LourS zur äußersten Energie anzutreiben. Die deutschen Truppen werben also zur Beschießung und Erstürmung von Paris gezwungen. Die. Zahl der deutschen Krieger in Frankreich beträgt 7,00,090 Mann, darunter 200,000 Landwehr. Lüdbeutschland hat 140,000 Mann gestellt. Von der Festung Metz will man wissen, daß sie sich kaum noch 14 Tage werbe halten können. Daher die wüthenben AuSiäüe, um eine schwache Stelle oder ein Loch zu finden oder um zu täu schen. Gambetta erließ am 10. Ocibr. von TourS auS eine Proclamation an die Bewohner beö Departements: ,,Er habe auf den Befehl der Regierung Paris verlassen, um Anweisungen und Befehle derselben zu überbringen. Die Re. volution Hal weder Geschütze noch Waffen ge funden. Jetzt befinden sich in Paris 409,000 Na tionalgarden, 100,000 Mobilgarden und 60,000 reguläre Truppen. Täglich werben eine Million Patronen angefertigt. Die FortS, mit Marine iruppen besetzt, haben 3800 Geschütze find hiS jetzt den Feind verhindert, das kleinste Erdwerk zu errichten. Festigkeit und Erfahrung der im» provisirten Soldaten werden täglich größer. Hin ter der Enceinte eriftirt eine andere auS Barri kaden. ES ist keine Illusion, Paris ist unein nehmbar. Den Preußen bleibt nur Ausstand und HungerSnoth, aber zu keinem wird eö in Paris kommen. Lebensmittel sind für Monate vorhanden. Pflicht der DepartemeniSbewohner sei, sich den NegierungSbesehlen zu fügen, die nur die Rettung FranfreichS wollen; sobald daS geschehe, wird die Negierung sest begründet sein. An Mannschaften fehlt eS nicht. Gefehlt Hal die Konsequenz der Entschlüssel Die nunmehr abgeschlossenen LieferungSverträge sichern alle viSponiblen Gewehre der Welt. Wir müssen alle HttfSkräsle anspannen, dem Feinde Hinter- halte legen, «inen nationalen Krieg anfangen- die Herbstregen werden kommen, die Feinde wer-- den vernichtet werben durch unsere Waffen, durchl Hunger und die Natur. Erheben wir uns i» Massen; laßt unS lieber sterben als eine Zer stückelung Frankreichs dulden." (Wie lange wilP diese Sprache, fern von der bedrohten Hauptstadt geführt, noch dauern?) F ' Der preußische „StaatS - Anzeiger" enthältr einen Artikel, welcher die augenblickliche Lage der deutschen Heere vor der französischen Häupv» stabt, Vie Umschließung dieser, sowie die EvenrU» alität eines Angriffs auf dieselbe ausführlich er örtert, und der mit folgenden Sätzen schließt: Unter Berücksichtigung aller vorerwähnten Punkte: ist die Aufgabe der deutschen Kriegführung.: „„bei Vermeidung möglichster Verluste an Zctk und Menschen in den Besitz der französischem Hauptstadt sich zu setzen," " — eine selten schwie» nge zu nennen. Man darf jedoch mit Zuver sicht erwarten, daß rS unserer Heeresleitung ge lingen wird, all' diese Schwierigkeiten zu über winden, wenn auch kaum in so kurzer Frift^ wie die natürlich gespannte Erregung der Be völkerung des gesummten Vaterlandes hofft un» wünscht. Der Berner „Bund" sagt in seiner Tages- Übersicht vom 11. October: Die Fortsetzung de» Kriegs bedroht Frankreich mit einem empfindlichen Verlust seines LänbergebietS auch in Afrika, in dem nach Nachrichten über Tunis und Mali« in Algier der Ausstand in vollem Gange ist. Derselbe brach in Sübosten der Provinz Con stantine unter dem Stamme Uled Jacob auS» und schlossen sich andere Stämme südlich von Schott-el-Dscherid an, die mächtigen Ssuafa- Uled-Toru und Betz-Amer. Einem Bericht des „Schw. M." aus Straß- iurg, 6. d., zufolge ist die Bank von der preu ßischen Behörde besetzt; man hätte, wie es heißt> anfangs einen Baarvorraih von nur einigem Millionen angegeben, doch wären gestern mehr als 10 Millionen in den Kellern versteckt ge sunden worden. Wenn man die Straßburger Citadelle betritt und einen der Wälle besteigt, so be kommt man einen klaren Begriff von ihrer Stärke. DaS Hauptwerk, welches Kasernen, Wohnungen und eine Kirche enthielt, ist von breiten Wasser gräben umgeben, an welche sich in weitem Um kreise großartige und starke Erdwälle anschließen. Die Festung von dieser Seite anzugreifen, wär» eine Unmöglichkeit gewesen, deshalb war auchs j