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Mchentz -MW 62. Jahrgang. Donnerstag, dm 3. Dezember 1896 Nr. 139 Theile, die Spaltenzeile MPfg. ! bereits Nachmittags 4 Uhr beginnen, wodurch einem vielfach geäußerten Wunsche Rechnung getragen wird. Dresden. Infolge einer erstatteten Verordnung des Ministerium des Kultus und des öffentlichen Unter richts bezüglich der Weihnachtsferien ist den König!. Bezirksschulinspektionen die Befugntß ertheilt worden, auf gestellten Antrag dann, wenn der 33. Dezember auf einen Montag und der 3. Januar auf einen Sonnabend fällt, den Unterricht an diesen Tagen aussallcn zu lassen. Der 3. Jannur 18S7 ist ein Sonnabend. — Circus Krembser, zur Zeit in Magde» bürg, wird voraussichtlich am 4. Dezember hier ein treffen und am folgenden Tag — Sonnabend — seine Arena an der Gerokstraße eröffnen. DaS Ge bäude hat einen neuen Anstrich erhalten und im Innern sind viele Hände beschäftigt, das Aussehen freundlich zu gestalten. Direktor Krembser wird eine tüchtige Künstlergesellschaft vorführen. — Der sächsische Landeskulturrath sprach sich für staatliche Viehversicherung aus. Die Regierung hat Staatsbeihilfe zugesagt. — Der beste Schütze im 13. Armeekorps ist Sergeant Max Sonntag vom 9. Infanterieregiment Nr. 133 in Zwickau. Se. Majestät der König hat kürzlich 3 Taschenuhren für die 3 besten Schützen deS Armeekorps gestiftet. Von diesen ist jetzt die erste, eine werthvolle Taschenuhr nebst Kette und entsprechender Widmung, dem Sergeanten Sonntag zuerkannt und ausgehändigt worden. Sergeant Sonntag schoß auf 7 Schub 164 Ringe (Kaiserscheibe). Deuben. Die Frage, inwiefern der Wasserstrahl bei Berührung hochgespannter e Ie kt r i s ch e r L e i t un g e n schädigend auf den Mann (Rohrführer) einwirkt, wurde bei der am Sonntag vormittags 11 Uhr hier abgehaltenen Feuerwehrübung gelöst. An der Uebung betheiligte sich aktiv nur die Deubener Wehr, doch waren sämmtliche Wehren des Plauenschen Grunde- nahezu vollständig vertreten. Auch der Vorsitzende des BeztrksverbandeS zu Dresden, Herr Branddirektor Naumann-Tharandt, wohnte der interessanten Uebung bei. Nach begrüßenden Worten feiten des Gemeinde vorstandes, Herrn Ruvelt-Deuben, hielt Ingenieur Gertheis, vom hiesigen ElektricitätSwerke einen längeren Vortrag über Zweck und Nutzen der diesmaligen Uebung. Zuvörderst wurde am Stellplätze der Wehr unter Kommando des Hauptmannes Herrn Ehrlich- Deuben mit einer Schlauchleitung über eine dortige Niederstromleitung (weiße Isolatoren) vorgegangen. Hier, wie auch später bei derselben Manipulation gegen eine Hochstromleitung (blaue Isolatoren) ergab sich, daß durchaus kein Ableiten deS Stromes zu be merken war. Vorsichtshalber arbeiteten die Mann schaften in Gummihandschuhen. Das gleiche negative Ergebniß erzielte man später am Elektricitätswerk, ob wohl hier ein überaus starker Strahl aus dem Dampf injektor zur Verwendung kam. Indessen soll nach Angaben von Elektrotechnikern der volle (nicht zer stäubte) Strahl beim Berühren zweier mit besonder hohen Stromstärken (über 100 Volt) geladener Dräthe den Strom wesentlich auf den Mann (Rohrführer) ableiten. Dies ist jedoch, wie hier festgestellt wurde, zu verhüten, wenn der letztere ständig das Schlauch mundstück bewegt. Freiberg. Als Hauptgeschworene für die diesjährige 4. Sitzungsperiode des Kgl. Schwurgericht- zu Freiberg wurden am 28. November in öffentlicher Sitzung des Königl. Landgerichts folgende Herren auSgelost: I. Blasius, Karl Ang., Hausbesitzer und Bäckermeister in Großrückerswalde. 