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Dresdner Journal : 18.01.1899
- Erscheinungsdatum
- 1899-01-18
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-189901189
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18990118
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18990118
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1899
-
Monat
1899-01
- Tag 1899-01-18
-
Monat
1899-01
-
Jahr
1899
- Titel
- Dresdner Journal : 18.01.1899
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aus ka- LN- ien lkt. red ike- ms hie 2b, M) er» mg itn en- m- rrg wo ^14. 1899 Mittwoch, den 18. Januar abends. Amtlicher Teil vr. vodel. Effler. 448 Nichlamtlicher Teil Tie Lage der italienischen Landwirtschaft. Aus Rom wird uns geschrieben: Die italienische Volksvertretung wird sich nach Wiedereröffnung der Kammern mit einer Reihe von Gesetzesvorlagen zu beschäftigen haben, welche die Er. Majestät dcr König haben Allergnädigst ge ruht, dem Rittergutsbesitzer und Vorsitzenden des landwirthschaftlichen Krei»vereins für da» Markgraf- thu» Oberlausitz, Oekonomierath Hähnel auf Kuppritz, den Titel und Rang als Geheimer Oekonomierath zu verleihen Dresden, 1l. Januar. Se. Majestät der König haben Allergnädigst geruht, dem Rektor Friedrich Wilhelm Großmann in Neustadt i. S. da» Albrechts- kreuz zu verleihen Dresden, 13. Januar. Se. Majestät der König haben Allergnädigst zu genehmigen geruht, daß der Professor an der Technischen Hochschule zu Dresden Hofrat vr. Kornelius Gurlitt das ihm von Ihrer Majestät der Königin-Regentin von Spanien verliehene Ritterkreuz des Ordens Karls III. annehme und an- lege. Die Auslandsheere und die Militärvorlage. Bei der Beratung der Militärvorlage im Reichs tage hat der Abg. Richter die schon vorher in der Wreis. Ztg " zu lesende Behauptung wiederholt, daß mit Rücksicht auf das Ausland die Militärvorlage nicht geboten erscheine. Es ist nicht schwer, hier an der Hand der Daten, die auch dem Laien bekannt sein können, die Behauptung als eine durchaus un richtige zu beweisen. Wir geben nachfolgend im An schluß an die „Nordd. Allg. Ztg." die betreffenden Daten. Der Budgetvoranschlag des französischen Kriegs Ministers sür 1899 fordert im Ordi- narium 632 Millionen, d. h. 10 Millionen mehr, als 1897 für da- Totalbudget bewilligt wurden, 619 Millionen hat der BudgetauSschuß — ganz ab gesehen von Nachtrags- und Sondrrkrediten — als GesamtkriegSbudget für 1899 zugestanden, also 27 Millionen mehr als 1897. Das Rekrutcnkontin- gent für 1894 betrug nach den offiziellen Berichten 244 000 Mann, darunter 109 <>00 nur auf ein Jahr Eingerrihte. 1897 sind 250 A>0 Leute eingestellt worden, davon 76000 auf ein Jahr. Vermehrung an Zahl des Kontingents und Verminderung der nur ein Jahr dienenden Leute mußten die Hebung der DurchschnittSpräsenz zur Folge haben. 1896 war dieselbe mit K19000 Mann bewilligt worden, 1898 war sie gegenüber 1897, nach Billots eigener Erklärung, um 12 500 Mann weaen der 4. Ba- Wekcrnntrnachung. Die Versicherungsanstalt a. G „Union", Allge meine Versicherungskasse in Altona hat ihren bis herigen zweiten Sitz in Dresden wieder aufgetzebcn und Leipzig al» alleinigen Sitz für den hierländischen Geschäftsbetrieb wieder gewählt. Dresden, 9. Januar 1899. Ministerium des Innern, Abtheilung für Ackerbau, Gewerbe und Handel. taillone re. gestiegen: nominell 561000 Mann be tragend, überstieg sie, nach Freyciveis Antwort auf die Interpellation, betreffend die 5000 von der Land armee den Marinetruppen überlassenen Freiwilligen, die budgetäre um 13000 Mann; im Voranschlag für 1899, den der Budgetausschuß genehmigt, wird mit 577000 gerechnet. 