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Dienstag. 7. März 1V1I. llrtrr «ovo »Mst ktteintti Nr. SS Lechöter Jahrgang. fluer Tageblatt und Anzeiger Mr das Erzgebirge viantwortlicher R»baft.o, prlt> NrnbolU. fü- !>i? Inserat« verantwortliche «lalle, N,««». Leide in Aue i Lr^geb. mit der wöchentlichen Unterhaltungsbeilage: Äuer Lonntagsblatt. Spnchftsnd« der Redaktion mit Nuenahm« der Sonntag» nachmittag, von 4—» Uhr. — Lelegramm-Ndreffei Tageblatt Nneerzgebirge. — Ferntzrech« 5». Für unverlangt eingesandt« Manuskripte kann GewShr nicht geleistet werden. Druck und verlag llve» NiveU- u. VettegO^emNeweft m. b. st. in Nu» t. Lrzgeb. Sezugepreie: Durch unsere Boten frei in, Hao» monatlich »o0fg. 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In Berlin erfolgte eine Vorbesprechung über den Zu- sammenschluh aller interessiertenBereine zu einem Deutschen Hausbesitzerbund. Die Germania meldet au« Münster (Westfalen): Bischof Dr. Hermann Dtngelstad ist gestern vormittag lO'/, Uhr sanft entschlafen Am L ö t s ch b e r g t u n n e I find im Dorfe Goppenstein 4000 italienische Arbeiter im Schnee ringe- schlossen. Man Hal von den Eingeschloffenen noch keine Nachricht. ck Das Kabinett von Nikaragua hat im Zusammenhang mir der jüngst erfolgten Explosion eine« Pulver magazins sechs bedeuten de liberale Poli tiker de« Lande« verwiesen. » In, milteldeutschcnKohlengebiet ist etneLobn- oewegung eingetreten. Die Aussichten der BerficherrmgSgefetze. >0? Obwohl die Tage des Deutschen Reichstages gezählt find, hat er doch noch mehrere wichtige Gesetze sozialen Charak ters zu erledigen. - Im allgemeinen Interesse wäre es sonst be dauerlich, wenn die monatelange Arbeit umsonst gewesen wäre und die Entwürfe unter den Tisch fielen, da man im neuen Reichstage noch einmal von vorn anfangen müßte. Die Reichsversicherungsordnung steckt noch immer in der Kommission und es hat hier nicht an lebhaften Auseinander setzungen gefehlt . Eine Reihe von Beschlüssen ist gesüßt worden, gegen di« sich di« Regierung energisch wehrte, andere Beschlüsse wiederum erhielten nur «ine ganz geringe Minorität und die Parteigruppierungen wechselten dabei, so daß sich nicht voraus sehen läßt, welch« definitive Haltung zu einzelnen grundlegenden Fragen das Plenum «innehmen wird. Auf der einen Seit« möchte man die Reichsverstcherungsreform noch in. dieser Legis laturperiode erledigt haben, auf der anderen Seite mutz man sagen, daß es nicht richtig wäre, wenn man die Verhandlungen überstürzen würde. Kompliziert wird die Lag« noch durch di« gewünschte Einbringung de» Privatbeamtenversiche- rungsgesetzentwurfefs, der dem Bundesrate zugegan gen ist, ohne dah man dort bisher irgendeine Entscheidung ge troffen hätte. Nach neueren Meldungen will man 'sich dort Mitte März mit der Materie befassen, und bei dieser Gelegenheit wird sich -eigen, ob die dieser Tag« verbreitete Nachricht zutreffend ist, wonach das Gesetz als gescheitert angesehen werden kann. Ein westdeutsches Blatt will wissen, daß man in Regierungskreisen wenig Lust zeigt, da» Gesetz noch in dieser Tagung dem Parla ment« vorzulegen, und zwar im Hinblick auf die zahlreichen Ab änderung-Wünsche und aus die in den Kreisen der Privatbeam ten selber herrschenden weit auseinandergehenden Grundanschaü- ungen, die sogar zu den schärfsten Auseinandersetzungen unter den einzelnen Organisationen geführt haben. Richtig ist, dah Mn