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Dur» dt« Post innervald Deutschland» »ret in» Haus aelieien: monatllivM.LOOV.— nnd VestellgrdUtzr «uswLrt« durch Träger zugesteUl M. 2006-—- AuSlandSversand: monatlich M. 4000.— eiiischliegltch Druck fachen-Porto. Das Leipziger Tageblatt ericheint tSglich morgen«, autzer nach Sonn- und geteriagen Nichterscheinen einzelner Nummern infolge HSHerer Gewalt. Streik, «n«. sperrung. Deirted-slSrungkn berechtigt den Bcziever nicht zur Kürzung de» BrzugeprrtleS oder zum «nipnr« au» Lieferung der Aettung. Schrlstleitung und u. Ädonnements-Annadme in der GeschültSstclle Anzeigenpreis: au-io. Inierent. M.270 —. Londerpretse: gamilicnanz. p. Prw. die w« Zeile M. 50.-. GelegenhetiS-An,eigen tpriv. Naiur) und Stellenangebote, die «w Zeile M. 7S -. Stellengesuche dir mm-^elle ' M. 60—.amtl. »ekanntinachungrn, Doppel-mw Zetir M. ZOO.-, für ausw. M.54O Reklame 72 mm oreti. dtemm-ZeileM.750—,MranS- wär ige . Lil.-. AuSlandSanzeigen mi« Paluia.Aufichlag. Bei Wiederholm g Nachlatz. 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Februar Die Nationalsozialisten fahren fort, die innere Einheitsfront zu bekämpfen und diese wirkliche nationale Einigung mit Ehrennamen wie .stinkende Jauche" zu belegen. Auch ab gesehen von der Frage, ob diese Leute fran- zösische Subventionen nehmen, muß man fest- stellen, daß sie tatsächlich Frankreich in die Hände arbeiten. So behauptete Hitler kürzlich in einer Versammlung, die Reichsregierung wolle gar keinen Erfolg ihrer Ruhrpolitik, sonst würde sie statt der privaten Gaben, die für das Ruhrgebiet aufgebracht werden, amtlich Milli arden zur Verfügung stellen; die ganze Ruhr- aktion der Regierung sei grober Schwindel, da in Wahrheit gar nichts für das Ruhrrevier ge- schehel Grund genug, sich auch im Augenblick mit diesen Leuten ernstlich zu beschäftigen. Man braucht nicht zu befürchten, daß man damit die Einheitsfront schwächen könnte, die sie selber skrupellos bekämpfen. Der Führer der bayrischen National sozialisten, Adolf Hitler, ist heute der po- pulärste Mann in München, weit populärer als Ludendorff oder Kahr, ja als der Exkronorinz Rupprecht, der doch — ebenso wie die anderen Prinzen — nach wie vor eine offizielle oder mindestens offiziöse Persönlichkeit im Staate Bayern darstellt und zu den unen behrlichen Re- quisiten aller öffentlichen Veranstaltungen ge hört. Hitler, der noch vor wenigen Monaten wegen Landesfriedensbruchs und Körper- Verletzung zu Gefängnis verurteilt worden war, ist heute — wenigstens äußerlich — ministrabel, fitzt bei nationalen Veranstaltungen neben Ministern an ihrem Tisch und nimmt es übel, wenn er nicht nach dem Ministerpräsidenten zum Worte zugelassen wird. Seine Versammlungen sind die größten, die es heute im Reiche, nicht etwa bloß in Bayern, gibt, seine Plakate schla- gen an Umfang (und bisweilen auch an Ge- schicklichkeit) die aller anderen Parteien und Or ganisationen, die zum Teil auch nicht gerade arm sind. Der Nationalsozialismus ist ein Sammelbecken für alle radikal Unzufriedenen und unpolitischen Elemente, aber auch für zahl lose Gelder, die von allen Seiten, namentlich von industriellen Organisationen — die keinen Grund zu besonderer Unzufriedenheit haben — flüssig gemacht werden. Zu den Versammlungen läuft sozusagen alles, was Beine hat. Da sind sämtliche Lebensalter vertreten, Jüngling, Mann und