1894 bezifferte sich die Durch schnittsstärke auf 518000 Mann. Die Zahlen sprechen, denken wir, deutlich genug. Die Zerlegung des 6. Corps, wobei in den beiden Corpsbezirken doch noch je drei starke Infanteriedivisionen und zusammen fast vier Kavalleriedivisionen bleiben, da» neue 20. Geniebatallon, die Verschiebung von Bataillonen mit hohem Etat in die Grenzbezirke, die 4. Bataillone, deren 1899 schon 72 bestehen sollen, die Steigerung aller Jägerbataillone auf 6 Compagnien schon im Frieden, die Vermehrung der Fußartillerie, Tele- graphenformation, die jetzt selbst vom Generolstabt- blatt „Echo de Pari»" zugegebene Absicht einer be deutenden Vermehrung und Reorganisation der mit Schnelllade-Geschützen und Haubitzen bewaffneten Feld artillerie — das sind einige der seit 1893 in Frank reich bewirkten Neuerungen, und, mit den oben ge gebenen Angaben zusammengehalten, dürften sie allein schon genügen, «m die Forderungen der Militär vorlage als absolut gerechtfertigt und wahrlich nicht zu hoch gegriffen erscheinen zu lassen. In Rußland rechnete man 1895 mit 272308 Re kruten, 1898 erreichte man die Zahl von 300000, dabei sind Daghestan, Archangelsk, Finland nur ab solut minimal in Anspruch genommen. Das HeereS- dudget betrug 1895 271 Mill. Rubel, 1897 schon 288'» Mill., und für 1898 beweisen rund 8H Mill, mehr für die MannschastSverpflegung und Fourage deutlich die HeereSerweiterung. Wir brauchen nur auf die beiden neuen Korps in den Bezirken Wilna und Kiew, die beide» Kavalleriekorps im Bezirk War schau, die Steigerung der Feldartillerje um mehr als unsere- ganzen Bestandes an bespannten Geschützen unter Neugliederung der Artillerie, beides Maß nahmen, die noch weiter fortgesetzt werden, die Reor ganisation der Reserve- und Ersatzartillerie unter Er höhung der Zahl und Bereitschaft, die Vermehrung der FfftungSartillerie, die Erhöhung der Zahl der Sapeurbataillone von 15 auf 22 — demnächst 23 —, den weiteren Ausbau der Festungstruppen und der Grenzwachen hinzuweisen, um die Steigerung von Um fang und Bereitschaft der Wehrkraft im europäischen Ruhland fest der Bewilligung dcr heute bei uns giltigen Präsenzstärke darzulegen. 18 Jahrgänge zählt das gewaltige Heer des Zarenreiches allein an aktiver Armee und Reserve, 13 solche das französische, beide find durch die FriedenSkadres in der Lage, diese enormen Massen baldigst in I. Linie einzusetzen. Nur ausgesprochener Verneinungstrieb kann behaupten lassen, daß mit Rücksicht auf die Heere des Ausländer unsere Militärvorlage unnötig sei. Tagesgrschichte. Dresden, 18. Januar. Am Königl. Hofe findet heute abend ein Kammerball statt, zu dem gegen 350 Einladungen ergangen sind. Deutsches Reich. * Berlin Se Majestät der Kaiser nahmen gestern vormittag den Bortrag de» Chef» de» Militärkabinetts. Generals v. Hahnke entgegen und hielten mittag» um 12 Uhr im