mit den Einzelheiten des Entwurfes nirgend, zufrieden ist, weder in den Kreisen der Arbeitgeber noch in denen der Angestellten. Es läßt sich nicht leugnen, dah die Privatbeamtenverstche- rungen den Arbeitgebern neue erhebliche Lasten auferlegt, und di« au» diesen Kreisen gekommenen Wünsche kann der Bundes rat nicht so ohne «eitere» aä aota legen, ebensowenig wie di« allerding» teilweise einander widersprechenden Wünsch« der An gestellten. Sicher ist jedenfalls, daß der von der Regierung zweck» Unterbreitung vor der allgemeinen Kritik veröffentlicht« Entwurf in seiner jetzigen Form nicht Gesetz «erden kann. Man spricht sogar davon, dah man im Retchsamt de» Innern beabsich- tige, selber den Entwurf noch einer gründlichen Umarbeitung zu unterziehen. Ob da» zutreffend ist, ließ sich bisher noch nichts feststellen, allerdings würde es in diesem Fall« kaum noch möglich sein, den Entwurf in diesem Tagungsabschnitt zu erledigen. Es bliebe dann nichts anderes übrig, als «ine Herbsttagung anzuberaumen, um den Gesetzentwurf und andere Vorlagen zu verabschieden. Ob aber viel Segen dabei herauskommen Mrd«, darf als fraglich gelten. Voraussetzung wäre überdies, daß es ge länge, di« Reichsversicherungsordnung noch vor Ostern fertigzu stellen. Jedenfalls ist die Situation sehr unsicher, man ist sich vielleicht auch in Regierungskrisen noch nicht einmal klar, wie lang« man den jetzigen Reichstag noch Leisammenhalten will. E« heißt, daß in den nächsten Tagen zwischen den Führern der bürgerlichen Parteien und Regierungsoertretern Besprechungen darüber stattfinden sollen, welchen Weg man «inschlagen könnte, um di« hauptsächlichsten Vorlagen noch unter Dach und Fach zu bringen. In den maßgebenden parlamentarischen Kreisen Herrscht allerdings in dieser Hinsicht ziemlich Pessimismus. Politische Tagesschau. Au« 7 März. Zu» SV. Geburtitag d«» bayerische» Prinzregent»». Der bayerisch« Prtnzregent überwies den beiden seinen Namen tragenden Feldarttllerieregtmentern Nr. 1 und 7 zur Erinnerung an seinen 00. Geburtstag al» wettere Zu. stiftung zu der von ihm früher errichteten Regimentrfttftung j, 25 000 Mark, ferner dem Verbände der Prinzregent-Luitpöld- Kanoni«re in München 4000 Mark und dem Verein ehemaliger Luitpold.Kanoniere in Aug»burg 1000 Mark. Wetter bestimmt« der Prtnzregent, daß di« Summ« von 25000 Mark, di« die Pfälzische Hypothekenbank in Ludwigshafen al» Jubtläumsspend« ihm zur Verfügung gestellt hat, zur Unter- stützung von Winzern, die durch Mißwach, oder Schädlinge in unverschuldete Notlage geraten sind, verwendet werden soll. Der Prtnzregent ließ ferner den Ministern v. Miltner, von Wehner,». Frauendorfer und v. Brettre ich ah» Er- inn«rung»gabe an seinen 90. G«burt»tag ein« Plakette mit dem Bild« de» Regenten in Silber überwiesen und verlieh wei ter« Auszeichnungen an di« obersten Hofchargen. Außerdem er nannt« der Prinzrrgent seinen Urenkel Prinz Luitpold von Bayern zum Leutnant ä la suite de» 1. yeldarttlleriere-tment», da» den Namen de» Prinzregenten Luitpold trägt. Ferner er. nannte der Prinzregent den Herzog von Calabrten zum Inhaber de, 0. Feldartillerteregiment», da» fortan di« Venen, nung 6. Feldartillerteregiment Prinz Ferdinand von Bourdon, Herzog von Calabrien, führt. General der Kavallerie -. D. v. Lylander wurde zum Generalobersten der Kavalliere beför. dert. Einer größeren Anzahl von Offizieren und Sanitätsoffi zieren, di« bereits