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Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 31.03.1918
- Erscheinungsdatum
- 1918-03-31
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-191803310
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-19180331
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-19180331
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1918
-
Monat
1918-03
- Tag 1918-03-31
-
Monat
1918-03
-
Jahr
1918
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S18 lut«ver- «cktorsn «r 7xi»»rkv. »bien- t Widert ^keämo 7 KoriiL tivr in Uttt. »dseblaO veiekivo 474Ü0O ; s 2 mi- 7'ob be ll. I-io 00 unä X> Noll. U« Vor- un^ ge- roäen dsirug. iillcr 72zi äio uek äc-r >0 (i. V. ; 08 b: äio <7»> )Io U i - Altti«.»- . 2 d o I- -i. Kiel, rruuz ! >vIt r. ic>bmen ler iln- II von V'ertt i- >,i'o mit tti) .tt n nsvk ait äer at ru ) ?roL. i 6 e - Lg «in 28 <ier Oober- rd «in ;a be- srdält i<1 ckr- .<( 2Uk bt^Lb- rabui^ a r er- ruburz irtiZen it 0,57 ) .51UI. Kisker a. Nsi o 6«- «rie doi A>»N) >!1. ^ul !»n wir 643 157 zckatt, lÄolto i vou »Konto (0,27) !i re i- vtu- «ixion nack iuit«r- ), 8e- »r mit Konto Uark. «r»!. s von krsu^o »tiun. »tLten mcieii >roise -6vli. 7,28 >) isi'ic- »II. ) ./(. X. >1mok. Hanl d«I4 > 6a« paar m» Irl». UL. Jahrgang Sonntags-Ausgabe Ser Staot Leipzig 1918 Rr. 164 Sonntag, den 31. März ftr »»» D»»r»a Vezngsvrers.».« -<,,« «. r«h »taUallLhknch M. SLS sßr Adhalar manaINch M. 1.78; h»,ch »>rl«r« ««»Srtt^» ifflUalan Ixt H-a» gebracht manatltch M. 7^2 lahrlt» M.SS0: »,k» »la Poft tnnerhald DaxIIchlanb« S«I,mt.»,taah« M. LLS. »trrlalltthrtl« M. S.75; Ar»ra«n.41i4,ad« M. "-E* H--pIIchrtItle««r: Dr. Srlch Everlh, Leip,«-. Anzeigenpreis: LVW ». Bahbrb«, I» «Ml. Lall »l« Uol»i><lj«U» so PI, , «»«» blatx« »N galoirUaU« 3o pt^ »o»a»4r«» !td pt^ SalchLfl««^«»,«, »II PI«to»<>»tlsl»> l» prell« eihüh». BaUageii: <v«lamlaill«^ LI. 7.— bat Laalexd «»«Ich!. paUgedlhL « »1« «»»er 10 vt. — v»»« >«d Frlttag, >5 PI. g«Nlhl»»<h-Salchl» > Kr. I4E. 14»»i an» Ilbite. — 7'»ftlch«»»»at« 7AM Schrtllletl««, ,«h VelchckttlVel« 3»ha»»t4,ah« iir. Verlag. Dr. Reinhold L To, Leipzig. Fortschritte zwischen Somme und Oise Die Schlacht im Weste« Berlin, 30. März- abends. (Amtlich.) Zwischen Somme nnd Oise machten wir im Angriff Forlfchrikte. vtd Berlin, 30. März. (Drohldericht.) Nack Erstürmung von Seaumonl und Meziercs am 29. März versuchten dichtmasfierte felndUchc Gegenangriffe den Deutsche» di« Dörfer zwischen Somme und Aore wieder zu entreißen. Sic scheiterten restlos unter schw.rsteu Ber- loften. G.'cichzeistg versammelten dir Franzosen .Infanterie und Tanks östlich Monididier zu neuem Stotz. Wirksamst.S deutsches BcrnichlungS- feuer auf die Versammlungsräume ersticht« auch diesen AngrisfSnersuch im Keime. Gewaltige Beute an Kriegsmaterial XX td Berlin, 30. März. Die Schwere ihrer Verluste zwang die Engländer an einigen Front stellen, ErsahdepolS und Arbeiierformationen in den Kampf zu werfen. HaU lrisfl die Engländer neben dem Verlust unschätzbaren Kriegs materials vor allem die Linbnhe schwer, r Artillerie. Drei der schw .rsten KaÜber (33 Zentimeter) neuester Konstruktion sowie eine vollständige Haubitzenbatterie sielen im Holuonwalde den Deutschen unversehrt in die Hände. Die Engländer hatten dies« wertvollen Geschütze nicht mehr sprengen können. 