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Staatsanzeiger für das Königreich Sachsen. Zeitweise Nebenblatt«»: Landtagsbeilage, SynodalbeUage, Ziehungslisten der Berwaltung der K. S. Staatsschulden und der K. Alters- und Landeslulturrentenbank, Fah««bericht und Rechniingsabschluß der Landes-Brandversicherung-anstalt, Berkaufsliste von Holzpslanzen auf den K. S. Staatsforstrevieren. Nr. 255. Beauftragt mit der Oberleitung (und preßgesetzlichen Vertretung): Hofrat Doenges in Dresden. Freitag, 2. November abends 1917. Bezugspreis: Beim Bezüge durch die Geschäftsstelle, Braße Zwingrrstraße 16, sowie durch die deutschen Postanftalten 3 Marl 50 Pf. vierteljährlich, Einzelne Nummern 10 Pf Erscheint nur Werktags. —Fernsprecher: Geschäftsstelle Nr. 21205, Schriftleitung Nr. 14574. Ankündigungen: Tie lipaltige Gmndzeil« oder deren Raum im AnkündiaungSteile 10 Pf., die 2spaltrge Gnurdzeile oder veren Naum im amtlichen Teile 80 Pf., unter Eingesandt 160 Pi Preisermäßigung auf Geschäftsanzeigen. — Schluß der Annahme vormittags 11 Nhr. Die karz »or Begin» de- DrnckeS eiageheade« Meldungen vefinden sich ans Sette 7 dieser Ausgabe. * Der bisherige bayerische Ministerpräsident Graf Hert ling ist zum Reichskanzler des Deutschen Reiches ernannt worden. An der Biscaqa und in der Nordsee sind durch unsere Unterseeboote wiederum 2 Dampfer, st Legler nnd 2 Fischer» fahrzenge versenkt worden. Längs des mittlere» und unteren ragliameuto stehen unsere Armeen mit den Italienern in «efechtsfühlnng. Bom Fella - Tal bis zum Adriatischen Meer ist das linke Taglia- mcnto-Nscr frei vom Feinde. Amtlicher Teil. Ministerium des Königlichen Hauses. Dao Königliche Hoslagcr ist heute von der Billa in Wachwitz nach dem Residenzschlossc verlegt worden. «Fortsetzung des amtliche» Teiles iu der 1. Beilage.) Nichtamtlicher Teil. Dit amerikanische Aata Morgana. Unter der Überschrift „Amerikas Hilfe — Frank reichs Abhängigkeit" schreibt die dänische Zeitung „So zialdemokraten" am 15. Oktober 1017 etwa folgendes: Wie die Welt erfahren hat, ist in der kurzen Zeit, seit der Amerika am Kriege teilnimmt, eine Reihe ver schiedener merkwürdiger amerikanischer Pläne entstanden, um den Verbündeten Hilse im Kriege zn schaffen. Es wird an die Proklamation Wilsons zn Beginn des Krieges erinnert, daß es nicht die Hauptsache sür Amerika sei, militärisch zu kämpfen, Amerika sollte viel mehr der große Lieferant von Geld, Lebensmitteln. Wassen, Schiffen usw. sein. Namentlich galt es, Schiffe zu bauen. Der erste große Plan war, daß Amerika Holzschifse bauen wollte. Holzschifse sollten widerstandsfähiger sein und sich besser flott halten als Stahlschiife: es sollten Schiffe eines Typs nnd einer Größe sein, von denen Millionen Tonnen in ganz kurzer Zeit fertiggestellt werden könnten. Ter Erbauer des Panama-Kanals, Oberst Goethals selbst, sollte diesen Schiffsbau leiten. — Aber vor einiger Zeit hat Goethals seinen Abschied erhalten, nachdem er den Schwindel verraten hatte: Tas Holz, von dem diese Schiffe gebaut werden sollten, steht noch ungefüllt in den fernen Wäldern, und die er- forderlichen im Holzschiffsbau ausgebildeten Arbeiter findet man nicht. Tas nächste Mittel war eine Reihe ganz kleiner Unterseeboot Zerstörer, die wahrscheinlich die großen Schiffe mitführen nnd bei Gefahr zu Wasser lassen sollten. Sie sollten sehr schnell gebaut werden und die