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Mchmtz-MiiW I Mt „Weißeritz. Zeitung" erscheint wöchentlich drei mal: Dienstag, Donners tag und Sonnabend. — Preis vierteljährlich I M. 2k> Psg., zweimonatlich 84 Pfg., einmonatlich 42 Pfg. Einzelne Nummern 10 Pfg. — Alle Postan- Kalten, Postboten, sowie vie Agenten nehmen Be stellungen an. Inserat«, welche bei de» bedeutenden Auflage dst Blattes ein« sehr wirk same Berbreitunä finde«, werden mit 10 Pfg. di« Spaltenzeile oder deren: Raum berechnet. — Ta bellarische und complicirt« Inserate mit entsprechen dem Aufschlag. — Einge sandt, im redaktionellen Lheile, die Spaltenzeile 20 Pfg. Amtsblatt für die Königliche Umtshauptmannschaft Dippoldiswalde, sowie für die Königlichen Amtsgerichte und die Stadträthe zu Dippoldiswalde und Irauenstein Verantwortlicher Redacteur: Paul Ikhne in Dippoldiswalde. Mit schtseitigkm .Mustrirten Ilnterhsltuiigrblstt". * Mit hamiristischer U>ochkkbrilagr „Skiftiiblssell". -j- Mit lsnd- und hsuswirthschsstiicher Äou«t5btil«ge. Nr. 85. Sonnabend, den 22. Juli 1893. 59. Jahrgang. Lokales und Sächsisches. Dippoldiswalde. Nachdem das Weller am Mitt woch Nachmittag noch ganz leidlich geworden, fand als Nachfeier des Schützenfestes eine Wiederholung des Festzuges statt, der sich wiederum allgemeinen Bei falls erfreute. Nach dem Einzug am Abend und der Einsühruug der Könige, bei welchen Veranstaltungen die allgemeine Betheiligung etwas geringer als in früheren Jahren war, wurde zum Schluß des Festes das Feuerwerk abgebrannt, das auch diesmal wieder dem Pyrotechniker der Gesellschaft alle Ehre machte. — Botanikern wird es von Interesse sein zu er fahren, daß im Teiche des Herrn Mühlenbesitzers Tennert die ^mpbaoa alba, die weiße Seerose, jetzt in prächtigen Exemplaren zu bewundern ist. Zur Familie derselben gehört bekanntlich auch die egyptische Seerose, die berühmte sagenumwobene Lotusblume der Alten. — Diese Pflanze, eine Zierde mancher still stehenden Gewässer, hat einen armstarken wagerecht im Schlamm liegenden Wurzelstock, langgestielte, sehr große nierenförmige Blätter und große weiße Blüthen, die sich des Morgens gegen sieben Uhr öffnen und Nachmittags fünf Uhr wieder schließen. In ihrer majestätischen, vornehmen Ruhe regt die schöne Pflanze jeden Naturfreund zu sinniger Betrachtung an. — Das Direktorium des Landesobstbauvereins für das Königreich Sachsen, an dessen Spitze der geheime Regierungsrath v. Bosse in Dresden steht, ersucht diejenigen Vereinsvorstände, welche im Lause deS Herbstes innerhalb ihres Vereinbezirkes einen Obst- verwerthungskursuS abgehalten zu haben wünschen, solches dem Direktorium bis Ende Juli anzuzeigen. Je nach Wunsch kann die Dauer des Kursus auf zwei oder drei Tage eingerichtet werden. Während hierzu des Landesobstbauvereins Geschäftsführer und die nöthigen Apparate frei zur Verfügung gestellt werden, haben die betreffenden Vereine für ein geeignetes Lokal, für das zu verarbeitende Obst zu sorgen und die Transportkosten entweder der Hin- oder Rückfahrt der Apparate zu tragen. Dresden. In der sächsischen Armee werden nach dem neuen Militärgesetz bei der Infanterie 12 Halbbataillone errichtet, die, wie in der preußischen Armee je 1 Major, 1 Hauptmann 1. Kl., 2 Premier lieutenants und 3 Sekondelieutenants erhalten; daneben wird noch im Ariegsministerium eine Neferentenstelle durch einen Hauptmann 1. Kl. besetzt. Die vorzüg lichen Besörderungsverhältniffe der sächsischen Jnsan- terieoffiziere werden durch diele Stellenvermehrung aber mals gebessert. Es werden alle Hauptleute aus den Jahren 1884 und 1885 und vermuthltch auch die sämmtlichen aus 1886 zu Majors befördert werden, womit die Lieutenantsjahrgänge 1871 und 1872 er schöpft werden und 1873 angebrochen wird. Beför derungen zum Hauptmann können 25 stattfinden, wo bei der Sekondelieutenantsjahrgang 1882 bis in den Oktober hinein ausrückt. Die sächsischen Offiziere sind dabei um beinahe 3 Jahre vor den preußischen voraus. Zu Premierlieutenants können 49 Sekondelieutenants befördert werden, wobei die Jahrgänge 1886 und 1887 vollständig aufrücken und vom Jahrgang 1888 wohl noch ein Theil