3n der Molde von E 2 striS nahmen die Deutschen ein Dutzend 24-Zeniimetcr Geschütze mit noch vorhLndenen Aussätzen und Verschlüssen. Weitere zah reiche schwere Geschütze werden bei LuvillierS erobert. Nördlich von Aubigny fanden die Deutsche» mächtige MunilionSdepolS, deren Ärastzugmaschinen nnd mit roten Granaten bemalte LastankoS nun auf allen Stratzcn deutsche Munition fahren. Auch die vielfach erbeuteten Felödahvlonomostnen und oren laufen im Dienste des deulschen Munitionsnachschubs. Nur eia völlig xe- schlogener Gegner überläßt jo wertvolles Material dein Feinde. In Gegend Wa r f u see—A b a n c 01» r t brachte um 29. März ein deutscher Trupprntcit LOO Gefangene, darunter eine» Brigade- und «inen Aegimentskonnnankeur, ein. Die Beute erhöhte sich um lOn Lokomotiven, 500 Eisenbahnwagen nnd ein weiteres gefülltes Munilronsdexol. Besonders empfindlich litten die cnglisä-en Heere, von denen bereits zwei Drittel in die schwere Niederlage verwickelt sind, durch die hohen Verluste an toten, verwundeten und vermissten Offizieren. Auch die Zahl der in Gc fangen schäft geratenen Ossiziere ist sehr beträcht ich. So verlor di« 34. Division bei 1286 Gefangenen 45 Offiziere, die 59. Division bei >396 Gefangenen 51 Osfisterc, die 5l. Division del 1870 Mann 16 Offiziere, die 6. Moisiou bei 2730 Monn 97 Offiziere. Die Zahl der erbeuteten Geschütze — bisher wurden 1100 gemeldet — kann noch nicht als abgeschlossen gelten, da viele deutsche Divi sionen die erobert«a brilischen Geschütz« nnd Geschosse fosort zum Kampf gegen die Dorbesitzer verwendeten. England» Schrei nach französischer und amerikanischer Hilfe ist daher allen verständlich. Tatsachen und Erfindungen (Drahtbericht unseres Kriegsberichterstatters.) Westliche Schlachtfroul, 29. März. Als sich gestern der Abend über die örtliche«, unsere Linien «ms- gkeschende« Kämpfe senkte, begann bei kaltem Win*» ei« leiser Reges, der sich stellenweise nachts steigerte und heute zwischen Sonneaschei« mrd Gewitterschauern zu Hagetschlägen überging. Unser« Bewegungen Pud sch «i «b « r elwaS ruhiger geworden. Aber das bedeolet keineswegs Stillstand, sonder« nor Aus balancierung der Kräfte, Verstärkung und Verbreiterung der vorge schobenen Kell«. So schvdeu wir ans an der Aore, auch nördlich vou Pierrepoat, heran. Dagegen haben wir die Dörfer westlich Nonldidier, auS denen aus ein stäiizSsischer Fanksprach herauSgeworseu wissen «Ul, niemals genommen, sondern liehen lediglich Patrouillen oorsühlen. Auch weiterhia find an der gegnerischen Front englische Divi sion e» von französischen abgelöst worden. Di« Hauptmacht der Franzose« zog sich im Abschnitt von N 0 y 0 n zusammen, wo aber alle Gegenstöße abgewlese» wurden. Der Engländer scheint sich noch einmal vor AmienS stellen zu wollen, vou wo wir auf der Linde War- fvfe«—Abancour noch 18 Kilomeler entfernt find.. DI« feindliche Presse komml in ihrer Lebhaftigkeit zu dem lächer lichen Ergebnis, daß ansere ganze Osf.nsive nur eia Bluff sei. Wir wollen «nS gerne mit 70 OVO Gefangenen unb 1100 Geschützen zufrieden gebru. Die Stadt AeSle, die wir vor einem Jahre beim Äückzuge auf unser« Siegfriedstellung verschonten, wurde vom Feinde mit Brand bomben beworfen und stehl in Flam/ien. Alfred Richard Meyer, Kriegsberichterstatter. xvtb. DerUn, 30. März. (Drahtbericht.) Wir haben einen neuen Be weis in den Händen, wie die französische Heeresleitung ihre Truppen über den Verlauf der großen Wesischlacht zu täuschen versucht. An der Vogescnfront wurde der