Unterseeboot- Gefahr bald beseitigen können. Nur Nitze Zeit waren sie in Tätigkeit — jetzt hört man kein Wort mehr davon. Tann kamen die Franzosen mit ihrer Forderung wirklicher militärischer Hilse. Tas ermattete Frankreich wollte Soldaten haben, die einen Teil der Front über nehmen konnten. Joffre zog nach Amerika und brachte diesen Wunsch vor. Amerika entschuldigte sich, es Hütte keine ausgebil deten Soldaten. „Macht nichts!" antwortete Joffre, „wir werden sic selbst ausbilden." „Wenn Ihr wünscht," er widerte Amerika, „daß wir zum Transport die Schiße benutzen sollen, die Ihr sonst für Lebensmittel braucht, so soll cs uns recht sein." Aber das Ergebnis war doch nur eine Sendung Truppen von ungewisser Anzahl, wohl nur einige Regi menter, wie sie die Russen seinerzeit nach Marseille sandten, denen weitere niemals gefolgt sind. Amerika verspricht wohl große militärische Hilfe, aber rlle Welt ist sich darüber klar, daß es lange dauern wird, venn sic überhaupt kommt. Daß Amerika es gern vermeiden will, seine männliche fugend herüberzusGicken, sieht man an den, Unbehagen, ras nach der russischen Niederlage in seiner Presse zum Nusdruck kam, »veil man annahm, daß jetzt zweifellos größere militärische Ansprüche gestellt würden. Um Zeit zu gewinnen, versucht Amerika den Glauben »urch ständ'ge neue phantastische Pläne aufrechtzuerhalten. Nach den Holzfchiffen und Zwerg-Unterseebootzerstörern sind jetzt Flugzeuge auf die Tagesordnung gekommen. Tie amerikanische Regierung will den Krieg durch ein Heer von Flugzeugen beenden; sie solle»« die deutschen militärischen Anlagen vernichten und Berlin bombardieren. Tie Kosten für 22 000 Flugzeuge sind bewilligt, und eine Prämie für den ersten Flieger ist bereits ausgesetzt, der über Berlin Bomben wirft. Für diejenigen, die an dein Erfolge der Flugzeuge zweifeln, gibt es noch eine neue, von Edison erfundene Kriegsmaschine, die ganz unfehlbar den Krieg beendigen wird sie ist nur noch nicht fertig, aber sie wird in einer Fabrik gebaut, um die der Geheimhaltung wegen eine hohe Mauer gezogen ist, hinter der sich die Arbeiter zehn Monate einsperrcn lassen müssen. Zehn Monate scheint der Zeitraum zu fein, nach welchem man die amerikanische Hilfe frühestens erwarten kann. Aber diese zehn Monate sind eben wie ein Abgrund. Frankreichs Leiden sind furchtbar, und Frankreichs Fesselung ist fast unzerreißbar. — Wenn erst englische und amerikanische Heere auf Frankreichs Boden stehen, dann ist es ganz mit Frankreichs Selbstbcstimmnngsrecht vorbei. Kein Wunder, daß tiefe Bewegungen im französischen Volte herrschen — nur ein schwaches Echo davon erreicht uns , jedoch selbst dies ist deutlich genug. Aber der rettende Strohhalm ist immer noch die letzte Honnnng der Ertrinkenden. Der Krieg. Zur Lage. Bon den Krönten. Berlin, 1. November. Tas Drama des von seinen Verbündeten im Stich gelassenen italienischen Heeres wächst sich immer mehr zu einen« welterfchütterndcn Er eignis aus. In einer kurze»« Worbe sind zwei große starte italie nische Armee»« fast völlig aufgerieben, über 180 000 Mann gefangen und mehr als 1500 Geschütze erbeutet. Tie in die Welt hinausposaunte Hoffnung des italienischen Volkes, westlich Udine den Siegeslauf der Verbündeter« auf zuhalten, ist nach dem letzten großen Siege an« Tagliamento zusammcngcbrochcn. Noch hat die italienische Heeres leitung und Regierung nicht den Mut, die ganze