der im September beförderten den Stern erhält; die Sekondelieutenantszeit wird also aus wenig über 5 Jahre verkürzt. Bei der Feldartillerie wird eine Abtheilung zu 3 Batterien errichtet, bei der Fuß artillerie eine Kompagnie. Es werden also bei der sächsischen Artillerie, bei der Feld- und Fußartillerie- osfiziere in einem Etatsverband stehen, 5 Premier lieutenants zu Hauptleuten ausrücken, womit die Lieu tenantsjahrgänge 1881 und 1882 erschöpft werden. Beförderungen zu Premierlieutenants können 9 statt finden und eS werden dabei wohl bereits alle Lieute nants aus 1888 aufrücken. Die Vermehrung der Eisen bahntruppen Um eine Kompagnie bedingt die Ernen nung eines Hauptmanus und eines Premierlieutenants. Sekondelieutenantsstellen werden errichtet bei der In fanterie 36, der Feldartillerie 7, Fußartillerie 2 und den Eisenbahnkompagnien 3. Einschließlich der durch Aufrücken frei werdenden Sekondelieutenantsstellen wird das sächsische Heer in Folge des neuen Etats 108 Lieutenantsstellen durch Nachwuchs besetzen müssen. Aus dem Erzgebirge. In mehreren erzgebirgi- schen Städten bestehen noch Braugenossenschaften; in Schneeberg und Neustädte! üben sogar viele Mit glieder der Reihe nach den Ausschank von Lager-, Braun- oder Weißbier aus. Die Braugenoffenschaft zu Johanngeorgenstadt verzeichnete für das vorige Jahr als Aktiven und Passiven je 73630 Mk. Im vorigen Jahre wurde ein Neubau ausgeführt. Die Gebäude haben ohne die eingebauten Gegenstände rc. einen Werth von 30230 Mk. Die Hypotheken be tragen nur 6000 Mk. Zur Genossenschaft gehören 352> Antheile, die einen Werth von 65130Mk. haben. Zwickau. Was die Sozialdemokratie dem urtheilslosen Anhänge ihrer Partei zu bieten wagt, davon liegt wieder ein Beweis vor, der zwar bei allen gebildeten Lesern ein mitleidiges Lächeln bewirken wird, aber doch die Lage in ihrem vollen Lichte zeigt. Hier ist unter den Arbeitern die Nachricht verbreitet, bei der Abstimmung im Reichstage über die Militär vorlage sei eine Fälschung vorgekommen, indem die fehlenden Mitglieder einfach der Mehrheit zugezählt worden seien, so daß ohne diese die Vorlage nochmals gefallen sei. Hier haben wir so recht das Charakteri stische der sozialdemokratischen Partei, die immer nur flott darauf los verdächtigt; wenn auch kein Fünkchen Wahrheit davon vorhanden ist, etwas bleibt schon hängen, und es wird wenigstens Unzufriedenheit er zeugt, andererseits zeigt es auch die ohnmächtige Wuth der Führer, daß ihnen eine Gelegenheit, nochmals im Großen zu wählen, entzogen worden ist, weil keine neue Reichstagsauslösung erfolgt. Zugleich spielen sich die Herren aber als Hüter des Rechtes auf, indem ihnen nichts Anderes übrig bleibe, als diese Fälschung aufzudecken. Welche bürgerliche Partei dürfte ihren Anhän gern dieses bieten? Sie wäre, mit Recht sofort moralisch bankerott, denn jeder Anhänger derselben ist ja über die Abstimmung wohl klar und weiß, daß eine Fälschung unmöglich ist. Bei der Sozialdemokratie ist dies aber ganz anders, da schwören Tausende auf das Wort der Führer wie aufs Evangelium. Aufklärung thut allerdings hier viel noth. Markneukirchen. In Wernitzgrün an der böhmischen Grenze hatten sich vor einigen Tagen fast sämmtliche Viehbesitzer des Ortes versammelt, um sich dahin zu einigen, in welchem Maße sie von der vom Ministerium in Aussicht gestellten Beihülfe zur Be schaffung von Futtermitteln Gebrauch machen möchten. Im Anschluß an diese Versammlung gab man in einem weiteren Meinungsaustausche allgemein seiner Entrüstung darüber Ausdruck, daß die Fleischer der dortigen Gegend trotz der gegenwärtig billigen Vieh preise die theueren Fleischpreise nicht herabsetzen und nach wie vor das Pfund Rindfleisch für 60 und 64 Pfennig verkaufen, während andererseits ein Fleischer eines benachbarten Ortes einer Wittwe für eine 2jähr. gutgesütterte Kalbe nur 72 Mk. bot. Es ist schlimm, daß ein Preisrückgang des Fleisches als Folge einer Futternoth überhaupt eintritt, denn was jetzt billiger gekauft werden kann, muß später sicher mit Prozenten wieder höher beglichen werden, allein die Leute in jener Versammlung hatten Recht, wenn sie meinten, es