Greis, Urahne, Großmutter, Mutter und Kind. Und ebenso alle Stände, vom Ar- beiter mit der Dlechkanne, der gern etwas gegen den Kapitalismus und besonders gegen Wuchs- rer und Schieber hört, aber auch gegen Sozial- demokcaten und Kommunisten, die seine Hoff- nung nicht erfüllt haben, — bis zu eleganten Damen in Pelz und kostbaren Lederjacken, mit reichem und wertvollem Schmuck, und Herren, deren Beziehungen zum Kapital ebenfalls offen sichtlich keineswegs nur negativ sind und die sich doch mit Wonne die radikalen Verdammungen des Kapitalismus anhoren. Sie wissen ja, ihr Kapitalismus übersteht auch das, und der der anderen, der da angegriffen wird, vor allem der der Juden, ist auch ihnen unerwünscht. Kampf gegen den Kapitalismus; um die Konkurrenz mit der Sozialdemokra tie aufnehmen zu können. Die Feind- schaff gegen sie wird zum unlauteren Wett- bewerb. Hitler ist Virtuos darin, allerlei Miß stände aufhetzend zu schildern, wie es die Sozial demokratie vor dem Kriege jahrzehntelang geübt und zu einem kunstvollen System ausgebildet hatte; nur daß jetzt Hitler ihr die Schuld an allen Uebelständen zuschiebt. Aber auch für ihn gilt da» Wort Bülows, das er einst Uber die Sozialdemokratie sprach: Kritik l», positive Leistungen Vb. Während das nun inzwischen bei der Sozialdemokratie immerhin erheblich - ander» geworden ist. weiß Hitler, der den nicht ganz unberechtigten Vorwurf gegen sie richtet, baß sie praktisch versagt habe, auch nicht zu sagen, wie die Uebelstände abzustellen wären. Uelwr einige dilettantische Schlagworte kommt « nicht hinaus, und wenn früher das allein- seligmachende Rezept von Marx bezogen wurde, so ist es keine Verbesserung, wenn jetzt die Generalanweisung zur Heilung aller Schäden heißen soll: Kampf gegen den Marrismus. Das ist eine Umkehrung, aber kein Fortschritt. Wck- leicht will Hitler über Schlagworte gar nicht denA fachlich begründet» iWst begreNH^» MilliardenbeuteKranzosen Druckplatten der Reichsbant geraubt Esse«, 24. Februar. (Drahtbericht unsere» Sonderbericht erstatters.) Soeben wird hier bekannt, daß die Franzosen heute vormittag aus de« Bachnhofe Heugstet bei Hage« t. W. im v-Zug Berlin-Köln einen sür die ReichSbank bestimmten Geldtransport von IS Milliarden und die dazu gehörigen Druckplatte« sSr Bantnoten erbeutet haben. Bon deutfchcr Seite wird sofort versucht werden, drese Serie von Banknoten außer Kraft z« setze», bevor die Franzose« sie in den Verkehr bringe». Umstellung imRuhrgebiet Zurück zur Postkutsche — Ein einsichtige» Kriegs gericht — Wirtschaftliche UmwLlzuuge» Dra»t»ertcht «ns«««» «»»derDertcht- «rp«1t«r» Ssseu, 24. Februar. Trotz aller Errungenschaften der Neuzeit scheinen wir doch in das Postkutschenzeitalter -urückzugleiten. Da das Eisenbahnwesen ent gegen allen französisch-belgischen Bemühungen nicht in Gang zu bringen ist, hat prakti scher deutscher Sinn für das deutsche Reisepublikum rasch Abhilfe geschaffen. Automvbilverbindungen werden hergrstellt und ausgebaut. Auf den großen Chausseen laufen die Omnibusse zwischen den Haupt orten schon mit beachtenswerter Pünktlichkeit. Meta zwischen Köln und Aachen find schon fünf solcher Linien in Tätigkeit. Der Fahrpreis ist für Geschäfts reisende erschwinglich. Auch weitere Kreise werden sich an diesen Eisenbahnersatz gewöhnen, denn zum Nachgeben spürt man nirgend» di« geringste 5 gung. Zn Bonn boten die Franzosen den deutsche» Eisenbahnern für