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Da mag es mancher Gruppe der jungen Torfmannschaft, manchem Amtswalter der Partei und der Bauernschaft, die sich in diesen Wochen mit den Vorbereitungen für das kommende Erntefest abmühen, willkommen sein, einige Anregungen zur Ausgestaltung der Feiern des Tages zu erhalten. Es hat sich seit der Machtergreifung der nationalsozialistischen Bewegung die schöne Sitte eingebürgert, daß auch die Städte mit eigenen Feiern am Erntedankfest teilnehmen; für die Durchführung solcher städtischen Feiern sind im Vorjahr ' durch die NS.-Gemeinschaft „Kraft durch Freude", durch Len Reichsbnnd Volkstum und Heimat und den Bund Deutscher Osten bemerkenswerte Vorschläge gemacht wor den, die auch in diesem Jahr wieder herangezogen wer den sollten. Das Anliegen dieses Aufsatzes dagegen ist das Erntefest auf dem Dorfe. Ein Grundsatz muß vorweg genannt werden: das Erntefest muß ein Gemeinschaftsfest des ganzen Dorfes werden. Es gilt also, alle im Dorfe vorhan denen Kräfte und Organisationen, auch wenn sie nur noch in einem lockeren Zusammenhang zum bäuerlichen Leben stehen sollten, zr-m Erntefest mit heranznziehen. Auch ein zweiter Rat sollte bei allen Überlegungen für die Aus gestaltung des Erntefestes berücksichtigt werden: man ver anstalte nicht zuviel und schätze die eigenen Kräfte richtig ein' Wo altes Brauchtum überliefert ist, wird man es selbstverständlich mit in seinen Plan ein beziehen, aber man hüte sich, aus bloßer Begeisterung über eine hier und dort geübte schöne Sitte nun im eigenen Tors mit einem Male zn viele neue Bräuche ein- führcn zu wollen. Auch Feste wollen organisch wachsen. Mit Glockenläuten lassen wir den Erntetag auf dem Dorfe beginnen. Anschließend kann ein Anblasen des Festtages stattsinden, sei es vom Kirchturm oder vom Dorfplatz aus. Ein Bläser genügt, wenn man nicht gerade einen Posaunenchor oder dergleichen zur Ver fügung hat. Gespielt wird ein Choral, etwa „Nun danket alle Gott". In Orten, die keine Kirche haben, oder in Ortsteilen, bei denen die Kirche zu weit entfernt ist, kann das Anblasen völlig an die Stelle des Glockenläutens rreten. Gleichzeitig mit dem Glockenläuten oder dem An blasen werden überall im Dorfe die Fahnen gehißt. Vormittags zur ortsüblichen Zeit wird ein feier licher Erntedankgottesdienst gehalten. Dem Gottesdienst folgt eine Gefallenenehrung: eine geschlossene Formation der Bauernschaft marschiert zum Gefallenenmal des Dorfes und legt dort einen Kranz aus Getreide nieder. Am frühen Nachmittag versammelt sich die Jugend und die junge Mannschaft des Dorfes auf dem Dorf- oder einem günstig gelegenen Sportplatz, nm ihre Kräfte in Wettkämpfen zu erproben. Da soll jeder Jung bauer und Bauernjunge, jeder Knecht und jede Magd des Dorfes zeigen, was sie an bäuerlichen Künsten ver stehen. Mehrere gleichgroße Haufen Stroh sollen auf Erntewagen geladen werden. Die Bewertung des Wett- ladens erfolgt nach Schnelligkeit und Schönheit. Die beste Fuhre kommt mit in den Festzng. ImPeitschen - knallen finden Ausscheidungskämpfe statt; die beiden besten Könner kommen in den Festzug. Die Mädchen und Mägde zeigen währenddessen ihr Können im Garben binden. Die Bewertung erfolgt nach Schnelligkeit und Gleichmäßigkeit der Bunde. — Ähnliche Wettkämpfe werden im Kartoffelbuddeln auf einem nahen Acker, im Kartoffel schälen, im Flegeldreschen, im Umgraben einer bestimmten Fläche, im Anschirren und Anspannen eines Gespannes durchgeführt. Alle Sieger kommen in den Festzug, und zwar möglichst mit den Produkten und Kennzeichen ihres Sieges und einem großen Schild mit Angabe über den Sieg. Und dann kommt der große Augenblick: der Festzug beginnt. Voran schreitet der Landjäger oder die löbliche Polizei. Zwei Jungbauern zu Pferde machen die Vor- reiter. Die Musikkapelle folgt, danach der Bürgermeister und der Ortsbauernführer, möglichst