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Wchmtz -ZeitW Amtsblatt für die Königliche Amtshauptmannschaft Dippoldiswalde, sowie für die Königlichen Amtsgerichte und die Stadträthe zu Dippoldiswalde und Irauenstein Inserate, welche bei der bedeutenden Auflage d«S Blattes eine sehr wirk same Verbreitung finden, werden mit 10 Pfa. die Spaltenzeile oder deren Raum berechnet. — Ta bellarische und complicirt« Inserate mit entsprechen dem Ausschlag. — Einge sandt, im redaktionellen Theile, die Spaltenzetle LOPfg. Die , „Wrsßerih-Zeitung" ^scheint wöchentlich drei mal: DienStag, Donners- laa und Sonnabend. — Preis »ierteljährlich 1 M. Sk Pfg-, zweimonatlich 84 Pfg-- eimnonatlich 42 Nia. Einzelne Slummern 10 Pfg- — Alle Postan- stalten, Postboten, sowie die Agenten nehmen Be stellungen an. Verantwortlicher Redacteur: Carl Ikhne in Dippoldiswalde. Nr. 153. Dienstag, den 29. Dezember 1885. 51. Jahrgang. Abonnements - Mnladnng. Mit der nächsten Nummer schließt das 4. Quartal und die „Weißeritz-Zeitung" be ginnt ihren 52. Jahrgang. Wir bitten unsere geehrten Abonnenten, soweit sie dies noch nicht gethan, sofort das Abonnement zu erneuern, damit in der Zusendung der ersten Nummern des neuen Jahres keine Unterbrechung eintritt. Nach wie vor werden wir bestrebt sein, den Inhalt unseres Organs so interessant und abwechslungsreich wie möglich zu gestalten; namentlich werden wir im politischen Theil mit möglichster Schnelle über die neuesten Ereignisse berichten. In der Unterhaltungs-Beilage erscheint zunächst: „Verlassen, Novelle von F. Stöckert," an die sich dann eine Erzählung aus der Vorzeit Dippoldiswaldes anschließen wird. Außer unseren alten treuen Abonnenten hoffen wir recht viele neue im nächsten Jahre begrüßen zu können. MpMismIdr. Die ErMisn der „Wchttih-Zkitml-." Aas deutsche Keich im Jahre 1885. Wohl bedeutet im Leben der Völker und Staaten ein Jahre nur eine geringe Spanne Zeit, aber immer ist es lehrreich, auf ein Jahr, was das Vaterland ' lter sich hat, zurückzublicken, und wir können sagen, daß trotz fortgesetzter Anfeindungen, denen das deutsche Reich ausgesetzt war, dasselbe dennoch seine wohl erworbene Stellung voll und ganz behauptet hat. Für den inneren Fortschritt ist manches werthvolle Gesetz zu Stande gekommen und wenn auch die Zusammen setzung des Reichstages und seine Art zu funktioniren manchem Patrioten nicht gefällt, so kann man doch getrost behaupten, daß im Reichstage und im deutschen Volke in kritischen Fragen immer noch das nöthige Verständniß für die großen Interessen des Vaterlan des vorhanden ist, um das Neichsschiff flott zu erhalten. Bei einzelnen dunklen Punkten und erbitterten Streit fragen darf man sich nur nicht in Schwarzseherei hineinleben oder hineinreden lasten. Es wäre schlimm um die Festigkeit des deutschen Reiches bestellt, wenn es darüber, daß ein Gesetz nicht zu Stande kommt oder verzögert wird, ins Wanken gerathen sollte. Die Grundlagen und die vorhandene Gesetzgebung des Reiches sind zweifellos so, daß man damit recht gut weiter wirthschasten kann, ohne daß jedes Jahr neue Gesetze gemacht werden müssen. Und sollten Miß stände sehr grell hervortreten, so wird auch ihre ge setzliche Abhülfe nicht fern sein. Auf dem Gebiete der sozialen Reformen sind wir in Deutschland den meisten Nachbarvölkern sogar bereits vorausgeeilt und werden für das Wohl des Arbeiterstandes noch mehrere Gesetze im Reichstage sanktionirt werden. Mit großer Genugthuung dürfen wir auf die auswärtige Politik des Reiches blicken, denn dieselbe hat ihren alten Ruhm bewahrt, ein friedliches Bollwerk für Europa im Reiche zu erhalten. Die deutsche Kolonialpolitik hat allerdings in den Augen mancher Schwarzseher