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^272-2 Vorabend-Blaü 54. Jahrgang. 49. Mittwoch, 18. Februar 1929. Gegründet 1836 Drabtanichchl: ««ch,lchl»» V«n»Iprrcher.Sa>7im»tini>nm«r »»»««. A»ir Or Nach«g»sp,Schr: »t»»N. »«»rloüSIirlich I« Dresdrn >md Vororten bei jweimaliaer Zukragun« sowie bei ein- VLvUl)k malizer »Zustellung durch die Post (ohne »estellgeldi ».85 m., ,-ionoNtch 2,So M. ,, Di« l ipallia« 87 n>i,i breite geil» 1.20M..!>> Anzelgen-Preise. l»Ier?.u 10°/» Ausickl»». Aus Anzeigen unter >>. utn- u. LerkLujr 28"/«. VorzuacpILste laut «derahl. Ein-eiprcis d. Vorabeiiovlattes 1» Pf. Schristtemidg und Lautch,«schSsI-Mlr-. Merieüflreste »ru-ü «. Verl«« von viepsch » Veicherbl in Lre»b«. Postsch^Aonto «»»»» VetPstl,. Äochdruck »ur mit deutlicher Sue0enan«ab« (»Dresdner stiachr."» zulüilsi» — 7Inverlangte i?chrMSche werden uichl vtt/dewobrt. «««« Wvilmsnkv. Wolkkrsmm VSfkÄuf NUI- VI»<1 V5rl^«^U8. ^inkstkaks bis. 16. Wsllmafks. Die Anlwortnoke -er Alliierten. Paris. 16. Hellr. Die Ageuce Hamas voröjsentlichi soigendeu Text der nach Berlin abgeaangenen Note: Dt« Alliierten haben mit Aufmerksamkeit die Mit teilung ««prüft, die von der deutschen Negierung "m 2ü. Januar 1S2» an sie gerichtet wurde, und in der die schwere« Holge« sowohl wirtschaftlicher wie »oli tisch er Natur dargclegt werden, die ans der Durchsührnng der in den Artikeln 228 und 266 über die Ausliefernng der angcklagteu Deutschen enthaltene» Bestimmungen «urch für die Dnrchführnug des Hriedensver- trage-, vom 38. Juni INI» selbst erwachsen würden. Die Mächte stellen zunächst fest, datz Deutschland erklärt, au,er stände M sein, die für es aus den »den erwähnten Artikeln des von ihm Unterzeichneten Bert rage» sich ergedenben Bcr- pslichtungen cinznhatteu. Sie behalten sich vor. das ihucil and dem Bertrage »stehende Recht in dem Maste «nd in de» Horm zur Anwendung zu bringen, wie es ihnen zweckmäistg erscheint. Unter dieser Voraussetzung nehme» die Alliierten Akt von der durch die deutsche Negie- ,-ung abgegebene« Erklärung, dast sie bereit ist. vor dem »berste« Reichsgericht in Leipzig unser,,ügUch ein mit de» vollständigste« ktzarautlen versehenes Ltrasversahre» gegen alle Dentscheu einznleiten, deren Austicscruug die alliierten nnd assoziierten Mächte zu verlangen kcabiichtige» Die von der dentscheu Negierung selbst vorgeschlageiie, Non ihr unverzüglich in die /-and zu nehmende Stras- uersolgung ist vereinbar mit der Dnrchsührnng des Artikels 238 des HriedensvertrageS und ausdrücklich am Ende deS ersten Absatzes dieses Artikels vorgesehen. Me tren dem Buchstaben und den« Geiste des Vertrages, werdcn die Alliierten sich hüten, sich irgendwie in das Berf ähren, die gerichtliche Verfolgung nnd da» Urteil e i ».',» m i sche n . um so der deutjckzen Negierung ihre »olle und ganze Verantwortlichkeit zu überlassen. Sie be halten sich vor, »n Hand der Tatsachen den gute» Glauben Deutschlands, die Berurteilnng der begangenen ö Zerbrechen dnrch Dentschlaud. nnd de« aufrichtigen Wunsch, a» deren Bestrafung mit,»wirken. zn bemessen. Sie werden sehen, ob die deutsch« Regierung, di« sich ansterstande erklärt hat, die Lckzuldigeu zur Aburteilung zu oerhasten und den Alli ierten zu übergebe», wirklich entschlossen ist. sie selbst vor dem Reichsgericht in Leipzig ab,»urteilen. London. 17. H-eür. «Meldung des ,.N. N. C."