Königl. Schlöffe ein Kapitel de» Hohen Orden» vom Schwarzen Avler ab. — Ueber Investitur und Kapitel de» hohen Orden» vom Schwarzen Adler wird berichtet: Se Majestät der Kaiser, als Souverän und Oberhaupt de» hohen Orden» vom Schwarzen Adler, nahmen gestern mittag mit den anwesenden kapitelfähigen Rittern im Landwirtschaft nahe angehen. Abgesehen von einer Vorlage über Kolonisation im Innern, deren groß artiger Anlage leider die vorgeschlagenen Aufwend ungen nicht entsprechen, von Eulwürfen sür Kredit- und DarlehnSbeschaffung ist in dem Gesetzentwürfe »es Ministers de» Unterrichts Bac,lli über die Ein- ügung einer scuolu eomplementare (Ergänzungs chule) in den bisher bestehenden Bau von Elemen- ar- und höheren Schulen dem landwirtschaftlichen Interrichte ein weites Feld eingeräumt. Andahnende Rundschreiben und Verfügungen deS Ministers haben bereit- den Erfolg gehabt, daß überall von Städten und Gemeinden Versuchsfelder für den landwirt schaftlichen Unterrichte vorläufig in den Elementar schulen — zur Verfügung gestellt sind und Unter- richtSkurse begonnen haben. Der gesunde Grund gedanke deS Bacellischen Gesetzentwurfes ist der, in der italienischen Bevölkerung die Liebe zum Ackerbau und das oft fehlende Verständnis für seine modernen Grundbedingungen wieder zu erwecken und zu pflegen. ES sind Ideen, wie sie auch in der vom Kronprinzen getroffenen Einrichtung zum Ausdrucke kommen, der im Bezirk seines X. Corps (Neapel) den Mann schaften, die nach vollendeter Dienstzeit sich wieder dem Ackerbau widmen wollen, an den Sonntagen landwirtschaftliche Vorträge halten läßt; diese Einricht ung gewinnt auch in anderen Corpsbezirken an Boden Allerdings erscheint eS auch höchste Zeit, daß in die Bevölkerung daS Vertrauen in die natürlichen Reich tümer des italienischen Bodens zurückkehre. Die Lage der Landwirtschaft ist zwetfello» eine äußerst bedenkliche, und was schlimmer ist, eine sich stetig verschlimmernde. Diese Feststellung gründet sich nicht auf allgemein gehaltene Klagen oder pessimistische Anschauungen der gerade nicht am Ruder befindlichen Partei, sondern vorzugsweise auf ein amtliches Schrift stück, den Bericht des Abgeordneten Niccolini für di« letzte HauShaltSberatung Er liefert in einer für Italien überraschenden Gründlichkeit eine Fülle von Zahlen, die Bände reden. Zunächst nimmt er die Leistungen deS Staate» für die Landwirtschaft, Handel und Industrie unter die Lupe und stellt mißbilligend fest, daß in einem Lande, in dem diese drei Erwerbs zweige mit allen nur möglichen Mitteln unterstützt werden müßten, sie insgesamt mit nur 0,64 Proz. an den StaatSaufwendungen beteiligt sind. Die Summe von etwa» mehr als 12 Mtll. Lire stellt den 132. Teil der Staatsaufwendungen dar. In ihren Haupt- -iffern und in runden Zahle« verteilt sie sich auf 2 Mill, für das Ministerium, Gehälter rc. — diese Summe ist von 577 000 Lire im Jahre 1887 heute auf 653 000 gestiegen — 1 Mill, für Industrie und Handel, 1 Mill für Kreditanstalten, sodaß, da noch eine Menge anderer Summen (z. B Statistik 13000 Lire) hinzutreten, für Förderung de» eigent lichen Ackerbaues 7 Mill, verfügbar bleiben, von denen allein etwa 2 Mill, auf Bekämpfung der Reblaus verwendet werden. Solchen Zahlen stehen (im Haushaltsjahre 