wieder zu Pferde. Ein geschmückter Erntewagen mit kleinen Kindern, ein weiterer mit den Alten des Dorfes und zum dritten ein Erntewagen mit Schnittern und Schnitterinnen. Die Erntekrone sollte schon vorher bei der letzten Fuhre gebunden werden und in jedem Bauernhaus hängen. Wo das aber nicht der Fall ist, kann jetzt eine gebunden werden, die auf dem Wagen der Schnitter mitgeführt wird. Nun kommen im Festzuge Fuhren mit Garben, mit Kornsäckcn, mit Kartoffeln. Danach marschieren die Sieger der Wettkämpfe, der Strohwagen nsw. Eine Gruppe von grauen schließt sich an mit Erzeugnissen des Dorfgartens (der größte Kürbis, die besten Mohrrüben usw.). Auch Ackergeräte und Erntemaschinen, Vieh und Pferde dürfen im Festzuge nicht fehlen. An einer beliebigen Stelle reitet Sie UDen der »WO im Mit» Reich. Ausführungen des Generalmajors von Reichenau. Der Chef des Wehrmachtamtes im Reichskriegs ministerium, Generalmajor von Reichenau, äußert sich im '„Arbeitertum", der amtlichen Zeitschrift der Deutschen Arbeitsfront, über die Aufgaben der Wehrmacht im Dritten Reich. Generalmajor vonReichenau führt u. a. aus: „Die deutsche Wehrmacht, deren Ausbau zu Lande, zn Wasser und in der Luft wir jetzt erleben, ist eine Schöpfung der Gegenwart, sie ist ein Werk Ad.olf Hitlers und des aus seinem Geiste geborenen Dritten Reiches. Wohl stammt die militärische Grundlage, der personelle und materielle Rahmen von der Wehrmacht der Übergangszeit, die das praktische soldatische Können und das Führererbe der Weltkriegsarmee in treuen Händen bewahrt hat. Aber allein der neue Staat schuf politisch die Voraussetzung für den Wiederaufbau. Die allgemeine Wehrpflicht stellt die Wehr macht wieder mitten hinein ins Volk, das ihrem Rahmen mit einer waffenmäßigen Mannschaft den lebendigen Inhalt geben wird. Die Wehrmacht eines national sozialistischen Volkes kann selbst nur national sozialistisch sein. Sollten sich irgendwo noch unzeit gemäße Reste erhalten haben — keine Organisation ist ohne Fehler —,> so werden sie dem Geist der Gegenwart weichen, der in ihren Reihen allein Daseinsberechtigung hat. Das bedeutet nicht eine Geringschätzung der Tradition, des Geistes, der Treue und der Pflichterfüllung, die einst Grundlage der militärischen Leistung war. Tradition ist im Gegenteil ihre praktische Anwendung auf unsere Gegenwart im Dienste der Ziele, die uns unsere Zeit stellt. Im Handeln für Volk und Siaar negr ryre Starre, Nicht im Bewahren von Form und Äußerlichkeit. Die neuen Aufgaben der Wehrmacht im Frieden erschöpfen sich heute nicht mit der soldatischen Schulung der jungen Mannschaft, mit dem Dienst der Waffe. Sie hat darüber hinaus als E r z i e h u n g s z i e l H e n nationalsozialistischen Soldaten. Damit will sie bewußl die Arbeit weilerführen nnd vollenden, die vorher in der Hitler-Jugend, dem Arbeitsdienst und den Gliederungen der Partei eingeleitet worden ist. Ihr Geist, ihr innerer Ansbau und ihre Methoden müssen auf dieses erweiterte Ziel eingestellt sein. Eine Truppe kann nicht in allem ein auf das Mili tärische übertragenes Spiegelbild der Gliederungen bei spielsweise des politischen Soldaten sein, dessen Ausgabe auf anderen Gebieten liegt. Die Wege sind hie und da verschieden, der Geist und das Ziel aber bleiben die gleichen. Das Verbot der politischen Betätigung für den im aktiven Dienst stehenden Soldaten bedeutet darum keineswegs ein Abschließen von dem Geschehen, das rings im Volk um seine Gestaltung ringt. Doch nicht allein der nationalsozialistische Staat nnd seine machtmäßigen Ein richtungen sind es, die der Soldat freudig bejaht. Er muß auch innerlich ans der Grundlage der Weltanschauung stehen, der Lie schöpferische Idee des neuen Reiches ent sprang und die über die unmittelbare Gegenwart hinaus seine Größe für alle Zukunft verbürgen soll. Für den Soldaten des Dritten Reiches wird die Ehre, die der Staat ihm