die Wiederaufnahme der Arbeit 30 000 Mark die Stunde, da» ist mehr al« da« gehn- fache der ortsüblichen Löhne. Aber das Angebot wurde abgelehnt. Die Franzosen hoben einen ihrer fädigsten Köpfe, Dreaud, zum Drrektor des rhei nischen Eisenbahnwesen» ernannt. Inzwischen gehen die Franzosen gegen die besetz, ten Städte immer schärfer vor, um den Widerstand gegen ihre Requisitionen zu brechen. Nach deutschen Feststellungen sind jetzt 778 Personen ausgewieseu oder verhaftet, II sind erschossen, 13 lchwer verletzt Die Kriegsgerichte arbeiten mit harren Ab schreckungsmitteln. Ein« wohltuende Ausnahme machte dieser Tage das belgische Kriegsgericht in Aachen. Dieses verhandelte gegen eine«« Duisburger Postdirektor, der sich geweigert hatte, den Sch'üssel zum Transformatorenzimmer des Rhelnlandtabels auszuliefern. Der Vorsitzende hob hervor, datz das Gericht gezwungen sei, gegen Leute zu verhandeln die in einem Gewissenskonflikt stünden, von ihrer vorgesetzten deutschen Behörde wie von der Oükirpa- tionsmacht mit schweren Strafen bedroht, handelten sie unter höherer Gewalt. Sie stünden dahehr nicht al» Verbrecher vor Gericht, sondern al» Ehren männer. Das Urteil lautete auf 8 Tage Gefängnis. Leider werden die deutschen Beamten in den me ftcn Fällen von den Kriegsgerichten aber doch als ge mein« Verbrech« behandelt. Die wirtschaftlichen Wirkungen der Ruhrbesetzung beginnen sich fühlbar zu machen, vor allem an den Grenzen. Aus Holland werden ver schieden« Urteile laut. Zum Teil lei die deutsche Ausfuhr nach Holland so eingeschränkt worden, d,ß einzelne holländische Industrien, vom deutschen Wett bewerb befreit, sich belebten und z. B. au» China und Japan Aufträge erhielten, die sonst nach Deutsch land gelangt seien. Dagegen klagt die niederländisch« Rheinschiffahrt über die ihr für sie aus der Ruhr besetzung erwachsende schwere Schädigung. Der Haken Rotterdam hat die schwedischen Lrzladungen ringe- büßt, da diese jetzt über deutsche Hafen gehen. Die Tonnage im rheinischen Leichterverkehr mit Ant werpen ist im Januar gegen die Vormonate um 2S Prozent zurückgegangen. Der holländische Grenz ort Vaals bei Aachen an der hollänoisch belgischen Grenze meldet, seine gollstation sei wegen des aus dem besetzten Gebiete überfließenden Warenabsatzes zu einem Marktplatz geworden. Bet dem sranzöfi- schen Oberkommissar Tirard hat sich die englische Handelskammer beschwert, weil sie vurch die neuen Ein- und Ausfuhrbestimmungen geschädigt würde. SsseNtsn SIs, clnll ck«r ttanckol»t»II ck»» I.»IprlU» p T»S»dI»tt»» nleftt nur ILllUed» punlmpeveft» »u» ttsre Vork unck eft le»so »»Ml« «I» Seit lullstur»» »Il»r seieftttssMn »uropLl»eft«n SSr- »«« «ntttLtt, »on«l«rn »uel» ILsllest «insn mvstr»»Iti8»n „Vk»r»nm»rstt" drlnzst, ck»r »ozlolett NI» Kr»l»- »eft»f«nstuns»n S»r MleNttgsTt»« SoftmM»rl»ll«n unck p«rtlsNf»r»n v»rm»rstt unck ««»statt» N»m lncku- »irlattan «el« Nam Srovstaukmann unck 0«t»listllnrttor «In» ra»est«, S«nau« ttalstulatton »rmvsslttestl k Ein Naubzug nach Wanne Ul»«»er Droht0erlchtde» Leip-t-erLa»-Hatte» Esse», 24. Februar. Die Franzosen haben in der vergangenen Nacht von neuem die Bahnhöfe Wanne und Herne sowie die dazwischenliegenden Stellwerke besetzt. Bei diesem vierten Einfall in dieses Gebiet stnv den Franzosen 18 Lokomotiven und mehrere 100 beladene und leere Wogen in die Hände gefallen. Diese Vorstöße nach dem Betriebsbahnhof vp« Wann«, di« ganz »laa- mäßig ausgeführt werden, haben nur dsa Zweck, die militarisierten Bahn«» mit Material zu versorgen. Namentlich haben die Franzosen Maschinen aätt-, da sie auf ihren Strecken die deutschen Maschine» sehr bald kaputt fahren. Wanne ist der größte Ran gierbahnhof des ganzen Ruhrbezirke« und deshalb besonders wichtig, weil er im Zentrum liegt. Hie Franzosen gehen jetzt daran, keinerlei Güterwagen wehr au» dem besetzten Gebiet herauszulassen; auch keine geschlossenen Leerwagen, die mit Lebensmitteln hereingcfahren sind, dürfen die Absperrgrenze mehr verlassen. Damit werden die deutschen Eisenbahnen sehr geschädigt, weil viele Eisenbahnwagen mrt Lebensmitteln ins Ruhrgebiet heretnkommen, aber nicht mehr herausgefahren werden dürfen. Es ist den Franzosen möglich gewesen, an den ttmschlagestellen, die am Wasser liegen, Kohle abzu fahren. Sie sind mit fremden Arbeitern an 0en Umschlaqcstellen der Zechen in Kähnen angekommen, haben dort die Schiffe unter nnlitarischem Schutz beladen, die dann mit den fremden Arbeitern und den Kohlen den Kanal abwärts geschleppt wurden. Auf diese Weise müssen ihnen erne ganze Menge Kohlen in die Hände gefallen sein. Vorschläge würden ja nicht mehr so .schlagend" wirken, wie die glatt und knallend hingelegten Kraftausdrücke und die Zauberformeln, die so bestechend einfach klingen und zum größten Teil nichts weiter sind als Schall und Rauch. Natürlich ist nicht alles falsch, was er der Sozialdemokratie vorwirft. Gewiß glauben nur noch wenige Leute, daß uns die marxistischen Rezepte weiterhelfen könnten. Und sicher hat die Sozialdemokratie in manchem Betracht ent- täuscht. Ls war auch nicht nur Ungunst der Zeiten, was sie an einer positiven Wirksamkeit größeren Stiles verhindert hat. Sozialisten haben schwere Fehler gemacht, gerade auch in Bayern, zumal in der Maienblüte der Eisner- schen Weltbeglückung, daher denn der Schreck der Rätezeit noch heute den Bayern in den Knochen sitzt. Daß freilich Eisner nur ein radi- kaler Phantast war, daß dagegen die Sozial- demokratische Partei in Bayern ebenso wie im Reiche einen Wall gegen d e bolschewistische Ge fahr gebildet hat, ist vergessen. Auf die Räte zcft geht auch die besondere Note des bayerischen Antisemitismus zurück, da die berüchtigten Führer der roten Herrschaft Juden w:ren. Hilter aber wirft heute der Sozialdemokrat», chen Partei vor. daß sie nur sozialisieren wolle, um alles den Juten zu geben! Auch was er Uber Antisemitismus sagt, ist nicht bloß unrichtig. Diese Bewegung ist ia heute international. Sie manifestiert sich rn der amerikanischen Ku-Klux-Klan-Agitatton mit ihrer Feinschaft gegen Farbige jeder Art und überhaupt gegen alle nicht 100pro zentigen Amerikaner, ebenso in den .erwachenden Un- garn" oder in der stark antisemitischen Bewegung Jugoslawiens usw. Zugrunde liegt die Tat- fache, daß die Juden anderen Blutes find al» ihre Wirtsvölker, und der elementare, wenn auch vielfach mißleitete Volksinstinkt dafür trägt auch Hitler wie eine Woge. Dieser Nationalismus ist »echt »ur ueWttip, «i bzstcht nicht Kloß au« Haß und Abneigung, sondern enthält auch man- ches Positive, eine Selbstbesinnung aus das eigene Wesen, und diese Züge wirken auf feinere Geister mehr werbend als das Schimpfen und die Ungerechtigkeiten, von denen der landläufige Antisemitismus lebt. Die Liebe zur eigenen Art, wenn diese auch nur in der Einbildung so rein