bei England Anstoß erregt und Deutschland mit Spanien beinahe in einen Krieg gestürzt. Die düsteren Prophezeihungen haben sich aber nicht erfüllt, England schätzt Deutschlands Freundschaft mehr denn je und der Streit um die Karolinen-Insel», der ein ernstes Zerwürfniß mit Spanien nicht werth war, ist gütlich beigelegt. — Frankreich gegenüber bewahrte Deutsch land eine wohlwollende, versöhnende Politik, die zu mal im französisch-chinesischen Kriege selbst von den Franzosen anerkannt wurde und so können wir auch unserem „delikaten" Nachbarstaate gegenüber auf ein ferneres gutes Verhältnis hoffen. — Die bedeutsamste Stellung nimmt Deutschland aber im Nathe der drei Kaisermächte ein, was sich in der gefährlichen und leider noch nicht beendigten Orientkrisis und auch im russisch-englischen Streitfall wegen der afghanischen Grenze gezeigt hat. Der Einfluß und die Macht des deutschen Reiches steht auf dem Gebiete der auswär tigen Politik immer auf der Seite der Versöhnung der friedlichen Ausgleichung der Interessengegensätze. Vertragsbrüchige und unfriedliche Staaten können niemals auf die Freundschaft des deutschen Reiches rechnen und dieser Wahlspruch der deutschen Diplo matie ist ein Hort des Friedens. Durch die bulgarisch serbische Verwickelung und die ostrumelische Frage ist zweifellos sowohl zwischen Rußland und England, als auch zwischen Oesterreich und Rußland mancher Gegen satz aufgetaucht, aber das im Orient unbetheiligte Deutschland vermittelt den Interessenausgleich ohne jeden Hintergedanken und ohne jede Parteilichkeit, und wird der jüngsten Thronrede des Kaisers Wil helm entsprechend, mit Gottes Hülfe wohl auch noch ferner der Friede erhalten bleiben und der Konflikt im Orient bald beigelegt werden. Lokales und Sächsisches. Dippoldiswalde. Wie wenig die Warnungen der Presse und Wahrnehmungen täglicher Erfahrung oft im Publikum beachtet werden, bezeugt der von uns neulich gemeldete Fall der Milzbrand erkrankung einer Kuh in Schellerhau. Dieselbe wurde am 7. Dezember vom Fleischer B. O. Walther in Schönfeld geschlachtet, wobei sich derselbe einen Finger der rechten Hand verletzte. Nun folgte das Unbegreifliche. Trotzdem daß er selbst das krankhafte Aussehen des Fleisches wahrnahm, so daß er de» Be zirksthierarzt davon zu benachrichtigen für nothwendig sand, trotzdem daß dieser Letztere das Fleisch als milz brandig und deshalb ungenießbar erklärte, trotzdem daß sich an dem betreffenden Arme allmälig rothe schmerzhafte Anschwellungen bildeten und allgemeine Ermattung, Frösteln u. s. w. als Zeichen der erfolgten Infektion sich einstellten, suchte der junge Mann erst am 8. Tage, als sich bereits hohes Fieber und vier Milzbrandpusteln mit Anschwellung der Achseldrüsen bemerkbar machten, ärztliche Hilfe an hiesigem Orte. Der Zustand erforderte natürlich schleunigste Hilfe, und deshalb wurde der höchst bedenklich Erkrankte so fort dem hiesigen Krankenhause übergeben. Den energischen Maßregeln daselbst ist es nach mehreren Tagen, während welcher mikroskopisch stets Milzbrand bazillen nicht blos in den Geweben des erkrankten Armes, sondern auch in dem anderen Stellen ent nommenen Blute zahlreich nachgewiesen werden konn ten, glücklicherweise gelungen, einen Stillstand dieser stets lebensgefährlichen Erkrankung zu erzielen. Möge der bedauernswerthe junge Mann wieder genesen, mögen sich aber auch Alle, die es angeht, ein warnen des Beispiel daran nehmen, erstens äußerste Vorsicht vor Verletzungen beim Schlachten erkrankter Thiere zu üben, zweitens aber auch so schnell als möglich energische ärztliche Hilfe anzurufen. — 28. Dezember. Das am l. Weihnachtsfeier tage von einer Anzahl hiesiger Gesangskräfte unter Leitung