nnd seiner Stellung ge geben hat, der verpflichtende Ansporn sein, bei der Er füllung seiner Arbeit im Staate stets in vorderster Linie zu stehen. MMig Elly Mhmr Ich Hei Md Mück Die deutsche Sportfliegerin Elly Beinhorn >var am Dienstagsrüh 3.40 Uhr inGleiwitzzu einem Flug nach Istanbul aufgestiegen und ist um 10.25 Uhr MEZ. auf dem Flughafen Jesilköe bei Istanbul glatt gelandet. Nach Überfliegung der Karpathen, Siebenbürgens nnd der Transsilvanischen Alpen erreichte die Fliegerin um 10.20 Uhr MEZ. den asiatischen Kontinent bei Skntari. Ellh Beinhorn fliegt die aus dem Europarund flug 1934 bekanntgewordene Messerschmitt Me 108 Typ Taifun der Bayerischen Flugzeugwerke Augsburg. Das Flugzeug ist ein Tiefendecker mit Kabine und ein ziehbarem Fähige st ell, wobei die Reisegeschwin digkeit erheblich gesteigert wird. Der Aktionsradius der Maschine, die eine Höchstgeschwindigkeit von 290 Stundenkilometer entwickeln kann und eine Durchschnitts geschwindigkeit von etwa 250 Stundenkilometer hat, be- irägt etwa 2000 Kilometer. Ausgerüstet ist das Flugzeug mit dem Hirthmotor Hm 8, der 245 ?8 leistet. Oie Begrüßung auf dem Flughafen von Istanbul.^ Auf dem Flugfeld von Istanbul hatten sich zahlreiche Angehörige der deutschen Kolonie eingefunden. Ferner vielleicht der S ch i m m e l r e i t e r. Zwischendurch kommen Kinder mit Herbstblumen und Bändcrstäben,' die Formationen der Bewegung, der Schützenverein usw. Den Abschluß des Festzuges bildet endlich eine größere Volks menge in Arbeitskleidung und mit Handwerksgeräten. Je bunter und abwechslungsreicher der Festzug gestaltet werden kann, um so besser ist es. Nach der Auflösung des Festzuges werden die Tiere heimgebracht, und dann sammelt sich alles zur gemei n- samen Kaffeetafel. Nach ausgiebiger Stärkung beginnt das bnnte Festplatztreiben. Allerlei Reiter spiele (Ringstechen, Geschicklichkeits-, Geschwindigkeits- und Mutproben), Kleinkaliberschießen, Spiele der Jugend (Hindernislaufen, Wettklettern, Wcttessen — wobei in die Kuchen allerlei Überraschungen hineingebacken werden können —, Reiterkamps, Weitlauf mit Kleiderwechseln, Tauziehen usw. gibt es da zu sehen und mitzumachen. Die großen Burschen veranstalten Ringkämpfe und Schub karrenwettläufe, die Frauen nnd Mädchen wetteifern mit einander im Garnwickeln und Wettbacken und was der gleichen Spiele mehr sind. Aber was wäre ein Dorffest ohne T a nz? So findet sich nach dem Abendessen alles, was jung und fest- selig ist, wieder zusammen zum Deutschen Tanz. Polonaise, Marschwalzer, Anklatschwalzer, Korbwalzer, Besenwalzer, Rheinländer, „Wenn hier ein Pott mit . Bohnen steiht" und ähnliche Tänze werden aufgespielt und ziehen die Tanzlustigen in ihren Bann. waren zahlreiche Vertreter der türkischen, deutschen und ausländischen Presse und die Vertreter des türkischen Flug- und Sportwesens anwesend. Frisch und munter sti e g die Fliegerin, die mit Blumensträußen über häuft wurde, aus ihrer schnittigen Messerschmittmaschine heraus, deren einziehbares Fahrgestell besonderen Ein druck machte. Nachdem Ellh Beinhorn die zahlreichen Glückwünsche zu dem schneidigen Flng von einem zum anderen Kontinent und die Begeisterung der Volksgenossen über die mitgebrachten Grüße aus der Heimat entgegengenommen hatte, wurde die Maschine einer Prüfung unterzogen, während die üblichen Forma litäten erledigt wurden. Wie die Fliegerin erzählte, war das Flugwetter im ganzen gut gewesen, nur der Flug über die Karpathen bot wegen Nebel und schlechten Windes einige Hindernisse. Rückflug nach Berlin in 8^ Stunden. Um 10^47 Uhr, nach einem Aufenthalt von nur sieben undzwanzig Minuten, verließ die deutsche Fliegerin Ellh Beinhorn in ihrem Sportflugzeug wieder Istanbul, um sich auf den Rückslug nach Deutschland zu begeben. Sie überflog kleinasiatischen Boden bei Hei.darPascha Elly Beinhorn beim letzten Enroparundflug. (Wagenborg-MMrchiv.)