amtliche, für die französischen Truppen be stimmte Heeresbericht vom 25. März aufgefunden. Seine Hauptsätze auten: Schrittweise erkämpft, sind einige Linien gefalle». Die Engläni^r haben in größter Ordnung drei vorspringende Stellungen geräumt, die, an sich wertlos, unbedenklich aufgegeben werden konnten. Die Ger- 'manenflukistzerschelll. Am Vergleich zu den gesteckten Zielen ist der deutsche Geländegewinn gleich Null. »Hindenburgfche Operattorrsparrse" Basel, 30. März. (Eig. Drahtbericht.) Der .Basler An- zeiger' schreibt: Die englischen und französischen Heere haben sich nunmehr noch vor Amiens zu neuem Widerstände gestellt. Es ist ihnen dtet um so leichter möglich geworden, als der in Betracht fallende Raum tm Verhältnis zu den zur Verfügung strhendm Massen ziemlich klein ist, so daß die Reserven ziemlich rasch elnlrcffeii können. Dies erklärt einerseits die schwere und lange Dauer der Kämpfe. Auch wenn man von der englischen Zähigkeit ganz absehen will, und anderseits dem Ilnte?schied gegenüber dem Durchbruch am Dunasec in- Galizien, Rumänien, ja auch in Italien, wo di: Truppen nach Kämpfen weniger Tage geradezu ins Leere stießen. Mit dieser verände.sten Lage Hal aber die deutsche Oberste Heeresleitung ganz zweifelsohne von vornherctn gerechnet. Sonst bestünde nicht die Speisung der Angriffs- truppen mit ihmmer neuen Reserven, die die alliierten Truppen täglich feststellen. Trotzdem wird mit den gerade bei Hindenburg so charak teristischen Operatlonspausen zu rechnen sein. Sin ist gewöhnlich dann bemerkbar geworden, wenn ein Erfolg so weil heranaereist war, daß er eine Ausnützung in größerem Mrsistadc zuließ. Davor sieht aber die Loge im Westen unmittelbar. Zürich, 30. März. (Eigener Drahtbericht.) Der Mit arbeiter der .Zürcher Post' schreibt: .Die Schlacht in Nordfrankreich ist entschieden. Die Armeen HaigS sind längs der Somme im Rückzüge. Der Feldzug an der Westfront hat damit dl« Krise im englischen Ab- schnitt überwunden. Die deutschen Waffen sind siegreich geblieben. Die Größe deS Hindenburgschen Planes zeigt sich am deutlichsten in der Unsicherheit, die auch heute noch über die Weiterführung der Opera- tlonen besteht. Jeder Kilometer vorwärts schasst neue Möglichkeiten. Die Lage der Engländer ist jedenfalls außerordentlich schwierig. An der Somme droht völlige Durchbrechung des Armeeverbandes, und die augenblicklich vrrfügboren Reserven sind erschöpft. Die Artillerie hat den größten Teil ihres Bestandes verloren und die Verbindung mit dem Süden ist schwer bedroht. Der deutsche Vormarsch gegen AmtenS kann kaum ausgehalten werden. Der Schwerpunkt des Feldzuges ist heule Indessen südlich der Somme. Der deutsche Sieg Im Rorden wird durch den Go>» där Lreioniss; ,wisch«" und AtSne bestimm'. Die ganie französisch« Armee und der größte Teil ihrer Reserven stehen südlich der Somme. Von der Armee Foch zeigt sich noch immer nichts. Rachdem der <"'<c mißlungen« Versuch bewiesen hakte, daß mit ge ringem Stnsa*" d-r deutsche Vormarsch nicht aufzahalten war, kämpften die französischen Armeeführer zunächst nur noch um Zeit zu gewinnen. Gegenwärtig dürfte der Aufmarsch der Reserven Fachs vollendet fein.' Zürich, 30. März. (Eig. Drahtbericht.) Die .Reuen Zürcher Nachrichten' melden: Die neuesten Berichte von den Ereignissen an der Westfront Haden in politischen und militärischen Kreisen in Bern tiefen Eindruck hervocgerufen. Stellen, welche bis in die allerletzten