2. Friedrich, Guido, Riltergutsbes. und Major D. in Theisewitz, 3. Trcutler, Lothar, Privatus in Naundorf, 4. Löwe, Heinrich Ernst, Vorwerksbesitzer in Ruppendorf, 5. Kühn, Emil Richard, Fabrikbesitzer in Nossen, 0- Heyer, Adolf Alfred, Fabrikbesitzer in Hainichen, 7. Neuhaußer, Ernst Fürchtegott, Gemeindevorstand wieder mit candidatiren zu lassen. Uebrigens wirkt die fortwährende Zuführung neuer Elemente in einen Vertretungskörper, wie ein in eommunuche Verhalt« niffe Eingeweihter nur zu genau weiß, nur hemmend auf die Förderung der städtischen Interessen ein und ist das ein weiterer wichtiger Grund, der bei Auf stellung der Wahlvorschläge mit ausschlaggebend sein mußte. Nur unabhängig dastehende und da bei in öffentlichen Aemtern bereits bewährte Männer können der Stadt in richtiger Auffassung des Amtes dienen und seien daher die Vorschläge des konservativen Vereines der Bürgerschaft hierdurch noch besonders empfohlen. — In der Versammlung deS Gewerbeverein es, in welcher zuerst unter anderen interessanten Ein gängen auch die bestellten Exemplare deS bürgerlichen Gesetzbuches (Milde'S Verlag) zur Vertheilung kamen und neue Bestellungen darauf entgogengenommen wurden, hielt Herr Lehrer Buckel einen längeren Vor trag Über die Elektrizität. In der Einleitung die Grundgesetze kurz streifend, verweilte derselbe längere Zeit bei der Erklärung der in der Elektrotechnik ge brauchten Maaße. Durch Vergleichungen mit der Damps- und Wasserkraft durch Experimente (z. B. Zersetzung des Wassers zu Knallgas), durch eingehende Erlänterungen und durch Bezugnahme auf unser städtisches Elektrizitätswerk wußte er dieselben allge- mein verständlich und seine Vorführungen interessant zu machen. Nachdem er noch durch Anschluß an eine Batterie einen Elektromagneten in Thäligkeit gesetzt hatte, erklärte der Vortragende an großen Bunt zeichnungen den Vorgang bei der elektrischen Klingel, dem Telephon und dem Mikrophon, worauf in einem entfernt liegenden Zimmer von den Herren Lehrern Krüger und Schmidt in ein solches gesprochen, ge sungen und gepfiffen, auch ein Musikwerk auf dem selben in Thätigkeit gesetzt wurde, welche Schall wirkungen durch einen Schallbrecher im ganzen Saale, zur größten Erheiterung der Anwesenden hörbar wurden. AIS sogenannten Knalleffekt leitete schließlich Herr Buckel den -lektrischen Strom in eine sogenannte Getßlersche Röhre, die in den prächtigsten Farben er glühte. Ein lautes ,Bravo" dankte dem Vortragen den für seine Darbietungen, und mit Freuden nahm man von der Bereitwilligkeit desselben Kenntniß, in einem späteren Vortrage die übrigen Kapitel der Elektrizitäts lehre zu behandeln. — Der neue Dampfkessel für die Unterrichts mühle der „Deutschen Müllerschule" hier, war per Achse am Sonnabend früh von Station Edle Krone abgefahren worden, trotzdem nun 14 Pferde vorge spannt waren, war das Gefährt am Abend nur bis Ruppendorf gekommen und traf erst am Mittwoch nach Ueberwindung vieler Schwierigkeiten in unserer Stadt ein. — Bei der hiesigen Sparkasse wurden im Monate November 742 Einzahlungen im Betrage von 56 542 Mk. 8 Pf. gemacht, dagegen erfolgten 213 Rückzahlungen im Betrage von 28344 Mk. 10 Pf. — Geschäftsbericht des hies. Vorschubvereins für Monat November: Einnahme: 145 Mk. Geschästs- antheile, 20 Mk. Eintrittsgelder, 5758 Mk. Einlagen, 5500 Mk. Darlehen, 11866 Mk. Vorschüsse zurück gezahlt, 403 Mk. Provision, 863 Mk. Zinsen. — Ausgabe: 15 506 Mk. gegebene Vorschüsse, 1400 Mk. Darlehen zurück, 8029 Mk. Einlagen, 31 Mk. Zinsen, 84 Mk. Dividende, 60 Mk. Unkosten. Ltebenau. Die Vorübungen zum diesjährigen Christspiele haben begonnen. Mancher, der in den Vorjahren so oder so abgehalten war, der Feier beizuwohnen, wird seinen Besuch dies Jahr zu ermög lichen suchen. Der renovirte Thieme'sche Saal bietet nicht nur für die Bühne, sondern auch für zahlreiche Zuhörer würdige Räume. Wie verlautet, sollen zwei Aufführungen, wie früher, Abends >/'8 Uhr und eine Verantwortlicher Redacteur: Paul Ithne in Dippoldiswalde. MI. .ch,,.!