1897/1898) Aus gaben für Heer und Flotte von 280 und 103h Mill, gegenüber, die wohl kaum verringert werden können, solange die geplante Abrüstungskonferenz nicht zum ewigen Frieden geführt hat, ferner Ausgaben für Post und Telegraphie, für Justiz in Höhe von 59H und 40 Mill. Lire. Dem Verhalten de» Staates entspricht die geringe Bodenausnutzung durch den Ackerbauer selbst. Die 7 k Mill. Hektar Boden, die in Italien bebaut wer den, liefern bei dem Mangel an Kapital, bei der Lässigkeit und dem Unverstände nur einen äußerst ge ringen und stetig sinkenden Ertrag In den Jahren 1870 bis 1874 wurde der Ertrag deS Hektars auf 10,75 Hektoliter Getreide veranschlagt, im Zeiträume 1879 bis 1883 auf 10,51, und sür die letzten 5 Jahre von 1890 bis 1894 ist dieser Ansatz auf 10,08 ge sunken. Kein Wunder, daß daS von der Natur wahr lich nicht stiefmütterlich behandelte Land in den Jahren 1894 bis 1898 700 Mill. Lire in Gold für Einfuhr auswärtigen Getreides auSgegeben hat. Niccolini erhofft viel von der Wiederbelebung de- landwirtschaftlichen Unterrichts und dem Einflüsse landwirtschaftlicher Schulen. Er weist auf Frankreich hin, wo in den Jahren 182<> bis 1829 die Boden- auSnutzung 11,80 Hektoliter für den Hektar betrug, während sie jetzt über 17 Hektoliter beträgt (in Deutschland im Durchschnitte 19 Hektoliter, in Bayern speziell 27) und noch im Wachsen ist. Aber wie Alfredo Bacelli, der Sohn deS UnterrichtSminister», in einer sehr eingehenden Darlegung der Verhältnisse in der Kammer hervorhob, in Italien ist für land wirtschaftliche Wandervorträge die geringe Summe von 40 000 Lire ausgeworfen, und der geringe Be such der landwirtschaftlichen Hochschulen bringt eS da hin, daß jeder ihrer Besucher dem Staate jährlich 2480 Lire kostet, etwa das Fünffache eines Univer- sitätSbesucherS. Wir sind weit entfernt, dem gegenwärtigen Minister die Schuld für die traurige Lage der Dinge aufbürden zu wollen; an der Landwirtschaft ist seit Errichtung deS Nationalstaates gesündigt worden. Aber die nun abgeschlossenen Haushaltsverhandlungen lasten doch auch nicht erkennen, daß bei ihm das allerdings vielleicht außergewöhnliche Maß von Energie zu finden sei, daS allein der schwer darniederliegenden Landwirtschaft aufhelfen kann. Es wäre sehr be dauerlich, wenn eS bi» auf weitere» bei dem ver nichtenden Urteil bleiben sollte, da» der erwähnte Be richt über den Stand der Dinge fällt: „Für die Landwirtschaft hat man bei allen Besprechungen der be treffenden Haushallkapitel glänzende Reden bereit, man spricht Wunsche aus, man bewirkt Untersuchungen, deren Ergebnisse dann staubbedeckt im Archive lagern." Gerade für Italien, dar schwer an den Lasten trägt, die ihm seine Stellung nach außen auferlegt, wäre eine besondere Anstrengung zu wünschen, die Kräfte de» Lande» im Innern zu entwickeln und zur vollen Entfaltung zu bringen. Ernenn nage«, Versetzungen re. tm öffentlichen Dienste. >4« Geschäftsbereiche »es «tntsterium» »er Kimmie». Bcr der fiskalischen Wasserbau-Berwaltung ist ernannt worden: Helm, zeither Maschinist, al» Maschinenwärter. Bei der Post-Verwaltung sind ernannt worden: Dolce, Schuhmachermeister, als Postagent in Leubnitz-Reu- oftra; Schneider, Tischlermeister, al- Postagent in Langen- henner-dorf (SSchs. Schweiz). I» Geschäftsbereiche »es Ministeriums »e« Kultus uu» öffentlichen Unterrichts. Erledigt, die «. ständige Lehrerstelle an der achtklaffigen Schule zu Breitenbrunn. Kollator: die oberste Schulbehörde. Emlommen außer freier Wohnung: llvo M. Gehalt und die gesetzlich geordneten «Iter-zulagen. Bewrrbung-gesuche mit den erforderlichen Bei lagen sind bi- zum Sl. Januar an den Königl. Bezirk-fchul- ir.spektor vr. Förster in Schwarzenberg einzusrnden; — die 2. ständige Lehrerstelle zu Krippen Kollator: da- Königl. Ministerium deS Kultur und öffentlichen Unterrichts zu Drei- den. Die Stelle gewährt außer einem Wohnung-gelde in Höhe von 200 M. ein jährliche» Einkommen von 12VV M. iowie 72 M. Honorar für Erteilung de- Turnunterricht-. Der Aufstellung einer GchaltSstassel wrrd in den nächsten Jahren näher getreten werden Gesuche sind an den Kollator zu richten und mrt den erforderlichen Beilagen bi- zum 1. Februar an den Königl. Bezirk-schulinspektor Schulrat Lehmann in Pirna einzureichrn; — zu besetzen: dir 2. ständige Lehrerstelle zu Rothenthal Kollator: die oberste Schulbehörde. Einkommen: lOOO M Gehalt, bi« zum Eintritte de» neuen LehrergehaltS- gesetze- 2vo M persönliche Zulage, 72 M für Sommeriurnen und freie Wohnung. Gesuche mit allen erforderlichen Beilagen sind bi- zum 2S. Januar bei dem Königl. Bezirk-schulinspektor vr Bräutigam in Marienberg tinzureichen. Amik und Wissenschaft. Ausdrucke» den Hol Ein Nachklang der In Duo», zwischen dem 6a snnigkeit, di« da« Ende de» langen lwpeador und Limen« erfüllt, durch anregend al« packend gesagt Ein Vergleich der Musik zum „Eid" mit derjeniaen zum „Bardier" liegt nah«, doch wollen wir un» angrsichi« der Verschiedenheit de« Grundton« der beiden Werke darin nicht verlieren An Originalität, wie sie dem älteren Werke allein schon durch die Zeichnung der Titrlgestalt Königl. Opernhaus. — Am 17 d Mt« : „Der Cid". Lyrische« Drama in drei Aufzügen Dichtung und Musik von Peter Corneliu«. (Zum ersten Male ) Nach dem entschiedenen künstlerischen Erfolge, den da« Hoftheater mit dem „Barbier von Bagdad" von Corneliu« gehabt hat, stand zu erwarten, daß un« auch die zweite Bühnenschöpfung de« Dichter-Komponisten nicht vor- rnthalten bleiben würde Diese um so weniger, al« sie schon bei ihrer ersten Aufführung in Weimar (1865) gegen über dem älteren „Barbier" mehr vom Glück begünstigt gewesen war und al« sie ein Vierteljahrhundert später bei der Wiederaufnahme in München bedeutende Wirkungen hervorgerufen hatte. Um eine möglichst vorzüstttche Wiedergabe der Oper bemüht, durfte unsere Theaterlettung hosten, daß sich der letztere Au«gang hier wiederholen werde, und thatsächlich ist denn auch diese Rechnung gestern vom Publikum durch eine übrrau« beifällige Ausi nähme de» Werke« und der Darstellung bestätigt worden. Der „Cid" ist da« heroische Seitenstück zu dem humoristischen „Barbier". Die Dichtung, mit der Corneliu« selbst sich den Anhalt für sein musikalische« Erfinden und Gestalten schuf, behandelt den altkastilischen Stoff, der un« au« dem Romanzen-Cyklu« Herder« und au« dem Drama Corneille« wohlbekannt ist Der spanische Nationalbrld und Fimene haben übrigen« schon ein« stattliche Reihe Tondichter an sich gelockt, deutsche wie Neeb, C. Wagner