> Die Keuerlich an Holland in der Auslicferungsfrage gerichtete Note lautet: Die Mächte wünschen von der Regierung Ihrer Majestät keineswegs, datz sie non ihrer traditionellen Politik avgchen soll, sondern dast sie nur den Charakter ihres Ersuchens er wägen möge. Dieser Charakter wird ihrer Ansicht nach nicht hauptsächlich von- der holländischen inneren Gesetz gebung bestimmt, und dieser Charakter wurde nicht gehörig non Holland beachtet. ES handelt sich nickt um die Frage des Prestiges, nnd Sic Mächte können nicht warten, bis der Weltgerichtshof gegründet word-n ist, der die Akesugnis Hai, die internationalen Vergehen zn untersuchen, für die die Mächte die verantwortlichen Anstifter der Kata strophe des grosten Krieges ,znr Verantwortung ziehen. Es ist gerade der von ihnen verlangte Prozeß. der den Weg für die Gründung eines derartigen G-r-cktshofes führen würde. Er wäre cs aber nicht, wenn die Regierung Ihrer Majestät auf ihrer Ablehnung besteht, den Exkaiser anSzir- liefern, wenn sie eine unangenehme Präzedenz schaffen würde, Sie gerade geeignet ist. jeden Schritt dieses internationalen Gerichtshofs» aegen hochgestellte Vertreter unmöglich zu machen. Die holländische Regierung scheint nicht zu erwägen, dost ihr. zusammen mit amdeuem zivilisierten Mächten, die Aus gabe obliegt, »ie Bestrafung für Vergehe» gegen die Ge rechtigkeit »nd die Grundsätze der Menschlichkeit sicherz«, stellen, nnd eS ist ein solches Vergehen, für welches Wil helm von Hohenzoller« zweifellos eine «roste Ver, »ntworUichkeit trägt. Es ist ««möglich, an der »lollek- tivkraft dieser Note vorüderzugehen. Die holländische Regierung hat zweifellos nickt ver gessen, dast die Politik und das persönliche Verfahre» des Ma-nmes, dessen Auslieferung von den Mächten »'erlangt wird, etwa 10 Millionen Männern das Leben geiostet hat, daß diese Taten für die Verletzung und die Schädigung der Gesundheit einer dreimal größeren ein hl von Männern, für die Unbenn-tzbarmackni»g nnd Verheerung von Millionen OMrdrabmeilen Boden in Ländern, die früher friediani, fleißig und glücklich waren, und für di: Belastung der Welt mit Kriegsschulden, die in die Milliarden gehen, verant wortlich sind, und datz unter den Opfert» auch solche sind, die ihre eigene Freiheit und die gleich falls die Freiheit Hollands verteidigt haben. Tie wirtschaftliche und soziale .Existenz all dieser Nationen ist in Verwirrung ch-b rächt Gleichzeitig haben die Alliierten, um der Wahrheit und der Gerechtigkeit zum Dnrchbruch zu verhelfe», be schlossen, eine interalliierte gemischte Kommis sion zu beauftragen, eingehend und im einzelnen die Straftaten eines jeden, dessen Schnld durch die Unter suchung der Alliierte» festgestellt wurde, zu sammeln, z» oerössentlichen nnd der deutschen Regierung mitzuteile«. Endlich halten die Alliierten daraus, in formeller Weise 5» erklären, dast das Verfahren vor einer Gerichtsbarkeit, wie sie vorgeschlagen wnrdc. in keine»» Halle die Bestim mungen der Artikel 238 bis 2»» des Friede iisvertrageL, aus- hcl-en kann. Die Mächte behalten sich dos Recht nor, zu prtifen. ob das von Deutschland norgcschlagene Verfahren, das nach Deunchlamds Versicherung den Angeklagten volle Rechtegaranticu sichern sott» nicht schliestlich daraus hinaus- laust, die Schuldigen der gerichtlühe« Bestraf»».«« für ihre Vergehe« zu entziehe»». Die Alliierten werden in eine»« solchen Hatze „olt nnd ganz ihr Recht ansiiben und die Schuldige» nur ihre eigenen Gerichte stelle«. lgez.s Lloyd George. Berlin, >7. Febr. Wie »vir erfahren, hatte der fran zösische Geschäftsträger in Berlin nach Kennt- niSnahme des Inhalts der zweite» Eni 'nieiwie in der Aus- liefernngsfrage -de»» Wiinstl, ausiv'prochcn. die Note nicht überreichen zu müssen. Auf Ersuchen des französischen Kabinetts wurde daraufhin der englische Geschäfts träger in Berlin mit der lteberreichurig au die deutsche Regierung beauftragt. Dadurch erklärt sich die Verzöge rung in der Ueberretchung der Rote, die ursprünglich schon am Sonnabend erfolgen sollte. Rotterdam» 17. Heb». „Times" meldet: Di: Metren f ü r d,i e A ns lief« r u n g der Derrt'chcn standen glich am Sonnabend noch 8 : 2. Die fr«m<iöjischk! Auffassung. (E ignLr D r a b t b c r i ck t e c ->- Dresdner N a ch » i ch i e n.s Gens, 17. Aebr. „Journal des