Größe der Niederlage einzugestehen, und klammert sich krampfhaft an die erwartete Hilfe der Engländer nnd Franzosen. In drei Tagen haben die Verbündeten die für uns uneinnehmbar erklärten starken italienischen Gebirgs- und Felsenstcllnngen, Panzerwcrke nnd Forts gestürmt, am vierter« Tage sich der« Austritt in die Ebene erkämpft, Udine, Görz, Monsalcone erobert und die in der Ebene des Taghanrento sich zur Schlacht stellende Nachhut- Armee Eadornas vernichtend und entscheidend geschlagen. Tausende von Ortschaften, eine große Anzahl be deutender Stellungen sind genommen und über 4000 gkm Landes dem Feinde erurisscn. Zu der gewaltigen Gefangenenbeute treten die schweren blutigen Verluste, die der an vielen Punkte«« zähe und tapfer fechtende Feind erlitten hat. Tie Zahl der eroberten Ge schütze, zum größte«« Teil unversehrt und moderner Art, übertrifft fast um das Toppelte den Friedensstand des amerikanischen Artilleriematerials. Die ungezählten glänzende»« Abmehrsiege in der «nonatclangen Schlacht in« Westen, die deutsche Truppen trotz der verzweifelten Anstrengungen der Engländer und Franzosen erkämpfte«, sowie die Erfolge im Oster« schüfe»« die Grundlage»« zu der neuen gewaltigen Operation. Jeder deutsche Soldat in Ost, West und über See hat darum Anteil an den Erfolgen in Italien, die in« vierten Kricgsjabr nach einem Kampfe fast gegei« die ganze Welt alles bisher Tagewesene übertreffen. Tie lügnerische Be richterstattung feindlicher Funksprüche wird erneut durch den französischen Funkspruch Luon erhärtet, der noch am 1. November meldet, die Italiener hätten lediglich den Jsonzo verlassen, den weiteren feindlichen Vormarsch aber aufgchalten. In Flandern lag auf dem Großtampsfelde, vor allem in Gegend Tixmuiden, starkes Feuer, das von nördlich Dixmuiden bis zum Wcstrande des Hvuthoulster Waldes nachts anhiclt. Am Nachmittag des 31. Oktober wurden aus Poeleepelle vorbrechende feindliche Kompanien blutig abgewiesen. Desgleichen scheiterten unter hohen Feind« Verlusten Angriffe größerer feindlicher Patrouillen, die nach starkem Trommelfeuer östlich Merkten« vorstießen. Im Artois, beiderseits St. Quentin und nordöstlich Braye herrschte tagsüber und zum Teil während der Nacht starke Feucrtängkeit. Südlich Beaumont drangen unsere Stoßtrupps bi- zum zweiten französischen Graben vor, sprengte»» feind liche Unterstände, fügten dem Feinde schwere Verluste zu und kehrten mit Gefangenen zurück. Zwischen Maas und Mosel wurde« nach turzer Feuer Vorbereitung vorftoßende feindliche Abteilungen südwestlich Thiaucourt geworfen und Gefangene einbehalicn. Berlin, I. November. Unternehmen bei Bezonvaux. Ter kürzliche deutsche Erfolg an« Ehaumc-Walde, bei dem sich Oldenburger und Hanseaten auszeichneten, wurde noch vergrößert. Bewährte Gardetruppen stürmten französische Grüben am Vaur-Kreuz in 120n m Breite und AM m Tiefe. Nach wirksamer Vorbereitung durch Artillerie und Minenfeuer brachen die tapferen Stoßtrupp-' in die feiud lichen Linien, «nachten die sich »vehrende Besatzung niede l«nd brachte»« mehr als 200 Gefangene ein. Schwere unk viele leichte Maschinengewehre sielen ihnen in die Hände Tie Franzosen versuchten in viermaligen« Gegenangrif verzweifelt, die entrissenen Stücke wieder zu holen, er reichten indessen nichts, sondern erlitten blutige Verluste * Delezrammwcchsel zwischen wcneralfelvmarschall v. Hindenburg und dem Kaiser. Perlin, 1. November. Telegramm des Genera!