ist, wie die naiven Gläubigen es vom Heu- tigcn Germanentum meinen, ist an sich wertvoll, und die Romantik des unverfälschten deutschen Blutes wirkt natürlich, wie alle Romantik. Es ist etwas subjektiv Ideales darin, wenn schon mit viel Ideologie und Phantastik vermischt. In diesen Umständen liegt auch ein wesentlicher Grund für Hitlers rein agitatorische Erfolge. Gerade die Mischung von Richtigem und Falschem, von Gutem und Schlechtem, ist das Gefährlichste in seinen Reden. Da er nicht nur Hirngespinste gibt, sondern sich schließlich immer wieder mit der Wirklichkeit berührt, gelingt es ihm stets von neuem, die Kritik zu beschwich- Ligen, die sich unvermeidlich regt. Wenn alles unsinnig wäre, folgten ihm schließlich auch die Dümmsten nicht; so aber, da man zwischendurch immer wieder Echtes findet, wird auch das Falsche eingeschmuggelt. Nur ein paar Proben seiner Agitations- weste: Der Kampf zwischen Deutschen und Juden sei das Ringen zweier Völker, sagt er, und der Deutsche liebe sein Volk, der Jude liebe nur materielle Dinge. Al» ob nicht gerade der Jude sein eigenes Volk, die Juden, liebte: Die I Solidarität zwischen den Juden ist sehr groß, I darin liefen ia zum großen Teil ihre Erfolge begründet. Wrnn der Deutsche nur immer sein Volk ebensosehr lstben wollte! Weiter: Das Judentum habe bei un» alle Stände verdorben, erst d'e Fürsten durch die Hofjuden, die ihnen alle Lister beigebracht hätten, auf diese Weise sei zugleich der Hofadel zerrüttet und danach der übrige Adel durch jüdische Darlehen und Mischehen korrumpiert worden; donu sei das Bürgertum durch Ansteckung mit Wucher und Schieberei und zuletzt die Arbeiter durch den Marxismus zersetzt worden. Alles, also was Hitler in der Geschichte an Schlechtem findet, schiebt er den Juden zu, und alles, was ihm in der Gegenwart nicht paßt, beklebt er mit dem Etikett jüdisch. Auch alles Schlimme, was uns jetzt von anderen Völkern geschieht, sollen un nur die Juden eingebrockt haben. Rur sie seien im Grunde unsere Feinde. Nicht auch die Fran zosen? Gewiß auch sie, aber bei ihnen seien es wieder nur die Juden, die uns bekämpfen, urch wenn sie beseitigt würden, wäre eine Der- ständigung aller nationalen Völker durch die Verbrüderung der Arier gegen Juda zu er reichen! Wmn man dergleichen hört und sieht, tun einem nicht die deutschen Juden leid, sondern die nichtjüdtschen Deutschen. Den Juden Schaden solche Uebertreibungen, die ihre Korrektur immer wieder in sich selbst tragen, viel weniger als ein anständiger und geistig hochstehender Antisemitismus, der mit geistigen Mitteln um die Lösung von zweifellos bestehenden völkischen Problemen ringt. Durch jene Verhunzung eine» an sich natürlichen und berechtigten völkischen Selbstgefühls wird das deutsche Volk geschändet. Der Antisemitismus ist alles mögliche, bloß keine politische Bewegung. Lr ist ein ernsthaftes Problem aber weder mit Gewalt noch mu poli tischen Maßnahmen, wie Entziehung der Staats bürgerrechte und dergleichen, zu lösen ist. Als Programm für eine politische Umwälzung, ja auch nur für eine lebensfähige Partei hat der Antisemitismus noch niemals ausqereicht. Er bildet sozusagen nur ei ien Punkt gegenüber dem großen Aufaabenkreis der politischen Wirk- lichkeit. Weder Äksswardt noch Stöcker sind poli tische Führer gewesen, und ihr Nachfolger ist Hitler. Er ist in Bayern, was in Norddeutsch land der ^tnüppelkunze" ist.