Tage das vollst« Vertrauen in die Unbesiegbar keit dec englische» und französischen Armeen hatten, geben jetzt die Sach« für di« Entente verloien und erklären, daß »S reiner Wahnsinn wäre, wenn England und Frankreich heute noch den Kampf fortsehen, sofern die Deuische« AmtenS besehen sollten. Denn alsdantt wär» nach ihrer Ansicht die Champagne- und Vogosenfronk nicht mehr zu reite». Auch die E n t c n t c g e sa n dt s ch a ft in der Schweiz, die bisher immer noch eine gewisse Zuversicht Ztzr Schau getragen hat, verhehtk in intimen Kreisen nicht die schmerzliche Niedergeschlagen heit über die schweren Niederlagen an der Somme. Generalissimus Foch Haag, 30. März. (Eigener Drahlberichk.) Die «Morning Post" meldet: Im volle« Einverständnis mit Sir Douglas Haig haben die französische und englische Regierung be schlossen, General Foch für die Daoer der gegen wärtigen Kämpfe zom GeneraliffimnS über die französischen und englischen Heere zu ernennen. Englische Friedensbereitfchaft- Zürich, 30. März. (Eigener Drahtbericht.) Einem Ver treter der .Nene» Züricher Rachrichlen' gegenüber äußerte sich «ine maßgebend« englische Persönlichkeit in der Schweiz, daß England bereit gewesen wäre, der deutschen Offevsiö» durch Eintritt in Frie- deaSoerhandlungen vorzubcogen, um so mehr, als diese Absicht bei Wilfou bestes Entgegenkommen sand. Ader Clemenceau Hütte sich dagegen ganz enlschirden verwahrt und seinen Rcchewillea durchzedrückt. Bezeichnend ist. daß man jetzt von englischer Seite ver sucht, die Verantwortung von sich abzulenken, daß es zur Offensive kommen mußte und diese Verantwortung auf französische Schullern legen möchle. An Berner politischen Kreise« gilt übrigens Llemeaceao als eia nunmehr erledigter Mann. Ser Austausch der RatiWtiauMlMde mit Wland BerN«, 30. März. Der Austausch der deutschen und russischen Ratifikationsurkunden zu dem am 3. März in Brest-L towsk unterzeichneten Friedensoertrag und dem Zusatzverträge wurde gestern abend 8 Uhr im Auswärtigen Amt zwischen dem stellvertretenden Staatssekretär Frhrn. vondemBussche- Hoddcnhausen und dem russischen Sondergesandten Pe troff vollzogen. Petroff, den der Moskauer Kongreß als Be richterstatter über die auswärtigen Angelegenheiten mit der Ueber- mittlung der Ratifikationsurkunde betraute, reist heute nacht nach Moskau zurück. Der Austausch der Ratifikationsurkunden zwischen Rußland und den nlit Deutschland verbündeten Mächten wird nachfolgen, sobald die beiderseitigen Urkunden im Auswärtigen Amte vor- licgen. Gefangenenaustausch mit Rumänien vttl). Berlin, 30. März. (-Drahtbericht.) Das Armee-Ober kommando Mackensen drahtet, daß zwischen den Mittelmächten unb ber rumänischen Regierung am 23. März 1918 der Bertrag über den Austausch der Kriegsgefangenen abgeschlossen wnrd«. Die deutschen Gefangenen sollen am 29. März von der rumänischen Re gierung übergeben werden. Sie werden dann zunächst für 23 Tage in Qnavantänelageru in Bukarest uniergebracht. n Budapest, 30. März. (Eig Drahtbericht.) AoS Bukarest wirb gemeldet: Der rumänische FriedenSverlrog sowie die ans kommer ziellen, juristischen nnd politischen Fragen fußenden Zusatzverträge werde« anher vom Grafen Lzernin anch von den Vertretern Oesterreich« nnd Ungarn« unterzeichnet werdea. Mit der Unterfertignag ist von öster reichischer Sette Handelsminister Dr. Wieser betraut. Sämtlich« Schriftstück« werben in deutschen, ungarischen nnd rnmänischen