aus dem aktiven Dienst ausgeschieden find, aber an Feldzügen teilgenommen haben, wurde der Charakter der nächsthöheren Charge verliehen. * Di« Angriff« gegen Dr. Solf. Die Berliner Neuesten Nachrichten nahmen Notiz von den Angriffen der Rheintsch-west. Die GeburtSstätte -eS Prirrzregerrten von Bayern. Zum SV. Geburtstag« de« Priuzregeuteu Luitpold. »»«druck vrrdotr» Di« herrliche Mainstadt Würzburg ist allzeit stolz dar. auf gewesen, dich st« die Geburtsstadt des Prinzregenten Luit pold ist, der nicht nur durch di« Würde seiner hohen Stellung und seines hohen gesegneten Alter», sondern vor allem auch durch seine Tugenden so reich geschmückt ist. Auf solch einen Sohn kann ein« Stadt wohl stolz sein, und dah ste es ist, hat sie — der schönsten im deutschen Lande ein« — vielmals bewiesen, ebenso wie der greise Lenker der Geschicke de» zweitgrößten deutschen Bundesstaates seine treu« Anhänglichkeit Mr st« oftmals dar getan hat. -- Bald, wenn man vom Bahnhof her die Stadt be. kitt,, stößt man aus ein schöne» Liebeszeichen, da» der Prtnz regent im Jahre 1894 seiner Geburtsstadt geschenkt hat: auf dem Katserplatz «hebt sich der Et^Kiltansbrunnen, dessen In schrift den Bewohnern Würzburgs den freundlichen Grutz be greifen Fürsten zuruft: In Treue fest ist mein Wahlspruch: Fest bau« ich aus di« Liebe und Treue meiner Franken. Zur Linken aber ragt da» Deittmal de» Regenten, von den Würzburgern ihm gesetzt. In dem Königlichen Restdenzschlotz zu Würzburg war a», dah Karl Joseph Wilhelm Ludwig Luitpold Prtnzregent von Bayern am 12. März 1821 al» - w «tt«r Sohn de» König» Ludwig I. da» Licht der Wett erblickt«. Und da» ist ein herrltcher, stolzer Bau, diese» Schloß, Wer da» Zimmer, darin der Fürst «inst zur Wett kam, ist von ungeheurer Einfach, heit, die gegen die Pracht der anderen Räum« ungemein absticht, und ist noch Leut« so erhalten, wie «a vor neunzig Jahren au», sah, da da» eben geboren« Füüstenkind «, zum erstenmal erschaut. Al» Prinz Luitpold dort geboren ward, war da» Schloß noch nicht lang« ein Königsschloß, roi« «» überhaupt noch keine hun dert Jahre damal» gestanden hat. E» war ursprüglich eine Mrstbtschöflich« Residenz. Mehr al» zwanzig Iah« wurde an diesem imposanten Bauwerk im Prachtsttl der Renaissance ge- baut. Da» Schloß zu Versailles diente ihm al» Vorbild, ohne daß dieses jedoch in sklavischer Weise nachgeahmt wurde. Der Fürstbischof Johann Philipp Franziskus von Schön Lorn war es, der am 11. Mai 1720 den Grundstein legte, aber erst im Fahre 1744 wurde der Kaloffalbau fertig, gestellt, besten Schöpfer der fürstbischöfliche Architekt Johann Balthasar Neumann (1887—1753) gewesen ist. Dieser Neumann war ein Deutschböhm«, der au« Eger stammte und in Mürzburgische Artilleriedtenste getreten war, wo er dann mannigfache technische Befähigungen offenbarte, dah der Fürstbischof ihn nach Italien, Frankreich und den Nieder, landen zur Ausbildung und zum Studium schickte — mit solchem Erfolg, daß der Hetmgekehrte einer der genialsten Architekten seiner Zeit wurde. Außer dem Würzburger Schloß stammen noch von ihm die Schlotzbauten in Bruchsal und in Werneck und viele hübsch« Kirchen, so di« Abtetttrchen von N«r«»heim, Schönthal und Echwarzach am Main und vi«le ander« Kirchen mehr. Dap im italienisch-franzMchen Barockstil erbaute Schloß in Würz burg war besonder» berühmt durch seine imposante Treppenhaus- anlag«, die noch heut« viel von