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MM Dir „Welßrrib. Zeitung" erscheint wöchentlich drei mal: Dienstag, Donners tag und Sonnabend. — «reis viertesjährlich 1 M. M Pfg., zweimonatlich S4 Pfg., eimnonatlich 42 Pfg. Einzelne Nummern IO Pfg. — Alle Postan- statten, Postboten, sowie die Agenten nehmen Be stellungen an. Wchmtz-Mng. Amtsblatt Inserate, welche bei der bedeutenden Auslage deS Blattes eine sehr wirk same Verbreitung finden, werden nut 10 Pfg. die Spaltenzeile oder deren Rauin berechnet. — Ta bellarische und complicirte Inserate mit entsprechen dem Aufschlag. — Einge sandt, im redaktionellen Theile, die Spaltenzeile 20 Pfg. für die Königliche Umishauptmannschaft Dippoldiswalde, sowie für die Königlichen Amtsgerichte und die Stadträthe zu Dippoldiswalde und Irauenstein Verantwortlicher Redacteur: Carl Ithnc in Dippoldiswalde. Nr. 149. Donnerstag, den 20. D^ember 1883. 48. Jahrgang. «Lokales und Sächstsches. Dippoldiswalde. Auf mehreren sächsischen Bahnen werden jetzt sogen. Omnibuszüge eingerichtet, deren Konstruktion wesentlich von der jetzt gebräuchlichen Wageneinrichtung unserer Eisenbahnzüge verschieden ist. Am 18. Dezember pasfirte ein solcher die Linie Freiberg-Dresden. Derselbe, gebaut von der Ma schinenbau-Aktiengesellschaft Nürnberg in Bayern, bildet mit der Maschine und dein Raum zur Aufnahme der Passagiere nur ein Ganzes. Jener Raum besteht aus einem sogenannten Parterre und einer aufgesetzten Etage. In ersterem Raume befinden sich 3 Koupees ä 10 Personen für die 3. Klasse und 2 Koupees für die Passagiere 2. Klasse. Beide mit einem Längen durchgang. Die obere Etage, welche über die ganze Länge des Omnibusses sich hinzieht, hat nur 3. Klasse und laufen die Sitze an den Langseiten hin. An jeder Seite dieser Etage befinden sich 9 Fenster und ist Platz zur Aufnahme von 50 Personen. Zwischen dem Maschinenraum und dem Eingänge zu der 2. Klasse ist noch ein kleiner Raum zur Ausnahme des den Zug führenden Beamten rc. Der Traglast ent sprechend, sind die Achsen und Tragfedern von be deutender Stärke. Der ganze Bau selbst bietet eine interessante Erscheinung. — Am vergangenen Montag fand bei der König!. Amtshauptmannschaft die Verpflichtung der nachfolgen den Herren Gemeindevertreter statt: des Gemeinde- Vorstandes Gottlieb Leberecht Lehmann von Börners dorf, Gemeindevorstandes Johann Gottlob Kröher von Kleincarsdorf, Gemeindevorstandes Karl Gottlieb Liesack und Gemeindeältesten Julius Gustav Schöne von Hänichen, Gemeindevorstandes Karl Gottlieb Herfurth und Gemeindeältesten Karl Gottlieb Gietzelt von Luchau, sowie des Gemeindevorstandes Friedrich Traugott Küchler von Wittgensdorf. Sämmtliche der genannten Herren sind für ihre betreffenden Aemter von ihren Gemeinderäthen wiedergewählt worden. Dagegen sind neugewählt und an demselben Tage ebenfalls mitverpflichtet worden: Herr Gemeinde vorstand Heinrich Ferdinand Querner von Börnichen bei Poffendorf und Herr Gemeindeältester Karl Wil helm Kleinert von Hänichen. — Am Nachmittag des 15. Dezember hat sich in Seyde bei Frauenstein der Hausauszüglcr und Zim- mergesell Karl Ehregott Fischer, zweifellos infolge von Schwermuth, durch Erhängen selbst entleibt. Frauenstein, 16. Dezbr. Sowohl vor acht Tagen, als auch heute, mar das hiesige Gotteshaus sehr zahlreich besucht. Galt es doch, die Herren Gast prediger Pastor Bräuer aus Hundshübel und Diakonus Langer aus Leisnig zu hören. Ersterer predigte vor acht Tagen in trefflicher Weise aus Grund des Textes Jes. 40, 1—5, von der Verheißung der Offen barung des Herrn und kennzeichnete 1. die Gaben des Herrn für die Seinen, die auf seine Erscheinung warten und 2. die Pflichten derselben. — Als herz gewinnender, gewandter und eifriger Kanzelredner zeigte sich beim heutigen Gottesdienste Herr Diakonus Langer aus Leisnig. Derselbe betrachtete auf Grund des heutigen Sonntagstextes l. Mos. 49, 18: „Das Gebet des sterbenden Jakob: Herr, ich warte auf dein Heil! als einen Gruß an den kommenden Heiland" Der Herr Gastprediger beantwortete erstens die Frage: Wer ist