des Herrn Kantor Hellriegel zum Besten des projektirten Luther-Denkmals veranstaltete Concert kam dem Bedürfnisse nach geselliger Unterhaltung während der Festtage in dankenswerther Weise ent gegen, und war, trotzdem daß der jungen Welt die erwünschte Tanzgelegenheit nicht geboten werden konnte, sehr gut besucht. Außer dem 6 stimmig arrangirten Weihnachtsliede „Stille Nacht, heilige Nacht" und der sehr präcis und geschmackvoll 4 händig vorgetragenen Haydn'schen 6-ckur-Symphonie waren die übrigen Pro grammnummern („Jubilate Amen" von Brahms und „Dornröschen" von Perfall) hier völlig neu, gewannen aber beide durch eigenthümliche Reize entschieden den Beifall der Musikfreunde, zu welchem der vorzügliche Vortrag besonders der umfänglichen Soloparthie der Frau Concertmeister Kröber ganz wesentlich beitrug. Je bedauerliche^ der nahe bevorstehende Abgang der Genannten für unsere musikalischen Verhältnisse ist, um so mehr mußte das anwesende Concert-Publikum mit der Ovation einverstanden sein, welche der ge feierten Sängerin am Schluffe des Concerts von Herrn Kantor Hellriegel in einer Ansprache und Ueberreichung eines Abschiedsgeschenks dargebracht wurde. Wir stimmen in die von dem Dirigenten des Concerts der Scheidenden ausgesprochenen Wünsche, lebhaft ein, und- danken auch unsererseits für die Gelegenheit, die uns Frau Kröber oft gegeben hat, weiteren Kreisen von manchem musikalischen Genüsse zu berichten, der nur durch ihre uneigennützige Mitwirkung bei uns er möglicht werden konnte. — In geistlichen Kreisen macht sich in neuerer Zeit immer lebhafter das Bedürfniß einer gesetzlichen Regelung des geistlichen Dienstes in Filialgemeinden geltend. Anerkannt ist es, daß ein wesentlicher Theil der geistlichen Wirksamkeit, die Nebcngottesdienste, Katechismusunterredungen, Missionsstunde u. A. sehr erschwert wird, und namentlich dann, wenn nur aller 14 Tage in jeder Gemeinde gepredigt wird, das kirch liche Leben überhaupt empfindlich leidet. Hierzu kommt, daß durch die zurückzulegenden Wege die Kraft des Geistlichen oft über Gebühr angestrengt wird. Wie weite Kreise von diesen Verhältnissen berührt werden, ergiebt sich daraus, daß nach dem Handbuche der Kirchenstatistik in Sachsen neben 948 Parochien 57 Schwesterkirchen und 151 Tochterkirchen vorhanden sind, mithin auf je 9 Parochien 2 derartige Kirchen kommen. Bis jetzt giebt es nur eine vielfach unbe achtet gebliebene Verordnung von 1861, welche es für unstatthaft erklärt, an den Sonntagen, wo in der Filiale Vormittags Gottesdienst stattfindet, von dem Geistlichen auch des Nachmittags daselbst Amtshand lungen zu verlangen. Außer diesem allgemeinen Grundsätze werden nun im „Sächsischen Kirchen- und Schulblatte" noch folgende nähere Bestimmungen ge wünscht: l. Alle kleineren Amtshandlungen, als stille Trauungen, Taufen rc. haben sich in den Schwester- und Tochterkirchen unmittelbar an den Vormittags gottesdienst anzuschließen. 2. Außerdem ist für kleinere oder größere Amtshandlungen auf der Filiale jede Woche ein Tag, etwa Mittwoch Nachmittag oder in größeren Parochien zwei Tage festzusetzen. 3. Wer des Sonntags Nachmittags oder an anveren als den festgesetzten Wochentagen die Anwesenheit des Geist lichen zu Amtsverrichtungen (niit Ausnahme von Be gräbnissen) verlangt, hat für Fortkommen des Geist lichen zu sorgen. — Innerhalb der Amtshauptmannschaft Dippoldis walde bestehen zur Zeit folgende Innungen, die wir unter Angabe des Jnnungsbezirkes aufführen: Stadt Dippoldiswalde: Bäckerinnung (Amts gerichtsbezirk Dippoldiswalde), Lohgerberinnung (Amts hauptmannschaft Dippoldiswalde), Fleischerinnung (Amtshauptmannschaft Dippoldiswalde), Schmiede innung (Amtsgericht Dippoldiswalde);