- fcldmarschatts v. Hindenburg an den Kaiser: An Se. Majestät den Kaiser! Tank unserer schnellen Schlage in« Osten, dank des zähen Aushaltens unserer tavseren Truppe« an allen Fronten, insbesondere in« Westen, ist gegen Italien wieder ein großer Zieg erföchte«« word.n. Ter BersvlqungLkamps in der Friaulischen Ebene hat am 31. Oktober zu einen« neuen gewaltigen Erfolg der Verbündeten geführt. Tent chc und öfter, reichlich u garische Twisionen stießen gegen den Unterlauf des , Tagliamento vor und nahmen dort mindestens 60000 Jlaüener init m brcrcn 100 beschützen gefangen. Ter Gewinn der zwölften Jsvnzoschlacht erreicht dadurch neben der Besetzung von Oder- italien etwa bis zum Tagliamento die Zahl oon 180000 Oie fangencn mit mehr als 15' 0 Ges- üpen. Ew. Majestät bitte ich alleruntertänigst, sür den 1. November Flaggen und Viktoria- ichicßen in Preußen und Estap-Lothnngcn beschien zu «vollen v. Hindenburg Antworttelcgramm des Kaisers an Hmvenburg: Neues Palais, 1. November. Generalfeldmarichall v.Hmdeu bürg, Großes Hauptquartier. Tic Nachricht von einem neuen gewaltigen Erfolge deutsch r und österreichisch ungarischer Truppen an« Tagliamento wird wie von mir, von der gesamten deutschen Armee, unser m Vaterlande und unseren tr uen Verbündeten mit Freude und Stolz vernommen werden. Ter genialen Leitung, den voraus schauen den Maßnahm n desGcneralstabs.der Umsicht und Tatkraft der Führer und der Tapferkeit der Truppen aller d utschcn Stämme verdanken wir den Sieg und sehen mit Gottvcrtrauen in die Zukunst. Ich beauftrage Sic, mein lieber Fcldmarjchall, meinen Kaiserlichen Tank den aus italicni'chem Boden fechtenden deutschen Truppen zu übermitteln. Ich habe bcsolltcn, däft an» Anlaß dieses grcßcn S« ges geflaggt wird. Gott hat gekosten, ihn« sei d e Ehre. Ew. Exzellenz wohlgeneigter Kaiser und König Wilhelm I k Der Naiser «n Senera! V. Below. Berlin, 1. November. (Amtlich.) Telegramm des Kaisers an den General der Infanterie Otto v. Below, Armee-Oberkommando 14: Aus den obcritalienischcn Schlachtfeldern haben deutsche Truppen Seite an Seite mit unseren wancntreucn österreichisch- ungarisäicn Verbündeten unter Ihrer Führung die starken und zolle verteidigten Gcbirgsstellungcn der Italiener am mittlere« Jsonzo durü krochen und sich den Austritt aus den Zuüschon Alpen erzwungen In rastloser Verfolgung durch die Zriaulische Ebene ift der Tagliamento erreicht worden. Verzweifelt sich wehrende Nachkuren der Italiener, strömender Regen und grund lose V.cge konnten den schnellen Siegeslauf Ihrer Armee nicht aushalten. Unser treuloser ehemaliger Verbündeter hat erfahren, was deutsche «rast und deutscher Zorn zu leisten vermag. Mit mir dankt das Vaterland seinen unvergleichlichen Söhnen Weiter mit Gott! Wilhelm l k Kleine -rachrichte«. Berlin, 1. November. (Amtlich.) S« Majestät der Kaiser körte heute den Generalstabsvortrag. Der Unterseebootkrieg. Versenkungen. Berlin, 1. November. Amtlich. In der Biscapa und in der Nordsee wurden durch unsere Untcrseebookc wiederum zwei Tampfcr, neun Segler uud zwei FuGer- sahrzcuge versenkt, darunter ein bcwannetcr Tampfcr init Kartuschhülscn als Deckladung, u««d ein Tampfcr, der Kohlen von Sb'clds nach London geladen batte, ferner der cnglifche Schoner „Percy ö", ansckcincnd mit Pctro- leumladung, sowie Bie französiichen Segler „Edouard