Architekten aufgesucht wird und stet» der Bewunderung g«vih ist, und durch seinen Wein keller, Dieser Hofkeller in Würzburg war «Hedem die größt« Kelleret in ganz Deutschland. Da» ist natürlich heute nicht mehr der Fall» wo «» Wetnproduzenten und selbst Weinrestaurant» gibt, di« mit solchen Kellereien wohl rivalisieren können. Kei. ne»w«g» aber braucht man es dem geistlichen Fürsten etwa Übel zu deuten, daß der sich «in« Residenz mit solcher Kelleret anlegen ließ. IN Würzburg dreht sich eben alle» um den wein, dq» war jwnno 1720 genau so wt« «» heut« ist, und auch damal» schon war der Volksspruch bekannt: Zu Würzburg am Stein, Au KlingenLerg am Main, A u Bacharach am Rhein, Da wächst der Lest« Wein. Aber nicht nur der am Steinberg« wachsende goldig blin- kende Steinwein, der in eigentümlich geformt« Flaschen abgezo- gen wird, ist «in« Berühmtheit; der Letstenwetn nicht minder, der an der sogenannten Leist«, an dem südlichen Abhang de» Frauenberg» wächst, erstellt sich der Verehrung . . . Natürlich sind da» säulengetragen« Trcppenhau» und die Kellerei nicht di« einzig« Sehenswürdigkeit diese- Schlosse», das al» eine» der schönsten Fürst«nschlösser Deutschland» gilt. Da ist der farbenprächtige, goldfchimmernde Kaisers«»!, noch schöner der Eptegelsaal mit Gemälden auf Spiegelglas», di« der veno- tianische Maler Tiepolo hier unter den Augen de» kunstsinnigen fürstlichen Erbauer, ausMhrt«, der freilich di« völlige Herstellung seiner herrlichen Residenz nicht mehr erlebte, vielmehr blieb «p seinem Nachfolger, dem Fürstbischof von Hutten, Vor behalten, fertigstellen zu lassen, was der Vorgänger so schön be gonnen. Und zu diesem wunderbaren Schloß gehört der nicht minder herrliche Hofgarten mit schattigen Wegen, lustigen Terrassen, prachtvollen Blumenparterren, Wasserquellen und und Brunnen, der di« Freud« aller Würzburger ist, und dessen gelinde, offenbar absichtsvoll« Verwilderung diesen Garten erst so ungemein reizvoll erscheinen läßt. Ein Würzburger llniverst- tätsprafeffor hat einmal herausgefunden, daß dieser Hofgarten da» Platonisch« System darstelle, ohne freilich diese wunderliche Gelohrtengrtlle recht zu erklären. Dieser Hofgarten hat übrigen» noch «ine SehenswürdiMt: die eisernen Hofgartentore, Meister werke de» deutschen AunsthaiMxrk», de, Würzburg«» Schloff«, meister» Oegg, di, zierliche, Blatt« und BMtenwerk in solch le. Lendtgem Gerank zeigen, wie man «» in so sprödem Material nicht Mr möglich halten sollte. Alle» in allem ein herrliche» Schloß, deffen Schönheit sich am besten präsentiert, wenn man e», von d«r Sonn, beleuchtet, aus» nicht zu großer Fern« betrachtet, so daß der ganz« Bau, der vor der vordmkont zwei Seiten bauten zetzt, In deren Mitte durch einen Schlotzvorhof im -in« tergrund« da» Haupkortal de» Haupt, und Mittelbaus» sichtbar wird, nicht nur in sein« massigen Totalität, sondern auch in sein«, sorgfältig«» Gliedmung «ächt zur Geltung kommt. Dann auch begrmft man wohl, daß Napolwn I. witzig dies, einstig, Mrstbtschöflich, Rchdonz da» schönst, PfarrHau, d,r Welt nannte, da» nicht nach Pari» mitnehmen zu Miwn « lchhaft Ltdaumta Aber dies, G^vrtOätt, d« Laykischm, Prinzregmrten Mr, w«rig«r schön, vwnn st, nicht in «in« der schönst«» Städte Deutschland» läg« Hier hat di« Kunst mit dm Natur so gewett eifert, daß man in Verlegenheit ist, wmr man den Pret» er- teilen soll. Gin deutscher Dicht«, der ein Jahrzehnt hindurch zu-