«,«. MI« „» Lokales rrrrd Sächsisches. Dippoldiswalde. In drei Wochen Weih nachten! Jst's möglich? so fragt mancher, dem die Zeit allzu rasch dahin geeilt ist. Nun fragt nur die Kleinen! Gar ergötzlich ist ihr Geplauder vom Christ kinde und vom Tannenbaume. Wie pocht daS kleine Herz vor Freude und Lust, die cs sich von dem Christ feste verspricht! Wie strahlen die Augen, wie lieblich tönen ans den jugendlichen Kehlen die Weihnachts weisen I Ja, Weihnachten ist vor der Thür, der Weih nachtsmann ist auf dem Wege. Schon sind die Schau fenster gefüllt mit allerlei Herrlichkeiten. Kunstfertige Hände haben alles so vortrefflich geordnet, daß sich alles im besten Lichte zeigt. Sie sind förmlich be lagert von großen und kleinen Schaulustigen. Ein Ah! entschlüpft den Lippen — die erste Anerkennung für die Mühe und Sorgfalt, welcher sich der Aus steller hoffnungsfreudig unterzog. Doch dabei kann und soll es nicht bleiben: Der Kaufmann und der Gewerbtreibende wollen »erkaufen, sie rechnen auf ein gutes Geschäft, vielleicht soll daS Weihnachtsgeschäft gar den Ausschlag geben. Darum Väter und Mütter, kauft von euren Mitbürgern, daß sie in ihren Hoff nungen nicht betrogen werden! Selbst weitgehenden Anforderungen vermag unser rühriger und tüchtiger Kaufmanns- und Gewerbestand zu genügen. Die Freude an den Gaben ist dieselbe, als hättet ihr die Einkäufe auswärts gemacht. Und gilt das Bewußt sein, die Mitbürger in Nahrung gesetzt, ihnen durch ein gutes Geschäft die Weihnachtssreude erhöht zu haben, nicht auch etwas? Dabei vergeßt aber auch die jenigen nicht, die ihre Erzeugnisse nicht hinter großen Glasscheiben zur Schau stellen können! Wie mancher wackere kleine Handwerker würde mit Freuden bis in die sinkende Nacht hinein arbeiten, wenn es nicht an Aufträgen fehlte! Jedes Jahr entstehen in der Wirth- schafi, in Stube, Küche, Waschhaus rc. Lücken, welche die Hausfrau auSgesüllt sehen möchte. Da bietet sich Gelegenheit genug, des Nächsten Gut und Nahrung bessern zu helfen. Fast in jeder Straße unserer Stadt finden sich brave Handwerker, die unter Arbeitslosig keit leiden, denen die Sorgen um die Zukunft daS Auge trüben und den Lebensmuth rauben. — O, wie viel Glück für andere könnte das Glück in sich bergen, das wir unseren Lieben am Weihnachtsfeste bereiten? — Noch ein Wort zur Stadlverordnetenwahl. Soll eine Gemeindevertretung ihrer schwierigen Aufgabe, idie Interessen der Gemeinde zu vertreten und zu för dern, voll gewachsen sein, so bedarf sie erprobter, er fahrener Männer, die auch, wenn eS gilt, ein freies Wort reden. Die Erfahrungen für ein öffentliches Amt kommen aber erst wie in jedem Privatberuf, durch langjährige Ausübung des Amtes selbst und deshalb ist es ganz richtig, wenn der kons. Verein bei seinen Vorschlägen auf die bisherigen bewährten Vertreter zurückgriff und die Herren Baumgarten, Ludwig und Ulbricht wieder als Kandidaten ausstellte. Wenn dies nicht rücksichtlich des mit ausscheidenden Herrn Gössel der Fall ist, so hat dies seinen Grund darin, daß derselbe aus der Klaffe der mit Wohnhäusern Ansäs sigen ausgeschieden ist. An seine Stelle schlägt man in der ganz richtigen Ansicht, daß die Meinungen in einem Kollegium sich am besten klären, wenn die ver schiedenen Berufe in demselben vertreten sind, Herrn Drogist Lommatzsch vor. Bei einer Gemeindevertre tung spielt die Parteirichtung des Einzelnen keine Rolle und es ist dieselbe auch bei Aufstellung der Kandidaten unerörtert geblieben. Die städtischen Kollegien haben in den letzten Jahren wichtige Fragen, wie ,. B. in Sachen der Müllerschule, der Neuregelung des städti schen Kaffen- und Rechnungswesens, sowie in Bezug auf Straßenbauten, Elektrizitätswerk u. s. w. zu er ledigen gehabt und haben auch die ausscheidenden Ver treter ihre Kraft und Zeit hierbei mit in hochanzu erkennender Weise in den öffentlichen Dienst gestellt! ES entspricht daher auch einem Gebot der Dankbarkeit, sie Anzeiger für Dippoldiswalde und Umgegend Amtsblatt für die Königliche Amtstjauptinannschast, das Königliche Amtsgericht und dm Stadtrath zu Dippoldiswalde. Inserate, welch« bet der bedeutenden Auflage d«S Blattes eine sehr wirk same Verbreitung finden werden mit 10 Psg. die Spaltenzeile oder deren Raum berechnet. — Lä- bellarische und complicirte Inserate mit entsprechen« Di« „Weißeritz-Zeitung" erscheint wöchentlich drei mal: Dienstag, Donners tag und Sonnabend. — Preis vierteljährlich 1 M. Kb Psg., zweimonatlich 84 Psg-, einmonatlich 42 Psg. Einzelne Nummern 10 Psg. — Alle Postan stalten, Postboten, sowie die Agenten nehmen Be stellungen an.