DeSats" bringi einen Be richt aus dem Ministerium des Nenne: cn, der von der fran zösischen Anfia'snng zn den Beschlüssen der Lon doner Konferenz bandelt. Danach ist kein offizieller V e r z i ch t aus die 2t n s lies e r u n z c ri ausgesprochen morden, für di: Hrankrech die juristischen Vorbereitungen fori'etze. Di: knrziristigc 2K'rtagn»g des A-uslieferiings-- begehrc»lS würd-e z»vei Morrate nicht übersteigen. In läng stens zwei Monaten würden die endgültigen Cni'cheidiiugen über die deutschen Knegsoer'brechcn in Paris sallcu. worden. St: sind jetzt von Honiger und M-uige! hürngesnch!. Das sind di« WoeckliÄtz"»» Folgen dos Krieges, dessen An stifter WilheHm 11. »vor. Die Alliierten könnein ihr Erstaumeir darübeir nicht ver bergen, d-Zß in Ser holländischen Antwort kein einziges Wort zu si-nden ist, das die Vergehen des Ex kaisers tadelt. >!'» Wie ist es möglich, der» jemand nicht unter den Eindruck der realtsonären Manifestation«»», die der Weigerung fotzten müssen, kommen würde. Es rann lannr Hollands Wunsch sein, sick selbst durch derartige Aus sackung seiner Verpflichtung au sie Mal ö der Volksgenieiu- jchast ZN stellen. Die Mächte wiinfchen, die holländische Re gierung daran zu erinnern, dost, iverm Holland in seiner Haltung der Gleichgültigkeit Hinsichtlich her Aurveieirheit der exkaiserlichen Familie ans ihrem Gebiete »o «alle - bei Deutschland vevha-rrt, es daimrch die Verantwortlich- kcit nicht »>ur dafür, dag sie den Augoschnldigten in Schutz genommen Haben, mrf sich ninrnr!!, sondern »uch die Ver,a-nt- ivortitchksir für di« Propagandg, welche so gefährlich für Europa »nid für die ganze Welt ist. Die Rechte, iveWc die Mächte laut den strengste»» Grundsätzen des Völkerrechts besitzen, erteilen ilmon die Macht und das Recht und macken es ihnen zur Aufgabe, solch: Maßnahmen zu treffen, wie sie ihre eigene Sicherheit verlangt. Die Mächte können den peinlichen Eindritck nicht Her bergen. welche» die Ablehnung -er holländischen Negiernug, den Exkaiser auszulieserii. auf sie gemacht hat. besonders weil Holland mit keinem Wort gewisse Vo rsorgc mah nahm en erwähnt hat, sei cS, dast diese an Ort und Stelle getroffen werden, oder sek es, dast der Exkaiser in »vester Entfernung von der Szene seiner Vergehen gehalten uird cs ihm somit unmöglich gemacht wird, einen fatalen Ein- finst airf Deutschland auszuüben. Obwohl ein Vorschlag dieses Charakters sich nicht vvll» kommen mit dem Gesuch der Mächte gedeckt hätte, würden diese dennoch den SiewciS der Gefühle erbracht haben, welche Hvllrnd zweifellos auch liegen must. Die Mächte weisen daher die holländische Negierung feierlich nnd nach drücklich auf das Interesse hin» welches sic einer neuen Erwägung der ihr nnterbrciteten Hragen bcimesse«. Sie verlangen, dast es deutlich verstanden wird, welch eine ernste Lage für Holland daraus entstehen könnte, wenn die holländische Regierung nicht die Ga rantie» bietet, welche Europas Sicherheit erfordert. Die letzte Rede des Priisidenlen Poirrearä. Paris, in. Hebe. Präsident Poincar« sagte in Verdun in seiner letzte» G'fiziellen Rede: Man tmbe im FriedenAvertragr Deutschland kein« Strass »lisch ädi» gnngeu t!t auserlegt. Man habe nicht einmal die Rück erstattung der Kriegskoslcn verlangt, sondern nur die Zah lung der Mrlitärpensionen und der materielle»» Kriegsschuld. Deutschland habe sich verMichtet, ein bestimmtes Quantum Kohle an Frankreich zu liefern, ferner diejenigen seiner Offiziere anAznliefern, welche sich Vergehen gegen das ge-- nieine Reckt hätte»! zni'chnlöen kommen lassen. Wer könne zulasten, dass diese von Dentschlaud »nrrerzeicknetcn Ver sprechungen nickt gehalten würden? Die bctdsn ehr-- maligen Kaiserreiche von Mitteleuropa würde« vor der Nocknvelt einig die Schuld für die Missetaten, die sie absichtlich vornereitet und begangen hätten, zu