der Herr? (a. der Schlangentövter, d. der Held aus Juda, v. der große Lehrer, <1. der heilige Hohepriester, o. der gesalbte König und Weltbeherrscher) und dann zweitens: Wie warten wir recht auf den kommenden Heiland? Wenn wir u. wie Abraham im Glaubensgehorsam thätig sind, b. wenn wir wie Isaak als Mann der Liebe still warten, o. wenn wir wie Jakob mit Fleisch und Blut kämpfen, um zu beten: Herr, ich warte auf dein Heil! — Nächsten ersten Weihnachtsfeiertag, Dienstag, den 25. Dezember, nicht nächsten Sonntag, wie ursprünglich bestimmt war, hält Herr Nealschuloberlehrer I)r. <pbil. Karl August Turke aus Chemnitz seine Gastpredigt hier. Bärenstein, 18. Dezbr. Am 17. Dezbr. d. I. ist der Zimmermann Hanke aus Johnsbach in der Papierfabrik von Trump L Co. in Hammer-Bärenklau von einer Transmissionswelle erfaßt und in Folge dessen ihm der Unterschenkel dermaßen zerschmettert worden, daß die Amputation erfolgen mußte. Lockwih-Grund. Auf der neugebauten Straße im Lockwitzgrunde (Sobrigauerflur, Amtshauptmann schaft Dresden), welche erst kürzlich an di« Gemeinden übergeben wurde, sind am Freitag, Vormittags gegen 10 Uhr, wiederum mehrere Felsblöcke auf die Fahr bahn niedergegangen. Einer derselben von bedeuten der Größe war auf die andere Seite der Straße ge flogen und hatte eine Steinsäule der Schutzbarriere nach dem Wassergraben der Nüger'schen Fabrik zer brochen. Vor ca. 6 Wochen ereignete sich ein ganz ähnlicher Absturz an der nämlichen Stelle und noch immer begnügt man sich nur mit Aufräumungsarbeiten! Hoffentlich wartet man nicht erst, bis es ein Unglück gegeben hat, ehe man die größere Abflachung des fraglichen Hanges und die Entfernung aller gefähr lichen Felsbrocken auf demselben vornimmt. —k. Dresden. Das „Dresdner Journal" veröffent licht das Gesetz, die provisorische Forterhebung der Steuern und Abgaben im Jahre 1884 bete. Nach demselben werden, vorbehältlich der definitiven Negulirung durch das zu erlassende Finanzgesetz, fort erhoben: die Grundsteuer nach vier Pfennigen van jeder Einheit, die Einkommensteuer, die Steuer vom Gewerbebetrieb im Umherziehen, die Schlachtsteuer, ingleichen die Uebergangssteuer vom vereinsländischen Fleischwerke, die Erbschaftssteuer und der Urkunden stempel. Alle sonstigen Abgaben, Natural- und Geld leistungen, welche nicht ausdrücklich aufgehoben sind oder aufgehoben werden, bestehen vorschriftsmäßig fort. — Die zweite Kammer bewilligte in ihrer Sitzung am 17. Dezember die von der Staatsregierung geforderten Summen für Einrichtung der Gasbeleuch tung in den Eisenbahnzügen, für weitere Ausdehnung der Dampfheizung der Personenzüge und für Ver mehrung des Transportmittelmaterials der Staats eisenbahnen, und überwies den Antrag der Sozial demokraten, die Herstellung geschlossener Bremserschutz häuschen an dem Wagenmaterial der Staatsbahneu an die Finanzdeputatio». — Zentralwcichenapparate kommen jetzt, nachdem sich ihre Brauchbarkeit zur Evidenz erwiesen, bei den sächsischen Bahnen mehrfach zur Aufstellung. Von den drei derartigen Apparaten, welche neuerdings auf dem Bahnhofe Zwickau zur Aufstellung gelangten, ist einer vor einigen Tagen in Betrieb gesetzt morden. Ein jeder dieser Apparate befindet sich separat in einem eigens hierzu hergestellten kleinen, niit einem Stock werk versehenen Gebäude, in welchem die Bedienung vom Stockwerk aus erfolgt. Mit dem Zentralweichen- system wurde auf den sächsischen Staatsbahnen zu Beginn der 70er Jahre der Anfang gemacht, und zwar führte man dasselbe zuerst am Kurvendreieck bei Werdau ein. Daß es sich bewährt hat, beweist der Umstand, daß man damit weiter vorschritt, indem dasselbe bereits auf mehreren größeren Bahnhöfen eingesührt wurde. Die Vortheile, die dieses System dem andern gegenüber bietet, liegen darin, daß eine Anzahl Weichen von einem Punkte aus und von einer Person, und zwar jede einzelne mit größter Sicherheit bedient werden können. Man findet an einem Zen tralweichenapparat unter Anderem eine Vorrichtung, mittels welcher zwei Weichen, die zwei nebeneinander liegende Geleise