und Litolff, italienisch« wie Paefiello, Sacchini, Salieri u. a. m. Jedoch ist e« keinem dieser Komponisten gelungen, die beiden Figuren für längere Zeit auf der Bühne heimisch zu machen Corneliu« bat den Stoff für seine Zwecke sehr eng genommen; sein Drama besieht sich im wesentlichen auf di« Versöhnung der Haupt- peffonen und kennt nur den einen Konflikt, der sich in zieht auch den Schluß de« letzten Akte« Um die vortreffliche Aufführung der Oper machte» sich Frl Malten und Hr Scheidemantel in den Hauptrollen besonder« verdient, neben ihnen die Königl Kapelle und Hr v Schuch, der da« Werk mit der »er- ständni«vollsten Sorgfalt einstudiert, auch dem Gesamt eindruck d««selben durch mancherlei Striche genützt hatte Ll« König wirkte Hr Anthe«, al« Bischof Hr Wachter mit Beide stellten diese hohen Stande«personen, die in der Seele oer .dimene ooüzieyr. Jyr Sch-oaulea »wuunm Haß und Liebe, ihr Ringen gegen da« eine wie da« andere Gefühl bildet den Mittelpunkt der Dichtung und den Brennpunkt unsere« Interesses An die Darstellung diese« inneren Kampfe« hat Corneliu« seine volle poetische Kraft gesetzt Hier liegen die feinsten und wärmsten Wirkungen, die un« die Dichtung überhaupt bietet; h c erhebt sich auch, namentlich in der Scene, die den Sieg der Liebe über da« Racheverlangen Aimene« bringt, die Musik zu ihrem höchsten unmittelbaren Eindruck Voll kommen unter den Reflexen de« gedachten Konflikt« steht der Held Rodrigo, selbständig greift er in der Ent wickelung durch sein Erscheinen bei der Geliebten vor dem Kampfe ein So oft dieser ganze Vorwurf schon auf die dramatisch« Spannung hin erprobt ist und mit so edlen Mitteln in Anlage, Durchführung und Sprache »hm Corneliu« beizukommen bestrebt war: eine starke dramatische Gesamtwirkung stellt sich nicht ein E« fehlt keinem Aufzuge an sympathisch au«druck«vollen Scenen, wie sie beispielsweise im ersten Akte herbeigesührt sind durch den doppelten Verzicht auf daS Schwert de« Cam- peador«, da« dieser in christlicher Selbstüberwindung von sich läßt und da» dann Aimene wieder in seine Hand zurückgiebt, indem sie ihre Rache der Liebe zum be drohten Vaterlande hintanstellt Aber dem Ganzen fehlt die groß« Linie de» Aufbaue«, der vorwärt« drängende Zug, der starke dramatische Pul«schlag. Dramatische« Leben strömt voll und warm nur in dem zweiten Akte, ob ihn auch die anderen an Mannigfaltigkeit der äußeren Vorgänge weit überragen In diesem Aufzuge, in dem Zlimene den heißen Widerstand der Racheaefühle besiegt und ihr Her» dem beredt ihr nahenden Helden zuwendrt, ist alle« in seelische Spannung und poetisch und musi- Aufzuge«, der in Stimmung und Steigerung, in Wärme und Schönheit de« melodischen und orchestrale« Höhepunkt de« Werke« bezeichnet panoig. Maa kann Vr» letzterem Urrelt o>« »ntlange an „Lohkngrin", die besonders in dem auch scenisch an diese Oper erinnernden ersten Akte erscheinen, und die weitere Annäherung an Wagner, die in dem für den „Cid" ge wählten KompositionSprinzipe liegt, in Abzug bringen; dennoch wird man zugeben müssen, daß der Tondichter in der Hauptsache au« dem Eigenen geschöpft hat. Corneliu« konnte und wollte sich bei seiner Bewunderung für Wagner und in dem Weimaranischen Kreise dem ge dachten Einflüsse