Ortainal- «zemplaren auSgefertigl. GrasLzernin »ad Szter « nyi verliehen gestern mittag Bukarest. Der FriedcnSvertrag mit Rumänien ist »0« Geist« der Versöhnlichkeit diktiert. E« wurde» Gre»zsicher»age« geschaffen, um Ungarn keinem »«»ca lieber fall aaSziesetzen. Anderseits wurb« Sorge getragen, da« Aalereff« aller M wahre», ohne dah für Ru mänien eine anerträgNch« Lag« geschaffen wnrd«. An wirtschaftlicher Beziehung wird die D 0 » a » ein« grohe Bedeutung hnbe» Der Draht nach Petersburg L. L. Seil Anfang des Krieges bis in die lehlen Kriegsziel, erörtcrungcn vor dem Abschlüsse des Friedens mit Rußland wurde von mana-cr Seite in Deutschland immer wieder versichert, die Haupiwurzel des Weltkrieges endige in der Nichlverlängerung des Rlickversicherungsverträges mit Rußland, also zeitlich im Be ginn der 90cr Jahre: wäre damals jenes Abkommen nicht auf gegeben worden. >0 wäre Rußland nicht an die Seite Frankreichs gedrängt und Europa nicht in zwei Mächtegruppen gespalten worden. Den Auftakt dieser Weise hatte kein anderer als Bis marck selber angegeben, der schon 1802 in Wien öffentlich geklagt Halle: .Der Draht ist abgerissen, der uns mit Rußland ver bunden", und der am 2-l. Oktober 1806 in den .Hamburger Nach richten" die Nichlverlängcrung des ihm am Herzen liegenden Vertrages enthüllen und dazu schreiben Ueß: .So entstand Kron stadt mit der Marseillaise, die erste Annäherung zwischen dem absoluten Zarentum und der französischen Republik, unserer An sicht nach ausschließlich durch die Mißgriffe der Laprioischen Po- litik herbeigeführt.' An solche Gedankengänge erinnerten in den letz ten Tagen die freilich gewagt und zum Teil paradox vorgetragenen Behauptungen des Fürsten Lichnowsky, wir hätten unklug daran getan, uns so einseitig an Oesterreich-Ungarn zu binden, Auf fassungen übrigens, die in manchen deutschen Kreisen auch heute noch eine gewisse, wenn auch nicht vorbehaltlose, Zustimmung finden. Alledem steht die Meinung anderer gegenüber, daß der Rück versicherungsvertrag schon während seines Bestehens die An- bahnung der russisch-französischen Entente nicht gehindert habe, daß ihr Gang auch durch feine Beibehaltung nicht verzögert worden wäre, und daß die Enthüllung seiner Nichkocrlängerung kaum wesentlich jene Entwicklung beschleunigt habe. Don dieser Seite kann geltend gemacht werden, daß in Frankreich schon in den 80er Jahren die Revanche-Idee wieder lebhaft betrieben wurde; daß französische, polnische und panslawistische Beslre- bungen den Zaren »nd seine Umgebung gegen Deutschland auf zubringen suchten; daß Bismarck bereits 1887 im Bewußtsein einer gefährlichen Spannung den deutsch-österreichischen Bündnis vertrag veröffentlichte und in der Rede zu der damaligen Militär- Vorlage von dem drohenden Zweifrontenkriege sprach; dah ferner schon vorher das Wort Skobelews bekannt geworden war: «Der Weg nach Wien führt über Berlin' und daß 1888 die erste russi sche Anleihe in Frankreich begeben wurde, während aus Deutsch land die russischen Werte durch das Beleihungsoerbot aus getrieben wurden. Zn denen, die überzeugt sind, daß die russisch-französische Entente auf jeden Fall ihren Weg gemacht hätte, tritt jetzt Otto Hammann, bis vor kurzem Ministerialdirektor des Auswärtigen Amtes, in seiner soeben herausgekommenen Schrift «Der neue Kurs'. Das nicht sehr umfängliche Buch eines Mannes, der über 20 Jahre im Auswärtigen Amte die Presseabkeilung und mit der