verbinden, derart verbunden sind, daß dieselben nur durch einen und denselben Hebel gestellt werden und die eine automatisch durch die andere in eine fortwährend korrespondireude Stellung gebracht wird, so daß sich ein Jneinanderfahren der Fahrzeuge also zur Unmöglichkeit gestaltet. Wie durch die Blockeinrichtung das Aufeinanderfahren der Züge auf freier Strecke dadurch verhindert wird, daß die Züge nur in Blockdistanzen aufeinanderfolgen können, so kann zufolge einer Vorrichtung am Zentralweichen apparat die Einfahrt eines Zuges in den Bahnhof nur dann erfolgen, wenn der jeweilige Aufsichtsbeamte (Vorstand oder Assistent) das betreffende Zeichen von seinem Dienstzimmer aus durch eine mit dem Weichen apparat in Verbindung gesetzte Kurbelvorrichtung ge geben hat. Der den Weichenapparat bedienende Weichenwärter kann also selbstständig keinem Zug Ein laß gewähren, weil ihm der Hebel für das optische Signal „freie Fahrt" so lange verriegelt ist, bis das erwähnte Zeichen vom Aufsichtführenden gegeben wurde. Dieser Vorgang giebt sich dem Weichenwärter dadurch kund, daß am Apparat eine Glocke ertönt und eine Scheibe sichtbar wird, worauf sich die Nummer des jenigen Geleises ausgezeichnet findet, welches für die Einfahrt des bevorstehenden Zuges bestimmt ist. Da mit findet zugleich eine Entriegelung der Hebel für das Einfahrtssperrsignal, sowie für die betreffende Spitzweiche statt, alle übrigen in Frage kommenden Weichen aber werden gleichzeitig arretirt. Man sieht hieraus, daß dieses System nicht nur wesentliche Er sparnisse an Weichenbedienungskräften, sondern auch erhöhte Sicherheit sür den gesummten Eisenbahnbetrieb bietet. - . — Die Verfassung der sächsischen Städte ist durch aus noch nicht einheitlich geregelt. So bestehen namentlich hinsichtlich der weltlichen Coinspektion bei der Kircheninspektion Differenzen, auf welche eine der zweiten Kammer eingereichte Petition des Stadtraths zu Oschatz aufmerksam macht. In einigen Städten wie Dresden, Leipzig, Chemnitz, Pirna, Meißen u. s. w. wird die Kircheninspektion nur von der zuständigen Superintendentur und dem Stadtrathe gebildet, während in andern mit revidirter Städteordnung die Kirchen inspektion sich aus der Superintendentur, der Amts hauptmannschaft und dem Stadtrathe zusammensetzt. Stadtrath und Amtshauptmannschaft sind aber völlig koordinirte Behörden, die in keinem Zweige der Ver waltung nebeneinander zu arbeiten haben, so daß die Kompetenz der einen Behörde die der andern aus schließt. Mit Beziehung auf diesen Widerspruch bittet die obige Petition um eine einheitliche Regelung dieses Verhältnisses. Die Deputation schlägt in ihrem Be richt der Kammer vor, dieselbe der königl Staats- regiernng zur Erwägung zu überweisen. — Die Aktienbierbrauerei zum Felsenkeller bei Dresden gewährt im abgelaufenen Geschäftsjahre eine Dividende von 20 «/» — 60 Mark pro Aktie. Tharandt. Die Königliche Forstakademie zeigt in diesem Wintersemester eine Frequenz wie nie zuvor, selbst die Zeit nicht ausgenommen, zu welcher über Landwirthschaft mit gelesen wurde. Im Ganzen hat Tharandt jetzt 132 Studirende, wovon 71 Sachsen und 61 Nichtsachsen. Von den Sachsen sind 59 Aspiranten für den höheren Staatsforstdienst, während die übrigen 12 in den niederen Staatsforstdienst oder in Privatdienst einzulreten gedenken. Die große An zahl von Ausländern ist jedenfalls der beste Beweis, daß der Ruf der sächsischen Forstakademie weit über ihre Landesgrenzen hinausreicht. Von den 61 nicht sächsischen Studenten stammen aus Böhmen 18, Preußen 14, den russischen Ostseeprovinzen 5, Ungarn 4, Polen 4, Niederösterreich 3, österr. Schlesien 3, Mähren 1, Altenburg I, Weimar l, Gotha 1, Neuß j. L. l, Mecklenburg 1, Württemberg 1, Dänemarck 1, Norwegen l, Ostindien 1. Plauen i. V. In mehreren hiesigen Fabriken ist jetzt der Freitag als Zahltag eingeführt worden; man will besonders dadurch verhüten, daß bereits kurz nach Empfang des Geldes ein guter Theil desselben im Wirthshause verjubelt wird, wie es jetzt in der Nacht zum Sonntag so vielfach der Fall ist.