tragen haben. Was auch immer die endgültige Haltung Derrtsr^ lauds sein möge, man mucke sich dessen versichern, dast sei«« E n t w assn n n g endgültig sei und dast es nicht insgeheim seine EroherrmgL- und Beherrschungsmacht »nieder aus- richreu könne. Poincar«' schloß: Reisten wir ihn» den Degen aus den Hände»! Erlauben wir nicht, daß eS die Stück« davon wieder znsammenliest! Dirlden »vir nicht, dast die Kaiserreiche, die das Völkerrecht verletzt haben, sich ins» geheim wieder reformieren, n-m es mit einem neuen Arien tat zn bedrohen! PvinearR hat kürzlich von der Kammer in offizieller Weise den Dank für seine Haltung während »des Krieges ausgesprochen erhallen. Cr bemüht sich jetzt, noch einmal stark ins -Horn zu blasen, »vm dieses Dankes würdig zu er scheinen. Sachlich ihn: zu erwidern, lohnt sich nicht. Er lügt heute, rote er immer gelogen hat, und hat es mit füll ebznmachcn, ob durch di« Fortsetzung dieser Berleumdnngs- prrümgan-a sonderlicher Ruhm ans Frankreich gehäuft wird. Rekruten-Einziehungen in Frankreich. iSig,ner Drahtbericht der „Dresdn. Nachrichten".) Paris, 17. Hebr. Die beschleunigt« Einziehimg des R-elinteniahrMnges igUi, »vowit bereltS beg-onne»l ist, hoi di-c volle AnsmerLsamkeit der Oppositionspress-e gesunden, welche iiber di-ese Eile ziemlich beunruhigt ist. Von seiten des Krieg s m inist cvi-mu-s wird h-s schlenni-ge Mastnallme damit begründet, -ast nach den größeren DnlppentranK- pvrten, die in Surien erforderlich waren, zu wenig Lvnppen für >ic,r zu «nvartende Ereignisse im Rhe-inlande zur Vclfügrrnü stehen. Hr.rnkreich hatte England „nd Amerika vr-snch.t, ihre BesatzmiKStruppen »rock längere Zeit t>m besetzten ttzebiet zu lasseu, »vomns -i« beiden vteaierun- gen jedoch nicht einAngeir. Französische. Truppen haben n u n mehr auch die von den Engländern und A m erikaue r n a n fgegeb e»»e »»- O r t e besetz e v müssen. Die Unircherke.it in Elsiast-Lothrlngen Läßt cs nicht zu, daß die d-prttgen Gau-iikilsvnerr. di« schon sehr ge schmächt sind, »rock» n-eitvre .Konringerrt: abgcöeti. Man mußte daher an ein: früher« Einzielnrng des dreSjähriaep nietrirteiiiLihrgan-ges hepanireten, womit dvtl Bedürsnisseu jedoch auch vom nicht Genüge geleistet wird. ES ist beab sichtlgt, auch San Jahrgang 19öl im Somme» ei»rz»Ziehen. — DaS alles ist natürlich leirc Mi! laris^nvus! Der unersättliche Foch. Brüssci. Ist. Heür. Der rez»ublikanische. blbgeorüiteie Ria.rin sagte in einem Vorträge in Brüssel: Demnächst werde eine Schrift des Marschalls Hock erscheinen, die Garantien militärischer Art jenseits des Rheines fordere und sensationell wirken müsse. Der Abgeordnete .erklärte dazu: „ES handelt sich um die Garantien, die uns verweigert worden sind. Solange nicht Belgien die Mün düng der Schelde hat, solange Lüttich nicht vor den deut schen Kanonen sicher ist, ist Belgien :n Gefahr, nnd ebenso ist «S Frankreich, dem man die Grenze von 1611 gegeben hat, also ein« völlig ungenügende Grenze." Don -er Londoner Konferenz. liLiancr Drahtbcrtcht der „TrcSdn. Nachricht«»»'.» London. Isi. Fcbr. Ans der Londoner Konferenz sind gestern bereits die internen Hragen der Entente z»-.- Sprache gekommen, »voran jedoch nur der englische nnd der französische Ministerpräsident mit den Finanz- und Militär- leitcrn teiluahmcn. Die Versuche Frankreichs gehen dahin, England durch ein F i n a n z b ti n dnis .zu binden, woraus man sich eine Valutaverbesscrmig verspricht. Weiter sollen die militärischen Garantien Englands für Frank reich ausgedehnt werden, wozu Huch einen Plan mitbrachte, der aber wegen seiner politischen Nebenabsichten nicht von blond George angenommen wurde. England will die Ra n d st a a t c n p ol i t i k. die Frankreich vertritt, ur» sich gegen Deutschlands Wiedercnoachcu zu schützen, endgültig beiseite legen. Die neue Note an KollanS.