Zeit wohl auch noch einiges mehr geleitet hat, ist reich an Inhalt und im besonderen auch an Beziehungen zur Gegenwart, so daß wir uns heut auf eines der Kapitel beschränken, die am meisten die augenblickliche Anteilnahme auf sich ziehen, lieber den Der- fasser und sein Schriftwerk wird ein anderes Mal noch etwas zu sagen sein, heute mögen seine Beiträge zu jenem bedeutsamen Problem für sich sprechen. «Die russisch-französische Entente', schreibt Hammann, .war tief in den beiderseitigen Interessen und Bestrebungen begründet. Reibungen gab es nirgends. Auf der einen Seite erfüllte französische Herzen der Wunsch, die Republik noch allen jenen inneren und äußeren Schwierigkeiten der 80er Jahre als bündnisfähige Großmacht anerkannt zu wissen. Rußland war das einzige Land, in dem eine in den oberen Schichten wachsenden Einfluß gewinnende Partei existierte, die auf einen Krieg mit den Zentralmächten hinarbeitele. Entente und Allianz mit Frankreich waren für Rußland billig zu haben, um Elsaß- Lothringen konnte und brauchte es nicht zu fechten, konnte sogar die alte Freundschaft seines Herrscherhauses mit der Dynastie der Hohenzollern weiter unterhalten, und doch war ihm Frankreichs diplomatischer und militärischer Beistand für jeden Fall, in dem es zu Verwicklungen mit den Zenkralmächtcn kommen konnte, unbeirrt sicher. Diese Sicherheit steigerte sich noch mit dem Grade, in dem Rußland der Milliardenschuldner Frankreichs wurde." Hammann ist überzeugt, daß der Wert der Bismarckschen Rückversicherung ebenso wie die Folgen des (Laprioischen Ver zichtes darauf überschätzt worden seien, und er erklärt sich das als einen Ueberrest aus der Zeit der erbitterten Kämpfe, die BiS- marck nach seinem Sturze führte. Er gibt fesselnde Hinweise auf den mutmaßlichen Inhalt des Vertrages, für dessen öffentliche Kenntnis bisher jener Aufsatz der «Hamburger Nachrichten" die einzige Quelle bildete, und den man danach, wie er glaublich mach^ bisher nur zum Teile gekannt hat. Jenes Blatt halte lediglich mik- geteilt, beide Reiche hätten sich gegenseitig zu wohlwollender Neu- tralität für den Fall verpflichtet, daß eines von ihnen von dritter Seite angegriffen würde. Danach würde also Deutschland einen etwaigen Angriffskrieg gegen Rußland nicht mitgcmacht und um gekehrt Rußland in einem französischen Angriffskrieg gegen Deutschland in einer wohlwollenden Neutralität beharrt haben. So weit war ersichtlich der Geheimoertrag auch mit dem Drelbund-Ver- traae vereinbar, der ja ebenfalls nur ein Schutzbündnis war und Oesterreich-Ungarn sogar die Freiheit ließ, bei einem Angriffe Frankreichs auf Deutschland neutral zu bleiben. Hammann fügt noch hinzu, die Wiener leitenden Persönlichkeiten hätten von den deutsch-russischen Abmachungen gewußt und im Vertrauen auf Bismarcks Loyalität und diplomatische Meisterschaft keinen An stoß daran genommen. Freilich, so fährt er ungefähr fort, konnten auch für diese Meisterschaft auf dem Balkan sehr ungemütliche Umstände eintreken. Auch der Staatssekretär Freiherr von Marschall hat ja, als die Sache im Reichstage zur Sprache kam. die nachdenkilche Frage behandelt, ob wir nicht in die schwierige Loge kommen könnten, entscheiden za müssen, wer der Angreifer und wer der Angegriffene sei. Wahrscheinlich aber ging der Inhalt des Vertrages, wi« gesagt, noch weiter, als man bisher wußte. Sonst hätte -er voll-
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