zeuge von keiner schönen Gesinnung, wenn Einzelne die jetzige Futternoth dahin ausnützen, stch auf Kosten der Mitmenschen den Geldbeutel zu füllen und noch dazu in einer Zeit, in welcher man eifrig bemüht ist, den kleinen Mann vor Wucher und Ausbeutung zu schützen. Das Steigen der Preise wird jedenfalls den Konsumenten rascher fühlbar werden als das Fallen. Marienberg. Ein bereits im April d. I. be gangener schwerer Diebstahl hat erst dieser Tage endlich seine Aufklärung gefunden. Damals verschwand spurlos ein aus Zöblitz bei dem hiesigen Bürgermeister eingegangener Betrag von 1700 Mk., ohne daß sich trotz der angestrengtesten Bemühungen irgend welcher Anhalt zu einem ernstlichen Verdachte geboten hätte. ES wurden alle Lokale untersucht, Dielen aufgeriffen, alles ohne Erfolg. Seit längerer Zeit hat nun der Stadtwachtmeister mit einem Rathsdiener des Abends aus dem Nathhause Nachsuchungen gehalten und er kam jetzt auf den Gedanken, den Kasten eines in einem Nebenzimmer der Sparkasse stehenden Tisches zu öffnen, fand denselben aber vernagelt. Nachdem der Tisch nunmehr gewaltsam geöffnet worden war, fanden sich unter anderen Sachen eine Menge theuer» Briefmarken — allein an Columbus-Marken für 40 bis 50 Mk. Sofort lenkte stch der Verdacht auf zwei junge Schreiber von 15 bis 17 Jahren, welche bei dem mit ihnen vorgenommenen Verhöre den Diebstahl auch eingestanden. Bei dem jüngeren fanden sich noch 1200 Mk. in der Tasche vor. Ein Sparkassenbuch von über 300 Mk. Einlage haben die beiden, da sie den Posten nicht erheben konnten, zerrissen und in- Wasser geworfen. Aus dem Bogtlande. Bezüglich der angeregten Huldigung «fahrt der Vogtländer zum Fürsten Bismarck verlautet, daß auf Veranlassung eines pro visorischen Komitees vorerst wegen des Kostenpunktes eines SonderzugeS bei der Bahnverwaltung angefragt worden ist und daß nach Erhalt einer genauen Aus kunft hierüber die Betheiligten des VogtlandeS oder Vertrauensmänner derselben zu einer in Plauen statt findenden Besprechung aufgefordert werden sollen. Nossen. Das Dunkel über die an dem Gutsbes. Louis Berthold in Reinsberg verübte Mordthat hat sich leider noch nicht gelichtet. Gegen verschiedene der Thot verdächtige Personen mußte der Verdacht als unbegründet wieder fallen gelassen werden, oder die Anhaltpunkte waren so ungenügende, daß ein gericht liches Einschreiten nicht gerechtfertigt erschien. Die Erste, durch welche die entsetzliche That entdeckt wurde, war die Magd Junghanns. Dieselbe war durch ein Gurgeln und Stöhnen aus dem Schlafe geweckt und, nachdem sie die Ursach: desselben zunächst im Vtehstalle gesucht hatte, nach der Schlafkammer ihres Herrn ge führt worden, wo sie denselben in seinem Blute schwimmend mit durchschnittener Kehle außerhalb des Bettes in Halbliegender Stellung vorfand. Als sie entsetzt davoneilte, huschte eine Gestalt an ihr vorbei, ohne daß sie in der Dunkelheit erkennen konnte, ob diese ein Mann sei oder eine Frau. Bei der später angestellten Untersuchung fand sich an der hinabfüh renden Treppenwand ein blutiger Handabdruck vor, der darauf schließen läßt, daß der Mörder auf der Flucht, ohne ein Licht zu benutzen, sich des Wegs durch Vortasten mit den Händen vergewissert hat. Ein auffal lender Umstand ist, daß man ein größeres Messer, welches man anfangs vermißte, nach einiger Zeit, doch ohne jede Blutspur, völlig blank, wiederfand. — Durch die Angstrufe der Magd wurden zunächst die 4 mit dem Vater in derselben Kammer schlafenden Kinder im Alter von 3 bis 15 Jahren aus dem Schlafe ge weckt, während die Ehefrau des Ermordeten, die wegen ihrer Trunksucht mit ihrem Manne zerfallen war und von ihm getrennt in einem anderen Raume schlief, und die auch am Abend vor der Mordnacht eine größere Menge Branntwein wieder zu sich genommen hatte, nur mit großer Mühe ermuntert werden konnte. Rötha. Trotz der sorgsamsten ärztlichen Pflege ist der am Sonnabend schwer verletzte Sohn des Kürschnerqehülsen Beirig verstorben. Derselbe war, wie schon mitgetheilt, zwischen das Antriebrad (Zahn rad) der Turbine und deS MühlwerkeS gerathen, und jämmerlich zerquetscht worden. Nachdem derselbe von