nicht völlig entziehen; er fühlte sich stark genug und er war e« auch bi« zu einem bestimmten Grade, den Geist der neuen Kunst selbständig in sich aufzunehmen, ihn au« eigenem zu vertreten Wenn auch die Musik zum „Cid" in den losen Formen, in der vorwiegend dekla matorischen Behandlung der Eingstimmen und nn Schwer- gewicht de« Orchester« dem Musikdrama Wagner« nahe steht, so ist sie doch weit entfernt von bloßer Nach ahmung Im Zeichen de» nämlichen Kunstaeiste« ent standen, hat sie doch ihre eigene Art DaS künstlerische Wesen ihre« Verfasser«, seine besondere Handschrift macht sich überall deutlich. Freilich auch bei dem Zuhörer, der ihn näher kennt, da« Gefühl, daß Corneliu« sich im Au«druck de« Heroischen nicht so frei bewegt wie in der Berfinnlichung sanfterer Stimmungen und Empfindungen Ehrlich an seinen Gegenstand hingetzeben, trifft er überall den richtigen Ton — kein Takt in dieser Musik, der leichtfertig hingeschriebrn und rein äußerlich empfunden wäre —, aber e« klingt nicht selten spröde und schwer E« ist in dieser Tonsprach« zum wenigsten viele« »ehr „Varoier" ganze Satze yaven, v»e un» nach lneser Seite hin entzücken, sind wir im „Cid" aus mehr und minder große Abschnitte einzelner Szenen an gewiesen Dagegen erscheint un« die Tonsprache in der heroischen Oper, so wenig auch sie mit raschem Wechsel von Ton- und Taktart, mit Enharmonik und freiestem Modulieren spart, im ganzen etwa« durch sichtiger und unüberladener Die harmonischen und kontrapunktischen Künste de« Komponisten zeigt sie gleich falls auf der Höhe, erstere zuweilen sogar in einer entschiedenen Ueberseineruntz, und die Behandlung der instrumentalen Ausdrucksmittel führt zu einem mannig faltigen Kolorit der Musik, deren Berrdtsamkeit vielfach im Orchester liegt Blicken wir auf die wertvollsten und wirksamsten Ab schnitte der Partitur zurück, so haben wir im ersten Aus zug« den Trauermarsch, da« Quartett, bei dem der Wohl klang allerdings unter der Charakteristik leidet, di« leben digen Berichte der Boten und den patriotisch feurigen Schlußgesang; im zweiten, musikalisch reichsten Akte den großen Monolog d«r Umene mit dem erhebenden Andante- satz (Vaterunser), ihr bei aller Kürze eindrucksvolle« Zwie- gcffräch mit Alvar und den ganzen zweiten Teil diese« kalisch in volle Einheitlichkeit getaucht. Die Musik hält sich durchweg in einer der Dichtung . entsprechenden gehobenen Stimmung Sie ist in jedem »ukommt, bleibt da« jüngere zurück, de«glrichen an reicher Satz«, jeder Wendung vornehm, charakteristisch und selbst- Erfindung, namentlich im Melodischen Während wir im Dresdner vezuK-tzrei-. Dresden vierteljährlich: »Black öO Pf, bei den Kaiirr. ltch deutlch.n lii'ttaoswUrn v»wtelj<httich » Mart; außer- halb de« Deutschen «eiche« Post« und Stempelzuschlaa. Einzelne Nummern: 10 Ps Erscheine«: Täglich mit «u«nahme der Soun- und Feiertage abend« Fernspr.-Anschluß.Rr 12Ü5 —— Journal. «uküu»i«u«,»«tbützr,u: Kür den Raum einer gespal tene» Zeile kleiner Schrift »v Pf Unter „Gingesandt" die Zeile do Pf. Bei Tabellen- und Zifsernsatz entsprechender Ausschlag Herausgeber: Königliche Expedition de« DreSdner Journal- DrrSden, Znnagerstr. 20. Fernspr -Anschluß: Rr l2S'»
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